Moor- und Klimaschutz 1 2 Erhalten und Haushalten Moorökosysteme sind nicht nur für den Klimaschutz von hoher Bedeutung, sondern auch Lebensraum für eine Vielzahl speziell angepasster Arten und Lebensgemeinschaften. Als weltweit verbreitete Ökosysteme übernehmen Moore dabei Schlüsselfunktionen wie Grundwasserneubildung und Kühlung, Kohlenstofffixierung und Nährstoffrückhalt. Durch Entwässerung und intensive Landnutzung sind heute bereits 60 % der Moore in Deutschland stark, weitere 35 % mäßig zerstört. Jährlich gelangen weltweit etwa 3 Milliarden Tonnen CO2 aus entwässerten Mooren in die Atmosphäre. Neben Südostasien sind Russland, Weißrussland und auch Deutschland führende Emittenten. In Zeiten sich rasch ausdehnender Bodenversiegelung, Intensivierung landwirtschaftlicher Nutzung und des Verbrauchs natürlicher Ressourcen brauchen wir beides: Erhalt der verbliebenen, intakten Landschaften sowie einen verantwortungsvollen, achtsamen Umgang mit unseren Lebensgrundlagen. Der Schutz von möglichst vielen Mooren im Naturzustand, die Restauration degradierter Moore durch Wiedervernässung sowie eine standörtlich angepasste Landnutzung bilden dabei Schwerpunkte unserer Stiftungsarbeit. Die derzeitigen Herausforderungen wie Klimawandel, voranschreitende Bodendegradierung und abnehmende biologische Vielfalt erfordern integrative Ansätze und ein hohes Maß an Kooperation. Der Moorschutz kann seinen Teil zur Minderung dieser Probleme beitragen. Dabei ist eine Vernetzung von Experten, interessierten Laien und dem Nachwuchs in Wisssenschaft und Naturschutz für den Schutz und die nachhaltige Entwicklung von Mooren unsere Vision. Sie können uns unterstützen, dieses Ziel zu erreichen. Sebastian Schmidt, Geschäftsführer Mikrokosmos Hochmoorbult – Fünf Arten wachsen hier auf wenigen Quadratzentimetern (Foto: Michael Succow Stiftung) 3 Warum Moorschutz? Als unheimliches „Sumpfland“ wurden Moore über Jahrhunderte vom Menschen gemieden. Später wurden sie großflächig entwässert, um sie für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Heute wissen wir, dass Moore vielfältigen Nutzen für Klima, biologische Vielfalt und den Menschen bieten. Sie speichern Kohlenstoff, sind wichtig für die atmosphärische Kühlung und Grundwasserneubildung sowie als Speicher für Wasser und Nährstoffe. Trockenlegung beraubt Moore ihrer Funktionsfähigkeit. Der Torf oxidiert, entwässerte Moore setzen daher insbesondere Kohlendioxid als klimarelevantes Gas frei. In Mecklenburg-Vorpommern sind land- und forstwirtschaftliche genutzte Moorflächen so zu den größten Verursachern von CO2-Emissionen geworden – sie stoßen mehr Kohlendioxid aus als der Verkehr im Land. Seltene, zum Teil hochangepasste Tier- und Pflanzenarten verlieren durch Trockenlegung ihren Lebensraum. Das Feuerrisiko und damit die Gefahr für Mensch und Tier ist in solchen Gebieten extrem hoch, wie in den letzten Jahren große Torfbrände etwa in Russland und Indonesien gezeigt haben. Torfverlust führt außerdem auch dazu, dass sich das Land absenkt – insbesondere in Küstenregionen steigt dadurch das Überflutungsrisiko. Mooranteil an der Landesfläche in % (Grafik: John Couwenberg) 4 Der Schutz noch intakter Moore und die Wiedervernässung bereits zerstörter Moore sind daher von größter Bedeutung – für Klima, Pflanzen, Tiere und Menschen und letztlich für die Zukunft unserer Erde. Ökosystemdienstleistungen intakter Moore •Klimaschutz: Kohlenstoffspeicher und atmosphärische Kühlung •Wasserversorgung: Grundwasserneubildung, Quelle für Flüsse, Wasserspeicher in Trockenzeiten •Hochwasserschutz: