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aseptica
Das Fachmagazin für Krankenhaus- und Praxishygiene
17. Jahrgang 2011 | Heft 4 www.aseptica.com
Sterilisationsverpackungen
Entwicklung und Validierung von Verpackungsprozessen entscheidend
2
aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Editorial
Editorial
Meldung
Liebe Leserinnen und Leser,
Molekulare Kanüle
»Alle Verpackungsprozesse müssen validiert sein«, fordert die unlängst veröffentlichte
nationale Norm DIN 58953 in den Teilen 7 und 9 und folgt damit den Anforderungen der internationalen Verpackungsnorm DIN EN ISO 11607.
Pseudomonas aeruginosa, ein Gram-negatives Bakterium,
nutzt das bisher wenig untersuchte Typ-6-Sekretionssystem (T6SS,) um toxische Faktoren in konkurrierende
Bakterien zu injizieren. Russell et al. haben nun nachgewiesen, dass zwei Proteine, Tsi1 und Tsi3, durch diese
molekulare Kanüle durch die äußere Membran in das Periplasma injiziert werden. Dieser Raum zwischen der äußeren Membran der Bakterien und der Cytoplasmamembran enthält ein mehrschichtiges Peptidoglykannetzwerk,
das insbesondere für die strukturelle Integrität der Bakterien wichtig ist. Die Autoren zeigen, dass Tsi1 und Tsi3
lytische Enzyme sind, die Peptidoglykan abbauen. T6SS
durchdringt also nur eine der beiden Membranen der
bakteriellen Zellhülle und ähnelt damit in der Funktion
dem Bakteriophagen T4. P. aeruginosa wiederum schützt
sich gegen die Wirkung seiner lytischen Proteine durch
spezifische inaktivierende Immunoproteine im eigenen
Periplasma. Eine dritte Komponente (Tsi2) wird über einen bisher unbekannten Weg weiter in das Cytoplasma
transloziert und entfaltet dort seine toxische Wirkung.
P. aeruginosa verschafft sich mit diesem System einen Selektionsvorteil gegenüber solchen Bakterien, welche die
gleiche ökologische Nische beanspruchen. Nicht auszuschließen ist. dass das T6SS auch an der Zell-Zell-Kommunikation und der Bildung von Biofilmen beteiligt ist.
[Nature 2011, 475, 343]
Spätestens seit Veröffentlichung dieser Normenreihe im Jahre 2006 ist klar, dass Verpackungsprozesse als gleichwertige Prozesse in der Instrumentenaufbereitungskette
anzusehen sind. Und das ist auch gut so, wenn man bedenkt, dass die Verpackung
maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass das sterilisierte Medizinprodukt auch bis zur
Anwendung am Patienten steril bleibt. Während sich Teil 1 dieser Norm an Hersteller
von vorgefertigten Sterilbarrieresystemen (z. B. Hersteller von Container, Klarsichtbeutel und Bogenware) wendet, fordert Teil 2 die Validierung aller Verpackungsprozesse, egal ob es sich um einen maschinellen oder manuellen Prozess handelt.
Um diese Validierungsforderungen normkonform in die Praxis umsetzen zu können,
formulierte die Deutsche Gesellschaft für Sterilgutversorgung e.V. (DGSV) eine einfach anzuwendende Leitlinie für die Praxis und stellte diese zum diesjährigen Jahrestag
in Fulda seinen Mitgliedern vor. Erstmals wird deutlich, dass nicht nur der maschinelle
Heißsiegelprozess, sondern auch der Bogenwaren- und der Containerprozess zu validieren sind.
Die Wichtigkeit perfekt verpackter Medizinprodukte, gab uns den Anlass, das Schwerpunktthema dieser Ausgabe der Verpackung zu widmen.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.
Ihr
Christian Wolf
Inhalt
Schwerpunkt
S. 3
Verpackungssysteme gestern und heute –
eine klinische Bewertung (Teil 2)
S. 3
Die neue Verpackungsleitlinie der DGSV –
was hat sich in puncto »Heißsiegeln«
geändert?
S. 6
Technik und Hygiene
Kabellose Echtzeitüberwachung der Temperatur im Klinikum der Universität
München, Standorte Großhadern und
Innenstadt
S. 9
S. 9
Klinik und Hygiene
Aufbereitung von Da Vinci Instrumenten S. 12
S. 12
Unterschätztes Übertragungsrisiko
S. 14
durch transvaginale Ultraschallsonden –
Gezielter Schutz vor Gebärmutterhalskrebs
leicht gemacht!
Aktuelles
50 Jahre Miele-Medizintechnik: Meilensteine der Entwicklung
Infektiologie
S. 15
S. 15
S. 18
Lebensmittelvirologie, Teil 2: Übersicht der S. 18
wichtigsten, lebensmittelrelevanten Viren
Impressum
S. 23
aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Schwerpunkt
3
Verpackungssysteme gestern und heute –
eine klinische Bewertung (Teil 2)
A. Hartwig, Th. W. Fengler
Zumeist sind die im Umlauf befindlichen Container
von unterschiedlichen Herstellern. Nach ihrem Einsatz müssen die Container teilweise demontiert und
– von den Instrumenten getrennt – maschinell gereinigt und desinfiziert werden. Übrigens müssen auch
Container regelmäßig geprüft und gewartet werden.
Zur Senkung des Eigengewichtes derartiger Container müssen die Siebinhalte daher geprüft werden,
ob wirklich immer alle Instrumente benutzt werden.
Container, die dann immer noch zu schwer und überladen sind, werden auf mind. 2 Container aufgeteilt.
Für die Container ist zu beachten:
- Ausreichende Lager- u. Transportkapazitäten
- Kosten für Anschaffung und Aufbereitungseinsatz
- Kosten für Pflege, Wartungen und Reparaturen,
sowie Ausfall
- Auswirkungen des Aluminium-Abrieb im Reini gungssystem (Gerät, Reinigungs- und Desinfektionsmittel)
- Kenntnis und Senkung der Container-(Eigen-)
Gewichte
- Dampfdurchdringung und damit auch Trocknung
»nur« über die begrenzten Filterflächen
ckungsbögen. Diese Verpackungsart
ist damit eine Zweifach-Verpackung:
innen Verpackungsbogen und außen
Verpackungsbogen. Der Korb ersetzt
Dr. Thomas W. Fengler, Antje Hartwig
die Containerwanne und hat die FunkCLEANICAL® gmbh
tion, die Verpackungsbögen vor VerClinical Investigation & Application
Genthiner Str. 11 | 10785 Berlin
letzungen zu schützen während des
Telefon: +49 (0) 30/26 39 18 99
gesamten Kreislaufes. Die Körbe und
E-Mail: [email protected]
die Siebschalen müssen aus einem SysE-Mail: [email protected]
tem und aufeinander abgestimmt sein.
www.cleanical.de
Das heißt heutzutage, die Körbe und
Siebschalen müssen von einem Hersteller sein, die solche Systeme anbieten. Unterschiedliche Körbe und Siebschalen sind nicht kompatibel.
Diese Verpackungsart ist derzeit als kritisch einzustufen, weil das System oftmals nicht so umgesetzt wird
wie beispielsweise in der Werbung beschrieben. Der
klinische Anwender reklamiert dann »Defekte Weichverpackung«.
| Autoren
Hinzu kommen Körbe, die der ZSVA zur Verfügung
stehen und nicht zu einem derartigen System hinzu gehören (unterschiedliche Hersteller, Altbestand) (Abb. 6).
Container können leider nur gestapelt werden, wenn
sie vom gleichen Hersteller und gleicher Bauart sind.
Hier fehlen entsprechende Normen.
Verbleibt mehr Nässe im Container als zulässig (lt. EN
285: bei Metall 0,2% vom Nettogewicht), ist diese nach
der Sterilisation nicht sichtbar und fühlbar bei der Freigabe für den Anwender oder an das Lager, weil der
Container rundum geschlossen ist. Nur trockene Verpackungen sind aber tatsächlich auch lagerfähig.
1.Korb/Siebsystem
Das Korb/Siebsystem setzt sich zusammen aus einem
Korb, mindestens einer Siebschale und zwei Verpa-
Abb. 6: Korb/Siebsystem – der im Foto abgebildete Korb
ist ein ganz normaler Korb zum Sammeln von kleinen
Verpackungseinheiten zur Sterilisation. Er ist nicht für
ein Korb/Siebsystem für Siebe geeignet. Für die meisten
Siebschalen mit Verpackungsbögen ist er zu schmal.
4
aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 |Schwerpunkt
Derartige Körbe (Foto) gehören oftmals zur Grundausstattung der ZSVA (z. B. Sammeln, Zwischenlager, Transportieren, Sterilisation von kleinen
Verpackungseinheiten). Sie sollten die Aufbereitungsabteilung nicht verlassen, nicht selten verbleiben sie
dann bei den belieferten Anwendern (OP, Funktionsabteilungen, Stationen). Die ZSVA nutzt die Körbe
aber dennoch zur Sterilisation der weichverpackten
Siebe, damit sie während der Sterilisation unverletzt
bleiben. Mit der Freigabe nach der Sterilisation und
der elektronischen Unterschrift im EDV-Dokumentations-System bestätigt der Aufbereiter die Unversehrtheit bei der Abgabe ins Lager, an den Anwender
oder Transport. Nach der Sterilisation und Freigabe
werden die weichverpackten Siebe aus den Körben
entnommen und dann abgeben.
Abb. 7: Sterilisation mit Körben und Containern – Restfeuchte ist nur beim Korb/Siebsystem erkennbar
Abb. 8: Medizinprodukte-Einheiten (MpE) nach
Sterilisation und Freigabe im Lager
Jedes Sieb sollte aber seinen eigenen Korb haben, der
dementsprechend während des ganzen Kreislaufs die
Verpackungsbögen schützen kann.
Verbleibt mehr Nässe als zulässig, ist diese nach der
Sterilisation sichtbar und fühlbar bei der Freigabe
für den Anwender oder an das Lager, weil die Verpackungsbögen rundum zu sehen sind durch die Körbe.
Nur trockene Verpackungen sind lagerfähig. Siebinhalte müssen in jedem Fall periodisch geprüft werden,
ob wirklich immer alle Instrumente benutzt werden.
