SOZIALE TECHNIK Nummer 3 – Okober 2011, 21. Jg., Einzelpreis € 6,- / SFr 10,P.b.b. Verlagspostamt 8010; GZ 02Z032468M – Erscheinungsort Graz Eigentümer, Herausgeber, Verleger: IFZ, A-8010 Graz, Schlögelgasse 2 Tel.: +43/316/81 39 09-0, Fax: +43/316/81 02 74 E-Mail: [email protected], http://www.ifz.tugraz.at Redaktion: Peter Wilding Aboverwaltung: Reinhard Wächter ISSN 1022-6893 DVR 0637955 Gefördert durch die Kommunikationsbehörde Austria (KommAustria). Fotos: Johannes Gellner Basisdesign & typographisches Konzept: RoRo + Zec Satz: www.koco.at Druck: Druckerei Bachernegg, Kapfenberg Gedruckt auf Cyclus Print 90g (Recyclingpapier aus 100% Altpapier), Umschlag: Magno matt 115g, chlorfrei gebleicht. Abonnement: SOZIALE TECHNIK erscheint vierteljährlich, ein Jahresabonnement kostet im Inland € 15,(für Studierende € 11,-), im Ausland € 20,- (für Studierende € 15,-). Kostenloses Probeabo und Abobestellungen: Tel.: +43/(0)316/81 39 09 E-Mail: [email protected] www.ifz.tugraz.at/sote Das IFZ ist der Grazer Standort des Instituts für Technik- und Wissenschaftsforschung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. 3/11 Pl Ak as tu tik ell m er ül A l i rti m ke M l: ee r Geschäftsbedingungen: Die Bestellung eines Abonnements unserer Zeitschrift SOZIALE TECHNIK hat schriftlich zu erfolgen. Ein Abonnement gilt jeweils für ein Kalenderjahr (4 Nummern). Es verlängert sich automatisch, sofern nicht spätestens 6 Wochen vor Ende des Jahres eine schriftliche Kündigung erfolgt. Nicht vollständige Jahrgänge werden aliquot verrechnet. Bankverbindung: Bank Austria Creditanstalt (12.000), Kto-Nr. 436184907 Inhalt / Fotos Inhalt Fotos Fotos Johannes Gellner Johannes Gellner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Technologie & Politik Kim Cornelius Detloff / Naturschutzbund Deutschland (NABU) Ein Meer von Müll. Aussichtloser Kampf oder Licht am Horizont? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Umwelt & Energie Birgit Bednar-Friedl, Karl W. Steininger Österreichs CO2-Emissionsverantwortung zunehmend im Ausland verbucht. Eine Analyse der „grauen“ Emissionen im österreichischen Güter-Außenhandel . . . . . . . . 7 Neue Biotechnologien Esther Thole Academic actors. The role-play in interactive research . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Gastredaktion Gottfried Kirchengast, Andreas Gobiet, Karl Steininger, Andrea Steiner Klimawandel messbar machen und unsere Antworten gestalten. Das Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel an der Karl-Franzens-Universität Graz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Neue Biotechnologien Armin Spök Abschätzung von sozioökonomischen Aspekten von GVO. Ein Ausweg aus der politischen Sackgasse? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Frauen & Technik Anina Mischau, Sabine Mehlmann Genderkompetenz für angehende Mathematiklehrkräfte. Konzeption einer Lehrveranstaltung für Lehramtsstudierende des Unterrichtsfachs Mathematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Aus dem IFZ Institute for Advanced Studies on Science, Technology and Society. Neue Fellows 2011/2012 / Yearbook 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Magazin Johannes Gellner, geb. 1966 in Graz, zwei Kinder, Fotograf und Grafiker. Schon seit seiner Kindheit begeistert sich Gellner für Fotografie und die Arbeit im Fotolabor. Geprägt wurde er durch seinen Vater, der passionierter Hobbyfotograf war, durch die jahrelange Mitgliedschaft in der Naturfreunde-Fotogruppe und Einflüsse von Erich Kees, Branko Lenart u. a. Ausstellungen bzw. Ausstellungsbeteiligungen im künstlerischen Bereich: Retzhof Leibnitz, Kunsthaus Mürz, Rathausgalerie, Orpheum, KunstgeschichteInstitut, ÖGB-Haus, Triangl und Kommod Graz. Beruflich hat sich Gellner vor allem auf Theater- und Bandfotografie spezialisiert und über 500 Theaterproduktionen (u. a. für Theater im Bahnhof, Musikhochschule Graz, Vereinigte Bühnen Graz, Schauspielhaus Wien, Steirischer Herbst etc.) mit der Kamera begleitet. Seit 1999 ist er auch als selbstständiger Grafiker und Trainer für Photoshop, Illustrator sowie Indesign tätig. Johannes Gellner lebt und arbeitet in Graz. Green Products . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Neue Bücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Conference “Making (In)Appropriate Bodies – Between Medical Models of Health, Moral Economies and Everyday Practices” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Soziale Technik 3/2011 2 Kontakt: www.gellner.at Technologie & Politik Ein Meer von Müll Aussichtloser Kampf oder Licht am Horizont? Plastikabfall ist eine ernste Gefahr für die Meere. Riesige Müllstrudel treiben durch die Ozeane, Meerestiere verfangen sich in alten Netzen, fressen Plastik, ersticken daran oder verhungern mit vollem Magen. Mikroskopisch kleine Plastikpartikel fluten das endlose marine Nahrungsnetz und längst sind auch Muscheln und Fische belastet. Ertrinkt unser blauer Planet in einem Meer von Müll? Kim Cornelius Detloff ist promovierter Meeresbiologe und Referent für Meeresschutz beim NABU, dem Naturschutzbund Deutschland e.V. Nach dem Studium an der Universität Hamburg wissenschaftlicher Mitarbeiter und Privatdozent am Institut für Marine Biologie in Italien. Von 2006 bis 2008 beim Internationalen Tierschutz-Fonds (IFAW) beschäftigt. Nach einem Jahr als politisch-wissenschaftlicher Berater bei der Bonner Konvention (CMS) arbeitet er heute in der Bundesgeschäftsstelle des NABU in Berlin. E-Mail: [email protected] Abfälle im Meer und ihre ökologischen Auswirkungen auf die sensiblen marinen Lebensgemeinschaften wurden lange Zeit vernachlässigt. Zu groß ist die Zahl der in der Regel menschgemachten Bedrohungen für das Leben im Meer. Lange Zeit standen die Ozeanerwärmung, die Überfischung oder auch Schad- und Nährstoffeinträge mehr im Fokus von Wissenschaft und Politik, als es die Gefahr durch den Mülleintrag war. Seit ein paar Jahren aber scheint sich diese Wahrnehmung zu ändern. Und im Jahr 2010 konstatierten WissenschaftlerInnen im renommierten Magazin Science, dass Plastikabfälle heute vermutlich zu einer der größten Bedrohungen für unsere Meere geworden sind. Nach Schätzungen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) landen weltweit jedes Jahr mehr als 6,4 Millionen Tonnen Abfälle im Meer, bis zu 80 Prozent davon stammen von Land (UNEP 2009). Durchschnittlich 18.000 Plastikteile treiben inzwischen auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche. Und selbst in den entlegensten Meeresregionen finden wir die Überreste unserer Zivilisation. Ganz oben auf der Liste der häufigsten Fundstücke stehen dabei Zigarettenfilter, Plastiktüten und Plastikflaschen. Hydrografische Wirbel in den Ozeanen konzentrieren die Abfälle in riesigen Müllstrudeln. Deren bekanntester Vertreter, der „Global Pacific Garbage Patch“ im Nordpazifik, hat inzwischen die Größe Mitteleuropas erreicht. Dabei ist das, was wir sehen, nur die Spitze des Eisbergs. 70 Prozent der Abfälle sinken je nach Dichte und Gewicht mehr oder weniger schnell ab und sammeln sich am Meeresboden, nur 15 Prozent treiben an der Wasseroberfläche und 15 Prozent werden irgendwann an die Küsten gespült. Die Herkunft des Mülls variiert dabei zwischen den unterschiedlichen Meeresregionen. Während vor Australien oder im Roten Meer bis zu 80 Prozent der Abfälle von Land kommen, sind in der südlichen Nordsee die Seeschifffahrt und die Fischerei Hauptverursacher (UBA 2010). Hinzu kommen eine Vielzahl diffuser Quellen, Müll von Ölplattformen und Aquakulturanlagen oder auch illegale Einleitungen. Tödliche Folgen Die Auswirkungen von Plastik auf die Meeresumwelt sind ebenso vielfältig wie dramatisch. Über 260 marine Arten sind betroffen. Delfine und Fische verfangen sich in alten Netzen und ersticken jämmerlich. Seevögel und Schildkröten verwechseln Plastik mit ihrer natürlichen Nahrung. Sie können Plastik weder verdauen noch vollständig ausscheiden, sie verhungern mit vollem Magen oder sterben an inneren Verletzungen. In einer der weltgrößten Brutkolonien der LaysanAlbatrosse auf den pazifischen MidwayInseln sterben heute zwei von fünf Küken an den Folgen von Plastikabfällen. Kunststoff hat im Meer eine Haltbarkeit von bis zu 450 Jahren, nur langsam wird es durch Sonne, Salzwasser und Reibung zersetzt. Fische und Filtrierer wie Muscheln oder Korallen reichern die mikroskopisch kleinen Plastikpartikel im Verdauungssystem oder Körpergewebe an: Partikel mit der gefährlichen Eigenschaft, im Wasser gelöste Umweltgifte wie DDT oder auch PCBs (Polychlorierte Biphenyle) oberflächlich anzureichern. Noch viel zu wenig wissen wir über die Wege des Mikroplastiks in dem endlos verzweigten marinen Nahrungsnetz. Und nur vermuten lässt sich, ob auch der Fisch auf unserem Teller längst ein Fisch aus Plastik ist. Müll über Bord Die internationale Seeschifffahrt ist trotz eines strengen Regelwerks regional noch immer einer der Haupteintragswege für schädliche Abfälle ins Meer. Zwar verbietet das sogenannte MARPOL-Abkommen der Soziale Technik 3/2011 3 Technologie & Politik Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) den Eintrag von Kunststoffabfällen ins Meer, aber viele andere Stofffraktionen, zum Beispiel Lebensmittelabfälle, Holz, Papier, Glas und Metall können mit Abstand zur Küste ganz legal ins Meer entsorgt werden. Das hat in der Vergangenheit immer wieder zu Missbrauch geführt. Viel zu oft sind Plastikabfälle zusammen mit anderem Müll in den schiffseigenen Schreddern gelandet und illegal im Meer verklappt worden. Damit soll jedoch in der Zukunft Schluss sein. Die IMO überarbeitet aktuell den relevanten Anhang V des MARPOL-Abkommens. So soll bald jeglicher Eintrag von Abfällen mit Ausnahme von Essensresten, nicht-schädlichem Putzwasser und bestimmten Ladungsrückständen verboten sein. Wichtig dabei ist jedoch auch, die entsprechenden Kapazitäten für die Umsetzung und die dringend notwendigen Kontrollen auf See aufzubauen, damit die überfällige und von vielen Umweltverbänden seit langer Zeit geforderte Novellierung des Anhangs V nicht in den Weiten der Ozeane verloren geht. Mit der aktuellen Reform in der IMO muss die Überarbeitung der europäischen Richtlinie über Hafenauffangeinrichtungen für Schiffsabfälle und Ladungsrückstände (2000/59/EG) einher gehen. Die Richtlinie soll sicherstellen, dass ausreichend Kapazitäten zur Müllentsorgung in den Häfen zur Verfügung stehen und die Abgabe und Soziale Technik 3/2011 Entsorgung reibungslos funktioniert. In der Praxis aber haben vage Formulierungen und eine unzureichende Ordnung der Kompetenzen zu einer sehr uneinheitlichen Abfallentsorgung in den europäischen Häfen geführt. Ein Grund dafür ist, dass die Umsetzung in der Hand der Hafenbetreiber liegt, also bei den Kommunen oder auch privaten Hafenbetreibern. Kernpunkte der Kritik sind fehlende Auflagen für die Abfallbewirtschaftungspläne, eine zwischen den Häfen unterschiedliche Gebührenordnung und ein bisweilen kompliziertes Meldeverfahren. Zwar gibt es auch Ausnahmen und positive Ansätze, wie die Häfen von Rotterdam oder MalmöKopenhagen zeigen und das sogenannte „no-special-fee“-System der HelsinkiKonvention, das Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt der Ostsee, welches die Müllgebühren über die regulären Hafengebühren abdeckt. Aber insgesamt ist Europa weit von einem einheitlichen und effektiven Abfallsystem in den Seehäfen entfernt. Dies offenbarte bereits 2005 die Carl-Bro-Studie nach der Analyse von 50 ausgewählten europäischen Seehäfen. Eine noch unveröffentlichte NABU-Studie bestätigt das für Deutschland. Auch Europas Meere sind betroffen Wer denkt, dass Müll im Meer ein weit entferntes Problem ist, der irrt. Auch in Europa, in der Nord- und Ostsee, aber 4 insbesondere im Mittelmeer schreitet die Vermüllung unaufhaltsam voran. Geschätzte 20.000 Tonnen Abfälle landen so jedes Jahr allein in der Nordsee. Und würden Kommunen und Gemeinden nicht Millionen Euro in die regelmäßige Reinigung der Urlaubsstrände stecken, wäre ein Badeurlaub auf Sylt, Amrum oder Fehmarn ein wahrhaft schmutziges Vergnügen. Allein die Kommunen an der ostholsteinischen Ostseeküste Deutschlands wenden jedes Jahr mehr als 1,2 Millionen Euro für die Strandreinigung auf. Das regionale Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt des Nordostatlantiks einschließlich der Nordsee (OSPAR) zählte durchschnittlich 712 Müllteile pro 100 Meter Küstenlinie, gut dreiviertel davon waren aus Plastik (Fleet 2009). Trauriger Spitzenreiter unter den europäischen Meeren ist das Mittelmeer. Erst im Januar schätzten französische WissenschaftlerInnen des renommierten Instituts Ifremer, dass im Mittelmeer mehr als 250 Milliarden Plastikteile allein in den oberen 10-15 Zentimetern der