Dr. Christoph Luchsinger Übungsblatt 6 zur Vorlesung Wahrscheinlichkeitstheorie Zufallsgrössen Herausgabe des Übungsblattes: Woche 13, Abgabe der Lösungen: Woche 14 (bis Freitag, 16.15 Uhr), Besprechung: Woche 15 Must Aufgabe 32 [X und |X|] Sei (Ω, A, P ) ein Wahrscheinlichkeitsraum. Sei |X| eine Zufallsgrösse. Zeigen Sie anhand eines Beispiels, dass dann X nicht zwingend eine Zufallsgrösse sein muss (die Umkehrung ist aber richtig: X Zufallsgrösse, dann auch |X| Zufallsgrösse; kommt noch in Vlsg). Standard Aufgabe 33 [einfaches Beispiel zur mb] [2+2+2+2 Punkte] Sei Ω := {1, 2, 3, 4, 5, 6} und F := σ({1, 2, 3, 4}, {3, 4, 5, 6}). a) Geben Sie alle Elemente von F an. b) Sei die Funktion X folgendermassen definiert: X(ω) := 2 7 falls ω ∈ {1, 2, 3, 4} falls ω ∈ {5, 6}. Ist X auch mb bzgl F und damit eine ZG auf (Ω, F)? c) Geben Sie ein Beispiel einer Funktion auf Ω an, die nicht mb ist bzgl (Ω, F). d) Geben Sie ein P auf (Ω, F) an, so dass jedem Ereignis entweder 0 oder 1 zugewiesen wird. Aufgabe 34 [PX ] [4 Punkte] Sei (Ω, A, P ) ein Wahrscheinlichkeitsraum. Sei X eine Zufallsgrösse auf diesem Wahrscheinlichkeitsraum. Zeigen Sie: durch PX (B) := P [X −1 (B)] := P [{ω|X(ω) ∈ B}] wird eine Wahrscheinlichkeit auf (R, B(R)) definiert. Honours Aufgabe 35 [Verknüpfung von messbaren Abbildungen] [2 Punkte] Seien (E1 , E1 ), (E2 , E2 ) und (E3 , E3 ) drei Messräume. Seien f : E1 → E2 und g : E2 → E3 jeweils E1 − E2 messbare bzw E2 − E3 -messbare Abbildungen. Zeigen Sie: h := g ◦ f : E1 → E3 ist E1 − E3 -messbar. Frühjahrsemester 2012 Olivier Warin Seite 1 von 3 Übungsblatt 6 zur Vorlesung “Wahrscheinlichkeitstheorie” Seite 2 von 3 Übungsblatt 6 zur Vorlesung “Wahrscheinlichkeitstheorie” Olivier Warin 15. April 2012 Aufgabe 32 [X und |X|] Seien Ω = {©, §}, A = {∅, Ω} und X : Ω → R definiert durch ( 2, falls ω = © X(ω) = −2, falls ω = §. Nun gilt X −1 ((−1, 3]) = {©} 6∈ A, also kann X nach Definition 2.4 keine Zufallsgrösse sein. Weiter gilt |X(ω)| = 2, für alle ω ∈ Ω. Folglich gilt für alle B ∈ B(R): X −1 (B) = ( Ω ∈ A, falls 2 ∈ B ∅ ∈ A, falls 2 6∈ B. Nach Definition 2.4 ist also |X| eine Zufallsgrösse. Aufgabe 33 [einfaches Beispiel zur mb] Sei Ω = {1, 2, 3, 4, 5, 6} und F = σ({1, 2, 3, 4}, {3, 4, 5, 6}). a) Es gilt F = {Ω, ∅, {1, 2, 3, 4}, {5, 6}, {3, 4, 5, 6}, {1, 2}, {1, 2, 5, 6}, {3, 4}}. b) Die Funktion X : Ω → R sei wie folgt definiert: ( 2, falls ω ∈ {1, 2, 3, 4} X(ω) = 7, falls ω ∈ {5, 6}. Behauptung: Die Funktion X ist messbar (mb). Beweis: Sei B ∈ B(R). Falls 2 ∈ B