aseptica Das Fachmagazin für Krankenhaus- und Praxishygiene 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 www.aseptica.com Sterilisationsverpackungen Entwicklung und Validierung von Verpackungsprozessen entscheidend 2 aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Editorial Editorial Meldung Liebe Leserinnen und Leser, Molekulare Kanüle »Alle Verpackungsprozesse müssen validiert sein«, fordert die unlängst veröffentlichte nationale Norm DIN 58953 in den Teilen 7 und 9 und folgt damit den Anforderungen der internationalen Verpackungsnorm DIN EN ISO 11607. Pseudomonas aeruginosa, ein Gram-negatives Bakterium, nutzt das bisher wenig untersuchte Typ-6-Sekretionssystem (T6SS,) um toxische Faktoren in konkurrierende Bakterien zu injizieren. Russell et al. haben nun nachgewiesen, dass zwei Proteine, Tsi1 und Tsi3, durch diese molekulare Kanüle durch die äußere Membran in das Periplasma injiziert werden. Dieser Raum zwischen der äußeren Membran der Bakterien und der Cytoplasmamembran enthält ein mehrschichtiges Peptidoglykannetzwerk, das insbesondere für die strukturelle Integrität der Bakterien wichtig ist. Die Autoren zeigen, dass Tsi1 und Tsi3 lytische Enzyme sind, die Peptidoglykan abbauen. T6SS durchdringt also nur eine der beiden Membranen der bakteriellen Zellhülle und ähnelt damit in der Funktion dem Bakteriophagen T4. P. aeruginosa wiederum schützt sich gegen die Wirkung seiner lytischen Proteine durch spezifische inaktivierende Immunoproteine im eigenen Periplasma. Eine dritte Komponente (Tsi2) wird über einen bisher unbekannten Weg weiter in das Cytoplasma transloziert und entfaltet dort seine toxische Wirkung. P. aeruginosa verschafft sich mit diesem System einen Selektionsvorteil gegenüber solchen Bakterien, welche die gleiche ökologische Nische beanspruchen. Nicht auszuschließen ist. dass das T6SS auch an der Zell-Zell-Kommunikation und der Bildung von Biofilmen beteiligt ist. [Nature 2011, 475, 343] Spätestens seit Veröffentlichung dieser Normenreihe im Jahre 2006 ist klar, dass Verpackungsprozesse als gleichwertige Prozesse in der Instrumentenaufbereitungskette anzusehen sind. Und das ist auch gut so, wenn man bedenkt, dass die Verpackung maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass das sterilisierte Medizinprodukt auch bis zur Anwendung am Patienten steril bleibt. Während sich Teil 1 dieser Norm an Hersteller von vorgefertigten Sterilbarrieresystemen (z. B. Hersteller von Container, Klarsichtbeutel und Bogenware) wendet, fordert Teil 2 die Validierung aller Verpackungsprozesse, egal ob es sich um einen maschinellen oder manuellen Prozess handelt. Um diese Validierungsforderungen normkonform in die Praxis umsetzen zu können, formulierte die Deutsche Gesellschaft für Sterilgutversorgung e.V. (DGSV) eine einfach anzuwendende Leitlinie für die Praxis und stellte diese zum diesjährigen Jahrestag in Fulda seinen Mitgliedern vor. Erstmals wird deutlich, dass nicht nur der maschinelle Heißsiegelprozess, sondern auch der Bogenwaren- und der Containerprozess zu validieren sind. Die Wichtigkeit perfekt verpackter Medizinprodukte, gab uns den Anlass, das Schwerpunktthema dieser Ausgabe der Verpackung zu widmen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen. Ihr Christian Wolf Inhalt Schwerpunkt S. 3 Verpackungssysteme gestern und heute – eine klinische Bewertung (Teil 2) S. 3 Die neue Verpackungsleitlinie der DGSV – was hat sich in puncto »Heißsiegeln« geändert? S. 6 Technik und Hygiene Kabellose Echtzeitüberwachung der Temperatur im Klinikum der Universität München, Standorte Großhadern und Innenstadt S. 9 S. 9 Klinik und Hygiene Aufbereitung von Da Vinci Instrumenten S. 12 S. 12 Unterschätztes Übertragungsrisiko S. 14 durch transvaginale Ultraschallsonden – Gezielter Schutz vor Gebärmutterhalskrebs leicht gemacht! Aktuelles 50 Jahre Miele-Medizintechnik: Meilensteine der Entwicklung Infektiologie S. 15 S. 15 S. 18 Lebensmittelvirologie, Teil 2: Übersicht der S. 18 wichtigsten, lebensmittelrelevanten Viren Impressum S. 23 aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Schwerpunkt 3 Verpackungssysteme gestern und heute – eine klinische Bewertung (Teil 2) A. Hartwig, Th. W. Fengler Zumeist sind die im Umlauf befindlichen Container von unterschiedlichen Herstellern. Nach ihrem Einsatz müssen die Container teilweise demontiert und – von den Instrumenten getrennt – maschinell gereinigt und desinfiziert werden. Übrigens müssen auch Container regelmäßig geprüft und gewartet werden. Zur Senkung des Eigengewichtes derartiger Container müssen die Siebinhalte daher geprüft werden, ob wirklich immer alle Instrumente benutzt werden. Container, die dann immer noch zu schwer und überladen sind, werden auf mind. 2 Container aufgeteilt. Für die Container ist zu beachten: - Ausreichende Lager- u. Transportkapazitäten - Kosten für Anschaffung und Aufbereitungseinsatz - Kosten für Pflege, Wartungen und Reparaturen, sowie Ausfall - Auswirkungen des Aluminium-Abrieb im Reini gungssystem (Gerät, Reinigungs- und Desinfektionsmittel) - Kenntnis und Senkung der Container-(Eigen-) Gewichte - Dampfdurchdringung und damit auch Trocknung »nur« über die begrenzten Filterflächen ckungsbögen. Diese Verpackungsart ist damit eine Zweifach-Verpackung: innen Verpackungsbogen und außen Verpackungsbogen. Der Korb ersetzt Dr. Thomas W. Fengler, Antje Hartwig die Containerwanne und hat die FunkCLEANICAL® gmbh tion, die Verpackungsbögen vor VerClinical Investigation & Application Genthiner Str. 11 | 10785 Berlin letzungen zu schützen während des Telefon: +49 (0) 30/26 39 18 99 gesamten Kreislaufes. Die Körbe und E-Mail: [email protected] die Siebschalen müssen aus einem SysE-Mail: [email protected] tem und aufeinander abgestimmt sein. www.cleanical.de Das heißt heutzutage, die Körbe und Siebschalen müssen von einem Hersteller sein, die solche Systeme anbieten. Unterschiedliche Körbe und Siebschalen sind nicht kompatibel. Diese Verpackungsart ist derzeit als kritisch einzustufen, weil das System oftmals nicht so umgesetzt wird wie beispielsweise in der Werbung beschrieben. Der klinische Anwender reklamiert dann »Defekte Weichverpackung«. | Autoren Hinzu kommen Körbe, die der ZSVA zur Verfügung stehen und nicht zu einem derartigen System hinzu gehören (unterschiedliche Hersteller, Altbestand) (Abb. 6). Container können leider nur gestapelt werden, wenn sie vom gleichen Hersteller und gleicher Bauart sind. Hier fehlen entsprechende Normen. Verbleibt mehr Nässe im Container als zulässig (lt. EN 285: bei Metall 0,2% vom Nettogewicht), ist diese nach der Sterilisation nicht sichtbar und fühlbar bei der Freigabe für den Anwender oder an das Lager, weil der Container rundum geschlossen ist. Nur trockene Verpackungen sind aber tatsächlich auch lagerfähig. 1.Korb/Siebsystem Das Korb/Siebsystem setzt sich zusammen aus einem Korb, mindestens einer Siebschale und zwei Verpa- Abb. 6: Korb/Siebsystem – der im Foto abgebildete Korb ist ein ganz normaler Korb zum Sammeln von kleinen Verpackungseinheiten zur Sterilisation. Er ist nicht für ein Korb/Siebsystem für Siebe geeignet. Für die meisten Siebschalen mit Verpackungsbögen ist er zu schmal. 4 aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 |Schwerpunkt Derartige Körbe (Foto) gehören oftmals zur Grundausstattung der ZSVA (z. B. Sammeln, Zwischenlager, Transportieren, Sterilisation von kleinen Verpackungseinheiten). Sie sollten die Aufbereitungsabteilung nicht verlassen, nicht selten verbleiben sie dann bei den belieferten Anwendern (OP, Funktionsabteilungen, Stationen). Die ZSVA nutzt die Körbe aber dennoch zur Sterilisation der weichverpackten Siebe, damit sie während der Sterilisation unverletzt bleiben. Mit der Freigabe nach der Sterilisation und der elektronischen Unterschrift im EDV-Dokumentations-System bestätigt der Aufbereiter die Unversehrtheit bei der Abgabe ins Lager, an den Anwender oder Transport. Nach der Sterilisation und Freigabe werden die weichverpackten Siebe aus den Körben entnommen und dann abgeben. Abb. 7: Sterilisation mit Körben und Containern – Restfeuchte ist nur beim Korb/Siebsystem erkennbar Abb. 8: Medizinprodukte-Einheiten (MpE) nach Sterilisation und Freigabe im Lager Jedes Sieb sollte aber seinen eigenen Korb haben, der dementsprechend während des ganzen Kreislaufs die Verpackungsbögen schützen kann. Verbleibt mehr Nässe als zulässig, ist diese nach der Sterilisation sichtbar und fühlbar bei der Freigabe für den Anwender oder an das Lager, weil die Verpackungsbögen rundum zu sehen sind durch die Körbe. Nur trockene Verpackungen sind lagerfähig. Siebinhalte müssen in jedem Fall periodisch geprüft werden, ob wirklich immer alle Instrumente benutzt werden. Für die Verpackungsbögen muss in jedem Fall ein geeignetes Korb/Siebsystem beschafft werden. Vorteile des Korb/Siebsystemes gegenüber der Container-Verpackung: - Kosten für Anschaffung und Aufbereitung sind geringer - Kosten für Pflege,- Reparaturen- und Wartungen entfallen - Kein Aluminium-Abrieb vorhanden, Körbe sind aus Edelstahl - Eigengewicht der Körbe sehr gering - Dampfdurchdringung und damit Trocknung von allen Seiten möglich - Restfeuchte macht sich bemerkbar und ist zu sehen - Lager- und Transportkapazitäten sind ähnlich Umgang mit den verschiedenen vorhandenen Siebschalen Die vorhandenen Siebschalen sind von unterschiedlichen Herstellern und zumeist nicht geeignet für Verpackungsbögen, weder in den Containern noch in den Körben. aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Schwerpunkt Abb. 9: Modell »A« Siebschale Diese Siebschalen sind gestanzt gefertigt und mit Kunststofffüßen versehen. Die Siebschalen sind reparaturanfällig und scharfkantig. Abb. 10: Modell »B« Siebschale Diese Siebschalen sind reparaturanfällig und scharfkantig. Die Streben sind nicht ordnungsgemäß verlötet. Das Geflecht bricht von den Streben ab. Abb. 11: Modell »C« Siebschale Diese Siebschalen sind am umlaufenden Lochblech oben und unten scharfkantig. Abb. 12: Modell »D« Siebschale. Diese Kunststofftrays sind gemäß Herstellerangabe nicht für die Aufbereitung einzusetzen und damit auch nicht für die Sterilisation, sondern dienen nur dem Transport und der Lagerung. 