Holz und Landschaft

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Bilder: Ligno-
technik
Klassisch modern wirken die dünnen anthrazitfarbenen Holzprofile der zurückgesetzten
Fensterbänder in der mit hellen Zedernschindeln verkleideten Außenwand.
Holz und Landschaft
Verwaltungsbau ❙ Holzarchitektur, Moderne und Landschaft, das passt gut zusammen, wie die neue
Unternehmenszentrale von müllerblaustein in Dietingen beweist. Besonders, wenn wie hier das Gebäude
ein Passivhaus ist, auch baukonstruktiv Außergewöhnliches leistet und damit zukunftsweisend die heutigen
Baustandards weit übertrifft.
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Rosa Grewe
bauen mit holz · 11.2011
bautafel
Bauherr und Holzbau
müllerblaustein, Blaustein/Dietingen
www.muellerblaustein.de
Architektur
Rapp Architekten, Ulm
www.rapparchitekten.de
Raumlufthygieneuntersuchung
Institut Alpha, Ulm
www.alpha-labor.de
Die Fassede des westlichen Gebäudeteils ist nicht mit Schindeln, sondern
mit einer liegenden Schalung aus Thermo-Weißtanne bekleidet.
Der Bau ist insgesamt eine Kombination aus Holzrahmen- und Massiholzelementen von
Lignotrend. Teilweise blieben die Brettsperrholzelemente sogar an den Stirnholzflächen sichtbar.
U
mgeben von Feldern, am südlichen
Rand von Dietingen, erstreckt sich das
750 qm große Firmengebäude von müllerblaustein, geplant von Rapp-Architekten,
Ulm. Es besteht aus zwei gegeneinander
versetzten Riegeln mit unterschiedlichen
Nutzungen und Fassadengestaltungen
sowie einer dazwischenliegenden Fuge, in
der die Erschließung untergebracht ist.
Der östliche Gebäudeteil beherbergt die
Büros der Mitarbeiter. Zwei horizontale
11.2011 · www.bauenmitholz.de
Fensterbänder, eines im Erdgeschoss, eines
im Obergeschoss, durchschneiden die tiefen Außenwände fast über die gesamte
Länge des Gebäudes. Ein Spiel von gleichen, aber zueinander versetzten Bauteilen:
Das untere Fensterband zieht sich um die
nördliche Fassadenkante, das obere um die
südliche. So entsteht ein bildhauerischer,
klassisch moderner Eindruck: die dünnen
anthrazitfarbenen Holzprofile der zurückgesetzten Fensterbänder im Kontrast zu der
dicken, mit hellen Zedernschindeln verkleideten Außenwand.
Bei dem westlichen, gegenüberliegenden Riegel betonen dagegen eine liegende
Schalung aus Thermo-Weißtanne und anthrazitfarbene Paneele vor den Geschossdecken die Horizontale des Baukörpers. Die
flächenbündigen Kastenfenster und Lüftungsöffnungen mit dünnen Rahmen wirken zeitgenössisch modern, minimalistisch.
Die Stirnseiten sind verglast und bieten von
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technik
Die stählerne Treppe mit Holzstufen und Edelstahlgeländer
verleiht dem Gebäude eine besondere Note.
innen nach Süden einen Blick über die
Hügel. Dieser Bauteil beinhaltet Konferenzräume, Ausstellungsflächen und die Büros
der Geschäftsführer.
Der mittige Verbindungsbau – das Eingangsgebäude – ist an den Stirnseiten verglast, damit viel Licht auf die innen gelegenen Erschließungszonen und Nebenräume
fällt. Die hellen Holzstützen hinter dem
außen vorgesetzten, dunklen Fensterrahmen aus Aluminium schaffen einen wirkungsvollen Kontrast. Und auch im Innenraum setzen die Architekten auf solche
ästhetisch interessanten Materialkontraste,
die zudem die Vielfalt der architektonischen Gestaltungsmöglichkeiten beweisen: Zu den unterschiedlichen Holzoberflächen kombinieren die Planer einen
Schieferboden und Details wie die Stahlgeländer von Treppe und Galerie sowie die
Fronten der Büroküche.
