Kapitel 4.1 - Lehrstuhl für Messtechnik

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LEHRSTUHL FÜR MESSTECHNIK
Prof. Dr. rer. nat. A. Schütze
Charakterisierung von
Mikrostrukturen
(Messtechnik III)
WS 2014/2015
Dr. rer. nat. Tilman Sauerwald
Lehrstuhl für Messtechnik, Universität des
Saarlandes
Inhalt
Kap. 1: Einführung, Grundlagen der Gassensorik und Gasmesstechnik
Kap. 2: Messtechnische Charakterisierung von Gassensoren
(Kalibrierung)
2.1 Hardware
Kap. 3: Präparation von (Mikro-)Gassensoren
Kap. 4: Abbildende Charakterisierung von Mikrostrukturen
Kap. 4.1: Mikroskopie und optische Messmethoden
Kap. 4.2: REM & FIB
Kap. 4.3: SXM
Kap. 5: Oberflächenreaktionen auf Gassensoren, TPD, Porosimetrie
Kap. 6: Analytische Verfahren zur Charakterisierung von Mikrostrukturen
Kap. 6.1: Röntgendiffraktometrie (XRD)
Kap. 6.2: UHV-Technik
Kap. 6.3: Röntgen-Photoemissions-Spektroskopie (XPS, ESCA)
Kap. 6.4: Massenspektrometrie, SIMS
Kap. 7: Referenzmethoden der Gasmesstechnik
Kap. 8: Trends in der Gasmesstechnik
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Charakterisierung von Mikrostrukturen - MT III im WS 2014/2015
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Vermessung von Mikrostrukturen:
Optisches Mikroskop
Unten: Sensorstruktur
(Länge ca. 500 µm)
Mikroskopfotografien eines
Mikrosensors
(Beschleunigungssensor
ADXL150).
Oben: Übersichtsfoto des Chips
(Kantenlänge ca. 2 mm)
Oben: Detail der
Sensoraufhängung. Man
erkennt, dass das
Mikroskop die feinsten
Strukturen mit Breiten ~1
µm kaum mehr auflösen
kann. Außerdem reicht die
Tiefenschärfe nicht mehr
für die Strukturhöhe von
etwa 3 µm aus.
Fotos: A. Schütze
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Vermessung von Mikrostrukturen: Modernes
Digitalmikroskop
Aktueller Stand der Technik bietet u.a.
automatische 3D-Bildvermessung
größere Tiefenschärfe durch
kleinere numerische Apertur
Mikroskop VHX-600
Quelle: http://www.keyence.de
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Grenzen der optischen Mikroskopie
Klassische optische Mikroskope sind in ihrer Auflösung sehr begrenzt.
Das liegt v.a. an Beugungseffekten. Nach dem Rayleighkriterium (Formel von
Abbe) lassen sich nur Strukturen von 𝑑 ≈ 𝜆 auflösen.
Für eine runde Linse gilt 𝑑 ≥
1,22 𝜆
2𝑁𝐴
Dabei ist die numerische Appertur 𝑁𝐴 = 𝑛 𝑠𝑖𝑛 𝛼
Verbesserung ist durch eine Verringerung der Wellenlänge oder durch eine
Erhöhung des Brechungsindex n zu Erzielen (Immersionsmikroskop)
Ein Konfokalmikroskop (mit Beleuchtungslochblende) verbessert die Auflösung
noch um den Faktor 1,4
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Charakterisierung von Mikrostrukturen - MT III im WS 2014/2015
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Optische Rauheitsmessung
Aufbau und Funktionsweise eines optische
Rauheitsmessgeräts
Die Messung beruht auf der Überlagerung der
beiden Teilstrahlen aus zirkular polarisiertem
Licht
Quelle: W. Ehrfeld (Hrsg.),
Handbuch der Mikrotechnik, Hanser
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Charakterisierung von Mikrostrukturen - MT III im WS 2014/2015
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Vermessung von Mikrostrukturen:
optische Stufenhöhenmessung
M 
4
h