Für die Verpackungsbögen muss in jedem Fall ein geeignetes Korb/Siebsystem beschafft werden.
Vorteile des Korb/Siebsystemes gegenüber der Container-Verpackung:
- Kosten für Anschaffung und Aufbereitung sind
geringer
- Kosten für Pflege,- Reparaturen- und Wartungen
entfallen
- Kein Aluminium-Abrieb vorhanden, Körbe sind
aus Edelstahl
- Eigengewicht der Körbe sehr gering
- Dampfdurchdringung und damit Trocknung von
allen Seiten möglich
- Restfeuchte macht sich bemerkbar und ist zu sehen
- Lager- und Transportkapazitäten sind ähnlich
Umgang mit den verschiedenen
vorhandenen Siebschalen
Die vorhandenen Siebschalen sind von unterschiedlichen Herstellern und zumeist nicht geeignet für
Verpackungsbögen, weder in den Containern noch
in den Körben.
aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Schwerpunkt
Abb. 9: Modell »A« Siebschale
Diese Siebschalen sind gestanzt gefertigt und mit Kunststofffüßen versehen. Die Siebschalen sind reparaturanfällig und scharfkantig.
Abb. 10: Modell »B« Siebschale
Diese Siebschalen sind reparaturanfällig und scharfkantig. Die Streben sind nicht ordnungsgemäß verlötet.
Das Geflecht bricht von den Streben ab.
Abb. 11: Modell »C« Siebschale
Diese Siebschalen sind am umlaufenden Lochblech oben
und unten scharfkantig.
Abb. 12: Modell »D« Siebschale. Diese Kunststofftrays
sind gemäß Herstellerangabe nicht für die Aufbereitung
einzusetzen und damit auch nicht für die Sterilisation,
sondern dienen nur dem Transport und der Lagerung.
5
Beispiele reklamierter Weichverpackungen
aus einem Krankenhaus
Nach der Sterilisation befand sich auf den
Verpackungsbögen ein deutlich erkennbarer Abdruck
der Siebschale, die darin verpackt war. Deshalb kann
man genau erkennen, in welchem Verpackungsbogen
welche Siebschale sterilisiert wurde und woher die
Verletzungen der Verpackungsbögen kommen. |
Abb. 13:
Verpackungsschaden
(Perforation) durch Siebschale Modell »B«
Abb. 14:
Verpackungsschaden durch
Siebschale Modell »C«
Abb. 15:
Es werden aber auch die
weichverpackten Siebschalen nach der Sterilisation ohne schützenden
Korb über eine Fläche
gezogen oder geschoben.
6
aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Schwerpunkt
Die neue Verpackungsleitlinie der DGSV – was
hat sich in puncto »Heißsiegeln« geändert?
C. Wolf
»Eines der kritischsten Merkmale eines Sterilbarrieresystems und des Verpackungssystems
sind die Sicherstellung und Aufrechterhaltung
der Sterilität. Die Entwicklung und Validierung
von Verpackungsprozessen ist entscheidend für
die Sicherstellung, dass die Unversehrtheit des
Sterilbarrieresystems erreicht wird und erhalten
bleibt, bis die Verpackung von den Anwendern
der sterilen Medizinprodukte geöffnet wird.«1
| Autor
Christian Wolf
hawo GmbH
[email protected]
Bereits im Jahre 2006 wurde die internationale Norm DIN EN ISO 11607 »Verpackungen für in der Endverpackung zu
sterilisierende Medizinprodukte« veröffentlicht. Erstmals wurden international
einheitliche Definitionen für die verschiedenen Terminologien festgelegt.
Die Begriffe »Verpackung«, »Endverpackung« und
»Primärverpackung« hatten alle weltweit eine unterschiedliche Bedeutung. Im Ergebnis dessen wurde
der Begriff »Sterilbarrieresystem (SBS)« eingeführt,
um die Mindestverpackung zu beschreiben, die eine
akzeptable mikrobielle Barriere darstellt und die aseptische Bereitstellung des Medizinproduktes bei der
Anwendung (z. B. OP) ermöglicht. Eine »Schutzverpackung« schützt das Sterilbarrieresystem und zusammen bilden sie das Verpackungssystem.
Die DGSV Leitlinie als Standardwerk für
die Validierung der Siegelprozesse
1
Zitat aus DIN EN ISO
11607-1:2009
2008 hat die DGSV zusammen mit der ZLG und
dem TÜV Rheinland eine Leitlinie für die Validierung des Siegelprozesses nach DIN EN ISO 11607-2
erstellt. Die Leitlinie beinhaltete erstmals einfach zu
verstehende Checklisten für den Validierungsplan,
die Abnahmebeurteilung (IQ), die Funktionsbeurteilung (OQ) und die Leistungsbeurteilung (PQ), die
es dem Betreiber ermöglichten, die Validierung des
Siegelprozesses einfach und fast ohne fremde Hilfe
durchzuführen. Grundsätzlich wird bei der Validierung zwischen der Erst- und Revalidierung (erneute
Leistungsbeurteilung) unterschieden. Neugeräte oder
Geräte, bei denen bisher noch keine Prozessvalidierung durchgeführt wurde, müssen eine Erstvalidierung durchlaufen (IQ, OQ und PQ). Bei der Erstvalidierung wird zuerst sichergestellt, dass das Siegelgerät
richtig installiert und das Personal geschult ist (IQ).
Anschließend wird die optimale Siegeltemperatur für
das verwendete Verpackungsmaterial ermittelt (OQ).
Schlussendlich wird überprüft, ob der Prozess bei der
ermittelten Temperatur optimale Siegelnähte liefert,
die fest genug sind (PQ). Ist die Erstvalidierung einmal erledigt, müssen für die Revalidierung (erneute
Leistungsbeurteilung) lediglich drei versiegelte Beutel zum Hersteller des Siegelgerätes oder des Verpackungsmaterials geschickt werden. Eine jährliche erneute Leistungsbeurteilung wird von Herstellern im
Allgemeinen empfohlen.
Die Leitlinie hat sich in den letzten 3 Jahren zum
Standardwerk für die Siegelprozessvalidierung in
Krankenhäusern und Praxen etabliert. Im Vergleich
zu vielen anderen Validierungen in der Praxis ist die
Validierung des Siegelprozesses ein Kinderspiel.
Nicht validierbare Verpackungsprozesse
sind nicht mehr akzeptabel
Nun wurde diese Leitlinie von der DGSV und der
ZLG vollständig überarbeitet und durch die fehlenden manuellen Verpackungsprozesse »Falten und Einschlagen von Sterilisationsbögen« und »Befüllen und
Schließen wieder verwendbarer Behälter (Container)«
ergänzt.
Das war wichtig, weil die maßgebliche Norm DIN
EN ISO 11607-2 die Validierung aller Verpackungsprozesse fordert. Nicht validierbare Verpackungsprozesse sind also in Zukunft in der Praxis nicht mehr
akzeptabel.
aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Schwerpunkt
Prozess abbilden wollen, dann sollte überlegt werden,
nach wie vor an der bisherigen Vorgabe von 15 Proben (3 Beutel à 5 Proben) festzuhalten.
Muster-Standardarbeitsanweisungen als
Ergänzung
Bild 1: Siegelgeräte von hawo die mit V gekennzeichnet
sind erfüllen sämtliche Anforderungen der neuen DGSV
Leitlinie (hier: hm 880 DC-V).
Der Teil »Befüllen und Siegeln von Beuteln oder
Schläuchen« wurde an die geänderte Norm DIN EN
868-5 angeglichen und durch Muster-Standardarbeitsanweisungen ergänzt.
Siegelnahtfestigkeitsbestimmung nach
DIN EN 868-5 – nur noch eine statt 5 Proben!
Bisher mussten für die Siegelnahtfestigkeitsbestimmung während der Leistungsbeurteilung bzw. der
erneuten Leistungsbeurteilung (Revalidierung) gemäß
DIN EN 868-5:1999, Anhang D, drei versiegelte und
sterilisierte Beutel oder Schläuche zur Bestimmung
der Siegelnahtfestigkeit eingeschickt werden. Aus jeder dieser Beutel oder Schläuche wurden dann je 5
Proben aus der selbst produzierten Siegelnaht entnommen und deren Festigkeiten bestimmt (insgesamt
15 Werte). Die neue Norm DIN EN 868-5:2009,
Anhang D, fordert nur noch mindestens eine Probe
aus jeweils drei versiegelten und sterilisierten Beuteln
oder Schläuchen (insgesamt nur noch mindestens
3 Werte). Die Checkliste in der Leitlinie wurde entsprechend angepasst, sodass statt 15 Werte nur noch
3 Werte einzutragen sind.
Fraglich ist jedoch, ob dies sinnvoll ist? Wenn man
bedenkt, dass die siegelnahterzeugende Anpressrolle
in einem Siegelgerät einen Umfang zwischen 160 mm
– 180 mm (herstellerabhängig) hat und die zu prüfende Siegelnahtprobe normativ lediglich 15 mm breit ist
würde das bedeuten, dass nur noch weniger als 10%
der relevanten selbst erzeugten Siegelnaht geprüft wird.
Die Aussage, dass somit ein reproduzierbarer Prozess abgebildet wird, könnte relativ leicht angezweifelt werden. Wenn wir also einen reproduzierbaren
Der Verschlussprozess beim Heißsiegeln mittels Siegelgerät läuft in der Praxis voll automatisch und überwacht ab. Dennoch werden für die Prozessschritte
des Befüllens der Beutel sowie für die tägliche Routineprüfung der Siegelnähte Standardarbeitsanweisungen benötigt. Die Neue Leitlinie wurde mit zwei
Muster-Standardarbeitsanweisungen für den Heißsiegelprozess ergänzt. Diese können einfach in die Praxis
umgesetzt werden.
Für die tägliche Routineprüfung der Qualitätseigenschaften von Siegelnähten zeigt die Leitlinie in einer
Tabelle verschiedene Testmethoden auf, die in der
Praxis angewendet werden können.
