2.2 Treibhausgase und Klima Klima Durchschnittlicher Zustand der Atmosphäre an einem Ort über einen längeren Zeitraum (30 Jahre), der anhand meteorologischer Daten beschrieben wird. Wetter (Stunde), Wetterlage (Tag), Witterung (Tage - Wochen) Klimafaktoren geographische Breite ( Globalstrahlung) Lage zum Meer Höhenlage, Lage zu Gebirgen Bodenbedeckung Kreisläufe und Zirkulationssysteme Klimaelemente (messbar): Lufttemperatur Luftdruck Luftfeuchtigkeit Globalstrahlung Wind Niederschlag Verdunstung Globalstrahlung Schwankung durch Einfallswinkel und Exzentrizität der Erdbahn um die Sonne Neigung 23,5 ° Sommer Winter Solarkonstante E0 = 1367 W/m2 langjährig gemittelte Bestrahlungsstärke der Sonne auf eine Fläche von 1 m2, senkrecht zur Einstrahlung und unter Vernachlässigung der Atmosphäre Mitteleuropa: Sommermittag bei wolkenlosem Himmel bedeckter Himmel und trübes Wetter ca. 900 W/m² ca. 100 W/m² Jahressumme Deutschland zwischen 900 und 1200 kWh/m² ( 100 bis 135 W/m²) Spanien ca. 2.000 kWh/m² ( 230 W/m²) in der Sahara ca. 2.500 kWh/m² ( 285 W/m²). H=E⋅t H Bestrahlung in J/m2 E Bestrahlungsstärke in W/m2 T Bestrahlungszeit in s Berechnen Sie die mittlere jährliche Globalstrahlung in Berlin-Tempelhof in MJ/m2 und kWh/m2, wenn die mittlere jährliche Bestrahlungsstärke (Strahlungsintensität) 111,8 W/m2 beträgt! • Natürlicher Treibhauseffekt Die auf die Erdoberfläche einfallende Sonnenstrahlung wird dort in Wärmeenergie umgewandelt. Abstrahlung als Wärmestrahlung (IRStrahlung) von der Erde Der größte Teil wird nicht ins sonderen von (Treibhausgase) chert. dieser Wärmestrahlung Weltall transportiert, einigen Spurengasen absorbiert und gespei- signifikante Beeinflussung des Wärmehaushalts der Atmosphäre Einfluss auf Temperatur und Klima, Erwärmung der Erde um insges. 33 °C (Mittelwert + 15 °C - 18 °C) Wichtige klimarelevante natürliche Spurengase H2O(g) Wasserdampf CO2 Kohlendioxid CH4 Methan N2O Lachgas O3 Ozon Natürlicher Treibhauseffekt (Bliefert, 2002) Ungehinderte Sonneneinstrahlung und Wärmeabstrahlung Treibhaus Atmosphäre Unveränderte Einstrahlung, Reflektion Wärmestrahlung steigende Oberflächentemperatur, höhere Abstrahlung neues thermisches Gleichgewicht, höhere Oberflächentemperatur Natürlicher Treibhauseffekt Spektrum der elektromagnetischen Strahlung 400 500 600 700 λ/nm Sichtbares Licht kosmische -14 γ-Strahlen -13 -12 Röntgenstrahlen -11 1 pm -10 -9 -8 Infrarotstrahlen -7 -6 1 nm Radioaktivität 4 He 2 + 11 p 2 UV 1 µm CBA Röntgenröhre -5 -4 Mikrowellen -3 -2 1 mm Wärmestrahler Sonne CD -1 Radiowellen 0 lg λ/m 1m Mobilfunk Radar Rundfunk Spektrale Strahlungsintensität der solaren Einstrahlung und terrestrischen Ausstrahlung Absorptionsspektren der Spurengase H2O, CO2 und O3 Wirkung der Treibhausgase Treibhausrelevante Spurengase sind Moleküle mit drei oder mehr Atomen, die die Infrarotstrahlung (Wärmestrahlung) der Erde absorbieren können. Fundamentalschwingungen eines CO2-Moleküls Die absorbierte Energie wird in Form von Molekülschwingungen und/oder -rotationen gespeichert (Erhöhung der kinetischen Energie). symmetrische Streckschwingung Stickstoff und Sauerstoff, die Hauptbestandteile der Atmosphäre, sind zweiatomige Moleküle ohne Dipolmoment und absorbieren daher keine Infrarotstrahlung! asymmetrische Streckschwingung Knickschwingung • Zusätzlicher (anthropogener) Treibhauseffekt Der zusätzliche oder