Wassersäule treiben, mit möglicherweise fatalen Folgen für das ökologische Gleichgewicht des „Mare Nostrum“. Hauptverursacher sind vor allem der Tourismus und Freizeitaktivitäten am Meer, aber auch schlecht gereinigte Abwässer, die Schifffahrt und illegale Einleitungen. In der Ostsee gilt Müll nicht als das größte Umweltproblem. Zudem Technologie & Politik scheinen nicht alle Regionen gleichermaßen betroffen zu sein. Dennoch sind die wenigen verlässlichen Daten beunruhigend. Zwischen 6 und 1.200 Müllteile wurden auf 100 Metern Küstenlinie gefunden, 60 Prozent waren dem Tourismus und Freizeitaktivitäten zuzuordnen (UNEP/HELCOM 2007). Ein Funken Hoffnung Im Jahr 2008 hat Europa die EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie verabschiedet, die Umweltsäule der zukünftigen Meerespolitik. Sie verpflichtet die Mitgliedstaaten, Maßnahmen zu ergreifen, damit Abfälle im Meer bis 2020 „keine schädlichen Auswirkungen auf die Küsten- und Meeresumwelt“ haben und Europas Meere einen „guten Umweltzustand“ aufweisen. Priorität hat jetzt erst einmal die Entwicklung eines standardisierten Monitorings und die Definition des 2020-Ziels für den Faktor Müll. Noch bis Mitte 2012 läuft die Anfangsbewertung für die nationalen Gewässer. Aber auch erste Maßnahmen wie ein EU-weites Verbot von Plastiktüten werden offen diskutiert. Bereits seit einiger Zeit befassen sich die Vereinten Nationen mit der Problematik. Im Frühjahr 2011 trafen sich auf ihre Einladung über 400 TeilnehmerInnen zur „5th International Marine Debris Conference“ auf Hawaii. In Vorträgen und Workshops wurden neueste, wissenschaftliche Erkenntnisse und regionale Initiativen diskutiert. Und auch aus der Kunststoffindustrie kam das überfällige Signal, sich der Produzentenverantwortung stärker zu stellen. Mit der „Honolulu-Strategie“ forderten die TeilnehmerInnen der einwöchigen Konferenz eine verstärkte internationale Zusammenarbeit und präsentierten den Entwurf einer globalen Strategie, um die Vermüllung der Ozeane bis 2030 zu stoppen. Der Kampf gegen die Müllkippe Meer erfordert ein breites gesellschaftliches Engagement, von Politik, Wissenschaft und Industrie, aber auch von gesellschaftlichen Verbänden und jedem/jeder Einzelnen. Kampf gegen die „Müllkippe Meer“ Seit Jahren organisieren Umweltverbände Reinigungsaktionen an den Stränden und Küsten der Welt. Die wohl bekannteste Initiative ist der „International Coastal Cleanup Day“ der US-Organisation Ocean Conservancy. Im Jahr 2010 jährte sich dieser zum 25. Mal, mehr als 500.000 Menschen in über 100 Ländern sammelten mehr als 3.300 Tonnen Müll. Der NABU beteiligte sich im Jahr 2010 erstmalig und befreite drei Naturschutzgebiete auf der Ostseeinsel Fehmarn von angeschwemmten Abfällen. Gesammelt wurden 500 Kilogramm Müll, fast die Hälfte davon waren Kunststoffe. Im Sommer 2010 hat der NABU das Projekt „Meere ohne Plastik“ gestartet. Mit Informationsveranstaltungen, Reinigungsund Monitoring-Aktionen kämpft er gegen die Müllflut in den Meeren. Im Zentrum steht die erstmalige Umsetzung einer „Fishing for Litter“-Initiative in Deutschland. Fischer aus den deutschen Ostseehäfen Burgstaaken (Fehmarn) und Heiligenhafen bringen Abfälle, die sich in ihren Netzen verfangen, mit in den Hafen, wo eine umweltgerechte und kostenlose Abfallentsorgung bereit steht. Zudem sollen die „gefischten Abfälle“ wichtige Daten zur Belastung der Ostsee durch den Müll liefern. Eine Studie des NABU, zusammen mit dem Grünen Punkt – Duales System Deutschland, untersucht dabei auch, wie groß der Anteil von Kunststoffabfällen ist und ob diese noch wiederverwertbar sind. Dahinter steht die Frage, ob Müll aus dem Meer zukünftig in den Stoffkreislauf rückgeführt werden kann. Doch auch jede/r Einzelne kann helfen, die Meere vor den gefährlichen Folgen von Plastikabfällen zu bewahren. Denn beim Soziale Technik 3/2011 5 Technologie & Politik Thema Müll im Meer fängt Meeresschutz zu Hause an, beim eigenen Konsum- und Wegwerfverhalten. Das heißt für uns: Werfen Sie Müll nie achtlos weg, sondern stets in den Mülleimer. Jede verwehte Tüte oder jede Plastikflasche kann über Kanalisation und Flüsse auch im Meer landen und Tiere töten. Bevorzugen Sie langlebige Produkte und Mehrwegsysteme wie zum Beispiel Pfandflaschen aus Glas. Trennen Sie Glas, Papier, Kunststoffe und andere Wertstoffe vom Restmüll, und ermöglichen Sie so deren Wiederverwertung. Verzichten Sie auf Plastiktüten und nutzen Sie Stofftaschen oder den Rucksack für die eigenen Einkäufe. Und beteiligen Sie sich an Reinigungsaktionen und unterstützen Sie die Initiativen von Umweltverbänden. Müll als Wertstoff und das Produktdesign der Zukunft Fazit Müll im Meer ist ein globales Problem, die Ursachen, Zusammenhänge und Folgen sind vielfältig, komplex und häufig noch unzureichend untersucht. Es betrifft unseren gesamten Planeten. Meere bedecken über 71 Prozent der Erdoberfläche und stellen über 95 Prozent der belebten Biosphäre. Gleichzeitig spielen auch die Prozesse an Land eine herausragende Bedeutung bei der Eindämmung der Problematik. Aber muss dieser Facettenreichtum nicht auch als eine Chance im Kampf für saubere Ozeane betrachtet werden? Denn wenn es etwas Positives bei Bezahlte Anzeige Längst wissen wir, dass es nahezu unmöglich ist, die Meere von allen Abfällen zu befreien. „Fishing for Litter“ und „Coastal Cleanups“ sind wichtige Initiativen, können regional den Zustand der Meere verbessern und dienen auch der Sensibilisierung der Bevölkerung. Aber das Kernproblem der „Müllkippe Meer“ lösen sie vermutlich nicht. Deshalb muss bei allen Bemühungen und Initiativen die Abfallvermeidung im Mittelpunkt stehen. Hinter dem Wort Abfallvermeidung verbirgt sich dabei mehr als die nicht gekaufte Plastiktüte. Abfallvermeidung beginnt beim Produktdesign, hier werden die wesentlichen Weichen für die Umweltverträglichkeit eines Produktes gestellt. Produkte müssen langlebig, schadstofffrei, reparierbar und gut recycelbar sein. Idealerweise sollten zudem recycelte Materialien als Rohstoff eingesetzt werden. Abfälle sind so Ausgangsstoffe für neue Produkte und zu wertvoll, um im Meer zu enden. Die Etablierung von Recyclingsystemen und Rohstoffkreisläufen kann so einen Beitrag leisten, das Müllproblem der Meere zu reduzieren. Gleichzeitig werden natürliche, auch endliche Ressourcen geschont und gesichert. Der stete Zustrom von Abfällen in die Ozeane kann nur gestoppt werden, wenn alle Marktebenen und Akteure tätig werden. Die Politik muss mit effektiven Abfallvermeidungsstrategien die geeigneten Rahmenbedingungen setzen. Die Wirtschaft muss verstärkt Recyclate einsetzen und umweltfreundliche, innovative Produkte entwickeln. Und schlussendlich müssen die VerbraucherInnen ihre Verantwortung wahrnehmen und Wegwerfprodukte und unnötige Verpackungen meiden sowie ihren Abfall trennen und dem richtigen Entsorgungssystem zuführen. Grundvoraussetzung für dieses Zusammenspiel ist die Erkenntnis der Menschen, dass Müll ein Roh- bzw. Wertstoff ist. Wir werfen zu schnell und zu viel weg, und noch immer sind die Erfassungssysteme für Kunststoffe, Glas, Metalle oder Elektroschrott in vielen Regionen der Welt, und auch in Teilen Europas, zu wenig etabliert und verbesserungsfähig. Und produzieren wir nicht auch viel zu oft direkt für „die Tonne“? Einwegprodukte haben Hochkonjunktur: Einwegrasierer, die mehr verletzen als rasieren, eine Invasion von Einwegverpackungen, wobei jedes Bonbon oder jeder Apfel noch einmal extra eingewickelt oder eingeschweißt ist, der inflationäre Umgang mit Plastiktüten. Hier gilt es anzusetzen, um die notwendigen nachhaltigen Veränderungen herbeizuführen. Soziale Technik 3/2011 6 diesem Thema gibt, dann doch die Tatsache, dass es unendlich viele Hebel und Ebenen gibt, um aktiv zu werden. Die Politik muss den Rahmen setzen, Umwelt- und Abfallwirtschaftsgesetze müssen angepasst und verbessert werden. Behörden müssen für eine effektive Überwachung sorgen und Missbrauch und illegale Entsorgung effektiv verhindern. Die Industrie muss Ressourcen schonen, auf Mehrwegsysteme setzen und innovative, langlebige Produkten anbieten. Das Recycling muss ausgeweitet, Erfassungssysteme verbessert und Verwertungsquoten gesteigert werden. Und letztendlich kann jede/r Einzelne seinen/ihren Beitrag leisten, über seine/ihre eigene Konsumentenverantwortung und gesellschaftliches Engagement. Noch ist es vielleicht nicht zu spät. Nutzen wir die uns verbleibende Zeit, um die Meere auch für spätere Generationen zu bewahren. Literatur • Bro, C. (2005): A Study on the Availability and Use of Port Reception Facilities for ShipGenerated Waste. Executive Summary. http://www.seas-at-risk.org/1mages/Carl%20 Bro%20study.pdf. • Fleet, D., J. van Franeker, J. Dagevos, M. Hougee (2009): Marine Litter. Thematic Report No. 3.8. In: H. Marencic, J. de Vlase (eds.) (2009): Quality Status Report 2009. WaddenSea Ecosystem No. 25. Common Wadden Sea Secretariat, Trilateral Monitoring and Assessment Group, Wilhelmshaven, Germany. • Law, K. L., S. M. Fergusen, N.A. Maximenko, G. Proskurowski, E. E. Peacock, J. Haffner, Ch. M. Reddy (2010): Plastic Accumulation in the North Atlantic Subtropical Gyre. In: Science 3, Vol. 329, No. 5996, pp. 1185-1188. • Umweltbundesamt (2010): Abfälle im Meer – Ein gravierendes ökologisches, ökonomisches und ästhetisches Problem. 16 S. • UNEP/HELCOM (2007): Marine litter in the Baltic Sea region. Assessment of the marine litter problem in the Baltic region and priority for response. Helsinki Commission. 21 pp. • UNEP (2009): Marine Litter: A Global Challenge. Nairobi: UNEP. 232 pp. ■ Umwelt & Energie Österreichs CO2-Emissionsverantwortung zunehmend im Ausland verbucht1 Eine Analyse der „grauen“ Emissionen im österreichischen Güter-Außenhandel Österreich bezieht seine CO2-intensiven Güter zunehmend als Importgüter aus dem Ausland – und ist damit durch seinen Konsum netto bereits für 34 Mio. t CO2-Emissionen jährlich mehr verantwortlich, als in den UNOEmissions-Statistiken (mit knapp 80 Mio. t) für Österreich ausgewiesen ist. Birgit Bednar-Friedl ist Assistenz-Professorin am Institut für Volkswirtschaftslehre der Karl-Franzens-Universität Graz und Vize-Leiterin der Forschungsgruppe Ökonomik des Klima- und Umweltwandels am Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel. Sie analysierte unterschiedliche Optionen für die globale Klimapolitik im Projekt „Carbon Content of Austrian Trade Flows“. E-Mail: [email protected] Im Auftrag des Kompetenzzentrums „Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft (FIW)“ erarbeitete das Wegener Zentrums für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz eine Studie zum Kohlendioxidgehalt des österreichischen Außenhandels. In dieser wurden die tatsächliche CO2-Emissionsverantwortlichkeit Österreichs sowie die Effektivität angedachter klimapolitischer Zielvorgaben für den Zeithorizont 2020 untersucht. Österreichs Treibhausgasverantwortlichkeit höher als bisher gedacht Die politischen Anstrengungen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen beziehen sich im Rahmen der UN-Klimarahmenkonvention immer auf die Treibhausgasemis- sionen, die durch die wirtschaftlichen Aktivitäten innerhalb der Grenzen eines Landes entstehen. Zunehmend wird jedoch eine alternative Bilanzierung diskutiert, die die Emissionen – egal an welchem Ort sie anfallen – immer dem Land zurechnet, in dem die Güter konsumiert werden. Praktisch heißt dies, dass für Österreich einerseits jene Emissionen relevant sind, die innerhalb Österreichs durch die Produktion von letztlich auch heimisch konsumierten Gütern entstehen, und andererseits die in den Importen nach Österreich enthaltenen impliziten („grauen“) Emissionen, die am jeweiligen Produktionsort des Gutes (außerhalb der österreichischen Grenzen) in die Atmosphäre abgegeben wurden. Nicht relevant sind in dieser Bilanzierung hingegen die Emissionen innerhalb Österreichs, die ausschließlich durch die Produktion von österreichischen Exportgütern entstehen. Das Wegener Zentrum führte erstmalig für Österreich eine multidirektionale Multiregionale Input-Output-Analyse mit allen Handelspartnern und unter Berücksichtigung der CO2-Emissionen durch. Die Ermittlung der tatsächlichen Emissionsverantwortlichkeit Österreichs zeigt, dass im Jahr 2004 die CO2-Emissionen auf Karl W. Steininger ist Ao.Univ.