Um nun die weiter oben angesprochene Balance zwischen Drift- und Diffusionsstrom näher zu betrachten, beschaffen wir uns nun Ausdrücke für beide Anteile: ∂n ∂p diff diff diff j = jn + jp = e Dn , − Dp ∂x ∂x (6.42) mit den beiden Diffusionskonstanten Dn und Dp . Für den durch das elektrische Feld hervorgerufenen Driftstrom gilt: j drift = jndrift + jpdrift = e(nµn + pµp )Ex (6.43) Wie schon erwähnt, kompensieren sich die beiden Ströme im Gleichgewicht. Es muss also gelten: j diff + j drift = 0 (6.44) Da die Bilanz sowohl für Löcher als auch Elektronen gelten muss, reicht es aus nur ein Ladungsträgerart zu betrachten. Somit folgt für Elektronen (analog für Löcher): Dn ∂V (x) ∂n = nµn ∂x ∂x (6.45) mit Ex = − ∂V∂x(x) . Im Bereich der Raumladungszone ist die Elektronenkonzentration ortsabhängig: ELp − eV (x) − EF L n(x) = Neff exp − . (6.46) kB T Es folgt nun e ∂V ∂n =n . ∂x kB T ∂x (6.47) Durch Einsetzen in Gl.(6.45) ergibt sich für die Diffusionskonstante Dn = kB T µn . e (6.48) Dabei handelt es sich um die so genannte Einstein-Beziehung zwischen der Ladungsträgerdiffusionskonstante und der Beweglichkeit. 6.5.2 Der vorgespannte pn-Übergang Legt man an den pn-Übergang eine Spannung an so verlässt man die Gleichgewichtssituation und als Konsequenz verschieben sich die Energieniveaus und es fließen Ströme. 191 Der pn-Übergang mit angelegter Spannung In den Bildern sind die unterschiedlichen Situationen gezeichnet, je nach Polung der angelegten Spannung. Wird eine positive Spannung an den p-dotierten Teil bezüglich des n-dotierten angelegt, dann kann ein Strom fließen. Deshalb wird dies als Vorwärtsrichtung bezeichnet. In der umgekehrten Polung — der Sperrrichtung — ist der Stromfluss stark behindert. Die Fermi-Niveaus spalten gegenüber der Gleichgewichtssituation auf. Diese werden als QuasiFermi-Niveaus bezeichnet. Da nur ein durch den Boltzmann-Faktor gegebener Teil den Potentialwall in Vorwärtsrichtung überwinden und somit zum Stromfluss beitragen kann, ändert sich der Strom exponentiell mit der angelegten Spannung, da sich entsprechend die Potentialbarriere verringert. Somit ergibt sich folgender Zusammenhang zwischen angelegter Spannung und fließendem Strom: eU gen gen I(U ) = (In + Ip ) e kB T − 1 (6.49) Dies wird als so genannte Schottky-Näherung bezeichnet. Durch das Anlegen einer Spannung in Sperrrichtung lässt sich die Ausdehnung der Raumladungszone verändern. Damit ändert sich auch die in der Raumladungszone gespeicherte Ladung Qsc ' eND dn (U )A (6.50) 192 dn (U ) ist die Ausdehnung der Raumladungszone im n-dotierten Bereich des pn-Übergangs und A die Querschnittsfläche. Aus diesem Grund ergibt sich in Schottky-Näherung eine spannungsabhängige Raumladungskapazität Csc dQsc d = = eND A dn (U ) dU dU (6.51) Zusammenhang zwischen Raumladungszonenkapazität und Sperrspannung 6.6 Halbleiterbauelemente 6.6.1 Der Bipolartransistor Der Bipolartransistor wurde 1947 von Bardeen, Brattain und Shockley erfunden. Bei ihm werden zwei pn-Übergänge hintereinander verschaltet, wobei die mittlere Schicht, welche als Basis bezeichnet wird, sehr dünn ist. Das Funktionsprinzip besteht darin, dass durch ein kleinen Strom, der durch die Basis-Emitter-Diode in Vorwärtsrichtung fließt, ein großer Strom durch die in Sperrrichtung vorgespannte Basis-Kollektor-Diode verursacht wird, der dann über den Emitter abfließt. 