ZU WASSER DIE ERDE ERFORSCHEN Titelbild : Das Forschungsschiff Sonne DIE ZU WASSER ERDE ERFORSCHEN Eine Langzeitperspektive für die deutsche geowissenschaftliche Meeresforschung zur Erkundung der Dynamik des Systems Erde Bedarf für ein Hochleistungsforschungsschiff 1 VORWORT Die Umweltbedingungen auf der Erde sind einem natürlichen Wandel unterworfen, den der Mensch in der jüngsten Vergangenheit in exponentiell zunehmendem Maß beeinflusst. Durch Menschen verursachte Umweltveränderungen, z.B. infolge der massiven Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, gefährden langfristig die Stabilität der natürlichen Gleichgewichte. Naturkatastrophen können diese Destabilisierung beschleunigen. Diese Veränderungen werden die Lebensqualität verringern und langfristig Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme massiv beeinflussen. Deshalb müssen Maßnahmen zum Schutz der Umwelt sowie zur Vorsorge und Gefahrenbegrenzung ergriffen werden. Sie müssen sich auf gesicherte Basisinformationen stützen können. Im Gegensatz zu vielen anderen Staaten ist in Deutschland das Bewusstsein vorhanden, auch für die Vorsorge zukünftiger Generationen verantwortlich zu sein. Den Meeresräumen ist dabei eine große Bedeutung eingeräumt worden, wie es die staatliche Förderung der deutschen und internationalen Meeresforschung belegt. Noch bestehen zu große Lücken im Verständnis der komplexen Zusammenhänge zwischen fester Erde, Meer, Vereisungsgebieten, Atmosphäre, Biosphäre und Erdbahnänderungen, um langfristig wirksame Nutzungs- und Schutzkonzepte entwickeln und optimieren zu können. Besonders auffällig sind diese Lücken beim Ö kosystem des Meeres, bei der Rolle des Meeres in der Klimaentwicklung und bei der umweltschonenden Rohstoffgewinnung. Bei der Schließung dieser Lücken spielt die fachübergreifende Meeresforschung eine eminent wichtige Rolle. So wird auch die geowissenschaftliche Meeresforschung, die sich weitestgehend mit der festen Erde unter den Ozeanen befasst, verstärkt mit naturwissenschaftlichen Nachbardisziplinen, wie Ozeanographie und Biologie, zusammenarbeiten müssen, um ein Gesamtverständnis vom Zusammenwirken der verschiedenen Sphären des Systems Erde zu erzielen. In diesem Sinne haben die im marinen Bereich arbeitenden deutschen Geowissenschaftler unter Mitwirkung anderer Disziplinen die Ziele einer zukünftigen geowissenschaftlichen Meeresforschung definiert. Ein wesentlicher Teil dieser Ziele ist bereits in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Programm „Geotechnologien“ definiert, welches von der Senatskommission für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsforschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft zusammengestellt wurde. Auch in der Denkschrift „Meeresforschung im nächsten Jahrzehnt“ der Senatskommission für Ozeanographie finden sich viele der hier diskutierten Themen. 2 Die Komplexität dieser zukünftigen Forschungsaufgaben sowie ihr Umfang und ihre Kosten erfordern ein hohes Maß an internationaler Abstimmung und Arbeitsteilung. Eine wichtige Voraussetzung wird dabei die Verfügbarkeit eines modernen Forschungsinstrumentariums einschliesslich geeigneter Forschungsschiffe sein. Dafür plädiert die vorgelegte Perspektive der deutschen marinen Geowissenschaften. Sie ist in ihrer Gesamtheit ein Ausdruck des Willens der Wissenschaftler, sich an der Gestaltung einer lebenswerten Zukunft zu beteiligen. Das Redaktionskomitee 3 KURZFASSUNG FÜR DEN EILIGEN LESER Das Meer und die Meeresböden spielen eine wesentliche Rolle für die Entwicklung der Zivilisation. Darum wird ihre ständige Erforschung und Erkundung auch in Zukunft große Bedeutung haben. Dabei kann auf Forschungsschiffe nicht verzichtet werden. Mit ihnen werden Daten und Proben gewonnen, um die Dynamik der Umweltverhältnisse und des Erdinneren zu erkunden. Das dabei erzeugte Wissen dient dazu, dem Umwelt- und Ressourcenmanagement der Meere sowie der angrenzenden Küstenzonen eine solide Basis zu geben. Wir sind jedoch noch weit von einem kohärenten Verständnis des Systems Erde und seiner Dynamik entfernt. Da mehr als 70 % der Oberfläche der Erde von den Ozeanen eingenommen werden, ist der Bedarf an entsprechender Meeresforschung unvermindert groß. Diese hat vor allem die Aufgabe, die engen Wechselwirkungen zwischen Biosphäre, Ozean, Atmosphäre, Kontinenten, Meeresböden und Vereisungsgebieten zu erfassen. Dabei ist der Blick zurück in die Erdgeschichte unerlässlich, denn die Spuren von Veränderungen der Lebewelt und Umweltverhältnisse sowie von geologischen Prozessen wurden in den Sedimenten der Meeresböden über Jahrmillionen hinweg konserviert. Die moderne Meeresforschung kann viele dieser Spuren lesen und deuten. Am Meeresboden lassen sich heute Wärmetransport bzw. Energiehaushalt der tief im Erdinneren fließenden heißen Ströme aus teilweise geschmolzener Materie, der Asthenosphäre, studieren. Auf dieser schwimmt und bewegt sich die aus relativ starren Platten zusammengesetzte äußere harte Schale der Erde, die Lithosphäre. Sie liegt zu über 70 % unter Meeresbedeckung. Ihre Bewegung in den letzten 200 Millionen Jahren wurde durch die geologische Erforschung der Ozeanböden zum Teil sehr präzise rekonstruiert. Vieles bleibt aber noch unklar. Die Bewegung der Lithosphärenplatten ist sowohl mit vulkanischer Aktivität, als auch mit Erdbeben verbunden. Über 90 % aller Erdbeben setzen ihre mechanische Energie unter Meeresbedeckung frei. Dabei kommt es häufig zu gewaltigen Erschütterungen der Erdkruste und Flutwellen mit verheerenden Zerstörungen auf dem angrenzenden Festland. Methoden für die Gefahrenreduzierung müssen weitgehend erst noch entwickelt werden. Dafür müssen in großem Umfang wissenschaftliche Daten aus dem marinen Bereich beschafft werden. 4 Gewaltige Mengen an Lava gehen aus aufsteigender Asthenophäre entlang der Kammzonen der mittelozeanischen Rücken hervor. Diese Lavaförderung in zwei bis drei Kilometer Wassertiefe ist weit stärker als die aller Vulkane auf den Kontinenten. 70 % der Erdkruste werden auf diese Weise ständig neu gebildet. Die damit verbundenen geologischen Prozesse sind nicht hinreichend bekannt. Entlang dieser 65 000 km langen vulkanischen Zone durchdringt das kalte Meerwasser die erkaltende Lava, laugt sie an und löst dabei auch Metalle aus ihr heraus. Diese werden am Meeresboden wieder ausgeschieden, z.T. als massive Erzkörper mit beträchtlichen Bunt- und Edelmetall-Konzentrationen. Ausmaß und Verbreitung dieser Erzkörper sind kaum erforscht. Entsprechend vage sind die Aussagen über ihre wirtschaftliche Bedeutung. Auch andere Rohstoffpotentiale des Meeresbodens sind nur ansatzweise bekannt und müssen im Interesse der Rohstoff-Vorsorge untersucht werden. Insbesondere das riesige Energiepotential der Gashydrat-Vorkommen sowie das Erdöl- und Erdgaspotential der Kontinentalränder im Tiefwasserbereich gilt es zu erkunden. Aber auch die Risiken, die mit der Nutzungder Rohstoffvorkommen durch Veränderungen der Umweltverhältnisse auftreten können,müssen besser verstanden werden. Die Prozesse, die die Meeresböden und Erdumweltverhältnisse laufend verändern, sowie das Rohstoffpotential der Meeresböden lassen sich nur von hochspezialisierten schwimmenden Forschungsplattformen aus untersuchen. Große Forschungsschiffe wie das deutsche Forschungsschiff SONNE sind in der Lage, während langer Einsatzzeiten und unter schwierigen Seebedingungen weltweit zu operieren sowie Daten und Proben sowohl aus der Wassersäule als auch vom Meeresboden in jeder Wassertiefe zu gewinnen. 5 Schiffe dieser Größe werden auch gebraucht, um den großen Platzbedarf für Personal und wissenschaftliche Ausrüstung zu befriedigen. SONNE nimmt unter allen großen Forschungsschiffen mit ihrer wissenschaftlichen und technischen Grundausstattung eine Spitzenstellung ein. Als einziges deutsches Forschungsschiff besitzt sie eine dynamische Positionierung, die für das schnelle Auffinden von Meß- und Beprobungslokationen und das Einhalten der Position bei stationären Arbeiten von größtem Wert ist. Die Arbeiten mit dieser hervorragenden Forschungsplattform haben zum hohen Ansehen der deutschen Meereswissenschaften, besonders der marinen Geowissenschaften wesentlich beigetragen. Viele erfolgreiche Partnerschaften mit ausländischen Forschern hatten ihren Ausgang in der Nutzung von SONNE bei gemeinsam durchgeführten Forschungsvorhaben. Mit SONNE wurden auch bedeutende Beiträge zu führenden internationalen Forschungsinitiativen wie dem internationalen Tiefseebohrprogramm ODP und zu Abkommen der wissenschaftlichen und technischen Zusammenarbeit mit anderen Ländern geleistet. Wissenschaftliche Qualifikation und personelle Kapazität sowie zukunftsweisende Forschungsprogramme sind in der deutschen Meeresforschung vorhanden, um eine derartige Forschungsplattform neben den beiden anderen großen deutschen Forschungsschiffen POLARSTERN und METEOR permanent, langfristig und effektiv zu nutzen. Zur Begründung des Bedarfs an einem Hochleistungsforschungsschiff vom Typ SONNE und der Notwendigkeit, sich an moderner Meeresforschung zu beteiligen, wird in der vorliegenden Schrift von 18 Forschungseinrichtungen eine Perspektive vorgelegt. Die Schwerpunkte der Arbeit werden im Pazifischen und Indischen Ozean liegen, weil sie die geologisch aktivsten Gebiete sind und das größte Rohstoffpotential besitzen. Die vorgelegte Perspektive reicht über die nächsten 10 Jahre hinaus. Sie geht davon aus, dass SONNE langfristig zur Verfügung steht und dem technischen Fortschritt angepasst wird oder durch eine modernere Plattform ersetzt wird und dass die mit ihr betriebene Forschung angemessen gefördert wird. 6 EINLEITUNG Die Ozeane sind der größte Lebensraum der Erde; sie bedecken mehr als 70 % der Oberfläche unseres Planeten. Die systematische Erforschung der Meere und ihres Untergrundes liefert einen enormen Erkenntnisgewinn, der die globalen Veränderungen der Umwelt sowie die natürlichen, langfristig nutzbaren Ressourcen besser abzuschätzen erlaubt. Die Ergebnisse der Meeresforschung sind daher für die Zukunft der Menschheit von besonderer Bedeutung. Die Bundesrepublik Deutschland steht mit an der Spitze der internationalen Meeresforschung. Um diese Position halten zu können, müssen entsprechende Mittel sowohl in der wissenschaftlichen Grundlagenforschung als auch in der Forschung, die der wirtschaftlichen Anwendung dient, eingesetzt werden. Hierzu sind auch leistungsstarke und speziell ausgerüstete Forschungsschiffe unabdingbare Voraussetzung. Sie müssen langfristig und berechenbar zur Verfügung stehen. Die Forscher, die z.Zt. das Forschungsschiff SONNE nutzen, schlagen der Bundesregierung in dieser Broschüre Forschungsthemen und Projekte von globaler Bedeutung zur Förderung vor. Zum Teil werden sich an diese Projekte zu ihrer Weiterverfolgung Tiefseebohrungen anschließen müssen, die von dem zur Zeit laufenden internationalen Tiefseebohrprojekt ODP oder dem geplanten Nachfolgeprogramm IODP niedergebracht werden. Die Ozeane sind das gemeinsame Erbe der Menschheit. Daher ist auch die internationale Arbeitsteilung ein Wesenszug der Meeresforschung. Die hier vorgeschlagenen Arbeiten, die den Einsatz eines Forschungsschiffes vom Typ SONNE erfordern, werden deshalb aus Gründen der optimalen und ressourcenschonenden Auslastung der nationalen Forschungskapazitäten mit den entsprechenden internationalen Forschungsinitiativen abgestimmt. Die Forschungsarbeiten werden an die Technik der Probenahme und der Datenermittlung hohe Ansprüche stellen und damit besonders den kleinen und mittelständischen Unternehmen der deutschen Meerestechnik neue Betätigungsfelder eröffnen, wenn es gelingt, diese rechtzeitig mit der vorgelegten Langzeitplanung vertraut zu machen. 