-Professor am Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Graz, Leiter der Forschungsgruppe Ökonomik des Klima- und Umweltwandels am Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel und Sprecher des interuniversitären Forschungsschwerpunktes „Umwelt und Globaler Wandel“ der Karl-Franzens-Universität Graz. Er leitete das Projekt „Carbon Content of Austrian Trade Flows“. E-Mail: [email protected] Soziale Technik 3/2011 7 Umwelt & Energie Österreich bezieht seine CO2-intensiven Produkte somit zunehmend als Importgüter aus dem Ausland In der vorliegenden Studie für Österreich wird eine relative Entkopplung zwischen dem heimischen Konsum und heimischen CO2-Emissionen nachgewiesen. Gleichzeitig macht jedoch der Kohlendioxidgehalt der Importe, die notwendig sind, um die Konsumentenbedürfnisse in Österreich zu befriedigen, einen immer größeren Anteil der Gesamtemissionswirkung aus: Importe beinhalteten im Jahr 1997 indirekt 47 MtCO2, bzw. 67 Mt-CO2 im Jahr 2004. Das heißt, dass für jeden Anstieg der österreichischen Endnachfrage um eine Einheit bereits zwei Drittel der daraus resultierenden CO2-Emissionswirkung im Ausland anfallen. Die Effektivität von Post-Kioto-Klimapolitik: je mehr Länder beteiligt, desto effektiver Österreich steht jedoch mit dieser Entwicklung nicht alleine da – in fast allen Industriestaaten ist ein ähnliches Bild erkennbar. Einer der Gründe dafür liegt in der Verstärkung klimapolitischer Verpflichtungen einiger Industrieländer und fehlende Verpflichtungen für Entwicklungs- und Schwellenländer. Dies kann dazu führen, dass zwar die Emissionen innerhalb der Landesgrenzen der regulierten Länder sinken, jedoch die CO2-intensive Produktion in anderen, nicht-regulierten Ländern zunimmt und Österreich bzw. die EU diese Güter dann importiert. Das Team des Wegener Zentrums untersuchte in diesem Kontext die Auswirkungen von unterschiedlichen Optionen einer PostKioto-Klimapolitik für Österreich als Teil der EU. Handelt die EU im Rahmen ihrer 20-20Ziele des Klima- und Energiepaktes alleine, Soziale Technik 3/2011 so geht knapp mehr als die Hälfte der innerhalb der EU eingesparten CO2-Emissionen durch einen Anstieg der Emissionen in anderen Weltregionen wieder verloren – und zwar ausgelöst durch dann CO2-intensivere Importströme aus diesen Regionen in die EU. Diese Rate der Politik-Leakage (also der Netto-Ineffektivität der Politik) wird bei einer breiteren Länder-Beteiligung an der Emissionsreduktion deutlich kleiner. Sie beträgt dann jedoch weiterhin 21 bis 28%, solange sich Länder wie China oder andere Entwicklungsländer zu keinen Emissionsreduktionen verpflichten. Zur Einhaltung des vom Weltklimarat propagierten 2°C-Ziels, welches unser Klimasystem vor den schwerwiegendsten negativen Effekten – ausgelöst durch irreversible Kippeffekte – bewahren soll, ist daher jedenfalls eine Beteiligung sowohl aller Industrie- als auch der Entwicklungs- und Schwellenländer essenziell. Verfolgt nur die EU ihre ambitionierten Ziele, so rückt die Erreichung des 2°C-Ziels in weite Ferne. Die Modellergebnisse legen sogar nahe, dass selbst bei Verwirklichung aller Reduktionsziele, welche weltweit gemäß Kopenhagen Akkord gemeldet wurden, die weltweiten CO2-Emissionen nicht einmal unter das Niveau von 2004 reduziert werden können. Literatur • Bednar-Friedl, B., P. Jaramillo Munoz, T. Schinko, K. Steininger (2010): The Carbon Content of Austrian Trade Flows in the European and International Trade Context, FIW Research Reports Series I, II-05, Trade, Energy & Environment, Research Centre International Economics (FIW), Vienna, March 2010. http://www.fiw.ac.at/fileadmin/Documents/ Publikationen/Studien_II/SI05.Research_ Report.Carbon_Content_2.pdf • Munoz, P, K. W. Steininger (2010): Austria’s CO2-responsibility and the carbon content of its international trade. In: Ecological Economics 69/2010. http://dx.doi.org/10.1016/ j.ecolecon.2010.05.017. Anmerkungen 1 Dieser Beitrag fasst die Ergebnisse der am Wegener Zentrum der Universität Graz erarbeiteten Studie „The Carbon Content of Austrian Trade Flows in the European and International Trade Context“ zusammen, welche vom Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (BMWFJ) im Rahmen des Forschungsscherpunkts Internationale Wirtschaft (FIW) aus Mitteln der Internationalisierungsoffensive der Bundesregierung in Auftrag gegeben wurde. ■ 8 Bezahlte Anzeige Basis des Konsums um 44% höher waren als die standardmäßig im Rahmen der UNFCCC berichteten österreichischen Emissionen. Während letztere 79 Millionen Tonnen CO2 (Mt-CO2) betrugen, war der Konsum Österreichs in Wirklichkeit für 114 Mt-CO2 verantwortlich. Dies bedeutet, dass die Importe Österreichs wesentlich CO2-intensiver sind als seine Exporte. Dieses Verhältnis ist ebenso wie die absoluten Emissionszahlen über die Zeit angestiegen: im Jahr 1997 war der Indikator auf Basis des Konsums nur um 36% höher, anstelle der Bilanzierung nach dem Produktions-Prinzip bei 67 Mt-CO2 betrugen die Emissionen nach dem Konsum-Prinzip 91 Mt-CO2. Neue Biotechnologien Academic actors The role-play in interactive research* The views about the function of social research in genomics vary widely. Some feel that it should socially embed the opportunities offered by genomics. On the other hand, others expect the research to cause a debate on social issues. Bernhard Wieser and Maud Radstake examined how social scientists see their own role. They perceived a wide range of role perceptions and most researchers appear to play multiple roles. Esther Thole was a PR Officer at University of Groningen / Faculty of Mathematics and Natural Sciences and a Company Writer at Pharming Group NV. Scince 2002 she works as a science writer. E-Mail: [email protected] Although a little over ten years ago the concept of genomics itself was hardly known outside the molecular biologists’ circle, these days it has become routine for a whole contingent of researchers from various backgrounds. In various countries, investment in research into the ‘social’ implications of this new technology followed in the slipstream of large-scale public investment in genomics. This social research around the life sciences has become known under the name ELSA (Ethical, Legal and Societal Aspects) and covers a wide range of disciplines in the humanities and social sciences. “In many countries, ELSA genomics was initiated top-down, certainly also in response to the social debate about biotechnology in the late nineties. Such a controversy had to be avoided in regard to genomics,” said Bernhard Wieser, senior researcher at the Inter-University Research Centre for Technology, Work and Culture (IFZ), Graz, Austria. Time for reflection “The start of the second term of the Austrian genomics programme seemed a suitable time to me for a moment of reflection and to highlight the role of the ELSA researchers and their relation to genomics researchers.” Wieser formulated these aspects in the two-year project Doing ELSA: an empirical study of ELSA in practice, which started in August 2009. “My plan was to compare the roles of researchers in various national ELSA programmes.” Besides Austria, Denmark and the United Kingdom, the Netherlands was one of his case studies, so he contacted us, says Maud Radstake, Research & Dialogue Manager at CSG (Centre for Society and Genomics). “I was doing research on whether and how CSG re- searchers design their projects interactively with scientists and actors in society. Bernhard’s project fitted in well with this and I was immediately excited about his research question and his exploratory approach.” Analyse or organise? Wieser: “The interaction in interactive research is strategic in nature. Scientists are aware of what they communicate and how they do it; they do not tell everything. The context in which research takes place is important for the content and performance of that research.” In his analysis of the interviews, he arrives at four main storylines, which he characterises as four roles or positions: collaborator, facilitator, scholar and advocate. In brief, the collaborator acts as a partner in genomics research or in its translation into practical applications, the facilitator creates a social space for interaction between scientists and others, the scholar takes distance to analyse it academically, and the advocate emphatically takes a position and tries to attain that. Radstake: “Bernhard’s presentation of his preliminary results at the CSG researchers days in September 2010 evoked many positive responses. It made people think about their own role.” Dutch dialogue Bernhard Wieser started the project with a reflection on his own work as an ELSA genomics researcher. “I wondered: Who am I? And who decides that? What you are and do as a researcher, you do not decide yourself. You also have, for instance, an institutional identity.” He started with interviewing investigators he already knew and who he could talk informally with. He emphasises that he was not looking for specific roles. “No, the experiences of the people I interview form the basis of my analysis. During the project I continuously adjusted my ideas on various roles and positions. When I went to the Netherlands, I distinguished two roles, the collaborator and the scholar. In the Netherlands, dialogue proved to be important for many researchers, which I translated into the role of facilitator. But it appeared not to be a specifically Dutch role: I then found facilitators everywhere.” The role of advocate Soziale Technik 3/2011 9 Neue Biotechnologien appeared to apply most to researchers who actively try to bring about a social change. He deliberately did not choose the label of activist. “It is a widespread prejudice that social scientists are activists and therefore against something. An advocate, on the other hand, is someone who is in favour of something, and tries to contribute to a change in a positive way.” He laughs: “I had to reformulate many things during the interviews.” What is relevant? Radstake often sees how difficult it is for researchers to manoeuvre between the proximity to the life sciences that characterises CSG research and the distance required by critical research. “How does one conduct social research of high academic quality that is also relevant and useful?” These tensions exist everywhere, but are expressed in different ways in different countries, says Wieser. “The autonomy of ELSA researchers varies per country, as does the expected output and the criteria used to assess whether research is relevant. In the UK academic output is extremely important and considered ‘relevant’ this means: relevant to policymakers. In the Netherlands the focus is more on relevance to science and the life sciences in particular.” They both think that understanding their own position and the circumstances that (partly) determine certain positions can help researchers deal with such tensions. Wieser: “The description of the roles provides a common typology with which we can make tensions explicit.” It may even strengthen your research, thinks Radstake. “A common language is a prerequisite to be able to compare experiences and learn from each other. If you know where the sensitivities lie, you can respond to them in your work and add value.” The intention is not to use the roles to simply categorise social scientists and that would not work with this group. Imagine! Wieser, laughing: “Social scientists are particularly good at studying and characterising others, but of course those labels do not apply to us.” Tamed advocate And what is his own role? “When I started in the ELSA genomics field, I was mostly a collaborator. I was working with medical geneticists and I really wanted to collaborate. In addition, I was a little bit of an advocate, I had an agenda and I wanted to convince them of the need for reflection. Soziale Technik 3/2011 But these roles gave me no satisfaction, it felt like I was reaching out to them and they did not respond. Partly because of that experience I moved more towards the role of the scholar and now my first target group consists of my peers.” He points out that for many academics the role of advocate is difficult. Academics are expected to refrain from normative judgments. “At best you can be a tamed advocate.” Radstake does not entirely agree. “How the advocate is perceived strongly depends on the field,” she says. “When it comes to issues in the medical field, for example in public health or community genetics, it is no problem to be an advocate. But in plant genomics this is often different. There, advocates are quickly perceived as opponents of genomics research, for instance where intellectual property and developing countries are concerned. That can be difficult.” Learning lessons In June 2011 they jointly organised an international symposium in Graz. The symposium was entitled “Engaging with genomics: Comparing modes of social and philosophical research in the life sciences” and dozens of ELSA genomics researchers from different countries scrutinised their own positions and roles and those of the field. Why this symposium? Wieser: “We can think up and imagine