Newsletter 4 Fortsetzungskurs Vogelkunde 14. März 2008 : Der heutige Abend stand ganz im Zeichen der Singvögel. Insbesondere ging es um deren Gesang. Es sind vorwiegend die Männchen, die singen. Sie markieren ihr Revier und locken die Weibchen an. Am frühen Morgen und am Abend ist der Gesang am intensivsten. Mit dem Beginn des Nestbaus und der Eiablage wird er noch intensiver, um dann im Spätsommer und Frühherbst allmählich zu verstummen. Jetzt ist die Zeit der Mauser, in der viel Energie für die Bildung des neuen Federkleides aufgewendet wird. Beim Beobachten von Vögeln spielt der Gesang eine wichtige Rolle. Oft verrät er uns den Stamdort eines Vogels. Wenn wir Rufe und Gesänge der einzelnen Arten kennen, brauchen wir sie nicht mehr zu sehen, um ihnen den richtigen Namen geben zu können. Frage ist: Wie bekommen wir den Gesang der einzelnen Arten ins Ohr? Schon immer hat man versucht sich diesen mittels Versen und Lautmalereien zu merken. Daneben gibt es heute gute Tonbänder und CD‘s mit Vogelstimmen. Durch das Einprägen der Verse und das Abhören der CD‘s haben wir versucht, die arttypischen Gesänge zu erkennen. Ein zweites Thema war die Nahrung der verschiedene Vögel. Vielfach verrät der Schnabel, was ein Vogel frisst und wie er dies tut. Bei Singvögeln unterscheidet man grob Insekten- und Körnerfresser. Erstere sind mit einem feinen, schmalen Schnabel ausgesrüstet , letztere mit einem kräftigen, keilförmigen zum Öffnen oder Zerquetschen von Sämereien. Am kommenden Repetitionsabend werden wir das Thema Singvögel abschliessen. Anschliessend geht‘s um Artenkenntnis (Enten, Wasservögel, Eulen + Greife, Singvögel), ums Beantworten von Fragen und um Kursauswertung/Literatur. TeilnehmerInnen bitte Kursunterlagen und Schreibzeug mitbringen! PS: Möchte euch daran erinnern, dass die Anmeldefrist für die Kaiserstuhl-Exkursion am nächsten Samstag, 12.04.08, zu Ende geht. Anmeldungen sind auch per Mail möglich, und zwar an folgende Adresse : [email protected] François Quinche Exkursion Gisnauflühe Burgdorf vom 30. März 2008 08.00 h Sommerzeit - finden sich bei kühlem, aber schönem Wetter, zwölf interessierte Vogelkundler am Bahnhof Bätterkinden ein. Darunter acht Teilnehmer des Vogelkurses. Nach kurzer Begrüssung durch Ueli Streun fahren wir mit drei PWS nach Burgdorf. Unsere Exkursion beginnen wir bei den Pferdestallungen auf der Allmend. Die Spannung bei den Kursteilnehmern ist gross, können sie die Stimmen der Singvögel welche ihnen auf Band vorgespielt wurden auch in der Natur bestimmen? In zwei Stunden wissen wir mehr. Auf der Wynigenbrücke hören wir die ersten Vogelstimmen. Am auffälligsten ist der kleine Zaunkönig welcher mit seiner lauten Stimme sogar den Verkehrslärm über-tönt. Amsel, Buchfink und Hausrotschwanz können ohne grosse Beihilfe bestimmt werden. Auf dem Wasser der Emme gründeln drei Stockentenerpel ohne Weibchen. Vermutlich drei Junggesellen noch nicht reif für die Ehe. Grosse Beachtung finden zwei Gebirgsstelzen mit ihrem sattgelben Gefieder auf der Unterseite. Auch zwei Bachstelzen in ihrem schwarz-weiss-grauen Gefieder können bei der Nahrungsaufnahme beobachtet werden. Nun bewegen wir uns unter den Gisnauflühen Emmeaufwärts durch