5 Beispiele reklamierter Weichverpackungen aus einem Krankenhaus Nach der Sterilisation befand sich auf den Verpackungsbögen ein deutlich erkennbarer Abdruck der Siebschale, die darin verpackt war. Deshalb kann man genau erkennen, in welchem Verpackungsbogen welche Siebschale sterilisiert wurde und woher die Verletzungen der Verpackungsbögen kommen. | Abb. 13: Verpackungsschaden (Perforation) durch Siebschale Modell »B« Abb. 14: Verpackungsschaden durch Siebschale Modell »C« Abb. 15: Es werden aber auch die weichverpackten Siebschalen nach der Sterilisation ohne schützenden Korb über eine Fläche gezogen oder geschoben. 6 aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Schwerpunkt Die neue Verpackungsleitlinie der DGSV – was hat sich in puncto »Heißsiegeln« geändert? C. Wolf »Eines der kritischsten Merkmale eines Sterilbarrieresystems und des Verpackungssystems sind die Sicherstellung und Aufrechterhaltung der Sterilität. Die Entwicklung und Validierung von Verpackungsprozessen ist entscheidend für die Sicherstellung, dass die Unversehrtheit des Sterilbarrieresystems erreicht wird und erhalten bleibt, bis die Verpackung von den Anwendern der sterilen Medizinprodukte geöffnet wird.«1 | Autor Christian Wolf hawo GmbH [email protected] Bereits im Jahre 2006 wurde die internationale Norm DIN EN ISO 11607 »Verpackungen für in der Endverpackung zu sterilisierende Medizinprodukte« veröffentlicht. Erstmals wurden international einheitliche Definitionen für die verschiedenen Terminologien festgelegt. Die Begriffe »Verpackung«, »Endverpackung« und »Primärverpackung« hatten alle weltweit eine unterschiedliche Bedeutung. Im Ergebnis dessen wurde der Begriff »Sterilbarrieresystem (SBS)« eingeführt, um die Mindestverpackung zu beschreiben, die eine akzeptable mikrobielle Barriere darstellt und die aseptische Bereitstellung des Medizinproduktes bei der Anwendung (z. B. OP) ermöglicht. Eine »Schutzverpackung« schützt das Sterilbarrieresystem und zusammen bilden sie das Verpackungssystem. Die DGSV Leitlinie als Standardwerk für die Validierung der Siegelprozesse 1 Zitat aus DIN EN ISO 11607-1:2009 2008 hat die DGSV zusammen mit der ZLG und dem TÜV Rheinland eine Leitlinie für die Validierung des Siegelprozesses nach DIN EN ISO 11607-2 erstellt. Die Leitlinie beinhaltete erstmals einfach zu verstehende Checklisten für den Validierungsplan, die Abnahmebeurteilung (IQ), die Funktionsbeurteilung (OQ) und die Leistungsbeurteilung (PQ), die es dem Betreiber ermöglichten, die Validierung des Siegelprozesses einfach und fast ohne fremde Hilfe durchzuführen. Grundsätzlich wird bei der Validierung zwischen der Erst- und Revalidierung (erneute Leistungsbeurteilung) unterschieden. Neugeräte oder Geräte, bei denen bisher noch keine Prozessvalidierung durchgeführt wurde, müssen eine Erstvalidierung durchlaufen (IQ, OQ und PQ). Bei der Erstvalidierung wird zuerst sichergestellt, dass das Siegelgerät richtig installiert und das Personal geschult ist (IQ). Anschließend wird die optimale Siegeltemperatur für das verwendete Verpackungsmaterial ermittelt (OQ). Schlussendlich wird überprüft, ob der Prozess bei der ermittelten Temperatur optimale Siegelnähte liefert, die fest genug sind (PQ). Ist die Erstvalidierung einmal erledigt, müssen für die Revalidierung (erneute Leistungsbeurteilung) lediglich drei versiegelte Beutel zum Hersteller des Siegelgerätes oder des Verpackungsmaterials geschickt werden. Eine jährliche erneute Leistungsbeurteilung wird von Herstellern im Allgemeinen empfohlen. Die Leitlinie hat sich in den letzten 3 Jahren zum Standardwerk für die Siegelprozessvalidierung in Krankenhäusern und Praxen etabliert. Im Vergleich zu vielen anderen Validierungen in der Praxis ist die Validierung des Siegelprozesses ein Kinderspiel. Nicht validierbare Verpackungsprozesse sind nicht mehr akzeptabel Nun wurde diese Leitlinie von der DGSV und der ZLG vollständig überarbeitet und durch die fehlenden manuellen Verpackungsprozesse »Falten und Einschlagen von Sterilisationsbögen« und »Befüllen und Schließen wieder verwendbarer Behälter (Container)« ergänzt. Das war wichtig, weil die maßgebliche Norm DIN EN ISO 11607-2 die Validierung aller Verpackungsprozesse fordert. Nicht validierbare Verpackungsprozesse sind also in Zukunft in der Praxis nicht mehr akzeptabel. aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Schwerpunkt Prozess abbilden wollen, dann sollte überlegt werden, nach wie vor an der bisherigen Vorgabe von 15 Proben (3 Beutel à 5 Proben) festzuhalten. Muster-Standardarbeitsanweisungen als Ergänzung Bild 1: Siegelgeräte von hawo die mit V gekennzeichnet sind erfüllen sämtliche Anforderungen der neuen DGSV Leitlinie (hier: hm 880 DC-V). Der Teil »Befüllen und Siegeln von Beuteln oder Schläuchen« wurde an die geänderte Norm DIN EN 868-5 angeglichen und durch Muster-Standardarbeitsanweisungen ergänzt. Siegelnahtfestigkeitsbestimmung nach DIN EN 868-5 – nur noch eine statt 5 Proben! Bisher mussten für die Siegelnahtfestigkeitsbestimmung während der Leistungsbeurteilung bzw. der erneuten Leistungsbeurteilung (Revalidierung) gemäß DIN EN 868-5:1999, Anhang D, drei versiegelte und sterilisierte Beutel oder Schläuche zur Bestimmung der Siegelnahtfestigkeit eingeschickt werden. Aus jeder dieser Beutel oder Schläuche wurden dann je 5 Proben aus der selbst produzierten Siegelnaht entnommen und deren Festigkeiten bestimmt (insgesamt 15 Werte). Die neue Norm DIN EN 868-5:2009, Anhang D, fordert nur noch mindestens eine Probe aus jeweils drei versiegelten und sterilisierten Beuteln oder Schläuchen (insgesamt nur noch mindestens 3 Werte). Die Checkliste in der Leitlinie wurde entsprechend angepasst, sodass statt 15 Werte nur noch 3 Werte einzutragen sind. Fraglich ist jedoch, ob dies sinnvoll ist? Wenn man bedenkt, dass die siegelnahterzeugende Anpressrolle in einem Siegelgerät einen Umfang zwischen 160 mm – 180 mm (herstellerabhängig) hat und die zu prüfende Siegelnahtprobe normativ lediglich 15 mm breit ist würde das bedeuten, dass nur noch weniger als 10% der relevanten selbst erzeugten Siegelnaht geprüft wird. Die Aussage, dass somit ein reproduzierbarer Prozess abgebildet wird, könnte relativ leicht angezweifelt werden. Wenn wir also einen reproduzierbaren Der Verschlussprozess beim Heißsiegeln mittels Siegelgerät läuft in der Praxis voll automatisch und überwacht ab. Dennoch werden für die Prozessschritte des Befüllens der Beutel sowie für die tägliche Routineprüfung der Siegelnähte Standardarbeitsanweisungen benötigt. Die Neue Leitlinie wurde mit zwei Muster-Standardarbeitsanweisungen für den Heißsiegelprozess ergänzt. Diese können einfach in die Praxis umgesetzt werden. Für die tägliche Routineprüfung der Qualitätseigenschaften von Siegelnähten zeigt die Leitlinie in einer Tabelle verschiedene Testmethoden auf, die in der Praxis angewendet werden können. Testmethode Geeignet für die Überprüfung folgender Qualitätseigenschaften Siegelnahtdichtigkeitstest (z. B. ‘Dye Penetration Test / Tintentest’ gemäß DIN EN ISO 11607-1, Anhang B2) - Kanalbildung oder offenen Siegelnähte - Durchstiche oder Risse Siegelindikator (z. B. Seal Check) - Intakte Siegelung über die gesamte Siegelnahtbreite - Kanalbildungen oder offenen Siegelnähte - Durchstiche oder Risse Peel Test nach DIN EN 868-5, Anhang E - Delaminierung oder Materialablösung Sichtprüfung (z. B. ‘Visual Inspection’ gemäß DIN EN ISO 11607-1, Anhang B) - Intakte Siegelung über die gesamte Siegelnahtbreite - Durchstiche oder Risse 2 Die Grundlage für diese Testmethode ist ASTM F1929 »Standard test method for detecting seal leaks in porous medical packaging by dye penetration« Während die Sichtprüfung für jede einzelne selbst erzeugte Siegelnaht durchzuführen ist, wird gefordert, dass täglich mindestens ein Test – mittels Seal Check oder dem sogenannten Tintentest (Siegelnahtdichtigkeitstest) – vor der Sterilisation durchgeführt wird; sowie nach der Sterilisation ein Peel Test nach DIN EN 868, Anhang D, durchzuführen ist. Die Muster-Standardarbeitsanweisung für die Prüfung der Siegelnähte im Anhang A.7. der neuen Leit- 7 8 aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Schwerpunkt linie beschreibt den standardisierten Tintentest nach DIN EN ISO 11607-1, Anhang B.2 (Unversehrtheit), weist aber in einer Fußnote darauf hin, dass auch der Seal Check weiterhin zur täglichen Prüfung der Siegelnähte genutzt werden kann. Der Tintentest ist in der Praxis gemäß Leitlinie folgendermaßen durchzuführen: 1. Siegelgerät einschalten und warten, bis die Betriebstemperatur erreicht ist. 2.Siegelgerät gegebenenfalls in den Testmodus schalten. 