Rund um die PEG (Hygienische Aspekte, Sondenkost, Medikamente) Barbara Klesse, Beraterin für Hygiene und Infektionsprävention Hygieneforum Zentralschweiz, November 2006 Inhalt Verbandswechsel Infektionsprophylaxe Umgang mit Sondenkost Komplikationen bei der Verabreichung Medikamentengabe Überwachung und Dokumentation Okkludieren der Sonde Verbandswechsel 24 Std. nach Anlage der PEG In den ersten 7 Tagen täglich Dann 1 - 2x wöchentlich Bei Bedarf zusätzlich Infektionen Wundheilungsstörungen Durchführung Aseptische Grundregeln einhalten Material bereitstellen Begutachtung der Einstichstelle Halteplatte lösen Wischdesinfektion der Einstichstelle, der Sonde (ca. 3cm) und der Halteplatte Durchführung Sonde ca. 1cm in Richtung Magen schieben und drehen (nicht bei JPEG!) Sonde bis zum Erreichen eines leichten Widerstandes heranziehen Sonde ohne „Zug“ verbinden Keine Salben verwenden (Ausnahme: antimykotische Salben) Halteplatten Innere Halteplatte Die Lage der PEG im Magen wird durch eine innere Halteplatte gesichert, die nicht zu fest an die Magenwand angezogen werden darf, da es sonst zu Druckläsionen kommen kann Äussere Halteplatte Zwischen Halteplatte und Haut einen eingeschnittenen, sterilen Tupfer legen, um Druckstellen zu vermeiden Buried - Bumper - Syndrom Überwuchern der inneren Halteplatte durch proliferierende Magenmucosa Führt zum Verschluss der Sondenaustrittsöffnung Infektionen Symptome Sonde ist nicht mehr durchgängig Sonde lässt sich nicht mehr bewegen Endoskopischer Blick auf ein Buried Bumper 2 Jahre nach Einlage der PEG Buried - Bumper - Syndrom Therapie Endoskopisches frei präparieren der Halteplatte Chirurgische Entfernung der Sonde Das Auftreten dieses Syndroms ist eindeutig ein Pflegefehler und durch korrekte PEG Mobilisierung zu vermeiden. Hinweise Beim Auftreten von Entzündungszeichen ist der Arzt zu benachrichtigen Aus hygienischen Gründen sollte auch der Sondenansatz täglich mit klarem Wasser gereinigt werden Duschen und Baden ohne Verband ist bei reizlosen Wundverhältnissen ca. 2 Wochen nach Neuanlage möglich. Anschließend erfolgt die Anlage eines neuen Verbandes nach Standard Infektionsprophylaxe bei Sondenernährung Aspirationsprophylaxe Oberkörper hochlagern (30 – 40 – 45°) Vor erneuter Gabe von Sondenkost Mageninhalt aspirieren Lagekontrolle der Sonde Bewusstlose sind bes. gefährdet Soor- und Parotitisprophylaxe Regelmässige Inspektion der Mundschleimhaut Angepasste Mundpflege Kontaminationsquellen Hände Überleitsysteme Sonde selbst Spritzen zum Spülen der Sonde Sondennahrung Dementsprechend ist die Kontamination an all diesen „Berührungspunkten“ möglichst gering zu halten Hygienemassnahmen Vor dem Umgang mit Sondenernährung Hände desinfizieren Überleitsysteme nicht länger als 24 Stunden verwenden und nach Gebrauch wegwerfen (Überleitsysteme sind Einmalartikel) Die Sonde nach jeder Nahrungsgabe gut spülen, damit keine Reste in der Sonde verbleiben Umgang mit Sondenkost Sinnvoll ist eine mindestens vierstündige Pause am Tag (bzw. nachts), damit die Magensäure in dieser Zeit ihre bakterienabtötende Wirkung entfalten kann Zeitraum zwischen Zubereitung und Gabe muss kurz gehalten sein (max. 1 Stunde) Temperatur der Kost soll ca. 20° C betragen Bei pulverförmiger Kost sind die Herstellerangaben zu beachten (saubere Gefässe benutzen, portionsgerecht, Wasser abkochen usw.) Umgang mit Sondenkost Zusammensetzung der Sondenkost bietet einen perfekten Nährboden für Bakterien Die korrekte Lagerung der Sondenkost ist zu beachten Geschlossene Flaschen lichtgeschützt lagern Angebrochene Flaschen können bis 6 Stunden bei Zimmertemperatur oder bis 24 Stunden im Kühlschrank gelagert werden (Anbruchdatum und Uhrzeit vermerken) Umgang mit Sondenkost Bei kontinuierlicher Verabreichung darf sie maximal 24 Stunden bei Raumtemperatur laufen Nicht der Sonne aussetzen Überleitungssysteme, Applikationsbeutel, Spritzen (Einmalmaterial) sind alle 24 Stunden zu wechseln oder bei wieder verwertbaren Materialien nach Herstellerangaben sicher aufzubereiten Pumpenreinigung Die Pumpe bzw. der Pumpenhalter sollten in regelmäßigen Abständen gesäubert