Museumspädagogische Programme im Volkskundemuseum Feuer, Herd, Küche Foto: HMG I NHALT Die Küche Kleine Küchengeschichte Küchenmöbel Küchengeräte Nahrungsmittel H INWEIS: Diese Unterlage können Sie von unserer Website herunterladen: www.volkskundemuseum.it/de/kochen-essen-beten.asp Südtiroler Landesmuseum für Volkskunde Ostermontag–31 . Oktober Herzog-Diet-Str. 24 | 39031 Dietenheim/Bruneck Dienstag bis Samstag: 1 0–1 7 Uhr Tel. (+39) 0474 552 087 | Fax (+39) 0474 551 764 Sonn- und Feiertage: 1 4–1 8 Uhr E-Mail [email protected] 1) Die Küche Als die Menschen sesshaft wurden, erhielt die Kochstelle einen festen Platz. Vorher wurde auf Feuerstellen im Freien gekocht. Über Jahrhunderte lang blieben die Küchen beinahe unverändert. Dort wurde zwar das Essen vorbereitet, aber gegessen wurde in der Stube. Es gab dort keine Sitzgelegenheiten und auch nicht viel Platz für Möbel. Erst mit der Erfindung und Einführung der Elektrizität änderte sich vieles. 2) Kleine Küchengeschichte Die Rauchküche Die Rauchküche diente zum Kochen und zum Räuchern von Fleisch. Sie war keine Wohnküche, das heißt, es gab dort keine Sitzmöglichkeiten, wo man sich aufhielt. Wenn Feuer gemacht wurde, füllte sie sich gleich mit Rauch und Ruß, da sie keinen Rauchabzug hatte. Das führte bei den Frauen, die in der Küche arbeiteten, zu Krankheiten. Der Rauch schadete vor allem den Augen. Erst im Laufe des 1 6. Jahrhunderts wurde die Küche gemauert und gewölbt. Der Herd erhielt einen Rauchabzug. Der Rauch stieg zwar trotzdem noch auf und räucherte Würste und Speck, die an einem Holzrahmen hingen, aber er zog ab und blieb nicht im Raum zurück. Während sich die Feuerstellen auf dem Boden befanden, wurde der Herd im Laufe der Zeit immer mehr erhöht, bis er schließlich im 1 6. Jahrhundert die Höhe eines Tisches erreichte. Den Köchinnen wurde dadurch die Arbeit erleichtert, da sie sich nicht mehr ständig bücken mussten. Ein Herd war aus Ziegel- oder Bruchsteinen gebaut oder hatte einen Unterbau Die Kochstelle in der Rauchküche (Foto: Scatà) aus Holz. Vorne war er meist gewölbt. In die Wölbung konnte das Brennholz zum Trocknen hineingelegt werden. In den Tiroler Bauernhäusern waren Herde in dieser Bauart auch noch im 20. Jahrhundert zu finden. Der Sparherd Der Sparherd im Wipptaler Einhof © Südtiroler Landesmuseum für Volkskunde Eine große Erfindung war der Sparherd. Dieser Herd hatte einen geschlossenen Feuerraum, es musste nicht mehr auf der Herdplatte ein offenes Feuer gemacht werden. Somit wurde die Küche endlich rauchfrei. Die weiteren Vorzüge dieses Herdes lagen in der herausnehmbaren Schublade für die Asche, im angeschlossenen Kamin und in der Herdplatte mit Ringen. Diese war von Vorteil, weil man die Ringe je nach der Größe des Topfes herausnehmen konnte. Dadurch ging 2 keine Hitze verloren und es musste weniger Holz verbraucht werden. Im 1 9. Jahrhundert wandelten sich auch die Brennstoffe. Zum Holz und zur Kohle kamen das Gas und später die Elektrizität dazu. Große Unterschiede gab es weiterhin zwischen den Küchen in bürgerlichen Haushalten in den Städten und in jenen auf dem Land. Im 20. Jahrhundert kam es zu großen Veränderungen. Der Einzug der Elektrizität in den Häusern brachte viele Neuerungen mit sich. Die Küche wurde größer und nicht mehr nur als Kochstelle, sondern als Wohnküche benützt. Trotzdem gab es weiterhin noch große Unterschiede zwischen den Küchen in den Der Sparherd in einer bürgerlichen Küche bürgerlichen Haushalten in den Städten und jenen auf dem Land, wo die Neuerungen erst nach und nach Einzug hielten. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen auch viele neue technische Geräte in die Haushalte. Der Gasherd Ab der Mitte des 1 9. Jahrhunderts verbreitete sich der Gasherd, der zuerst in den Städten Verwendung fand. In vielen Küchen wurde er neben dem Sparherd hingestellt. Ende des 1 9. Jahrhunderts zog in den Städten das elektrische Licht ein, der Elektroherd kam erst nach dem Ersten Weltkrieg in die Haushalte. Das Herdfeuer Im 1 9. Jahrhundert kamen nicht mehr Stahl oder Feuerstein zum Einsatz, sondern die Streich- oder Zündhölzer. Sie wurden erstmals 1 832 patentiert. Sie waren nicht ungefährlich, da ihnen Phosphor beigemengt war. Der wichtigste Brennstoff blieb weiterhin das Holz. Zum Feueranzünden verwendete man leicht brennbares Material wie Reisig, kleine Späne oder Sägemehl. Man wollte auch den Funkenflug vermeiden. Das Wasser zum Kochen Brennholz vor einem Bauernhaus Neben dem Feuer braucht es zum Kochen auch das Wasser. In den Rauchküchen gab es kein fließendes Wasser im Haus. Die Frauen mussten daher vor das Haus gehen, im Brunnen Wasser holen und es in Kübeln in die Küche tragen. Das Geschirr wurde in einem großen Holzschaff abgewaschen oder in einem Kessel aus Metall. © Südtiroler Landesmuseum für Volkskunde Im Haus gab es kein fließendes Wasser. Es musste am Brunnen geholt werden. 