3. Einen leeren Beutel oder Schlauchabschnitt (Breite: 20 cm, Länge ca. 10 cm) versiegeln. 4. Den Beutel etwa 5 cm oberhalb der Siegelnaht aufschneiden (der Schlauchabschnitt ist bereits oben offen). 5. Mit einer Pipette etwa 2 ml geeignete Prüftinte in den geöffneten Beutel oder Schlauchabschnitt knapp über der Siegelnaht einträufeln. 6. Die Prüftinte mit den Fingern oder einem Tuch von außen entlang der Siegelnaht verstreichen. 7. Nach ca. 20 Sekunden visuell kontrollieren, ob die Siegelnaht unversehrt ist. 8. Fehler in der Siegelnaht wie z. B. Kanäle, Falten oder Fehlstellen werden durch Eindringen der Prüftinte angezeigt. Bei der Verwendung des Seal-Check-Siegelindikators darf dieser auf keinen Fall zerschnitten werden, da immer gewährleistet sein muss, dass der gesamte Umfang der Andruckrolle des Siegelgerätes abgedruckt wird. Weiterhin sollte der Siegelindikator immer aus der gleichen Materialart bestehen wie das poröse Material der Verpackung (Papier nach DIN EN 868-3 oder Tyvek®3 nach DIN EN 868-9). Zusammenfassung Tyvek ist ein eingetragenes Warenzeichen von E. I. du Pont de Nemours and Company 3 Die Leitlinie wurde hauptsächlich durch die fehlenden manuellen Verpackungsprozesse »Falten und Einschlagen von Sterilisationsbögen« und »Befüllen und Schließen wieder verwendbarer Behälter (Container)« ergänzt. Der Verpackungsprozess »Befüllen und Siegeln von Beuteln oder Schläuchen« wurde lediglich mit den neuen Normen harmonisiert und durch Muster-Standardarbeitsanweisungen ergänzt. Bild 2: hawo Seal Check med Siegelindikatoren bestehen aus »medical grade paper« nach EN 868-3. Bild 3: NEU – hawo InkTest zur routinemäßigen Prüfung der Unversehrtheit von Siegelnähten. Der Test entspricht den normativen Anforderungen. Wurde die Erstvalidierung also bereits schon nach der Leitlinie für die Validierung der Siegelprozesse (Revision 1, 2008) durchgeführt, muss keine erneute Erstvalidierung nach der neuen Leitlinie durchgeführt werden. Es sollte lediglich sichergestellt werden, dass Standardarbeitsanweisungen installiert sind. Die neue Leitlinie kann auf www.hawo.com kostenlos bestellt werden. | aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Technik und Hygiene Kabellose Echtzeitüberwachung der Temperatur im Klinikum der Universität München, Standorte Großhadern und Innenstadt M. Obert Zeitsparende, 24h »rund um die Uhr« Temperaturüberwachung in dem Institut für Klinische Chemie Das Klinikum der Universität München ist aufgeteilt in zwei Campus. Der Campus Innenstadt wurde bereits 1813 gebaut und ist in einzelne Kliniken unterteilt. Der Klinikkomplex des Campus Großhadern wurde 1977 eröffnet, nachdem der Campus Innenstadt an seine Kapazitätsgrenzen stieß. Hier sind alle Kliniken unter einem Dach vereint. Die gesamte Klinik der LMU umfasst über 2.300 Betten mit 44 Kliniken, Instituten und Abteilungen aus allen medizinischen Fachbereichen. Seit Oktober 1999 sind die beiden Klinika Großhadern und Innenstadt unter dem Namen Klinikum der Universität München vereinigt. So hat sich das Klinikum der Universität München zu einem der größten Krankenhäuser in Deutschland und Europa entwickelt. Um den Bedürfnissen und der Genesung der rund 500.000 Patienten, die die Klinik jährlich besuchen, nachzukommen, kümmern sich derzeit etwa 9.500 Mitarbeiter (ca. 1.700 Mediziner und ca. 3.400 Pflegekräfte) aus den Bereichen Medizin, Pflege, Verwaltung, Technik und Versorgungsdienste um die Patienten. Das Institut für Klinische Chemie Das Institut für Klinische Chemie versorgt als Zentrallabor sämtliche Einrichtungen des Klinikums der Universität München an den Standorten Großhadern und Innenstadt. Das Leistungsspektrum umfasst alle für die Krankenversorgung relevanten Laboruntersuchungen. Pro Jahr werden über 7 Millionen Laboranalysen durchgeführt. Ein weites Spektrum von Untersuchungen ist dabei an beiden Standorten des Klinikums 24h Stunden am Tag verfügbar. | Autorin Das gesamte zu untersuchende Blut von Patienten im stationären Bereich, während einer OP und im nicht stationären Bereich, wird hier gelagert und analysiert. Auch Reagenzien, die für die Blutanalyse benötigt werden, werden hier gelagert. Lückenlose Temperaturüberwachung Melanie Obert ebro Electronic GmbH Peringerstr. 10 D-85055 Ingolstadt 9 10 aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Technik und Hygiene Die Applikation Der klinischen Chemie wird von deren Qualitätssicherung eine lückenlose Temperaturüberwachung vorgegeben. Hierunter fallen die Raumüberwachung und die Überwachung der Kühlschränke sowie Kühlräume in denen Reagenzien mit Blut und Blutplasma gelagert werden. Alle Reagenzien und Proben müssen temperaturüberwacht sein. Durch Leitlinien wie GLP sowie die GMP-Richtlinien, wird eine regelmäßige Temperaturüberwachung vorgeschrieben. Zusätzlich gilt im Laborbereich die Richtlinien der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung in medizinischen Laboratorien (RiLiBÄK). Auch die DIN ISO EN 15189 für Referenzlaboratorien spielt eine wichtige Rolle. Desweiteren muss die klinische Chemie auf die Temperaturangaben der Gerätehersteller sowie die allgemeinen Arbeitsplatzangaben achten. Es stehen zur Blutuntersuchung und Analyse sehr viele Geräte hier, die nur innerhalb einer bestimmten Temperaturspanne arbeiten bzw. richtig funktionieren. Daher muss die Raumtemperatur mit den einzelnen Geräteangaben abgestimmt werden. Diese darf, verglichen mit den Arbeitsplatzvorgaben zwischen 20 °C – 28 °C sein. Mit der Überwachung der Raumtemperatur ist die Probenvorbereitung abgedeckt. Herkömmliche Überwachungsmöglichkeiten Da die Temperatur der Blutkühlschränke, sowie die Temperatur der Reagenzien regelmäßig überwacht werden muss, wurden im Klinikum der Universität München sogenannte Min-Max-Thermometer in die einzelnen Kühlschränke gelegt, die die aktuelle Temperatur anzeigen, sowie die niedrigste und die höchste Temperatur, die das Gerät gemessen hatte, abspeichern. Um die Temperaturen der Kühlschränke regelmäßig zu dokumentieren, musste eine Mitarbeiterin 2x am Tag alle Kühlschränke ablaufen. Eine lückenlose Übermittlung war so nicht gegeben. Falls Kühlschränke ausfielen, konnte nicht schnell genug reagiert werden und schlimmstenfalls konnten so Reagenzien kaputt gehen. Das Blut wurde zu dieser Zeit über die Zentrale überwacht, die die verantwortliche Person alarmierte, sobald die Temperatur nicht mehr stimmte. Eine weitere Möglichkeit, die es gibt, ist ein Datenlogger, der die Temperatur in regelmäßigen Abschnitten misst und abspeichert. Diese müssen regelmäßig aus dem Kühlschrank entnommen und ausgelesen werden. Grenzüberschreitungen werden über eine LED angezeigt. Auch hier wird ein zusätzlicher Zeitaufwand zum Auslesen benötigt. Bei einer möglichen Grenzwertüberschreitung bekommt der Verantwortliche keinen Alarm in Echtzeit und möglicherweise wird zu spät gehandelt. Problematik allgemein Die Überwachung von Kühlschränken, Brutschränken oder Klimakammern erfolgt in vielen Laboratorien noch immer von Hand. Personeller Aufwand, Lücken in der Überwachung, nachträgliche Fehlerentdeckung etc. spielen hierbei aber eher eine nebensächliche Rolle, wenn man an die große Anzahl der hochpreisigen Produkte denkt, die nicht mehr verwendet werden können. Die ebro Lösung – Kabellose Funküberwachung in Echtzeit – mit dem EBI 25 System Um diese Probleme und den großen Zeitaufwand zu vermeiden, hat die Firma ebro Electronic ein automatisches Temperatur- und Feuchteaufzeichnungs- System mit Alarmfunktion entwickelt, das dem Klinikum Großhadern 24 Stunden Zentralüberwachung bietet. Das Klinische Labor des Campus Innenstadt als auch das des Klinikkomplex Großhadern sind mit EBI 25 Temperaturdatenloggern ausgestattet worden. 