anything, but what we do is intended as a framework for a further exchange of ideas and experiences. But it goes further than this. We want to raise the debate to the level of science policy. How can we organise such research in the future?” It is time to start thinking about this since the ELSA genomics programmes will expire everywhere in a few years. Therefore it is more than just self reflection, says Radstake. “Thinking and talking about yourself is always fun, but it should not stop at navelgazing. However, to come up with a sensible message, we must reflect on ourselves. Before rushing into the uncertain future, we should reflect on what we are doing now and what we can learn from that.” Two portraits Koen Dortmans is a PhD student and conducts the CSG project “DNA in dialogue” at Radboud University Nijmegen. “My role shifts between that of a collaborator and that of a facilitator, but if I had to choose, it would clearly be the facilitator because in the other role I would not be able to do what I do now. The aim of my 10 research is to involve scientists in the dialogue with the public and not just to study how they do this, but also to intervene where necessary to keep the dialogue open. Intervention is also the difficult part of my role. My credibility for both scientists and the public is important because I also actively raise issues to open the conversation. My own normative perspective plays a role. Being neutral is impossible. This creates a tension, because I request openness from the participating scientists, but my interventions can create the impression of bias. As a scholar, you run the risk that the knowledge gained remains within the academic environment. As a facilitator you are more effective in using the knowledge and insights. The elements of the collaborator are present in ‘empowering’ scientists. I try to show them that a public dialogue does not always put the brakes on your research, but can indeed contribute to a socially robust ‘knowledge development.‘” Ingrid Metzler is a political scientist and researcher at the University of Vienna. Her PhD research focuses on the embryo politics in Italy and specifically on the interface between the life sciences and the “traditional” political field. “In general I see myself as a scholar and in that role I feel most comfortable. It gives me the freedom to study what I want and I can establish links with existing concepts and theories. What I notice in the interaction with scientists in labs and clinics is that it is sometimes difficult to explain what I do. They are open to being studied because they recognise the importance of social implications for their work, but they do not always understand why you want to study the technology development process. As an ELSA researcher you do not always control your role. There is always something new involved and it is such a dynamic field, where, on top of this, controversial technologies are often concerned, so I constantly wonder what it is I really do. Am I a facilitator now? But do I really want to be? And if not, why not? As ELSA researchers we need to consider the implications of our work for the life sciences and not just focus on the implications of the life sciences themselves.” * This article is an English translation and updated version of an article in Dutch, ‘Academische acteurs’, published in LEV, the magazine of the Centre for Society and Genomics, The Netherlands, No. 5, May 2011, pp.43-46. ■ Gastredaktion Klimawandel messbar machen und unsere Antworten gestalten Das Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel an der Karl-Franzens-Universität Graz Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel Karl-Franzens-Universität Graz Leechgasse 25, A-8010 Graz Tel: +43-(0)316-380 8430 Fax: +43-(0)316-380 9830 E-mail: [email protected] Web: http://www.wegcenter.at/ Gottfried Kirchengast ist Professor für Geophysik und Leiter des Wegener Zentrums für Klima und Globalen Wandel der KarlFranzens-Universität Graz sowie von dessen Forschungsgruppe Atmosphärenfernerkundung und Klimasystem. E-Mail: [email protected] Karl Steininger ist Professor für Volkswirtschaft und stellvertretender Leiter des Wegener Zentrums sowie Leiter der Forschungsgruppe Ökonomik des Klima- und Umweltwandels. Das Wegener Zentrum (WegCenter) dient der wissenschaftlichen Erforschung des Klimawandels und der Rolle von uns Menschen darin durch Interdisziplinarität und vertiefte Zusammenarbeit. Es verbessert die Forschungsmöglichkeiten für den wissenschaftlichen Nachwuchs und stellt die Ergebnisse zum Nutzen für EntscheidungsträgerInnen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und die breite Öffentlichkeit dar. Das Wegener Zentrum ist ein fächerübergreifendes, international orientiertes Forschungszentrum der Karl-Franzens-Universität Graz. Rund 35 ForscherInnen aus Bereichen wie Geo- und Klimaphysik, Meteorologie und Volkswirtschaft arbeiten in drei Forschungsgruppen zusammen. Auch sind ForscherInnen und PartnerInnen aus Bereichen wie Geographie, Hydrologie, Systemwissenschaften, Philosophie, Landwirtschaft, Biologie, Psychologie und Soziologie in zahlreiche Forschungsprojekte eingebunden. Das Zentrum besteht seit 2005. Fragestellungen fokussieren auf den Klimaund Umweltwandel und die Rolle von uns Menschen: ■ Was passiert in/mit unserer Atmosphäre? ■ Wie wirkt der weltweite Klimawandel in unserem Lebensraum? ■ Welchen Einfluss haben Energieverbrauch und Verkehr? ■ Warum sind regulierende Maßnahmen wichtig? ■ Wo sind wirtschaftliche Folgen des Klimawandels spürbar? ■ Welche Möglichkeiten bestehen für politische EntscheidungsträgerInnen? E-Mail: [email protected] Andreas Gobiet ist Leiter der Forschungsgruppe Regionale und Lokale Klimamodellierung und -analyse und verantwortlich für den Bereich wissenschaftliche Kommunikation am Wegener Zentrum. E-mail: [email protected] Andrea Steiner ist Vize-Leiterin der Forschungsgruppe Atmosphärenfernerkundung und Klimasystem und verantwortlich für Qualitätsmanagement und IT am Wegener Zentrum. E-mail: [email protected] Soziale Technik 3/2011 11 Gastredaktion Forschungsgruppe Atmosphärenfernerkundung und Klimasystem (ARSCliSys) Die Forschungsgruppe ARSCliSys (Atmospheric Remote Sensing and Climate System), geleitet von Gottfried Kirchengast, erforscht moderne satellitengestützte Methoden zur Fernerkundung der Atmosphäre und des Klimasystems sowie mit dem WegenerNet neue bodengebundene Methoden mit sehr hoher Auflösung. Wie stark ist die globale Erwärmung heute schon und wie entwickelt sie sich in Zukunft? Wie betrifft sie die Alpenregion, Österreich, die Steiermark? Eine besonders geeignete Methode für den weltweiten Blick zur Antwort auf solche Fragen ist die Okkultationstechnik mittels Signalen von Navigationssatelliten (GPS, Galileo) oder Low Earth Orbit (LEO)-Satelliten. Im konkreten Lebensraum Alpenregion ist das WegenerNet ein Pionierexperiment der Gruppe. ■ GPS Radio-Okkultation: Ein neuer Standard für die globale Klimaforschung Radio-Okkultation nutzt Radiosignale von GPS (Global Positioning System)-Satelliten zur Untersuchung der Erdatmosphäre. Diese Signale werden von einem GPSEmpfänger auf einem Satelliten in niedri- ger Erdumlaufbahn empfangen, nachdem sie die Erdatmosphäre durchquert haben und dabei verdeckt („okkultiert“) wurden. In Okkultationsgeometrie (Abb. 1) durchqueren die Radiosignale aus Sicht des Empfängers immer dichtere Atmosphärenschichten und werden dabei entsprechend den Brechungseigenschaften der Atmosphäre gebrochen und verlangsamt. Von der Signalausbreitung kann man auf wichtige Klimagrößen wie Temperatur, Luftdichte und Luftdruck rückschließen. Von Vorteil für Klimaanwendungen sind die Langzeit-Stabilität und die hohe Qualität der Daten in der Region der oberen Troposphäre und der unteren Stratosphäre (ca. 5 km bis 35 km Höhe), welche besonders sensibel auf Klimaänderungen reagiert. Das ARSCliSys-Forschungsteam arbeitet an Langzeitaufzeichnungen dieser wichtigen Klimavariablen (www.wegcenter.at/globclim) und nutzt die Daten zur Erforschung von Klimatrends und Klimavariabilität sowie zur Evaluierung von Klimamodellen. Das Hauptinteresse richtet sich dabei auf den globalen Klimawandel und seine regional variierenden Charakteristika. ■ Benchmark der Klimazukunft: Mikrowellen und Infrarotlaser-Okkultation Die Infrarotlaser-Okkultation (LIO) und die Abb.1: Messprinzip Radio-Okkultation (Wellenlänge ˜ 20 cm) (Höhe ˜ 20.000 km) Mikrowellen-Okkultation (LMO) sind neue Messmethoden, die das Prinzip Okkultation nutzen. Die Kombination von LMO und LIO macht die Methode einzigartig nutzbar für unabhängige Messungen des globalen Klimazustands. Die ARSCliSysGruppe ist bei der Entwicklung der LMIOMethode international federführend. Die LMIO-Signale durchqueren die Atmosphäre gleichzeitig und werden dabei v. a. durch Brechung und Absorption beeinflusst. Daraus lassen sich Schlüsselvariablen des Klimawandels mit hoher Genauigkeit ableiten: Temperatur, Feuchte, Windstärke, Treibhausgaskonzentrationen (wie CO2, CH4, H2O) sowie weitere wichtige Variablen. Diese globale Klimabeobachtung und die gute vertikale Auflösung machen das LMIO-Verfahren besonders gut für die Klimaforschung geeignet. ■ WegenerNet: Neues Netz für die regionale und lokale Klima- und Wetterforschung Die Region Feldbach (Steiermark/Österreich) wurde vom Wegener Zentrum und der Forschungsgruppe ARSCliSys als Schwerpunktgebiet für ein Pionierexperiment der österreichischen und internationalen Klimaforschung ausgewählt – für das WegenerNet Klimastationsnetz Region Feldbach. Über 150 Klimastationen in insgesamt 27 Gemeinden bilden das WegenerNet und vermessen in einem engmaschigen Netz – eine Station ca. pro 2 Quadratkilometer – die kleinregionale Wetter- und Klimaentwicklung (Temperatur, Niederschlag, Wind etc.) mit neuartiger Genauigkeit. Seit 1. Jänner 2007 laufen die Messungen flächendeckend im 5-Minutentakt. 2007 bis 2009 waren die Jahre des Pilotund Demonstrationsbetriebs; seit 2010 ist das Netz in operationellem Betrieb. Viele Projekte zur Erforschung des Klima- und Umweltwandels und seiner Auswirkungen, aber auch die ganz normale Wetterbeobachtung, profitieren davon (mehr Informationen auf www.wegcenter.at/wegenernet). Forschungsgruppe Regionale und Lokale Klimamodellierung und -analyse (ReLoClim) Nicht nur aus wissenschaftlicher Neugierde, sondern auch wegen der gesellschaftlich wichtigen Auswirkungen des globalen Klimawandels auf regionaler Ebene befasst sich die Arbeitsgruppe für Regionale und Lokale Klimamodellierung und -analyse (ReLoClim) mit den folgenden drei Forschungsthemen: auf Satelliten in niederem Orbit (400 – 800 km) Soziale Technik 3/2011 12 Gastredaktion – Regionale Klimaprozesse und ihre Simulation; – Regionaler Klimawandel; – Anwendung von Klimaszenarien in der Klimafolgenforschung. Die Untersuchungsregionen liegen zumeist im europäischen Alpenraum, oft aber auch in anderen Regionen der Erde wie etwa in Südosteuropa oder der Himalaya-Region. ■ Regionale Klimaprozesse und ihre Simulation. Dieses Forschungsthema umfasst drei Teilbereiche. (1) Verbesserung der Klimamodellierung mit sehr hoher räumlicher Auflösung (dynamische und empirischstatistische Methoden). (2) Gekoppelte Modellierung verschiedener Komponenten des regionalen Erdsystems. Beispiele sind die Kopplung von Klimamodellen mit hydrologischen Schnee- oder Gletschermodellen. (3) Untersuchung kleinskaliger Extremereignisse (zum Beispiel Starkniederschläge) und Analyse regionaler Rückkopplungsprozesse. ■ Regionaler Klimawandel Das zweite Forschungsthema umfasst folgende zwei Gebiete: (1) Simulation des Klimas im Alpenraum bis zum Jahr 2100 in sehr hoher räumlicher Auflösung. (2) Analyse der Verlässlichkeit von Klimawandelszenarien und deren regionaler Auswirkungen. Ergebnisse dieser Forschungen zeigen, dass wir bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts im Alpenraum mit einer Temperaturzunahme von etwa 1/4 Grad Celsius pro Jahrzehnt rechnen müssen. Auch Änderungen des Niederschlags sind möglich, können aber bislang nicht verlässlich vorhergesagt werden. ■ Anwendung von Klimaszenarien in der Klimafolgenforschung Das dritte Thema stellt die Brücke zwischen Klimasimulationen und der Erforschung der Auswirkungen des Klimawandels dar. Von besonderer Bedeutung sind folgende drei Themengebiete: (1) Anwendung und Verbesserung von Methoden zur Datenanalyse und -darstellung. (2) Empirisch-statistische Verfeinerung und Fehlerkorrektur von Klimamodellen. (3) Bereitstellung von, speziell auf die Bedürfnisse der Anwender zugeschnittenen, regionalen und lokalen Klimaszenarien für die Klimafolgenforschung und für EntscheidungsträgerInnen (Abb 2). Die schematische Darstellung der