7 DYNAMIK DER UMWELT Veränderlichkeit der Beziehungen zwischen Biosphäre, Ozeanen, Atmosphäre und Vereisung der Polgebiete STAND DER WISSENSCHAFT Der Blick auf die erdgeschichtlichen Umweltverhältnisse zeigt enge Beziehungen zwischen fester Erde, Ozeanen, Atmosphäre, polaren Vereisungsgebieten und der Lebewelt der Biosphäre (Abb. 1). Abb. 1: Es gibt eine Vielzahl von Klimakomponenten. Sie beeinflussen einander auf vielfältige Weise. Überreste der marinen Lebewelt, Schwebstoffe, die von Flüssen ins Meer transportiert wurden, Staub, den der Wind von den Kontinenten auf das Meer hinausweht und Gesteinsmaterial, welches beim Schmelzen von Eisbergen freigesetzt wird, sinken auf den Meeresboden und bilden Meeressedimente. Aus ihnen lassen sich Klimaveränderungen von Epochen der Erdgeschichte ablesen. Forschungsschiffe bringen das dazu benötigte Material, z.B. mittels Bohrungen, zu Tage. Die Meeresforschung hat bedeutende Beiträge zur Entschlüsselung dieser Beziehungen und Wechselwirkungen geleistet. Sowohl die im Erdinneren ablaufenden Prozesse als auch die durch die Geometrie der Erdbahn verursachten Wechsel der Sonnenstrahlung haben Einfluss auf die Umweltverhältnisse an der Erdoberfläche. Erst die Berücksichtigung beider führt zu einem durchgehenden Verständnis des Wandels der Lebensbedingungen im Laufe der Erdgeschichte. Heute ist allgemein akzeptiert, dass Ozeanbecken entstehen, wachsen und verschwinden, dass Lebensformen entstehen und aussterben, dass 8 Vereisungen kommen und gehen, dass das Temperatur- und Kohlendioxidniveau der Atmosphäre steigt und fällt und dass die chemische Zusammensetzung und die Zirkulation des Weltozeans starken Veränderungen unterworfen sind. Diese Prozesse bestimmen auf unterschiedliche Weise und in differierender zeitlicher Abfolge das Klima der Erde. Wir leben in einer Zeit, die von schnellen Veränderungen der Umweltverhältnisse geprägt und an denen der Mensch selbst aktiv wie passiv beteiligt ist. Die Erkenntnisse aus der Erforschung der Meere und der Meeresböden haben bereits viel dazu beigetragen, dass wir die Empfindlichkeit des „Systems Erde“ besser abschätzen können, insbesondere wie das System Bio-Geosphäre auf Änderungen der Bedingungen reagiert und wie die natürliche Veränderlichkeit des Systems von den vom Menschen verursachten Störungen unterschieden werden kann. Der Meeresboden hat in seinen Sedimenten über Jahrmillionen hinweg die Informationen über klimatische und ozeanische Veränderungen gespeichert. Sedimente zeigen, dass das Klima in Rhythmen von 100 000, 40 000 und 20 000 Jahren von der Sonne gesteuert wird und schnelle Veränderungen in Zeiträumen von wenigen hundert Jahren bis wenigen Jahrzehnten möglich sind. Ein Verständnis der raschen Variationen ist gerade für eine hochtechnisierte Zivilisation von größter Bedeutung. Aus Vergleichen der Entwicklung der Hominiden mit der aus Meeressedimenten abgeleiteten Klimakurve für die letzten vier Millionen Jahre geht eindeutig hervor, dass die Entwicklung des Menschen mit der des Klimas gekoppelt war. Auch kamen wichtige Hinweise aus den Sedimenten zu den Reaktionen der Lebewelt auf Katastrophen wie Vulkanausbrüche, Meteoriteneinschläge (Stichwort: Dinosauriersterben) oder der Kollaps von großen Vereisungen (Stichworte: Meeresspiegelanstieg und Überschichtung des Meerwassers mit Süßwasser). Die moderne Meeresforschung benutzt eine Vielzahl von Parametern für die Modellierung eines ganzheitlichen „Systems Erde“. In vielen Fällen können Prozesse unmittelbar beobachtet werden. Meistens ist es aber nötig, Indikatoren für bestimmte Umweltverhältnisse der Vergangenheit zu finden, um das Archiv der Ablagerungen am Meeresboden lesen zu können. Zum Beispiel entzieht eine Vereisung der Polargebiete dem Ozean Süßwasser und verursacht im Meerwasser eine relative Anreicherung des Sauerstoff-Isotops18O. Da viele marine Mikrolebewesen sauerstoffhaltige Verbindungen für den Schalenund Skelettbau verwenden, steigt der Gehalt ihrer Schalen und Skelette an 18O während der Zeiten der Vereisung. Durch systematische Bestimmung der Konzentration der Sauerstoff-Isotopen in Mikrofossilien von marinen Sedimentabfolgen kann daher der Wechsel von Warm- und Eiszeiten abgeleitet werden. 9 OFFENE FRAGEN Der vom Menschen verursachte Eintrag von Kohlenstoff, Stickstoff, Phosphor, Silizium, Kalzium, Schwefel, Blei, Cadmium, Quecksilber und anderen Elementen in den Weltozean hat seit einigen Jahrzehnten die gleiche Größenordnung erreicht wie der natürliche Eintrag und übertrifft bei einigen Substanzen diesen bereits erheblich. Es lässt sich bisher nicht abschätzen, wie sich die Überprägung der natürlichen Stoffhaushalte und Kreisläufe durch den Menschen auf das globale Ö kosystem auswirken wird. In Zukunft wird daher die Frage im Vordergrund stehen, ob die Menschheit gezwungen ist, die Stoffkreisläufe in Form eines globalen Umweltmanagements zu beeinflussen. Die durch Menschen verursachte Veränderung der Stoffflüsse wird in den Sedimenten am Meeresboden registriert und diese Signale können mit denen aus früheren Verhältnissen verglichen werden. Die Anzeiger für bestimmte Umweltverhältnisse müssen einer Zeitskala zugeordnet und zu Modellen verknüpft werden. Daraus können Prognosen zur Entwicklung mit und ohne menschliche Einflussnahme abgeleitet werden. Wichtige Forschungsarbeiten: ● Rekonstruktion der ozeanographischen Verhältnisse (Strömungen, Temperaturen, Salzgehalte) der letzten 500 _ 1000 Jahre ● Sammlung von Daten für Klimamodelle unter Berücksichtigung der Koppelung Ozean/Atmosphäre ● Studium der Wechselwirkung von Meeresspiegelanstieg und Sturmfluthäufigkeiten an tropischen Flachküsten ● Gewinnung von Daten zu abrupten Klimaschwankungen der jüngeren Erdgeschichte (letzte 30 Millionen Jahre) in Schlüsselgebieten wie dem antarktischen Kontinentalrand und in Meerespassagen ● Studium der Querbeziehungen zwischen Kohlenstoffeintrag, biologisch kontrolliertem Stofftransport und chemischen Veränderungen des Mineralbestandes und von Lösungen im Porenraum der jüngsten Ablagerungen am Meeresboden ● Langzeitexperimente und Betrieb von In-situ-Beobachtungsstationen in Gebieten mit starken Stoffumsätzen, beispielsweise im küstennahem Auftrieb von kaltem nährstoffreichen Tiefenwasser ● Studium des raschen Umschlagens von Normal- zu Extrem-Bedingungen (z.B. Salzgehaltskrisen) im System Bio-Geosphäre und Herausfiltern der dafür verantwortlichen Parameter Für die Beschaffung der dazu benötigten Daten und Proben ist neben der METEOR und dem für die Polarregionen vorgesehenen Forschungsschiff POLARSTERN ein weltweit einsetzbares deutsches Forschungsschiff vom Typ SONNE erforderlich. Da die Arbeiten weitgehend langfristig und saisonal abhängig angelegt sind, muss ein derartiges Schiff zur Verfügung stehen. 10 Mit sogenannten Sinkstofffallen, von SONNE im Südchinesischen Meer ausgesetzt, wurde der vulkanische Aschenregen registriert, der am 15. Juni 1991 vom Vulkan Pinatubo (Philippinen) bei seiner verheerenden Eruption produziert wurde. In weniger als drei Tagen wurden in den Fallen, die in 1200 und 3700 Meter Wassertiefe aufgehängt waren, jeweils 9 Kilogramm Asche pro Quadratmeter aufgefangen. Dies ist eine Sedimentmenge, die in diesem Gebiet normalerweise erst in 300 Jahren akkumuliert wird. Eine weitere Besonderheit war die unerwartet hohe Sinkgeschwindigkeit der Aschen. Sie war bedingt durch die Bildung relativ großer Zusammenballungen von feinen Aschenpartikeln infolge einer elektrostatischen Anziehung und Verzahnung, die bereits in der Atmosphäre erfolgte. Dadurch wurde der spätere Transport der Asche durch Meeresströmung weitgehend verhindert. Statt dessen bildete sich die Richtung des Aschetransports in der Stratosphäre auf dem Meeresboden als eine langgezogene Aschenlage ab. Sie nimmt eine Fläche etwa von der Größe der Bundesrepublik Deutschland ein (Abb. 2). Ihr Gesamtvolumen beträgt etwa ein Kubikkilometer. Bei den Arbeiten mit SONNE wurden auch einmalige Daten für die Abschätzung der Auswirkungen von vulkanischenAschenregen auf die Lebewelt am Meeresboden, wie Zerstörung des Lebensraumes und Wiederbesiedlung, geliefert. CHINA Mt. Pinatubo 15° N Sedimentfalle VIETNAM Abb. 2: Verbreitung der 1991er Pinatubo-Asche am Boden des Südchinesischen Meeres durch Probenahmen mit SONNE nachgewiesen. Mit einer Sinkstofffalle wurde außerdem die Rate bestimmt, mit der die Aschepartikel auf den Meeresboden „abregneten“: In drei Tagen wurden 9 Kilogramm pro Quadratmeter abgelagert, das ist das Dreihundertfache der normalen Sinkstoffrate. LUZON 20° N 10° N 5°N BORNEO 110° E 115° E 120° E Wenn Meeresbodenproben und Organismen aus großen Wassertiefen ans Tageslicht gebracht werden, erleiden sie einen Abfall des Umgebungsdrucks (bis zu 1100 atm) und einen Anstieg der Temperatur von nahe dem Gefrierpunkt auf mehrere Grad Celsius. Für Organismen ist dies in der Regel tödlich, biologische Stoffumsätze können dann nicht mehr studiert werden. Am Meeresboden verankerte autonome Mess- und Experimentiersysteme sind daher die Grundvoraussetzung zur Erforschung der natürlichen Prozesse. In dieser Technologie nimmt Deutschland international eine Spitzenstellung ein. Es wurde bisher eine Reihe von sogenannten Landern für biogeochemische, geochemische und biologische Untersuchungen eingesetzt. Sie bilden auch die Grundlage von Konzepten für eine Reihe von Experimentier-Stationen, die mit kontinuierlicher Daten- und Kommandoübertragung arbeiten. Derartige Tiefsee-Beobachtungsstationen müssen folgende technische Komponenten besitzen: ● ● ● ● ● Energieversorgung für Langzeitbeobachtungen Langzeitstabile Sensoren Datenübertragung aus der Tiefsee Ereignisgesteuerte Mess- und Sammelsysteme Experimentiersysteme, welche die Umweltparameter modulieren Größe und Gewicht dieser Gerätesysteme erfordern Hebezeuge und Windenanlagen, über die nur große Forschungsschiffe wie SONNE verfügen. 