GEMB II Vorbereitungsunterlagen Maximilian Lorent 10.06.2012 Vorbereitungsunterlagen 4. Kleingruppe GEMB- Dielektrische Polarisation HINWEIS ZU DEN NACHFOLGENDEN LERNMATERIALIEN Nachfolgende Lernmaterialien sind ausdrücklich als institutsfremde Materialien zu verstehen. Sämtliche Informationen wurden von mir zu Eurer besseren Vorbereitung der Kleingruppenübung GEMB II zusammengetragen. Zwar werden in den Vorbereitungsunterlagen immer wieder Auszüge aus dem GEMB II Skript zu finden sein, die Seitens des Instituts im Rahm der Kleingruppenbetreuung zu dieser Verwendung freigegeben worden sind, jedoch geht mit den folgenden Unterlagen keinerlei Rechtsanspruch gegenüber dem Institut in eventuellen Prüfungsangelegenheiten, etc. einher. Auch weise ich darauf hin, dass ich mir zwar große Mühe gebe, die Informationen sorgfältig zu erarbeiten, jedoch können Fehler nicht ausgeschlossen sein. Über Verbesserungsvorschläge bezüglich Darstellung, Inhalt, etc. bin ich jederzeit dankbar. Dies betrifft auch meine Arbeit als Kleingruppenbetreuer. Sprecht mich diesbezüglich in der Kleingruppenübung an oder kontaktiert mich unter der Emailadresse: [email protected] Maximilian Lorent 1 GEMB II Vorbereitungsunterlagen Maximilian Lorent 10.06.2012 Dielektrische Polarisation - Grundlegende Zusammenhänge Freie Ladungen / D-Feld Als freie Ladungen werden solche Ladungen bezeichnet, die sich im Raum frei bewegen können. Auf die Platten eines Plattenkondensators aufgebrachte Ladungen sind z.B. solche freien Ladungen. Freie Ladungen sind gemäß der zweiten Maxwellgleichung die Ursache für die Verschiebungsstromdichte / Flussdichte D div D F ∬D·dA F H V Ortsfeste Ladungen / Dielektrische Polarisation Durch geringe Verschiebung von positiven und negativen Ladungen - z.B. bedingt durch Anlegen eines äußeren elektrischen Feldes -, kann es an der Oberfläche eines Materials zu sog. Oberflächenladungen kommen. Diese Ladungen sind ortsfeste Ladungen, da die Ladungsträger weiterhin an die jeweiligen Atome gebunden werden. Ortsfeste Oberflächenladungen P sind die Ursache für die sogenannte elektrische Polarisation P P (n ) 0··E 0··E·n Feldzusammensetzungen Verschiebungsdichte D, Elektrisches Feld E und die Polarisation P lassen sich in einen Zusammenhang bringen: D 0E P Die Gesamtverschiebungsdichte ist also die lineare Superposition von Vakuumverschiebungsdichte und Materialpolarisation Dielektrische Polarisation - Ursache Dipole Betrachtet man ein Molekül, so können sich positive und negative Ladungen in unterschiedlicher Ausprägung bemerkbar machen. 2 GEMB II Vorbereitungsunterlagen Maximilian Lorent 10.06.2012 Zum einen besteht jedes Atom aus dem positiv geladenen Kern und negativ geladenen Elektronen. Ohne Einwirkung eines äußeren Feldes wirkt das Atom in ausreichend großem Abstand für einen Betrachter als elektrisch neutral, da die Schwerpunkte - also der Ort, an dem man sich die gesamte Ladung als Punktladung vorstellen kann - des Atomkernes mit der positiven Ladung +q und der Elektronenhülle mit der negativen Ladung -q zusammenfallen. Legt man jedoch ein äußeres Feld an, so verschieben sich Atomkern und Elektronenhülle minimal gegeneinander. In selber Art und Weise verschieben sich auch die Schwerpunkte, sodass sich diese für einen äußeren Betrachter nun nicht mehr aufzuheben scheinen - ein Dipol ist entstanden. Jeder Dipol lässt sich charakterisieren durch sein Dipolmoment, dass definiert ist als p q·ds Die Summe aller Dipolmomente mehrerer Dipole zusammen ergibt das Gesamtdipolmoment pges qi ri ri ist dabei der Ortsvektor von einem beliebigen, aber für alle Dipole gleichen Aufpunkt zu den einzelnen Dipolen. Das Gesamtdipolmoment pro Volumen wird schließlich als die uns vertrauter erscheinende Polarisation P bezeichnet, d.h. P p i V Zum anderen können sich mehrere Atome zu Molekülen zusammenschließen. Dabei kann es zur Ausbildung von Ionen kommen. Legt man an das Molekül nun ein äußeres Feld an, so können sich die positiv geladenen Ionen gegenüber den negativ geladenen Ionen verschieben - also genau wie die positiven Ladungen des Atomkernes und die negativen Ladungen der Elektronenwolke zuvor. Wieder entstehen Dipole, für die sie selben Formeln gelten wie oben. In einem dritten Fall kann es auch sein, dass Dipole bedingt durch die Struktur eines Moleküls ohne Anlegen eines äußeren Feldes bereits vorliegen. Ein einfaches Beispiel hierfür ist Wasser. 