Datenaufbereitung für die Klimafolgenforschung Abb. 2: Schematische Darstellung der Datenaufbereitung für die Klimafolgenforschung zeigt Klimasimulationen (meist mehrere Szenarien), die mittels Beobachtungsdaten räumlich verfeinert und fehlerkorrigiert werden. Diese Daten fließen in Modelle ein, welche die Folgen vom Klimawandel beschreiben, wie zum Beispiel Landwirtschafts- oder Hydrologiemodelle, und dienen somit als politische oder wirtschaftliche Entscheidungsgrundlage. Forschungsgruppe Ökonomik des Klima- und Umweltwandels (EconClim) Die Forschungsgruppe EconClim fokussiert auf die sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Aspekte des Klima- und Umweltwandels, insbesondere auf die Frage, wie der in- dividuelle Mensch und die Gesellschaft zum globalen Klima- und Umweltwandel beitragen, wie sie aber auch von diesem selbst betroffen sind und wie sie den globalen Klimaund Umweltwandel mindern bzw. sich ihm anpassen können. Zwei Forschungsthemen werden dabei behandelt, wobei innerhalb jedes Forschungsthemas das vollständige Spektrum von Grundlagenforschung über grundlagenorientierte Anwendungsforschung bis hin zu angewandter (politikberatender) Forschung abgedeckt wird: – Ökonomik des globalen Wandels: Klimapolitik; – Ökonomische Folgen des Klimawandels und Anpassung. Abb. 3: Treibhausgas-Emissionen der Steiermark 2030 (kt Co2e), Klimaschutzplan Steiermark Wegener Zentrum et al. 2010: http://www.technik.steiermark.at/cms/ziel/67473811/DE/ Soziale Technik 3/2011 13 Gastredaktion ■ Ökonomik des globalen Wandels: Klimapolitik Kernstück der Klimapolitik zur Vermeidung des Klimawandels ist die Restrukturierung des Energiesystems (Reduktion des Energieverbrauchs und Verlagerung auf erneuerbare Energieträger). Schwerpunkte dieses Forschungsthemas: • Analyse von Emissionseinsparungspotenzialen auf nationaler und regionaler Ebene, insbesondere in den Sektoren Verkehr und Gebäude; • Globale Klimapolitik, internationaler Handel und Carbon Leakage (Produktionsverlagerung ins Ausland aufgrund steigender Kosten durch den Emissionhandel); • Klimafreundliches NutzerInnenverhalten bei Alltagsmobilität und Energieverbrauch von Haushalten; • Bewertung der Potenziale erneuerbarer Energien in Österreich; • Entwicklung makroökonomischer Modelle zur Politikanalyse. Projektbeispiel: Klimaschutzplan Steiermark Im Projekt „Klimaschutzplan Steiermark“ wurden gemeinsam mit den Forschungspartnern TU Graz und Joanneum Research folgende Forschungsfragen behandelt: • Welchen Beitrag soll und kann ein Bundesland zur Reduktion der Treibhausgasemissionen und zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energieträger – wie im Energie- und Klimapaket der EU für 2020 formuliert – leisten? • Welche konkreten Maßnahmen müssen ergriffen werden ? • Mit welchen Kosten, Wertschöpfungsund Beschäftigungswirkungen ist dies verbunden? Ein zentrales Ergebnis (siehe Abb. 3, S.13): Die strikteren EU-Ziele (minus 30% Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2020) sind auf regionaler Ebene durchaus akkordierbar und erreichbar. Die Hauptaktionsfelder sind Gebäude und Verkehr. Gegenüber 2005 sind über die Hälfte der Treibhausgasemissionen im Bereich Kleinverbrauch (Raumwärme) bis 2020 durch Maßnahmen in der Sanierung, durch Heizungstausch, Solarthermie und im Neubau reduzierbar, bis 2030 sogar 70%. Im Bereich Verkehr wurde bis 2030 ein Emissionseinsparungspotenzial von rund 40% identifiziert (gegenüber dem Referenzwert). Soziale Technik 3/2011 ■ Ökonomische Folgen des Klimawandels und Anpassung Die Kernthemen innerhalb dieses Forschungsthemas sind die Analyse sektoraler Nachfragereaktionen auf Wetter- und Klimavariabilität sowie die makroökonomische Bewertung von Klimawandelfolgen und Anpassungsoptionen, um die Konsequenzen des Klimawandels abzufedern. Der Forschungsfokus liegt derzeit auf den Bereichen Landwirtschaft, Tourismus, Energie und Verkehrsinfrastruktur. Schwerpunkte dieses Forschungsthemas: • Analyse der Wetter- und Klimasensitivität der untersuchten Sektoren; • Abschätzung von betrieblichen und volkswirtschaftlichen Wetter- und Klimarisiken und entsprechender Anpassungsoptionen; • Makroökonomische Modellierung zur Evaluierung von Klimawandelfolgen und -anpassung; • Beitrag zur Entwicklung von gekoppelter Modellierung: Klimaänderung (Temperatur, Niederschlag, ...) ➞ Auswirkungen auf Umweltmedien (z. B. Ertragsänderung) ➞ Auswirkungen auf spezifischen Anpassungssektor (Profitabilität etc.) ➞ gesamtwirtschaftliche Effekte (Nachfrage- und Preiseffekte). Projektbeispiel: Die Klimawandelwirkung auf Heizen und Kühlen Ein Anwendungsbeispiel für die interdisziplinäre Erforschung der Klimawandelfolgen im Bereich Energie stellt das Projekt Heat.AT dar (Toeglhofer et al. 2009: www.wegcenter.at ➞ Forschung ➞ EconClim ➞ Projekte ➞ Heat.At). In diesem Projekt wurden die Auswirkungen des Klimawandels auf den Heizwärme- und Kühlbedarf des österreichischen Gebäudebestandes untersucht. Die Ergebnisse zeigen eine deutliche klimabedingte Verschiebung vom Heizwärme- zum Kühlbedarf (Abb. 4). Der Gesamteffekt hängt aber neben der Stärke des Klimawandelsignals vom lokalen Klima und vor allem von der energetischen Qualität des zukünftigen Gebäudebestandes ab. Während bei Altbauten in allen Landesteilen mit einer stärkeren Heizkostenreduktion zu rechnen ist, kann bei besserer Gebäudedämmung der Kühlkostenanstieg in den wärmsten und dicht besiedeltsten Regionen deutlich überwiegen. ■ Abb. 4: Änderung der Heiz- und Kühlkosten für ein durchschnittliches Bürogebäude Änderung der Heiz- und Kühlkosten für ein durchschnittliches Bürogebäude jeweils für die Gemeinde mit dem kältesten, durchschnittlichen und wärmsten Klima in Österreich basierend auf dem Klimaszenario reclip:more (Änderung zwischen 1981-90 und 2041-50 je nach Monat und Landesteil zwischen 1.6 °C und 2.9 °C); Toeglhofer et al. 2009. 14 Neue Biotechnologien Abschätzung von sozioökonomischen Aspekten von GVO Ein Ausweg aus der politischen Sackgasse? In der Europäischen Union formieren sich die Positionen zur Berücksichtigung sozioökonomischer Aspekte des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen (gv-Pflanzen) im Zuge der Marktzulassung – Anmerkungen zu einem ambitionierten Unterfangen. gliedsland) und – seit 2008 – auch Frankreich. Den zuständigen Gremien in beiden Ländern fehlt es jedoch häufig an hinreichend soliden Informationen. Diese sind zumeist nicht in den Antragsunterlagen enthalten und können aufgrund der gesetzlichen Lage in EU-Zulassungsverfahren auch nicht eingefordert werden. Was ist mit „sozioökonomischen Auswirkungen“ gemeint? Armin Spök studierte Biologie mit Schwerpunkt Molekulargenetik an der Karl-Franzens-Universität Graz und Wissenschafts- und Technologiepolitik an der University of Sussex. Er ist Leiter des Forschungsbereichs „Neue Biotechnologien” am IFZ und Lehrbeauftragter an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, der TU Graz und am FH Technikum Joanneum. Arbeitsschwerpunkte: Risko-Governance, Technikfolgenabschätzung, Politikfeldanalysen im Zusammenhang mit Biotechnologie und Lebensmittelsicherheit. E-Mail: [email protected] Marktzulassungen von gv-Pflanzen in der EU laufen nach jahrelangem Tauziehen um die Erfordernisse für die Gesundheitsund Umweltabschätzung nach wie vor sehr schleppend und gegen den Widerstand einer Reihe von EU-Mitgliedstaaten. Auf der Suche nach politischen Auswegen hielten die EU-UmweltministerInnen im Dezember 2008 fest, dass im Zulassungsverfahren auch sozioökonomische Aspekte und Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Nachhaltigkeit berücksichtigt werden sollten. Dieser Vorstoß kam denen entgegen, die schon lange eine vollständigere und über gesundheits- und umweltbezogene Risikoinformationen hinausgehende Entscheidungsgrundlage haben wollten. Andere sahen darin eine Möglichkeit für eine Entspannung der Risikodiskussion: Man könne nun offen und explizit über sozioökonomische Faktoren diskutieren, ohne diese in wissenschaftliche – ausschließlich auf Umwelt- und Gesundheitsrisiken abzielende – Argumente einkleiden zu müssen. Dem im April dieses Jahres vorgelegten Bericht der Kommission ist es allerdings nicht gelungen, das Thema in einer auf EU-Ebene bearbeitbaren Form zu strukturieren1 – dies macht deutlich, dass man in dieser Sache noch am Anfang steht. Wenig regulatorische Erfahrung Weltweit geben eine Reihe von Staaten an, sozioökonomische Faktoren zu berücksichtigen, aber nur sehr wenige haben Erfahrungen mit einem strukturierten Prozess der Abschätzung sozioökonomischer Faktoren bei Marktzulassungen und Freisetzungen von gv-Pflanzen. Im europäischen Kontext sind dies Norwegen (als EWR-Mit- Mögliche Auswirkungen des Anbaus von gv-Pflanzen, jenseits von gesundheitlichen und umweltbezogenen Effekten, werden in der Literatur als ökonomische, agronomische, agroökologische, soziale beziehungsweise gesellschaftliche und manchmal auch explizit als sozioökonomische beschrieben. Darüber hinaus werden auch ethische, politische und kulturelle Implikationen genannt. Diese Breite spiegelt sich auch in den Sichtweisen der EU-Mitgliedstaaten wieder.2 Eine Eingrenzung dessen, was im Zusammenhang mit dem Anbau von gv-Pflanzen mit sozioökonomischen Faktoren gemeint ist, wäre daher dringend notwendig. Sozioökonomische Auswirkungen in der Literatur Das Gros der relevanten Literatur zum Thema besteht aus ökonomischen Analysen, die ihrerseits auf ein schmales Segment fokussieren: Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Betriebe, die gv-Pflanzen anbauen. Die Ergebnisse dieser (zumeist außereuropäischen) Studien zeigen in manchen Fällen deutliche ökonomische Vorteile für die anbauenden Betriebe. Ob sich diese tatsächlich realisieren, hängt unter anderem von der spezifischen Pflanze und gv-Eigenschaft, vom agroökonomischem Kontext sowie vom Schädlingsdruck und Zeitpunkt der Erhebung ab. Studien über mikroökonomische Auswirkungen (Folgen für andere Landwirte, die Beschäftigung auf dem Land, Armut und Haushaltseinkommen) in Entwicklungsländern sind jedoch rar und zeigen mitunter Nachteile, z. B. für Biobetriebe. Makroökonomische Sektorstudien untersuchen den Gesamtumfang der wirtschaftlichen Auswirkungen des Anbaus Soziale Technik 3/2011 15 Neue Biotechnologien von gv-Pflanzen und ihre Verteilung auf die Wirtschaftsakteure der Pflanzenproduktionskette (Saatguthersteller, Landwirte, Lebensmittel- und Futtermittelhersteller, Konsument/innen). Diese auf Modellrechnungen beruhenden Studien gehen jedoch in ihren Ergebnissen weit auseinander – je nach gewählten Modellparametern. Ein interessantes Merkmal sozioökonomischer Informationen und Abschätzungen ist ihre Abhängigkeit vom jeweiligen geografischen, (agrar-)ökonomischen und soziokulturellen Kontext. Bei gesundheitlichen Auswirkungen war dies bislang kaum ein Thema. Bei Umweltauswirkungen war die Rolle von klimatischen, geographischen und agronomischen Aspekten schon wichtiger. Notwendigkeit von Leitlinien Ähnlich wie bei der Risikoabschätzung wird man sich daher bei der Abschätzung von sozioökonomischen Auswirkungen auf Eingrenzungen und Leitlinien einigen müssen, um zu vergleich- und diskutierbaren Bewertungen zu kommen. Die Notwendigkeit solcher Leitlinien wird auch durch die widersprüchlichen Ergebnisse und Schlussfolgerungen vorliegender Studien deutlich. Bei der Frage nach der Reichweite von sozioökonomischen Bewertungen wird es z. B. darum gehen, ob Auswirkungen auf Drittländer, insbesondere Länder des Südens, mit einbezogen werden, wie dies derzeit in der Gentechnikgesetzgebung Norwegens vorgesehen ist. Hat man einmal den Abschätzungsrahmen definiert, wäre abzustimmen, welche Indikatoren herangezogen, welche Methoden empfohlen werden und auf welcher normativen Grundlage bewertet wird. Auch letztere spiegelt eine gewisse Kontextspezifität wider. Die niederländische Gentechnikkommission COGEM hat beispielsweise konventionelle Landwirtschaft als Referenzgrundlage für Bewertungen vorgeschlagen. Darunter wäre für die Niederlande allerdings eher eine industrielle Landwirtschaft und für Österreich eher eine kleinstrukturierte, bäuerliche und nachhaltige Landwirtschaft, deren multifunktionelle Rolle bereits seit Jahrzehnten ein zentrales Thema der Landwirtschaftsund Regionalpolitik ist, zu verstehen. Wo sollte eine solche Abschätzung verortet sein? Diese Kontextspezifität erfordert spezifische nationale und regionale Detailkenntnisse. Eine Abschätzung auf EU-Ebene alleine ist daher wohl nicht realistisch, eine Soziale Technik 3/2011 Beteiligung der Mitgliedstaaten unumgänglich. Um den Anforderungen eines EU-Verfahrens zu genügen, müssen solche Abschätzungen trotzdem auf EU-Ebene diskutierbar sein. Hilfreich wäre daher zum Beispiel, auf der EU-Ebene Leitlinien