11 DYNAMIK DES ERDINNEREN Material- und Energietransfer an Kontinentalrändern, die durch Dehnung und Bruch der äußeren Schale der Erde entstanden sind STAND DER WISSENSCHAFT Die äußere Schale der Erde ist aus beweglichen Platten mosaikartig zusammengesetzt. Sie besteht aus Gesteinen der Kontinente und Ozeanböden, wird Lithosphäre genannt und ist etwa 100 km dick. Zwischen ihr und dem in etwa 2900 km Tiefe liegenden Erdkern liegt die zähplastische heiße Asthenosphäre. Beim Aufstieg von Asthenosphäre entstehen Aufwölbungen. Steigt Asthenosphäre unter Kontinenten, d.h. unter kontinentaler Lithosphäre auf, brechen diese auseinander. In die sich dabei bildenden Spalten dringt geschmolzenes Asthenosphärenmaterial (Magma) ein und Vulkane entstehen. Zunächst spielt sich der Vulkanismus mit Lavaflüssen und Aschenregen noch auf den Kontinenten ab, aber mit fortschreitendem Auseinanderreißen sinkt der Boden der Kontinente im Bereich der Spaltenbildung grabenförmig ab und das Meer dringt in die Senken ein. Magma und Laven erstarren und bilden jetzt neuen Meeresboden, ozeanische Lithosphäre entsteht. An der Grenze zwischen der kontinentalen und ozeanischen Lithosphäre geht die Absenkung mit zunehmender Entfernung der Kontinentfragmente weiter. Das Zentrum der ozeanischen Lithosphärenbildung verharrt jedoch infolge des stetigen Aufstiegs heißer Asthenosphäre allgemein in Tiefenlagen zwischen 2000 und 3000 m und bildet schließlich die mittelozeanischen Rücken mit einer Gesamtlänge von 65 000 km. Die Kontinentalränder, die durch Dehnung und Aufreißen der kontinentalen Lithosphäre entstehen, werden Extensionsränder genannt. Es gibt zwei grundverschiedene Typen dieser Ränder: den von Bruchbildung geprägten und den vulkanischen Typ. 1. DER VON BRUCHBILDUNG GEPRÄGTE KONTINENTALRAND Er entstand durch langsame und über mehrere 10er Millionen Jahre anhaltende Dehnung. Dabei bildete sich auf mehr als 200 km Breite ein System von Brüchen, das die kontinentale Lithosphäre in hoch- und tiefliegende Schollen, sog. Horste und Gräben, gliederte. Vulkanismus begleitete die Bruchbildung. In der Folgezeit wurden die Schollen und Vulkane vom Meer überflutet und mit Sediment bedeckt. Gegenwärtiges Beispiel für die Graben- und Horstbildung sowie Absenkung ist der Große Ostafrikanische Graben. Sinkt dieser weiter ab, wird er wahrscheinlich in ferner Zukunft vom Meer überflutet. Dieses Stadium kann im Roten Meer beobachtet werden, wo sich arabische und afrikanische kontinentale Lithosphäre voneinander wegbewegen. Der Boden des Roten Meeres wird teilweise schon durch magmatisch-vulkanisch entstandene ozeanische Lithosphäre gebildet. 12 Abb. 3: Die äußere harte Schale der Erde, die Lithosphäre, besteht aus beweglichen Platten. Die Haupt-Plattengrenzen sind mittelozeanische Rücken und Subduktionszonen. Die letztgenannten liegen im Bereich der Tiefseegräben. Hier tauchen die Platten in das Erdinnere ab und werden schließlich aufgeschmolzen, während gleichzeitig an den mittelozeanischen Rücken durch erstarrende Gesteinsschmelzen dieser Verlust von Lithosphäre kompensiert wird. Der gesamte Prozess wird plattentektonischer Zyklus genannt. Antrieb für diesen sind langsam fließende Ströme aus teilweise geschmolzener heißer Materie, der Asthenosphäre. 2. DER VULKANISCHE KONTINENTALRAND-TYP Bei diesem Typ wurden während des Aufreißens der kontinentalen Lithosphäre innerhalb weniger Millionen Jahre große Mengen an vulkanischem Material gefördert. Die vulkanischen Lavadecken und Aschenlagen waren 5 _ 10 km dick und erreichten eine Breite von etwa 200 km. Nach dem völligen Auseinanderbrechen der Kontinente sanken die Ränder der entstandenen Kontinentalfragmente mehrere tausend Meter ab, die auseinandergerissenen vulkanischen Komplexe kippten dabei seewärts und wurden anschließend mit Sedimenten überdeckt. Diese vulkanischen Komplexe wurden zunächst im Atlantischen Ozean geophysikalisch als sogenannte "meerwärts geneigte und sich spreizende seismische Reflektoren" geortet und später durch Bohrungen des internationalen Tiefseebohrprogramms ODP nachgewiesen. Damit ist bewiesen worden, dass es geologisch kurze Episoden mit extrem starkem Vulkanismus gab. Sie gingen mit anderen Ereignissen, wie der Ausbildung sauerstoffarmer Milieus im Ozean, Massenaussterben von Tier- und Pflanzenarten, erhöhter globaler Temperatur und Meeresspiegelhochständen, einher. Im Einzelnen sind die Auswirkungen dieses Vulkanismus auf Atmosphäre, Ozean und Biosphäre kaum bekannt. 13 Um das Klimageschehen der Vergangenheit zu entschlüsseln, sind wir auf Archive angewiesen, beispielsweise die Eisdecken der Polargebiete sowie lückenlos abgelagerte Meeressedimente. Arbeiten mit SONNE vor Pakistan haben Beweise dafür geliefert, dass die Klimaveränderungen während der letzten 70.000 Jahre über dem Arabischen Meer und im Eis von Grönland absolut synchron verliefen (Abb. 4). Erstmals wurde mit Hilfe von langen zylindrischen Sedimentproben (sog. Sediment- bzw. Bohrkernen) nachgewiesen, dass die aus dem Grönlandeis bekannten, extrem rasch aufeinander folgenden Warm-Kalt-Phasen im Gleichschritt den Wechseln in der Intensität des Monsuns folgten. Dies beweist eine extrem starke ursächliche Verknüpfung aller Klimaveränderungen, die global über atmosphärische Fernwirkungen gesteuert sein muss. Es zeigt auch, dass zukünftige Klimaveränderungen sicher nicht lokal begrenzt sein werden. Nur mit einem Forschungsschiff vom Typ SONNE ist es möglich, Sedimentkerne in der erforderlichen Länge und Qualität für weitere Untersuchungen zur Klimaentwicklung zu gewinnen. Abb. 4: Kalte und warme Phasen, die im Eis von Grönland nachgewiesen wurden, liefen in den letzten 70 000 Jahren zeitgleich mit Änderungen der Intensität des Monsuns über dem Arabischen Meer ab (vergleichbare Phasen sind nummeriert). Die Veränderungen der Monsunintensität wurde aus Sedimenten des Arabischen Meeres abgeleitet. Dazu wurden lange zylindrische Proben (Sedimentkerne) benötigt, wie sie in dieser Länge und Qualität nur mit einem Forschungsschiff vom Typ SONNE gewonnen werden konnten. 14 Abb. 5: Ausbringen eines sogenannten Kammer-Landers mit SONNE. Das Gerät misst am Meeresboden in bis zu 6 km Wassertiefe den Sauerstoffverbrauch durch Organismen. Während der Messphase können auch Wasserproben für spätere Analysen genommen werden. Außerdem können mit dem Gerät Markierungsstoffe in den Meeresboden eingebracht werden, um ihre Verteilung durch wühlende Tiere zu verfolgen. Einsätze des Geräts können bis zu sechs Wochen dauern. Mit SONNE wurden am Kontinentalhang vor Portugal lange zylindrische Sedimentproben gewonnen, die eine Erfassung von Veränderungen der Umweltverhältnisse in den vergangenen 50.000 Jahren mit einer Genauigkeit im Bereich von 1000 Jahren ermöglicht haben. Mit Hilfe der Verhältnisse der Sauerstoffisotope in den Schalen von planktischen, d.h. im Wasser schwebenden Foraminiferen (einzellige Tiere), wurden markante Anomalien in den Wassertemperaturen nahe der Meeresoberfläche und Veränderungen in der Meereszirkulation ermittelt. Sie stehen mit bekannten abrupten Klimaeinbrüchen im nordatlantischen Raum in Verbindung. Durch das Zerfallen der großen Eisschilde in der Nordpolarregion kam es dort zu Schmelzwasserfluten und zur Überschichtung des Meerwassers mit Süßwasser. Dadurch wurde die ozeanische Zirkulation beeinflusst und die Temperaturen gingen dramatisch zurück. Diese Ereignisse wiederholten sich und wirkten sich sogar auf die Sedimentablagerungen vor Portugal aus, was zeigt, dass klimatische Veränderungen über große Entfernungen wirken. OFFENE FRAGEN Die Nutzung von fossilen Energierohstoffen, insbesondere von Erdöl und Erdgas, wird auch weiterhin eine wesentliche Rolle in der Weltwirtschaft spielen. Daher wird auch die Suche nach ihnen und ihre Gewinnung eine vorrangige Aufgabe bleiben. Die von Bruchbildung beherrschten Extensionsränder mit ihren riesigen Sedimentakkumulationen sind im Hinblick auf Erdöl und Erdgas noch lange nicht ausreichend erkundet. Um ihre wirtschaftliche Bedeutung im vollen Ausmaß bewerten zu können, besteht noch erheblicher Forschungsbedarf. Das gilt noch weit mehr für die vulkanischen Ränder, die etwa 60 % der Ränder des Atlantischen und sehr wahrscheinlich auch des Indischen Ozeans ausmachen. Beim Forschungsbedarf für die Extensionsränder sind in erster Linie zu nennen: 15 ● Weiterentwicklung der geodynamischen Konzepte, besonders für die Anfangsstadien der Kontinentalrandbildung. Die sedimentären und thermischen Prozesse, die zur Bildung von Erdöl und Erdgas geführt haben, sind dabei von großem Interesse. ● Modellieren der geodynamischen Prozesse, die zu großräumigen und voluminösen Schmelzbildungen in der Asthenosphäre und zur Anlage der vulkanischen Extensionsränder geführt haben. ● Studien über Schmelzregime und Schmelzwanderung sowie Bestimmung der Volumina vulkanisch gebildeter Gesteinskomplexe. ● Untersuchungen zu den Auswirkungen des starken Vulkanismus der vulkanischen Ränder auf Atmosphäre, Ozean und Biosphäre im Laufe der Erdgeschichte und Nutzung der daraus gewonnenen Erkenntnisse für die Klimamodellierung. ● Ableitung der Sedimentationsabläufe und der Reifung von organischen Stoffen zu Erdöl und Erdgas für das sedimentäre Stockwerk der vulkanischen Ränder. Der weitaus überwiegende Teil der genannten Untersuchungen muss mit geophysikalischen, geologischen und geochemischen Methoden und mit modernen Forschungsschiffen vom Typ SONNE durchgeführt werden. Solche Schiffe gewährleisten eine präzise Probenahme und den Einsatz großer schwerer Probenahme- bzw. Beobachtungsgeräte (z.B. Hammerlot, ferngesteuerte Geräteträger, Tauchboote, Stationen zur Langzeitbeobachtung). Zum Teil werden die Arbeiten der Erkundung von Zielgebieten für wissenschaftliche Tiefseebohrungen gleicher Thematik dienen. An die Vorerkundung von Bohrlokationen werden höchste Anforderungen in Bezug auf Position und Tiefenlage von Bohrzielen sowie die Bohrsicherheit gestellt. 