Forschungsschwerpunkt F Infektion und Krebs Übersicht Forschungsschwerpunkt Infektion und Krebs Sprecher: Prof. Dr. (PhD) Jean Rommelaere Tumorvirologie (F010) Prof. Dr. (PhD) Jean Rommelaere ! 06221 42-4960, FAX 06221 42-4962 e-mail: [email protected] Genom-Veränderungen und Carcinogenese (F020) Prof. Dr. rer. nat. Lutz Gissmann ! 06221 42-4603, FAX 06221 42-4932 e-mail: [email protected] Virale Transformationsmechanismen (F030) Prof. Dr. rer. nat. Frank Rösl ! 06221 42-4900, FAX 06221 42-4902 e-mail: [email protected] Pathogenitätsmechanismen (F040) Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Harald zur Hausen Prof. Dr. rer. nat. Frank Rösl ! 06221 42-3850, FAX 06221 42-2840 e-mail: [email protected] Zelldifferenzierung (F050) Prof. Dr. med.vet. Angel Alonso ! 06221 42-3215, FAX 06221 42-4932 e-mail: [email protected] Virus-Wirtszell-Wechselwirkungen (F060) Prof. Dr. rer. nat. Claus H. Schröder ( - 1/04) ! 06221 42-4850, FAX 06221 42-4852 e-mail: [email protected] 372 Tumorvirus-Charakterisierung (F070) Prof. Dr. (D. Sc.) Ethel-Michèle de Villiers ! 06221 42-4614, FAX 06221 42-4822 e-mail: [email protected] Retrovirale Genexpression (F080) Prof. Dr. rer. nat. Rolf Flügel ( - 2/03) ! 06221 42-4611, FAX 06221 42-4865 e-mail: [email protected] Der Forschungsschwerpunkt Angewandte Tumorvirologie befaßt sich mit der Rolle von Viren bei der Tumorentstehung des Menschen, dem Mechanismus der Virus-bedingten Krebsentstehung und dagegen gerichteten körpereigenen Abwehrmechanismen. In besonderer Weise werden aber auch Diagnostik und Vorbeugung gegenüber solchen Virusinfektionen sowie therapeutische Ansätze unter Verwendung von Viren als Genvektorsystemen untersucht. Im Vordergrund tumorvirologischer Untersuchungen stehen die Rollen von Papillomviren bei Genital-, Oropharyngeal- und Hautkrebserkrankungen, von Hepatitis B Viren beim Leberzellkrebs, und als deutlicher Schwerpunkt auch die Rolle von Helfer-unabhängigen und Helfer-abhängigen Parvoviren bei der Hemmung von Tumorwachstum. Darüber hinaus werden Analysen zur Kontrolle von Infektionen mit HIV-Viren und auch zur Regulation von Spumaviren durchgeführt. Von besonderem Interesse sind derzeit Bemühungen, Parvovirussysteme zu Genvektorsystemen auszubauen. Die Abteilung Tumorvirologie wird ihre laufenden Forschungsaktivitäten zum Thema „biologische Antitumorstrategien“ fortsetzen. Zu diesen Strategien zählen (A) die therapeutische Anwendung onkotroper Viren und (B) die gezielte Blockierung zellulärer Mechanismen, mit deren Hilfe sich Tumorzellen von DNA-schädigenden Einwirkungen erholen können. Ein weiteres wichtiges Ziel unserer Forschung besteht (C) in der Aufklärung der molekularen Mechanismen, die den parvoviralen Lebenszyklen zugrunde liegen, da von diesen Erkenntnissen wichtige Impulse für die verbesserte Gestaltung parvoviraler Vektoren ausgehen. (A) Natürliche und rekombinante Parvoviren werden auf ihre Anwendbarkeit als anti-tumorale Effektoren und als Vektoren für die Gentherapie untersucht. Dabei ist weiterhin Grundlagenforschung nötig, um die Tumorzellspezifität des Angriffs von autonomen Parvoviren zu erhärten. Die anwendungsbezogene Forschung beinhaltet die Optimierung gegenwärtig verfügbarer Verpackungssysteme sowie die Untersuchung möglicher Antitumorgene auf ihre Eignung zur Behandlung verschiedener Tumore. In präklinischen Studien werden Effekte und Wirkmechanismen rekombinanter Parvoviren untersucht, sowie deren Einsatz als Träger zur prophylaktischen und therapeutischen Vakzinierung gegen das Papillomavirus induzierte Zervixkarzinom. (B) Die Infektion menschlicher Tumorzellen mit Adeno-assoziiertem Virus (AAV) verstärkt deren Empfindlichkeit gegenüber Chemotherapeutika und vermindert in vivo die Nebenwirkungen solcher Stoffe. Es wird untersucht, inwieweit diese Eigenschaften von AAV für die Krebstherapie beim Menschen nutzbar gemacht werden können und ob AAV auch die Ausbildung einer Resistenz gegen Chemotherapeutika verhindern kann. (C) Unter Einsatz neuester Genarraytechnologien wird die Auswirkung der parvoviralen Infektion auf die Zielzelle untersucht und nach Kriterien gesucht, die eine Sensitivität bzw. Resistenz gegenüber diesen Viren bewirken. Diese Studien werden durch Untersuchungen ergänzt, die darauf abzielen, zelluläre Interaktionspartner für virale Effektoren zu identifizieren und funktionell zu charakterisieren. Die Abteilung Virus-Wirtszell-Wechselwirkungen bearbeitet