Konstruktion und Statik
Innere Werte
Messungen vor Ort
Die Luftdichtheitsmessung ergab einen
Wert von n50 = 0,28 1/h und lag damit auch
weit unter der strengen Vorgabe des Passivhaus-Instituts von 0,6 1/h. Das Schalldämmmaß beim Bauteil Trenndecke 1. OG ist mit
R‘w = 59 dB deutlich besser als die geforderten R’w = 55 dB bei erhöhten Anforderungen.
Das Maß für die Trittschalldämmung L‘n,w erfüllt mit 46 dB die erhöhte Anforderung an
den Schallschutz. Die Nachhallzeit (Raumakustik) wurde an 3 Stellen mit unterschiedlichen Akustikprofilen und Deckenaufbauten gemessen:
– Ergebnis 1: Akustikdecke gelocht
Tm = 0,42 sec (im gesamten Frequenz­
bereich) (erreicht Sollwert für komfortable
Verhältnisse von Tm = 0,5 sec)
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– Ergebnis 2: Lignotrend-Akustikdecke
LIGNO Akustik light, geschlitzt, als Deckenverkleidung. Tm = 0,34 sec (über den gesamten relevanten Frequenzbereich, damit
besser als der Sollwert für komfortable
Verhältnisse von Tm = 0,5 sec)
– Ergebnis 3: Tragendes LignotrendDeckenbauteil LIGNO Akustik, geschlitzt,
als multifunktionales Akustikelement.
Tm = 0,33 sec (im gesamten Frequenzbereich) liegt unter dem Sollwert für komfortable Verhältnisse von Tm = 0,5 sec (Die Ergebnisse 2 und 3 sind gestützt auf die
Prüfzeugnisse des Herstellers)
Das Gebäude errichtete müllerblaustein in
Holzständer- und Massivholzbauweise, im
Abbundwerk weitestgehend vorgefertigt.
Rund zwei Wochen Montagezeit wurden
dann noch auf der Baustelle selbst benötigt.
Die Konstruktion des Gebäudes ist aus
statischer und bauphysikalischer Sicht komplex. Die Längsseiten der Baukörper, insgesamt vier Außenwände, und der innere
Aufzugskern dienen der vertikalen Lastabtragung und Horizontalaussteifung. Die
Innenwände der seitlichen Flügel sind
dagegen nichttragend und ermöglichen
eine flexible Grundrissgestaltung. Beim differenzierten Blick auf das Gebäudeensemble offenbart sich, dass die unterschiedliche Fassadenausbildung auch für die Konstruktion verschiedene Ausführungen
bedingt.
Im westlichen Gebäude passen sich die
vertikalen Kastenfenster mit ihren breiten
Holzrahmen günstig in die Statik der
gesamten Holzkonstruktion ein. Aber mit
ihren 1,8 Metern Breite und 2,6 Metern
Höhe mindern sie die Aussteifung des Baus.
Über die Deckenscheiben aus LignotrendBrettsperrholz-Rippenelementen mit biegesteifen Verbindungen wurde das ausgeglichen.
Auch der östliche Teil ist mit seinen langen Bandfenstern eine besondere statische Herausforderung. Über die gesamte
bauen mit holz · 11.2011
Länge tragen Überzüge aus Furnierschichtholz die Lasten der Deckenplatten und der
darunterliegenden Bauteile.
Aus der Höhe der Überzüge ergeben sich
natürlich größere Spannweiten und
dadurch auch die unterschiedlich hohen
Attiken. Zusätzlich zur seitlichen Auflagerung tragen hinter der Fensterebene dünne
Stahlstützen die Überzüge. Auch in diesem
Baukörper wirken Lignotrend-Bauteile als
aussteifende Deckenscheiben.