16 MATERIAL- UND ENERGIEAUSTAUSCH BEI DER NEUBILDUNG VON LITHOSPHÄRE IM OZEAN STAND DER WISSENSCHAFT Auf einer Länge von 65 000 km wird an den mittelozeanischen Rücken meist in Wassertiefen zwischen 2000 und 3000 m ständig neue Lithosphäre durch Aufstieg und Ausfließen von Schmelzen sowie deren anschließendem Erstarren zu Gestein von meist basaltischer Natur gebildet. Die Schmelzen stammen aus der heißen und zäh fließenden Asthenosphäre. Der untermeerische vulkanische Prozess der Meeresbodenneubildung produziert Lithosphäre mit einer Rate von ca. 20 km 3 pro Jahr. Er ist für die Bildung von zwei Dritteln der Lithosphäre verantwortlich. Etwa 50 % des gesamten Wärmeverlustes des Erdinnern erfolgt über das System der mittelozeanischen Rücken mit seinen Vulkanen. Die Abkühlung der neugebildeten Lithosphäre erfolgt überwiegend durch kaltes Meerwasser, welches in sie eindringt und erwärmt wieder aufsteigt, um am Meeresboden mit Temperaturen von z.T. über 300 °C aus rw a s ser m al e Re a kt szone ion er Basalt heiß ische Schmelze basalt n 360° o o heiße Fluide C Iso t i dr er ung Vermischung und Abkühlung Erzbildung Stö r s er Meerwas 1,5 - 2,5 km ErzSchornstein Schichtflußlava hy th Fluide mit hoher Austrittstemperatur (250-410°C) Diffuse Fluide mit niedriger Austrittstemperatur (5-50°C) und viel BIologie Kissenlava ältere Schornsteinbruchstücke Mee 5 - 50 m weißer oder schwarzer Rauch therm e r k i Z u la Hb./Erb. Ausdehnung der ozeanischen Kruste Abb. 6: Schematischer Querschnitt durch ein Hydrothermalsystem in der Kammregion eines mittelozeanischen Rückens, an dem neue Lithosphäre gebildet wird. Kaltes Meerwasser mit einer Temperatur von etwa 2 ºC dringt in die heißen, aus erstarrtem Magma und Lava gebildeten Lithosphärengesteine (u.a. Basalt) ein. Es wird auf 350 _ 450 °C aufgeheizt und reagiert chemisch mit den Gesteinen. Die heiße Lösung steigt wegen ihrer geringer gewordenen Dichte zum Meeresboden auf und tritt zum Teil aus schornsteinartigen Quellformen, sog. „Rauchern“, zum Teil aber auch diffus aus. Abscheidung von Erzen, vornehmlich von Schwefelkies, Kupferkies und Zinkblende, findet sowohl in den „Schornsteinen“ als auch fein verteilt im Meeresboden bis in einige hundert Meter Tiefe statt. 17 sogenannten Hydrothermen auszutreten (Abb. 6). Diese Konvektion reicht bis in Tiefen von 1 _ 2 km unter dem Meeresboden und hält solange an, bis alle Wege durch das vulkanisch gebildete Gestein mit neugebildeten Mineralen "versiegelt" oder der Meeresboden mit Sedimenten völlig bedeckt ist. Es wird angenommen, dass durch diese Konvektion das gesamte Wasser der Ozeane in einer Million Jahre einmal durch die oberste ozeanische Lithosphäre bzw. die ozeanische Erdkruste zirkuliert ist. Das heiße agressive Wasser laugt aus den gerade gebildeten Gesteinen viele Stoffe heraus, unter anderem wirtschaftlich interessante Metalle. Noch während des Aufstiegs und am Meeresboden werden viele dieser Metalle als schwefelhaltige Erze, sogenannte Metallsulfide, wieder abgeschieden. Manche dieser Abscheidungen haben ein so großes Ausmaß, dass sie an Land ausgebeutet würden. Ein Vorkommen dieser Art in der Bismarck-See (Papua-Neuguinea) hat bereits zu einer Lizenznahme durch ein Unternehmen geführt. Die interessanten Metalle der untermeerischen Vorkommen sind Kupfer, Zink und Blei, bei einigen Vorkommen auch Gold und Silber. Wegen der allgemein niedrigen Rohstoffpreise ist ein Abbau der untermeerischen Vorkommen jedoch in den meisten Fällen noch nicht wirtschaftlich. Die Zusammensetzung der durchströmten vulkanischen Gesteine bestimmt ganz wesentlich die Zusammensetzung der Erze. So sind beispielsweise relativ hohe Goldgehalte kennzeichnend für Erzabscheidungen aus Lösungen, die die durch Meeresbodenspreizung entstandenen Böden der Nebenmeere hinter Inselbögen ausgelaugt haben. Die dort auftretenden Gesteine enthalten mehr silikatische Komponenten als solche, die an den Rückenkämmen des offenen Ozeans entstanden sind. Die thermische Energie einiger der hydrothermal aktiven Gebiete würde ausreichen, um kleinere Kraftwerke mit einer Leistung von 200 _ 250 Megawatt zu betreiben. Die metallhaltigen Lösungen können bis zu 450 °C heiß sein. Wegen des hohen Drucks der Wassersäule kochen sie jedoch nicht. In diesem Milieu haben sich überraschenderweise Lebewesen entwickelt. Bakterien, mit denen möglicherweise die Entwicklung des Lebens auf der Erde begonnen hat, nutzen die Energie aus der Umsetzung von Schwefelwasserstoff und Methan, die von den Quellen geliefert wird. Von diesen Bakterien leben wiederum hochspezialisierte Tiere, die in auffälliger Weise die hydrothermalen Quellen besiedeln (Abb. 7a, b, c). Sie werden als genetische Ressource und biologische 18 Abb. 7a: Der 1990 mit SONNE entdeckte Maulwurfskrebs Paraglypturus calderus TÜRKAY & SAKAI 1995. Er wurde in über 50 °C warmem Wasser in der Nähe von heißen Quellen in 63 und 114 Meter Wassertiefe auf der Esmeralda-Bank (Marianen-Inseln, Pazifischer Ozean) gefunden. Es handelt sich um eine biologische Neuentdeckung. Alle zuvor untersuchten heißen Quellen des Flachwassers zeigten zwar eine reichhaltige Fauna, die Arten unterschieden sich aber nicht von denen der kühleren Umgebung. Als Grund hierfür wurde angegeben, dass bei gleichförmigem Nährstoffeintrag aus der darüberliegenden Wasserschicht die daraus hervorgehende bakterielle Produktion keine isolierten Artengemeinschaften erzeugen kann. Mit SONNE gelang es 1990 erstmals auf der Esmeralda-Bank bei den Marianen-Inseln, aus 63 und 114 Meter Wassertiefe Organismen zu bergen, die klare Unterschiede zur umgebenden Fauna zeigen. Zwei Arten wurden mit Hilfe des großen SONNE-Fernsehgreifers zusammen mit Ablagerungen vom Meeresboden geborgen, die über 50 °C heiß waren. Insbesondere die Krabbe Xenograpsus novaeinsularis zeigt deutlich, dass es spezifische Warmwasserarten gibt. Der Maulwurfskrebs Paraglypturus calderus war auch auf der Gattungsebene völlig neu. Abb. 7b: Kolonie der Muschelgattung Calyptogena in einer Wassertiefe von 2300 m vor Pakistan. Sie zeigt das Austreten von Schwefelwasserstoff aus dem Meeresboden an. Die Schwefelwasserstoff-Austritte weisen ihrerseits auf einen intensiven Transport von Gasen und Flüssigkeiten innerhalb des Meeresbodens hin. Die Aufnahme wurde mit dem Foto- und Fernsehsystem der SONNE gemacht. Abb. 7c: Dichter Rasen von Muscheln der Gattung Calyptogena vergesellschaftet mit Entenmuscheln (Neolepiden), Springkrebsen (Galatheiden), Garnelen (Carideen), Napfschnecken (Patellen), größeren Gehäuseschnecken und Seeanemonen (Actinien). Er zeigt das Austreten von Schwefelwasserstoff aus dem Meeresboden an. Diese Austritte von Schwefelwasserstoff weisen ihrerseits auf einen intensiven Transport von Gasen und Flüssigkeiten im Meeresboden hin. Die Aufnahme wurde mit dem Foto- und Fernsehsystem der SONNE in 1500 m Wassertiefe in der Nord-Irland-See (Südwestlicher Pazifik) gemacht. 19 Das erste von bisher zwei bekannten hydrothermalen Sulfiderzvorkommen im Indischen Ozean wurde mit SONNE auf dem Zentralindischen Rücken mit einem kabelgebundenen Fernsehsystem entdeckt und mit dem fernsehgesteuerten Greifersystem der SONNE beprobt. Mittels 230Th/234U-Datierungen wurde ermittelt, dass die hydrothermale Aktivität schon vor 10 000 Jahren zu Ende ging. Seitdem werden die damals gebildeten Erze, hauptsächlich Kupferkies und Schwefelkies (Pyrit), durch einen verwitterungsähnlichen untermeerischen Prozess zersetzt. Rohstoffquelle für die Erzeugung pharmazeutischer Produkte angesehen. OFFENE FRAGEN Nur etwa 5 % der Kammregionen von mittelozeanischen Rücken sind auf hydrothermale Vererzungen näher untersucht worden. Weder ist ihre Häufigkeit noch die Zusammensetzung statistisch erfasst worden, um ihren wirtschaftlichen Wert zu bestimmen. Die bisherigen Untersuchungsergebnisse deuten auf eine große Variabilität der Vorkommen. Vordringliche Aufgaben bei der Erforschung der Hydrothermalgebiete sind: ● Erforschung des Funktionierens der Aufschmelzprozesse und der starken Variabilität der Magmen an Orten der Meeresbodenneubildung sowie Studium der Zusammenhänge zwischen Lithosphärenstruktur, magmatischen und hydrothermalen Prozessen in Raum und Zeit ● Vergleich von mittelozeanischen Rückensystemen und Inselbogensystemen in Bezug auf die vorher genannten Prozesse ● Quantifizierung physikalischer, chemischer und biologischer Prozesse beim Austausch zwischen Meerwasser und Gestein durch langzeitige Beobachtung, Messung und Beprobung ● Studium der Zusammenhänge von phasenweisem Auftreten und Zonierung von hydrothermaler Zirkulation mit dem Typ der Vererzung ● Einschätzung des thermischen Energiepotentials von hydrothermalen Quellgebieten ● Einschätzung der Auswirkung von Gasaustritten in Hydrothermalfeldern auf das Klima ● Erforschung der Schnittstellen von Geosphäre und Biosphäre in Hydrothermalsystemen 20 l Einschätzung des biotechnischen Potentials von Hydrothermalsystemen l Erforschung meeresbodennaher Strukturen in den Gesteinskomplexen der Spreizungszentren und Einschätzung der Speichermöglichkeiten für toxische Stoffe in permeablen Zonen (Aquiferen) der oberen Lithosphäre l Verbesserung von Suchkonzepten, insbesondere von geochemischen und geophysikalischen Methoden einschließlich des Einsatzes von ferngelenkten Unterwasserfahrzeugen und Tauchbooten Die Beschaffung der notwendigen Daten mit ferngesteuerten Probennehmern und Messgeräteträgern (Abb. 8) sowie mit Hilfe von Tauchbooten ist nur mit präzise positionierbaren Forschungsschiffen vom Typ SONNE möglich. Für biologische Experimente werden spezielle Laborcontainer eingesetzt, für die ausreichend zusätzliche Stellfläche benötigt wird. Außer POLARSTERN und METEOR besitzt in der deutschen Forschungsflotte nur noch SONNE diese Möglichkeiten. BILDUNG GROßER UNTERMEERISCHER VULKANISCHER PLATEAUS Abb. 8: Dieser ca. 3 m hohe Tiefsee-Geräteträger enthält Einrichtungen für die Gewinnung von 12 Flüssigkeitsproben und einer Bodenprobe sowie von kontinuierlichen Fernsehbildern. Er kann ununterbrochen 12 Stunden lang eingesetzt werden. Das System wurde vornehmlich bei der Erkundung von Hydrothermalquellen mit SONNE eingesetzt. 