natürliche Überflutungsgebiete, höheres Bodenniveau •Erosionsvorbeugung •Artenvielfalt: Lebensraum und Durchzugsgebiet für viele seltene Arten •Kulturraum: traditionelle, extensive Bewirtschaftungsformen Torfabbau im Diepholzer Moor, Niedersachsen (Foto: Hans Joosten) 5 Unser Engagement für Moore Michael Succow war schon während seines Biologiestudiums von Mooren fasziniert. Die Erforschung und der Schutz von Moor­ökosystemen sind sein wissenschaftliches Lebenswerk. Seine „Landschaftsökologische Moorkunde“, veröffentlicht 1988, gilt noch heute als Standardwerk. An der Universität Greifswald verankerte Prof. Michael Succow seit Beginn seiner Professur 1992 die Moorkunde als Forschungsschwerpunkt. Für sein weltweites Engagement für den Naturschutz wurde Prof. Michael Succow 1997 mit dem Right Livelihood Award ausgezeichnet. Mit dem Preisgeld dieses Alternativen Nobelpreises gründete er 1999 die Michael Succow Stiftung. Moorschutz ist bis heute nicht nur Arbeitsschwerpunkt der Stiftung, sondern auch Herzensangelegenheit des Stifters und vieler Mitarbeiter. Seit 1996 gibt es an der Universität Greifswald die Arbeitsgruppe „Moorkunde und Paläoökologie“, derzeit sind etwa 50 Wissenschaftler und Experten in der Greifswalder Moorforschung tätig und leisten aktuell entscheidende Forschungsbeiträge, etwa zur Klimarelevanz der Moore. Greifswald ist so zu einem Zentrum für Moorkompetenz geworden: mit dem von Michael Succow etablierten Studiengang „Landschaftsökologie und Naturschutz“, mit der AG Moorkunde, mit dem „Institut für Dauerhaft Umweltgerechte Entwicklung von Naturräumen der Erde“ (DUENE e.V.), mit dem Sekretariat der International Mire Conservation Group (IMCG) und mit der Michael Succow Stiftung. Schutz intakter Moore Für den Erhalt einzigartiger Ökosysteme Den Menschen die Schönheit von intakten Mooren vor Augen zu führen und ihnen die Ökosystemleistungen bewusst zu machen, die funktionstüchtige Moore bereitstellen, ist unser Anliegen und unerlässlich für den dauerhaften Schutz dieser einzigartigen Landschaften. Wiedervernässung und angepasste Nutzung Für Klima, Biodiversität und den Menschen Die Wiedervernässung degradierter Moore und ihre anschließende angepasste Bewirtschaftung machen es möglich, diese Ökosystemleistungen wieder herzustellen. Gleichzeitig werden damit auch alternative Einkommensmöglichkeiten geschaffen. Forschung und Weiterbildung Für zukunftsfähigen Moorschutz In vielen nationalen und internationalen Projekten verbinden wir Forschung, Planung und Umsetzung zum Schutz dieser Lebensräume mit der Ausbildung und dem internationalen Austausch von Nachwuchswissenschaftlern. Dazu arbeiten wir eng zusammen mit nationalen und internationalen Universitäten sowie mit weiteren Einrichtungen des Naturschutzes. Sonnentau (Foto: M.R. Swadzba, Fotolia.com) Rechte Seite: Treibhausgasmessung in Weißrussland (Foto: Michael Succow Stiftung) 6 7 Arten- und Habitatschutz Moore haben eine Schlüsselbedeutung für die biologische Vielfalt. Die unterschiedlichen Moortypen bieten Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten, die nur hier vorkommen können. Beispiel Weißrussland: Wiedervernässung von Mooren für Klima und Biodiversität In Weißrussland bemüht sich unsere Stiftung darum, degradierte Moore wieder in lebendige Ökosysteme zu verwandeln und somit zum Erhalt der biologischen Vielfalt beizutragen. Durch die großflächige Wiedervernässung entwässerter Moorflächen konnten die hydrologischen Bedingungen für die Ausbreitung und Wiederansiedlung von Feuchtgebietsarten geschaffen werden. Die wiedervernässten