für die Durchführung solcher Abschätzungen auf nationaler Ebene zu formulieren. Unklar ist, in welcher EU-Institution derartige Arbeiten verortet sein könnten. Aus der Sicht mancher Kommentatoren können sozioökonomische Auswirkungen in analoger Form wie gesundheitliche und umweltbezogene Auswirkungen durch ein entsprechend zusammengesetztes wissenschaftliches Komitee untersucht werden – eventuell könnte dafür eine Social Science Unit bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eingerichtet werden. Andere sehen hierbei Probleme mit dem allgemeinen Lebensmittelrecht der EU3. Hinzu kommt, dass die EFSA in den Augen mancher Stakeholder und Mitgliedsländer im Zusammenhang mit GVO wenig Vertrauen genießt. Alternativ wäre eine Einrichtung ähnlich des europäischen Expertenrates „European Group on Ethics in Science and New Technologies” eine Möglichkeit – allerdings eher für globale und nicht für routinemäßige Abschätzungen im Rahmen von Marktzulassungen. schen Nachteilen durch Koexistenzmaßnahmen oder dem Schutz der Diversität landwirtschaftlicher Produktion, dem Schutz der Saatgutreinheit. Eine derartige Etablierung von sozioökonomischen Abschätzungsprozessen in einer optionalen Form und auf nationaler Ebene erscheint angesichts der genannten Schwierigkeiten deutlich aussichtsreicher zu sein. Wie ein Damoklesschwert schwingt über den europäischen Diskussionen allerdings noch eine ganz andere Frage, die hier aus Platzgründen nicht ausgeführt werden kann: Was wird die Welthandelsorganisation WTO zu dieser Art von Vermarktungseinschränkungen auf Basis sozioökonomischer Argumente sagen? Hierzu gehen die Meinungen von FachexpertInnen derzeit diametral auseinander. Der Endbericht zum von Armin Spök 2010 im Auftrag des BMG und des BMLFUW zum Thema durchgeführten Projekts ist unter http://www.bmg.gv.at/home/ Schwerpunkte/Gentechnik/ Fachinformation_Allgemeines/Studie_ Assessing_Socio_Economic_Impacts_of_ GMOs abrufbar. Dieser Artikel ist eine stark bearbeitete und gekürzte Version eines Beitrags für den Genethischen Informationsdienst (GID), erschienen in der Ausgabe 207/2011. Ausblick Anmerkungen Die Etablierung einer sozioökonomischen Abschätzung von GVO auf EU-Ebene ist mit Sicherheit eine komplexe Herausforderung und wäre mit einem schwierigen und langen Einigungsprozess verbunden, speziell dann, wenn – ähnlich wie in Norwegen – eine solche als verpflichtendes Verfahren parallel zur Risikoabschätzung zu durchlaufen wäre. Selbst wenn man sich einmal auf gemeinsame Leitlinien geeinigt hat, ist weiterhin zu erwarten, dass Vorund Nachteile auf unterschiedlichen Ebenen der Bewertung von den einzelnen EUMitgliedstaaten auch unterschiedlich gewichtet werden. Ob daraus mehr Einigkeit abgeleitet werden kann, ist daher in Zweifel zu ziehen. Eine alternative Wendung könnte das Thema durch die Koppelung mit der laufenden Diskussion über eine „Renationalisierung“ des Anbaus von gv-Pflanzen erhalten. Ein entsprechender Kommissionsvorschlag sieht die Möglichkeit eines nationalen Aussetzens von Anbauzulassungen explizit als auf Basis sozioökonomischer Auswirkungen begründbar4: zum Beispiel mit Schwierigkeiten und ökonomi- 1 Europäische Kommission (2011): Bericht der Kommission an das Europäische Parlament und den Rat über die sozioökonomischen Auswirkungen des Anbaus von GVO auf der Grundlage der Beiträge der Mitgliedstaaten gemäß den Schlussfolgerungen des Rates „Umwelt“ vom Dezember 2008. 2 European Commission (2011): Commission staff Working Paper. Accompanying document to the Report from the Commission to the European Parliament and the Council on socio-economic implications of GMO cultivation on the basis of Member States contributions, as requested by the Conclusions of the Environment Council of December 2008. 3 Siehe auch die Ergebnisse des EU-Projektes SAFEFOODS zu Food Safety Governance unter http://www.safefoods.nl/. 4 European Parliament-Committee on the Environment, Public Health and Food Safety (2011): Report on the proposal for a regulation of the European Parliament and of the Council amending Directive 2001/18/EC as regards the possibility for the Member States to restrict or prohibit the cultivation of GMOs in their territory. ■ 16 Frauen & Technik Genderkompetenz für angehende Mathematiklehrkräfte Konzeption einer Lehrveranstaltung für Lehramtsstudierende des Unterrichtsfachs Mathematik Der Beitrag plädiert für die Integration von Genderkompetenz als berufsfeldbezgene Schlüsselqualifikation in die Ausbildung von Mathematiklehrkräften und stellt die Konzeption eines entsprechenden Genderkompetenzseminars für die erste Phase der Lehramtsausbildung vor. Einleitung Anina Mischau wissenschaftliche Mitarbeiterin am Interdisziplinären Institut für Frauen- und Geschlechterforschung (IFF) der Universität Bielefeld. Derzeit Gastprofessorin am Fachbereich Mathematik und Informatik der FU Berlin. Forschungsschwerpunkte im Bereich Gender in der Mathematik, den Naturwissenschaften und der Technik. E-Mail: [email protected] Sabine Mehlmann langjährige Mitarbeiterin der Arbeitsstelle Gender Studies der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen. Forschungsschwerpunkte u. a. im Bereich „Gender und Schule“, derzeit Programmkoordinatorin zur Umsetzung des Gleichstellungskonzepts an der JLU Gießen. [email protected] Befunde internationaler Leistungsvergleichsstudien verweisen nach wie vor auf bestehende geschlechterbezogene Unterschiede hinsichtlich der mathematischen Leistung und des mathematischen Selbstkonzepts (vgl. z. B. Budde 2009). Diese Unterschiede werden bereits am Ende der Grundschulzeit sichtbar, verstärken sich im Laufe der Schulzeit, manifestieren sich in der Wahl der Leistungskurse und setzen sich bei der späteren Studienfach-, Studiengangs- und Berufswahl fort. Um diesen Prozess aufbrechen zu können ist – wie die schulbezogene Geschlechterforschung seit vielen Jahren betont – eine Sensibilisierung der (zukünftigen) Mathematiklehrkräfte hinsichtlich ihres Beitrages zur Herstellung und Reproduktion geschlechterbezogener „Wissensreviere“ notwendig; eine Sensibilisierung, die an den Wahrnehmungen, Einstellungen und Verhaltenserwartungen der Lehrkräfte ansetzt (vgl. Mischau et al. 2010). Mit Blick auf die problematische Rolle geschlechterstereotyper Selbst- und Fremdzuschreibungen für schulische Lehr- und Lernprozesse, die in jüngerer Zeit auch im Kontext der PISAStudien thematisiert wird (OECD 2009), stellt Genderkompetenz eine zentrale berufsfeldbezogene Schlüsselqualifikation dar, die in Deutschland jedoch weder in den allgemeinen noch in den auf das Fach Mathematik bezogenen „Standards für die Lehrerbildung“ (vgl. z. B. KMK 2004, 2008) berücksichtigt wird. Im Folgenden wird die Konzeption einer Lehrveranstaltung „Mathematik, Schule und Geschlecht“ vorgestellt, die im Rahmen eines vom BMBF geförderten Verbundprojekts der Universitäten Bielefeld, Gießen und Hamburg konzipiert, an acht Hochschulen erprobt, evaluiert und weiterentwickelt wurde (vgl. Mischau et al. 2010)1. Mit dem für diese Lehrveranstaltung entwickelten Seminarhandbuch (inkl. Materialband) werden erstmals konzeptionelle Grundlagen sowie konkrete, praxisbezogene Vorschläge für die Vermittlung von Genderkompetenz für angehende Mathematiklehrkräfte in der ersten Phase der Lehramtsausbildung bereitgestellt. Konzeptionelle Grundlagen der Lehrveranstaltung Grundlage für die Konzeption der Lehrveranstaltung bildet ein Verständnis von Genderkompetenz als berufsfeldbezogene Schlüsselqualifikation, die folgende Dimensionen umfasst (vgl. Mischau et al. 2010): ■ Fachkompetenz: Grundlagen- und Fachwissen aus der Geschlechterforschung über die soziokulturellen Konstruktionsmodi von Geschlecht und ihre Auswirkungen auf gesellschaftliche Strukturen, Institutionen, individuelles Handeln, aber auch auf die Entwicklung wissenschaftlicher Disziplinen und vergeschlechtlichter Fachkulturen (Dimension des Genderwissens); ■ Didaktisch-methodische Kompetenz: Fähigkeiten im Hinblick auf eine gendersensible Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen (Dimension der Unterrichtsgestaltung); ■ Interaktionale Kompetenz: Fähigkeiten in Hinblick auf eine gendersensible Gestaltung von Interaktionsprozessen im Unterricht (Dimension des Unterrichtsgeschehens); ■ Selbstkompetenz: Fähigkeit zur Reflexion der eigenen Biographie als vergeschlechtlichtes Subjekt und der damit verbundenen Geschlechterbilder und Geschlechternormen sowie Fähigkeit zur Reflexion geschlechterbezogener Zuschreibungen, Erwar- Soziale Technik 3/2011 17 Frauen & Technik Thematische Schwerpunkte der Lehrveranstaltung ■ Der erste Block fokussiert – ausgehend von Forschungsbefunden zu Einstellungen gegenüber der Mathematik („mathematical beliefs“) – in einem ersten Schritt die Mathematikbilder der Studierenden und deren Implikationen für das (spätere) Lehren des Faches sowie für das eigene Professionsverständnis. In einem zweiten Schritt wird der Zusammenhang von Mathematik und Geschlecht anhand geschlechterstereotyper Zuschreibungen hinsichtlich der mathematischen Begabung, die über bildliche Darstellungen reproduziert und popularisiert werden, anhand aktueller Daten zu Geschlechterverhältnissen im Fach Mathematik sowie aus historischer Perspektive mit Blick auf die Marginalisierung von Frauen in der Geschichte des Fachs genauer beleuchtet. ■ Der zweite Themenblock beschäftigt sich mit empirisch belegbaren Geschlechterunterschieden im Unterrichtsfach Mathematik, die am Beispiel ausgewählter Befunde internationaler Vergleichsstudien zu Geschlechterdifferenzen in der Mathematikleistung und dem mathematischen Selbstkonzept differenziert betrachtet werden. Als Kontrast zu weit verbreiteten geschlechterstereotypen Annahmen, die Mädchen eine geringere mathematische Begabung und Leistungsfähigkeit zuschreiben, steht dabei einerseits die historisch, kulturell und kontextgebundene Heterogenität, Variabilität und gegebenenfalls Stabilität geschlechterbezogener Unterschiede im Mittelpunkt. Andererseits wird – mit Blick auf die Situation in Deutschland – die Frage nach den Ursachen für die im internationalen Vergleich deutlich(er) ausgeprägten Geschlechterdifferenzen in der mathematischen Leistung sowie im mathematischen Selbstkonzept aufgeworfen. ■ Angesichts der Persistenz (Dauerhaftigkeit) der Annahme „natürlicher“ Geschlechterunterschiede liegt ein Schwerpunkt des dritten Blocks auf der kritischen Auseinandersetzung mit biologischen Er- Bezahlte Anzeige tungen und Bewertungen in der schulischen Praxis (Dimension der Selbstreflexivität). Genderkompetenz ist nicht als „Rezeptwissen“ zu verstehen, sondern bezieht sich auf die Fähigkeit, geschlechterbezogene Konstruktionsprozesse in und durch Schule und Unterricht zu verstehen, Fallstricke der Ko-Konstruktion durch eigene Zuschreibungen, durch Formen der Unterrichtsgestaltung, Interaktionsmuster etc. zu erkennen und entsprechende Problemlösungsstrategien zu entwickeln und zu erproben (vgl. Mischau et al. 2010). Bei der curricularen und didaktisch-methodischen Entwicklung der Lehrveranstaltung wurden Ergebnisse der genderorientierten, fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Diskussion in der Mathematik und der genderorientierten Schul-, Hochschul- und Bildungsforschung aus den Erziehungs- und Sozialwissenschaften zusammengeführt (vgl. Mischau et al. 2010). Mit Blick auf die künftige schulische Praxis der angehenden Mathematiklehrkräfte werden die Dimensionen „Unterrichtsgestaltung“ und „Unterrichtsgeschehen“ vertiefend behandelt und dabei sowohl als Problemfelder der Reproduktion von Geschlechterstereotypen und geschlechterbezogenen Wissensrevieren als auch als Handlungsfelder eines gendersensiblen Mathematikunterrichts in den Blick genommen. Durch den Einsatz von Unterrichtsvideos und die Erprobung von Methoden zur Unterrichtsbeobachtung werden zudem praxisnahe Instrumente für die Reflexion und Weiterentwicklung des (eigenen) Mathematikunterrichts unter Genderaspekten vermittelt. Angesichts der unterschiedlichen Rahmenbedingungen der Lehramtsausbildung wurde das Lehrangebot als Baukastensystem konzipiert. So ist es möglich, die Lehrveranstaltung als Ganze zu lehren oder aber einzelne Lehreinheiten auszuwählen und in andere Lehrkontexte einzubinden. Die Lehrveranstaltung umfasst fünf Lehreinheiten oder Themenblöcke, die im Folgenden kurz skizziert werden. Soziale Technik 3/2011 18 klärungsansätzen zu Geschlechterdifferenzen in der Mathematik. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Erklärungsansätze, die kulturelle Geschlechterstereotype und die Stereotypisierung von Mathematik als „männlicher Domäne“, die über geschlechterbezogene Einstellungen, Erwartungen, Zuschreibungen von Eltern, Peergroup und Lehrkräften vermittelt werden, als Ursache in den Blick nehmen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den in Schule und Unterricht wirksamen Einflussfaktoren. ■ Der vierte Themenblock fokussiert ausgewählte Aspekte der Gestaltung des Mathematikunterrichts, die zur Reproduktion geschlechterbezogener Wissensreviere beitragen können. Im Anschluss an die Problematisierung der Implikationen des fragend-entwickelnden Mathematikunterrichts für die Unterrichtsbeteiligung von SchülerInnen sowie die kritische Auseinandersetzung mit den in Mathematikschulbüchern transportierten Geschlechterbildern werden alternative Handlungsoptionen für die Unterrichtsgestaltung erarbeitet. Auf der Grundlage eines von den Studierenden zu erarbeitenden Kriterienkatalogs für eine gendersensible Gestaltung des Mathematikunterrichts werden didaktische Zugänge und methodische Instrumente für einen Unterricht vorgestellt, der für Schülerinnen und Schüler gleichermaßen interessant ist und Raum bietet, individuelle Zugänge zur Mathematik zu finden und fachbezogene Kompetenzerfahrungen zu machen. ■ Der fünfte Themenblock widmet sich dem Interaktionsverhalten von Lehrkräften. Neben der Beschäftigung mit Befunden zu geschlechterbezogenen Unterschieden in der Aufmerksamkeitsverteilung und den Rückmeldungen von Lehrkräften und deren Auswirkungen auf die Attributionen von Erfolg und Misserfolg bei SchülerInnen, wird aus der Perspektive des „doing gender“ danach gefragt, wie und auf welche Weise in und durch Interaktionen von Lehrkräften und SchülerInnen Geschlechterunter- schiede in Bezug auf den Umgang mit Mathematik „hergestellt“ werden. Dabei wird verdeutlicht, dass gendersensibles Handeln einer beständigen Reflexion der eigenen Unterrichtspraxis in Bezug auf die Frage bedarf, ob und in welcher Weise die Kategorie Geschlecht als Bezugspunkt von Erwartungen und Bewertungen „wirksam“ wird. Ausblick Genderkompetenz stellt ein wichtiges Element der Professionalisierung und Qualitätssicherung einer berufsorientierten Hochschulausbildung von Mathematiklehrkräften dar (vgl. Mischau et al. 2010). Da Mathematik zudem als „Schlüsseldisziplin“ für die Studien- und Berufswahl auch in naturwissenschaftlich-technischen Fächern und Berufsfeldern gilt (vgl. z. B. DMV et al. 2007), ist die Integration von Genderkompetenz in die Lehramtsausbildung Mathematik zugleich ein nachhaltiger bildungspolitischer Schritt zur generellen Erhöhung von Chancengleichheit in der schulischen Bildung, der Hochschulausbildung und auf dem Arbeitsmarkt. Von zukünftigen Lehrkräften kann jedoch nicht erwartet werden, dass sie in ihrer späteren Berufspraxis genderkompetent unterrichten, wenn diese Kompetenzen nicht bereits an der Hochschule praktisch vermittelt und vorgelebt werden. Eine nachhaltige Implementierung von Genderkompetenz in das Lehramtsstudium Mathematik wäre wünschenswert, muss jedoch in Deutschland – vor dem Hintergrund der anhaltenden Reform der LehrerInnenausbildung – aus mindestens zwei Gründen als eher schwierig angesehen werden. ■ Die Modularisierung und Stufung des Studiums führte vielerorts zu unflexiblen Strukturen und Curricula, in die sich zusätzliche Lehrangebote nur schwer integrieren lassen. Dies gilt im Besonderen für ein Genderkompetenzseminar, das nicht selten als „exotische“ und damit „verzichtbare“ Veranstaltung angesehen wird. ■ Für eine Implementierung wären qualifizierte Hochschullehrende erforderlich, die dem interdisziplinären Anspruch der Lehrveranstaltung gerecht werden können und zugleich selbst über Genderkompetenz verfügen. Beide Aspekte verweisen auf nicht zu unterschätzende strukturelle und personelle Probleme. So ist derzeit eine Verankerung des Genderkompetenzseminars leider nur vereinzelt an solchen Hochschulen möglich, die inhaltlich offen formulierte Module der Mathematikdidaktik oder die Vermittlung von berufsrelevanten Schlüsselqualifikationen in ihr Studienprogramm aufgenommen haben und an denen genderkompetente Hochschullehrerende engagiert sind. Literatur • Budde, J.: Mathematikunterricht und Geschlecht. Empirische Ergebnisse und pädagogische Ansätze. Bonn, Berlin: BMBF 2009. • Deutsche Mathematiker-Vereinigung (DMV) et al.: Für ein modernes Lehramtsstudium im Fach Mathematik. In: DMV-Mitteilungen 3/2007, S. 146-150. • Kultusministerkonferenz (KMK) (2004): Standards für die Lehrerbildung: Bildungswissenschaften. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 16.12.2004 (http://www.kmk.org/ fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/ 2004/2004_12_16-Standards-Lehrerbildung.pdf, letzter Aufruf: 25.07.2011). • Kultusministerkonferenz (KMK) (2008): Ländergemeinsame inhaltliche Anforderungen für die Fachwissenschaften und Fachdidaktiken in der Lehrerbildung. Beschluss vom 16.10.2008 i. d. F. vom 08.12.2008 (http://www.kmk.org/ fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/ Ohne_Datum/00_00_00-Lehrerbildung-in -Deutschland.pdf, letzter Aufruf: 25.07.2011). • Mischau, A. et al.: Auf dem Weg zu genderkompetenten LehrerInnen im Unterrichtsfach Mathematik. In: Journal Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW 27/2010, S. 29-39. • OECD (2009): Equally Prepared for Life? How 15-Year-Old Boys and Girls Perform in School. Paris: OECD 2009. Anmerkungen 1 Das Verbundprojekt „Genderkompetenz als innovatives Element der Professionalisierung der LehrerInnenausbildung für das Fach Mathematik“ wurde im Rahmen des BMBF-Schwerpunkts „Hochschulforschung“ in der Förderlinie „Zukunftswerkstatt Hochschullehre“ gefördert (vgl. http://www.uni-bielefeld.de/IFF/ genderundmathe/). ■ Soziale Technik 3/2011 19 Aus dem IFZ Institute for Advanced Studies on Science, Technology and Society Neue Fellows 2011/2012 Bezahlte Anzeige Auch im Studienjahr 2011/2012 kann wieder eine Vielzahl von Research Fellows und Visiting Scholars am vom IFZ getragenen Institute for Advanced Studies on Science, Technology and Society (IAS-STS) in Graz begrüßt werden: ■ Gloria Adduci (Italien): Governing agrobiotechnology in developing countries: the case of south East Asia ■ Salem Afeworki (Eritrea): Bilateral cooperation to develop alternative energy: the case of GTZ ■ Erbol Anarbekov (Usbekistan): A policy priority for developing countries of sustainable consumption and production: options for change ■ Emmy Dahl (Schweden): Gender perspectives on public transport and strategies for sustainable travel ■ Seyed Mohamed Sadegh Emamian (Großbritannien): Transition theories in energy policy ■ Katherine Harrison (Großbritannien): Information management, gender and organisation ■ Andrew S. Hoffman (USA): Personalizing standards: Searching for synergy in comparative effectiveness research & personalized medicine ■ Beijia Huang (China): Sustainable innovations in China ■ Jamilya Jeenbaeva (Kirgistan): Organizational structures and cultures that are conductive to the moderation of consumption and reduction of ecological footprint ■ Amrita Mishra (Indien): Equity and decision making in HPV vaccination: A systematic review of literature 2006-2011 ■ Florian Muhle (Deutschland): Drifting ice floes: Enacting common knowledge of climate change ■ Amber Nelson (USA): The multiple (bio)politics of life, health and illness in the genomic era: a comparative historical analysis of the science, technology and policy of genetics ■ Yuliya Voytenko (Ukraine): Exogenous influences on the establishment of bioenergy industries in transition economics ■ Steffen Wirth (Deutschland): The relevance of institutional contexts and their effects: The case of biomass digestion technology in the federal state Steiermark. Soziale Technik 3/2011 20 Yearbook 2010 Soeben erschienen ist das Yearbook 2010 des IAS-STS. Es versammelt die wissenschafltichen Arbeiten der Research Fellows und Visiting Scholars sowie einen Bericht über die wissenschaftlichen Aktivitäten und Veranstaltungen im Studienjahr 2008/2009. Ebenfalls kürzlich erschienen sind – in Form einer CD-Rom – die Proceedings der 10th Annual IAS-STS Conference on Critical Issues in Science and Technology Studies, die am 2. und 3. Mai 2011 in Graz stattfand. Über 50 Beiträge sind in diesen Proceedings zusammen gefasst. Das Yearbook 2010 kann zum Preis von € 30,- bestellt werden, die Proceedings der 10th Annual IAS-STS Conference sind kostenlos erhältlich bei: IAS-STS, Kopernikusgasse 9, 8010 Graz Tel.: +43/316/813909-10 Fax: +43/316/812661-11 E-mail: [email protected] http://www.sts.tugraz.at. ■ Magazin Green Products Informationen zur ökologischen Beschaffung und Produktbewertung WienWin. Wien kauft heute für morgen Die Initiative WienWin schafft einen systematischen Informationsaustausch zwischen dem Magistrat und den Unternehmen der Stadt Wien auf der einen sowie innovativen Wiener Unternehmen auf der anderen Seite. Denn gemeinsam vorzudenken trägt dazu bei, Innovationspotenziale für die Stadt Wien zu finden und dabei gleichzeitig den Innovationstreibern der Wiener Wirtschaft neue Marktchancen zu eröffnen. Die WienWin-Situation ... ■ für die Stadt Eine Stadt, die verstärkt Innovationen nachfragt, kann damit ihre eigenen Leistungen und Angebote verbessern. Die Plattform WienWin bietet eine Marktübersicht über innovative Produkte und Dienstleistungen in den verschiedensten Anwendungsfeldern: energieeffizientes Bauen, intelligente Verkehrssteuerung, fortschrittliche medizinische Infrastruktur oder eine moderne Gestaltung öffentlicher Räume sind nur einige Beispiele dafür. ■ und für Unternehmen Klein- und Mittelbetriebe werden bei der Herausforderung der Markteinführung von Innovationen durch die Stadt als frühe Kundin unterstützt – die Stadt als Nachfragerin zukunftsweisender Produkte und Dienstleistungen wird so zur Referenzkundin. Die Initiative WienWin macht auf ihrer Plattform all diese Innovationen für die Stadt sichtbar. Das Gütesiegel WienWin erhalten Produkt-, Verfahrens- oder Dienstleistungsinnovationen von Wiener Unternehmen, die nachweislich im Rahmen eines regionalen, nationalen oder europäischen Förderprogramms für Forschung, Technologie und/oder Innovation gefördert wurden oder von einer Fachjury als innovatives Produkt oder innovative Dienstleistung zertifiziert werden. Auf www.wienwin.at können sich Wiener Unternehmen unbürokratisch mit ihren Innovationen registrieren. Weitere Informationen zu WienWin: www.wienwin.at, E-Mail: [email protected] oder Tel.: 01-4000-86165. Neue baubook-Plattform: Harmonisierung ökologischer Baustandards „ÖkoKauf Wien“ und der Umweltverband Vorarlberg mit den Partnern eza! – energieund umweltzentrum allgäu und Energie Tirol haben ihre ökologischen Kriterien für den Bereich Hoch- und Innenausbau harmonisiert. Bei der Harmonisierung wurden auch aktuelle Entwicklungen beim „österreichischen Umweltzeichen“ berücksichtigt. Weitere Anwender sind die Österreichische Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (ÖGNB) sowie klima:aktiv. Dies bedeutet, dass immer mehr (öffentliche) Auftraggeber nach exakt den gleichen ökologischen Kriterien ausschreiben, was einen zusätzlichen Anreiz für Hersteller darstellt, ihre Produkte nach diesen harmonisierten Kriterien deklarieren zu lassen. Auf der neuen Plattform baubook ökologisch ausschreiben – Kriterienkataloge „ÖkoKauf Wien“ und „Servicepaket: Nachhaltig:Bauen in der Gemeinde“ finden Sie: ■ Planungshilfen für bauökologisch optimiertes (öffentliches) Bauen; ■ die aktuellen harmonisierten ökologischen Kriterien für Produkte am Bau; ■ Ausschreibungstexte mit den eingearbeiteten ökologischen Kriterien: rechtssicher, produktneutral und individuell anpassbar; ■ die laufend aktualisierte Datenbank mit Bauprodukten, welche die harmonisierten Kriterien nachweislich erfüllen. Dieses Angebot, das für alle NutzerInnen kostenlos und frei zugänglich ist, schafft einen Anreiz, dass möglichst viele ökologisch Beschaffende (Kommunen) dieselben Kriterien übernehmen. Bei breiter Akzeptanz kann sich dieses System als DER ökologische Baustandard im deutschsprachigen Raum etablieren. Weitere Informationen zu baubook ökologisch ausschreiben – Kriterienkataloge „ÖkoKauf Wien“ und „Servicepaket Nachhaltig:Bauen in der Gemeinde“: www.baubook.info/oea; bei Christoph Sutter, Tel.: 05572-31202-77 oder E-Mail: [email protected]. Beschaffungs S e r v i c e A u s t r i a Tel.: +43(0)316/813909-9 E-mail: [email protected] http://www.ifz.tugraz.at/bsa Symposium: Gesund Sanieren – vom globalen Anspruch zur bautechnischen Praxis Das vom 10.