Testmethode
Geeignet für die Überprüfung folgender
Qualitätseigenschaften
Siegelnahtdichtigkeitstest
(z. B. ‘Dye Penetration Test /
Tintentest’ gemäß DIN EN ISO
11607-1, Anhang B2)
- Kanalbildung oder offenen Siegelnähte
- Durchstiche oder Risse
Siegelindikator
(z. B. Seal Check)
- Intakte Siegelung über die gesamte Siegelnahtbreite
- Kanalbildungen oder offenen Siegelnähte
- Durchstiche oder Risse
Peel Test nach DIN EN 868-5,
Anhang E
- Delaminierung oder Materialablösung
Sichtprüfung (z. B. ‘Visual
Inspection’ gemäß DIN EN ISO
11607-1, Anhang B)
- Intakte Siegelung über die gesamte Siegelnahtbreite
- Durchstiche oder Risse
2
Die Grundlage für diese Testmethode ist ASTM F1929
»Standard test method for detecting seal leaks in porous medical packaging
by dye penetration«
Während die Sichtprüfung für jede einzelne selbst erzeugte Siegelnaht durchzuführen ist, wird gefordert,
dass täglich mindestens ein Test – mittels Seal Check
oder dem sogenannten Tintentest (Siegelnahtdichtigkeitstest) – vor der Sterilisation durchgeführt wird; sowie nach der Sterilisation ein Peel Test nach DIN EN
868, Anhang D, durchzuführen ist.
Die Muster-Standardarbeitsanweisung für die Prüfung der Siegelnähte im Anhang A.7. der neuen Leit-
7
8
aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Schwerpunkt
linie beschreibt den standardisierten Tintentest nach
DIN EN ISO 11607-1, Anhang B.2 (Unversehrtheit),
weist aber in einer Fußnote darauf hin, dass auch der
Seal Check weiterhin zur täglichen Prüfung der Siegelnähte genutzt werden kann.
Der Tintentest ist in der Praxis gemäß Leitlinie folgendermaßen durchzuführen:
1. Siegelgerät einschalten und warten, bis die Betriebstemperatur erreicht ist.
2.Siegelgerät gegebenenfalls in den Testmodus
schalten.
3. Einen leeren Beutel oder Schlauchabschnitt (Breite: 20 cm, Länge ca. 10 cm) versiegeln.
4. Den Beutel etwa 5 cm oberhalb der Siegelnaht
aufschneiden (der Schlauchabschnitt ist bereits
oben offen).
5. Mit einer Pipette etwa 2 ml geeignete Prüftinte
in den geöffneten Beutel oder Schlauchabschnitt
knapp über der Siegelnaht einträufeln.
6. Die Prüftinte mit den Fingern oder einem Tuch
von außen entlang der Siegelnaht verstreichen.
7. Nach ca. 20 Sekunden visuell kontrollieren, ob die
Siegelnaht unversehrt ist.
8. Fehler in der Siegelnaht wie z. B. Kanäle, Falten
oder Fehlstellen werden durch Eindringen der
Prüftinte angezeigt.
Bei der Verwendung des Seal-Check-Siegelindikators
darf dieser auf keinen Fall zerschnitten werden, da
immer gewährleistet sein muss, dass der gesamte Umfang der Andruckrolle des Siegelgerätes abgedruckt
wird. Weiterhin sollte der Siegelindikator immer aus
der gleichen Materialart bestehen wie das poröse Material der Verpackung (Papier nach DIN EN 868-3
oder Tyvek®3 nach DIN EN 868-9).
Zusammenfassung
Tyvek ist ein eingetragenes
Warenzeichen von E. I.
du Pont de Nemours and
Company
3
Die Leitlinie wurde hauptsächlich durch die fehlenden manuellen Verpackungsprozesse »Falten und
Einschlagen von Sterilisationsbögen« und »Befüllen und Schließen wieder verwendbarer Behälter
(Container)« ergänzt. Der Verpackungsprozess
»Befüllen und Siegeln von Beuteln oder Schläuchen« wurde lediglich mit den neuen Normen harmonisiert und durch Muster-Standardarbeitsanweisungen ergänzt.
Bild 2: hawo Seal Check med
Siegelindikatoren bestehen
aus »medical grade paper«
nach EN 868-3.
Bild 3: NEU – hawo InkTest
zur routinemäßigen Prüfung der Unversehrtheit
von Siegelnähten. Der Test entspricht den normativen
Anforderungen.
Wurde die Erstvalidierung also bereits schon nach
der Leitlinie für die Validierung der Siegelprozesse
(Revision 1, 2008) durchgeführt, muss keine erneute
Erstvalidierung nach der neuen Leitlinie durchgeführt
werden. Es sollte lediglich sichergestellt werden, dass
Standardarbeitsanweisungen installiert sind.
Die neue Leitlinie kann auf www.hawo.com kostenlos
bestellt werden. |
aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Technik und Hygiene
Kabellose Echtzeitüberwachung der Temperatur
im Klinikum der Universität München, Standorte
Großhadern und Innenstadt
M. Obert
Zeitsparende, 24h »rund um die Uhr« Temperaturüberwachung in dem Institut für Klinische
Chemie
Das Klinikum der Universität München ist aufgeteilt
in zwei Campus.
Der Campus Innenstadt wurde bereits 1813 gebaut
und ist in einzelne Kliniken unterteilt.
Der Klinikkomplex des Campus Großhadern wurde
1977 eröffnet, nachdem der Campus Innenstadt an
seine Kapazitätsgrenzen stieß. Hier sind alle Kliniken unter einem Dach vereint.
Die gesamte Klinik der LMU umfasst über 2.300
Betten mit 44 Kliniken, Instituten und Abteilungen
aus allen medizinischen Fachbereichen.
Seit Oktober 1999 sind die beiden Klinika Großhadern und Innenstadt unter dem Namen Klinikum
der Universität München vereinigt. So hat sich das
Klinikum der Universität München zu einem der
größten Krankenhäuser in Deutschland und Europa
entwickelt.
Um den Bedürfnissen und der Genesung der rund
500.000 Patienten, die die Klinik jährlich besuchen,
nachzukommen, kümmern sich derzeit etwa 9.500
Mitarbeiter (ca. 1.700 Mediziner und ca. 3.400 Pflegekräfte) aus den Bereichen Medizin, Pflege, Verwaltung, Technik und Versorgungsdienste um die
Patienten.
Das Institut für Klinische Chemie
Das Institut für Klinische Chemie versorgt als Zentrallabor sämtliche Einrichtungen des Klinikums der
Universität München an den Standorten Großhadern
und Innenstadt. Das Leistungsspektrum
umfasst alle für die Krankenversorgung
relevanten Laboruntersuchungen. Pro
Jahr werden über 7 Millionen Laboranalysen durchgeführt. Ein weites Spektrum von Untersuchungen ist dabei an
beiden Standorten des Klinikums 24h
Stunden am Tag verfügbar.
| Autorin
Das gesamte zu untersuchende Blut von
Patienten im stationären Bereich, während einer OP
und im nicht stationären Bereich, wird hier gelagert
und analysiert.
Auch Reagenzien, die für die Blutanalyse benötigt
werden, werden hier gelagert.
Lückenlose Temperaturüberwachung
Melanie Obert
ebro Electronic GmbH
Peringerstr. 10
D-85055 Ingolstadt
9
10
aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Technik und Hygiene
Die Applikation
Der klinischen Chemie wird von deren Qualitätssicherung eine lückenlose Temperaturüberwachung
vorgegeben.
Hierunter fallen die Raumüberwachung und die
Überwachung der Kühlschränke sowie Kühlräume
in denen Reagenzien mit Blut und Blutplasma gelagert werden. Alle Reagenzien und Proben müssen
temperaturüberwacht sein.
Durch Leitlinien wie GLP sowie die GMP-Richtlinien, wird eine regelmäßige Temperaturüberwachung
vorgeschrieben. Zusätzlich gilt im Laborbereich die
Richtlinien der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung in medizinischen Laboratorien (RiLiBÄK).
Auch die DIN ISO EN 15189 für Referenzlaboratorien spielt eine wichtige Rolle. Desweiteren muss
die klinische Chemie auf die Temperaturangaben der
Gerätehersteller sowie die allgemeinen Arbeitsplatzangaben achten.
Es stehen zur Blutuntersuchung und Analyse
sehr viele Geräte hier, die nur innerhalb einer bestimmten Temperaturspanne arbeiten bzw. richtig
funktionieren. Daher muss die Raumtemperatur mit
den einzelnen Geräteangaben abgestimmt werden.
Diese darf, verglichen mit den Arbeitsplatzvorgaben
zwischen 20 °C – 28 °C sein.
Mit der Überwachung der Raumtemperatur ist die
Probenvorbereitung abgedeckt.
Herkömmliche Überwachungsmöglichkeiten
Da die Temperatur der Blutkühlschränke, sowie die
Temperatur der Reagenzien regelmäßig überwacht
werden muss, wurden im Klinikum der Universität
München sogenannte Min-Max-Thermometer in
die einzelnen Kühlschränke gelegt, die die aktuelle
Temperatur anzeigen, sowie die niedrigste und die
höchste Temperatur, die das Gerät gemessen hatte, abspeichern. Um die Temperaturen der Kühlschränke regelmäßig zu dokumentieren, musste
eine Mitarbeiterin 2x am Tag alle Kühlschränke
ablaufen.
Eine lückenlose Übermittlung war so nicht gegeben.
Falls Kühlschränke ausfielen, konnte nicht schnell
genug reagiert werden und schlimmstenfalls konnten
so Reagenzien kaputt gehen. Das Blut wurde zu dieser Zeit über die Zentrale überwacht, die die verantwortliche Person alarmierte, sobald die Temperatur
nicht mehr stimmte.
Eine weitere Möglichkeit, die es gibt, ist ein Datenlogger, der die Temperatur in regelmäßigen Abschnitten misst und abspeichert. Diese müssen regelmäßig aus dem Kühlschrank entnommen und
ausgelesen werden. Grenzüberschreitungen werden
über eine LED angezeigt.
Auch hier wird ein zusätzlicher Zeitaufwand zum
Auslesen benötigt. Bei einer möglichen Grenzwertüberschreitung bekommt der Verantwortliche keinen
Alarm in Echtzeit und möglicherweise wird zu spät
gehandelt.
