----------------Mittwoch, 9. November 2016 ------·---ed;1Uti3tttwltr MILCHVIEH:-Staphylococcus-aureus-Sanierung Schritt für Schritt Dem Euterkeim den Kampf ansagen Wird die Diagnose Staphylococcus aureus gestellt, läuten bei den meisten Milchviehhaltern die Alarmglocken. Anhand eines betroffenen Betriebes werden die empfohlenen Massnahmen zur Sanierung gezeigt. CLAUDIA SYRING* Die Diagnose lautete Staphylococcus-aureus-positive Milch. Konkret handelte es sich um einen Herdbuchbetrieb mit 20 Kühen im Haupterwerb, der in den letzten vier Jahren drei Kühe mit einer S.-aureus-Euterinfektion hatte. Betroffen waren meist Kühe in der Frühlaktation und mit hoher Milchleistung von über 40 kg pro Tag. Die Zellzahlen der betroffenen Einzeltiere waren in den ersten Milchleistungsprüfungen niedrig und lagen unter 100 000 Zellen/ml. In der anschliessenden zweiten und dritten Wägung stiegei;i die Zellzahlen der Tiere auf über 200 000 Zellen/ml, und eine Infektion mit S. aureus konnte mithilfe von Vierviertelgemelksproben nachgewiesen werden. Keine der infizierten Kühe hatte eine klinische Euterentzündung. Anschliessend wurden durch den Bestandestierarzt bei allen laktierenden Kühen Milchproben zur Untersuchung auf S. aureus mittels PCR (Nachweis von bakteriellem Erbmaterial) genommen, was ein wichtiger erster Schritt ist, um die Ausbreitung im Bestand einschätzen zu können. Zum Zeitpunkt des Bestandesbesuchs im Juli 2014 wurden 20 Kühe gehalten. Das erklärte Ziel des Landwirts war die Aufrechterhaltung der Eutergesundheit seiner Herde. Einflussfaktor Melkanlage Gemolken wurde mit einer Rohrmelkanlage. Die letzte Kontrolle und der Service der Melkanlage wurden im September 2013 durchgeführt. Die Melkreihenfolge spielt bei einem infektiösen Geschehen eine wichtige Rolle. In diesem Betrieb wurde eine Melkreihenfolge eingehalten, das heisst, dass euterbehandelte und euterkranke Kühe sowie Kühe mit erhöhter Zellzahl zum Die Zitzen sollten unmittelbar nach dem Melken gedippt werden. (Bild: Swissgenetics) PRAXISTIPP Die Desinfektion der Zitzen nach dem Melken ist eine wichtige Massnahme für eine stabile Eutergesundheit. Zwei-KomponentenEin Dippmittel basiert auf einer Chlordihochwirksamen mtid-Technologie. Das Dippmittel ist zum Dippen und Sprühen geeignet. Es wirkt sehr schnell und hat eine lang anhaltende Desinfektionswirkung besonders gegen Mastitiserreger wie Staph. aureus, S. agalactiae, S. dysgalactiae und S. uberis. Anna Felber, Swissgenetics Schluss gemolken wurden. Die Zitzenreinigung als erster Arbeitsschritt erfolgte mit Holzwolle. Das Vormelken in den Schorgraben (zweiter Arbeitsschritt) ist als ungünstig zu beurteilen, da nicht verhindert werden kann, dass doch Milch auf das Läger tropft. Aus dem Grund ist ein konsequentes Vormelken in den Vormelkbecher unabdingbar. Zum einem kann die Milchqualität besser beurteilt werden, und zum anderen · wird der Keimdruck auf dem Läger stark vermindert, auch reduziert sich damit die Möglichkeit, dass Erreger nach dem Melken ins Euter aufstei- Melkarbeitsschritt Durchführung auf dem Betrieb nie manchmal Vormelken immer X On Schorgraben) Zitzen reinigen Reihenfolge Gewünschte imBetrieb Reihenfolge 3 ter gereinigt} 2 X Euter reinigen 2 X 1 (1 b wenn Eu- 1a (sofern nötig) (wenn nötig) Anhängen X 4 3 Maschinell melken X 5 4 Maschinell ausmelken X 6 5 X 7 6 8 7 Manuell ausmelken X Abhängen Zitzen tauchen X gen können. Am Ende des Melkens wurde ein Beschweren des Sammelstücks beobachtet, was zu einer Überbeanspruchung des Strichkanalendes führen und somit eine Ringbildung am Zitzenende fördern kann. Dadurch ist die natürliche Barriere herabgesetzt, was die Haftung und den Eintritt von Keimen in das Euter begünstigt. Melkhygiene überdenken Das Dippen mit einem Becher erfolgte erst, nachdem alle Kühe gemolken wurden, was als ungünstig betrachtet werden muss. Das Dippen sollte direkt im Anschluss an den einzelnen Melkakt jeder Kuh erfolgen, dadurch kann die Übertragungsmöglichkeit von kontagiösen Keimen um mehr als 50 Prozent reduziert werden. Hauptgrund dafür ist, dass der Strichkanal nach dem Melken noch etwa 30 Minuten geöffnet bleibt. In Startphase behandeln Behandlungsempfehlungen können vor ailem für die Anfangslaktation oder zum Zeitpunkt des Trockenstellens gegeben werden. Eine eventuell vorhandene Resistenz von S. aureus gegenüber Penicillin reduziert die Erfolgsaussichten. Es wird empfohlen, alle vier Vier- tel zu behandeln, da ein betroffenes Viertel die drei anderen anstecken kann. Eine Woche nach Ablauf der Absetzfrist sollte eine Vier-Viertel-Probe für die PCR-Nachkontrolle entnommen werden, um den Behandlungserfolg zu kontrollieren. Während des Trockenstellens werden höhere Heilungsraten erreicht, auch dann ist eine Kontrolle des Behandlungserfolges nach der Abkalbung angezeigt. Die Kühe auf dem Betrieb waren in den darauffolgenden PCR-Untersuchungen nach der Laktationsbehandlung alle , S.-aureus-negativ. Es hat sich bewährt, die Melkreihenfolge nicht nur auf die euterkranken und euterbehandelten Tiere zu reduzieren, sondern eine Gruppenbildung anhand des bakteriologischen Befunds und der Zellzahl vorzunehmen, um so das Ansteckungsrisiko beziehungsweise Neuinfektionen zu minimieren. Das Tragen von Gummihandschuhen (Einmalhandschuhe) während des Melkens führt dazu, dass Bakterien weniger stark an den Händen haften bleiben können. Dadurch reduziert sich die Übertragung von Kuh zu Kuh stark, vor allem dann, wenn die Handschuhe mit einem zwischendurch feuchten Zitzendesinfektionstuch abgerieben werden. Liegt ein ansteckendes Eutergesundheitsproblem vor, wird empfohlen, pro Kuh ein Reinigungstuch zu verwenden und nicht auf Holzwolle oder Papiertücher zurückzugreifen. Eine Sanierung dauert Die genaue Ursache der S.-aureus-Infektion lässt sich wie häufig - nicht abschliessend klären. Der Zukauf eines positiven Tieres, aber auch die Umwelt (S. aureus in der Umgebung, Wunden am Euter, Fliegen) spielten möglicherweise eine Rolle. Für eine Bekämpfung braucht es eine gute Zusammenarbeit von Landwirt und Tierarzt. Die Sanierung w ird meist einige Zeit in Anspruch nehmen und erfordert konsequentes und ausdauerndes Vorgehen, um eine gute Eutergesundheit wieder herzustellen. *Die Autorin ist Mitarbeiterin des Rindergesundheitsdienstes der Universität Bern.