Flächen mit ihren flach überstauten Bereichen bieten mittelfristig Lebensraum für eine Vielzahl von Wasservögeln. Langfristiges Ziel ist jedoch die Etablierung moortypischer Vegetation, wie Torfmoosrasen und Seggenrieden. So können überlebenswichtige Refugien für europaweit gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie den Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola) und den Schelladler (Aquila clanga) erhalten und wieder hergestellt werden. Dafür bedarf es vor allem möglichst großer, zusammenhängender Gebiete. Beispiel Mecklenburg-Vorpommern: Revitalisierung des Hangquellmoores Binsenberg Am Rande des Landgrabentals befindet sich eines der größten Hangquellmoore Norddeutschlands, der Binsenberg. In dieser eiszeitlich geprägten, dünn besiedelten Landschaft gibt es die einzigartige Möglichkeit, ein zusammenhängendes Wildnisgebiet zu schaffen. Das ist die Vision unserer Stiftung, um den Lebensraum gefährdeter Pflanzenarten wie Mehlprimel (Primula farinosa) oder Blauer Tarant (Swertia perennis) zu sichern. Die Stiftung hat bereits Flächen im Naturschutzgebiet aus dem Nationalen Naturerbe übernommen und stellt hier einen möglichst naturnahen Wasserhaushalt wieder her. Das Ziel ist nun, durch den Kauf weiterer Flächen ein großflächiges Habitat für seltene Arten zu schaffen. Beispiel Brandenburg: Das EU-LIFE-Projekt „Kalkmoore Brandenburgs“ Die vor 100 Jahren in Nordostdeutschland noch weit verbreiteten kalkreichen nährstoffarmen Braunmoosmoore sind heute stark bedroht – und damit auch der Lebensraum gefährdeter Arten. Gemeinsam mit Projektpartnern versucht die Michael Succow Stiftung, die letzten verbliebenen Reste dieses Lebensraumtyps vor dem endgültigen Verschwinden zu bewahren. Orchideen, seltene Schmetterlingsarten und auch der Schreiadler bleiben so in Brandenburg heimisch. Mehlpriemel (Foto: Michael Succow Stiftung Rechte Seite: Wald in Russland (Foto: Michael Succow Stiftung) Moorfrosch (Foto: bunteWelt, Fotolia.com) Peenetal (Foto: Michael Succow Stiftung) 8 9 10 Klimaschutz weltweit Als Kohlenstoffspeicher sind Moore für den Klimaschutz von großer Bedeutung. Pro Jahr werden weltweit etwa 3 Milliarden Tonnen CO2 aus entwässerten Mooren in die Atmosphäre abgegeben. Das sind etwa 6% des jährlich vom Menschen verursachten Treibhausgasausstoßes. Um möglichst viele Moore im Naturzustand zu erhalten und degradierte Moore wiederzubeleben, ist es wichtig, grenzübergreifend zusammenzuarbeiten. Denn Klimaschutz macht nur auf globaler Ebene Sinn. A Wiedervernässung und Emissionsreduktion Moore wurden in der Vergangenheit vor allem für die Land- und Forstwirtschaft großflächig trockengelegt. Durch Entwässerung wird der in den Mooren festgelegte Torf zersetzt. Dabei entstehen große Mengen an Treibhausgasen, die an die Atmosphäre abgegeben werden. Werden sie nicht mehr genutzt, steigt außerdem das Feuerrisiko in trockengelegten Mooren. Um die Treibhausgasemissionen aus entwässerten Mooren zu vermindern und um Moorbränden vorzubeugen, die zu Treib­ hausgas-Emissionsspitzen und teilweise sogar zum kompletten Verlust der lokalen Speicherfunktion führen, führt unsere Stiftung verschiedene Projekte zur Wiedervernässung und zur langfristigen Beobachtung degradierter Moore durch. Beispiel Osteuropa: Wiedervernässung von Mooren in Russland, der Ukraine und Weißrussland In Wiedervernässungsprojekten in Weißrussland, der Ukraine und im europäischen Teil Russlands, werden von der Michael ­Succow Stiftung und ihren Projektpartnern großflächig entwässerte Moore für den Klimaschutz wiedervernässt. Durch