das Gebiet der Virus-induzierten Karzinogenese am Beispiel der humanen Papillomviren (HPV; Kopf- und Halstumore, Zervixkarzinom) und am Beispiel des Hepatitis-B- DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003 Forschungsschwerpunkt F Infektion und Krebs Virus (HBV; Leberkarzinom). Schwerpunkte sind Aspekte der Grundlagenforschung, der Diagnose und der Therapie. Im Einzelnen sind dies Untersuchungen zur Expression viraler Onkoproteine und ihrer Wechselwirkung mit Proteinen der Zelle. Näher studiert wird ein zelluläres Gen, das als Ziel chromosomaler Integration von HPV-DNA identifiziert worden war und anscheinend für einen neuen Tumorsuppressor kodiert. Arbeiten im Bereich der Diagnose gelten dem Nachweis von HPV-DNA im Tumorgewebe und von HBV-Nukleinsäuren im Serum chronisch infizierter Patienten. Im Falle von HBV ist es dabei das Fernziel, Formen der Infektion zu beschreiben, die ein besonderes Risiko zur Ausbildung von Leberkrebs vermitteln. Zur Prävention der Krebsentstehung und zur Krebstherapie werden Peptidaptamere entwickelt, die gezielt die HBV-Replikation hemmen und die HPV-Onkoproteine inaktivieren. Übersicht Die Ziele des Forschungsvorhabens der Abteilung Retrovirale Genexpression beinhalten die Aufklärung der Wirkungsmechanismen der Genexpression des humanen Spumaretrovirus (HSRV), die Wechselwirkungen der retroviralen Proteine mit den Wirtszellen und den daraus resultierenden Veränderungen. Diese Untersuchungen zielen in erster Linie darauf, neue retrovirale Vektoren zu entwickeln und auf ihre biologische Sicherheit in einem Katzenmodell zu überprüfen (in Kooperation mit einer australischen Gruppe). Der molekulare Mechanismus der HSRV Integration in die chromosomale DNA der Wirtszellen steht bei diesen Untersuchungen im Mittelpunkt. Langfristig sollen neue Vektoren, die über größere Kodierungskapazitäten verfügen als herkömmliche retrovirale Systeme, für Gentransferexperimente eingesetzt werden. Die Abteilung Virale Transformationsmechanismen befasst sich gegenwärtig mit folgenden Fragestellungen: Mechanismen der HPV-bedingten Karzinogenese (Apoptose, epigenetische Modifikationen der Wirtszelle nach Virusinfektion), Regulation der Transkription humanpathogener Papillomviren durch zelluläre Transkriptionsfaktoren; Entwicklung viraler Vektoren mit Papillomvirus-spezifischen Proteinkomponenten für Vakzinierungszwecke; Regulation der Zytokin/ Chemokinexpression in HPV-positiven Zellen und Makrophagen. Der Abteilung angegliedert ist die Arbeitsgruppe von Frau Priv. Doz. Dr. Ingrid Hoffmann: deren Schwerpunkt ist die Analyse des Zellzyklus. Die Projektgruppe „Pathogenitätsmechanismen“ (Leiter: Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Harald zur Hausen; Prof. Dr. Frank Rösl) bestand bis zum Jahr 2003 aus mehreren unabhängigen Arbeitsgruppen mit folgenden Forschungsaktivitäten: Ätiologie lymphoproliferativer Erkrankungen, onkosuppressive Eigenschaften von Parvoviren, Identifizierung neuer humanpathogener Viren sowie Etablierung innovativer Vakzinierungsstrategien mittels viraler Vektoren. Die Mitglieder der Abteilung Genomveränderungen und Carcinogenese bearbeiten grundlegende und anwendungsorientierte Aspekte von humanpathogenen Papillomaviren (HPV), Polyomaviren des Menschen und HIV. Es werden Mechanismen der Entstehung infektiöser Viruspartikel sowie der Wechselwirkung zwischen dem Virus und seiner Wirtszelle untersucht. Auf der Basis dieser Erkenntnisse werden Methoden zur Diagnose, Prävention und Therapie von durch diese Viren hervorgerufenen Infektionen und Erkrankungen entwickelt. Außerdem sollen die Viren selbst als Vektoren zur Entwicklung von Impfstoffen oder von gentherapeutischer Verfahren eingesetzt werden. Hauptziele der Arbeitsgruppen der Abteilung TumorvirusCharakterisierung sind, die Rolle von Viren bei Tumorerkrankungen zu ermitteln, neue und partiell bekannte Viren dort zu identifizieren und zu charakterisieren und deren Wechselwirkung mit Wirtsproteinen und dem Gesamtorganismus zu bestimmen. In dieser Abteilung konnten kürzlich 10 neue Papillomvirustypen, über 80 Circoviren und ein neues Adeno-assoziiertes Virus identifiziert werden. Die Wechselwirkung zwischen kutanen Papillomviren, proinflammatorischen Zytokinen, ultraviolettem Licht und dem zellulären p53 Protein in der Pathogenese von Nicht-Melanom Hautkarzinomen wurde näher analysiert. DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003 373