anthropogene Treibhauseffekt wird durch die Aktivitäten des Menschen verursacht. Sein Anteil an der gesamten Temperaturerhöhung von 33 °C beträgt heute ca. 0,8 °C, also mehr 2 %. Er ist auf den deutlichen Anstieg folgender Spurengase zurückzuführen: CO2 Industrialisierung CH4 Landwirtschaft, Industrie N2O Landwirtschaft, NOx-Minderung FCKW Kältemittel, Treibgas SF6 Isoliergas, Schutzgas (noch kein signifikanter Einfluss, doch starker Anstieg der Konz.) CO2 aus fossilen Energieträgern Methan aus mikrobiellen Abbau CO2-Volumenanteil in der Luft (Bliefert, 2002) CO2-Volumenanteil in der Luft während der letzten 750 000 a nie über 290 ppm! Primärenergieverbrauch und CO2-Emission (ibid.) Kohlendioxidausstoß weltweit, 1971 10 % 27 % Kraftwerke 16 % Verkehr Industrie Handel, Einrichtungen Haushalte 27 % 20 % Kohlendioxidausstoß weltweit, 2007 6% 10 % 41 % 20 % 23 % Kraftwerke Verkehr Industrie Handel, Einrichtungen Haushalte Berechnen Sie die Menge an CO2, welche zur Erzeugung der gleichen Wärmemenge aus Kohle (C) und Erdgas (CH4) freigesetzt wird. C (s) + O2 (g) CH4 (g) + 2 O2 (g) CO2 (g) (1) CO2 (g) + 2 H2O (g) (2) Die Menge an CO2 bei gleicher Wärmemenge sinkt mit zunehmendem relativen Wasserstoffgehalt des Brennstoffs. C: 100 % C CH4: 75 % C, 25 % H H2: 100 % H Anthropogene Methanquellen 5% 11 % 4% 26 % 11 % 24 % 19 % Energieerzeugung Wiederkäuer Reisanbau Müll Verbrennung Abfall Andere Beitrag der wichtigsten Klimagase zum Treibhauseffekt (Bliefert, 2002) Gas Anteil am zus. Erwärmungseffekt Treibhauseffekt insgesamt (in %) (in K) Relatives Treibhauspotenzial1) Relativer Anstieg pro Jahr (in %) CO2 50 7,2 1 0,4 CH4 13 0,8 21 1,0 N2O 5 1,4 310 0,25 O3 (bodennah) 7 2,4 2 000 0,7 H2O 2) FCKW 20,6 CFCl3 5 12 400 CF2Cl2 12 0,6 0,8 K in 100 a Σ ca. 33 K 15 800 weitere 1) 1 O3-Molekül mit gleicher Treibhauswirkung wie 2000 CO2-Moleküle 2) wechselnde Mengen Die Staaten mit dem höchsten CO2-Ausstoß 2007 Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 2015 Land China USA Russland Indien Japan Deutschland Kanada Großbritannien Südkorea Iran Mexiko Italien Australien Indonesien Frankreich Saudi-Arabien Brasilien Südafrika Spanien Ukraine Alle Länder Mio. t 6028 5769 1587 1324 1236 798 573 523 489 466 438 438 396 377 369 358 347 346 345 314 28 962 Anteil % 20,8 19,9 5,5 4,6 4,3 2,8 2,0 1,8 1,7 1,6 1,5 1,5 1,4 1,3 1,3 1,2 1,2 1,2 1,2 1,1 100 Nr. 1 2 3 4 6 7 8 9 10 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 Land USA Australien Kanada Saudi-Arabien Russland Südkorea Deutschland Japan Großbritannien Spanien Italien Südafrika Ukraine Iran Frankreich China Mexiko Brasilien Indonesien Indien Im Mittel t pro Kopf 19,1 18,8 17,4 14,8 11,2 10,1 9,7 9,7 8,6 7,7 7,4 7,3 6,8 6,6 5,8 4,6 4,1 1,8 1,7 1,2 4,4 2011 CO2-Reduktion durch Tempolimit Gesamtlänge der Autobahnen Deutschland ca. 12 000 km in 53 % ohne Tempolimit etwa 1/3 aller PKW-Kilometer entfallen auf Autobahnen Großer Diesel-PkW: 120 km/h 200 g CO2/km 145 km/h > 300 g CO2/km Zusätzliche CO2-Emission durch ständiges Abbremsen und Beschleunigen CO2-Einsparpotenzial bei Tempolimit 120 km/h und Fahrzeuganpassung bis 30 %1) 1) UBA, CO2-Emissionsminderung im Verkehr in Deutschland, 05/2010 EU-Verordnung (Fahrzeugflotte): 2015: ∅ 130 g CO2 / km 2020: ∅ 95 g CO2 / km Bei Kraftfahrzeugen wird heute der durchschnittliche CO2-Ausstoß in g/km angegeben. a) Welcher CO2-Ausstoß