die Wiedervernässung soll die Emission von bis zu 10 t CO2-Äquivalente/ha*a vermieden werden. Dabei werden in den Projekten verschiedene Schwerpunkte auf relevante Fragestellungen zur Moorwiedervernässung und Emissionsreduktion gelegt: Moorlandschaft in Russland (Foto: Michael Succow Stiftung) - In Weißrussland wurde eine Methodik zur Erfassung von Emissionen aus restaurierten Mooren entwickelt und getestet, um CO2-Zertifikate für den Handel auf dem Freiwilligen Emissionsmarkt bereitstellen zu können. - In der Ukraine müssen alternative Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung aufgezeigt werden, um Anreize für die Wiedervernässung der größtenteils privaten Moorflächen zu schaffen. - In Russland arbeiten wir an der Weiterentwicklung von technischer Expertise und an der Steuerung russischer Investitionen für die Umsetzung von Revitalisierungsmaßnahmen. Hier kommt zudem der Feuerprävention ein hoher Stellenwert zu. B Politik und Entscheidungshilfen Moore speichern weltweit etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder dieser Erde. Bisher werden sie jedoch weder in der Klimarahmenkonvention noch im Kyoto-Protokoll ausreichend berücksichtigt. Die Folgen ihrer Zerstörung sind auf politischer Ebene weitestgehend unbekannt. Aus diesem Grund hat es sich unsere Stiftung zur Aufgabe gemacht, beratend tätig zu werden und politisch relevante Entscheidungen zu beeinflussen. Beispiel international: Moorschutz mit Hilfe von globalen Klimaschutzmechanismen Die Michael Succow Stiftung führt zusammen mit internationalen Partnerinstitutionen ein Projekt zum „Moorschutz mit Hilfe von globalen Klimaschutzmechanismen“ durch. Wir informieren Entscheidungsträger über die bestehenden Mechanismen zur Anrechnung von Emissionsreduktionen aus Mooren und stellen dabei auch die zusätzlichen Vorteile durch Moorschutz, -restauration und nachhaltige Nutzung heraus. Um technische Bedenken auszuräumen, werden den Schlüsselstaaten mit bedeutendem Mooranteil praktische Lösungsansätze und Finanzierungsoptionen zur Emissionsvermeidung aufgezeigt. 11 Paludikultur – Nachhaltige Landnutzung auf wiedervernässten Mooren Paludikultur («palus», lat. «Sumpf, Morast») ist die nasse Bewirtschaftung von Mooren. Seit Anfang der 1990er Jahre in Greifswald wissenschaftlich erarbeitet, ist die Paludikultur jetzt anwendungsreif. Insbesondere wiedervernässte, degradierte Moorstandorte können so nachhaltig genutzt werden, ohne dass dabei der verbliebene Torfkörper zerstört wird. Paludikultur ist ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltig und damit eine Antwort auf den Konflikt zwischen Schutz und Nutzung von Mooren. Sie schließt traditionelle Verfahren der Moorbewirtschaftung (Rohrmahd, Streunutzung) ein, umfasst aber auch neue Verfahren wie die energetische Verwertung von Moor-Biomasse oder die Produktion von Dämmplatten und -putzen. Der Torferhalt bleibt dabei oberstes Ziel. Auch eine erneute Torfbildung ist bei Paludikultur möglich, wie z.B. bei Schilfnutzung, bei der die oberirdische Biomasse abgeschöpft wird, während die unterirdische Biomasse neuen Torf akkumulieren kann. Paludikultur kann – angepasst an die regionalen Verhältnisse – weltweit angewendet werden: je nach Klima können unter anderem Torfmoose, Schilf, Papyrus oder Beeren angebaut werden. Die alternative Nutzung schafft neue Einkommensquellen für die Menschen vor Ort, die dadurch nicht mehr auf die Zerstörung von Mooren angewiesen sind. Paludikultur kann so Teufelskreise der Armut durchbrechen und weltweit Perspektiven schaffen. Beispiel