Problematik allgemein
Die Überwachung von Kühlschränken, Brutschränken oder Klimakammern erfolgt in vielen Laboratorien noch immer von Hand. Personeller Aufwand,
Lücken in der Überwachung, nachträgliche Fehlerentdeckung etc. spielen hierbei aber eher eine nebensächliche Rolle, wenn man an die große Anzahl
der hochpreisigen Produkte denkt, die nicht mehr
verwendet werden können.
Die ebro Lösung – Kabellose
Funküberwachung in Echtzeit – mit dem
EBI 25 System
Um diese Probleme und den großen Zeitaufwand zu
vermeiden, hat die Firma ebro Electronic ein automatisches Temperatur- und Feuchteaufzeichnungs- System mit Alarmfunktion entwickelt, das dem Klinikum
Großhadern 24 Stunden Zentralüberwachung bietet.
Das Klinische Labor des Campus Innenstadt als
auch das des Klinikkomplex Großhadern sind mit
EBI 25 Temperaturdatenloggern ausgestattet worden. 70 Datenlogger in Großhadern und 40 Datenlogger in der Innenstadt überwachen die Raumtemperatur, Blut- und Reagenzien Kühlschränke sowie
die Blut- und Reagenzien Tiefkühlschränke.
aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Technik und Hygiene
schnittstelle IF 400, Logger-Haltevorrichtungen
sowie den Softwarevarianten Winlog.wave (lokale
PC-Einzelplatzlösung) und Winlog.web (web-basierte Serverlösung). EBI 25 funkt auf der Frequenz
868 MHz. Der wasserdichte (IP 67) Funk-Temperaturdatenlogger EBI 25 hat einen Temperaturmessbereich von -40...+85 °C und kann 288 Messwerte
speichern. Die Temperaturgenauigkeit ist ±0,5 °C.
Zusätzlich hat der Verantwortliche im Klinikum
Großhadern graphische Lagepläne beider Standorte erstellt. In diesem Lageplan werden die aktuellen
Messwerte und ggf. Alarminformationen angezeigt.
Diese Alarme erscheinen dann visuell, akustisch
oder können dann individuell an ausgewählte Verantwortliche als E-Mail oder SMS gesendet werden.
Alle Messwerte eines oder mehrerer Logger werden automatisch über einen Zeitraum, der festgelegt
wurde, zusammengefasst als Bericht generiert und
an alle Beteiligten per E-Mail zugeschickt werden.
Die Temperaturüberwachung mit dem EBI 25 System bietet die perfekte Lösung für eine zuverlässige
und personenunabhängige Temperatur- und Feuchteüberwachung 24h am Tag und 365 Tage im Jahr,
die lückenlos und vollautomatisch funktioniert. |
Fotos: Klinikum der Universität München
Alle Temperaturwerte aus Großhadern und der
Innenstadt werden automatisch, in gewünschten
Abständen über mehrere Basisstationen auf einen
Computer gesendet. Die Alarmfunktion informiert
die Verantwortlichen im Klinikum umgehend, sobald eine Grenzwertüberschreitung stattgefunden
hat.
Das EBI Funkfühlersystem besteht aus den Temperaturloggern EBI 25-T (interner Fühler), EBI 25-TE
(externer Einstechfühler), dem Temperatur-/Feuchtelogger EBI 25-TH, der Basisstation mit Funk-
Im Lageplan werden die aktuellen Messwerte und
ggf. Alarminformationen angezeigt.
11
12
aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Klinik und Hygiene
Aufbereitung von Da Vinci Instrumenten
J. Keller
Das von der US-Firma Intuitive Surgical entwickelte
Da-Vinci-Surgical-System steht bereits seit 10 Jahren für die modernste Entwicklung auf dem Gebiet
der minimal-invasiven Chirurgie.
Das aktuelle System setzt sich aus einer Kontrollkonsole
(Abb. 1), einer Arbeitseinheit und einem 3D-Monitor zusammen. Der Operateur kann über Joysticks und Fußpedal die drei mit auswechselbaren Spezialinstrumenten und
3D-Kamera bestückten Operationsarme steuern (Abb. 2).
Abb. 1 Operateur an der
Konsole des da VinciSystems
Abb. 2 Instrumentierarme
Abb. 3 Urologischer Eingriff
mit Hilfe des da VinciSystems (CHR Citadelle
Lüttich/Belgien)
Abb. 4 Endowrist® Instrument
Die Instrumentierarme lassen sich wie eine menschliche
Hand führen, da die Gelenke über sieben Freiheitsgrade
verfügen. Wie bei traditionellen laparoskopischen Eingriffen werden die Instrumente auch bei der Da Vinci Technik mit Hilfe von Trokar und Schaft in den Bauchraum
eingeführt. Durch spezielle Filtermechanismen werden
jedoch unerwünschte Bewegungen des Operateurs wie
z. B. Zittern und Pulsschlag unterdrückt und über die
Operationsinstrumente nur hochpräzise Schnitte im Inneren des Patienten ausgeführt.
Abb. 5 Endowrist® Instrumente
Zu den Vorteilen einer robotergestützten OP-Technik gehört nicht nur die hochpräzise Schnitttechnik verbunden
mit weniger Komplikationen und einem verbesserten kosmetischen Ergebnis sondern auch der in der Regel kürzere stationäre Aufenthalt und die schnellere postoperative
Regeneration. Die Verwendung der Da Vinci Operationstechnik hat sich trotz der hohen Anschaffungskosten in
Deutschland mittlerweile in vielen Häusern als Standardtherapie bei minimal-invasiven Eingriffen etabliert. In der
Urologie des Universitätsklinikums Heidelberg, das als eines der ersten Häuser 2004 den Da Vinci OP-Roboter erfolgreich einführte, werden mit dieser Technik z. B. neben
der radikalen Entfernung der Prostata bösartige Blasenund Nierentumore, Blasensenkungen bei Frauen sowie
Nierenbeckenabgangsenge behandelt (Abb. 3).
Durch die voranschreitende Verbreitung des Da Vinci-Systems tritt auch immer mehr die Frage nach der
richtigen Aufbereitung des zugehörigen Instrumentariums (Endowrist® Instrumente z. B. Abb. 4 und 5)
in den Vordergrund. Die von Intuitive Surgical unter
www.intuitivesurgical.com downloadbaren Herstellerangaben hierzu ermöglichen eine Klassifizierung in Einmalinstrumente und Instrumente, die zur Wiederaufbereitung zugelassen sind und geben Hinweise zur Eignung
für Reinigungs-, Desinfektions- und ggf. Sterilisationsverfahren.Die allgemein bekannten Schritte der Medizinprodukte-Aufbereitung treffen auch für die Instrumente des
da Vinci-Systems zu:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Keine Wiederaufbereitung von Einmalinstrumenten!
Vorbereiten (Vorbehandeln, Vorreinigen, ggf. Zerlegen)
Reinigung, Desinfektion, Nachspülung, ggf. Trocknung
Visuelle Prüfung auf Sauberkeit und einwandfreien
Zustand des Materials
ggf. Pflege und Instandsetzung
Funktionsprüfung
Kennzeichnung
ggf. Verpacken und Sterilisation
Freigabe und Lagerung
aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Klinik und Hygiene
Spezielle Aufbereitungshinweise, die z. B. in der Roten
Broschüre (9. Ausgabe, 2009) für die Aufbereitung von
MIC-Instrumenten und Endoskopen gegeben werden,
sind auch für Endowrist® Instrumente zu beachten.
Hierzu gehören z. B. der Transport von empfindlichem
Instrumentarium in dafür vorgesehenen Behältnissen mit
Haltevorrichtung und das Zerlegen von demontierbarem
Instrumentarium gemäß Herstellerangaben. Im Folgenden wird anhand eines am CHR de la Citadelle in Lüttich
angewandten und validierten Verfahrens ein möglicher
Ablauf beispielhaft aufgezeigt:
• Visuelle Prüfung, Kontrolle, Pflege;
Schutz der Instrumente durch Silikonschläuche
• Instrumente einzeln verpacken
• SMS-Blatt auf Containerboden legen
• Prozessindikator
• Container schließen und versiegeln
• Aufbereitungsschild mit Prozessindikator
für Wasserdampfsterilisation
• Prionenzyklus 134 °C,
18 Minuten Haltezeit
• Manuelle Vorreinigung unter fließendem Wasser,
Instrumente mit weicher Bürste bürsten (Abb. 6 und 7)
• Maschinelle Reinigung und thermische Desinfektion
(+ Ultraschall je nach Beladung/Charge) bei max.
93 °C/10 Minuten (Abb. 8 und 9)
Zuvor Bestückung des speziellen Beladungsträgers
sowie Adaption einzelner Instrumente mit Spül anschlüssen, um ausreichende Durchspülung von
Hohlkörperinstrumenten zu gewährleisten (Abb. 10)
• Einsatz eines enzymhaltigen Reinigungsmittels
• Spüldruck 2,7 bar oder 0,7 bar mit enzymgerechten
Wirkzeiten beim Verfahren ROBOTVARIO
• Trocknung: Instrumente mit Druckluft trocknen, mit
weichem Tuch nachreiben (Abb. 11 und 12)
Thermolabile Instrumente wie z. B. da Vinci Optiken beanspruchen eine gesonderte
Behandlung. Hier sollte gemäß der Aufbereitungsvorschriften des Herstellers ein
Niedrigtemperatur-Sterilisations-Verfahren
gewählt werden (Abb. 13). Mit dem H2O2Gas-Plasma-Verfahren steht hier ein materialschonendes, nicht toxisches Verfahren zur
Verfügung. Zum Schutz der empfindlichen
Optik sollte diese nach Möglichkeit in einem
zum Sterilisator passenden Siebkorb gelegt
werden (Abb. 14). |
Abb. 6 Vorreinigung mit
weicher Bürste
Abb. 7
Abb. 10 alternativer
Beladungswagen
Abb. 11
Abb. 12
13
| Autorin
Julia Keller, Kögel GmbH
E-Mail: [email protected]
www.mk-koegel.de
Hagenfeldstraße 4
D-75038 Oberderdingen
Quellenverzeichnis/
Internetquellenverzeichnis
• Krankenhaus Bad Soden:
www.kliniken-mtk.de
• Zentralsterilisation Supplement
1/2011, 19. Jahrgang,
P. Geistberger, Plasmasterilisation
an der Schnittstelle Praxis/
Zertifizierung/Recht
• Zentralsterilisation Supplement 1/
September 2009, 17. Jahrgang
• meditec, Mai 2010
• Instrumenten-Aufbereitung richtig
gemacht, 9. Ausgabe 2009
• Da Vinci-Roboter – Aufbereitung von
»wiedersterilisierbarem« Material,
Charly Marechal (CHR Citadelle),
Fachvortrag 9. Juni 2011,
7. SGSV Kongress
• aseptica 16 (2010), 4: 16-18
• www.intuitivesurgical.com
Abb. 8 Endowrist® Beladungsträger
Abb. 9 Adaption mit Spülanschluss
Abb. 13 Da Vinci Optik im
Plasma-Steri
Abb. 14 Aufbereitungstray für
da Vinci Optik
14
aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Klinik und Hygiene
Unterschätztes Übertragungsrisiko durch transvaginale Ultraschallsonden – Gezielter Schutz
vor Gebärmutterhalskrebs leicht gemacht!