den ursprünglichen Auenwald. Aus kurzer Entfernung sind nun Kohl- und Blaumeisen, Zaunkönig, Rotkehlchen, Hausrotschwanz, Singdrossel, Zilpzalp, Buchfink, Amsel uam. zu hören und teilweise zu sehen. Unter diesen Umständen ist das Bestimmen der einzelnen Vogelarten natürlich viel einfacher. Direkt unter der rechten Fluh stehend versuchen wir den seit einigen Jahren hier über den Winter anwesenden Mauerläufer zu finden. Dieser Felsgrau befiederte kleine Vogel mit schwarzroten und weissgefleckten Flügeln gleicht einem Schmetterling oder einer fliegenden Alpenrose. Sein Lebens-raum sind steil abfallende Felswände meist auf 1000 bis 3000 m ü M. Vor einer Woche konnte ich ihn noch beobachten. Heute ist er leider nicht mehr zu sehen. Dafür entschädigt uns ein vorbeifliegendes Gänsesägerpaar. Über die Eybrücke gelangen wir wieder auf die andere Seite der Emme, dabei sehen wir einen vorbeifliegenden Vogel. Nach Silhouette, Flugart ( wellenförmig mit angelegten Flügeln zwischen den Schlagphasen ) und den schwarzweissen Farben ein Buntspecht. Vor uns die Burg und darüber ein Schwarm Dohlen. Auf einem Baum neben dem Schloss sitzt der Turmfalke. Seit Jahren brütet er in einer Nische der Schlossmauern. An einem Schuppen auf der Allmend beobachten wir aus nächster Nähe ein Gartenbaumläuferpaar, welches Nistmaterial sammelt und immer wieder in einer kleinen Öffnung am Gebäude verschwindet. Erklärtes Ziel dieser Exkursion sind aber v.a. Wanderfalke und Kolkrabe welche seit Jahren in den Flühen brüten. Der alte Horst in der Wand ist mit dem Fernrohr fast greifbar nahe, darin der brütende Kolkrabe. Drei bis sechs Eier werden Ende Februar Anfang März in den Horst gelegt. Brut und Nestlingszeit dauern ca. 60 Tage. Die Kolkraben sind allesfresser, ernähren sich aber hauptsächlich von tierischer Nahrung. Mit seiner Grösse von 64cm, einer Flügelspannweite von 115-130 cm und einem Gewicht von 1000 bis 1500 g ist er einer der gewandtesten Flieger und notabene der grösste Sperlingsvogel. Wie die Greife würgt er unverdauliche Nahrung als Gewölle wieder aus. Die Wanderfalken lassen sich nicht blicken. Auch sie sind hier am Brüten. Am Vortag hatte ich das seltene Glück ihn beim rupfen seiner Beute, einer Taube, auf einer Felsenleiste zu beobachten. Nach langem suchen finden wir ihn beim Ansitzen auf einem Baum. Im Fernrohr kann man ihn gut bestimmen. Drei bis vier Eier werden in 29 bis 32 Tagen ausgebrütet. Nach 35 bis 42 Tagen Nestlingszeit erfolgt die Jagdausbildung durch die Eltern welche ca. 2 Monate dauert. Legebeginn ist die erste Märzhälfte, dadurch ist er bei der Horstbelegung gegenüber dem Kolkraben wahrscheinlich etwas benachteiligt. Seine Nahrung besteht ausschliesslich aus Vögeln, im Tag ca. 110 g welche er dank seiner grossen Geschwindigkeit im Sturzflug mit eng anliegenden Flügeln erbeutet. Grösste gemessene Geschwindigkeit 252km/h. Als Abschluss geniessen wir im Garten des Restaurant Schützenhaus bei wärmendem Sonnenschein ein Getränk. Dabei hören und sehen wir noch den Grünspecht. Mit diesem Grünspecht zählen wir genau 25 verschiedene Vogelarten auf unserer Artenliste. Am Mittag sind wir nach einem erlebnisreichen Morgen wieder in Bätterkinden. Ueli Streun