70 Datenlogger in Großhadern und 40 Datenlogger in der Innenstadt überwachen die Raumtemperatur, Blut- und Reagenzien Kühlschränke sowie die Blut- und Reagenzien Tiefkühlschränke. aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Technik und Hygiene schnittstelle IF 400, Logger-Haltevorrichtungen sowie den Softwarevarianten Winlog.wave (lokale PC-Einzelplatzlösung) und Winlog.web (web-basierte Serverlösung). EBI 25 funkt auf der Frequenz 868 MHz. Der wasserdichte (IP 67) Funk-Temperaturdatenlogger EBI 25 hat einen Temperaturmessbereich von -40...+85 °C und kann 288 Messwerte speichern. Die Temperaturgenauigkeit ist ±0,5 °C. Zusätzlich hat der Verantwortliche im Klinikum Großhadern graphische Lagepläne beider Standorte erstellt. In diesem Lageplan werden die aktuellen Messwerte und ggf. Alarminformationen angezeigt. Diese Alarme erscheinen dann visuell, akustisch oder können dann individuell an ausgewählte Verantwortliche als E-Mail oder SMS gesendet werden. Alle Messwerte eines oder mehrerer Logger werden automatisch über einen Zeitraum, der festgelegt wurde, zusammengefasst als Bericht generiert und an alle Beteiligten per E-Mail zugeschickt werden. Die Temperaturüberwachung mit dem EBI 25 System bietet die perfekte Lösung für eine zuverlässige und personenunabhängige Temperatur- und Feuchteüberwachung 24h am Tag und 365 Tage im Jahr, die lückenlos und vollautomatisch funktioniert. | Fotos: Klinikum der Universität München Alle Temperaturwerte aus Großhadern und der Innenstadt werden automatisch, in gewünschten Abständen über mehrere Basisstationen auf einen Computer gesendet. Die Alarmfunktion informiert die Verantwortlichen im Klinikum umgehend, sobald eine Grenzwertüberschreitung stattgefunden hat. Das EBI Funkfühlersystem besteht aus den Temperaturloggern EBI 25-T (interner Fühler), EBI 25-TE (externer Einstechfühler), dem Temperatur-/Feuchtelogger EBI 25-TH, der Basisstation mit Funk- Im Lageplan werden die aktuellen Messwerte und ggf. Alarminformationen angezeigt. 11 12 aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Klinik und Hygiene Aufbereitung von Da Vinci Instrumenten J. Keller Das von der US-Firma Intuitive Surgical entwickelte Da-Vinci-Surgical-System steht bereits seit 10 Jahren für die modernste Entwicklung auf dem Gebiet der minimal-invasiven Chirurgie. Das aktuelle System setzt sich aus einer Kontrollkonsole (Abb. 1), einer Arbeitseinheit und einem 3D-Monitor zusammen. Der Operateur kann über Joysticks und Fußpedal die drei mit auswechselbaren Spezialinstrumenten und 3D-Kamera bestückten Operationsarme steuern (Abb. 2). Abb. 1 Operateur an der Konsole des da VinciSystems Abb. 2 Instrumentierarme Abb. 3 Urologischer Eingriff mit Hilfe des da VinciSystems (CHR Citadelle Lüttich/Belgien) Abb. 4 Endowrist® Instrument Die Instrumentierarme lassen sich wie eine menschliche Hand führen, da die Gelenke über sieben Freiheitsgrade verfügen. Wie bei traditionellen laparoskopischen Eingriffen werden die Instrumente auch bei der Da Vinci Technik mit Hilfe von Trokar und Schaft in den Bauchraum eingeführt. Durch spezielle Filtermechanismen werden jedoch unerwünschte Bewegungen des Operateurs wie z. B. Zittern und Pulsschlag unterdrückt und über die Operationsinstrumente nur hochpräzise Schnitte im Inneren des Patienten ausgeführt. Abb. 5 Endowrist® Instrumente Zu den Vorteilen einer robotergestützten OP-Technik gehört nicht nur die hochpräzise Schnitttechnik verbunden mit weniger Komplikationen und einem verbesserten kosmetischen Ergebnis sondern auch der in der Regel kürzere stationäre Aufenthalt und die schnellere postoperative Regeneration. Die Verwendung der Da Vinci Operationstechnik hat sich trotz der hohen Anschaffungskosten in Deutschland mittlerweile in vielen Häusern als Standardtherapie bei minimal-invasiven Eingriffen etabliert. In der Urologie des Universitätsklinikums Heidelberg, das als eines der ersten Häuser 2004 den Da Vinci OP-Roboter erfolgreich einführte, werden mit dieser Technik z. B. neben der radikalen Entfernung der Prostata bösartige Blasenund Nierentumore, Blasensenkungen bei Frauen sowie Nierenbeckenabgangsenge behandelt (Abb. 3). Durch die voranschreitende Verbreitung des Da Vinci-Systems tritt auch immer mehr die Frage nach der richtigen Aufbereitung des zugehörigen Instrumentariums (Endowrist® Instrumente z. B. Abb. 4 und 5) in den Vordergrund. Die von Intuitive Surgical unter www.intuitivesurgical.com downloadbaren Herstellerangaben hierzu ermöglichen eine Klassifizierung in Einmalinstrumente und Instrumente, die zur Wiederaufbereitung zugelassen sind und geben Hinweise zur Eignung für Reinigungs-, Desinfektions- und ggf. Sterilisationsverfahren.Die allgemein bekannten Schritte der Medizinprodukte-Aufbereitung treffen auch für die Instrumente des da Vinci-Systems zu: • • • • • • • • • Keine Wiederaufbereitung von Einmalinstrumenten! Vorbereiten (Vorbehandeln, Vorreinigen, ggf. Zerlegen) Reinigung, Desinfektion, Nachspülung, ggf. Trocknung Visuelle Prüfung auf Sauberkeit und einwandfreien Zustand des Materials ggf. Pflege und Instandsetzung Funktionsprüfung Kennzeichnung ggf. Verpacken und Sterilisation Freigabe und Lagerung aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Klinik und Hygiene Spezielle Aufbereitungshinweise, die z. B. in der Roten Broschüre (9. Ausgabe, 2009) für die Aufbereitung von MIC-Instrumenten und Endoskopen gegeben werden, sind auch für Endowrist® Instrumente zu beachten. Hierzu gehören z. B. der Transport von empfindlichem Instrumentarium in dafür vorgesehenen Behältnissen mit Haltevorrichtung und das Zerlegen von demontierbarem Instrumentarium gemäß Herstellerangaben. Im Folgenden wird anhand eines am CHR de la Citadelle in Lüttich angewandten und validierten Verfahrens ein möglicher Ablauf beispielhaft aufgezeigt: • Visuelle Prüfung, Kontrolle, Pflege; Schutz der Instrumente durch Silikonschläuche • Instrumente einzeln verpacken • SMS-Blatt auf Containerboden legen • Prozessindikator • Container schließen und versiegeln • Aufbereitungsschild mit Prozessindikator für Wasserdampfsterilisation • Prionenzyklus 134 °C, 18 Minuten Haltezeit • Manuelle Vorreinigung unter fließendem Wasser, Instrumente mit weicher Bürste bürsten (Abb. 6 und 7) • Maschinelle Reinigung und thermische Desinfektion (+ Ultraschall je nach Beladung/Charge) bei max. 93 °C/10 Minuten (Abb. 8 und 9) Zuvor Bestückung des speziellen Beladungsträgers sowie Adaption einzelner Instrumente mit Spül anschlüssen, um ausreichende Durchspülung von Hohlkörperinstrumenten zu gewährleisten (Abb. 10) • Einsatz eines enzymhaltigen Reinigungsmittels • Spüldruck 2,7 bar oder 0,7 bar mit enzymgerechten Wirkzeiten beim Verfahren ROBOTVARIO • Trocknung: Instrumente mit Druckluft trocknen, mit weichem Tuch nachreiben (Abb. 11 und 12) Thermolabile Instrumente wie z. B. da Vinci Optiken beanspruchen eine gesonderte Behandlung. Hier sollte gemäß der Aufbereitungsvorschriften des Herstellers ein Niedrigtemperatur-Sterilisations-Verfahren gewählt werden (Abb. 13). Mit dem H2O2Gas-Plasma-Verfahren steht hier ein materialschonendes, nicht toxisches Verfahren zur Verfügung. Zum Schutz der empfindlichen Optik sollte diese nach Möglichkeit in einem zum Sterilisator passenden Siebkorb gelegt werden (Abb. 14). | Abb. 6 Vorreinigung mit weicher Bürste Abb. 7 Abb. 10 alternativer Beladungswagen Abb. 11 Abb. 12 13 | Autorin Julia Keller, Kögel GmbH E-Mail: [email protected] www.mk-koegel.de Hagenfeldstraße 4 D-75038 Oberderdingen Quellenverzeichnis/ Internetquellenverzeichnis • Krankenhaus Bad Soden: www.kliniken-mtk.de • Zentralsterilisation Supplement 1/2011, 19. Jahrgang, P. Geistberger, Plasmasterilisation an der Schnittstelle Praxis/ Zertifizierung/Recht • Zentralsterilisation Supplement 1/ September 2009, 17. Jahrgang • meditec, Mai 2010 • Instrumenten-Aufbereitung richtig gemacht, 9. Ausgabe 2009 • Da Vinci-Roboter – Aufbereitung von »wiedersterilisierbarem« Material, Charly Marechal (CHR Citadelle), Fachvortrag 9. Juni 2011, 7. SGSV Kongress • aseptica 16 (2010), 4: 16-18 • www.intuitivesurgical.com Abb. 8 Endowrist® Beladungsträger Abb. 9 Adaption mit Spülanschluss Abb. 13 Da Vinci Optik im Plasma-Steri Abb. 14 Aufbereitungstray für da Vinci Optik 14 aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Klinik und Hygiene Unterschätztes Übertragungsrisiko durch transvaginale Ultraschallsonden – Gezielter Schutz vor Gebärmutterhalskrebs leicht gemacht! I. Horstmann Papillomvirusinfektionen sind eine der häufigsten Virusinfektion in Deutschland. Die unsachgerechte Aufbereitung transvaginaler Ultraschallsonden ist häufig verantwortlich für die Übertragung dieses für den gefährlichen Gebärmutterhalskrebs verantwortlichen Erregers. Um dies zu vermeiden muss bei der Anwendung von transvaginalen Sonden nach Empfehlung der Fachkreise eine Schutzhülle (z. B. Microtek Ultracover®) Ecolab Deutschland GmbH verwendet werden und die Sonde nach Ina Horstmann dem Entfernen der Schutzhülle einer Reisholzer Werftstraße 38-42 Desinfektionsmaßnahme mit umfas40589 Düsseldorf Tel. 0211 9893-862 sender Wirksamkeit unterzogen werE-Mail [email protected] den. Die