Desorganisation und Vergesslichkeit können auf ADHS bei

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Desorganisation und Vergesslichkeit können auf ADHS bei Erwachsenen hinweisen
Wenn Erwachsene auffällig desorganisiert, fahrig und schnell reizbar sind , kann die Ursache
eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sein. „Von ADHS betroffene
Erwachsene sind leicht ablenkbar, vergesslich und können oftmals ihre Zeit schlecht
einteilen“, beschreibt Dr. Frank Bergmann, Vorsitzender des Berufsverbands Deutscher
Nervenärzte (BVDN) in Krefeld, die Anzeichen von ADHS. „Von Außenstehenden wird dies
fälschlicherweise als Mangel an Disziplin oder als Faulheit angesehen. Auch Wutausbrüche
oder sozial unangemessenes Verhalten sind typische Symptome, die die Betroffenen dann
häufig in missliche Situationen bringen.“ Darüber hinaus können sich eine ganze Reihe von
Begleiterkrankungen zeigen. Häufig sind etwa Angst- und Zwangsstörungen, aber auch
Persönlichkeitsstörungen, Depressionen und viele Suchterkrankungen – von Ess-, Kauf- und
Spielsucht bis hin zu Substanzmissbrauch. „Solche Störungen sollten auch auf einen
möglichen Zusammenhang mit ADHS hin überprüft und gegebenenfalls gezielt therapiert
werden“, betont Dr. Bergmann, niedergelassener Psychiater in Aachen.
ADHS gilt als typische psychiatrische Störung des Kindes- und Jugendalters. Dass die
Erkrankung auch bei Erwachsenen auftritt, ist in der Öffentlichkeit nur wenig bekannt. Es
leiden aber immerhin geschätzte 3 bis 4% aller Erwachsenen an der Störung. Und bis zu
70% aller Kinder und Jugendliche, bei denen ADHS diagnostiziert wurde, leiden auch als
Erwachsene noch unter der Störung. Bei etwa einem Drittel der Betroffenen bestehen die
auch für Kinder typische Aufmerksamkeitsstörung, Defizite der Impulskontrolle sowie eine
motorische Überaktivität. Häufig findet aber nach der Pubertät ein Symptomwandel statt, und
es können die beschriebenen Begleiterkrankungen auftreten. „ADHS bei Erwachsenen darf
nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn die Betroffenen leiden nicht nur selbst
unter der Störung, sie können auch zu einer großen Belastung für Angehörige und Kollegen
werden“, warnt Dr. Bergmann. „Bei Erwachsenen wird ADHS oft gar nicht oder nur verspätet
diagnostiziert, obwohl zahlreiche Hinweise darauf bei den Betroffenen erkannt werden
könnten.“
ADHS kann auf vielerlei Weise behandelt werden, am besten mit der Hilfe eines Experten,
der alle Aspekte des Krankheitsbildes kennt. „Um eine Benachteiligung im Beruf und im
Privatleben zu vermeiden, ist es wichtig, dass Betroffene sich nicht scheuen, einen
Psychiater oder Psychotherapeuten aufzusuchen“, empfiehlt Dr. Bergmann. „Mit einer
spezifischen, individuell ausgerichteten Psychotherapie lassen sich beispielsweise das
Arbeitsverhalten und die Organisation erheblich verbessern.“ Es ist wichtig, dass ADHSPatienten selbst herausfinden, unter welchen Umständen sie sich am besten konzentrieren
können. „Viele Betroffene bekommen ihr Leben besser in den Griff, wenn sie strukturierte
Tagesabläufe einhalten, Arbeiten der Reihe nach erledigen und Termine selbst setzen
können. Einige Menschen mit ADHS sind aber gerade dann am leistungsfähigsten, wenn sie
bei der Arbeit Musik hören oder mehrere Dinge gleichzeitig tun“, erläutert Dr. Bergmann. Da
bei ADHS ein Ungleichgewicht des Botenstoffs Dopamin in bestimmten Gehirnbereichen
eine entscheidende Rolle spielt, kann auch eine medikamentöse Therapie helfen, die in die
entsprechenden biochemischen Prozesse eingreift.
Weitere Informationen zu psychiatrischen Erkrankungen finden Betroffene und Interessierte
auf der Internetseite www.psychiater-im-netz.de.
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