Schutz des Klimas – Schutz der Gesundheit Die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz rufen den Bundesrat auf, weitsichtig zu handeln und jetzt Massnahmen zum Schutz des Klimas zu ergreifen, welche das Problem an der Ursache angehen. Dies ist mit der CO2-Lenkungsabgabe, nicht jedoch mit dem sogenannte Klimarappen möglich, welcher keine Lenkungswirkung auf den Verbrauch von fossilen Brenn- und Treibstoffen hat. Der Klimaschutz ist aus gesundheitlicher Sicht von grösster Bedeutung. Denn sonst drohen noch mehr Hitzetote, Atemwegserkrankungen, Infektionskrankheiten und kaum absehbare soziale und gesundheitliche Auswirkungen von verstärkten Migrationsbewegungen aufgrund der globalen Klimaveränderungen. Wegen dem bereits festgestellten und noch viel mehr dem prognostizierten Klimawandel muss mit vermehrten Krankheiten und Todesfällen gerechnet werden. Zu erwarten ist eine erhöhte Sterblichkeit bei Hitzewellen und anderen klimatischen Extremsituationen. Ein Beispiel hierfür ist der Sommer 2003. Allein In Frankreich sind knapp 15’000 Todesfälle auf die aussergewöhnliche Hitze zurückzuführen (1). Gehäuft auftretende Stürme und Überschwemmungen können Verletzungen und Todesfälle verursachen. Durch vermehrte biologische Partikel wie Sporen und Pilze und durch die erhöhte Luftverschmutzung werden die Atemwege belastet. Wir müssen mit mehr Allergien und Entzündungen der Atemwege rechnen (2). Auch die Häufigkeit und der Schweregrad gewisser Infektionskrankheiten werden zunehmen. Die Malaria könnte bei uns heimisch werden. Die durch Zecken übertragenen Krankheiten (Borreliose, virale Hirnentzündung) dürften in den nächsten Jahren weiter zunehmen. In tropischen und subtropischen Ländern werden sich solche durch Zwischenwirte übertragene Infektionskrankheiten noch weiter verbreiten. Zudem muss damit gerechnet werden, dass mit regional verminderter Nahrungsmittelproduktion, Wassermangel und dem Verlust von Land in den küstennahen Gebieten aufgrund des steigenden Meeresspiegels (rund die Hälfte der menschlichen Bevölkerung wohnt in weniger als 60 km Entfernung vom Meer!) grosse Migrationsbewegungen einsetzen werden, mit all den damit verbundenen gesundheitlichen und sozialen Folgen (3). Die wichtigste Ursache für die globale Erwärmung ist das Treibhausgas CO2, welches vor allem durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen entsteht. Bei der Verbrennung fallen neben CO2 auch weitere Schadstoffe an. Aus gesundheitlicher Sicht spielt es deshalb eine grosse Rolle, wo die Reduktionen erfolgen. Eine breit abgestützte Expertengruppe der OcCC, eines vom Bund eingesetzten Gremiums zur Beratung der politischen Entscheidungsträger in Klimafragen, hat berechnet, dass eine 10%ige Reduktion der CO2-Emissionen in der Schweiz 500 vorzeitige Todesfälle, 7'000 Bronchitiserkrankungen bei Kindern und 430'000 verlorene Arbeitstage verhindern würde (4). Mit einer CO2-Abgabe könnte diese Wirkung erzielt werden, mit einem sogenannten Klimarappen nicht. Nachhaltigkeit und Umweltschutz bzw. Schutz des Menschen und seiner natürlichen Umwelt haben Verfassungsrang (Bundesverfassung Art. 73 und 74). Aus der Sicht der Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz muss der Bundesrat jetzt im Klimaschutz Weichen für dieses und die nachfolgenden Jahrhunderte stellen. Er muss weitsichtig handeln und Führungsstärke zeigen. Mit der CO2-Lenkungsabgabe kann er sicherstellen, dass die Ziele des CO2-Gesetzes eingehalten werden und die Voraussetzungen schaffen, dass die Schweiz ihre Verpflichtungen zum Schutz des Klimas einhält. Jetzt dem Druck der Erdöl-Lobby nachgeben heisst, die Lösung des Problems auf später zu verschieben, dabei aber den Preis für diese Lösung massiv in die Höhe schnellen zu lassen, auch den Preis für unsere Gesundheit. 1 2 3 4 Hemon D, Jougla E. Surmortalité liée à la canicule d'août 2003 – Rapport d'étape ESTIMATION DE LA SURMORTALITE ET PRINCIPALES CARACTERISTIQUES EPIDEMIOLOGIQUES, Institut national de la santé et de la recherche médicale, 2003 BMJ 1997; 315: 805-809 (27 September) BMJ 1997; 315: 805-809 (27 September) Sekundärnutzen von Treibhausgas-Reduktionen, OcCC, Bern 2000