RATGEBER Borreliose, die unerkannte B orreliose ist eine bakterielle Infektionserkrankung. Sie wird durch das Bakterium Borrelia burgdorferi hervorgerufen. Leider gilt sie als moderne Zivilisationserkrankung was falsch ist. Selbst bei „Özi“ hat man inzwischen Borreliose-Antikörper festgestellt. Es ist also eine uralte Erkrankung, die schon in der Steinzeit vorkam. Die Borreliose ist eine Multiorgan erkrankung und daher, wenn man es gewohnt ist, nur auf einen bestimmten Ausschnitt an Beschwerden zu achten und daraus eine Krankheit oder wenigstens ein Syndrom zu diagnostizieren, so unglaublich schwer, das Gesamtbild von vielleicht zwanzig, teilweise nicht mal sehr ausgeprägten und äußerst unterschiedlichen Beschwerden als Ausdruck ein und derselben Krankheit zu erkennen. Unsere Medizin ist auf einzelne Organe spezialisiert – Innere Medizin, Orthopädie, Gynäkologie, Hautkrankheiten, Psychiatrie, Neurologie etc. Dies führt immer wieder dazu, nur im eigenen Fachbereich zu diagnostizieren. Es ist zugegebenermaßen auch „mutig“, zum Beispiel Krampfanfälle, Rheuma, Hautausschläge und Depressionen bei ein und demselben Patienten einer einzigen Erkrankung zuordnen zu wollen. Einen Borreliose Impfstoff gibt es nicht. Da es eine bakterielle Erkrankung ist, kann man sich laufend neu anstecken und entwickelt keine langfristige Immunabwehr. Borreliose wird v.a. durch Zecken (Spinnentiere) übertragen. Aber ich habe Fälle in meiner Praxis, wo die Infektionen eindeutig durch einen Mückenstich bzw. durch einen Spinnenbiss übertragen wurden. Dennoch führt nicht jeder Biss, jeder Stich automatisch zu einer Infektion. Die Durchseuchung der Zecken ist regional sehr unterschiedlich, allgemein von SüdOsten nach Nord- Westen jedoch fallend. Zudem kommt es sehr auf die Stärke des jeweiligen Immunsystems an, ob nach einer Infektion mit diesem Keim die Krankheit zum Ausbruch kommt oder der Körper diese Infektion unter Kontrolle halten kann. Die Zahlen zu Infektionen sind sehr unterschiedlich, da der in Deutschland gängige Bluttest bis zu lien, aber auch Chlamydien, FSMEViren oder weiteren Keimen anstekken. Einmal infiziert, überträgt sie bei jedem weiteren Biss während des Injektierens eines Betäubungssekrets am Anfang in die Bisswunde bzw. in den Blutkreislauf diese Krankheitskeime. Es ist also ein Trugschluss zu glauben, die ersten 24 Stunden würde sie keine Keime übertragen. Sobald sie Sekret „spuckt“, beginnt die Infektion. Hier nun wird es interessant. Auch die Borrelien (wie auch Chlamydien u.v.a. Keime) zeigen einen sehr spannenden Lebenszyklus und noch spannendere Überlebensstrategien. Sie haben einen bis zu Wochen dauernden Vermehrungszyklus. Unter bestimmten Bedingungen kann er sich auch auf einen noch viel längeren Zeitraum ausdehnen, daher sind zwei- bis dreiwöchige AntibiotikaGaben, zu kurz und Antibiotika insgesamt nur ganz am Beginn einer Infektion wirksam. Dies ist die Meinung einer wachsenden Zahl von Ärzten und Heilpraktikern. Allerdings sieht die WHO dies völlig anders und schreibt Antibiotika als alleiniges Heilmittel vor. Die Borrelien selbst gehören zu den sog. Spirochäten (wie auch Syphillis- 70 % falsch-negativ anzeigt. Man kann wohl schätzungsweise von einer Infektionsrate in Süddeutschland von ca. 60% bis 80% ausgehen, wobei es vermutlich nur bei ungefähr 10% bis 20 % der Infizierten zu einem Ausbruch der Krankheit kommt. Die Zecke selbst ist eigentlich ein äußerst spannendes Tier mit einem aufwendigen Lebenszyklus. Ihr Leben beginnt als Ei, sie schlüpft als Larve, verwandelt sich zur Nymphe und metamorphiert am Ende zur erwachsenen Zecke. Mit der Eiablage von bis zu 3000 teils infizierten Eiern beginnt ein neuer Lebenszyklus. Dieser kann im ungünstigen Fall mehrere Jahre dauern. In den letzten drei Phasen braucht sie je-weils eine Blutmahlzeit und sie kann warten, oft jahrelang. Ihre zukünftigen Wirtstiere „erriecht“ sie sich mit einem speziellen Organ am vorderen Beinpaar. Sie lässt sich von Gräsern und anderen Pflanzen im Vorbeigehen von ihrem zukünftigen Wirt abstreifen oder auf ihn fallen. Besonders verlockend scheint ihr ein übersäuerter Organismus zu „riechen”. Auch hier kann sie sich nun noch bei einem der Zwischenwirte mit Borre- 26 Erreger – so jetzt weiterdenken zum Punkt Infektionsquellen! Es gibt Ärzte und Heilpraktiker, die eine Infektion durch Geburt oder Verkehr im Bereich des Möglichen sehen.) Das heißt, sie besitzen einen schraubenförmigen Fortbewegungsapparat. Das wiederum bedeutet, sie können sich ganz gezielt im Blutkreislauf bewegen und diesen auch über die Aderwände hinaus durch „Ätzen“ von Schlupflöchern verlassen, um in andere Kreisläufe, wie Lymphe und Rückenmarksflüssigkeit zu gelangen. Dort sind sie durch die Blutteste nicht mehr erfassbar. Aber sie besitzen noch weitere interessante Fähigkeiten. Sie dringen in andere Körperzellen ein, töten den Zellkern ab und verwenden die eroberten, leeren Zellhüllen als eigene Zellwand – vom körpereigenen Abwehrsystem nicht mehr identifizierbar. Außerdem haben sie eine komplexe, genetische Ausstattung und können hierdurch ihre eigene Zellwandoberfläche schnell variieren und somit auf das körpereigene Immunsystem und auf Antibiotika reagieren. Außerdem lieben Borrelien ein saures und sauerstoffarmes Körpermilieu. Das wiederum bedeutet, sie finden in einem übersäuerten Körper ideale Lebensbedingungen. Sie können sich aber auch sowohl in die interzellulären Zwischenbereiche wie auch in wenig durchblutetes Gewebe, als da wären Nerven, Bindegewebe, Muskel- und Sehnenansätze zurückziehen. Zudem können sie ihre äußere Gestalt verändern, ihre eigene Zellwand auflösen und dann als sogenannte Sphäroblasten überleben. Hierbei entledigen sie sich der dort angelagerten Antigene und werden von den körpereigenen Immunzellen nicht mehr erkannt. Desweiteren können sie sich in kurzer Zeit einkapseln und ohne Sauerstoff längere Zeit überleben. All dies sind Erscheinungsformen und Eigenschaften, die sie vor Testen verbergen und vor Antibiotika schützen. (s. Dr. E. Dimmendaal, Borreliose) Die Borrelie selbst ist nun nicht unser Problem, sondern ihre Stoffwechselprodukte. Sie produziert sogenannte Neurotoxine, das heißt Nervengifte, die im ganzen Körper entzündliche Prozesse und damit u.a. Schmerzen, Abgeschlagenheit, psychische Beschwerden auslösen.