I. Horstmann
Papillomvirusinfektionen sind eine der häufigsten Virusinfektion in Deutschland. Die
unsachgerechte Aufbereitung transvaginaler
Ultraschallsonden ist häufig verantwortlich
für die Übertragung dieses für den gefährlichen Gebärmutterhalskrebs verantwortlichen
Erregers.
Um dies zu vermeiden muss bei der
Anwendung von transvaginalen Sonden
nach Empfehlung der Fachkreise eine
Schutzhülle (z. B. Microtek Ultracover®)
Ecolab Deutschland GmbH
verwendet werden und die Sonde nach
Ina Horstmann
dem Entfernen der Schutzhülle einer
Reisholzer Werftstraße 38-42
Desinfektionsmaßnahme mit umfas40589 Düsseldorf
Tel. 0211 9893-862
sender Wirksamkeit unterzogen werE-Mail [email protected]
den. Die meisten transvaginalen Ultraschallsonden können allerdings nur bis
zu einer bestimmten Markierung in ein
Desinfektionsbad eingetaucht werden, so dass die
Desinfektionsleistung bei dieser Methode nicht für
die ganze Sonde zu gewährleisten ist. Zudem ist die
Anwendung im Tauchbad manchmal im Praxisalltag
sehr aufwendig. Eine sinnvolle, den Anforderungen
des RKI1) entsprechende und praktisch sehr leicht
anwendbare Lösung hat die Firma Ecolab mit den
neuen vorgetränkten viruziden Desinfektionstüchern Sani-Cloth® Active entwickelt. Hierdurch
kann eine komplette Desinfektion der gesamten
Ultraschallsonde erreicht werden.
| Kontakt
Robert-Koch-Institut
Deutsche Vereinigung
zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV) e.V.
1)
2)
Als gefährliche Erreger im Rahmen der Anwendung
von transvaginalen Sonden ist besonders die Gruppe
der Papovaviren hervorzuheben, da es hierbei ein
sehr hohes Übertragungsrisiko gibt. Die wohl bekanntesten Viren dieser Familie sind die Humanen
Papillomviren (HPV, auch Papillomaviren), die für
die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich gemacht werden. Im Folgenden möchten
wir Ihnen daher ein paar Hintergrundinformationen
zu diesem Thema geben. Der Begriff Papovaviren
ist der Kunstbegriff für eine Virusfamilie, die aus
den drei Unterfamilien Papillomviren, Polyomaviren
(SV40) und Vakuolisierende Viren besteht.
Als für die Virusfamilie repräsentativer Prüfvirus wurde bereits in der ersten Richtlinie der DVV2) vor fast
30 Jahren das Simianvirus 40 (SV40), das zu den Polyomaviren gehört, ausgewählt. Es ist im Gegensatz
zu den anderen Viren der Familie züchtbar und damit
für Desinfektionsmitteluntersuchungen verwendbar.
Der Hauptvorteil als Prüfvirus besteht darin, dass
das Simianvirus 40 als Modell für die Papillomviren
und damit auch für ca. 70 Humane Papillomviren
(HPV-1 bis HPV-70), von denen einige für Tumoren
des Menschen verantwortlich sind; hier vor Allem
für den Gebärmutterhalskrebs, das Peniscarzinom,
für Larynxcarzinome und (maligne) Darmpapillome.
Da SV40 im Tierversuch in der Lage ist, Krebs zu
erzeugen wurde es auch zum Modell für krebserzeugende Viren des Menschen gemacht.
Polyomaviren selber (und vakuolisierende Viren)
sind zwar als Krankheitserreger beim Menschen selten, Papillomvirusinfektionen sind dagegen wohl die
häufigste Virusinfektion in Deutschland. Die überwiegenden Papillomvirus-Typen machen allerdings
nur gutartige Tumoren (Warzen und die so genannten Condylome), manchmal aber auch bösartige metastasierende Tumoren (s.o.).
Die konsequente Anwendung von Microtek Ultracover® und Sani-Cloth® Active bietet somit eine hervorragende Möglichkeit, die Anzahl der Infektionen
durch Papillomviren und das damit verbundene Risiko des Gebärmutterhalskrebses signifikant zu reduzieren! |
aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Aktuelles
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Vom Spülautomat für chirurgische Instrumente bis zum Systemangebot im 21. Jahrhundert
50 Jahre Miele-Medizintechnik:
Meilensteine der Entwicklung
Mit »System4Med« bietet Miele Professional
seinen Kunden ein komplettes System für die
sichere und wirtschaftliche Instrumentenaufbereitung in Arztpraxen und Krankenhäusern.
Dazu gehören neben Reinigungs- und Desinfektionsautomaten und Sterilisatoren auch
Hard- und Software für die Datendokumentation sowie eine umfassende Betreuung durch
den Miele-Service. Für viele Innovationen des
21. Jahrhunderts wurde der Grundstein aber
wesentlich früher gelegt, zum Teil schon mit
den ersten Geräten in den frühen 1960er Jahren. Eine Zeitreise.
1961: Die erfolgreiche Markteinführung der ersten Miele-Gewerbegeschirrspüler ebnet den Weg
für Praxistests mit Spülautomaten, in denen chirurgische Instrumente gereinigt werden. Das erste
Gerät, das die Bezeichnung »G 15 op-Spezial« erhält, entwickelt Miele ab 1961 in enger Zusammenarbeit mit namhaften Hygienikern. Sobald feststeht,
dass »OP-Bestecke aller Art ohne jede Vor- oder
Nachbehandlung gründlich und zuverlässig« gereinigt werden können – so ein Zitat im Prospekt
der Anfangsjahre – erhalten Kunden die ersten Geräte. Von Beginn an entwickeln sich Innovationen
zum Miele-Standard: Die Spültemperaturen werden
überwacht, zunächst durch zwei eingebaute Thermostate aus rostfreiem Edelstahl. 1966 kommt für
den G 15 ein passender Spezialkorb auf den Markt,
in dem benutzte Injektionsspritzen aufrecht stehend
gereinigt werden können. Der Erfolg der »Gründerjahre« ist beachtlich: 756 Mal wird dieser Spülautomat verkauft, ehe modernere Geräte mit einer Steuerung durch Programmkarten ihn ablösen.
Damals: Die Geschichte der Medizintechnik von Miele begann Anfang der 1960er Jahre
mit einem Spülautomaten für chirurgische Instrumente, der als Modell „G 15 op-Spezial“
auf den Markt kam (rechts). Er wurde ab 1961 in Zusammenarbeit mit führenden Hygienikern entwickelt.Foto: Miele
1971: Die Programmkarten-Steuerung sorgt dafür, dass die neuen »Spezial Spülautomaten« von
Miele nun in unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt werden können: Nicht mehr nur für die Aufbereitung von OP-Instrumenten, sondern auch
für Anästhesie-Materialien, Babyflaschen und La-
Heute: Unter dem Namen “System4Med” bietet Miele Professional das komplette Produktportfolio für die moderne Zentralsterilsation an: Von Großraumdesinfektoren der neuesten
Generation (Foto) über Dampf-Großsterilisatoren bis zu Großkammer- Reinigungs- und
Desinfektionsanlagen. Verschiedene Möglichkeiten der Prozessdatendokumentation und
die umfassende Betreuung durch den Miele-Service runden das Angebot ab. Foto: Miele
16
aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Aktuelles
borglas. Atemschläuche und Katheter sind per
Injektor-Düsen direkt an die Wasserversorgung angeschlossen, so dass sie zuverlässig von innen gereinigt werden können. Dieses Verfahren wird in den
folgenden Jahrzehnten weiter verfeinert.
Ab 1971 gibt es Körbe, Einsätze und spezielle Aufbereitungsverfahren für den Bereich Anästhesie,
wenig später auch für Dental-Instrumente (1972),
OP-Schuhe sowie Instrumente von Gynäkologen
und Hals-Nasen-Ohrenärzten (jeweils 1979). Nicht
zuletzt deshalb erhalten die Geräte der Miele-Serie
»G 19« als erste die Prüfplakette des Fachausschusses »Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege«.
Am Ende dieses Jahrzehnts stellt Miele bereits die
Weichen für den künftigen Erfolg in der zentralen
Sterilgut-Aufbereitung: 1979 kommt mit dem Modell G 7717 der erste Reinigungs- und Desinfektionsautomat auf den Markt, dessen gegenseitige
Türverriegelung die Trennung in eine unreine und
eine reine Seite ermöglicht.
1980: Das thermische Reinigungs- und Desinfektionssystem von Miele wird erstmals durch das
Bundesgesundheitsamt (BGA) gemäß Paragraph
10 c des Bundesseuchen-Gesetzes gelistet. Weil
die Wirksamkeit des Verfahrens von höchster Stelle
bestätigt wird, steigt die Nachfrage: Miele verkauft
mehr als 40.000 der beim BGA gelisteten Modelle.
Die Entwicklung wird unterdessen fortgesetzt und
1985 kommt der erste Reinigungs- und Desinfektionsautomat für Endoskope auf den Markt.
1990: Die Programmgestaltung wird immer mehr
den individuellen Reinigungsproblemen gerecht.