werden Zur Desinfektion wird ein Tuch mit Desinfektionsmittel getränkt und mit dem leicht feuchten Lappen wird das Gehäuse und der Halter abgewischt Das Gerät muss während der Reinigung und Desinfektion vom Netz getrennt werden und anschließend 1 Minute lang trocknen, bevor der Stecker erneut angeschlossen wird Tee und Fruchtsäfte Verschiedene Teesorten und Fruchtsäfte können aufgrund der Gerb- und Zusatzstoffe das Material des Schlauches angreifen und/oder die Sondennahrung kann ausflocken. Dies kann zur Verstopfung der Sonde führen und dürfen deshalb nicht zum Spülen der Sonde gegeben werden. Tee ist aus hygienischen Gründen kritisch Pflegestandard entwickeln Verbandswechsel Spülen der Sonde Medikamente Mund- und Nasenpflege Nahrungsaufbau Verabreichung der Sondenkost Schulung vom Patienten Umgang mit der Sonde und Zubehör Komplikationen der Verabreichung Komplikation Mögliche Ursache Abhilfe Diarrhoe Nahrung wird zu schnell verabreicht Kontinuierliche Applikation per Ernährungspumpe bevorzugen Nahrung ist zu kalt Nahrung bei Zimmertemperatur verwenden Unverträglichkeit einzelner Nahrungsbestandteile Nahrung sollte laktosefrei und glutenfrei sein Nahrung ist kontaminiert Sterile Nährlösungen verabreichen, Überleitungssystem alle 24 Stunden wechseln Nahrung enthält schwer verdauliche Fette MCT-haltige Nahrung einsetzen (Mittelkettige Triglyceride) Nahrung ohne Nahrungsfasern Faserhaltige Nahrung einsetzen Sondendislokation Sondenlage überprüfen Simultane Medikamentengabe (v.a. Antibiotika) Gegebenfalls alternatives Präparat verwenden Virale oder bakterielle Infektion, z. B. Clostridium difficile Ursache beheben (z.B. Antibiotikum wechseln, keine Antidiarhoika) Psychische Probleme Gründe suchen und angehen Nahrung wird gleichzeitig mit Wasser verabreicht (osmotisch bedingte Diarrhoe) Nahrung und Flüssigkeit immer getrennt verabreichen Mangelernährung (Hypoalbuminämie unter 3,5 g/dl) Zufuhrrate zu Beginn 20ml/h, auf ein geeignetes Präparat umstellen Erbrechen Obstipation Aufstossen Zu rasche Verabreichung der Nahrung oder das Präparat ist zu kalt Ernährung bei langsamer Geschwindigkeit einleiten und allmählich steigern Nahrung ist kontaminiert Sterile Nährlösungen verabreichen, Überleitungssystem alle 24 Stunden wechseln Fehlende Magenentleerung Magenentleerung vor erneuter Verabreichung von Nahrung überprüfen Zu flache Lagerung Hochstellen des Oberkörpers (30° - 45°) zu geringe Flüssigkeitsaufnahme Zusätzliche Gabe von Flüssigkeit verabreichen, Bilanzierung Nicht genügend Nahrungsfasern Nahrungsfaserhaltige Sondennahrung verwenden Simultane Medikamentengabe (z.B. Eisenpräparate) Medikament gegebenenfalls absetzen Trägheit des Darms, Paralyse Darmmanagement beachten Lageverschiebung der Magensonde in Richtung Ösophagus Jejunale Sondenlage, Zufuhrmenge reduzieren, Hochstellen des Oberkörpers Kohlensäurehaltiges Getränke Nur Mineralwasser ohne Kohlensäure verwenden Verabreichungsart Vor der Gabe von Sondenkost Überprüfung der Magenentleerung (Aspiration von Mageninhalt) Bei nasaler Sondenlage zusätzlich Überprüfung der Sondenlage (ca. 50ml Luft insufflieren und mit Stethoskop über dem Epigastrium abhorchen – typischerweise glucksend) Bolusgabe per Spritze Blasenspritzen eignen sich ausschließlich zur portionsweisen Applikation von Nahrung (50 – 200 ml), sind jedoch mit erheblichen Nachteilen verbunden Bei der Bolusgabe dürfen maximal 250 ml in mind.20 Minuten appliziert werden, da es sonst zu gastrointestinalen Nebenwirkungen kommen kann Bolusgabe per Spritze Diese langsame Verabreichung eines größeren Nahrungsbolus kann mit der Blasenspritze häufig nicht gewährleistet werden und ist darüber hinaus sehr zeitaufwändig Zusätzlich besteht durch den vermehrten Kontakt der Sondennahrung mit der Luft und den Materialien eine erhöhte Gefahr der bakteriellen Verunreinigung Bei duodenaler/jejunaler Sondenlage ist diese Art der Gabe wegen der Gefahr des Dumpingsyndroms grundsätzlich kontraindiziert Per Schwerkraft Überleitsysteme werden entweder direkt an den Beutel/ die Flasche angeschlossen, oder die Nahrung wird in ein Beutelsystem eingefüllt