Ökologische Globalisierung

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Ökologische Globalisierung
Text: Marcel Kalmar
Der ökologische Fußabdruck beschreibt die Fläche, die ein durchschnittlicher Mensch benötigt, um
seinen derzeitigen Lebensstandard zu erhalten. Also, wie viel natürliche Fläche notwendig ist, um
Nahrung, Dienstleistungen, Energieverbrauch oder auch die Müllentsorgung auf längere Sicht
sicherstellen zu können. Dieser Ökologische Fußabdruck liegt derzeit bei 123%. Das bedeutet, dass
die für die Umwelt längerfristig verkraftbare Ressourcennutzung bei heutiger Weltbevölkerung bereits
um über 20% überschritten ist. Wobei hier markante Unterschiede zwischen Nord und Süd herrschen.
1.) Erdöl – Energieträger Nr.1
Zu den wichtigsten Rohstoffen
zählt das Erdöl, welches sehr
ungleich auf der Welt verteilt
vorkommt. Die größten
Erdölressourcen befinden sich
im Nahen Osten, wo Länder
wie Saudi-Arabien, Iran und
Irak ca. 40% der globalen
Reserven besitzen. Seit der
Ölkrise in den 1970er Jahren,
die einen massiven
Preisanstieg von Rohöl zur
Folge hatte, ist die Endlichkeit
dieser Ressource deutlich
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Erd%C3%B6l
geworden.
Trotz der Tatsache, dass nach heutigen Berechnungen die Erdölreserven nur noch ca. 50 Jahre reichen,
ist die Abhängigkeit der Weltwirtschaft von diesem Rohstoff größer als je zuvor. Nach Analysen der
Internationalen Energieagentur führt alleine der Preisanstieg von 10 US-Dollar pro Barrel in den
Industrieländern zu einem Verlust von 0,4% des Wirtschaftswachstums. Neben der ökonomischen
Wichtigkeit des Erdöls spielt aber auch die Belastung der Umwelt eine Rolle. Durch Bohrungen kann
Erdöl ins Grundwasser einsickern und verseucht somit die Lebensgrundlage für Mensch und Tier in
diesem Gebiet. Zu den größten Gefahren für das Ökosystem zählen Unfälle von Öltankern, die das
Leben an ganzen Küstenstreifen vernichten oder die Inbrandsetzung von Ölfeldern, die Millionen
Tonnen giftige Gase in die Atmosphäre emittieren. Vom CO²-Ausstoß durch Industrie und Automobile
wird später noch die Rede sein.
2.) Wasser – die trockene Zukunft
Süßwasser ist Grundnahrungsmittel Nr. 1 und steht dem Großteil der Weltbevölkerung, nämlich 92%
(2000) im ausreichenden Maße zur Verfügung. Anders in den Ländern, die an die Sahara angrenzen
sowie in den Ländern der arabischen Halbinsel, die an Wassermangel leiden. Bis ins Jahr 2050 wird
die Anzahl jener Länder mit Wasserknappheit oder sogar Mangel deutlich ansteigen. Bei einer
geschätzten Weltbevölkerungszahl von etwa 9 Milliarden werden ca. 40% nicht mehr über
ausreichend viel natürlich vorhandenes Trinkwasser verfügen können.
Der größte Teil des Wassers wird in den westlichen Ländern von der Industrie genützt. In Deutschland
werden 2/3 des nationalen Wasserverbrauchs für die Kühlung von Kraftwerken verwendet. In den
Ländern des Südens ist die Landwirtschaft der größte Wasserverbraucher.
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Als interessantes Beispiel kann hier die Nutzung des Wassers
der Hauptzuflüsse für den Aralsee betrachtet werden. Seit 1960
hat der Aralsee 70% seines Wasservolumens und 40% seiner
Fläche eingebüßt. Der wasserintensive Anbau von Baumwolle in
Kasachstan und Usbekistan hat dazu geführt, dass Fischerdörfer
mittlerweile mehrere hundert Kilometer vom Wasser entfernt
Größere Ansicht
sind.
Bereits heute gibt es Konflikte über die Wassernutzung, wie zwischen Ägypten und dem Sudan über
das Nilwasser oder zwischen der Türkei und seiner südlichen Nachbarn über das Wasser des Euphrats.