Sie erfolgt wahlweise durch die Steuerung per Programmkarte oder durch eine Micro Computer Unit
(MCU). Letztere bietet die bis dahin höchste Prozesssicherheit und Programmkontrolle.
Ab Mitte der 90er Jahre sind die Weichen für das
neue Jahrtausend gestellt: 1994 wird das so genannte BGA-Programm aus dem Jahr 1980 als Routineprogramm durch das neue Reinigungs- und Desinfektionsprogramm »Vario TD« ersetzt. Noch heute
stellt es den Standard im Markt dar. Bei diesem Verfahren findet die thermische Desinfektion erst in
der letzten Spülphase statt, wodurch eine bessere
Reinigungsleistung erreicht und eine Rekontamination durch das Nachspülwasser vermieden wird.
Ein weiterer Meilenstein im Jahr 1994: In passenden
Einsätzen für Instrumentarium der minimalinvasiven Chirurgie können erstmals auch Instrumente
dieser Disziplin aufbereitet werden.
Auch das Jahr 1995 ist für die Miele-Medizintechnik
richtungsweisend, denn die erste Geräteserie von
Großraumdesinfektoren wird eingeführt. Neu ist
die freiprogrammierbare, elektronische Steuerung
»Profitronic«, die eine flexible Gestaltung von bis zu
64 Programmen ermöglicht. Die Klartextanzeige im
Display erleichtert zudem die Benutzerführung. Mit
dem Vertrieb der Großraumdesinfektoren bietet
Miele auch umfangreiche Dienstleistungen für den
unreinen Bereich der ZSVA: Planung, Kapazitätsberechnung, Wirtschaftlichkeitsbetrachtung sowie
kurze Reaktionszeiten des Miele Professional Service.
2001: Kurz nach der Jahrtausendwende bringt
Miele eine neue Generation von unterbaufähigen
Standgeräten auf den Markt, die zum damaligen
Zeitpunkt schon Anforderungen für die erst ab
2006 europaweit geltende Norm EN ISO 15883
erfüllt. Diese Geräte verfügen zum Beispiel bereits
über einen Messzugang, durch den Temperaturfühler in den Spülraum hinein geführt werden können.
Damit lässt sich überprüfen, ob die Desinfektionstemperatur über die gesamte Haltezeit eingehalten
wird.
2004 führt Miele das später patentierte Aufbereitungsverfahren »Oxivario Plus« auf dem Markt ein,
das die Reinigung von Instrumenten ermöglicht, die
laut Robert-Koch-Institut als kritisch einzustufen
sind – beispielsweise Instrumentarium der minimalinvasiven Chirurgie. Dieses Verfahren wird später auch im Hinblick der Wirksamkeit auf Prionen
(Erreger der Creutzfeld-Jacob-Krankheit) erfolgreich getestet. Ein Jahr danach bietet Miele mit dem
Programm »Orthovario« zusätzlich eine Verfahrensvariante für die gründliche, aber schonende Aufbereitung von Instrumentarium der orthopädischen
Chirurgie.
2007 wird die bis dahin erfolgreiche, erste Generation der Großraumdesinfektoren durch eine neue
aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Aktuelles
Zeitstrahl: 50 Jahre Miele-Innovationen für Praxen und Krankenhäuser.
Grafik: Miele
abgelöst: Die Modelle PG 8527 und PG 8528 bieten
mit ihren Innovationen ein Höchstmaß an Sicherheit bei der maschinellen Instrumentenaufbereitung.
Das Display informiert den Kunden beispielsweise,
wenn die Rotationsgeschwindigkeit der Spülarme
nicht innerhalb des vorgegebenen Korridors liegt.
Denn die neuen Desinfektoren werden serienmäßig mit der speziellen Spülarmkontrolleinheit »PerfectSpeed« ausgestattet, die einzigartig ist – ebenso
wie andere Neuheiten. Ab 2008 kommen auch erste,
unterbaufähige Reinigungs- und Desinfektionsgeräte mit den Innovationen der Großraumdesinfektoren auf den Markt.
2010: In diesem Jahrzehnt tritt Miele Professional
erstmals als Systemanbieter für die Sterilgutversorgung im Krankenhaus auf und damit als kompetenter Ansprechpartner für den gesamten Bereich
der zentralen Instrumentenaufbereitung. Zum Produktportfolio von »System4Med« gehören jetzt auch
Dampf-Großsterilisatoren, Container- und Transportwagenwaschanlagen sowie weitere Produkte, die
für die Ausstattung einer modernen Zentralsterilisation benötigt werden. Hard- und Softwarelösungen
für die Prozessdatendokumentation und das Sterilgutmanagement sowie eine umfassende Betreuung
durch den Miele-Service runden das Angebot ab.
Mit der Einführung des neuen Verfahrens »Robotvario« für Instrumente der OP-Robotik bestätigt
Miele 2011 seine Position als Innovationsführer im
Bereich der Instrumentenaufbereitung. |
Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten
Anwender unter:
Tel.: 0180/230 31 31
(0,06 EUR pro Min., Mobilfunk max. 0,42 EUR pro Min.),
Fax: 0800/33 555 33
oder www.miele-professional.de
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aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Infektiologie
Lebensmittelvirologie, Teil 2: Übersicht der
wichtigsten, lebensmittelrelevanten Viren
F. v. Rheinbaben
Viren sind in Lebensmitteln oder in größeren
Volumina von Wasser immer noch nicht leicht
zu finden, vor allem dann, wenn sie dort in sehr
geringer Konzentrationen vorkommen.
Obgleich die Nachweistechniken nicht zuletzt durch
Einführung der PCR deutlich weiterentwickelt wurden, bleibt das Problem der Anreicherung kleinster
Mengen aus größeren Mengen von Untersuchungsmaterial. Andererseits genügen oft Minimalmengen
aktiven Virus, um eine Infektion zu verursachen. Es
sind aber längst nicht nur Nachweis- und Anreicherungsprobleme, die dazu führen das die Lebensmittelvirologie bislang wenig Beachtung findet. Auch alle
übrige Laborarbeiten sind im Vergleich zu bakteriologischen Untersuchungen in aller Regel aufwendiger
und teurer. Weiter kommt erschwerend hinzu, dass
auch die Präventions- und Therapiemöglichkeiten limitiert sind.
Trotzdem deutet vieles auf eine beachtliche Rolle der
Viren als Erreger von Lebensmittelinfektionen hin.
Einen Hinweis hierzu geben zum Beispiel positive
Virusbefunde von Erregern aus den unterschiedlichsten Virusfamilien in Schlachthofabwässern. Wenn
Fleischprodukte roh verzehrt und vorher nicht einer
Wärmebehandlung unterzogen wurden, drohen Infektionen. Als Erreger in solchen Produkten kommen
die in Tabelle 1 genannten Viren in Frage. Einige von
ihnen vermögen den Menschen genauso zu infizieren
wie Haus- und Nutztiere. Bei manchen Viren, z. B.
bei dem Erreger der Maul- und Klauenseuche, ist der
Mensch Fehlwirt und die Erkrankung als Zoonose
einzustufen. Allerdings hat man nicht das gesamte
Spektrum der in Tab. 1 genannten Viren in Schlachthofabwässern gefunden. Positive Befunde konnten
dort nur für unbehüllte (nackte) Viren erhoben werden. Der Nachweis für behüllte Viren verlief dagegen
negativ. Der Grund ist offensichtlich, dass behüllte
Viren im Abwasser weniger stabil sind, nicht jedoch,
dass solche Viren überhaupt nicht in das Schlachthofabwasser gelangen.
Im Folgenden werden die wichtigsten Erreger vorgestellt, die erwiesenermaßen in Lebensmitteln gefunden
wurden, oder deren Übertragung durch Lebensmittel
durch Zufallsbefunde auffiel bzw. deren Übertragung
durch Lebensmittel oder Wasser auf der Hand liegt.
Da diese Erreger in aller Regel auch mit Fäkalien in die
Umwelt freigesetzt werden, so sind immer auch fäkalorale Sekundärinfektionen möglich. Was ursprünglich
zunächst mit einer Lebensmittelinfektion begann,
kann anschließend auf weitere Personen übertragen
werden und sich vor allem in Institutionen mit Risikopersonen (Senioren, Kinder) epidemieartig ausbreiten.
Picornaviren, Enteroviren, Poliovirus, Hepatitis A-Virus, Maul- und Klauenseuche Virus
Picornaviren sind eine Gruppe kleiner nackter Viren von denen viele mit Fäkalien übertragen werden.
Dies gilt innerhalb der Picornaviren vor allem für die
Gruppe der Enteroviren. Man findet Enteroviren
in der Umwelt in Wasser und Abwasser. Im Umfeld
Viren in Fleischprodukten
Behüllte Viren
Nackte Viren
Togaviren Reoviren
Gelbfiebervirus Rotaviren
Coronaviren Picornaviren
Coronavirus Poliovirus A und B
MKS-Virus
Orthomyxoviren
Influenzavirus A und B Caliciviren
Norwalkviren
Parvoviren
Adenoviren
Tab. 1: Behüllte und unbehüllte humanpathogene Viren,
isoliert aus Fleischprodukten (ggf. auch aus Milch), die
während ihres Herstellungsprozesses keiner Hitzebehandlung oder einer vergleichbaren Behandlung unterzogen
wurden (MKS = Maul- und Klauenseuche Virus).
aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Infektiologie
eines Patienten kommen sie auch an Oberflächen
und Gegenständen vor und sie werden durch Vehikel wie Fliegen, kontaminierte Hände und natürlich
mit fäkal verunreinigtem Wasser auf Nahrungsmittel
gebracht. Zahlreiche Übertragungsmöglichkeiten ergeben sich aber nicht nur aus fäkal kontaminiertem
Wasser, sondern auch als Tröpfcheninfektion, da Enteroviren oft in den Zellen der Rachenschleimhaut
vorkommen, insbesondere während der Frühphase
einer Infektion. Die nachfolgende Besiedelung des
Darmes und die Ausscheidung über Stuhl ist also oft
erst ein zweiter Schritt im Ablauf einer Enterovirusinfektion. Ein prominenter Vertreter der Gruppe ist
das Poliovirus. Vor Einführung der Schutzimpfung
beobachtete man Infektionen saisonal gehäuft in
den Sommer- und Frühherbstmonaten. Enteroviren
verhalten sich gegenüber Wärme sehr empfindlich.