Weißrussland: Nachhaltige Nutzung nasser Moore In einem Pilotprojekt in Weißrussland gewinnt die Stiftung wichtige Erkenntnisse in der Bewirtschaftung nasser Moore. Durch die enge Kooperation mit den Akteuren vor Ort werden lokale Strukturen gestärkt und neue Erwerbsmöglichkeiten im ländlichen Raum erschlossen. Die Biomasse wird mit Spezialmaschinen geerntet und zu Briketts weiterverarbeitet. Durch die Entwicklung einer energetischen Verwertungskette für Biomasse aus wiedervernässten Mooren soll das Konzept der Paludikultur zur Marktreife gebracht werden. Diese Art der Energieversorgung bietet die Perspektive, Energietorf in Zukunft vollständig durch Biomasse zu ersetzen. Beispiel Brandenburg: Paludikulturen und angepasster Moorschutz In Brandenburg untersuchte die Michael Succow Stiftung auf Grundlage des Moorschutzrahmenplans mögliche Paludikulturflächen. Dabei wurde zum einen ermittelt, welche der entwässerten Moorgebiete für Paludikultur am besten geeignet sind. Zum anderen wurde für einen Landwirtschaftsbetrieb ein Nutzungs- und Bewirtschaftungskonzept erarbeitet, welches in der Uecker-Niederung auf ca. 300 Hektar Fläche umgesetzt wird. Darauf aufbauend wird nun die Erntetechnik weiter entwickelt. Biomasse-Ernte mit Spezialmaschine (Foto: Michael Succow Stiftung) Rechte Seite: Moosbeeren-Ernte in Weißrussland (Foto: Sergei Zuenok) 12 13 Moorschutz auf stiftungseigenen Flächen Knabenkraut, Mehlprimel, Seggenrohrsänger: ­Moorlandschaften in Deutschland bieten Lebensraum für seltene Arten. Die Stiftung übernimmt ausgewählte Flächen des Nationalen Naturerbes in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Wir revitalisieren Moore und übergeben sie danach einer dauerhaften natürlichen Entwicklung. Unser Ziel ist es, 1000 ha gefährdeter Lebensräume langfristig zu bewahren – damit auch weiterhin Orchideen blühen und gefährdete Vogelarten Brutplätze finden. Beispiel Naturschutzgebiet „Bollwinfließ“ Eines der schönsten vermoorten brandenburgischen Fließtäler, das 1990 unter Naturschutz gestellt und 2004 an unsere Stiftung übergeben wurde, ist das Bollwinfließ im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (Brandenburg). In diesem Kalkmoor wird durch das Verschließen der alten Entwässerungsgräben der Grundwasserspiegel angehoben. Dadurch wird die Torfzersetzung vermindert und der Landschaftswasserhaushalt verbessert. Neben der Verminderung von Treibhausgasemissionen werden so auch seltene Kalkmoor-Arten geschützt. Eine Pufferzone um das Gebiet verringert die Nährstoffeinträge aus angrenzenden, landwirtschaftlich genutzten Flächen. Auf einem Rundweg können Besucher künftig die natürliche Eigendynamik des Moorökosystems erleben. Beispiel Sernitz-Niederung In der Sernitz-Niederung in Brandenburg übernimmt die Michael Succow Stiftung eine Fläche von 170 ha aus dem Nationalen Naturerbe. Gemeinsam mit Projektpartnern führt die Stiftung ein großflächiges Projekt im Biosphärenreservat SchorfheideChorin durch. Das Projekt soll den Rückgang von Schreiadler und Wachtelkönig in Deutschland stoppen und einen Beitrag zur Erholung des akut vom Aussterben bedrohten Seggenrohrsängers leisten. Entwässerungsmaßnahmen und intensive Grünlandnutzung sind die größten Gefahren für Schreiadler, Wachtelkönig, Schwarzstorch und Tüpfelralle sowie Ansiedlungshemmnis für Seggenrohrsänger. Die Michael Succow Stiftung möchte daher die Sernitz als natürlichen offenen Moorlebensraum wiederherstellen. Seggenrohrsänger (Foto: Franziska Tanneberger) Rechte Seite: Bollwinfließ, Brandenburg (Foto: Michael Succow Stiftung) 14 15 16 Forschung