Bürgerschaftliches Engagement in Deutschland - Heinrich

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„Bürgerschaftliches Engagement in Deutschland“ Dr. Lilian Schwalb, Geschäftsstelle „Erster Engagementbericht“ Vortrag bei der Tagung „Angažmá! – Freiwilligenarbeit in Tschechien und Deutschland.“ Weiterdenken – Heinrich Böll Stiftung Sachsen und Collegium Bohemicum 14.11.2011, Usti Nad Labem Dokumentation Bürgerschaftliches Engagement hat in den letzten Jahren als Thema in der öffentlichen Diskussion und in der Fachdebatte in Deutschland an Bedeutung gewonnen. Empirische Studien verweisen für die letzten zehn Jahre auf einen Aufschwung in unterschiedlichen Bereichen des Engagements, während in anderen Bereichen rückläufige Entwicklungen zu verzeichnen sind. Diese Tendenzen und Trends werfen Fragen auf, von denen ich im Vortrag mit Blick auf den Kontext in Deutschland folgende überblicksartig thematisiere: ‐
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Welche Erscheinungsformen bürgerschaftlichen Engagements gibt es? Wie hat sich bürgerschaftliches Engagement in Deutschland über die Zeit hinweg entwickelt? Welche Perspektiven lassen sich aus der laufenden Debatte für die weitere Entwicklung des bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland aufwerfen? Vor dem Hintergrund dieser Fragestellungen wird ein Überblick über Strukturen, Akteure und Rahmenbedingungen des bürgerschaftliches Engagements in Deutschland gegeben und Aspekte der politischen Debatte skizziert und diskutiert. Auf der Grundlage aktueller Daten wird nachvollzogen, wer sich wie, wo und in welchen Feldern engagiert und welche sozialstrukturellen, regionalen und motivationalen Unterschiede bei der Übernahme freiwilliger Tätigkeiten zu beobachten sind. Bürgerschaftliches Engagement findet zumeist in einem organisierten Rahmen statt. Verschiedene Formen und Typen von Organisationen rahmen das Engagement auf unterschiedliche Art und Weise und haben dabei eine jeweils eigene Bedeutung für das bürgerschaftliche Engagement. Im Vortrag wird dies am Beispiel ausgewählter Organisationsformen, wie etwa Vereinen und Stiftungen, ausgeführt. Es zeigt sich, dass die Bedeutung der strukturellen Rahmenbedingungen des organisierten bürgerschaftlichen Engagements in seinen traditionellen Formen aktuell einem Wandel unterworfen ist. Neben den etablierten Organisationen, in deren Kontext das Engagement derzeit mit Veränderungsprozessen konfrontiert ist, haben sich weitere Akteure herausgebildet, die für das Engagement von Relevanz sind. Bewegungen, Initiativen und verschiedenste informelle Gruppen kommen wegen ihres losen und netzwerkartigen Charakters den Selbstgestaltungs‐ und Selbstverwirklichungsansprüchen mancher Engagierter entgegen. Mittlerorganisationen haben sich als neuer Organisationstypus heraus gebildet. Es sind neue Formen der Kooperation und Koordination zwischen Politik, Verwaltung, Wirtschaft und formelleren und informelleren Organisationen der Zivilgesellschaft auf lokaler Ebene entstanden. Aufgezeigt wird auch mit Blick auf die individuelle Ebene, inwiefern sich das bürgerschaftliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren verändert hat. Eine Erklärung für Veränderungen des Engagements wird in der These vom „Strukturwandel des Ehrenamtes“ gesucht. Danach vollzieht sich seit den 1980er Jahren ein Wandel vom „alten“ zum „neuen“ Ehrenamt. Auf Aspekte dieser Fachdebatte wird im Vortrag näher eingegangen. Die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements hat sich seit der Jahrtausendwende – markiert durch das Internationale Jahr der Freiwilligen im Jahre 2001 und den Bericht der Enquete‐Kommission des Deutschen Bundestages „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“ – als ein wichtiges gesellschaftspolitisches Thema weiter entwickelt und zunehmend etabliert. Abschließend wird die Frage adressiert, inwiefern aktuelle politische Rahmenbedingungen das bürgerschaftliche Engagement prägen können und welche Entwicklungen diesbezüglich in der jüngeren Zeit zu beobachten sind. Unter Bezugnahme auf aktuelle Beispiele wird argumentiert, dass im Feld bürgerschaftlichen Engagements eine zunehmende Politisierung stattfindet. Zur Person: Dr. Lilian Schwalb, Politik‐ und Verwaltungswissenschaftlerin, ist in der Geschäftsstelle „Erster Engagementbericht“ am Forschungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement an der Humboldt‐Universität zu Berlin tätig. Die Geschäftsstelle unterstützt durch wissenschaftlichen und koordinierenden Arbeiten eine durch die Bundesregierung eingesetzte Sachverständigenkommission, die den Engagementbericht verantwortet. E‐Mail: Lilian.Schwalb[at]web.de Geschäftsstelle für den Ersten Engagementbericht: www.engagement‐bericht.de Forschungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement: www.for‐be.de 
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