-11. November 2011 in Wien stattfindende Symposium zeigt die Facetten des Gesunden Sanierens und bringt Impulse für den weiteren Weg. Durch die Sanierung eines Gebäudes können etwa thermischer Komfort, Frischluftzufuhr, Schallschutz und Barrierefreiheit verbessert und das Flächenangebot optimiert werden. Bei unsachgemäßem Vorgehen kann es jedoch zu Problemen wie Schadstoffbelastungen der Raumluft durch neue Baustoffe und Bauchemikalien oder zu Schimmelbildung kommen. Um dies zu vermeiden, sind eine entsprechende Auswahl von Baustoffen und Systemkomponenten und die Anwendung von Qualitätssicherungsmaßnahmen sinnvoll. Das 2-tägige Symposium im Bildungshaus Puchberg in Wels bietet Vorträge von ExpertInnen aus Wissenschaft, Politik und Praxis, Infostände von Herstellern, Diskussionen im World Café und ein abendliches Kamingespräch mit OÖ-Umweltlandesrat Rudi Anschober. Das Symposium wird vom Österreichischen Institut für Baubiologie und Bauökologie (IBO), bauxund und der plenum GmbH veranstaltet. Anmeldungen unter http://www.ibo.at/de/kongress/ anmeldunggesundessanieren.htm ■ Soziale Technik 3/2011 21 Magazin Neue Bücher Wissenschaft ist Sprache le, nicht selten widerstreitende Interessen sind im Spiel. Berufungsverfahren gleichen daher einer Blackbox, sind sie doch Anlass für vielerlei Spekulationen, Gerüchte und Projektionen. Das Buch klärt über die offiziellen Abläufe und die formalen Anforderungen auf, von der Ausschreibung über die Arbeit von Auswahlkommissionen, von der schriftlichen Bewerbung über das »Vorsingen« bis hin zur Berufungsverhandlung. Darüber hinaus werfen die Autorinnen einen Blick hinter die Kulissen des formalen Prozesses, indem sie wechselweise die Perspektiven der BewerberInnen und der Kommissionsmitglieder einnehmen. Sie zeigen insbesondere, was Frauen in Berufungsverfahren beachten müssen und wie die Entmystifizierung einiger besonders hoch erscheinender Hürden gelingt. Bezahlte Anzeige Maria Nicolini: Wissenschaft ist Sprache. Form und Freiheit im wissenschaftlichen Sprachgebrauch. Klagenfurt/Celovec: Wieser 2011, 127 S., € 19,90 Dieses Buch enthält fünfzehn Stücke zu Form und Freiheit im wissenschaftlichen Sprachgebrauch. Vermessene Fragen: Was ist zeitgemäße Wissenschaftssprache? Wie entsteht ein guter Text? Wie kommt Klarheit in die Trübnis des Homerischen Nebels? Eine Lingua franca für die Wissenschaft: English only? Wie gelingt die akademische Lehre zu Text und Sprache (nicht)? Durch manches Brachland gehen diese Stücke, durch Tabus und Träume, durch Bekenntnis und Zweifel. Unter der Devise „der Sprache Raum geben“ verbindet die Stücke ein roter Faden, an dem sich Aspekte des wissenschaftlichen Sprachgebrauchs versuchsweise aufrollen – auf eine Erwartung hin: gute Sprache, gute Wissenschaft. Diese Erwartung stützt sich vor allem auf die Freiräume und auf den Reichtum der Sprache. Hier stehen unzählige Möglichkeiten des Ausdrucks offen. Im Zusammenspiel mit den Regeln der Sprache entsteht der Text. Und: je mehr Freiheit, umso strenger die Regeln. Sie zu unterlaufen, kann nur riskieren, wer die Regeln genau kennt. Wissenschaftlicher Sprachgebrauch folgt der Ästhetik des Zweifels, richtet sich nicht auf das Festhalten eines Zustandes, sondern auf dessen Überwindung, auf das wieder-Loslassen der Ergebnisse und das neu-Beginnen, auf das zurSprache-Bringen – ein Wittern nach dem Ausdruck, als gebe es nach dem Text noch ein Ziel. Black Box Berufung Christine Färber, Ute Riedler: Black Box Berufung. Strategien auf dem Weg zur Professur. Frankfurt, New York: Campus 2011, 305 S., € 30,80 Wer sich für Wissenschaft als Beruf entscheidet, muss sich dem Auswahlprozess um die Professuren stellen und ein Berufungsverfahren durchlaufen. Der Konkurrenzdruck ist in allen Fächern groß und trotz vorhandener gesetzlicher Regeln sind die Verfahren für Bewerberinnen und Bewerber meist undurchschaubar: Zu vie- Soziale Technik 3/2011 Postwachstumsgesellschaft Irmi Seidl, Angelika Zahrnt: Postwachstumsgesellschaft. Konzepte für die Zukunft. Marburg: Metropolis 2010, 247 S., € 18,50 Trotz zahlreicher wachstumskritischer Stimmen halten Politik, Wirtschaft und Gesellschaft an ihrer Orientierung am Wirtschaftswachstum fest. „Nachhaltige Entwicklung“ wird als „nachhaltiges Wachstum“ vereinnahmt; der Schutz der Umwelt steht unter Wachstumsvorbehalt. Warum ist die Fixierung auf das Wirtschaftswachstum so stark? Weil unsere sozialen Sicherungssysteme wie Altersversorgung und Gesundheitswesen davon abhängig sind. Weil wir uns darauf 22 eingestellt haben, dass alles immer größer wird: das Budget des Staates, die Aktienkurse und die Unternehmensumsätze, das eigene Einkommen und unser Konsum. Das westliche Entwicklungsmodell ist strukturell auf fortdauerndes Wirtschaftswachstum ausgerichtet und angewiesen. Dieses Buch nimmt die Wachstumskritik auf und geht über sie hinaus. Es zeigt die systemischen Zwänge auf, die uns am Wachstumspfad festhalten lassen und stellt alternative Entwicklungsmöglichkeiten für eine Gesellschaft vor, die nicht auf Wachstum angewiesen ist – für eine Gesellschaft, in der es sich auch ohne Wachstum gut leben lässt. Soziale Innovation Jürgen Howaldt, Heike Jacobsen (Hg.): Soziale Innovation. Auf dem Weg zu einem postindustriellen Innovationsparadigma. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010, 396 S., € 51,40 Innovation ist zu einem Schlüsselbegriff der gegenwärtigen wissenschaftlichen und politischen Diskussion geworden. Unbestritten sind technologische Innovationen zentral für die ökonomische Dynamik. Gibt es jedoch nicht auch soziale Innovationen, die nicht nur gesellschaftlich und politisch, sondern auch ökonomisch relevant sind, und werden diese Innovationen aktuell so bedeutsam, dass sie als neues Innovationsparadigma zu verstehen sind? Dieser Band knüpft an die Auseinandersetzung mit sozialen Innovationen in modernisierungstheoretischen, technik- und wissenschaftssoziologischen Diskussionen an. Er vereint theoretische Standortbestimmungen, forschungsleitende Konzepte und empirische Befunde Handbuch Umweltsoziologie Matthias Groß (Hg.): Handbuch Umweltsoziologie. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011, 732 S., € 51,40 Das Handbuch Umweltsoziologie bietet eine umfassende und aktuelle Übersicht über das breite und dynamische soziologische Forschungsfeld zum Natur-Gesellschaftsverhältnis. Es führt in die aktuellen theoretischen und methodischen Ansätze Magazin im nationalen und internationalen Kontext sowie in zukunftsweisende Forschungs- und Praxisfelder ein. Das Handbuch zeigt darüber hinaus die Herausforderungen und Chancen der umweltsoziologischen Forschung in Kooperation mit anderen Disziplinen auf. den Gemeinsinn und sparen Energie und Treibhausgase ein. Sie sind Vorreiter eines neuen Urbanitätsverständnisses, indem sie die Trennung von Stadt und Land hinterfragen und die industrialisierte Nahrungsmittelproduktion zur Diskussion stellen. Die Zukunft des Wassers Gärten in der Stadt Christa Müller (Hg.): Urban Gardening. Über die Rückkehr der Gärten in die Stadt. München: oekom 2011, 320 S., € 20,55 Mitten in der Stadt wachsen Salat und Karotten, Tomaten und Kartoffeln: In den „Prinzessinnengärten“ in Berlin-Kreuzberg wird Bio-Gemüse für den Eigenbedarf angebaut. In den „Münchener Krautgärten“ hacken und pflegen begeisterte FreizeitgärtnerInnen ihre Parzellen, um endlich selbst produzierte Lebensmittel zu ernten. Jenseits der Schrebergartenkultur entsteht eine neue Gartenkultur in der Stadt: Urbane Landwirtschaft ist in. Ob Interkulturelle Gärten, Kiezgärten, Gemeinschaftsgärten oder Guerilla Gardening: Freiflächen im urbanen Raum werden zu Nutzgärten – und ermöglichen es so auch Menschen mit geringem Einkommen, sich mit gesunden Lebensmitteln zu versorgen. Und der neue Trend zum städtischen Grün hat erhebliche positive Nebeneffekte: Urbane Gärten wirken klimatisch ausgleichend, bringen Menschen verschiedener Kulturen zusammen, fördern Erik Orsenna: Die Zukunft des Wassers. Eine Reise um unsere Welt. München: C. H. Beck 2010, 319 S., € 22,60 Werden wir in Zukunft genug Wasser haben? Genug für 9 Milliarden Menschen, die trinken und sich ernähren müssen? Zwei Jahre lang hat Erik Orsenna den Planeten auf der Spur des Wassers bereist. Sein Buch erschließt uns das ganze Universum des Wassers – seine Gefahren, aber auch seine unabweisbaren Schönheiten. Schon heute leidet die Hälfte der Menschheit unter Wassermangel, verschmutztem Trinkwasser oder gewaltigen Überschwemmungen. Mit dem Klimawandel werden sich die Extreme verschärfen. Und schon jetzt ist die gefährliche Trockenheit in Europa angekommen. Orsennas literarisch glänzende Reportagen führen uns bis in die entferntesten Regionen dieser Welt. Er begegnet Bauern in Marokko, die das immer trockenere Land fruchtbar machen, Politikern in China, die gigantische Staudämme bauen, Ärzten in Kalkutta, die die Cholera-Kranken behandeln, Wissenschaftlern in Israel, die gegen das Vorrücken der Wüste ankämpfen. Seine Beobachtungen, Erklärungen und kritischen Fragen und sein menschlicher Blick lassen uns eindringlich erfahren, welchen Bedrohungen unser Planet und seine BewohnerInnen täglich ausgesetzt sind. Und wir begreifen nach und nach, mit welchen Lösungen wir unsere Zukunft retten können. Digitale Körper Claudia Reiche: Digitale Körper, geschlechtlicher Raum. Das medizinisch Imaginäre des „Visible Human Project“. Bielefeld: transcript 2011, 394 S., € 30,70 Wie ist gegenwärtig das Verhältnis von „Leben“ und „Bild“ medienanalytisch und wissenschaftshistorisch zu bestimmen? Diese Frage untersucht Claudia Reiche im Rahmen einer Analyse der „Zukunftsmedizin“ seit der Jahrtausendwende, dem „Visible Human Project“ der US-amerikanischen National Library of Medicine und Datenvisualisierungen des anatomischen Körpers als „digitalem Klon“. In vergleichenden Durchgängen – von Lebenden Bildern, Fotografie und Film bis zu Neuroscience und Artificial Life – geht die materialreiche Untersuchung einer topologischen Figur des Schnitts nach, der mit Walter Benjamin und Jacques Lacan durch die Dimensionen von Geschlecht und Medialität führt. ■ Conference “Making (In)Appropriate Bodies – Between Medical Models of Health, Moral Economies and Everyday Practices” 1.- 2. December 2011 – Albert Schweitzer Haus, Vienna Keynote speakers: Steven Epstein (Northwestern University, US), Ulrike Felt (University of Vienna, AT), Monica Greco (Goldsmiths, UK), Flis Henwood (University of Brighton, UK), Jörg Niewöhner (Humboldt University, DE), Vololona Rabeharisoa (École des Mines, FR) The conference gathers academic work that focuses on: ■ how bodily norms are produced and enacted in biomedical and public health arenas and beyond, and how they are translated between them; ■ the kinds of practices and interventions developed for the accomplishment of bodily norms and ideals; ■ how they are tied to the formation of identities; ■ emerging forms of resistance against normalisation and biomedicalisation; ■ the importance of wider political, cultural and national contexts, i. e. techno-political cultures or socio-technical imaginaries. The conference is organised by the Department of Social Studies of Science, University of Vienna in the project “Perceptions and Imaginations of Obesity as a Socio-Scientific Problem in the Austrian Context”(funded by GEN-AU). For details on registration go to http://sciencestudies.univie.ac.at/events/appropriate-bodies-conference. Soziale Technik 3/2011 23 SOZIALE TECHNIK Nummer 3 – Okober 2011, 21. Jg., Einzelpreis € 6,- / SFr 10,P.b.b. Verlagspostamt 8010; GZ 02Z032468M – Erscheinungsort Graz Eigentümer, Herausgeber, Verleger: IFZ, A-8010 Graz, Schlögelgasse 2 Tel.: +43/316/81 39 09-0, Fax: +43/316/81 02 74 E-Mail: [email protected], http://www.ifz.tugraz.at Redaktion: Peter Wilding Aboverwaltung: Reinhard Wächter ISSN 1022-6893 DVR 0637955 Gefördert durch die Kommunikationsbehörde Austria (KommAustria). Fotos: Johannes Gellner Basisdesign & typographisches Konzept: RoRo + Zec Satz: www.koco.at Druck: Druckerei Bachernegg, Kapfenberg Gedruckt auf Cyclus Print 90g (Recyclingpapier aus 100% Altpapier), Umschlag: Magno matt 115g, chlorfrei gebleicht. Abonnement: SOZIALE TECHNIK erscheint vierteljährlich, ein Jahresabonnement kostet im Inland € 15,(für Studierende € 11,-), im Ausland € 20,- (für Studierende € 15,-). Kostenloses Probeabo und Abobestellungen: Tel.: +43/(0)316/81 39 09 E-Mail: [email protected] www.ifz.tugraz.at/sote Das IFZ ist der Grazer Standort des Instituts für Technik- und Wissenschaftsforschung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. 3/11 Pl Ak as tu tik ell m er ül A l i rti m ke M l: ee r Geschäftsbedingungen: Die Bestellung eines Abonnements unserer Zeitschrift SOZIALE TECHNIK hat schriftlich zu erfolgen. Ein Abonnement gilt jeweils für ein Kalenderjahr (4 Nummern). Es verlängert sich automatisch, sofern nicht spätestens 6 Wochen vor Ende des Jahres eine schriftliche Kündigung erfolgt. Nicht vollständige Jahrgänge werden aliquot verrechnet. Bankverbindung: Bank Austria Creditanstalt (12.000), Kto-Nr. 436184907