193 Skizze des Aufbaus des Arbeitsprinzips und des Banddiagramms eines bipolaren Transistors Der Eingang besteht im Wesentlichen aus einer Diode. Die zugehörige Eingangskennlinie entspricht also der einer Diode und lässt sich durch die Shockley-GLeichung annähern. Die Ausgangskennlinienschar zeigt erst einen steilen Anstieg und anschließend einen flacheren Teil in dem der Transistor betrieben wird. 194 Schematische Darstellung eines bipolaren Transistors und dessen Kennlinie 6.6.2 Feldeffekttransistoren Bei einem Feldeffekttransistor wird durch eine an ein so genanntes Gate angelegte Spannung, der Strom der von der Source zur Drain fließt gesteuert. Durch die Spannung am Gate wird das Fermi-Niveau im Kanal, der Source und Drain verbindet verändert, so dass sich die Anzahl der freien Ladungsträger im Kanal modulieren lassen. Es gibt in zwischen unzählige verschiedene Typen von Feldeffekttransistoren, die alle nach dem selben Prinzip arbeiten, aber sich doch in den Details wesentlich unterscheiden. Hier seien drei verschiedene Typen kurz angerissen. MOSFET Der MetalOxide-Semiconductor-FieldEffectTransistor ist der schon am längsten bekannte und verbreiteste Bauform. MESFET Der MEtal-Semiconductor-FieldEffectTransistor ist hauptsächlich aus III-V-Halbleitern aufgebaut (GaAs). HEMT Der High Electron Mobility Transistor ist auch aus III-V-Halbleitern aufgebaut, allerdings ist sein leitender Kanal aus als ein 2-dim Elektronengas ausgeführt, was Streuungen reduziert und somit zu sehr hohen Mobilitäten führt. Er wird deshalb bei Hochfrequenzanwendungen eingesetzt (Eingangsverstärker einer Satelitenschüssel). 195 Schematische Darstellung von unterschiedlichen Feldeffekttransisitoren und deren Banddiagramme 6.6.3 Laserdioden Hierbei wird die Diode so vorgespannt, dass sich ein großer Bereich ergibt, in dem Löcher und Elektronen vorhanden sind, die mit hoher Wahrscheinlichkeit strahlend rekombinieren. Durch eine Verspiegelung der Endflächen des Halbleiterchips mit einem dielektrischen Spiegel werden die Photonen im Kristall gehalten, damit sie weitere Photonen durch stimulierte Rekombination erzeugen. Die durch stimulierte Rekombination erzeugte Photonen sind kohärent zu den ursprünglichen Photonen. 196 Banddiagramm einer Laserdiode ohne und mit angelegte Spannung Der Einsatz des Laservorgangs ist durch einen deutlichen Anstieg der Intensität in der Ausgansgkennlinie gekennzeichnet. 197 Schematische Darstellung einer Laserdiode und deren Kennlinie 198 7 Supraleitung 7.1 Entdeckung der Supraleitung Entdeckung der Supraleitung 1911 — Nobelpreis 1913 Entdecker der Supraleitung, H. Kamerlingh Onnes Leitfähigkeit von Quecksilber bei tiefen Temperaturen Kamerlingh Onnes wollte, nachdem er in seinem Labor als erster einen Heliumverflüssiger entwickelt hatte (1908), das Verhalten des elektrischen Widerstands von Metallen untersuchen, wenn die Temperatur in die Nähe des absoluten Nullpunkt abgesenkt wird. Er verwendete Quecksilber, da es durch Destillation leicht zu reinigen war. Er hatte unglaubliches Glück, da Quecksilber knapp oberhalb der erreichten Temperaturen supraleitend wurde. Supraleitung ist keine Eigenschaft, die sich nur auf wenige Elemente und Stoffe bezieht, sondern lässt sich in vielen unterschiedlichen Stoffen bei unterschiedlichsten beobachten. Nachstehend sind die Elemente mit ihren Sprungtemperaturen Tc aufgeführt. 