und Weiterbildung Wissenschaftliche Untersuchungen sind ein wesentlicher Teil unserer alltäglichen Projektarbeit, gerade im Klima- und Moorschutzbereich. Dabei profitiert die Stiftung von der engen Anbindung an die Universität Greifswald und von der moor­ ökologischen Kompetenz ihrer Mitarbeiter. Prof. em. Dr. Michael Succow legte während seiner Professur den Grundstein für den Schwerpunkt Moorforschung als Teil der Landschaftsökologie in Greifswald. Zahlreiche Projekte kombinieren Forschung und Anwendung in innovativer Weise. Wichtige Themen sind dabei etwa die Erfolgsmessung bei Klimaschutzmaßnahmen oder auch die Weiterentwicklung von Standards in der internationalen Klimapolitik. Aus- und Weiterbildung spielen in allen Arbeitsbereichen der Stiftung eine große Rolle. Hoch motivierte Studierende sind fortwährend in die Projekte der Stiftung eingebunden oder werden während ihrer Qualifizierungsarbeiten betreut. Die Entwicklung und Weiterbildung von Nachwuchswissenschaftlern sowie der Wissenstransfer mit den Projektländern sind wichtiger Teil und Grundlage der Stiftungsphilosophie. Über Seminare, Workshops und gemeinsame Exkursionen vermitteln wir Wissen und praktische Kenntnisse in der Naturschutzarbeit. Mit Hilfe des EvaKleinn-Stipendiums und im Rahmen verschiedener Projekte können wir zudem jährlich Stipendien an Studierende des internationalen Masterstudiengangs „Landscape Ecology and Nature Conservation“ an der Universität Greifswald vergeben. Linke Seite: Exkursion ins russische Moor (Foto: Michael Succow Stiftung) Junge Forscher im Moor (Foto: Michael Succow Stiftung) Flächenbegehung in der Ukraine (Foto: Michael Succow Stiftung) 17 Unsere Projekte werden gefördert durch: Kontakt Bernhard und Ursula Plettner-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Büchting + Streit AG Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktor­ sicherheit (BMU) Cassiopeia Stiftung Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Deutsche Umwelthilfe Dieter-Mennekes-Umweltstiftung EU-Kommission im Rahmen des thematischen Programms EuropeAid für „Umweltschutz und nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen einschließlich Energie“ EU Life Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Kurt Lange-Stiftung Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (LUGV) Brandenburg Manfred Hermsen Stiftung NaturschutzFonds Brandenburg Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung Seetel Hotel GmbH & Co. Betriebs KG Stiftung Feuchtgebiete Michael Succow Stiftung zum Schutz der Natur Ellernholzstr. 1/3 17489 Greifswald Telefon: 03834/83542-0 Fax: 03834/83542-22 [email protected] Wir danken außerdem allen weiteren Spendern, Freunden und Unterstützern der Stiftung. Gedruckt auf 100% Recyclingpapier. Design: Progress 4 Interessiert an einer Kooperation oder gemeinsamen Projekten? Sie sind herzlich willkommen, uns zu kontaktieren. Spenden können Sie an folgende Bankverbindung: Michael Succow Stiftung Kto. Nr.: 100 116 566 BLZ: 150 505 00 Sparkasse Vorpommern Die Michael Succow Stiftung ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts. Spenden sind steuerlich absetzbar. Besuchen Sie unsere Internetseite für eine komplette Übersicht über die Projekte der Stiftung sowie für weitere Informationen über die Stiftungsarbeit: www.succow-stiftung.de. Moor in Weißrussland (Foto: Michael Succow Stiftung) Kranichfamilie (Foto: Peter Wernicke) Russisches Moor (Foto: Michael Succow Stiftung) Hinten: Morgenstimmung im russischen Moor (Foto: Michael Succow Stiftung) 18 19 www.succow-stiftung.de 20