21 BILDUNG GROßER UNTERMEERISCHER VULKANISCHER PLATEAUS STAND DER WISSENSCHAFT Der Austausch von Masse und Energie zwischen Erdinnerem und Erdäußerem vollzieht sich über Konvektionsströme. Während der gegenwärtige Zustand der äußeren Erde von dem Mosaik aus beweglichen Lithosphärenplatten bestimmt ist, kann der Energie- und Massentransfer selbst in geologisch relativ junger Zeit noch ganz anders gewesen sein. Von besonderem Interesse sind dabei Zeiten, in denen gewaltige Eruptionen und Akkumulationen von Laven und vulkanischen Aschen das Bild der äußeren Erde bestimmt haben. Besonders in der Zeit, als vor 80 bis 120 Millionen Jahren die großen untermeerischen vulkanischen Plateaus gebildet wurden, haben dramatische Veränderungen in der Umwelt (Überflutungen weiter Teile der Kontinente) und der Lebewelt (massenhaftes Auftreten von Kalkschalen tragender Kleinstlebewesen) stattgefunden. Auf Island, welches als jüngeres Beispiel für die Frühphase untermeerischer Plateaus angesehen werden kann, fand 1783 eine gewaltige vulkanische Eruption statt. Dabei wurden so große Mengen an vulkanischen Aschen und toxischen Fluorverbindungen freigesetzt, dass es zu einer Hungersnot auf Island und einer Abkühlung in Europa kam. 161°30´ 161°25´W Die meisten untermeerischen Plateaus sind nur wenig untersucht. Die Schlussphase ihrer Bildung war wahrscheinlich gekennzeichnet von einem sehr ausgedehnten explosiven Vulkanismus oberhalb des Meeresspiegels, dessen Zeugen wir in Form von untermeerischen Basaltkuppen und Inseln sehen, die die Plateaus überragen (Abb. 9). An ihren Flanken ist nach dem Absinken unter den Meeresspiegel häufig Kalkabgelagert worden, mit dem sich die Absenkungsgeschichte rekonstruieren läßt. 10°15´ 10°20´S Abb. 9: Topographische Karte von „Mt. Eddie“, einem Vulkan auf dem Manihiki-Plateau im zentralen Pazifischen Ozean, der vor 100 _ 120 Millionen Jahren gebildet wurde. Die Oberfläche des Vulkans ist mit zahlreichen Parasitenvulkanen besetzt. Er hat damals Lava und vulkanische Asche gefördert. Bevor er mit SONNE detailliert vermessen und beprobt wurde, war angenommen worden, dass es sich um einen durch Methangasaufstieg aktiven Schlammvulkan handelt. 22 Vor etwa 100 _ 120 Millionen Jahren entstand im Pazifischen Ozean ein Archipel vulkanischer Inseln von der Ausdehnung Australiens, dessen enorme vulkanische Aktivität mit Sicherheit das Erdklima erheblich beeinflusst hat. Die Inseln standen auf einem vulkanisch gebildeten Sockel, der anschließend in einzelne ozeanische Plateaus, wie das Manihiki-Plateau, zerbrach. Auf diesem wurde 1990 mit der SONNE ein einzigartig gut erhaltener Vulkan aus dieser Zeit vermessen und beprobt. Die Forscher auf SONNE gaben ihm den Namen Mt. Eddie. Er ragte einst ca. 2000 m über den Meeresspiegel, bevor er auf seine heutige Tiefe von 1320 m unter dem Meeresspiegel langsam absank. Auch heute noch sind auf ihm viele sogenannte Parasitenvulkane sehr gut zu erkennen. Sie lassen auf ein komplexes System von Kanälen der Lavaförderung schließen. Detaillierte Untersuchungen haben präzise Daten für die Rekonstruktion der Entstehungsgeschichte des Vulkans und seiner Rolle für die Bildung einer 200 m dicken und über mehr als 5000 km 2 (vgl. Saarland ca. 2800 km2) verbreiteten vulkanischen Aschenlage geliefert. Auch seine Absenkungsgeschichte konnte rekonstruiert werden. Wegen seiner Oberflächenform wurde zunächst vermutet, dass es sich um einen aktiven, von Methangasförderung angetriebenen Schlammvulkan handelt. Es wurde durch die Arbeit mit der SONNE klar, dass es sich bei Mt. Eddie um einen erloschenen Vulkan handelt, der einmal Lava und Asche gefördert hat. Die Hoffnung der Regierung der Cook-Inseln auf ein eigenes ausbeutbares Erdgasvorkommen wurde damit leider enttäuscht. OFFENE FRAGEN Da die Rolle des Vulkanismus für die Klimaentwicklung der Erde immer deutlicher wird, soll mit geophysikalischen Untersuchungen die interne Struktur der Plateaus dreidimensional bis an ihre Basis in 15 bis 30 km Tiefe unter dem Meeresboden erfaßt werden. Damit können Aussagen zur Gesamtmenge des geförderten vulkanischen Materials gemacht werden und möglicherweise auch zum Kohlendioxidausstoß während der vulkanischen Tätigkeit. Den Plateaus im Pazifischen Ozean kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, weil sie mit der Ausbildung eines vulkanischen Archipels von der Ausdehnung Australiens verbunden waren. Mit einer detaillierten Beprobung der vulkanischen Gesteine und ihrer chemischen Untersuchung sowie mit Altersbestimmungen könnten die Entstehung von Plateaus und die sie steuernden Prozesse in der Asthenosphäre rekonstruiert werden. Dabei ist wichtig zu erfahren, wie sich der Übergang in die submarine Plateauphase abgespielt hat und welche Rolle dabei die hydrothermale Zirkulation und Vererzung gespielt hat. Wegen des Einsatzes sehr schwerer Mess- und Probenahmegeräte und der erforderlichen exakten Positionierung kommt für die Arbeiten nur ein Forschungsschiff vom Typ SONNE infrage. 23 SUBDUKTIONSZONEN STAND DER WISSENSCHAFT Die äußere Schale der Erde (Lithosphäre), bestehend aus Kontinenten und Ozeanböden ist nicht starr, sondern bewegt sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit in einem komplexen Muster über dem Erdmantel. Die Ozeanböden werden an den mittelozeanischen Rücken ständig durch den Aufstieg von Magma neu gebildet. Im gleichen Maße wie diese Neubildung (20 km3 pro Jahr) verschwinden alte Ozeanböden unter den wandernden Kontinentblöcken in der zähplastischen Asthenosphäre (siehe Abb. 3). Diese Verschluckungs- oder Subduktionszonen, die vor allem an den Rändern des Pazifiks auftreten, werden durch Tiefseegräben angezeigt. Reibung zwischen der abtauchenden und der sich über sie schiebenden Platte erzeugt Erdbeben entlang einer breiten Zone, die dem schrägen Abtauchen folgt. Ab einer Tiefe von etwa 60 km werden große Teile der abtauchende Platte aufgeschmolzen, bis schließlich in etwa 600 km die Platte von der Asthenosphäre nahezu komplett konsumiert ist. Vor allem Meerwasser, das in Poren der verschluckten Gesteine in die Zone des Aufschmelzens gelangt, ist am Schmelzprozess beteiligt. Leichte Anteile der Schmelzen steigen auf und durchschmelzen die überlagernde Lithosphäre, um schließlich Vulkanketten parallel zu den Tiefseegräben zu bilden. Besonders leichte Komponenten wie Wasserdampf und Kohlendioxid gelangen auch in die Atmosphäre. Die vulkanischen Gesteine der oft als Inselbögen ausgebildeten Vulkanketten mit ihren bedeutenden Metalllagerstätten tragen chemische Signaturen der aufgeschmolzenen ozeanischen Lithosphäre. Die geologischen Prozesse, die an den Verschluckungszonen ablaufen, sind im Detail außerordentlich kompliziert. So wird z.B. nur dasjenige Material in die Asthenosphäre hineingeführt, welches schwer genug ist und nicht auf ihr "schwimmt". Noch wenig verfestigte leichte Sedimente werden daher von der abtauchenden Lithosphäre abgehobelt und vor der oberen kontinentalen Lithosphäre wie vom Schild einer Planierraupe zusammengeschoben. Dabei werden ganze Sedimentstapel ineinander verschuppt oder gefaltet und Akkretionskomplexe entstehen. In einigen Fällen werden in diese Komplexe auch Lithosphärensplitter (z.B. ozeanische Plateaus oder Inseln) hineingeschoben (Abb. 10). Auf diese Weise sind im Laufe der Erdgeschichte Kontinente gewachsen. 24 Abb.10: Reliefbild vom Kontinentalabhang vor Costa Rica. Das Relief wurde mit dem auf SONNE installierten, flächenhaft vermessenden Echolot HYDROSWEEP aufgenommen. Der Tiefseegraben in der Bildmitte markiert die Nahtstelle zwischen ozeanischer (links) und kontinentaler Lithosphäre (rechts). Die ozeanische Lithosphäre ist geprägt durch viele Tiefseekuppen, die im Kontinentalabhang „Pflugspuren“ in Form von Erhebungen mit scharfen Einbruchkanten zum Graben hin hinterlassen wenn sie subduziert werden. Möglicherweise löst die Subduktion dieser Kuppen Erdbeben aus. In anderen Fällen ist der Verschluckungsvorgang so stark, dass Teile der unterfahrenen kontinentalen Lithosphäre mit in die Tiefe geschleppt werden ein Prozess, der tektonische Erosion genannt wird (Abb. 11). Um die bei der Subduktion stattfindenden lateralen und vertikalen Bewegungen in Gang zu halten, sind große Kräfte am Werk. Eine bedeutende Rolle spielen auch Flüssigkeiten (Fluide) und in ihnen gelöste Gase, die in Poren der Lithosphäre und den sie überlagernden Sedimenten enthalten sind. Aus ihnen werden sie beim Erreichen der Subduktionszone teilweise ausgepresst. Die ausgepressen Fluide wandern unter Druck in die Gleitzonen der verschuppten Sedimentpakete in den Akkretionskomplexen und werden sozusagen zu deren Schmiermittel. Ein Teil der Fluide fließt am Meeresboden aus und ermöglicht dort ein Leben, das wie bei den heißen Quellen der Tiefsee vom Sonnenlicht unabhängig ist (siehe Abb. 7b). Es wird vermutet, dass 2 _ 3 km3 Fluide pro Jahr im Bereich der 25 Meeresspiegel SE Pazifischer Ozean Küstenabbruch Peru-Chile Tiefseegraben 5km 10km 9 cm Kr Legende Seewasser Junge Sedimente Ozeanische Kruste Kontinentalkruste Alte Sedimente Verschuppungszone us ten Südamerikanische Platte /a -/M an te l-G re nz Zone der Erdbeben e 0 40km Abb.11: Schematischer Querschnitt durch die Verschluckungszone (Subduktionszone) im Norden von Chile. Das Bild stellt eine Interpretation von Reflexionen von künstlichen Schallimpulsen dar, die von SONNE aus mit Druckluftkanonen abgegeben und mit Unterwasser-Mikrofonen (Hydrofonen) aufgenommen wurden. Das Reflexionsbild zeigt an gebogenen Brüchen stufenweise abgesackte Gesteinspakete, die darauf hindeuten, dass der Kontinent im Untergrund „abgefräst“ und sein Material verschluckt wird. Dieser Prozess ist von Bedeutung für die Entstehung von Erdbeben und die vulkanische Tätigkeit sowie für die Entstehung von Kupfer- Lagerstätten in den Anden. Durch kombinierte Untersuchungen zu Land und zur See wurden die Auswirkungen der Subduktion (Verschluckung) ozeanischer Lithosphäre unter den pazifischen Kontinentalrändern Süd- und Mittelamerikas untersucht. Die Vermessung der Untergrundstrukturen und des Reliefs des Meeresbodens vor Chile mit SONNE hat ergeben, dass der Kontinent durch die Subduktion einen Massenverlust erleidet, sozusagen zusammen mit der ozeanischen Lithosphäre teilweise mitverschluckt wird. Die Bedeutung dieses Prozesses für die Entstehung von Erdbeben und die vulkanische Tätigkeit und damit verbundene Bildung von Kupfer-Lagerstätten in den Anden ist noch nicht geklärt. Subduktionszonen ins Meer gelangen. Hohe Methankonzentrationen sind in den Akkretionskomplexen weit verbreitet. Das Methan entsteht durch bakteriellen Zersatz von organischen Substanzen in den Sedimenten und wird unter hohen Drucken und bei niedrigen Temperaturen als Methanhydrat in den Sedimenten festgefroren. Auch andere Erdgase können in Gashydrate sind in jüngster Zeit als zukünftige Energiequelle aber auch als von der Erde selbst erzeugtes Risiko stark ins Gespräch gekommen. Sie entstehen bei hohem Druck und niedrger Temperatur (z.B. 30 bar und 0 °C) aus Wasser und Erdgas, zumeist Methan. Die Gashydrate liegen dann in fester Form vor und zerfallen bei Erwärmung. Bildungsbedingungen für Gashydrate bestehen an vielen Kontinentalrändern. Das Methan wird in der Regel durch Erdwärme und bakteriellen Zersatz organischer Überreste von Lebewesen gebildet, die mit anderen Komponenten Ablagerungen am Meeresboden (Sedimente) bilden. Mit SONNE wurden 1994 in der Celebes-See am Kontinentalhang von Sulawesi (Indonesien) Anzeichen für Gashydrate mit einer vermuteten Methanmenge von 6,6 x 1012 m3 (Welt-Erdgasverbrauch: ca. 2,3 x 1012 m3 pro Jahr) gefunden. 