ergibt sich bei einem durchschnittlichen Benzinverbrauch von 8,8 L auf 100 km? Gehen Sie bei der Berechnung davon aus, dass die physikalisch-chemischen Eigenschaften von Benzin denen von n-Octan (C8H18) mit der Dichte ρ = 0,70 kg/L entsprechen! Formulieren Sie zunächst die Reaktionsgleichung für die vollständige Verbrennung von n-Octan zu CO2 und H2O! b) Wie viel L Benzin (n-Octan) dürfte ein Kraftfahrzeug maximal verbrauchen, damit das von der EU angestrebte Ziel für den CO2-Ausstoß von 120 g/km erreicht wird? 114,23 g a) n-C8H18 + 12,5 O2 8,8 L x 0,7 kg/L 1 = 6,16 kg 352,08 g 8 CO2(g) + 9 H2O (l) m(CO2) 114,23 g b) n-C8H18 + 12,5 O2 m(n-C8H18) 352,08 g 8 CO2(g) + 9 H2O (l) 12 kg • Rückkopplungsmechanismen Treibhauseffekt und Aerosole kleinste feste oder flüssige Schwebeteilchen in der Luft (z. B. Nitrate, Sulfate, H2SO4, SO3, ...) Bildung aus Luftschadstoffen (z. B. SO2, NOx aus Kohleverbrennung) oder direkte Freisetzung Folge der industriellen Entwicklung in den Schwellenländern (China, Indien) Schmutzschleier, der einen Teil des Sonnenlichts ins All zurückreflektiert Maskierung des globalen Treibhauseffektes, Kondensationskerne für Wolken Wenn wir die Luftverschmutzung zurückfahren würden, aber nicht den CO2Ausstoß, dann würde es sogar noch sehr viel schneller warm werden auf der Erde. Treibhauseffekt und Wasserdampfgehalt Beitrag von Wasserdampf (aus Wasserkreislauf und Vulkanismus) zum natürlichen Treibhauseffekt etwa 60 % Hauptursache des zusätzlichen Treibhauseffektes Anstieg der Konzentration der Treibhausgase CO2 und CH4 Höhere Lufttemperatur führt zwangsläufig zur Erhöhung des mittleren Wasserdampfgehalts der Atmosphäre (Erhöhung der Verdunstungsrate, höheres Speichervermögen) a) "Positive Rückkopplung" des Klimasystems Verstärkung des Treibhauseffekts durch erhöhte Absorption von IR-Strahlung b) Abnahme der mittleren Temperatur der Erdoberfläche Wolkenbildung und Reflektion von einfallendem Sonnenlicht vermehrte c) Kompensation/Überlagerung beider Effekte (Gegenstand intensiver Forschung) Treibhauseffekt und Methanhydrat Chemie CH4 ⋅ 5,75 H2O (hoch verdichtete Form) Elementarzelle: 46 H2O + 8 CH4 unter Normalbedingungen gilt: 1 L Gashydrat = 164 L CH4 + 0,8 L H2O Bildung ab etwa 20 bar, 2 - 4 °C 300 m Tiefe Arktis, 600 m Tropen (Kontinentalränder) Permafrostboden Sibiriens Folgen der Freisetzung Diffusion Ausbruch Zeitskala (Lösung, Oxidation, Versauerung) Rückkopplungseffekt • Auswirkungen des zusätzlichen Treibhauseffektes Bis zum Jahr 2100 wird eine globale Erwärmung zwischen 1,1 und 6,4 °C prognostiziert (IPCC - Intergovernmental Panel on Climate Change) Anstieg um 2 - 3 °C bewirkt: Anstieg des Meeresspiegels um 30 50 cm, Abschmelzen des Eises Veränderte Häufigkeit, Intensität und Verteilung des Niederschlags Hochwasser und Überschwemmungen insbesondere in Asien Allgemeine Zunahme von extremen Wetterereignissen (Hitzewellen, Dürren, Starkregen, Stürme) Wald- bzw. Brandrodung Erschließung neuer landwirtschaftlicher Flächen Aufbringen Dünger mineralischer Verbrennung fossiler Energieträger Produktion halogenierter Kohlenwasserstoffe Fünf elementare Fragen Wie hoch wird der Temperaturanstieg? Wie stark wird der Meeresspiegel ansteigen? Bleibt die Lage auf dem Planeten beherrschbar? Muss in Zukunft mit verheerenden Stürmen gerechnet werden? Wo wird es mehr Dürren und wo mehr Überschwemmungen geben?