www.wwf.de/young-panda www.young-panda.de 04/2006 09/2012 lIEBES yOUNG pANDA-mITGLIED, „o schaurig ist’s, übers Moor zu geh‘n“ – so beginnt ein 170 Jahre altes Gedicht über einen Jungen, der bei Dunkelheit durch ein Moor läuft – immer schneller, um nicht in dem weichen Boden zu versinken. Damals gab es noch viel mehr Moore in Deutschland als heute – geheimnisvolle Gegenden, wo der Boden so nass ist, dass er wabbelt wie ein Wackelpudding. Diese Landstriche waren in früheren Zeiten gefürchtet, wegen der vielen Tümpel und Schlammlöcher, in denen man auf Nimmerwiedersehen versinken konnte. Wegen des oft dichten Nebels, in dem man ganz schnell die Orientierung verlor. Und wegen der Irrlichter, die plötzlich aufleuchteten und wieder verschwanden – eine Erscheinung, die sich die Menschen damals nicht erklären konnten. Doch wenn sie Moore trocken legten, hatten sie Ackerboden, und sie konnten dort Torf gewinnen, ein wichtiges Brennmaterial zum Kochen und Heizen. Deshalb wurden riesige Moore umgewandelt, nur wenige blieben übrig – was traurig ist, denn es sind nicht nur für unser Klima wichtige Lebensräume. Dort leben auch ganz besondere Pflanzen, die kleine Tiere fressen. Oder Schmetterlinge, die ihre Jungen von Ameisen aufziehen lassen. Was Irrlichter sind, was es mit den Moorleichen auf sich hat und noch mehr Moorgeheimnisse verraten wir dir in diesem Young Panda-Aktuell. Viel Spaß beim Lesen wünscht dir Die 50 bis 70 Zentimeter lange Kreuzotter mit dem markanten schwarzen Zickzackband auf dem Rücken verspeist gerne Moorfrösche, die sich im Gegensatz zu anderen Froscharten in dem sauren Moorwasser richtig wohl fühlen. ­Komisch, dass ich einsinke – hab‘ doch gerade erst zwei Pfund abgenommen ... Im Moor gibt’s Saures! Moore sind nichts für Normalos ­ nter den Tieren und ­Pflanzen. u Denn Moore sind ganz schön ­extrem – extrem nährstoffarm, ­extrem kalt und ­extrem sauer. Wer dort lebt, muss daher ­extrem genügsam sein. Auch wenn es mehr als genug Wasser gibt, sind die Lebensbedingungen hart, weil der durchnässte Boden nur wenige Nährstoffe enthält. Ursache dafür ist, dass die abgestorbenen Pflanzen im Moor nicht – wie zum Beispiel im Wald – von Kleingetier und Bodenbakterien vollständig zersetzt werden. Nein, im Moor ist es anders: Abgestorbene Pflanzen versinken dort einfach im glitschnassen Boden. Sie verfaulen und vermodern, bis sie schließlich zu Torf werden – so nennt man die feuchten, nährstoffarmen, zusammengepressten, braun-schwarzen Pflanzenreste. Torf wurde vor allem in früheren Jahrhunderten abgebaut, in ziegelförmigen Quadern getrocknet und als Brennmaterial verwendet. Außerdem schwanken die Temperaturen an der Moor-Oberfläche oft sehr stark. In kalten Nächten gefriert das viele Wasser in den Poren des Untergrundes und der Boden erstarrt zu Eis. Tagsüber, wenn die Sonne darauf scheint, heizt er sich auf – im Sommer stellenweise bis zu 60 Grad Celsius! Das Wasser in den Tümpeln ist außerdem extrem sauer – manchmal fast so sauer wie Essig. Deshalb gibt es dort keine Fische, keine Schnecken, keine Muscheln und keine Krebse. Im Moor sind dafür ganz besondere Pflanzen und Tiere zu Hause, die es nirgendwo anders gibt. Die Moorbaumeister Das Torfmoos zum Beispiel scheint das ewige Leben für sich gepachtet zu haben. Während es unten abstirbt, wächst es oben ständig weiter – und zwar bis zu 20 Zentimeter im Jahr! Torfmoose können wie ein Schwamm Wasser speichern. Während sie dem kargen Untergrund die wenigen Nährstoffe entziehen, geben sie Säure ab – und machen dadurch anderen Pflanzen buchstäblich das Leben sauer! Sie gelten als die Baumeister der Hochmoore, die sie wie ein dicker, nasser Teppich überdecken. Torfmoose produzieren pro Jahr eine ein Millimeter dicke Schicht Torf. Auf diese Weise wachsen die meisten Moore ganz langsam in die Höhe. In 1.000 Jahren macht das etwa einen ganzen Meter. Wenn du also weißt, wie dick das Moor ist, weißt du ungefähr, wie alt es ist. Die ­Fliegen­schnapper Weil der Boden so wenige Nährstoffe hat, lockt der Sonnentau, eine etwa 15 Zentimeter hohe Pflanze mit einer süßen, klebrigen Flüssigkeit kleine Tiere an. Sie tropft aus kleinen Tentakeln, die aus den Blättern herauswachsen. Aber Achtung: Fliegen oder andere Insekten, die sich davon anlocken lassen, kleben an den Blättern fest, werden eingerollt und bei lebendigem Leib von der Pflanze verdaut. Denn der Sonnentau ist eine Fleisch fressende Pflanze. Wenn es sehr feucht ist und das Wasser besonders sauer, wachsen in Hochmooren auch Wiesen aus ScheidenWollgras. Das sind bis zu 60 Zentimeter hohe Pflanzen, die ihre Samen mit weißen Haarbüschen umhüllen. Fliegende Juwelen In Mooren leben hauptsächlich Insekten – vor allem Libellen, Käfer, Spinnen und Schmetterlinge. Zu den auffallendsten gehören die Frühe Adonislibelle, die einzige rote Libellenart in Deutschland und die Hochmoor-Mosaikjungfer, die mit einer Flügelspannweite von mehr als zehn Zentimetern zu den größten ­Libellen Europas gehört. Sie legt ihre ­Eier ausschließlich in die Torfmoose, wo sie zu einer neuen Libellen­ generation heran­ reifen.