199 Supraleitende Elemente und ihre Sprungtemperatur I II III IV V VI VII H Li He Na Be 0,03 Mg K Ca Sc Rb Sr Cs 1,5 Ba 1,8 5,1 Ra Y 0,52,7 La 4,8 5,9 Ac Fr VIII B C N O F Ne Al 1,18 Si 6,67 S Cl Ar Zn 0,9 Cd 0,55 Ga 1,09 In 3,4 Se 6,9 Te 4,5 Br Kr I Xe Hg 4,15 3,95 Tl 2,38 1,45 Ge 5,4 Sn 3,7 5,3 Pb 7,2 P 4,66,1 As 0,5 Sb 3,6 Bi Po 3,9 12,85 At Rn Sprungtemperatur Tc /K Ti 0,39 Zr 0,55 V 5,3 Nb 9,2 Cr Mn Fe Co Ni Cu Mo 0,92 Tc 7,8 Ru 0,5 Rh Pd 325µ Ag Hf Ta 4,4 W 0,01 Re 1,7 Os 0,65 Ir 0,14 Au Pt Im Laufe der Jahre wurden immer neue Elemente und Verbindungen gefunden mit höheren Sprungtemperaturen. so wurde z.B. im Jahre 2001 Magnesiumborid als eine supraleitende Verbindung entdeckt. 200 7.2 Der supraleitende Zustand — ein makroskopischer Quantenzustand Bei supraleitenden Zustand erfahren zwei Elektronen mit entgegengesetztem Wellenvektor eine Anziehung unter Vermittlung des Phononensystems. Ein sehr vereinfachtes und auch nicht ganz korrektes Bild ist hier dargestellt. auf einer sich einwölbenden Membran liegen zwei Massen, die sich über die Deformation der Membran indirekt anziehen, da sich die ausbildende Oberfläche zu einer Kraft in Richtung der zweiten Masse liefert. Veranschaulichung der attraktiven Wechselwirkung zwischen zwei Elektronen über das Gitter Tatsächlich tauschen die Elektronen Phononen endlicher Frequenz aus, die zu einer anziehenden Wechselwirkung führt. Der Effekt wird durch die Theorie von Bardeen, Cooper und Schrieffer aus dem Jahre 1957 beschrieben. Die Theorie wird nach den drei Autoren als BCS-Theorie bezeichnet, 201 Die Cooper-Paare stellen nun Bosonen dar und gehorchen somit der Bosonenstatistik. Das bedeutet, dass sie alle in einen Grundzustand übergehen. Sie nehmen einen makroskopischen Quantenzustand ein, der sich durch einen komplexen Ordnungsparameter — eine Wellenfunktion beschreiben lässt. ψ(~r) = √ ns eiϕ(~r) (7.1) Dabei stellt ns die Cooperpaardichte dar, die Dichte der in Cooperpaaren gebundener Elektronen, und ϕ eine ortsabhängige Phase. Eine charakteristische Länge des Effekts ist die so genannte Kohärenzlänge ξ0 , die bei klassischen Supraleitern im Bereich 100nm – 1000nm und für die so genannten Hochtemperatursupraleiter im Bereich 0,2nm – 3nm liegen. Sie lässt sich aus elementaren Überlegungen ableiten (Pippard). An der Supraleitung beteiligten Elektronen liegen im Bereich kB Tc um die Fermi-Energie. Diese Elektronen haben eine Impulsunschärfe ∆p ≈ kB Tc /vF (vF ist hierbei die Fermi-Geschwindigkeit). Mit der Heisenbergschen Unschärferelation: ∆x ≥ ~ ~vF ≈ ∆p kB Tc (7.2) ergibt sich mit einem Faktor a der Größenordnung Eins: ξ0 = a ~vF kB Tc (7.3) Auf dieser Länge klingt die Coopepaardichte ns an den Rändern des Supraleiters ab. Sie kann vereinfacht als die Größenordnung des Abstands zwischen den gebundenen Elektronen angesehen werden. Durch das Absinken in den bosonischen Grundzustand öffnet sich eine Energielücke. Die Zustandsdichten bei der Temperatur 0K und bei einer endlichen Temperatur Die BCS-Theorie gibt die Temperaturabhängigkeit der Energielücke sehr gut wieder. 