In wässriger Umgebung und bei Temperaturen von
50 °C werden sie innerhalb weniger Minuten vollständig inaktiviert.
Zu den Enteroviren gehört auch das Hepatitis A-Virus. Im Hinblick auf die Thermoresistenz verhält es
sich allerdings anders und übersteht Temperaturen von
50 °C bis 60 °C wesentlich besser. Es kann zu diesen
Bedingungen durchaus länger als eine Stunde infektiös
bleiben. Auch Hepatitis A-Virus wird mit dem Stuhl
ausgeschieden. Da die Infektion mit HAV in der überwiegenden Zahl unauffällig verläuft und sie dort wo
sie auftritt oft erst nach wochenlanger Inkubationszeit
klinisch sichtbar wird, ließen sich Lebensmittelinfektionen in der Vergangenheit nur dann einigermaßen
sicher nachweisen, wenn sie epidemieartig auftraten.
Typische gefährdete Produkte sind Muscheln (auch
solche die vor dem Verzehr gekocht wurden), Meeresfrüchte, Salate, Trinkwasser und mit verschmutztem
Wasser behandelte Früchte und Gemüse.
Das Maul- und Klauenseuche Virus (MKS) gehört
ebenfalls zu den Picornaviren, infiziert gewöhnlich
aber nur Klauentiere, insbesondere Rinder. Im engen
Umgang mit erkrankten Tieren kann sich allerdings
auch der Mensch infizieren. Eine weitere Infektionsquelle sind Nahrungsmittel, die von krank geschlachteten Tieren gewonnen und einem Verarbeitungsverfahren unterzogen wurden, dass zu keiner Abreicherung
im Lebensmittel führt. Dem entsprechend konnte der
Erreger beispielsweise in Hackfleisch oder Salamiwurst gefunden werden. Wie alle Picornaviren ist das
MKS-Virus sehr Umwelt- und Chemikalien-resistent.
Gegenüber Desinfektionsmitteln
sind alle Picornaviren sehr resistent und nur durch viruzide Mittel
(wirksam gegen behüllte und unbehüllte Viren) inaktivierbar.
Coxsackieviren
| Autor
Priv. Doz. Dr. Dr. F. v. Rheinbaben
Institut Schwarzkopf GbR
Department Lebensmittel- und
Industriehygiene
Otto-von-Bamberg-Str. 10
97717 Aura a. d. Saale
[email protected]
Coxsackieviren zählen ebenfalls zu
den nackten Viren. Die Epidemiologie der Coxsackie-Viren ist ähnlich derjenigen der Enteroviren.
Neben einer produktiven Phase
im Rachenraum beobachtet man eine Vermehrung im
Dünndarm. Dem entsprechen die Übertragungswege.
Ein typisches Krankheitsbild wird als Sommergrippe
bezeichnet und deutet damit sowohl auf den Übertragungsweg durch Tröpfcheninfektion als durch Vehikel
(Fliegen) hin. Neben der Infektion des Gastrointestinaltraktes kann es auch zum Befall von Skelett- und Herzmuskulatur sowie von Organen und Geweben kommen.
Gegenüber Desinfektionsmitteln sind Coxsackieviren
sehr resistent und nur durch viruzide Mittel (wirksam
gegen behüllte und unbehüllte Viren) inaktivierbar.
ECHO-Viren
ECHO-Viren sind ebenfalls nackte Viren. Sie verhalten sich ähnlich wie die Coxsackieviren und werden
in der akuten Phase der Erkrankung in Rachenspülflüssigkeit, Liquor und Stuhl gefunden. Sie sind ebenfalls im Stande, eine schwere generalisierte Infektion
zu verursachen. Die Übertragungswege und Resistenz
gegenüber Desinfektionsmitteln entsprechen denen
der Coxsackieviren.
Parvoviren
Parvoviren sind nackte, äußerst resistente Viren. In
der Umwelt besitzen sie eine Stabilität wie kaum
ein anderes Virus. Der Kontakt mit Lösungsmitteln, Detergenzien und nicht oxidierend wirkenden
Desinfektionsmitteln wird verlustfrei überstanden.
Auch Austrocknen schadet Parvoviren in keinerlei
Weise: An Oberflächen angetrocknetes Virus ist wochenlang verlustfrei infektiös und unter geeigneten
Bedingungen muss mit einer jahrelangen Persistenz
in der Umwelt gerechnet werden. Eine weitere hervorstechende Eigenschaft der Parvoviren ist deren
hohe Temperaturresistenz. Selbst in Gegenwart ei-
19
20
aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Infektiologie
nes Energieüberträgers wie Wasser überstehen diese
Viren Temperaturen von 55 °C bis 60 °C über viele
Stunden. Eine Exposition bei 55 °C/ 1h führt zu
keiner nennenswerten Titerabnahme. Erst bei 60 °C
sind unter Laborbedingungen mit Zellkulturvirus
geringe Reduktionen feststellbar. Solche Beobachtungen legen nahe, dass Wildvirus in Anwesenheit
seiner natürlichen Begleitmaterialien noch erheblich
strengere Bedingungen übersteht.
Parvoviren sind weit verbreitet und bei zahlreichen
Haus-, Nutz- und Wildtieren nachgewiesen. Bei einer Parvovirusinfektion muss mit der Infektiösität
praktisch aller Sekrete und Exkrete wie Blut, Serum,
Urin und Stuhl gerechnet werden. ParWas ursprünglich zunächst mit einer voviren verursachen
Lebensmittelinfektion begann, kann generalisierte Infektionen, man kennt sie
anschließend auf weitere Personen
übertragen werden und sich vor allem deshalb auch als Erreger von Darminfekin Institutionen mit Risikopersonen
tionen und Durchfall.
(Senioren, Kinder) epidemieartig
Allein auf Grund ihausbreiten.
rer hohen Stabilität in
der Umwelt sind Lebensmittel und Trinkwasser als Übertragungsmedien
von Parvoviren immer in Betracht zu ziehen. Erweist
sich allerdings eine Maßnahme gegen Parvoviren als
wirksam, so kann auf Grund der hohen Resistenz
der Parvoviren davon ausgegangen werden, dass die
gleiche Maßnahme sämtliche anderen Viren auch
erreicht würde. Parvoviren sind somit die höchste
Meßlatte, die ein viruzides Desinfektionsverfahren
passieren kann.
Adenoviren
Adenoviren sind nackte recht umweltresistente Viren, die durch Kontakt- und Schmierinfektion übertragen werden. Es gibt unterschiedliche Typen, die
mit ihrem jeweiligen akuten Krankheitsbild unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Neben respiratorischen Infekten, Augeninfektionen, Genital- und
Urogenitalinfekten sowie Immundefekten verursachen bestimmte Typen bevorzugt auch enteritische
Infektionen. Obgleich Adenoviren ebenso bei Tieren vorkommen, sind nur die Humanen Adenoviren
im Stande, den Menschen zu infizieren. Diejenigen
Adenoviren, die eine Enteritis verursachen, findet
man auch im Stuhl. Sie werden fäkal-oral weitergegeben. Entsprechend können Nahrungsmittel durch
Abwasser kontaminiert werden. Ist die Infektion erst
einmal in eine Institution eingeschleppt, so kann sie
anschließend durch Kontakte, Hände und Gerätschaften weitervermittelt werden. Lebensmittel sind
daher immer eine zu beachtende Übertragungsmöglichkeit. Adenoviren sind äußerst kontagiös und erreichen den Menschen schon in der Frühphase des
Lebens. Im Alter von 2 Jahren hat bereits jeder zweite
Mensch Kontakt mit diesen Viren gehabt. Die meisten Infektionen verlaufen symptomfrei. Andererseits
fallen Enteritiden vorzugsweise bei Säuglingen und
Kleinkindern auf. Säuglingsdiarrhöen können sehr
hartnäckig sein und bis zu 10 Tagen andauern. Es
gibt keine saisonale Häufung. Die Infektionen treten also schwerpunktfrei über das ganze Jahr verteilt auf. Adenoviren sind wenig hitzeresistent und
werden bei Temperaturen von 50 °C bis 60 °C und
in Gegenwart eines Energieüberträgers (Wasser/
wässriges Umfeld) in wenigen Minuten inaktiviert.
Gegenüber Desinfektionsmitteln sind sie allerdings
recht resistent. Für eine sichere Inaktivierung werden
oxidierende Mittel (Aktivsauerstoff, Aktivchlor ggf.
Adehyde) benötigt. Langkettige Alkohole wie Propanol und iso-Propanol zeigen gegenüber Adenoviren
eine gute Wirksamkeit. Ethanol ist in den zur Händedesinfektion üblichen Konzentrationen und Einwirkungszeiten eher unwirksam.
Astroviren
Astroviren sind nackte Viren mit sternförmigem
Aussehen. Sie verursachen eine Diarrhö und Erbrechen, sind hoch kontagiös und erreichen den Menschen schon im Säuglingsalter. Im ersten Lebensjahr
ist bereits jeder zweite Mensch durchseucht. Gegenüber Desinfektionsmitteln verhalten sie sich ähnlich
wie Adenoviren.
Hepatitis E-Virus
Das Hepatitis E-Virus gehört zu den Caliciviren
und damit zu den nackten, hoch resistenten Viren.
Es wurde erst 1988 als fäkal-oral übertragenes Hepatitisvirus des Menschen beschrieben, obgleich
man dessen Existenz auf Grund des Krankheitsgeschehens und epidemiologischer Besonderheiten
schon lange vermutete. Hepatitis E-Virus ähnelt
aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Infektiologie
in seiner Epidemiologie dem Hepatitis A-Virus,
ist mit diesem jedoch nicht verwandt. Der Erreger findet in Wildtieren wie Affen und Nagern ein
Reservoir, kann aber auch bei Haustieren vorkommen. Insbesondere Hausschweine können hochgradig durchseucht sein. In der Umwelt kommt er
in Oberflächenwasser vor und kann über kontaminiertes Wasser und Lebensmittel, insbesondere in
Entwicklungsländern, große Epidemien mit Zehntausenden von Fällen verursachen. Nach erfolgter
Primärinfektion kommt es, wie bei allen fäkal-oral
übertragenen Viren, oft zu Sekundärinfektionen.