 3 PR  PT  
 M  tan 1 
 mod 2
2
P

P

P
S
R
T


Messung ist eindeutig
nur für h < λ/2 ≤ 400 nm
Quelle: W. Ehrfeld (Hrsg.),
Handbuch der Mikrotechnik,
Hanser
Laser Spot Scanning Interferometer (LASSI)
Prinzip: zwei monochromatische Lichtstrahlen werden
von der Probe reflektiert und zur Interferenz gebracht
Rechts: Gesamtaufbau.
Der Modulator verschiebt die Phase eines
Teilstrahls. Der Gesamtphasenunterschied setzt
sich zusammen aus dem
Phasenunterschied durch
die Stufenhöhe
und der Verschiebung
des Modulators. Die
Modulation erlaubt die
Bestimmung des
Höhenunterschiedes
ohne echte Phasenmessung.
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Vermessung von Mikrostrukturen: optische
Stufenhöhenmessung
Die Interferenz erlaubt eine sehr genaue Messung der Stufenhöhe,
insbesondere reflektierender Oberflächen (z.B. Metall auf Silizium).
Quelle: W. Ehrfeld (Hrsg.),
Handbuch der Mikrotechnik, Hanser
Links: Bei der Messung
wird die Probe unter den
Messpunkten verschoben,
jeder Höhensprung hat einen
Signalunterschied zur Folge.
Rechts: Definiert geätzte
Proben dienen der
Kalibrierung des
Instrumentes, insbesondere
zur Bestimmung der
räumlichen Auflösung.
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Vermessung von Mikrostrukturen: optische
Stufenhöhenmessung
Nachteil des Verfahrens ist, dass große senkrechte Stufen nicht eindeutig
vermessen werden können, da der Messbereich prinzipbedingt bei der halben
Wellenlänge liegt (He-Ne-Laser: 632,8 nm). Bei schrägen Kanten (Beispiel unten:
Sputterkrater) kann jedoch mittels Software das Oberflächenprofil rekonstruiert
werden (jeder Phasensprung stellt eine Höhensprung von λ/2 dar).
Quelle: W. Ehrfeld (Hrsg.),
Handbuch der Mikrotechnik, Hanser
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Vermessung von Mikrostrukturen: WeißlichtInterferenzmikroskop
Quelle: W. Ehrfeld (Hrsg.),
Handbuch der Mikrotechnik, Hanser
Prinzip: Beleuchtung der
Probenoberfläche und Interferenz des
Rückstreulichtes mit dem Streulicht einer
planen Referenzfläche.
Verwendung von monochromatischem Licht
(Farbfilter) erlaubt die genaue Messung mit
Messbereich λ/2 und flächiger Auswertung
(siehe nächste Folie); mit Weißlicht ist ein
größerer Messbereich möglich, dabei muss das
Objektiv in der Höhe verschoben werden
(dunkle Stellen haben dann gleiche Höhe).
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Vermessung von Mikrostrukturen:
Interferenzmikroskop
Rechts: Saubere Stufe in einer
PMMA Struktur. Stufenhöhe: 99,8
nm
Quelle: W. Ehrfeld (Hrsg.), Handbuch der Mikrotechnik,
Hanser
Links: Schmelzfleck in einer NiPSchicht nach Beschuss mit einem
Hochleistungslaser.
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Vermessung von Mikrostrukturen: Film Thickness
Probe
Prinzip: Bei vollständigen Schichten ist eine Vermessung der Schichtdicke
durch den Höhenunterschied nicht möglich. Bei optisch transparenten
Schichten kann die Schichtdicke durch Interferenz der Reflektionen an
der Oberfläche und Rückseite bestimmt werden.
Bei Verwendung nur einer
Lichtwellenlänge wäre der
Messbereich beschränkt
auf die halbe Wellenlänge
und zudem recht ungenau.
Bei der FTP-Messung verwendet man Weißlicht,
und misst die Interferenz
aller Wellenlängen
mit Prisma und
CCD-Zeile.
Quelle: W. Ehrfeld (Hrsg.), Handbuch der Mikrotechnik, Hanser
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Vermessung von Mikrostrukturen: Film Thickness
Probe
Die Interferenz von Vorder- und Rückseite
der Schicht ergibt Hell-Dunkel-Interferenzen, die über
die Wellenlänge variieren. Die
Interferenzbedingungen für Maxima und Minima
(siehe unten) erlauben die Berechnung der optischen
Schichtdicke nF • d.
Wegen eines Phasensprungs der Reflektion an der
Unterseite für Schichten, deren Brechungsindex
niedriger ist als der des Substrates, sind die Lagen
nicht eindeutig. Zudem muss die Dispersion des
Brechungsindex n(𝜆) berücksichtigt werden für
genaue Schichtdickenmessungen. Je nach
gewünschter Genauigkeit und Komplexität der Probe
ist daher eine Modellrechnung (Simulation)
unabdingbar.
Quelle: W. Ehrfeld (Hrsg.), Handbuch der Mikrotechnik, Hanser
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Vermessung von Mikrostrukturen: Ellipsometer
