Endstation 2018: ISDN vor dem Aus Das sogenannte Festnetz in seiner bisherigen Form NGN) wird lediglich der bisherige Über- wird in Deutschland bald Geschichte sein. In den gegen eine „Providerbox“ ersetzt (andere gabepunkt des ISDN-Netzes, der „NTBA“, kommenden Jahren will die Telekom alle Anschlüsse in Bezeichnungen: DSL-Router oder IAD – ihrem Netz auf die sogenannte IP-Technik umstellen. und Tarif werden Providerboxen entwe- A n die Stelle der bisherigen analogen Telefon, Internet und Fernsehen („Triple over Internet Protocol), also digitales Te- ISDN-Anschluss nutzen. Wie viele das Telefontechnik tritt dann VoIP (Voice lefonieren über das Internet. Mit dem Netz der Zukunft plant die Telekom nun auch die Umstellung von Geschäftskun- den-Anschlüssen von klassischen ISDN- Anschlüssen (Mehrgeräteanschluss / Anlagenanschluss) auf IP-basierte Anschlüsse. Die Telekom begründet die Umstellung damit, dass für die alte Technik viele Ersatzteile nicht mehr produziert werden, weshalb hohe Qualität langfristig nicht sicherzustellen sei. Vermutlich spielen Play“) über denselben Festnetz- oder genau sind, sagt die Telekom nicht. Was bedeutet dies für Unternehmenskunden jetzt und für die Zukunft? Mit dem Umstieg von ISDN auf IP-basierte Technik ergeben sich vor allem für Un- ternehmen große Chancen im Bereich der Sprachkommunikation, sowohl inner- halb des Betriebs als auch mit Kunden und Geschäftspartnern. Mitte 2016 großflächig auf IP-Telefonie umstellen. Dafür kündigt das Unter- nehmen mitunter auch Verträge. Betroffen sind aber nur Kunden, die Telefon und Internet (genannt „Double Play“) oder ISDN-TK-Anlage und alle an dieser ange- schlossenen Endgeräte können verbleiben, sofern der Kunde eine Providerbox erhält, die einen internen S0-Bus zur Verfügung stellt. Hieran angeschlossen kann auch ältere ISDN-Hardware noch jahrelang gute Dienste leisten. Darüber hinaus können selbstverständlich auch alte TK-Anlagen weiter genutzt werden, die nicht ISDN, sondern analoge Ämter, unterstützen. Solche Anlagen werden dann mit den analogen Ausgängen einer Providerbox verbunden. Zu berücksichtigen ist, dass die All-IP- bis zu acht ISDN-Endgeräte. Im Wesent- München und Berlin, will die Telekom bis einem internen S0-Bus. Die bisherige einzigen ISDN-Mehrgeräteanschluss für zes spart Kosten und bei der IP-Technik In 53 Großstädten, darunter Hamburg, gestellt oder mit analogem Ausgang und Achtung Nutzungseinschränkungen bende haben üblicherweise nur einen kann viel mehr zentral gesteuert werden. der mit analogem Ausgang zur Verfügung Privatkunden und Kleinstgewerbetrei- fi nanzielle Faktoren aber ebenso eine Rolle: Die zentrale Verwaltung eines Net- Internet Access Device). Je nach Provider lichen wirkt sich die Umstellung für diesen Nutzerkreis nur auf das externe Netz und auf die vom Provider für den Betrieb gestellte Netzhardware aus, nicht aber auf die verwendete TK-Anlage (Neben- stellenanlage). Bei der Umstellung von ISDN auf die All-IP-Technik (andere Bezeichnung: Next Generation Network, Technik nicht unbedingt alle gewohnten Dienstmerkmale des ISDN-Netzes abbil- den wird. Eine allgemeingültige Referenztabelle, welche ISDN-Dienste nach der Umstellung auf IP nicht mehr funktionie- ren, gibt es leider nicht. Denn jeder Provider kann selbst darüber befinden, welche ISDN-Dienstmerkmale er unter IP abbildet und welche nicht. Daraus kön- Erfolgs Faktor IT 5 nen im Einzelfall massive Probleme er- Problematisch wird es, wenn EC-Cash- mehr geschaltet werden. Bei größeren einem Provider noch funktioniert hat, Anschluss oder Notrufsysteme (z. B. fonanlagen häufig sowohl für ISDN- als wachsen, wenn ein ISDN-Dienst, der bei nach einem Providerwechsel plötzlich nicht mehr funktioniert. Nicht auszuschließen ist auch der Fallstrick, dass ein Provider ursprünglich angebotene ISDN- Geräte oder Alarmanlagen am TelefonHausnotruf) am ISDN-Anschluss betrieben werden. Diese Hardware wird aller Voraussicht nach unter IP keinen Telefonzugang mehr haben. Auch über die Unternehmen sind die neueren Teleauch IP-Anschlüsse gerüstet. In diesem Fall muss beim Umstieg auf IP nur die Anschlussart neu eingerichtet werden. Die meisten Hersteller von TK-Anlagen, von Unify (ehemals Siemens) über Avaya bis Aastra und Agfeo, haben in den ver- Was Sie schon immer über IP wissen wollten, … • Das Internet Protokoll, Grundlage für die IP-Technologie, wurde 1974 von Vint Cerf und Bob Kahn erfunden. Seitdem wird es von immer mehr Geräten genutzt. 