meisten transvaginalen Ultraschallsonden können allerdings nur bis zu einer bestimmten Markierung in ein Desinfektionsbad eingetaucht werden, so dass die Desinfektionsleistung bei dieser Methode nicht für die ganze Sonde zu gewährleisten ist. Zudem ist die Anwendung im Tauchbad manchmal im Praxisalltag sehr aufwendig. Eine sinnvolle, den Anforderungen des RKI1) entsprechende und praktisch sehr leicht anwendbare Lösung hat die Firma Ecolab mit den neuen vorgetränkten viruziden Desinfektionstüchern Sani-Cloth® Active entwickelt. Hierdurch kann eine komplette Desinfektion der gesamten Ultraschallsonde erreicht werden. | Kontakt Robert-Koch-Institut Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV) e.V. 1) 2) Als gefährliche Erreger im Rahmen der Anwendung von transvaginalen Sonden ist besonders die Gruppe der Papovaviren hervorzuheben, da es hierbei ein sehr hohes Übertragungsrisiko gibt. Die wohl bekanntesten Viren dieser Familie sind die Humanen Papillomviren (HPV, auch Papillomaviren), die für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich gemacht werden. Im Folgenden möchten wir Ihnen daher ein paar Hintergrundinformationen zu diesem Thema geben. Der Begriff Papovaviren ist der Kunstbegriff für eine Virusfamilie, die aus den drei Unterfamilien Papillomviren, Polyomaviren (SV40) und Vakuolisierende Viren besteht. Als für die Virusfamilie repräsentativer Prüfvirus wurde bereits in der ersten Richtlinie der DVV2) vor fast 30 Jahren das Simianvirus 40 (SV40), das zu den Polyomaviren gehört, ausgewählt. Es ist im Gegensatz zu den anderen Viren der Familie züchtbar und damit für Desinfektionsmitteluntersuchungen verwendbar. Der Hauptvorteil als Prüfvirus besteht darin, dass das Simianvirus 40 als Modell für die Papillomviren und damit auch für ca. 70 Humane Papillomviren (HPV-1 bis HPV-70), von denen einige für Tumoren des Menschen verantwortlich sind; hier vor Allem für den Gebärmutterhalskrebs, das Peniscarzinom, für Larynxcarzinome und (maligne) Darmpapillome. Da SV40 im Tierversuch in der Lage ist, Krebs zu erzeugen wurde es auch zum Modell für krebserzeugende Viren des Menschen gemacht. Polyomaviren selber (und vakuolisierende Viren) sind zwar als Krankheitserreger beim Menschen selten, Papillomvirusinfektionen sind dagegen wohl die häufigste Virusinfektion in Deutschland. Die überwiegenden Papillomvirus-Typen machen allerdings nur gutartige Tumoren (Warzen und die so genannten Condylome), manchmal aber auch bösartige metastasierende Tumoren (s.o.). Die konsequente Anwendung von Microtek Ultracover® und Sani-Cloth® Active bietet somit eine hervorragende Möglichkeit, die Anzahl der Infektionen durch Papillomviren und das damit verbundene Risiko des Gebärmutterhalskrebses signifikant zu reduzieren! | aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Aktuelles 15 Vom Spülautomat für chirurgische Instrumente bis zum Systemangebot im 21. Jahrhundert 50 Jahre Miele-Medizintechnik: Meilensteine der Entwicklung Mit »System4Med« bietet Miele Professional seinen Kunden ein komplettes System für die sichere und wirtschaftliche Instrumentenaufbereitung in Arztpraxen und Krankenhäusern. Dazu gehören neben Reinigungs- und Desinfektionsautomaten und Sterilisatoren auch Hard- und Software für die Datendokumentation sowie eine umfassende Betreuung durch den Miele-Service. Für viele Innovationen des 21. Jahrhunderts wurde der Grundstein aber wesentlich früher gelegt, zum Teil schon mit den ersten Geräten in den frühen 1960er Jahren. Eine Zeitreise. 1961: Die erfolgreiche Markteinführung der ersten Miele-Gewerbegeschirrspüler ebnet den Weg für Praxistests mit Spülautomaten, in denen chirurgische Instrumente gereinigt werden. Das erste Gerät, das die Bezeichnung »G 15 op-Spezial« erhält, entwickelt Miele ab 1961 in enger Zusammenarbeit mit namhaften Hygienikern. Sobald feststeht, dass »OP-Bestecke aller Art ohne jede Vor- oder Nachbehandlung gründlich und zuverlässig« gereinigt werden können – so ein Zitat im Prospekt der Anfangsjahre – erhalten Kunden die ersten Geräte. Von Beginn an entwickeln sich Innovationen zum Miele-Standard: Die Spültemperaturen werden überwacht, zunächst durch zwei eingebaute Thermostate aus rostfreiem Edelstahl. 1966 kommt für den G 15 ein passender Spezialkorb auf den Markt, in dem benutzte Injektionsspritzen aufrecht stehend gereinigt werden können. Der Erfolg der »Gründerjahre« ist beachtlich: 756 Mal wird dieser Spülautomat verkauft, ehe modernere Geräte mit einer Steuerung durch Programmkarten ihn ablösen. Damals: Die Geschichte der Medizintechnik von Miele begann Anfang der 1960er Jahre mit einem Spülautomaten für chirurgische Instrumente, der als Modell „G 15 op-Spezial“ auf den Markt kam (rechts). Er wurde ab 1961 in Zusammenarbeit mit führenden Hygienikern entwickelt.Foto: Miele 1971: Die Programmkarten-Steuerung sorgt dafür, dass die neuen »Spezial Spülautomaten« von Miele nun in unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt werden können: Nicht mehr nur für die Aufbereitung von OP-Instrumenten, sondern auch für Anästhesie-Materialien, Babyflaschen und La- Heute: Unter dem Namen “System4Med” bietet Miele Professional das komplette Produktportfolio für die moderne Zentralsterilsation an: Von Großraumdesinfektoren der neuesten Generation (Foto) über Dampf-Großsterilisatoren bis zu Großkammer- Reinigungs- und Desinfektionsanlagen. Verschiedene Möglichkeiten der Prozessdatendokumentation und die umfassende Betreuung durch den Miele-Service runden das Angebot ab. Foto: Miele 16 aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Aktuelles borglas. Atemschläuche und Katheter sind per Injektor-Düsen direkt an die Wasserversorgung angeschlossen, so dass sie zuverlässig von innen gereinigt werden können. Dieses Verfahren wird in den folgenden Jahrzehnten weiter verfeinert. Ab 1971 gibt es Körbe, Einsätze und spezielle Aufbereitungsverfahren für den Bereich Anästhesie, wenig später auch für Dental-Instrumente (1972), OP-Schuhe sowie Instrumente von Gynäkologen und Hals-Nasen-Ohrenärzten (jeweils 1979). Nicht zuletzt deshalb erhalten die Geräte der Miele-Serie »G 19« als erste die Prüfplakette des Fachausschusses »Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege«. Am Ende dieses Jahrzehnts stellt Miele bereits die Weichen für den künftigen Erfolg in der zentralen Sterilgut-Aufbereitung: 1979 kommt mit dem Modell G 7717 der erste Reinigungs- und Desinfektionsautomat auf den Markt, dessen gegenseitige Türverriegelung die Trennung in eine unreine und eine reine Seite ermöglicht. 1980: Das thermische Reinigungs- und Desinfektionssystem von Miele wird erstmals durch das Bundesgesundheitsamt (BGA) gemäß Paragraph 10 c des Bundesseuchen-Gesetzes gelistet. Weil die Wirksamkeit des Verfahrens von höchster Stelle bestätigt wird, steigt die Nachfrage: Miele verkauft mehr als 40.000 der beim BGA gelisteten Modelle. Die Entwicklung wird unterdessen fortgesetzt und 1985 kommt der erste Reinigungs- und Desinfektionsautomat für Endoskope auf den Markt. 1990: Die Programmgestaltung wird immer mehr den individuellen Reinigungsproblemen gerecht. Sie erfolgt wahlweise durch die Steuerung per Programmkarte oder durch eine Micro Computer Unit (MCU). Letztere bietet die bis dahin höchste Prozesssicherheit und Programmkontrolle. Ab Mitte der 90er Jahre sind die Weichen für das neue Jahrtausend gestellt: 1994 wird das so genannte BGA-Programm aus dem Jahr 1980 als Routineprogramm durch das neue Reinigungs- und Desinfektionsprogramm »Vario TD« ersetzt. Noch heute stellt es den Standard im Markt dar. Bei diesem Verfahren findet die thermische Desinfektion erst in der letzten Spülphase statt, wodurch eine bessere Reinigungsleistung erreicht und eine Rekontamination durch das Nachspülwasser vermieden wird. Ein weiterer Meilenstein im Jahr 1994: In passenden Einsätzen für Instrumentarium der minimalinvasiven Chirurgie können erstmals auch Instrumente dieser Disziplin aufbereitet werden. Auch das Jahr 1995 ist für die Miele-Medizintechnik richtungsweisend, denn die erste Geräteserie von Großraumdesinfektoren wird eingeführt. Neu ist die freiprogrammierbare, elektronische Steuerung »Profitronic«, die eine flexible Gestaltung von bis zu 64 Programmen ermöglicht. Die Klartextanzeige im Display erleichtert zudem die Benutzerführung. Mit dem Vertrieb der Großraumdesinfektoren bietet Miele auch umfangreiche Dienstleistungen für den unreinen Bereich der ZSVA: Planung, Kapazitätsberechnung, Wirtschaftlichkeitsbetrachtung sowie kurze Reaktionszeiten des Miele Professional Service. 