Der Himmel im Buch Tierkreisbilder in alten Handschriften Ausstellung im Katalogsaal vom 8. Dezember 2008 bis 28. März 2009 Die Beobachtung der Sterne fasziniert seit je. Um sich im unendlichen Sternenmeer zurechtzufinden und sich in Raum und Zeit zu orientieren, gruppierte der Mensch die himmlischen Lichter schon vor Jahrtausenden zu Bildern. Besondere Bedeutung kam dabei den zwölf Figuren des Tierkreises zu, welche die Sonne auf ihrer jährlichen Bahn scheinbar durchläuft. Diese Tiere, Menschen und Mischwesen bilden ein häufiges Motiv in der Buchmalerei. Mit über 100 Beispielen aus dem christlichen, jüdischen und islamischen Kulturkreis gewährt die Zentralbibliothek Zürich Einblick in Kosmologie und Astrologie des Mittelalters. Die Ausstellung beginnt mit karolingischen Sternbildzyklen, welche die klassische Ikonographie der Himmelsbilder und die ihnen zugrunde liegende Mythologie überliefern. Exemplarisch ragt hier die Leidener Aratea (nach 825)heraus. Nicht weniger bedeutend ist das Buch der Fixsterne aus dem Jahr 1009 des persischen Gelehrten as-Sufi (903–986). Die Darstellung der Sternbilder in diesem frühesten illustrierten Buch des Islam besticht durch ihre ausserordentliche Qualität. Das Werk beeinflusste auch die Alfonsinischen Sterntafeln des Ptolemäus, redigiert am Hof Alfons X. von Kastilien (1221–1284) im Bestreben, muslimisches und damit griechisches Wissen im Abendland zu verbreiten. Bild: Tierkreiszeichenmann Codex Schürstab, Nürnberg, um 1472 (Zentralbibliothek Zürich) Tierkreisringe, die Planeten, Personifikationen der Zeit, religiöse Motive oder Menschen umschliessen, finden sich in vielen Handschriften. Sie erklären dem Leser astronomische oder theologische Sachverhalte und veranschaulichen angenommene Beziehungen zwischen «oberer» und «unterer» Welt. Unter vielen Beispielen eines Zodiaks mit Zentralthema wird auch das ungewöhnliche Schöpfungsbild in der jüdisch-kastilischen Alba-Bibel (um 1430) gezeigt. Eine ausdrucksstarke Miniatur in Ptolemäus’ Handlichen Tafeln (Byzanz, 813–820) rückt die Sonne als Herrscherin der Zeit in den Mittelpunkt. Im «Tierkreiszeichenmann» schliesslich verbildlicht sich der Glaube, wonach die Sterne Einfluss auf Köperteile des Menschen ausüben. Die zwölf Zeichen kreisen die menschliche Figur ein oder sind direkt auf den Körper gemalt. In den berühmten Très riches heures du Duc de Berry (1410 bis 1416) vereinigen sich beide Bildtraditionen. Eine weitere Gruppe von Exponaten sind Geburts-, Horoskop- und Losbücher. Sie enthalten überwiegend einzelne Tierkreisfiguren. In De sphaera, einem Glanzlicht italienischer Buchkunst, begleiten sie die Planetengötter, die Schicksale und Charaktereigenschaften der unter ihrer Herrschaft geborenen Kinder prägen. Als Symbole der Monate schmücken die Figuren auch die den Gebet- und Stundenbüchern beigegebenen Kalender, von denen über zwanzig Meisterwerke zu sehen sind. Abgerundet wird die Ausstellung durch den Katalanischen Atlas von Cresques Abraham (1325–1387), in dem der mallorquinische Kartograph in einer Sphärenkomposition mit dem Zodiak als Symbol kosmischer Ordnung eine astronomisch-astrologische Gesamtschau der Welt bietet. Die Faksimile-Ausstellung im Katalogsaal der Zentralbibliothek Zürich, Zähringerplatz 6, ist Montag bis Freitag von 8 bis 20 Uhr, Samstag von 8 bis 17 Uhr, bei freiem Eintritt geöffnet. Vorträge mit anschliessender Führung durch die Ausstellung: Donnerstag, 11. Dezember, 18.15 Uhr Dr. J. Thomann, «as-Sufis Sternbilder: Text, Illustration und Rezeption» Donnerstag, 29. Januar 2009, 18.15 Uhr Prof. Dr. Ch. Eggenberger, «Christus Victor im Tierkreis. Der Utrecht Psalter, ein Meisterwerk der karolingischen Buchkunst» Donnerstag, 26. Februar 2009, 18.15 Uhr Olaf Räderer, «Wie oben so unten: Signaturenlehre und hermetische Philosophie» Donnerstag, 26. März 2009, 18.15 Uhr Marlis Stähli, M.A., «Die Sternbilder des Tierkreises: zu einigen Miniaturen der ‹Leidener Aratea›» Für Rückfragen: Oliver Thiele Leiter Benutzung und Öffentlichkeitsarbeit Zentralbibliothek Zürich 044 268 31 00 [email protected]