und 7 ∈ B folgt X(ω) ∈ B, für alle ω ∈ Ω und damit X −1 (B) = Ω ∈ F. Falls 2 ∈ B und 7 6∈ B, so folgt X −1 (B) = {1, 2, 3, 4} ∈ F. Analog folgt, falls 2 6∈ B und 7 ∈ B, dass X −1 (B) = {5, 6} ∈ F. Schliesslich gilt noch im Fall, dass 2 6∈ B und 7 6∈ B: X −1 (B) = ∅ ∈ F. Zusammengefasst gilt in jedem Fall X −1 (B) ∈ F, also ist X messbar (mb). Frühjahrsemester 2012 Olivier Warin Seite 2 von 3 Übungsblatt 6 zur Vorlesung “Wahrscheinlichkeitstheorie” Seite 3 von 3 c) Wir definieren Y : Ω → R durch Y (ω) = ω. Nun ist Y nicht messbar, denn es gilt zum Beispiel Y −1 ((0, 1]) = {1} 6∈ F. d) Wir wählen das folgende Dirac-Mass P auf (Ω, F): ( 1, falls 1 ∈ A P (A) = 0, sonst. Es ist nun leicht, einzusehen, dass dies eine Wahrscheinlichkeit definiert. Ausserdem ist nach Konstruktion offensichtlich, dass jedem Ereignis entweder 0 oder 1 zugewiesen wird. Aufgabe 34 [PX ] Sei (Ω, A, P ) ein Wahrscheinlichkeitsraum. Sei X eine Zufallsgrösse auf diesem Wahrscheinlichkeitsraum. Behauptung: Die Abbildung PX : B(R) → R, definiert durch PX (B) = P [X −1 (B)] = P [{ω ∈ Ω | X(ω) ∈ B}], definiert eine Wahrscheinlichkeit auf (R, B(R)). Beweis: Aufgrund der Messbarkeit von X, ist zunächst einmal PX wohldefiniert. Das heisst hier, dass für alle Borelmengen B X −1 (B) in der σ-Algebra A liegt und somit der Ausdruck P [X −1 (B)] Sinn macht. (Beachte, dass die Wahrscheinlichkeit P nur auf Mengen aus A definiert ist!) Weiter gilt PX (R) = P [X −1 (R)] = P [Ω] = 1. Ausserdem gilt für jede Borel-Menge B klar PX (B) = P [X −1 (B)] > 0. Sei nun (Bn )n∈N eine paarweise disjunkte Folge von Borel-Mengen. Damit sind die Ereignisse X −1 (Bn ) wegen Lemma 2.2 d) ebenfalls disjunkt. Wir schliessen ∞ ∞ X X S S∞ −1 S ∞ −1 −1 PX [ ∞ B ] = P [X ( B )] = P [ X (B )] = P [X (B )] = PX [B]. n n n=1 n n=1 n n=1 n=1 n=1 Somit ist die Behauptung gezeigt. Aufgabe 35 [Verknüpfung von messbaren Abbildungen] Seien (E1 , E1 ), (E2 , E2 ) und (E3 , E3 ) drei Messräume. Seien f : E1 → E2 und g : E2 → E3 jeweils E1 − E2 -messbare bzw. E2 − E3 -messbare Abbildungen. Behauptung: Die Abbildung h = g ◦ f : E1 → E3 ist E1 − E3 -messbar. Beweis: Sei A3 ∈ E3 . Da g E2 − E3 -messbar ist, folgt dass g −1 (A3 ) ∈ E2 . Die Abbildung f ist nach Voraussetzung E1 − E2 -messbar. Somit folgt f −1 (g −1 (A3 )) ∈ E1 . Weiter gilt e1 ∈ f −1 (g −1 (A3 )) ⇔ f (e1 ) ∈ g −1 (A3 ) ⇔ g(f (e1 )) = h(e1 ) ∈ A3 ⇔ e1 ∈ h−1 (A3 ), also h−1 (A3 ) = f −1 (g −1 (A3 )) ∈ E1 . Folglich ist h E1 − E3 -messbar. Frühjahrsemester 2012 Olivier Warin Seite 3 von 3