2001: Kurz nach der Jahrtausendwende bringt Miele eine neue Generation von unterbaufähigen Standgeräten auf den Markt, die zum damaligen Zeitpunkt schon Anforderungen für die erst ab 2006 europaweit geltende Norm EN ISO 15883 erfüllt. Diese Geräte verfügen zum Beispiel bereits über einen Messzugang, durch den Temperaturfühler in den Spülraum hinein geführt werden können. Damit lässt sich überprüfen, ob die Desinfektionstemperatur über die gesamte Haltezeit eingehalten wird. 2004 führt Miele das später patentierte Aufbereitungsverfahren »Oxivario Plus« auf dem Markt ein, das die Reinigung von Instrumenten ermöglicht, die laut Robert-Koch-Institut als kritisch einzustufen sind – beispielsweise Instrumentarium der minimalinvasiven Chirurgie. Dieses Verfahren wird später auch im Hinblick der Wirksamkeit auf Prionen (Erreger der Creutzfeld-Jacob-Krankheit) erfolgreich getestet. Ein Jahr danach bietet Miele mit dem Programm »Orthovario« zusätzlich eine Verfahrensvariante für die gründliche, aber schonende Aufbereitung von Instrumentarium der orthopädischen Chirurgie. 2007 wird die bis dahin erfolgreiche, erste Generation der Großraumdesinfektoren durch eine neue aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Aktuelles Zeitstrahl: 50 Jahre Miele-Innovationen für Praxen und Krankenhäuser. Grafik: Miele abgelöst: Die Modelle PG 8527 und PG 8528 bieten mit ihren Innovationen ein Höchstmaß an Sicherheit bei der maschinellen Instrumentenaufbereitung. Das Display informiert den Kunden beispielsweise, wenn die Rotationsgeschwindigkeit der Spülarme nicht innerhalb des vorgegebenen Korridors liegt. Denn die neuen Desinfektoren werden serienmäßig mit der speziellen Spülarmkontrolleinheit »PerfectSpeed« ausgestattet, die einzigartig ist – ebenso wie andere Neuheiten. Ab 2008 kommen auch erste, unterbaufähige Reinigungs- und Desinfektionsgeräte mit den Innovationen der Großraumdesinfektoren auf den Markt. 2010: In diesem Jahrzehnt tritt Miele Professional erstmals als Systemanbieter für die Sterilgutversorgung im Krankenhaus auf und damit als kompetenter Ansprechpartner für den gesamten Bereich der zentralen Instrumentenaufbereitung. Zum Produktportfolio von »System4Med« gehören jetzt auch Dampf-Großsterilisatoren, Container- und Transportwagenwaschanlagen sowie weitere Produkte, die für die Ausstattung einer modernen Zentralsterilisation benötigt werden. Hard- und Softwarelösungen für die Prozessdatendokumentation und das Sterilgutmanagement sowie eine umfassende Betreuung durch den Miele-Service runden das Angebot ab. Mit der Einführung des neuen Verfahrens »Robotvario« für Instrumente der OP-Robotik bestätigt Miele 2011 seine Position als Innovationsführer im Bereich der Instrumentenaufbereitung. | Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Anwender unter: Tel.: 0180/230 31 31 (0,06 EUR pro Min., Mobilfunk max. 0,42 EUR pro Min.), Fax: 0800/33 555 33 oder www.miele-professional.de 17 18 aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Infektiologie Lebensmittelvirologie, Teil 2: Übersicht der wichtigsten, lebensmittelrelevanten Viren F. v. Rheinbaben Viren sind in Lebensmitteln oder in größeren Volumina von Wasser immer noch nicht leicht zu finden, vor allem dann, wenn sie dort in sehr geringer Konzentrationen vorkommen. Obgleich die Nachweistechniken nicht zuletzt durch Einführung der PCR deutlich weiterentwickelt wurden, bleibt das Problem der Anreicherung kleinster Mengen aus größeren Mengen von Untersuchungsmaterial. Andererseits genügen oft Minimalmengen aktiven Virus, um eine Infektion zu verursachen. Es sind aber längst nicht nur Nachweis- und Anreicherungsprobleme, die dazu führen das die Lebensmittelvirologie bislang wenig Beachtung findet. Auch alle übrige Laborarbeiten sind im Vergleich zu bakteriologischen Untersuchungen in aller Regel aufwendiger und teurer. Weiter kommt erschwerend hinzu, dass auch die Präventions- und Therapiemöglichkeiten limitiert sind. Trotzdem deutet vieles auf eine beachtliche Rolle der Viren als Erreger von Lebensmittelinfektionen hin. Einen Hinweis hierzu geben zum Beispiel positive Virusbefunde von Erregern aus den unterschiedlichsten Virusfamilien in Schlachthofabwässern. Wenn Fleischprodukte roh verzehrt und vorher nicht einer Wärmebehandlung unterzogen wurden, drohen Infektionen. Als Erreger in solchen Produkten kommen die in Tabelle 1 genannten Viren in Frage. Einige von ihnen vermögen den Menschen genauso zu infizieren wie Haus- und Nutztiere. Bei manchen Viren, z. B. bei dem Erreger der Maul- und Klauenseuche, ist der Mensch Fehlwirt und die Erkrankung als Zoonose einzustufen. Allerdings hat man nicht das gesamte Spektrum der in Tab. 1 genannten Viren in Schlachthofabwässern gefunden. Positive Befunde konnten dort nur für unbehüllte (nackte) Viren erhoben werden. Der Nachweis für behüllte Viren verlief dagegen negativ. Der Grund ist offensichtlich, dass behüllte Viren im Abwasser weniger stabil sind, nicht jedoch, dass solche Viren überhaupt nicht in das Schlachthofabwasser gelangen. Im Folgenden werden die wichtigsten Erreger vorgestellt, die erwiesenermaßen in Lebensmitteln gefunden wurden, oder deren Übertragung durch Lebensmittel durch Zufallsbefunde auffiel bzw. deren Übertragung durch Lebensmittel oder Wasser auf der Hand liegt. Da diese Erreger in aller Regel auch mit Fäkalien in die Umwelt freigesetzt werden, so sind immer auch fäkalorale Sekundärinfektionen möglich. Was ursprünglich zunächst mit einer Lebensmittelinfektion begann, kann anschließend auf weitere Personen übertragen werden und sich vor allem in Institutionen mit Risikopersonen (Senioren, Kinder) epidemieartig ausbreiten. Picornaviren, Enteroviren, Poliovirus, Hepatitis A-Virus, Maul- und Klauenseuche Virus Picornaviren sind eine Gruppe kleiner nackter Viren von denen viele mit Fäkalien übertragen werden. Dies gilt innerhalb der Picornaviren vor allem für die Gruppe der Enteroviren. Man findet Enteroviren in der Umwelt in Wasser und Abwasser. Im Umfeld Viren in Fleischprodukten Behüllte Viren Nackte Viren Togaviren Reoviren Gelbfiebervirus Rotaviren Coronaviren Picornaviren Coronavirus Poliovirus A und B MKS-Virus Orthomyxoviren Influenzavirus A und B Caliciviren Norwalkviren Parvoviren Adenoviren Tab. 1: Behüllte und unbehüllte humanpathogene Viren, isoliert aus Fleischprodukten (ggf. auch aus Milch), die während ihres Herstellungsprozesses keiner Hitzebehandlung oder einer vergleichbaren Behandlung unterzogen wurden (MKS = Maul- und Klauenseuche Virus). aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Infektiologie eines Patienten kommen sie auch an Oberflächen und Gegenständen vor und sie werden durch Vehikel wie Fliegen, kontaminierte Hände und natürlich mit fäkal verunreinigtem Wasser auf Nahrungsmittel gebracht. Zahlreiche Übertragungsmöglichkeiten ergeben sich aber nicht nur aus fäkal kontaminiertem Wasser, sondern auch als Tröpfcheninfektion, da Enteroviren oft in den Zellen der Rachenschleimhaut vorkommen, insbesondere während der Frühphase einer Infektion. Die nachfolgende Besiedelung des Darmes und die Ausscheidung über Stuhl ist also oft erst ein zweiter Schritt im Ablauf einer Enterovirusinfektion. Ein prominenter Vertreter der Gruppe ist das Poliovirus. Vor Einführung der Schutzimpfung beobachtete man Infektionen saisonal gehäuft in den Sommer- und Frühherbstmonaten. Enteroviren verhalten sich gegenüber Wärme sehr empfindlich. In wässriger Umgebung und bei Temperaturen von 50 °C werden sie innerhalb weniger Minuten vollständig inaktiviert. Zu den Enteroviren gehört auch das Hepatitis A-Virus. Im Hinblick auf die Thermoresistenz verhält es sich allerdings anders und übersteht Temperaturen von 50 °C bis 60 °C wesentlich besser. Es kann zu diesen Bedingungen durchaus länger als eine Stunde infektiös bleiben. Auch Hepatitis A-Virus wird mit dem Stuhl ausgeschieden. Da die Infektion mit HAV in der überwiegenden Zahl unauffällig verläuft und sie dort wo sie auftritt oft erst nach wochenlanger Inkubationszeit klinisch sichtbar wird, ließen sich Lebensmittelinfektionen in der Vergangenheit nur dann einigermaßen sicher nachweisen, wenn sie epidemieartig auftraten. Typische gefährdete Produkte sind Muscheln (auch solche die vor dem Verzehr gekocht wurden), Meeresfrüchte, Salate, Trinkwasser und mit verschmutztem Wasser behandelte Früchte und Gemüse. Das Maul- und Klauenseuche Virus (MKS) gehört ebenfalls zu den Picornaviren, infiziert gewöhnlich aber nur Klauentiere, insbesondere Rinder. Im engen Umgang mit erkrankten Tieren kann sich allerdings auch der Mensch infizieren. Eine weitere Infektionsquelle sind Nahrungsmittel, die von krank geschlachteten Tieren gewonnen und einem Verarbeitungsverfahren unterzogen wurden, dass zu keiner Abreicherung im Lebensmittel führt. Dem entsprechend konnte der Erreger beispielsweise in Hackfleisch oder Salamiwurst gefunden werden. Wie alle Picornaviren ist das MKS-Virus sehr Umwelt- und Chemikalien-resistent. Gegenüber Desinfektionsmitteln sind alle Picornaviren sehr resistent und nur durch viruzide Mittel (wirksam gegen behüllte und unbehüllte Viren) inaktivierbar. Coxsackieviren | Autor Priv. Doz. Dr. Dr. F. v. Rheinbaben Institut Schwarzkopf GbR Department Lebensmittel- und Industriehygiene Otto-von-Bamberg-Str. 10 97717 