26 6 63 1 5HIOH[LRQV]HLWLQ6HNXQGHQ 0HHUHVERGHQ %65 NP Abb. 12 Mit SONNE wurde 1994 in der Celebes-See ein Gashydratvorkommen in einem Verschuppungs-Komplex einer Subduktionszone entdeckt. Das Bild zeigt einen Schnitt durch den Meeresboden. Er wurde aus Reflexionen von künstlichen Schallwellen hergestellt, die von SONNE ausgesandt und aufgezeichnet wurden. Die Unterseite der Gashydrate ist durch einen mehrere hundert Meter unter dem Meeresboden liegenden Reflektor markiert, der parallel zum Meeresboden verläuft und deshalb bodensimulierender Reflektor (BSR) genannt wird. Der wirtschaftliche Wert der Gashydratvorkommen ist angesichts ungenügender Kenntnisse über die Art ihres Vorkommens und wegen Unsicherheiten in Bezug auf die Gewinnungstechnik noch nicht exakt abschätzbar. Dennoch haben die Gashydrate industrielles Interesse geweckt. Wenn es zu einer Erhöhung der Wassertemperaturen in der Tiefsee um wenige Grad Celsius infolge eines Klimawechsels käme, würden sich die Gashydrate im Meeresboden zersetzen und ihn destabilisieren. Es könnte dann an Kontinentalhängen zu gewaltigen Rutschungen kommen mit katastrophalen Flutwellen (Tsunamis) im Gefolge. Insofern bergen die Gashydrate ein natürliches Gefährdungspotential. Abb. 13: Brennendes Eis: Unter geeigneten Druck- und Temperaturbedingungen können Gase mit Wasser sogenannte Gashydrate bilden. Bei einer Temperatur z.B. von 0° C und 30 bar sind sie stabil, d.h. sie können in größeren Wassertiefen in Sedimenten auftreten, die im Kontakt mit dem in allen Ozeanbecken zu beobachtenden eiskalten Tiefenwasser stehen und in denen Erdgas auftritt. Mit SONNE wurden Gashydrate vor der Westküste Nordamerikas geborgen. Bevor sie zerfielen, lagen sie als weiße Brocken im Tiefseeschlamm vor und ließen sich anzünden. 27 Katastrophale Erdbeben, gewaltige Vulkanausbrüche und verheerende Flutwellen (Tsunamis) konzentrieren sich an Subduktionszonen, wo die ozeanische unter die kontinentale Lithosphäre abtaucht. Der Zusammenhang zwischen Verschluckung (Subduktion) und Katastrophe liegt nah. Aber nur die genaue Kenntnis des geologischen Aufbaus dieser Gebiete ermöglicht ein Verständnis der Zusammenhänge. Daraus lassen sich Risiken besser abschätzen und Maßnahmen zur Minimierung der Auswirkungen von Katastrophen entwickeln. Mit SONNE wurde der geologische Aufbau des Kontinentalrands von Mittelamerika im Pazifischen Ozean untersucht. Mit Hilfe des auf SONNE installierten Fächerecholots HYDROSWEEP, einem Produkt deutscher Meerestechnik, wurde ein Großteil des Kontinentalrandes von Costa Rica vermessen und dabei aus der Form des Meeresbodens die Auswirkungen geodynamischer Prozesse abgeleitet. Tiefseekuppen, die mit der ozeanischen Lithosphäre in die Subduktionszone hineintransportiert wurden, haben im Kontinentalabhang Spuren hinterlassen, die darauf hindeuten, dass die Subduktion der Kuppen mit der Auslösung von Erdbeben zusammenhängt. Die Gashydrate, die zu über 90 % aus Methanhydrat bestehen, repräsentieren ca. 10 000 Gigatonnen des weltweit vorhandenen Kohlenstoffs, doppelt soviel wie in allen fossilen Brennstoffen zusammen. Den Gashydraten könnte deshalb in der zukünftigen Energieversorgung eine bedeutende Rolle zukommen. Die Rolle der Gashydrate als Klimafaktor wird ebenfalls intensiv diskutiert, insbesondere deshalb, weil aus ihnen das Treibhausgas Methan freigesetzt wird, sobald ihre Umgebung erwärmt wird. Sie werden außerdem auch deshalb als Risikofaktor angesehen, weil sie direkt unter dem Meeresboden liegen und bei Erwärmung den Meeresbodens destabilisieren, können, was wiederum zu untermeerischen Rutschungen von Sedimentmassen mit katastrophaler Flutwellenbildung (Tsunamis) führen kann. OFFENE FRAGEN Über 90 % der Spannungen, die zu Erdbeben führen, werden in wasserbedeckter Lithosphäre aufgebaut, woran wiederum die Subduktionszonen den größten Anteil haben. Allerdings ist nur ein geringer Teil dieser Zonen mit ihrer Gesamtlänge von 44 000 km untersucht worden. Angesichts der Gefährdungen, die von ihnen ausgehen, ihrer Rolle in der globalen Massenbilanz, z.B. für Kohlenstoff, und wegen ihres Rohstoffpotentials müssen Subduktionszonen besser untersucht werden. Zur Klärung der komplexen Zusammenhänge zwischen Erdbeben, dem internen Aufbau, der mechanischen Spannungsverteilung, den thermischen Verhältnissen und den Materialflüssen von Subduktionszonen müssen die Untersuchungen von See aus durchgeführt werden, da ein Großteil des Spannungsaufbaus, der Erdbeben und Materialflüsse im Meeresuntergrund abläuft: 28 Vordringliche Aufgaben zur Klärung dieser Zusammenhänge sind: ● Vermessung der Subduktionszonen mit geophysikalischen Verfahren (2D-, 3D-Reflexionsseismik, Refraktionsseismik, Schwerefeld-, Magnetfeldund Wärmestrommessungen) zur Ermittlung ihres Aufbaus und ihrer Materialeigenschaften ● Untersuchung der Massenbilanzen der Subduktionszonen, um Wachstum und Erosion von Kontinenten zu quantifizieren ● Erfassung der lokalen Erdbebentätigkeit und Abschätzung des Gefährdungspotentials von Subduktionszonen ● Einsatz von geodätischen Präzisionsmessverfahren zur Ermittlung der absoluten Bewegungen der Lithosphäre an Subduktionszonen ● Quantifizierung der Fluidkreisläufe durch Messungen an Fluidaustritten und von volatilen Komponenten sowie des Eintrags von fluiden Phasen in die Subduktionszone ● Einschätzung des Rohstoffpotentials der Gashydrate ● Erkundung des Erdöl- und Erdgaspotentials unter und über Splittern ozeanischer Lithosphäre in Akkretionskomplexen sowie anderen Bereichen der Kontinentalhänge Der größte Teil dieser Untersuchungen muss mit Hilfe großer und moderner Forschungsschiffe, zu denen die SONNE zählt, erfolgen. Zum Teil erfordert die letzte Beweisführung Tiefseebohrungen, wie sie das ODP durchführt. Zur genauen Vermessung der Bohrlokationen werden ebenfalls konventionelle Forschungsschiffe vom Typ SONNE benötigt. Besonders die dynamische Positionierung, wie auf der SONNE vorhanden, liefert die notwendige Präzision der Vermessung und Probenahme in den komplizierten Strukturen der Subduktionszonen. 29 SONNE BEISPIEL FÜR EIN HOCHLEISTUNGSFORSCHUNGSSCHIFF Von allen deutschen Forschungsschiffen ist SONNE am besten für die vielfältigen Aufgaben der marinen Geowissenschaften, aber auch sehr gut für andere Disziplinen ausgerüstet. Das 100 m lange Schiff bietet bedingt durch seinen großen Tiefgang von 6 m auch bei hohem Seegang eine sichere stabile Forschungsplattform für 25 Wissenschaftler und Techniker, die an Bord vielfältige Arbeitsmöglichkeiten in neun Speziallaboren finden. Für die Ozeanographen liegt das Labor für die Wasserproben und die Überwachung der Sonden direkt neben dem Einsatzort der Geräte an der schnellen Hydrographenwinde. Ebenfalls vom Arbeitsdeck aus können die Luftpulser für die seismische Vermessungen angeschlossen werden, die aus dem unter Deck liegenden Kompressorraum mit großen Mengen Druckluft versorgt werden. Die breite Ausbringstelle am Achtersteven ist optimal zum Aus- und Einholen der mehrere km-langen Hydrofonketten geeignet. Auch bis zu 10 t schwere Beobachtungsstationen, bemannte und unbemannte Tauchboote können vom schwenkbaren A-Kran über dieses Tor zu Wasser gelassen und wieder geborgen werden. Über denselben A-Kran werden tiefgeschleppte Sonden, bodenberührende Dredschen und Punktsonden abgesetzt. Zur Entnahme von bis zu 25 m langen Bohrkernen aus weichen Meeresbodenschlicken werden Kolbenlotgeräte mit einem speziellen Absatzgestell ausgesetzt und eingeholt. Abb. 14: Ein mit Temperaturfühlern besetztes Rohr zum Ausstechen von Sediment, ein sogenanntes Schwerelot, wird von SONNE aus eingesetzt. Die Temperaturfühler, die als Ausleger am Rohr sichtbar sind, zeigen feinste Temperaturunterschiede an und erlauben es, den Wärmestrom aus dem Erdinnern zum Meeresboden zu messen. Aus dem Muster der Temperaturverteilung lassen sich Rückschlüsse auf den Massen- und Energietransport im Innern der Erde ziehen. Geologen und Geochemiker bearbeiten diese Bohrkerne in einem langgestreckten Labor, wo die Bohrkerne in 5 m langen Abschnitten vermessen und beschrieben werden können. Die weitere Analyse der Proben erfolgt in der Regel in den Laboren unter Deck, wo auch das gewonnene Kernmaterial mit einer Gesamtlänge von 500 m in einem Kühlraum optimal bis zur Verladung im Endhafen gelagert werden kann. Die Unterwasserorientierung des Schiffes wird ebenfalls unter Deck gesteuert. Mit dem KRUPP-ATLAS-Fächerecholot-HYDROSWEEP wird der Meeresboden zu beiden Seiten des Schiffsweges im Detail erfaßt und sofort in Tiefenlinienkarten ausgedruckt. 