202 Vergleich zwischen experimentell bestimmten Werten für die Energielücke mit den Ergebnissen der BCS-Theorie 7.3 Der Meisner-Ochsenfeld-Effekt Das Verdrängen der Feldlinien bewirkt das Verhalten eines perfekten Diamagneten, der aus Bereichen erhöhter Feldliniendichte hinaus gedrängt wird. Dies führt zum Schweben über einem Magneten: 203 Vergleich der Magnetisierung zwischen perfekter Leiter und Supraleiter perfekter Leiter Supraleiter 204 7.4 Die London-Gleichungen Die Cooper-Paare werden im elektrischen Feld beschleunigt und erfahren keine Streuung an Gitterstörstellen noch an Phononen: ms d~vs ~ = es E dt (7.4) dabei sind ms , ~vs und es Masse Geschwindigkeit und Ladung der Cooper-Paare. Für die supraleitende Stromdichte ergibt sich dadurch: ~js = ns es~vs . (7.5) d~js 1 ~ E = dt µ0 λ2 (7.6) Aus Gl.(7.4) und Gl.(7.5) ergibt sich: mit λ2 = ms µ0 ns e2s (7.7) Die Gl.(7.6) wird als erste London-Gleichung bezeichnet. Für die Herleitung der zweiten London-Gleichung setzt man für die Wellengleichung des Cooper-Paar Gesamtsystems Gleichung (7.1) an. Die Cooper-Paardichte ergibt sich dann zu ψψ ∗ = ns . Befindet sich der ~ mit einem Vektorpotential A ~ so ergibt sich für Supraleiter in einem externen Magnetfeld B die Stromdichte: 2 ~ r)ψ ∗ (~r)ψ(~r) ~js (~r) = es ~ (ψ ∗ (~r)∇ψ(~r) − ψ(~r)∇ψ ∗ (~r)) − es A(~ 2ms i ms (7.8) Setzen wir die Wellenfunktion aus Gl.(7.1) ein so ergibt sich: 2 n e ~ s s ~ ~js (~r) = ∇ψ(~r) − A(~r) 2ms es (7.9) Bildet man nun auf beiden Seiten die Rotation und setzt λ aus Gl.(7.7) so ergibt sich: 1 ~ rot~js = − B. µ0 λ2 (7.10) Diese Gleichung verknüpft die supraleitende Stromdichte mit einem äußeren Magnetfeld verknüpft wird zweite London-Gleichung genannt. Mit Hilfe dieser Gleichung lässt sich auch der Meisner-Ochsenfeld-Effekt verstehen. Die Maxwell-Gleichung: ~ ~js = 1 rotB µ0 (7.11) ~ = grad (divB) ~ −∆B ~ = −∆B ~ = µ0 rot~j = − 1 B ~ rotrotB | {z } λ2 (7.12) in Gl.(7.10) eingesetzt ergibt: =0 205 oder 1 ~ B = 0. (7.13) λ2 Liegt an dem Supraleiter mit einer Oberfläche senkrecht zur x-Richtung ein Magnetfeld parallel zur Oberfläche ergibt sich aus Gl.(7.13) ~− ∆B ~ d2 B(x) 1 ~ = 0. − 2 B(x) 2 dx λ (7.14) ~ ~ a e−x/λ , B(x) =B (7.15) Diese Gleichung hat die Lösung: ~ dabei ist Ba die von außen angelegte Flussdichte. Die magnetische Flussdichte B(x) fällt also zum Inneren des Supraleiters exponentiell mit der charakteristischen Länge λ ab. 7.5 Das Flussquant Veranschaulichung des Ansatzes zur Herleitung des Flussquants B SL Durch Einsetzten von λ in Gleichung (7.9) ergibt sich ~ r) = ~ ∇ϕ(~r) µ0 λ2~js (~r) + A(~ es Nun wird ein Linienintegral entlang einer geschlossenen Bahn gebildet: I I I ~ 2 ~ ~ µ0 λ js (~r) · d~s + A(~r) · d~s = ∇ϕ(~r) · d~s es (7.16) (7.17) Mit Hilfe des Stokeschen Satzes kann das Linienintegral in ein Flächenintegral über die umschlossene Fläche umgewandelt werden. somit ist I Z Z ~ ~ ~ ~ r) · df~ = ΦA A(~r) · d~s = rotA(~r) · df = B(~ (7.18) A A 206 dabei ist ΦA der magnetische Fluss. Da die Wellenfunktion ψ(~r) eine eindeutige Funktion von ~r sein muss ergibt sich I ∇ϕ(~r) · d~s = ϕ2 (~r0 ) − ϕ1 (~r0 ) = 2πn (7.19) n ist hier eine ganze Zahl dann gilt: eiϕ2 (~r0 ) = eiϕ1 (~r0 ) Gl.(7.18) und Gl.(7.19) in Gl.