Interview »Training und Personalentwicklung ist Chefsache.« © Jöxxr Autor: Peter Hanser Detlef Wolff, Jahrgang 1965, ist seit 1990 in verschiedenen Positionen bei mittelständischen Unternehmen und Konzernen der Pharmabranche tätig. 2005 übernahm er die Geschäftsführer der Almirall GmbH in Ismaning, später der Almirall Hermal GmbH in Reinbek. Seit diesem Monat ist er Geschäftsführer der Cephalon GmbH in München. 5 Die regelmäßigen, vom Gesetzgeber „verordneten“ Marktveränderungen und der Wettbewerb stellen den Vertrieb ständig vor neue Herausforderungen. Detlef Wolff, ehemaliger Geschäftsführer Almirall Hermal GmbH und jetzt Geschäftsführer der Cephalon GmbH, über die Verzahnung von Vertrieb und Marketing. Interview Herr Wolff, in welchen Bereichen sehen sie die entscheidenden Herausforderungen im Training von Außendienstmitarbeitern? DETLEF WOLFF: Sicher sind die hohen Investitionen, unklar die Ergebnisse. Bei engen Budgets ist es klar ein Chefthema, wo welche Gelder allokiert werden und was dabei herauskommt. Das Training der Mitarbeiter und die Marketingstrategie sind aber nicht immer verzahnt. Dies passiert schnell, wenn eine isolierte Trainingsabteilung losgelöst vom Marktgeschehen arbeitet. Viele Trainings werden von den Mitarbeitern gut angenommen, doch die Umsetzung in der täglichen Arbeit stellt sich häufig als problematisch heraus, weil die direkten Vertriebsvorgesetzten selten ausreichend involviert werden. Dann haben sie auch nicht die Möglichkeit, die Implementierung des Gelernten Die Almirall Hermal GmbH ist Marktführer für Hautarzneimittel in Deutschland. Angeboten werden mehr als 40 verschiedene Markenprodukte. »Das Training der Mitarbeiter und die Marketingstrategie sind nicht immer verzahnt. Dies passiert schnell, wenn eine isolierte Trainingsabteilung losgelöst vom Marktgeschenen arbeitet.« effektiv zu begleiten. Außerdem gibt es Trainingsformen, die für manche Mitarbeiter sehr geeignet sind, andere sind hingegen überfordert, sperren sich oder reagieren mit Ausweichstrategien. „Das bringt doch eh nichts, ich kenne doch meine Kunden viel besser“, ist ein häufiges Argument. Was zeichnet einen exzellenten Verkäufer aus? WOLFF: Wenn wir einmal davon ausgehen, dass ein guter Verkäufer natürlich sein Produkt sowie die Konkurrenzsituation und das Umfeld kennen muss, ist es in erster Linie die emotionale Intelligenz, die wichtig ist. Hier insbesondere die Fähigkeit, auf sein Gegenüber einzugehen, aktiv Zuhören zu können, motiv- und nutzenorientierte Angebote zu machen oder Lösungen vorzuschlagen. Darüber hinaus ist es natürlich wichtig, über Gebietsmanagement Fähigkeiten zu verfügen. Bei allen genannten Fähigkeiten ist entscheidend, diese auch konsequent ein- und umzusetzen. Welche neuen Anforderungen an den Vertrieb ergeben sich aufgrund des AMNOGs? 6 WOLFF: Das WOLFF: Wie bereits vorher erwähnt, ist es für einen Außendienstmitarbeiter wichtig, das pharmapolitische Umfeld zu kennen. Hier sollte er natürlich in der Lage sein, „mitzureden“, jedoch auch die Einflüsse auf sein Produkt kennen. Das war zwar in der Vergangenheit auch bereits notwendig, hat jedoch durch die einschneidenden Veränderungen durch das AMNOG sicher noch einmal an Wichtigkeit zugenommen. Darüber hinaus sollte in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, dass es natürlich Unterschiede zwischen forschenden Pharmaherstellern und Generikaherstellern gibt, welche sicherlich auch zu einer unterschiedlichen Ausprägung der Anforderungen führen. Wie gehen Sie