Ein weiterer Diskussionspunkt ist die Privatisierung der Wasserversorgung, die von einigen
Unternehmen vehement gefordert wird. Argumentiert wird mit dem größeren Know-how der auf
Wasserdistribution spezialisierten Privatfirmen, die eine bessere und auch billigere Versorgung
sicherstellen würden als die bereits mit Aufgaben überforderten staatlichen Behörden. Skeptiker
warnen jedoch vor dem Verkauf der staatlichen Wassermonopole, da Preise nicht vorhersehbar wären
und bei Engpässen Wasser nicht mehr von allen Menschen bezahlt werden könnte.
3.) Regenwald – Zerstörung des wichtigsten Ökosystems
Der Regenwald umfasst heute noch etwa 18 Millionen km². Dies ist weniger als 50% seines
ursprünglichen Ausmaßes. Trotz der täglichen Vernichtung von riesigen Flächen umfassen die
tropischen Regenwälder etwa die Hälfte der globalen Waldbestände in denen 40-60% der weltweiten
Artenvielfalt beheimatet ist. Der überwältigende Teil des durch Abholzung und Brandrodung
zerstörten Regenwaldes wird für die Umwandlung in Felder und Plantagen verwendet.
Die tropischen Böden eignen sich aber nur bedingt für landwirtschaftliche Zwecke. Die dünne
Humusschicht, die durch starke Sonneneinstrahlung und Regenwasser sehr schnell abgetragen wird,
legt unfruchtbare Gesteins- und Mineralschichten frei. Die Folge ist, dass nach wenigen Jahren nichts
mehr auf diesen Flächen wächst und weitere Teile des Waldes für agrarische Nutzung abgebrannt
werden müssen.
Der tropische Regenwald ist der größte Sauerstoffproduzent der Welt und absorbiert unvorstellbare
Mengen von CO², die durch Fabriken, Autos und andere Verbrennungen in die Luft gelangen. Die
ständige Reduktion des Waldes hat fatale Folgen für Mensch und Natur, weil sie den Treibhauseffekt
verstärkt und damit Klimaveränderungen mit noch nicht absehbaren Konsequenzen erzeugt.
Gleichzeitig birgt der „immergrüne“ Wald auch den größten Bestand an Heil- und Nutzpflanzen für
die Medizin. Viele der heute auf dem Markt befindlichen Medikamente beinhalten Wirkstoffe aus
tropischen Pflanzen und Bäumen. Mit der Zerstörung des Regenwaldes verschwinden noch
unbekannte Pflanzenarten, die möglicherweise zur Heilung von heutigen oder zukünftigen
Erkrankungen beigetragen hätten.
4.) Erderwärmung und ihre möglichen Konsequenzen
Die anhaltende Überbeanspruchung der natürlichen Ressourcen
und das gleichzeitig ständig steigende Ausmaß an Abfall- bzw.
Abgasproduktion haben mittlerweile erhebliche Auswirkungen
auf unser Leben. Zu diesen zählt die globale Erwärmung, die
seit der industriellen Revolution stetig zunimmt.
Größere Ansicht
Die in der Erdatmosphäre natürlich vorkommenden Treibgase wie Wasserdampf und Kohlendioxid
sind für die Regulierung des Klimas verantwortlich. Konkret erhöhen sie die Durchschnittstemperatur
der Erde, indem sie die Sonneneinstrahlung fast ungehindert auf die Erde weiterleiten, auf etwa 15
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Grad und schaffen damit ideale Bedingungen für Flora und Fauna. Durch die von Industrie und
Privatpersonen emittierten Treibhausgase Fluorchlorwasserstoffe (FCKWs), Methan und andere, steigt
der Anteil dieser Gase in der Atmosphäre rasant. Die Folge ist eine Temperaturerhöhung, die bis 2100
einen geschätzten Anstieg bis zu 4,5 Grad Celsius vom heutigen Wert annehmen könnte. Die
Konsequenzen einer derartig starken und vor allem schnellen Klimaveränderung wären fatal für viele
Pflanzen- und Tierarten, die diesem Temperaturanstieg nicht gewachsen wären. Zusätzlich würde es
zu einem verstärkten Schmelzen der Polarkappen führen, was den Meeresspiegel um bis zu einem
halben Meter erhöhen könnte. Viele Inselgruppen wie die Malediven oder Tuvalu (Ozeanien), sogar
Großstädte wie Amsterdam, oder Bangkok würden im Meer versinken. Wirbelstürme (Hurrikans), die
heutzutage schon jedes Jahr große Schäden in der Inselwelt der Karibik und an der US-Südküste
anrichten, könnten durch die vermehrte Wasserverdunstung zwar nicht an Anzahl, aber an Intensität
zunehmen und Großkatastrophen auslösen.