(7.17) ergibt sich I 2 ~js (~r) · d~s + ΦA = n ~ µ0 λ es (7.20) (7.21) Die Größe auf der linken Seite wird als Fluxoid bezeichnet. Befindet sich der Integrationsweg tief im Inneren des Supraleiters, so ist dort der Strom an jeder Stelle Null und somit das ganze Integral gleich Null, so dass sich ergibt ΦA = n ~ . es (7.22) Der magnetische Fluss kann nur ein ganzzahliges Vielfaches sein des magnetischen Flussquants ~ Φ0 = = 2, 0678 · 10−15 Tesla m2 (7.23) es Das Experiment von Doll und Nähbauer 207 Bei dem Versuch wurde ein ein dünner Quarzfaden mit dem Supraleiter Blei bedampft und dann bei unterschiedlichen magnet Feldern die Temperatur unter die Sprungtemperatur abgekühlt. Den im Röhrchen eingeschlossen magnetischen Fluss wurde durch eine Drehschwingung im Magnetfeld bestimmt. Deutlich ist der quantisierte Anstieg des im Bleiröhrchen eingeschlossenen Flusses zu sehen. 7.6 Supraleiter erster und zweiter Art Die Verhältnisse zwischen ξ und λ bei Supraleitern erster und zweiter Art 208 Übergangsbereich Supraleiter erster Art Supraleiter zweiter Art Magnetisierung Supraleiter erster Art Supraleiter zweiter Art 7.7 Die Josephson-Gleichungen Bei der Kopplung zweier supraleitender Bereich über einen dünnen Isolator entstehen neu interessante physikalische Effekt. Diese Anordnung wird nach Brian David Josephson (*1940 Cardiff, 1973 Nobelpreis), der die Theorie dazu während seiner promotion in Oxford entwickelt hat, als Josephson-Kontakt bezeichnet. Die unter anderem dazu genutzt werden können um sehr empfindliche Magnetfeldsensoren so genannte Superconducting QUantum Interference Devices (SQUIDs) aufzubauen. 209 Zwei über eine dünne isolierende Schicht gekoppelte Supraleiter Sl1 Sl 2 I |Y| Y1 Y2 x Betrachten wir nun die Wellenfunktionen in den supraleitenden Bereichen, die bis zu einem gewissen Grad über die dünne isolierende Zwischenschicht koppeln können: ~ ∂Ψ1 i ∂t ~ ∂Ψ2 − i ∂t − = E1 Ψ1 + KΨ2 (7.24) = E2 Ψ2 + KΨ1 (7.25) Setzen wir die Wellenfunktionen in den beiden Teilen mit Ψ1 = Ψ2 = √ √ ns1 eiϕ1 (7.26) iϕ2 (7.27) ns2 e an und setzt sie in Gleichungen Gl.(7.24) und Gl.(7.25) ein, so ergibt sich durch trennen des Real- und Imaginärteils: dns1 dt dns2 dt dϕ1 dt dϕ2 dt 2K √ ns1 ns2 sin(ϕ2 − ϕ1 ) ~ 2K √ = − ns1 ns2 sin(ϕ2 − ϕ1 ) ~r K ns2 E1 = − cos(ϕ2 − ϕ1 ) − ~ ns1 ~ r K ns1 E2 = − cos(ϕ2 − ϕ1 ) − ~ ns2 ~ = (7.28) (7.29) (7.30) (7.31) Aus den Gleichungen (7.28) und (7.29) ergibt sich dndts1 = − dndts2 . Das bedeutet, das ein Teil der Cooper-Paare vom einen in den anderen Supraleiter wechseln, was mir einem Strom gleichzusetzen ist. Somit ergibt sich für den Strom: Is = Is,max sin(ϕ2 − ϕ1 ) 210 (7.32) dabei gilt: 2K es Vs ns . (7.33) ~ Wobei Vs das Volumen des Supraleiters angibt. aus den Gleichungen (7.30) und (7.31) lässt sich für die Änderung der Phasendifferenz ableiten: Is,max = d 1 (ϕ2 − ϕ1 ) = (E1 − E2 ). dt ~ (7.34) Gilt E1 = E2 so ist die Phasendifferenz konstant und es fließt ein Gleichstrom durch den Josephson-Kontakt. Wird eine Spannung an den Kontakt gelegt, ist es Us = E1 − E2 und es ergibt sich für die Änderung der Phasendifferenz: d es Us (ϕ2 − ϕ1 ) = . dt ~ Daraus resultiert ein Suprastrom mit folgender Form: es Us Is = Is,max sin t + ϕ0 . ~ (7.35) (7.36) Es entsteht also ein Wechselstrom mit der Frequenz: f= es Us . ~ (7.37) Da auf der rechten Seite ausschließlich Naturkonstanten und die angelegte Spannung steht, kann ein Josephson-Kontakt zur