3.2 Tropischer Regenwald Vgl. Buch S 52ff. Der tropische Regenwald ist das sensibelste Ökosystem der Erde und ist mitverantwortlich für das Weltklima. Was ist ein Regenwald? artenreichstes Ökosystem der Erde. Millionen Tier- und Pflanzenarten Auf kleiner Fläche oft Hunderte von Baumarten (200/ha) vertikalen Zonen: o Boden o Strauchschicht o Stammbereich o Baumkronen. Die meisten Kreaturen leben hoch oben im Kronendach des Waldes. Bedeutung dea Regenwaldes 12 % der Erdoberfläche. Lange Geschichte: 100 Mio a. CO2 -Speicher und O2-Lieferant Artenreichtum: o 40 % aller Raubvögel o 80 % aller Insekten o 60 % aller bekannten Pflanzenarten. - Etwa 45 Millionen Arten Apotheke: 25 % aller modernen Medikamente. o Die Penan (Borneo) verwenden über 50 verschiedene Heilpflanzen aus dem ursprünglichen Regenwald: zur Desinfektion, bei Schlangenbissen, gegen Zahnschmerzen, gegen Kopfweh, gegen Fieber usw. 75.000 essbare Pflanzen Gene wilder Pflanzen für Pflanzenzucht (Kaffee, Reis und Tomaten) Wasserhaushalt beeinflußt das Weltklima. Funktionen des Regenwaldes: Wasserspeicher (95 % des Niederschlags) fruchtbarste und produktionsstärkste Lebensgemeinschaft ganzjähriges Wachstum kein Humusspeicher Bewohner: 50 von 300 Millionen indigener Bewohner 90 % davon in Asien, 10 % in Lateinamerika und nur 0,2 % in Afrika. Indianer (Lateinamerika), Pygmäen (Zentralafrika), Papua (Neuguinea), Penan (Borneo) Problem: Brandrodung (Bodenzerstörung, Luftverschmutzung) Brasilien:jährlich 500 Millionen to. CO2 = 10 % der Weltemission Ursprüngliche Regenwaldnutzung Romantische Sicht (evt. nur wegen der geringen Bev.-Zahl mgl.): Leben im Gleichgewicht mit der Natur. - gemeinschaftliche Nutzung des Waldes - Wirtschaftsform ohne große Eingriffe: Sammeln von Waldfrüchten, Nüssen, Wurzeln, Gemüse, verschiedenen Stärkelieferanten, von Pilzen und Honig; die Jagd auf essbares Wild, Reptilien, Insekten, den Fischfang; die Anwendung einer unglaublichen Vielfalt unterschiedlichster Medizinalpflanzen, die Gewinnung von Samen und Setzlingen, Färbestoffen, Harzen, Holz und anderen Materialien zum Hausbau, für Gerätschaften, zur Schmuckherstellung und nicht zuletzt die Nutzung des Waldes zu religiösen Zwecken. Beginnende Zerstörung Um 1900: 14 Mio. km2 tropischer Regenwald, heute nur mehr die Hälfte. Holzentnahme Verursacht große Schäden durch Abtransport, Urwald wächst nicht mehr nach. Shifting Cultivation Siedler wandern entlang der großen Straßen in den Wald ein und schaffen durch Abbrennen des Primärwaldes kleinflächige Landwirtschaften: 60 % der Zerstörung; immer im Kampf mit der Natur und der Konkurrenz. Fehlende Landreform In Brasilien besitzt 1% der Bevölkerung 42 % des Landes. Falscher Bodennutzung Feldbau, Plantagenwirtschaft oder Viehzucht für den Export (Cashcrops) - heimische Bevölkerung hungert. Der Boden verliert innerhalb weniger Jahre völlig seine Fruchtbarkeit. Die Menschen sind von ihrem Land vertrieben und leben in Slums am Rande der Großstädte. Soziales Scheitern und Agrobusiness Die von der brasilianischen Regierung als Landbeschaffung für die arme Bevölkerung des Nordostens geplante Erschließung des Regenwaldes entlang von Straßenprojekten, wo jeder Siedler ein kleines Stück Land und Saatgut sowie eine Hütte erhalten sollte, ist kläglich gescheitert. Die Siedler konnten bereits im dritten Jahr keine Ernte mehr einbringen und verließen ihr Land. Der Staat vergab aus Steuergeldern Zuschüsse bis zu 75 % der notwendigen Investitionen für die Ausdehnung der Rindfleischerzeugung, die nun von finanzstarken Investoren übernommen wurde: Handelsketten, Industriekonzerne, Banken und Versicherungen ca. 400.000 km2 (5 x Österreich) produzieren 40 kg/ha/a (Vergleiche: In Österreich werden 600 kg/ha und Jahr sowie 3.500 kg Milch/Rind und Jahr produziert). Folgen Pro Rind werden jährlich ca. 2,5 Tonnen Boden ausgeschwemmt. Statt 600 Bäumen wird im ersten Jahr 1 Kuh/ha ernährt, im 5. jahr sinkt die Produktivität des Bodens auf 1 Kuh pro 5 ha. Weitere Problemfelder Brennholznutzung Die Vereinten Nationen schätzen, dass 1,5-2 Milliarden (90 % der Bevölkerung in der Dritten Welt) weltweit auf Brennholz angewiesen sind, um ihr Essen zuzubereiten. Energiegewinnung In Indien und in Lateinamerika wurden durch den Bau von Kraftwerksanlagen hunderttausende Hektar Regenwald von Stauseen überschwemmt. Die durch einen Dammbau gewonnene Energie hat meist stark negative Auswirkungen auf die Umwelt: Die Bewässerung führt zu Versalzung auf den landwirtschaftlich genutzten Böden und die Industrie, die mit der neuen Energie gespeist wird, verschmutzt sehr häufig die Luft oder den Boden. Straßenbau Rohstoffabbau trägt ebenfalls zur Vernichtung der Wälder und des sozialen Lebens bei. Einerseits werden Straßen zum Abtransport der Bodenschätze in zuvor unwegsames Gelände geschlagen, andererseits werden indigene Völker mit Gewalt aus ihren angestammten Wohngebieten vertrieben.