Dies belegen Studien in Institutionen und bei Familien, bei denen ein Mitglied den Erreger in das
familiäre Umfeld eingeschleppt hat. Hepatitis EVirus ist oft aber nicht immer als Reiseerkrankung
einzustufen. In Mitteleuropa liegt die Durchseuchung im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
Gegenüber Desinfektionsmitteln verhält sich Hepatitis E-Virus sehr resistent. Nur viruzide Mittel
bieten ausreichend Schutz.
Rotavirus
Rotaviren sind nackte Partikel mit einer besonderen
Capsidstruktur. Sie gehören zur Familie der ReoViren, erweisen sich auf Grund dieser Besonderheit gegenüber den üblichen Desinfektionswirkstoffen als weniger resistent und werden deshalb
auch durch nicht oxidierend wirkende Mittel gut
inaktiviert. Dagegen ist ihre Umweltstabilität beträchtlich und sie sind imstande, ihre Infektiösität
über viele Monate in der Umwelt zu bewahren.
Analysen von Rotavirusstämmen lassen heute die
Nachverfolgbarkeit eines Infektionsgeschehens zu
und sogar die Identifizierung von »Hausviren«, die
eine Institution wie ein Altenheim oder Krankenhaus jahrelang begleiten können und immer wieder
zu Ausbrüchen führen.
Rotaviren zeigen eine saisonale Häufung in den
Wintermonaten. In tropischen Regionen beobachtet man allerdings eine Verteilung über das ganze
Jahr. Rotaviren sind in Mitteleuropa nach wie vor
die wichtigsten Erreger von Durchfallerkrankungen und infizieren vorzugsweise Säugling. Aber
auch Senioren sind gefährdet. Zu einem epidemieartigen Auftreten kommt es vor allem dann, wenn
man diese Personengruppen in Institutionen auf
einen örtlich begrenzten Raum zusammenbringt.
Dies ist nicht nur auf den medizinischen Bereich,
auf Pflegeeinrichtungen, Senioren-, Kinderheime
oder Kindergärten und ähnliche Einrichtungen
beschränkt. Auch Erholungseinrichtungen, insbesondere Kreuzfahrtschiffe, und vergleichbare
Freizeitinstitutionen können betroffen sein. Rotaviren verursachen reine Darminfektionen. Eine
Tröpfcheninfektion über Aerosole ist nur dann
möglich, wenn Erbrochenes während des Erbrechens aerosolisiert wird. Es liegt jedoch nahe auch
erregerhaltigen Staub als mögliche Infektionsquelle
einzustufen, falls kontaminierte Oberflächen nicht
gründlich genug desinfiziert wurden und mit Staubpartikel in die Luft gelangen. Stuhl ist in der akuten
Phase der Infektion hoch kontagiös und das Virus
wird dann in extrem hohen Mengen ausgeschieden.
Es ist immer damit zu rechen, dass kontaminierte
Lebensmittel oder Wasser zumindest als ursprünglicher Auslöser einer Epidemie gedient haben.
Danach erfolgen Sekundärinfektionen lebensmittelunabhängig und können in den betreffenden Institutionen ein dramatisches Ausmaß erreichen.
Wenn in solchen Fällen nicht frühzeitig und sehr
energisch durch entsprechende Maßnahmen eingegriffen wird (insbesondere durch die Isolierung von
Ausscheidern, sowie Barriere- und Desinfektionsmaßnahmen, vor allem strikte Hände- und Flächendesinfektion), ist damit zu rechen, dass das Geschehen erst dann abklingt, wenn alle zu der fraglichen
Zeit durch den Erreger infizierbaren Personen auch
tatsächlich erreicht und infiziert worden sind. Rotaviren hinterlassen nur eine eingeschränkte Immunität, sodass es im Laufe eines Lebens immer wieder
zu Reinfektionen und Erkrankungen kommen kann.
Caliciviren, Norwalkvirus
Caliciviren, insbesondere Noroviren, ähneln in ihrer
Epidemiologie den Rotaviren. Es sind nackte resistente Viren, die allerdings zu einer völlig anderen Virusfamilie gehören. Ein besonderer Vertreter innerhalb
der Gruppe ist das Norwalk-Virus. Es verursacht
ebenfalls eine Gastroenteritis. Stuhl und Erbrochenes
sind hoch infektiös. Der Erreger wird im Gipfelpunkt
des infektiösen Geschehens mit 1011 Viruspartikeln
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aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Infektiologie
pro Gramm ausgeschieden und wie bei den Rotaviren
genügen minimale Dosen, um ihn zu übertragen (10
PFU, Plaque bildende Einheiten, der Begriff wird synonym für infektiöse Partikel benützt). Die Erkrankung
tritt oft bei Senioren auf und wird nicht nur in Altenund Pflegeheimen, sondern oft auch in
Freizeiteinrichtungen beobachtet, die
Vieles spricht dafür,
vorwiegend von Senioren oder Kindass die Einschleppung
dern genutzt werden. Norovirusinfektivon Norovirusinfektionen
onen auf Kreuzfahrtschiffen finden bis
in Tagespresse hinein Beachtung.
in Institutionen durch
kontaminierte Lebensmittel
oder durch infizierte
Personen erfolgt.
Norovirusinfektionen hinterlassen oft
nur eine temporäre Immunität. Im
Extremfall sind Senioren schon nach
deutlich weniger als 4 Wochen wieder
infizierbar. Andererseits beobachtet man bei diesen,
und ebenso auch bei Immungeschwächten Personen,
nach dem Sistierend der Symptome oft noch aktives
Virus im Stuhl, das in seiner Konzentration nur langsam abfällt und manchmal noch viele Wochen später
bei ehemals Erkrankten nachgewiesen werden kann.
Dieses Phänomen bezeichnet man als verzögerte Ausscheidung. Es kann bei dem genannten Personenkreis
manchmal über Zeiträume von knapp einem halben
Jahr nachgewiesen werden. Gerade in Altenheimen
treffen daher besonders gefährdete, leicht re-infizierbare Personen auf Personen mit einer verzögerten
Ausscheidung. Und dies geschieht dann noch in einem oft schwer zu desinfizierbaren Umfeld.
Humane Noroviren sind bislang nicht in Zellkulturen
züchtbar. Daten zu deren Resistenz stützen sich daher
auf Zufallsbefunde oder werden aus einem epidemiologischen Kontext abgeleitet. Mit Hilfe der PCR lassen sich allerdings sehr wohl Analysen zum epidemischen Geschehen durchführen. Norovirusinfektionen
beobachtet man vorzugsweise in den Wintermonaten.
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aseptica 17. Jahrgang 2011 | Heft 4 | Diverses / Impressum
Dies hat sich allerdings in Europa erst in der letzten anderthalb Jahrzehnten
ergeben. Davor kamen die Infektionen in Europa auch über das ganze Jahr
verteilt vor und zeigten kein gehäuftes Auftreten in besonderen Jahreszeiten.
Der Grund für diese Verschiebung ist ebenso wenig bekannt wie die jetzt zu
beobachtende saisonale Häufung von Norovirusinfektionen in den kalten
Jahreszeiten.
Vieles spricht dafür, dass die Einschleppung von Norovirusinfektionen in
Institutionen, früher wie auch heute, durch kontaminierte Lebensmittel oder
durch infizierte Personen erfolgt. Die Infektion wird anschließend direkt oder
indirekt fäkal-oral verbreitet, wobei dann die Bedeutung von Lebensmitteln
sinkt. Eine strikte Händehygiene vor dem Essen wird aber immer einen beträchtlichen Stellenwert bei der erfolgreichen Verhinderung von Sekundärinfektionen haben.
Testungen zur Resistenz von Humanen Noroviren gegenüber Desinfektionsmitteln sind auf andere Caliciviren angewiesen. Das Humane NorwalkVirus selbst ist nämlich nicht in Zellkulturen züchtbar. Als sogenannte
Surrogate-Viren, d.h. als Stellvertreter für Humane Noroviren wählt man
andere Arten innerhalb der Gruppe der Noroviren. Für die Prüfung der
Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln ist hierfür nur das »Murine Calicivirus, MCV« geeignet, welches eine Gastroenteritis bei Mäusen verursacht und
damit ein ähnliches Verhalten zeigt wie das Humane Norwalkvirus. Nicht
geeignet für derartige Desinfektionsmitteluntersuchungen ist dagegen das
»Feline Calicivirus, FCV«. Als Erreger des so genannten Katzenschnupfens
verursacht es ein respiratorische Infektion bei Katzen, ist im sauren pHBereich instabil, übersteht daher keine Magenpassage. Man kann es somit
nicht für einen Vergleich mit Erregern von Durchfallerkrankung verwenden.
Da es jedoch eines der ersten Caliciviren war, welches man erfolgreich in
Zellkulturen züchten konnten, benutzte man es früher trotzdem für diesen
Zweck.
Schließt man aus den Ergebnissen gegenüber MCV auf die Humane Noroviren, so muss man annehmen, dass Humane Noroviren leicht lipophile Eigenschaften haben und sich gegenüber Desinfektionsmitteln ähnlich (jedoch
nicht ausnahmslos) wir Rotaviren verhalten. Auch eine gewisse Empfindlichkeit gegenüber längerkettigen Alkoholen ist zu beobachten. Mann sollte
daher, insbesondere bei Händedesinfektionsmitteln darauf achten, dass diese gegen MCV geprüft wurden.
Bredaviren / Toroviren
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Titelbild: Fringer, André
Auflage: 9.500
Das Bredaviren sind als Ursache endemisch auftretender Durchfallerkrankungen unter Kindern in Institutionen wie Heimen und Kindergärten in Erscheinung getreten. Natürlicher Wirt von Bredaviren scheinen vor allem Rinder
zu sein. Der Mensch ist offenbar eher ein Fehlwirt. Bredaviren sind behüllte
Partikel und daher durch Desinfektionsmittel leicht zu inaktivieren.
Erscheinungsweise: Viermal jährlich
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier
Fortsetzung in der kommenden Ausgabe!
ISSN 1439-9016
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge können von
der Meinung der Redaktion abweichen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird
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