vor, wenn Sie eine geeignete Methode suchen, die für alle Mitarbeiter etwas bringt? WOLFF: Bei wirklich wichtigen Themen lösen wir die Regionsstrukturen auf. Das ist sehr simpel, aber effektiv. Wir führen im Vorfeld Trainingsbedarfsanalysen durch und versuchen die Mitarbeiter in zwei oder drei Interview Wie verzahnen Sie die Trainings mit der Marketingstrategie? WOLFF: Hier gehen wir zwei Wege. Bei uns gibt es kein Training mehr, bei dem nicht vorab klar definierte Trainingsziele sowie Kommunikationsziele zum Produkt festgelegt sind und bei dem vom Trainingsunternehmen, mit dem wir arbeiten, ein detaillierter Trainingsleitfaden für das Training erstellt und von uns genehmigt wird. Die Marketingabteilung ist bei Trainingskonzeptionen bei uns fast immer mit im Boot. Als zweites schalten wir bei wichtigen Themen, zum Beispiel bei einer Neueinführung, einer Indikationserweiterung oder bei sich stark verändernden Marktsituationen Workshops vor, bei denen ein Argumentationsleitfaden entwickelt und mit Kunden aus dem realen Markt getestet werden. Das Ergebnis wird dann in folgenden Transfertrainings im gesamten Außendienst implementiert. Hier hat es sich für uns bewährt, dass wir mit einem Anbieter zusammenarbeiten, der © Mxxxxxxxxxxx leistungshomogene Gruppen einzuteilen. Eine Einteilung in mehr Gruppen würde ich nicht empfehlen, da hierbei die Reisekosten für die Trainings zu hoch werden. Zwei oder drei Gruppen kann man aber gut bilden, ohne jemanden von Bayern nach Hamburg schicken zu müssen. Die gebildeten Gruppen erhalten dann unterschiedliche Trainings, das heißt mit unterschiedliche Tiefe und unterschiedlichem Anspruchsniveau. Damit ist für fast jeden etwas dabei. Marktführer für Hautarzneimmittel: Als Centre of Excellence für Dermatologie entwickelt, produziert und vermarktet die Almirall Hermal GmbH – eine Tochter des spanischen forschenden Pharmaunternehmen Almirall – ein breites Produktportfolio mit umfassenden Serviceleistungen. beides – qualitative Marktforschung mit Argumentationsentwicklung sowie das folgende Training – aus einer Hand anbieten kann. In wie weit werden die Vertriebsmitarbeiter in die Zieldefinition für das Training integriert? WOLFF: Hierbei gehen wir konsequent nach den Ergebnissen einer im Vorfeld durchzuführenden Trainigsbedarfsanalyse vor, bei welcher den regionalen Führungskräften eine entscheidende Rolle zufällt. Über diese Maßnahme sind die Vertriebsmitarbeiter in die Zieldefinition eingebunden. Werden die definierten Trainingsziele auch mit Messkriterien hinterlegt? WOLFF: Auch hier fällt den regionalen Führungskräf- 7 ten eine entsprechende Rolle zu. Ein Training ohne Messkriterien ist aus meiner Sicht eine Fehlinvestition, weil nur die Umsetzung in der täglichen Arbeit zum nachhaltigen Erfolg führt. Wie lösen Sie die Umsetzungshürde von Gelerntem in der täglichen Praxis? WOLFF: Bei uns ist es selbstverständlich, dass die Regionalleiter an den Trainings Ihrer Mitarbeiter teilnehmen. Dies ist nicht in allen Unternehmen der Fall. In der Regel schalten wir vor die Mitarbeitertrainings ein Regionalleitertraining, bei dem die Mitarbeiterinhalte in Kurzform vorgestellt werden und bei dem die Aufgaben der Regionalleiter im späteren Transfer genau festgelegt werden. Begleitend werden die Regionalleiter in ihrer Führungsrolle und beim Coaching Interview der Mitarbeiter konsequent weitergebildet. Mitarbeitertraining ohne paralleles Regionalleitertraining gibt es bei uns nicht mehr. Eine weitere sehr elegante Hilfestellung