Der Aufzugskern im Inneren des mittleren Gebäudes ist ebenfalls aus tragenden
Platten aus Brettsperrholz mit Furnierschichtholz-Decklamellen die, ausgeführt
in Feuerwiderstandsklasse F90-B, auch die
Brandschutzvorschriften für Fluchtwege
erfüllen. Querträger, die einfach in das Ständerwerk der seitlichen Gebäude eingehängt sind, tragen die Fassade und das
Dach des mittleren Baukörpers. Eine materialsparende Lösung, die zudem die großen
Glasfassaden des Traktes ermöglicht.
Dämmung und Bauphysik
Das Gebäude erfüllt die Anforderungen der
DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) und ist zudem als Passivhaus
zertifiziert. Besonders interessant ist der Aufbau der Außenwand im westlichen Gebäudeteil: Innen vor dem Träger aus Furnierschichtholz dämmt Holzweichfaser, außen
davor, zwischen Träger und Schindelfassade, dämmt Holzwolle. Auch das Dach, ausgeführt als Holzbalkenkonstruktion, ist zwischen den Balken mit Holzweichfaser, darüber mit Mineralwolle gedämmt. Auch in
den Details, wie z. B. im Bereich Jalousiekästen, läuft die Dämmebene ununterbrochen
durch und verhindert Wärmebrücken.
Für ein Passivhaus unverzichtbar ist die
kontrollierte Gebäudelüftung mit Wärmerückgewinnung. Für die Temperierung der
Zuluft sowie zur Aktivierung des Fußbodenestrichs sorgt Erdwärme. Sie wird über
einen Grabenkollektor im drei Meter tiefen
Erdreich gewonnen und über eine Wärmepumpe an den im Fußboden verlaufenden
Heizkreislauf und an die Zuluft weitergegeben.
Besondere Ansprüche entstehen in
einem Bürogebäude nicht nur beim Kühlen,
sondern auch hinsichtlich der Akustik. Die
Deckenbauteile von Lignotrend, elementierte Rippenelemente aus Brettsperrholz,
befüllt mit Gewichtsschüttung, minimieren
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In den Büros sorgen Lignotrend-Decken mit dem feine Akustik-Profil
in astreinem Weißtannenholz für Konzentrierte Arbeitsatmosphäre.
die Übertragung von Tritt- und Luftschall,
sodass das Gebäude die zulässigen Schallwerte für Luft- und Trittschall weit übertrifft
(siehe Kasten).
Dies ist ohne jegliche unterseitige Beplankung der Deckenbauteile möglich, so dass
die Stärke von Lignotrend, hochwertige
Sichtqualitäten zu liefern, voll zum Tragen
kommt. Dabei wurde astreine Weißtanne
eingesetzt, die ein ästhetisch modernes
Erscheinungsbild zeigt.
Das neue Bürogebäude von müllerblaustein ist zukunftsweisend, holt es doch aus
den derzeitigen Möglichkeiten des Holzbaus das Maximum heraus. In baukonstruktiver, energetischer, bauphysikalischer und
architektonischer Hinsicht, aber auch mit
Blick auf den Grad der Vorfertigung und die
damit verbundene Bauzeit.
Die außerordentliche hygienische Qualität des Innenraums beschreibt das Institut
Alpha, Ulm ganz sachlich als Abwesenheit
von Problemen: „Auf der Grundlage der vorliegenden Messwerte ergibt sich kein Verdachtsmoment auf das Vorliegen von
Schadstoffen aus der Klasse der VOC in
gesundheitlich relevantem Umfang. Für
eine Formaldehyd-Problematik besteht
ebenfalls kein Verdachtsmoment: Die mikrobielle Situation stellt sich auf Grundlage
der vorliegenden Ergebnisse als für eine
Belastung mit Schimmelpilz en und Bakte❙
rien aktuell unkritisch dar.“
Autor
Dipl.-Ing. Rosa Grewe ist Architektur­
journalistin und tätig für pro publica in
Filderstadt.
www.BAUENMITHOLZ.de
Schlagwörter
Brettsperrholz, Fassade, Holzrahmenbau
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