TFV_Mitteil_02/05 - TGD

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EUTERGESUNDHEIT
EUTERGESUNDHEIT
Ein Beitrag des Tiroler Tiergesundheitsdienstes von Dr. Christian Mader
Hohe Zellzahlen in der Sammelmilch – ein oft unterschätzter wirtschaftlicher Risikofaktor
ie jüngsten Vorfälle in Vorarlberg, wo über 100 Milchkühe aufgrund einer ansteckenden Eutererkrankung geschlachtet wurden, zeigen auf, wie wichtig frühzeitige
Behandlungen bei Bestandsproblemen sind.
Bei Zellzahlerhöhungen von über 400 000 Zellen/ml in der Tankmilchprobe (über mehrere
Untersuchungen) oder Zellzahlen von über 250 000 Zellen/ml bei etwa 40 % der Tiere bzw.
Zellzahlen von über 1 Million (sog. Millionäre) bei 10 % der Milchkühe eines Bestandes
sind dringende Maßnahmen zur Herdensanierung notwendig!!!
Die Ursachen für die Erhöhungen der Zellzahlen sind vielfältig und wir sprechen daher von
einer sog. Faktorenkrankheit, d.h. es sind mehrere Ursachen dafür verantwortlich.
In den allermeisten Fällen spielen ganz bestimmte Mastitiserreger in Verbindung mit Fütterungs-, Haltungs-, Melktechnik- bzw. Melkhygienefehler eine wichtige Rolle.
Mit Hilfe von bakteriologischen Milchuntersuchungen lassen sich die Mastitiserreger recht
zuverlässig nachweisen Dieser Nachweis ist die wichtigste Maßnahme, um eine gezielte
Therapie einleiten zu können.
Die Strategie einer Bestandssanierung hängt im Wesentlichen vom Erreger ab!
D
Die meisten Probleme macht uns der
Erreger namens Staphylokokkus aureus.
Dieser Keim siedelt sich ausschließlich in
den Eutervierteln an und wird über die
Milch während des Melkens
ausgeschieden. Euterkranke Kühe mit
Staph. aureus gelten somit als
Erregerreservoir und während des
Melkens erfolgt die Infektion von
gesunden Tieren mit dem Euterlappen,
den Händen oder der Melkmaschine. Die
konsequente Einhaltung eines Melkhygieneprogrammes in Verbindung mit einer
gezielten antibiotischen Therapie
euterkranker Tiere gilt als wichtige Sanierungsmaßnahme. Kühe, die bereits mehrmals erfolglos mit Antibiotika therapiert
wurden, oder knotige Verhärtungen im
Eutergewebe aufweisen , sollten
ausgemerzt werden. Eine gezielte Therapie der Kühe in der Trockenstehphase hat
nach wie vor die besten Aussichten auf
Erfolg. Homöopathische Behandlungen
können unterstützend eingesetzt werden.
Die Einhaltung eines entsprechenden
Euterhygieneprogrammes in Verbindung
mit einer leistungsgerechten Fütterung
und einer gezielten antibiotischen
Behandlung von Tieren mit hohen
Zellzahlen sind die wichtigsten
Sanierungsmaßnahmen bei Problemen
mit Staph. aureus.
Chronische Pansenacidosen, erkennbar
an einem niedrigen Fett/Eiweiß-Quotient
(unter 1,1) bzw. niedrige Fettgehalte in
der Sammelmilch oder verminderter
Wiederkauaktivität, können einen
Anstieg von Zellzahlen verursachen.
Unbedingt bei Bestandsproblemen die leistungsgerechte Fütterung mit Beurteilung
der Milchleistungsdaten kontrollieren
und entsprechende Korrekturen
vornehmen.
Diese Maßnahmen sind ein
Beispiel einer gezielten,
strategischen Behandlung
eines Problembetriebes.
Die Kontrolle des Behandlungsfortschrittes kann anhand der LKV-Daten, des
Schalmtestes, der Zellzahl aus der
Sammelmilch sowie der bakteriologischen Milchprobenuntersuchung erfolgen.
Mit Hilfe von unterstützenden
Maßnahmen sind Sanierungen in
Problembetrieben auch längerfristig mög-
lich. Ohne entsprechende Hygienemaßnahmen sind vor allem bei Staph.
aureus Infektionen keine längerfristigen
Erfolge zu erzielen. Sämtliche Hygieneprodukte wie die Peressigsäure zur
Zwischendesinfektion und
desinfizierende Einmaltücher sowie
verschiedene Dippmittel sind bei den
Hofberatern und im Fachhandel
erhältlich.
Erstellen Sie gemeinsam mit ihrem
Betreuungstierarzt ein wirksames und
nachhaltiges Programm zur Sanierung
ihres Bestandes. Für TGD-Betriebe wird
die bakteriologische Milchuntersuchung
gefördert und kostet brutto € 4,40 pro
Kuh.
Das LFI- Innsbruck organisiert in
Zusammenarbeit mit dem TGD und
den Bezirkslandwirtschaftskammern
Seminare zum Thema
„Eutergesundheit“.
Dippmittel, desinfizierende Einmaltücher und Peressigsäure als wichtige Begleiter einer Bestandssanierung
bei Problemen mit Staph. aureus.
Als Beispiel soll nachfolgendes Hygieneprogramm bei Problemen mit Staph. aureus angeführt werden:
1. Überprüfung der Eutergesundheit
sämtlicher Kühe mittels Schalmtest.
2. Tiere mit hoher Zellzahl einer
bakteriologischen Milchuntersuchung
unterziehen!
6. Zwischendesinfektion der Melkbecher mit 0,5- 1%iger Peressigsäure nach dem Melken von
Tieren mit hoher Zellzahl oder bei Tieren bei denen der Erreger nachgewiesen wurde.
Die Einwirkzeit sollte dabei mindestens 30 Sekunden betragen.
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www.rinderzucht-tirol.at
3. Vormelkbecher bei jedem Melkvorgang
verwenden und kei ne Milch am Boden
melken!
4. Reinigung der Zitzen mit desinfizierenden
Einmaleutertüchern!
7. Behandelte Tiere
Fesselbänder kenn
(Wartezeit einhalt
8. Mit dem Schalmtest zumindest in den
ersten zwei Monaten alle 14 Tage die
Zellzahlen der Milchkühe überprüfen.
unbedingt mit
zeichnen
en)!
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5. ‘Zitzentauchen nach dem Melken mit einem
entsprechenden Dippmittel!
9. Jährliche Überprüfung und entsprechende
Wartung der Melkanlagen.
10. Mehrmals erfolglos behandelte Tiere
ausmerzen.
11. Zuchtkälber dürfen nicht mit Milch von
euterkranken Kühen getränkt werden.
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