Beutelsysteme für die Schwerkraft ermöglichen das Einfüllen von größeren Mengen Substrat (bis 1 l), z. B. für die nächtliche Ernährung. Über Beutelsysteme kann ausserdem auch Flüssigkeit (z. B. Wasser) gegeben werden Ernährungspumpen Ermöglichen eine sehr exakte, gleichmäßige Dosierung mit einem definiertem Volumen in einer vorgegebenen Zeit Darüber hinaus ermöglichen sie eine extrem langsame Zufuhr (z.B. 25 ml/h), wie sie häufig postoperativ indiziert ist (Nahrungsaufbau) oder bei verminderter Magenkapazität Duodenaler / jejunaler Sondenlage Ernährungspumpen Ernährungspumpen können im stationären und ambulanten Bereich eingesetzt werden Mit Hilfe spezieller Überleitsysteme wird auch während der Applikation der Sondennahrung die Mobilität des Patienten gewährleistet Verschiedene Alarme erhöhen die Sicherheit bei der Applikation Medikamentenverabreichung Bei der Verordnung eines Medikamentes, müssen der Wirkungsort resp. Resorptionsort der Arznei und die Lage der Sonde beachtet werden. (z.B. Wirkung des Medikamentes entfaltet sich im Magen, die Sonde liegt aber im Duodenum oder der magensaftresistente Überzug wird durch das Zermösern zerstört) Tabletten, Tropfen usw. Tabletten sollten nur bei Fehlen einer alternativen Darreichungsform verabreicht werden (Tropfen, Sirup, Pflaster, Suppositorien) Einige Medikamente können auch in Ampullenform über die Sonde gegeben werden. Der Arzt ist für die korrekte Dosierung (evtl. Umrechung) verantwortlich. Sirup Nach Möglichkeit die flüssige Form eines Medikaments verwenden. Dickflüssige und stark konzentrierte Flüssigkeiten, z.B. Antibiotikagabe als Sirup (Suspension) mit Wasser verdünnen (in der Regel 1:5 bis 1:10) Medikamente mit Retardwirkung eignen sich nur bedingt, da durch die Zerkleinerung die Galenik und damit die Wirkungsweise der Arzneimittel verändert werden Medikamentenliste Medis von A – Z Was mörsern, was nicht Alternativen Im Intranet einsehbar Erarbeitet mit einem Apotheker Wird laufend angepasst Beispiel einer Medikamentenliste Applikation von Medikamenten Medikamente dürfen in der Sonde nicht mit der Nahrung gemischt werden (kann ausflocken und Sonde verstopfen) Tabletten ganz fein mörsen, Kapseln öffnen und mörsen oder in Wasser auflösen Keine Reste im Mörser oder Medikamentenbecher belassen (Unterdosierung) Jedes Arzneimittel separat verabreichen, dazwischen mit mind. 20 ml Wasser spülen Nach der Gabe erneut 20–30 ml Wasser spülen Applikation von Medikamenten Zum Spülen zwischen den einzelnen Medikamenten und zum Auflösen von Medikamenten nur Mineralwasser ohne Kohlensäure oder abgekochtes Trinkwasser verwenden, keinen Tee (kann zu Materialschäden an der Sonde führen) oder Säfte (können mit der Nahrung zusammen ausflocken → Sonde verstopft) Einnahmezeitpunkt Nüchtern? – am besten 30 – 60 Minuten vor der Ernährung Wechselwirkung z. B. Antacida binden eine Vielzahl von Arzneistoffen (2 Stunden Abstand halten) Überwachung und Dokumentation ein Beispiel Name:____________ Geb.Datum_________ Sondenkost__________ Datum Menge (ml) Zusätz. Flüssigkeit Flüssigkeit gesamt Zusätz. Speisen Medikamente Urinmenge Stuhl (Häufigkeit, Konsistenz) Verbandswechsel (Wundverhältnisse) Massnahmen, um ein Verstopfen der Sonde zu vermeiden Spülen der Sonde: Vor, zwischen und nach der Medikamentengabe Bei kontinuierlicher Gabe alle 4 Stunden Vor und nach der Gabe eines Bolus Nach der Kontrolle von Nahrungsresten im Magen Auch bei Nichtgebrauch der Sonde 1x täglich Mit jeweils 20 - 30 ml Flüssige Form des Arzneimittels vorziehen Massnahmen, wenn die Sonde verstopft (okkludiert) ist Vorsichtige Spülung mit einer 50ml Spritze und kohlensäurehaltigem Mineralwasser (keine kleineren Spritzen verwenden) Arzt informieren Auf keinen Fall versuchen, mit Drähten die Sonde frei zu bekommen Keine Gewalt anwenden Und zum Schluss Die äusseren Anschlüsse der PEG können mit der Zeit trotz sorgfältiger Pflege unansehnlich oder auch defekt sein Ein Wechseln der Anschlüsse und der anderen Zubehörteile ist jederzeit möglich Ersatzteile stehen als Reparaturset von Firmen zur Verfügung (Anfragen) Gibt es noch Fragen ????