30 Ein ebenfalls von KRUPP-ATLAS gebautes PARASOUND-Echolot zeichnet die interne Struktur der obersten Ablagerungen am Meeresboden auf. Beide Spitzenprodukte der deutschen Meerestechnik sind unentbehrlich für jede Untersuchung des Untergrundes der Meere. In der Nähe des Akustiklabors liegt der zentrale Rechnerraum, wo alle Daten von den Navigationsanlagen und den Echoloten zusammenfließen, gespeichert, bearbeitet und in Fahrtroutenkarten, bathymetrischen Karten und Profilen dargestellt werden. Noch tiefer im Schiffsbauch, aufgesetzt auf dem Schiffsboden, steht die große Windenanlage, bestückt mit verschiedenen, bis zu 8 km langen Drähten und Kabeln. An dem neuesten Kabel, einem Lichtwellenleiterkabel mit Stromversorgung bis zu 1000 Volt, kann z.B. der SONNE-eigene Tiefseegeräteträger schwebend über dem Meeresboden zur Kartierung von submarinen Quellen, von Bewegungsspuren der Erdkruste und zur Beobachtung der Tiefseefauna eingesetzt werden. Kommandozentrale des Schiffes für die nautische Besatzung, aber auch für die Wissenschaftler ist die Brücke. Hier fließen die Informationen über den Meeresboden zusammen mit der hochgenauen, auf Satelliten gestützten Ortsbestimmung des Schiffes. Notwendige Schiffsmanöver zur Vermessung, Aussetzen und Bergen werden von hier aus gefahren und überwacht. Die unter deutschen Forschungsschiffen einmalige Fähigkeit von SONNE, über einem bestimmten Punkt unabhängig von Wind, Wellen und Strömungen bis auf wenige Meter genau mit einer sogenannten dynamischen Positionierung stehen zu bleiben, ist für ein punktgenaues Arbeiten am Meeresboden von immer größer werdender Bedeutung. Dieses komplizierte Forschungsinventar im Zusammenspiel der Schiffstechnik kann nur mit der bestens ausgebildeten und hoch motivierten 25-köpfigen seemännischen Besatzung im Dauerbetrieb, das heißt Tag und Nacht über Wochenenden und Feiertage hinweg, betrieben werden. Besonders der wissenschaftlich-technische Dienst ist unentbehrlich für die Wartung, Reparatur und Bedienung der vielen bordeigenen wissenschaftlichen Systeme. Aber auch die übrige nautische und technische Mannschaft trägt wesentlich zum jahrelangen erfolgreichen weltweiten Einsatz des Schiffes bei, ist doch SONNE nicht nur eine Forschungsplattform (die wissenschaftliche Heimat) sondern zugleich auch Hotel (Herberge, Restaurant) und Transportmittel für eine ständig wechselnde Gruppe von deutschen Meeresforschern und ihren internationalen Partnern. 31 SCHLUSSFOLGERUNGEN In vorliegender Broschüre werden offene Fragen zu den Themen „Dynamik der Umwelt“ und „Dynamik des Erdinneren“ dargestellt, die mit einem Forschungsschiff vom Typ SONNE erfolgreich bearbeitet werden könnten. Die Beantwortung dieser Fragen dient der Verbesserung des Umwelt- und Rohstoffmanagements für die Meere und angrenzenden Küsten. Dies ist sowohl von globaler als auch nationaler Bedeutung, weil sich Fehlmanagement gerade im marinen Bereich nicht lokal oder regional begrenzen läßt, sondern in der Regel negative Auswirkungen auch über größere Entfernungen hat. Ein bekanntes Beispiel für Fernwirkung ist die toxische Belastung vieler Flüsse, die zwar sehr lokal ins Meer entlassen wird, sich aber anschließend mehr oder weniger schnell weltweit verbreiten und zu negativen Folgen für die gesamte Meeresumwelt führt. Ein anderes Beispiel mit negativer Fernwirkung sind Naturkatastrophen. Sie haben ihre Ursachen überdurchschnittlich häufig im marinen Bereich. Die Auswirkungen solcher Katastrophen, z.B. infolge von Erdbeben und Tsunamis, können negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben, besonders wenn sie in dichtbesiedelten und hochindustrialisierten Gebieten aufttreten. Eine Kultur- und Industrienation wie Deutschland ist angesichts der Größe und Bedeutung der Meeresräume aufgefordert, Maßnahmen zu ihrem Schutz und ihrer umweltschonenden Nutzung mitzugestalten. Dies kann aber nur auf der Basis eines fundierten Wissens über die Dynamik von Umwelt und Erdinnerem erfolgen. Um dieses zu erlangen, ist eine entsprechende Forschung notwendig. Achtzehn deutsche Forschergruppen wollen auch in Zukunft ein Forschungsschiff vom Typ SONNE nutzen (Tab.1). Die Notwendigkeit, Anschluss an den internationalen Forschungsfortschritt zu halten, erfordert kontinuierliche Verfügbarkeit des Schiffes. Insbesondere die wissenschaftlich-technische Ausrüstung einschließlich der dynamischen Positionierung sowie die hochmotivierte nautische und technische Besatzung ist für die Wissenschaftler von allergrößtem Wert. Auch unter dem Aspekt der Sicherung von Arbeitsplätzen in Deutschland ist dieser Ansatz zu sehen. Die Forschergruppen haben zu den Leitthemen „Dynamik der Umwelt“ und „Dynamik des Erdinneren“ 14 Projektthemen definiert (Tab. 2). Dabei wurde großer Wert darauf gelegt, dass in den resultierenden Forschungsvorhaben beide Leitthemen verknüpft werden und der großen Variabilität der geologischen Verhältnisse und der marinen Umwelt entsprochen wird. Dies hat eine Vielzahl von Zielregionen und daraus abgeleitet 40 bis 50 mögliche Einzelvorhaben zur Folge. 32 Dass dabei Pazifischer und Indischer Ozean bei den Zielgebieten dominieren, liegt daran, dass sie die geologisch aktivsten Gebiete sind und das größte Rohstoffpotential besitzen. Erfahrungsgemäß erfordert die Bearbeitung eines Projekts 3 bis 4 Monate Schiffszeit. Aus dem vorliegenden Projektkatalog läßt sich daher ein Bedarf für 12 Jahre Einsatzzeit eines Forschungsschiffs vom Typ SONNE ableiten. Es liegt auf der Hand, dass über einen derart langen Zeitraum die Ziele dieses Forschungsprogramms an den Erkenntnisfortschritt angepasst werden müssen. Zur Zeit genießen die deutschen Meereswissenschaften international hohes Ansehen. Auch in Zukunft muß auf internationale Arbeitsteilung gesetzt werden, die aber nur dann funktioniert, wenn die deutsche Seite als gleichwertiger Partner auftritt. Forschungsziele und internationale Partnerschaften können allerdings nur dann erreicht werden, wenn die aus den Themen sich ergebenden Projekte angemessen unterstützt werden. Der innovative Ansatz der hier vorgestellten Projekte sollte darüberhinaus die deutsche Industrie stimulieren, neue Forschungsgeräte zu entwickeln. 33 GLOSSAR Asthenosphäre: "Fließzone", die unter der etwa 70 bis 100 km dicken, starren -> Lithosphäre liegt. Erdkruste: Feste Erdschale über der -> Mohorovicic-Fläche. Ozeanische Erdkruste wird an mittelozeanischen Rücken durch aufsteigende und am Meeresboden ausfließende Gesteinsschmelzen gebildet (-> Magma, -> Lava). Kontinentale Erdkruste entsteht u.a. an vulkanischen Inselbögen und wächst durch "Andocken" von Lithosphärenfragmenten (-> Lithosphäre) und Zusammenschieben von Sedimenten beim Abtauchen von Lithosphäre in den -> Erdmantel. Erdmantel: Die ca. 2900 km dicke Silikatschale der Erde, die den metallischen Erdkern umschließt. Der Mantel entwickelt beträchliche Hitze durch den Zerfall radioaktiver Isotope. In den oberen 700 km seines plastischen Gesteins hält die Hitze gewaltige Konvektionsströme in Bewegung. Hominiden: Familie der Menschenartigen Hydrofone: Wasserdichte Schallaufnehmer hydrothermal: Vorgänge innerhalb von Sedimenten und Gesteinen in denen 30 bis 400 °C heiße gas- und salzhaltige wässrige Lösungen eine Hauptrolle spielen. Die Lösungen können durch von außen in heißes Gestein eingedrungenes Wasser (z.B. Meerwasser) entstanden sein. IODP: Geplantes internationales Tiefseebohrprogramm; soll 2003 beginnen und mit zwei oder mehreren Bohrschiffen operieren (Integrated Ocean Drilling Program). Eines der Bohrschiffe wird in der Lage sein, in jene großen Tiefen des Meeresbodens hineinzubohren, in denen Erdbeben ausgelöst werden. Lava: Bei Vulkanausbrüchen mit Temperaturen von 1000 bis 1300 °C an der Erdoberfläche austretende Gesteinsschmelze (-> Magma). Sie erstarrt schnell zu Gestein. Lithosphäre: Etwa 100 km dicke aus Gestein bestehende äußere Schale der Erde; setzt sich aus Erdkruste und Teilen des oberen -> Erdmantels zusammen. Es wird je nach Bildungsort zwischen kontinentaler und ozeanischer Lithosphäre unterschieden. Magma: Eine bei hohen Drucken und Temperaturen im Erdinnern gebildete Gesteinsschmelze. 34 Meeresbodenspreizung: Neubildung von Meeresboden durch Aufreißen und Zergleiten der ozeanischen -> Lithosphäre und Füllung der dabei entstehenden Spalten mit Gesteinsschmelzen sowie Ausfließen derselben am Meeresboden (-> Magma, -> Lava). Hauptorte der Meeresbodenspreizung sind die 65 000 km langen mittelozeanischen Rücken. Melange: Chaotische Zusammensetzung von Gesteinen und Sedimenten verschiedener Herkunft infolge tektonischer Vorgänge (-> Tektonik). Mohorovicic-Fläche: Eine Unstetigkeitsfläche an der Grenze Erdkruste/Erdmantel in 25 _ 70 km Tiefe unter den Kontinenten und meist weniger als 10 km Tiefe unter den Ozeanböden. Die Fläche markiert eine sprunghafte Erhöhung der Geschwindigkeit von Erdbebenwellen von etwa 7 auf 8,1_ 8,3 km/s. ODP: Ocean Drilling Program; internationales Programm zur Erforschung der Ozeanböden mittels Tiefseebohrungen durch das Bohrschiff JOIDES RESOLUTION. Die Mitgliedschaft Deutschlands in diesem Programm wird durch Deutsche Forschungsgemeinschaft und Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Sediment: Ablagerungen von Partikeln; auf dem Meeresboden: abgelagerte Reste der marinen Lebewelt (organische Bestandteile, Schalen, Skelette) und Partikel, die von den Kontinenten durch Flüsse und über die Atmosphäre (Wind) ins Meer gelangt sind. Seismogene Zone: Zone in der Erdbeben entstehen. Silikate: Die wichtigsten gesteinsbildenden Minerale, deren Hauptelement das Silizium ist. Subduktionszonen: Zonen in denen -> Lithosphäre schräg abwärts in den plastischen -> Erdmantel gezogen wird (auch Verschluckung genannt). Der Ausgleich für den dabei entstehenden Raumgewinn wird durch -> Meeresbodenspreizung geschaffen. Die S. werden durch Tiefseegräben und vulkanische Gebirgsketten und Inselbögen markiert. Tektonik: Lehre vom Bau der Erdkruste, den Bewegungsabläufen und den diese verursachenden Kräften. 