3 3) Küchenmöbel In der Rauchküche standen nur wenige Möbel. Für die Zubereitung des Essens wurden nur die notwendigsten Dinge verwendet. Und diese wurden auf Wandbrettern und Gestellen griffbereit aufbewahrt. An den Wänden hingen Brettchen und Halterungen für Kochlöffel, Nudelholz und Kochtopfdeckel. Die Lebensmittel befanden sich in einem Schrank, die Teller und Kochtöpfe wurden auf Regalen und Wandbrettern aufbewahrt, für die Löffel gab es Löffelhalter aus Holz. Erst im 1 9. Jahrhundert veränderte sich das Mobiliar in der Küche. Heute sind die Küchen mit Einbaumöbeln eingerichtet, die zur Aufbewahrung von Geschirr, Besteck, Kochtöpfen, Küchengeräten und den Lebensmitteln dienen. Bis ins 1 8. Jahrhundert war das wichtigste Möbelstück in einem Haus die Truhe. Doch nicht in der Küche, dort sah man selten eine stehen. Die Wohnküche erhielt neben den Schränken zur Aufbewahrung des Hausrates, dem Herd und dem Spülbecken häufig auch eine Eckbank mit einem Tisch und Stühlen. Im Laufe des 20. Drendl, Regal und Truhe Jahrhunderts kamen der Kühlschrank und später eine Spülmaschine dazu. Der Elektroherd war mit mindestens drei Kochplatten und einem Backrohr ausgestattet. Der Eiskasten oder Kühlschrank dient zur Frischhaltung von Obst, Gemüse, Milch und Fleisch. Bevor es den Kühlschrank gab, dienten Speisekammern und Keller zur Aufbewahrung von Lebensmittelvorräten. Dort stand die „Drendl“, eine drehbare Säule mit mehreren Ebenen, wo die Lebensmittel vor Mäusen sicher waren. 4) Küchengeräte Gebrauchsgegenstände aus der Küche (Foto: HMG) Die Küchengeräte in den Rauchküchen sind zum großen Teil aus Holz oder Metall. Es gab noch nicht die Vielfalt an Küchengeräten, wie wir sie heute kennen. Man benötigte große Pfannen und Töpfe, weil mehrere Menschen zu verköstigen waren. Die Bauernfamilien waren kinderreich, hinzu kamen Mägde und Knechte, die am Hof arbeiteten. Am Herd wurden Bratspieße verwendet, um etwas zu grillen. Pfannen gab es in verschiedenen Größen. Kessel und Hafen wurden für das Wasser gebraucht. Zu den ältesten Herdgeräten zählt auch der Dreifuß. Dreifüße wurden oft schön verziert und verschnörkelt. Ein Dreifuß war meist aus Eisen geschmiedet. Er diente als Pfannenhalter. Andere Geräte: Siebe und Seiher, Mahl- und Stampfgeräte wie Mörser, Reiber, Pressen, Pfannen, Töpfe, Hafen, Kessel, Nudelbrett und Nudelwalker, Krapfenräder, Trichter, Gabeln © Südtiroler Landesmuseum für Volkskunde 4 zum Backen, Kochlöffel, Schöpfer, Model, Kuchenformen, Zangen, Waagen, Salzbehälter, Räucherkranz oder -gestell zum Räuchern und Pfannenhalter. 5) Nahrungsmittel Der Großteil der Lebensmittel kam von den Äckern und Feldern und von der hofeigenen Viehhaltung. Das Essen bestand aus Getreide- und Milchprodukten. Fleisch wurde selten gegessen, hauptsächlich in den Wintermonaten nach den Schlachtungen. Das wichtigste Nahrungsmittel der bäuerlichen Bevölkerung waren die Milch und die daraus gewonnenen Produkte wie Butter und Käse. Gekauft wurde nur, was am Hof nicht angebaut oder hergestellt werden konnte, zum Beispiel Salz. Als Süßstoff diente hauptsächlich der Honig, der Zucker war zu teuer. Dazu kamen die verschiedenen Getreidearten, Obst und Gemüse. Zur Vorratswirtschaft gehört seit jeher das Konservieren von Nahrungsmitteln durch Dörren, Räuchern, Einkochen und Einlegen. Fleisch wurde getrocknet, eingesalzen und geräuchert, Eier kamen in Töpfe aus Steinzeug mit Kalkwasser, Butter wurde zu Schmalz verkocht. Obst wurde gedörrt. Getreide und Mehl konnten nicht lange in Truhen und Bälgen gelagert werden, selbst wenn große Mengen vorhanden gewesen wären. Brot lagerte für mehrere Monate im Rahmen. Für Kartoffel und Gemüse gab es kühle, dunkle Keller. LITERATUR Grießmair, Hans, Bewahrte Volkskultur. Führer durch das Volkskundemuseum in Dietenheim. 2. Auflage, Dietenheim 201 3. Sulzenbacher, Gudrun, Bauern, Schmied, Lodenweber (Didaktische Materialien zum Südtiroler Volkskundemuseum), Wien/Bozen 2001 . © Südtiroler Landesmuseum für Volkskunde 5