Spannungs/Frequenz-Wandlung benutzt werden. Da dies auch umgekehrt geschehen kann kann man hochpräzise Spannungsnormale herstellen (Frequenzen können mit hoher Präzision hergestellt werden), die in der Metrologie eingesetzt werden. Die Gleichungen (7.32) und (7.35) bezeichnet man als die Josephson-Gleichungen. Strom Strom-Spannungs-Kennlinie eines Josephsonkontakts 0 0 Spannung 211 7.8 Das SuperConducting Quantum Interference Device Bei einem SuperConducting Quantum Interference Device, abgekürzt indexSQUID, wird eine supraleitende Leiterschleife durch zwei Josephson-Kontakte unerbrochen. Prinzip eines SQUIDs mag. Fluss Φ Ein SQUID reagiert sensitiv auf den Fluss, der sich in der Leiterschleife befindet. Auch hier gelten natürliche die Josephson-Gleichungen, wobei sie für die beiden Kontakte Gleichzeitig erfüllt sein müssen. Entspricht der rechnerische Fluss, magnetische Flussdichte mal Fläche, durch die Leiterschleife nicht dem Vielfachen eines Flussquants, fließt ein Suprastrom um diesen so weit zu erhöhen oder erniedrigen, bis sich ein ganzzahliges Vielfaches ergibt. Dieser Suprastrom führt zu einer Erniedrigung des kritischen Stroms über die beiden Zuleitungen und die Leiterschleife. Man erhält also abhängig vom Fluss durch die Leiterschleife unterschiedliche Stromspannungskennlinien, dabei ist der kritische Strom bei Φ = nΦ0 am höchsten und bei Φ = (n + 1/2)Φ0 am geringsten. Strom Arbeitspunkt des SQUIDs c Φ = nΦ0 Versorgungsstrom Φ = (n+1/2)Φ0 Spannung Prägt man nun einen Strom auf, der dafür sorgt, dass das SQUID sich gerade in jedem Fall oberhalb des kritischen Stromes befindet, fällt eine Spannung an ihm ab, die vom Fluss durch die Leiterschleife abhängt. 212 Spannungs-Fluss-Charakteristik eines SQUIDs Flussquant ∆V Spannung Φ0 ∆Φ magnetischer Fluss Da dieser Zusammenhang nichtlinear und sogar nicht eindeutig ist wird ein SQUID mit Hilfe des des Kompensationsprinzips betrieben. Das bedeutet, dass bei einer Änderung des Flusses durch die Leiterschleife, dieser wieder kompensiert wird, indem ein Strom durch eine Spule am SQUID geschickt wird, der ein entsprechendes, entgegengesetztes Magnetfeld erzeugt. Der Strom dient dann als eigentliche Messgröße. Um dies möglichst empfindlich machen zu können, wird eine Modulationstechnik, die so genannte Lock-in-Technik verwendet. Betrieb eines SQUIDs mit einer Flux-Locked-Loop (FLL) lock-in Trafo Stromquelle Ausgang SQUID Wechselspannungsquelle Cryo Verstärker Multiplizierer Integrator Ein SQUID ist ein sehr empfindlicher Wandler des magnetischen Flusses mit dem es möglich ist ein auschuntergrund zu erreichen, welcher nur noch durch die Heisenbergsche-Unschärfe- 213 relation bedingt ist. Da viele unterschiedliche Größen in magnetischen Fluss gewandelt werden können, können diese mit einem SQUID sehr genau gemessen werden. Messungen unterschiedlicher Größen mit einem SQUID Flusstransformator Magnetometer Gradiometer Voltmeter Vergleich verschiedener magnetischer Feld unterschiedlicher Quellen magnetic field Earth field 10µT Urban noise Car at 50 m Screwdriver at 5 m 100nT 10nT 1nT Lung particles 10pT Human heart Skeletal muscles Fetal heart Human eye Transistor IC chip at 2 m 1pT Human brain (α) Transistor die at 1 m 100fT 100pT 214 Human brain (response) Biomagnetic fields Enviromental fields 1µT