35 Quellennachweis für die Abbildungen Abb. 1: ODP Longe Range Plan Abb. 2: Geologisch-Paläontologisches Institut der Universität Kiel Abb. 3: BGR Hannover Abb. 4: GEOMAR Forschungszentrum für Marine Geowissenschaften Kiel Abb. 5: ODP Longe Range Plan Abb. 6: Fachbereich Geowissenschaften Fachrichtung Rohstoff- und Umweltgeologie, FU Berlin Abb. 7 a: BGR Hannover Abb. 7 b: Forschungsinstitut Senckenberg Frankfurt Abb. 7 c: Forschungsinstitut Senckenberg Frankfurt Abb. 8: Fachbereich Geowissenschaften Fachrichtung Rohstoff- und Umweltgeologie, FU Berlin Abb. 9: BGR Hannover Abb.10: GEOMAR Forschungszentrum für marine Geowissenschaften Kiel Abb. 11: BGR Hannover Abb. 12: BGR Hannover Abb. 13: GEOMAR Forschungszentrum für marine Geowissenschaften Kiel Abb. 14: BGR Hannover 36 Tabelle1 Potentielle Nutzer eines Forschungsschiffs vom Typ SONNE Institution Spezielles Forschungsgebiet Geographische Zielgebiete AWI (Stiftung Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung), Bremerhaven Geophysik, Sedimentologie, Paläoklimatologie, Ö kosystemforschung Ozeanographie Südostatlantik, westlicher Indik, Kontinentalrand von Peru BGR (Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe), Hannover Geophysik, Desasterforschung, Sedimentologie, Paläoklimatologie, Klimaforschung, Geochemie, Lagerstättenkunde Kontinentalränder von Mittelamerika (Costa Rica, Peru, Chile), Kontinentalränder von Pakistan und Indonesien, Golf von Bengalen, Zentraler Indischer Ozean, Kontinentalränder von Namibia und Argentinien (Atlantik), östlicher Mittelmeerraum, Westlicher Indik (Somali Becken) FU Berlin: FR Rohstoff und Umweltgeologie Geochemie, Petrologie, Lagerstättenkunde Kontinentalrand von Südamerika (Peru), Atlantik, Zirkumpazifische Inselbögen (Kurilen, Japan, Philippinen, Okinawa, Indonesien-Bandasee, Zentraler und Südwestlicher Indischer Ozean, Fidschi) GEOMAR (Forschungszentrum für marine Geowissenschaften), Kiel Geophysik, Desasterforschung, Bathymetrie,Geochemie, Petrologie, Paläoklimatologie, Klimaforschung, Biogeochemie Kontinentalrand von Nord-, Mittel- und Südamerika (Alaska, nördliche USA, Nicaragua, Costa Rica, Panama, Peru, Chile), Kontinentalränder von Pakistan und Indonesien, Zentraler Indischer Ozean, Hot Spot von Hawaii, Südliche Teile des Indischen und Pazifischen Ozeans Institut für Meereskunde, Kiel Ozeanographie, Wasserchemie Tropischer Zentralatlantik Max-Planck Institut für Mikrobiologie, Bremen Mikrobiologie, Ö kosystemforschung, Biogeochemie Kontinentalrand von Südamerika (Peru) Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft, Frankfurt Biologie, Ö kosystemforschung, Biogeochemie Südwest- und Zentralpazifik 37 Univerität Bremen FB Geowissenschaften Geophysik, Geochemie, Sedimentologie, Paläoklima, Petrologie, Geologie Kontinentalränder Amerika (USA, Peru, Chile), Riftzonen der Ozeane Universität Greifswald Geowissenschaften Sedimentologie, Paläontologie Kontinentalrand von Mitteamerika (Costa Rica, Nicaragua) Universität Hamburg ZMK, Institut für Biogeochemie und Meereschemie, Zoologischs Institut ZMK, Institut für Geophysik, Geologisch-Paläontologisches Institut und Museum Sedimentologie, Geochemie, Klimaforschung, Paläontologie, Paläoozeanographie, Ö kosystemforschung, Geochemie, Biogeochemie Südchinesisches Meer, Kontinentalrand von Südamerika (Peru), östliches Mittelmeer, Indik, Ostpazifik, Golf von Bengalen; Rotes Meer Universität Heidelberg Institut für Umweltphysik Isotoptengeochemie Meeresböden generell Universität Kiel Geologisch-Paläontologisches Institut und Museum Geochemie, Petrologie, Lagerstättenbildung, Mikropaläontologie, Paläoklimaforschung, Klimaforschung, Ö kosystemforschung Rotes Meer, Hot Spots, Ozeanische Rücken, Zirkumpazifische Inselbögen (Aleuten, Kurilen, Japan, Philippinen, Papua-Neuguinea, Fidschi, Neuseeland) Universität Mainz Institut für Geowissenschaften Paläoklimaforschung Peru Universität Oldenburg Institut für Chemie und Biologie des Meeres Biogeochemie Zirkumpazifische Inselbögen (Aleuten, Kurilen, Japan, Philippinen, Papua-Neuginea, Fidschi, Neuseeland) Universität Rostock Institut für Nachrichtentechnik und Informationselektronik Echolotungen Meeresböden generell Universität Regensburg Lehrstuhl für Mikrobiologie Mikrobiologie, Biogeochemie Zirkumpazifische Inselbögen, (Aleuten, Kurilen, Japan, Philippinen, Papua-Neuguinea, Fidschi, Neuseeland) TU Freiberg Institut für Mineralogie, Geologie und Lagerstättenkunde Petrologie, Lagerstättenkunde, Geochemie, Biogeochemie Zirkumpazifische Inselbögen, (Aleuten, Kurilen, Japan, Philippinen, Papua-Neuguinea, Fidschi, Neuseeland) Zentrum für marine Tropen-Ö kologie Biogeochemie, Ö kosystemforschung Südchinesisches Meer, Indonesien, Brasilien 38 Tabelle 2 Projektthemen für Arbeiten mit einem Forschungsschiff vom Typ SONNE Projektthema Dynamik der Umwelt Dynamik des Erdinnern Zielregion Meeresspiegelschwankungen im Vergleich zur Dynamik der Strömungs- und Wassermassensysteme sowie zur Lithoshären- und Asthenosphärendynamik Erfassung regionaler Meersespiegeländerungen zur Verfeinerung von Vorhersagemodellen, Auswirkung der Meeresspiegeländerungen auf die Entwicklung von Sedimentationsräumen und ihrer Rohstoffpotentiale Lithoshären- und Asthenosphärendynamik, Wechselwirkung zwischen Ozean und Lithosphäre Westlicher Pazifischer Ozean bis westlicher Indischer Ozean Sedimentfächer als Klimaarchiv und Senke für Kohlenstoff Sedimentfächer als Akkumulationszentren für Sedimentkomponenten und als Archive für die Klimaentwicklung Dynamik der kontinentalen Lithosphäre (Gebirgsbildung) im Spiegel der Fächersedimentation Indischer Ozean, Atlantischer Ozean Funktionsweise und Ausmaß der Ventilation der Tiefen- und Zwischenwasserbildung im nördlichen Pazifischen Ozean Pazifisches Tiefen- und Zwischenwasser in der Klimaentwicklung Zeitliche Variationen im Auftriebsgeschen, El Niño- und Monsunereignisse; Überlieferung kurzfristiger Klimaschwankungen über biogene, fluviatile und äolische Einträge Intensität und räumliche Änderungen des küstennahen Kaltwasserauftriebs und ihre Auswirkung auf den Kohlenstoffhaushalt, Dekadenrhythmik von Auftriebsereignissen, Einsetzen und Häufigkeit von El Niño, Monsungeschichte, Schaffung von Modellparametern, Rohstoffpotential (z.B. Phosphorit), Sedimentationsänderungen und Veränderungen der Warmund Kaltwasser-Reservoire Eventuelle Zusammenhänge zwischen El Niño und seismischer Aktivität bzw. Dynamik der Lithosphäre Kontinentalrand von Peru, tropischer westlicher Pazifischer Ozean, Indischer Ozean Die ozeanische biologische Pumpe CO2-Entzug durch Plankton, Freisetzung von CO2 durch Oxidation organischer Überreste der Lebewelt, Bildung klimarelevanter Spurengase Rolle des Ozeans als CO2-Entsorger und Effizienz der biologischen Pumpe Alle Ozeane Nördlicher Pazifischer Ozean 39 Biodiversität im aquatischen Bereich Dokumentation und Beprobung der großen und vagilen faunen an Hydrothermalsystemen, Untersuchung der Infauna von Sedimenten dieser Systeme Entstehung von ozeanischer Kruste, Magmensysteme unter einer Spreizungsachse Geogener Stoffeintrag in den Ozean, extremophile Biosphäre, biologische Rohstoffe Transfer AsthenosphäreLithosphäre, Energiehaushalt der Erde, Funktionieren ozeanischer Magmensysteme Atlantischer Ozean, Ostpazifischer Rücken; Arktischer Ozean; Indischer Ozean Stoffaustausch in sehr langsam entstandener Lithosphäre Geogener Stoffeintrag in den Ozean,extremophile Biosphäre, biologische Rohstoffe Hydrothermale Zirkulation unter lithosphärischen Extrembedingungen, Erzbildung, geothermisches Potential Südwestindischer Ozean Diffuser Stoffeintrag in Lithosphäre und Ozean durch hydrothermale Zirkulation Geogener Stoffeintrag in den Ozean,extremophile Biosphäre, biologische Rohstoffe Vergleich hydrothermaler Zirkulation in tief- und flachmarinen Milieus, Erzbildung, geothermisches Potential, kontinentale Analoga Nord-Fidschi-Becken, Karibisches Meer, neuseeländischer Kontinentalrand, Bismarck-See Stoffaustausch in intrakontinentalen Einbruchstrukturen Geogener Stoffeintrag in den Ozean, ozeanische Passagen beim intraozeanischen Energieund Stofftransfer, sauerstoffarme ozeanische Milieus, anoxische Biosphäre Hydrothermale Zirkulation unter Sedimentbedeckung, Erzbildung,geothermisches Potential Nord-Ägäis, Marmara-Meer Entwicklung ozeanischer Plateaus in Bezeihung zu extremen Klimaten Auswirkung von extrem starkem Vulkanismus auf die Umwelt, rolle der Plateaubildung in der Meeresspiegelgeschichte, Ursachen extremer Klimate, Reaktion der Organismen auf Extremsituationen Ursachen der großen Umwälzung im Konvektionssystem der Erde, Rheologische Reaktion der Lithosphäre bei der Plateaubildung, Hydrothermalismus und Plateaubildung Manihiki-Plateau (Pazifischer Ozean) 40 Indischer und Pazifischer Ozean Massiver Vulkanismus beim Aufreißen von Kontinenten Auswirkung von massivem Vulkanismus auf die Umwelt, Ursachen extremer Klimate, Reaktion der Organismen auf Extremsituationen Ursachen für die Ausbildung unterschiedlicher Passiver Kontinentalrandtyp en nach dem Aufbrechen von Kontinenten; Asthenosphärenkon vektion und Magmaaufstieg, Erdöl- und Erdgaspotentiale Kontinentalränder von Namibia und Argentinien Subduktionszonen und Erdbeben verursachende Prozesse sowie Rückkoppelungen zwischen Vulkanismus, Seismizität und Strukturbildung in Subduktionszonen Geogener Stoffeintrag in den Ozean, extremophile Organismen/Lebensgemeinschaften, vulkanogene, seismogene, tsunamigene Ereignisse in der Erdgeschichte und ihre Auswirkungen auf die Umwelt und Biosphäre, Gashydrate: Rohstoffpotential, Georisiken (Treibhausgase, Hangrutschungen, Tsunamis) Erforschung des strukturellen Inventars von Subduktionszonen, Bilanzen von Fluidein- und austrägen, sedimentäre Massenbilanzen, natur der tsunamigen Zone, Natur der seismognen Zone, Erzlagerstättenbildung in Inselbögen, Georisiken: Erdbeben, Tsunamis, Meeresspiegelschwankungen und Lithosphärenspannung Pazifische Kontinentalränder von Mittelamerika (Costa Rica, Nicaragua), Südamerika (Chile), Kontinentalränder der Celebes-See (Sulawesi, Mindanao, Makassar-Straße), Kontinentalränder des Sunda-Bogens im Indischen Ozean (Java, Sumatra), Kontinentalränder von Oman und Pakistan (Arabische See), Ö stliches Mittelmeer (Region Kreta) Bildung kontinentaler Kruste und Lagerstättten an Subduktionszonen durch magmatische, tektonische und hydrothermale Prozesse Stoffeintrag in Ozean und Atmoshäre, Rohstoffpotentiale Evolution der Erde, Massenbilanzierung von Material zwischen Kruste und Mantel sowie Atmosphäre und Hydrosphäre Westlicher Pazifischer Ozean (Tonga-KermadecNeuseeland, Marianen, Izu-Bonin), S-Sandwich Inseln, Mttelamerika 41 Die Anregung zur Broschüre ging vom Forschungszentrum Jülich, BEO Projektträger Biologie, Energie, Ö kologie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung aus. Redaktionskomitee: Helmut Beiersdorf (Koordination und Text), Jörg Erzinger, Dieter Fütterer, Peter Halbach, Karl Hinz, Hermann-Rudolf Kudraß, Dieter Meischner Beiträge: Ch. Dullo, D. Gajewski, P. Herzig, V. Ittekott, W. Kuhnt, N. Kukowski, J. Makris, H. Miller, D. Nürnberg, O. Pfannkuche, C.-D. Reuther, H. Schleicher, V. Spieß, B. Stoeckhert, P. Stoffers, E. Suess, J. Thiede, R. Tiedemann, M. Tuerkay, G. Uenzelmann-Neben, M. Wiedicke-Hombach, M. Wiesner, R. Zahn Technische Redaktion: Th. Schubert, e-mail: [email protected] unter Mitarbeit von B. Meßner, Layout: K. Riquelme Herausgeber: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Stilleweg 2, D-2000 Hannover Telefon: (05 11) 6 43-0; Telefax: (05 11) 6 43-23 04 Webserver: www.bgr.de 42