3 GEMB II Vorbereitungsunterlagen Maximilian Lorent 10.06.2012 Stärke des Dipolmomentes - Polarisierbarkeit Je nach Art und Weise, wie Dipole entstehen besteht ein unterschiedlich starker Zusammenhang zwischen dem Dipolmoment und dem angelegten elektrischen Feld. Dieser Zusammenhang lässt sich in folgender Gleichung erfassen: p E Die Proportionalitätskonstante wird Polarisierbarkeit genannt und ist abhängig von dem jeweiligen Polarisationsmechanismus (siehe nächster Unterpunkt). Polarisationsmechanismen Elektronenpolarisation Bezeichnet Polarisation, die durch Verschiebung vom Atomkern zur Atomhülle entsteht Polarisierbarkeit: E 4 0 R3 mit R: Atomradius Temperaturabhängigkeit: sehr gering Ionenpolarisation Bezeichnet Polarisation, die durch Verschiebung von positiven und negativen Ionen zueinander entsteht Polarisierbarkeit: Q2 I k Temperaturabhängigkeit: TK (1 ) 104 mit Q: Ladung der Ionen, k: Materialparameter 1 1 (klein!) ...103 K K 4 GEMB II Vorbereitungsunterlagen Maximilian Lorent 10.06.2012 Orientierungspolarisation Bezeichnet die Ausrichtung von bereits vorhandenen Dipolen in einem äußeren elektrischen Feld. Mittlere Polarisierbarkeit: OR Temperaturabhängigkeit: T 1 p2 3k BT mit p: Dipolmoment des Moleküls Weitere Polarisationsmechanismen Neben diesen wichtigsten Polarisationsmechanismen existieren noch weitere, auf die hier aber nicht eingegangen wird. Abhängigkeit der Polarisation von der Frequenz - Dispersion Stellt man sich vor, dass wie oben beschrieben Polarisation durch die Ausbildung von Dipolen entsteht, so lässt sich nachvollziehen, dass sich die Ladungsträger in einem elektrischen Wechselfeld permanent neu ausrichten müssen. Mit zunehmender Frequenz kommt es je nach Polarisationsmechanismus daher zum Wegfallen bestimmter Polarisationsarten, da sich die Dipole auf Grund von Massenträgheiten, etc. nicht mehr schnell genug ausbilden können. Dieser Wegfall von Polarisationsmechanismen wird auch als "Ausfall" bezeichnet und ist in der folgenden Grafik über der Frequenz aufgetragen. Beachte dabei, dass die Polarisation im folgenden Diagramm in Form der komplexen Dielektrizitätskonstanten dargestellt ist, denn gemäß D 0 E P 0 r E ist die Berechnung von r kein Problem, wenn die Polarisation bekannt ist. Dass r komplex ist, versteht man, wenn man sich seine Definition anschaut r r ' j r '' r j mit : Leitfähigkeit des Dielektrikums und sich das komplexe r einfach als Zusammenfassung der reellen Dielektrizitätskonstanten und der Leitfähigkeit des Dielektrikums vorstellt (zur Beruhigung: genauer wird dies spätestens in EMF 1 klar) - also informell ausgedrückt, als eine gruppierende Variable für zwei Eigenschaften des Dielektrikums. Bemerkenswert ist, dass einzig und allein der Imaginärteil für die Verluste im Dielektrikum verantwortlich ist. 5 GEMB II Vorbereitungsunterlagen Maximilian Lorent 10.06.2012 Aus dem Diagramm geht hervor, dass der Reihe nach die Orientierungspolarisation, dann die ionische Polarisation und schließlich die Elektronenpolarisation aussetzen. Das Ersatzschaltbild zeigt, wie man diese Einflüsse elektrisch vereinfachend darstellen kann. Debeye Relaxation Begriffsklärung Die Debeye-Relaxation beschreibt den Ausfallmechanismus eines Dieelektrikums mit Orientierungsund Elektronenpolarisation. Ersatzschaltbild Betrachtet man obiges ESB und berücksichtigt, dass die Debeye-Relaxation nur Orientierungs- und Elektronenpolarisation berücksichtigt, so kommt man zu folgendem ESB, wenn man einfach die parallelgeschalteten Zweige des obigen ESBs wählt, die zu Orientierungspolarisation und Elektronenpolarisation gehören: 6 GEMB II Vorbereitungsunterlagen Maximilian Lorent 10.06.2012 Cole-Cole Diagramm Das Cole-Cole-Diagramm ist nichts weiter als eine grafische Auftragung der komplexen Primitivität r (siehe oben) in eine Ortskurve Wichtige Größen im Cole-Cole Diagramm: Permitivität r , stat : Permittivität vor dem Ausfall des ersten Polarisationsmechanismus Permittivität r , : Permittivität nach dem Ausfall des letzten Polarisationsmechanismus Verlustwinkel : tan r ' / r '' Relaxationsstufe : Maximale Beitrag des Relaxationsprozesses zur Permittivität r 7