ist es, die erste Umsetzungshürde bereits ins Training zu verlegen. Hier führen wir mit der Business School für Management & Vertrieb aus München Echtarzttrainings durch. Hier werden echte Kunden von uns als Sparringspartner ins Training involviert. Leider sind Ärzte nicht gewöhnt, in Kommunikationsfragen hilfreiches Feedback zu geben. Deshalb werden sie nach den Übungsgesprächen professionell durch den Trainer nachinterviewt. Dies bringt in meiner Einschätzung die Mitarbeiter wirklich weiter und hilft gleichzeitig die praktische Umsetzbarkeit der Marketingstrategie zu belegen. Und die Ergebnisse? WOLFF: Wir haben einmal in einer schwierigen Marktsituation hervorragende Ergebnisse erzielt. Es ging um Triptane in der Migränetherapie. Umstellungen von Migränetherapien sind nachvollziehbarer Weise sehr schwierig. Zusätzlich gibt es neben den Originaltriptanen auch generischen Wettbewerb. Wir haben hier ein Pilotprojekt durchgeführt zur Findung der optimalen Vorgehensweise. Wir haben zuerst in einem Gesprächslabor einen Gesprächsleitfaden entwickelt, der trennscharf und robust die definierten Kommunikationsziele erreichte. Die Ergebnisse aus dem Labor führen auch zur Überarbeitung der Gesprächsunterlagen. Vier Wochen später fand ein Echtarztarzttraining mit der gesamten Region zur Implementierung statt. Der Regionalleiter war von Anfang an in den Gesamtprozess eng involviert. In den folgenden vier Monaten erfolgten mindestens monatlich Begleitbesuche des Regionalleiters mit den Mitarbeitern. Hierbei wurde konsequent auf die Einhaltung der entwickelten Argumentation und chen Arbeit. Hier werden die Außendienstmitarbeiter von ihren regionalen Führungskräften begleitet und erhalten natürlich zeitnahes Feedback. Was sind Ihre persönlichen Schlussfolgerungen aus Ihren Vertriebstrainings? WOLFF: Für mich ist noch mehr als früher Training und Personalentwicklung Chefsache. Wir verzahnen bei der »Wir verzahnen bei der Konzeption von Außendiensttrainings Marketing, Personalentwicklung und Vertrieb.« auf eine professionelle Gesprächsführung geachtet. Die Ergebnisse waren für uns überraschend. Gerade einige sehr engagierte Mitarbeiter mit sowieso schon überdurchschnittlichen Ergebnissen profitierten überproportional. Schon von einem hohen Ausgangsniveau her erhöhte sich der Marktanteil unseres Triptans um mehr als das Vierfache im Vergleich zur Steigerung in Deutschland. Es kam zu signifikanten Umsatzverschiebungen zu Lasten der anderen Originaltriptane. Welches Feedback gibt es für die Teilnehmer? WOLFF: Das hängt natürlich vom Trainingserfolg ab. Wir messen den Trainingserfolg einerseits nach dem Training und andererseits im Zeitverlauf, das heißt bei der Umsetzung der erlernten Fähigkeiten in der tägli- 8 Konzeption von Außendiensttrainings Marketing, Personalentwicklung und Vertrieb. Trainings machen wir, wo immer möglich, in leistungshomogenen Gruppen nach einer vorgeschalteten Trainingsbedarfsanalyse. Die Regionalleiter werden intensiv einbezogen und parallel auch in Führungs-, Coaching- sowie Implementierungsfragen trainiert. Die enge Verzahnung von qualitativer Marktforschung und Training ist für uns ein weiterer Erfolgsfaktor. Erst kommt die Entwicklung und Optimierung von Argumentationen, dann folgt das Echtarzttraining zur Implementierung im gesamten Außendienst. Das Ganze idealer Weise mit einem Anbieter, der sowohl für die Entwicklung, als auch für das Training dieselben Personen als Moderatoren und Trainer zur Verfügung stellen kann. ←