5.)Umweltschutz und seine Grenzen
Der Umweltschutz steht mittlerweile in den meisten Industriestaaten auf der obersten politischen
Agenda. Maßnahmen zu verringertem CO² -Ausstoß, zum Schaffen von Naturschutzgebieten, zur
Mülltrennung und noch vieles mehr wurden getroffen. Dem wachsenden Umweltbewusstsein in
großen Teilen der Bevölkerung stehen Industriebetriebe gegenüber, die Angst vor einer
Kostenexplosion durch verschärfte Umweltschutzpolitik haben. Eine häufige Reaktion seitens der
Industrie ist die Übersiedelung in Länder mit geringen Umweltauflagen. Diese sind zum größten Teil
Länder des Südens, die sich Umweltschutz nicht leisten oder, wie einige Schwellenländer, nicht leisten
wollen, weil sie ihr Wirtschaftswachstum in Gefahr sehen. Global macht diese Verschiebung der
Umweltverschmutzung in den Süden auf lange Sicht keinen Unterschied. Kurzfristig ermöglicht es
jedoch die Wahrung des Lebensstandards des Nordens, ohne die direkten Folgen dieses am eigenen
Leibe zu spüren.
6.) Ökologisches Bewusstsein
Wie bereits einleitend erwähnt, lebt die
Weltbevölkerung (die weiter stark wächst) auf
Kosten seiner Umwelt in einem Maße, welches
für Mensch, Tier und Pflanzen zu einer ernsthaften
Bedrohung wird. Beschriebene Beispiele wie
Wasser- und Rohölmangel sowie
Regenwaldzerstörung und Klimaerwärmung sind die
Tsunami in Thailand 2004
Konsequenzen wirtschaftspolitischer Kurzsichtigkeit.
Umweltschutz und ökologisches Bewusstsein sind auch in den Industriestaaten noch eher junge
Phänomene, während es für einen Großteil der südlichen Länder aus wirtschaftlichen und politischen
Gründen andere Prioritäten gibt. Lokale Ereignisse wie der „Tsunami“ in Südostasien 2004 oder der
Hurrikan „Katrina“ 2005, haben zur weltweiten Betroffenheit, aber auch zu einer neuen Art von
Ehrfurcht vor Naturkräften geführt. Das Bewusstsein über zur Neige gehende Ressourcen sowie der
Abhängigkeit der menschlichen Existenz von seiner Umwelt erfasst breite Schichten der
Gesellschaften. Offen bleibt, ob diese Erkenntnis ausreicht, um auf oberster (wirtschafts-)politischer
Ebene sinnvolle Handlungen zur Verbesserung der Situation einzuleiten.
Denkanstöße:
• Welche Möglichkeiten gibt es als Einzelperson den Umweltschutz zu unterstützen?
• Welche Chancen bieten alternative Energieressourcen (Wind, Biomasse, etc)?
• Wie könnte die Welt in Bezug auf die Natur im Jahre 2050 aussehen?
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Literaturempfehlungen:
Sachs, Wolfgang/Santarius, Tilman
Fair Future – Begrenzte Ressourcen und globale Gerechtigkeit
Verlag Beck: München 2005
Vogler, John
Globale Umweltpolitik
In: Ulrich Beck (Hrsg.): Perspektiven der Weltgesellschaft
Verlag Suhrkamp: Frankfurt a. M. 2001
Internet:
www.unep.org
www.wupperinst.org
Quelle: Le monde diplomatique: Atlas der Globalisierung 2003
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Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Aralsee
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