Beim Ellipsometer wird entweder monochromatisches Licht (oder auch mehrfarbiges Licht, um
Mehrdeutigkeiten aufzulösen) polarisiert (meist im 45° Winkel zur Normalen) und die
resultierende elliptische Polarisation des reflektierten Lichtes gemessen. Alternativ wird weißes
Licht verwendet und mit einem Spektrometer vermessen.
Die λ/4-Platte wird in
den Strahlengang eingeschoben, um mögliche
Mehr-deutigkeiten aufzuheben. Es werden also
zwei Messungen
gemacht, einmal ohne
(linear polarisiert),
einmal mit λ/4-Platte
(zirkular polarisiert).
Quelle: W. Ehrfeld (Hrsg.), Handbuch der Mikrotechnik, Hanser
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Ellipsometer
Quelle: W. Ehrfeld (Hrsg.),
Handbuch der Mikrotechnik, Hanser
Das einfallende, linear polarisierte Licht (a) wird
durch die Reflektion elliptisch polarisiert (b), da
senkrechte und waagerechte Komponente
unterschiedliche Reflektion erfahren. Durch
Drehen des Polarisationsfilters vor dem Detektor
wird eine Intensitätsschwankung gemessen. Aus
dieser lässt sich der Phasenunterschied und damit
die Schichtdicke bestimmen (unten).
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Optische Vermessung von Mikrostrukturen
Viele optische Messmethoden wie Film Thickness Probe oder Ellipsometer lassen
sich auch auf Mehrfachschichten anwenden. Dann sind die gemessenen Ergebnisse
aber wesentlich komplexer, da es zu mehrfachen Reflektionen und Interferenzen
kommt; vielfach sind dann die Ergebnisse nicht mehr algebraisch berechenbar
und/oder mehrdeutig.
In diesen Fällen werden numerische Methoden benutzt, um die erwarteten
Messwerte auf Basis der ungefähren Schichtdicken und Brechungsindizes
vorherzusagen und an die gemessenen Daten anzufitten. Bei entsprechendem
Aufwand sind sehr gute Ergebnisse erzielbar, allerdings erfordert dies gute
Kenntnisse der Strukturen.
Völlig unbekannte Schichtfolgen sind nur sehr schwer bestimmbar, d.h. ein reverse
engineering mittels optischer Messmethoden allein ist schwer möglich.
Der wesentliche Vorteil der Methoden liegt darin, dass die Messungen völlig
zerstörungsfrei arbeiten und auch nicht (wie z.B. bei Schichtdickenmessungen) eine
Kante erzeugt werden muss. Sie eignen sich damit insbesondere für die
Qualitätssicherung in der Fertigung und sind dort heute Standardmethoden.
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Röntgen-Reflektometrie
Prinzip: Für nicht transparente Schichten kann eine Messung mittels Röntgen-strahlung
erfolgen, die verhältnismäßig tief in Materie eindringen kann.
Im Material ist der Brechungsindex für Röntgenstrahlung kleiner eins, daher unterscheidet sich
die Brechung grundsätzlich von optischen Messungen, sie erfolgt bei sehr kleinen
Einfallswinkeln. Der Einfallswinkel wird variiert und die variierende Intensität der reflektierten
Strahlung gemessen.
Quelle: W. Ehrfeld (Hrsg.), Handbuch der Mikrotechnik, Hanser
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Röntgen-Reflektometrie
Die Messergebnisse
werden wiederum
mit theoretisch
berechneten Kurven
angefittet und daraus
die gewünschten
Parameter,
insbesondere die
Schichtdicke,
berechnet.
Dies ist auch
wiederum auf
Mehrfachschichten
anwendbar, solange
eine ausreichender
Dichteunterschied
besteht.
Hier gezeigt:
Messung einer 24
nm dicken Au/Pt
Schicht
(87% Au, 13% Pt)
Man beachte die
enorme Dynamik
der Messungen
über ca. sechs
Größenordnungen!
Quelle: W. Ehrfeld (Hrsg.), Handbuch der Mikrotechnik, Hanser
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Röntgen-Reflektometrie
Bei komplexeren
Schichtstrukturen
entstehen deutlich
komplexere Messkurven,
die nochmals
verdeutlichen, dass eine
Interpretation der Daten
nur mit passenden
Modellen und guten
Fitroutinen möglich sind.
Das Beispiel rechts zeigt
eine 147 nm dicke
Tantalschicht über einer
13,6 nm dicken
Kupferschicht auf einem
Glassubstrat.
Die hochfrequente
Interferenz entspricht
der dicken
Tantalschicht, die
niederfrequente der
dünnen
Kupferschicht.
Quelle: W. Ehrfeld (Hrsg.), Handbuch der Mikrotechnik, Hanser
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LEHRSTUHL FÜR MESSTECHNIK
Prof. Dr. rer. nat. A. Schütze
Das war Kapitel 4.1 – optische
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