Aura a. d. Saale [email protected] Coxsackieviren zählen ebenfalls zu den nackten Viren. Die Epidemiologie der Coxsackie-Viren ist ähnlich derjenigen der Enteroviren. Neben einer produktiven Phase im Rachenraum beobachtet man eine Vermehrung im Dünndarm. Dem entsprechen die Übertragungswege. Ein typisches Krankheitsbild wird als Sommergrippe bezeichnet und deutet damit sowohl auf den Übertragungsweg durch Tröpfcheninfektion als durch Vehikel (Fliegen) hin. Neben der Infektion des Gastrointestinaltraktes kann es auch zum Befall von Skelett- und Herzmuskulatur sowie von Organen und Geweben kommen. Gegenüber Desinfektionsmitteln sind Coxsackieviren sehr resistent und nur durch viruzide Mittel (wirksam gegen behüllte und unbehüllte Viren) inaktivierbar. ECHO-Viren ECHO-Viren sind ebenfalls nackte Viren. Sie verhalten sich ähnlich wie die Coxsackieviren und werden in der akuten Phase der Erkrankung in Rachenspülflüssigkeit, Liquor und Stuhl gefunden. Sie sind ebenfalls im Stande, eine schwere generalisierte Infektion zu verursachen. Die Übertragungswege und Resistenz gegenüber Desinfektionsmitteln entsprechen denen der Coxsackieviren. Parvoviren Parvoviren sind nackte, äußerst resistente Viren. In der Umwelt besitzen sie eine Stabilität wie kaum ein anderes Virus. Der Kontakt mit Lösungsmitteln, Detergenzien und nicht oxidierend wirkenden Desinfektionsmitteln wird verlustfrei überstanden. Auch Austrocknen schadet Parvoviren in keinerlei Weise: An Oberflächen angetrocknetes Virus ist wochenlang verlustfrei infektiös und unter geeigneten Bedingungen muss mit einer jahrelangen Persistenz in der Umwelt gerechnet werden. Eine weitere hervorstechende Eigenschaft der Parvoviren ist deren hohe Temperaturresistenz. Selbst in Gegenwart ei- 19 20 aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Infektiologie nes Energieüberträgers wie Wasser überstehen diese Viren Temperaturen von 55 °C bis 60 °C über viele Stunden. Eine Exposition bei 55 °C/ 1h führt zu keiner nennenswerten Titerabnahme. Erst bei 60 °C sind unter Laborbedingungen mit Zellkulturvirus geringe Reduktionen feststellbar. Solche Beobachtungen legen nahe, dass Wildvirus in Anwesenheit seiner natürlichen Begleitmaterialien noch erheblich strengere Bedingungen übersteht. Parvoviren sind weit verbreitet und bei zahlreichen Haus-, Nutz- und Wildtieren nachgewiesen. Bei einer Parvovirusinfektion muss mit der Infektiösität praktisch aller Sekrete und Exkrete wie Blut, Serum, Urin und Stuhl gerechnet werden. ParWas ursprünglich zunächst mit einer voviren verursachen Lebensmittelinfektion begann, kann generalisierte Infektionen, man kennt sie anschließend auf weitere Personen übertragen werden und sich vor allem deshalb auch als Erreger von Darminfekin Institutionen mit Risikopersonen tionen und Durchfall. (Senioren, Kinder) epidemieartig Allein auf Grund ihausbreiten. rer hohen Stabilität in der Umwelt sind Lebensmittel und Trinkwasser als Übertragungsmedien von Parvoviren immer in Betracht zu ziehen. Erweist sich allerdings eine Maßnahme gegen Parvoviren als wirksam, so kann auf Grund der hohen Resistenz der Parvoviren davon ausgegangen werden, dass die gleiche Maßnahme sämtliche anderen Viren auch erreicht würde. Parvoviren sind somit die höchste Meßlatte, die ein viruzides Desinfektionsverfahren passieren kann. Adenoviren Adenoviren sind nackte recht umweltresistente Viren, die durch Kontakt- und Schmierinfektion übertragen werden. Es gibt unterschiedliche Typen, die mit ihrem jeweiligen akuten Krankheitsbild unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Neben respiratorischen Infekten, Augeninfektionen, Genital- und Urogenitalinfekten sowie Immundefekten verursachen bestimmte Typen bevorzugt auch enteritische Infektionen. Obgleich Adenoviren ebenso bei Tieren vorkommen, sind nur die Humanen Adenoviren im Stande, den Menschen zu infizieren. Diejenigen Adenoviren, die eine Enteritis verursachen, findet man auch im Stuhl. Sie werden fäkal-oral weitergegeben. Entsprechend können Nahrungsmittel durch Abwasser kontaminiert werden. Ist die Infektion erst einmal in eine Institution eingeschleppt, so kann sie anschließend durch Kontakte, Hände und Gerätschaften weitervermittelt werden. Lebensmittel sind daher immer eine zu beachtende Übertragungsmöglichkeit. Adenoviren sind äußerst kontagiös und erreichen den Menschen schon in der Frühphase des Lebens. Im Alter von 2 Jahren hat bereits jeder zweite Mensch Kontakt mit diesen Viren gehabt. Die meisten Infektionen verlaufen symptomfrei. Andererseits fallen Enteritiden vorzugsweise bei Säuglingen und Kleinkindern auf. Säuglingsdiarrhöen können sehr hartnäckig sein und bis zu 10 Tagen andauern. Es gibt keine saisonale Häufung. Die Infektionen treten also schwerpunktfrei über das ganze Jahr verteilt auf. Adenoviren sind wenig hitzeresistent und werden bei Temperaturen von 50 °C bis 60 °C und in Gegenwart eines Energieüberträgers (Wasser/ wässriges Umfeld) in wenigen Minuten inaktiviert. Gegenüber Desinfektionsmitteln sind sie allerdings recht resistent. Für eine sichere Inaktivierung werden oxidierende Mittel (Aktivsauerstoff, Aktivchlor ggf. Adehyde) benötigt. Langkettige Alkohole wie Propanol und iso-Propanol zeigen gegenüber Adenoviren eine gute Wirksamkeit. Ethanol ist in den zur Händedesinfektion üblichen Konzentrationen und Einwirkungszeiten eher unwirksam. Astroviren Astroviren sind nackte Viren mit sternförmigem Aussehen. Sie verursachen eine Diarrhö und Erbrechen, sind hoch kontagiös und erreichen den Menschen schon im Säuglingsalter. Im ersten Lebensjahr ist bereits jeder zweite Mensch durchseucht. Gegenüber Desinfektionsmitteln verhalten sie sich ähnlich wie Adenoviren. Hepatitis E-Virus Das Hepatitis E-Virus gehört zu den Caliciviren und damit zu den nackten, hoch resistenten Viren. Es wurde erst 1988 als fäkal-oral übertragenes Hepatitisvirus des Menschen beschrieben, obgleich man dessen Existenz auf Grund des Krankheitsgeschehens und epidemiologischer Besonderheiten schon lange vermutete. Hepatitis E-Virus ähnelt aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Infektiologie in seiner Epidemiologie dem Hepatitis A-Virus, ist mit diesem jedoch nicht verwandt. Der Erreger findet in Wildtieren wie Affen und Nagern ein Reservoir, kann aber auch bei Haustieren vorkommen. Insbesondere Hausschweine können hochgradig durchseucht sein. In der Umwelt kommt er in Oberflächenwasser vor und kann über kontaminiertes Wasser und Lebensmittel, insbesondere in Entwicklungsländern, große Epidemien mit Zehntausenden von Fällen verursachen. Nach erfolgter Primärinfektion kommt es, wie bei allen fäkal-oral übertragenen Viren, oft zu Sekundärinfektionen. Dies belegen Studien in Institutionen und bei Familien, bei denen ein Mitglied den Erreger in das familiäre Umfeld eingeschleppt hat. Hepatitis EVirus ist oft aber nicht immer als Reiseerkrankung einzustufen. In Mitteleuropa liegt die Durchseuchung im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Gegenüber Desinfektionsmitteln verhält sich Hepatitis E-Virus sehr resistent. Nur viruzide Mittel bieten ausreichend Schutz. Rotavirus Rotaviren sind nackte Partikel mit einer besonderen Capsidstruktur. Sie gehören zur Familie der ReoViren, erweisen sich auf Grund dieser Besonderheit gegenüber den üblichen Desinfektionswirkstoffen als weniger resistent und werden deshalb auch durch nicht oxidierend wirkende Mittel gut inaktiviert. Dagegen ist ihre Umweltstabilität beträchtlich und sie sind imstande, ihre Infektiösität über viele Monate in der Umwelt zu bewahren. Analysen von Rotavirusstämmen lassen heute die Nachverfolgbarkeit eines Infektionsgeschehens zu und sogar die Identifizierung von »Hausviren«, die eine Institution wie ein Altenheim oder Krankenhaus jahrelang begleiten können und immer wieder zu Ausbrüchen führen. Rotaviren zeigen eine saisonale Häufung in den Wintermonaten. In tropischen Regionen beobachtet man allerdings eine Verteilung über das ganze Jahr. Rotaviren sind in Mitteleuropa nach wie vor die wichtigsten Erreger von Durchfallerkrankungen und infizieren vorzugsweise Säugling. Aber auch Senioren sind gefährdet. Zu einem epidemieartigen Auftreten kommt es vor allem dann, wenn man diese Personengruppen in Institutionen auf einen örtlich begrenzten Raum zusammenbringt. Dies ist nicht nur auf den medizinischen Bereich, auf Pflegeeinrichtungen, Senioren-, Kinderheime oder Kindergärten und ähnliche Einrichtungen beschränkt. Auch Erholungseinrichtungen, insbesondere Kreuzfahrtschiffe, und vergleichbare Freizeitinstitutionen können betroffen sein. Rotaviren verursachen reine Darminfektionen. Eine Tröpfcheninfektion über Aerosole ist nur dann möglich, wenn Erbrochenes während des Erbrechens aerosolisiert wird. Es liegt jedoch nahe auch erregerhaltigen Staub als mögliche Infektionsquelle einzustufen, falls kontaminierte Oberflächen nicht gründlich genug desinfiziert wurden und mit Staubpartikel