1994 stellte die deutsche Software-Pionierin Michaela Merz die erste VoIP-Software für das Betriebssystem Linux vor. Damit wurde Telefonieren über das Internet möglich. • Über fünf Millionen Kunden nutzen heute bereits das IP-basierte Netz der Deutschen Telekom in Deutschland. Bis 2018 soll das Netz komplett umgeschaltet sein. • IPv6, der neue Adressierungs-Standard im Internet, bietet genug Geräte- adressen, um bis zu 340 Sextillionen Geräte miteinander zu verbinden. Eine Sextillion hat 36 Nullen. Jedes Sandkorn auf der Welt könnte so theoretisch eine eigene Internet-Adresse erhalten. gangenen Jahren solche hybriden Anlagen auf den Markt gebracht. Für größe- re Firmen will die Telekom ab 2016 Zwischenlösungen wie Router und Gateways anbieten, um ältere Anlagen auch über ei- nen IP-Anschluss betreiben zu können. Bestehende Verträge werden entweder mit den neuen technischen Details für IP-Technik angepasst (in der Regel mit günstigeren Konditionen) oder es wird gleich ein neuer Vertrag angeboten. Bei Anlagen, die älter als fünf Jahre sind, ist eine Umrüstung oft nicht möglich oder die Kosten dafür zu hoch, als dass es sich wirklich lohnen würde. In diesem Fall • Der Wechsel zur IP-Telefonie ist Voraussetzung für den Internet-Beschleuniger Vectoring: Damit erhalten Kunden Zugang zu VDSL-Anschlüssen mit bis zu 100 Mbit/s im Download und bis zu 40 Mbit/s im Upload. Bis Ende 2016 will die Telekom die Zahl der VDSL-fähigen Haushalte von 12 auf 24 Millionen verdoppeln. wäre es ratsam zu überlegen, ob sich der Kauf einer neuen Telefonanlage überhaupt noch lohnt. Was heute eine statio- näre Telefonanlage kann, gibt es seit einigen Jahren auch als Dienstleistung • Das analoge Telefon-Netz, die Vorgängertechnologie der IP-Telefonie, gibt es in aus dem Internet zu mieten, aus der so • Dank HD Voice klingt Sprache im IP-Netz kristallklar. Das Frequenzspektrum bei Cloud-Telefonie ist die Zukunft Deutschland bereits seit 137 Jahren. HD Voice reicht von 50 Hz bis 7000 Hz und ist für die Übertragung der menschli- genannten Cloud. chen Stimme optimiert. Im analogen Telefonnetz ist dagegen schon bei 3400 Hz Cloud-basierte Telefonanlagen, angebo- Voice eingeführt. Möglich ist HD Voice im Festnetz mit den Endgeräten Placetel und seit neuestem auch von Schluss. Die Deutsche Telekom hat 2011 als erster Anbieter in Deutschland HD ten von Spezialisten, wie Nfon, Sipgate, Speedphone 100, 500 und 700. Vodafone und O2, bieten viele Vorteile. • Mazedonien ist das erste Land in Europa, in dem die Deutsche Telekom ihr komplettes Festnetz auf IP-Technologie umgestellt hat. Es folgen die Slowakei, Kroatien, Montenegro, Ungarn, Rumänien, Griechenland und Deutschland. • Im IP-Netz ist der Standard ISDN (Integrated Services Digital Network) überflüssig. Bei der Einführung von ISDN gab es – wie bei jedem Technikwechsel – auch viele kritische Stimmen in der Öffentlichkeit. Bei der Telekom stand die Abkürzung ISDN deshalb eine Zeitlang nicht ganz ernst gemeint für: „Ist Sowas Denn Notwendig“. So muss beispielsweise keine Hardware eingekauft werden, von den IP-tauglichen Telefonen abgesehen, die im Zuge der Umstellung sowieso fällig gewesen wär- en. Auch ein langjähriger Wartungsvertrag entfällt, da die Anlage als Dienstleistung wahrgenommen wird. Die Kosten dafür sind als Betriebsausgaben absetzbar. Außerdem kann im täglichen Betrieb ein Nebenstellentelefon überall hin mitge- Funktionalitäten während der Tariflaufzeit Sprachtelefonie hinausgehende ISDN- sind Provider auszuschließen, die mehr werden unter IP-basierten Anschlüssen ersatzlos einstellt. Doch ebenso wenig ISDN-Dienstmerkmale unter IP abbilden als andere, vielleicht anders in der Um- setzung, jedoch immerhin vorhanden. 6 Erfolgs Faktor IT Dienstmerkmale, wie die Fernwartung häufig nicht mehr vorhanden sein. Problematisch sind auch ISDN-Anrufweiter- schaltungen, diese können unter IP nicht nommen und betrieben werden, wo es einen Internet-Anschluss gibt. Der Teilnehmer ist dann über seine Büronummer erreichbar. Auch lässt sich die Nebenstel- le bei manchen Anbietern über eine Smartphone-App auf dem Handy betreiben.