in die Luft gelangen. Stuhl ist in der akuten Phase der Infektion hoch kontagiös und das Virus wird dann in extrem hohen Mengen ausgeschieden. Es ist immer damit zu rechen, dass kontaminierte Lebensmittel oder Wasser zumindest als ursprünglicher Auslöser einer Epidemie gedient haben. Danach erfolgen Sekundärinfektionen lebensmittelunabhängig und können in den betreffenden Institutionen ein dramatisches Ausmaß erreichen. Wenn in solchen Fällen nicht frühzeitig und sehr energisch durch entsprechende Maßnahmen eingegriffen wird (insbesondere durch die Isolierung von Ausscheidern, sowie Barriere- und Desinfektionsmaßnahmen, vor allem strikte Hände- und Flächendesinfektion), ist damit zu rechen, dass das Geschehen erst dann abklingt, wenn alle zu der fraglichen Zeit durch den Erreger infizierbaren Personen auch tatsächlich erreicht und infiziert worden sind. Rotaviren hinterlassen nur eine eingeschränkte Immunität, sodass es im Laufe eines Lebens immer wieder zu Reinfektionen und Erkrankungen kommen kann. Caliciviren, Norwalkvirus Caliciviren, insbesondere Noroviren, ähneln in ihrer Epidemiologie den Rotaviren. Es sind nackte resistente Viren, die allerdings zu einer völlig anderen Virusfamilie gehören. Ein besonderer Vertreter innerhalb der Gruppe ist das Norwalk-Virus. Es verursacht ebenfalls eine Gastroenteritis. Stuhl und Erbrochenes sind hoch infektiös. Der Erreger wird im Gipfelpunkt des infektiösen Geschehens mit 1011 Viruspartikeln 21 22 aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Infektiologie pro Gramm ausgeschieden und wie bei den Rotaviren genügen minimale Dosen, um ihn zu übertragen (10 PFU, Plaque bildende Einheiten, der Begriff wird synonym für infektiöse Partikel benützt). Die Erkrankung tritt oft bei Senioren auf und wird nicht nur in Altenund Pflegeheimen, sondern oft auch in Freizeiteinrichtungen beobachtet, die Vieles spricht dafür, vorwiegend von Senioren oder Kindass die Einschleppung dern genutzt werden. Norovirusinfektivon Norovirusinfektionen onen auf Kreuzfahrtschiffen finden bis in Tagespresse hinein Beachtung. in Institutionen durch kontaminierte Lebensmittel oder durch infizierte Personen erfolgt. Norovirusinfektionen hinterlassen oft nur eine temporäre Immunität. Im Extremfall sind Senioren schon nach deutlich weniger als 4 Wochen wieder infizierbar. Andererseits beobachtet man bei diesen, und ebenso auch bei Immungeschwächten Personen, nach dem Sistierend der Symptome oft noch aktives Virus im Stuhl, das in seiner Konzentration nur langsam abfällt und manchmal noch viele Wochen später bei ehemals Erkrankten nachgewiesen werden kann. Dieses Phänomen bezeichnet man als verzögerte Ausscheidung. Es kann bei dem genannten Personenkreis manchmal über Zeiträume von knapp einem halben Jahr nachgewiesen werden. Gerade in Altenheimen treffen daher besonders gefährdete, leicht re-infizierbare Personen auf Personen mit einer verzögerten Ausscheidung. Und dies geschieht dann noch in einem oft schwer zu desinfizierbaren Umfeld. Humane Noroviren sind bislang nicht in Zellkulturen züchtbar. Daten zu deren Resistenz stützen sich daher auf Zufallsbefunde oder werden aus einem epidemiologischen Kontext abgeleitet. Mit Hilfe der PCR lassen sich allerdings sehr wohl Analysen zum epidemischen Geschehen durchführen. Norovirusinfektionen beobachtet man vorzugsweise in den Wintermonaten. Steckbecken-Reinigungs- und Desinfektionssysteme Sichere Hygiene für die Welt Sieger beim Großen Preis des Mittelstandes 16.11.- 19.11.2011 in Düsseldorf Halle 12, Stand D19 DISCHER Technik GmbH Fuhr 4-6 · 42781 Haan Tel. 0 21 04 / 23 36-0 · www.discher.de aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Diverses / Impressum Dies hat sich allerdings in Europa erst in der letzten anderthalb Jahrzehnten ergeben. Davor kamen die Infektionen in Europa auch über das ganze Jahr verteilt vor und zeigten kein gehäuftes Auftreten in besonderen Jahreszeiten. Der Grund für diese Verschiebung ist ebenso wenig bekannt wie die jetzt zu beobachtende saisonale Häufung von Norovirusinfektionen in den kalten Jahreszeiten. Vieles spricht dafür, dass die Einschleppung von Norovirusinfektionen in Institutionen, früher wie auch heute, durch kontaminierte Lebensmittel oder durch infizierte Personen erfolgt. Die Infektion wird anschließend direkt oder indirekt fäkal-oral verbreitet, wobei dann die Bedeutung von Lebensmitteln sinkt. Eine strikte Händehygiene vor dem Essen wird aber immer einen beträchtlichen Stellenwert bei der erfolgreichen Verhinderung von Sekundärinfektionen haben. Testungen zur Resistenz von Humanen Noroviren gegenüber Desinfektionsmitteln sind auf andere Caliciviren angewiesen. Das Humane NorwalkVirus selbst ist nämlich nicht in Zellkulturen züchtbar. Als sogenannte Surrogate-Viren, d.h. als Stellvertreter für Humane Noroviren wählt man andere Arten innerhalb der Gruppe der Noroviren. Für die Prüfung der Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln ist hierfür nur das »Murine Calicivirus, MCV« geeignet, welches eine Gastroenteritis bei Mäusen verursacht und damit ein ähnliches Verhalten zeigt wie das Humane Norwalkvirus. Nicht geeignet für derartige Desinfektionsmitteluntersuchungen ist dagegen das »Feline Calicivirus, FCV«. Als Erreger des so genannten Katzenschnupfens verursacht es ein respiratorische Infektion bei Katzen, ist im sauren pHBereich instabil, übersteht daher keine Magenpassage. Man kann es somit nicht für einen Vergleich mit Erregern von Durchfallerkrankung verwenden. Da es jedoch eines der ersten Caliciviren war, welches man erfolgreich in Zellkulturen züchten konnten, benutzte man es früher trotzdem für diesen Zweck. Schließt man aus den Ergebnissen gegenüber MCV auf die Humane Noroviren, so muss man annehmen, dass Humane Noroviren leicht lipophile Eigenschaften haben und sich gegenüber Desinfektionsmitteln ähnlich (jedoch nicht ausnahmslos) wir Rotaviren verhalten. Auch eine gewisse Empfindlichkeit gegenüber längerkettigen Alkoholen ist zu beobachten. Mann sollte daher, insbesondere bei Händedesinfektionsmitteln darauf achten, dass diese gegen MCV geprüft wurden. Bredaviren / Toroviren 23 | Impressum Wissenschaftlicher Beirat: H. Biering, Düsseldorf Diana Bijl, Beuningen (Niederlande) D. Bremer, Harderberg S. Fuhrmann, Chemnitz A. Hartwig, Berlin U. Junghannß, Köthen S. Kauertz, Dortmund T. Miorini, Graz M. Pietsch, Mainz E. Schott, Essen B. Wilbrandt, Berlin Herausgeber: Medienfabrik Gütersloh GmbH Carl-Bertelsmann-Str. 33 33311 Gütersloh Telefon: 05241/23480-50 Fax: 05241/23480-61 ISDN: 05241/23480-64 E-Mail: [email protected] Internet: www.aseptica.com In Zusammenarbeit mit: Ecolab Deutschland GmbH Reisholzer Werftstraße 38-42 40589 Düsseldorf; Miele & Cie. KG Postfach 33325 Gütersloh; OLYMPUS Deutschland GmbH Postfach 10 49 08 20034 Hamburg; ebro Electronic GmbH & Co. KG Peringerstraße 10 85055 Ingolstadt; Kögel GmbH Hagenfeldstraße 4 75038 Oberderdingen; hawo GmbH Obere Au 2-4 74847 Obrigheim Verantwortlich für den Inhalt: Reinhild Portmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Miele & Cie. KG Carl-Miele-Straße 29 33332 Gütersloh Telefon: 05241/891952 Fax: 05241/891950 Redaktion: Karin Schneider, Ecolab Dr. Winfried Michels, Miele Thomas Brümmer, Olympus Iven Kruse, ebro Peter Sauer, Kögel Christian Wolf, hawo Realisation, Layout und Druck: Medienfabrik Gütersloh GmbH Guido Klinker, Ulrich Borghardt Titelbild: Fringer, André Auflage: 9.500 Das Bredaviren sind als Ursache endemisch auftretender Durchfallerkrankungen unter Kindern in Institutionen wie Heimen und Kindergärten in Erscheinung getreten. Natürlicher Wirt von Bredaviren scheinen vor allem Rinder zu sein. Der Mensch ist offenbar eher ein Fehlwirt. Bredaviren sind behüllte Partikel und daher durch Desinfektionsmittel leicht zu inaktivieren. Erscheinungsweise: Viermal jährlich Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier Fortsetzung in der kommenden Ausgabe! ISSN 1439-9016 Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge können von der Meinung der Redaktion abweichen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Besuchen Sie uns! MEDICA in Düsseldorf HALLE 12 STAND D 20 16.-19.11.2011 Elektronischer Bowie-Dick-Test 2,70.-€ für nur > Moderne Elektronische Datenerfassung > Gemäß ISO 11140-4 > Unabhängiges Zertifikat von TÜV und Fa. SMP > Eindeutiges Resultat «bestanden/nicht bestanden» > 500 Zyklen Nach Service/Kalibrierung wieder verwendbar für weitere 500 Zyklen für nur EBI 15 – Elektronischer Bowie-DickTest und Chargenkontrolle PCD 1,50.-€ Electronic GmbH Peringerstraße 10 • D-85055 Ingolstadt Tel. +49 (0) 8 41 - 9 54 78-0 • Fax +49 (0) 8 41 - 9 54 78-80 Internet: www.ebro.com E-Mail: [email protected] NEUE LEITLINIE. STANDARDISIERTER TEST. Die neue DGSV Leitlinie für die „Validierung der Verpackungsprozesse“ fordert die routinemäßige Überprüfung der Siegelnähte. 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