Leitfaden Wellensittich

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Tierschutz-Verein
Münster (Westf.)
und Umgegend e. V.
∗ Tierheim Münster
∗
WELLENSITTICHE
Ein Leitfaden
für die tiergerechte Haltung
Herkunft: Australien
Lebenserwartung: 12 bis 14 Jahre
Geschlechtsreife: Im Alter von drei bis vier Monaten
Natürliche Lebensart: Die Ursprungsform des Wellensittichs lebt in seiner Heimat in riesigen Schwärmen zusammen und sucht zur Brutzeit paarweise geeignete Reviere, um die Jungen aufziehen. In der Trockenzeit sind die Sittiche einem
harten Überlebenskampf ausgeliefert. Da sich die Wüsten und Halbwüsten Australiens über Tausende von Kilometern erstrecken, müssen die Vögel oftmals
einige hundert Kilometer fliegen, bis sie wieder in eine Gegend kommen, die ihnen ausreichend Nahrung bietet.
Beispiel einer möglichst tiergerechten Gartenvoliere
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Tierschutz-Verein Mü nster (Westf.) und Umgegend e. V. gegr. 1927
Behördlich als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt.
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Kto. 135 491, Sparkasse Münsterland Ost, BLZ 400 501 50
Dingstiege 71 • 48155 Münster • Tel. 02 51 / 32 49 04 • Fax 02 51 / 32 67 18
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tierschutz-info • 2010
Haltung in der Wohnung: Wie schon erwähnt, sind Wellensittiche Schwarmvögel. Einzelhaltung ist auf gar keinen Fall artgerecht und von daher aufs Schärfste
abzulehnen! Auch, wenn man sich viel um seinen Sittich kümmert, kann man ihm
doch den Artgenossen nicht ersetzen. Alleingelassen, kümmert der kleine intelligente Vogel vor sich hin - da hilft auch das schönste Spielzeug nichts. Am besten
ist es, eine kleine Gruppe von Wellensittichen zu halten, wobei man viel Raum
benötigt, da sich die Weibchen während der Brutperiode oft blutig bekämpfen. Es
ist aber auch möglich, zwei oder mehrere Männchen miteinander zu vergesellschaften. Sie entwickeln feste Beziehungen und üben auch Sozial- und Federpflege gemeinsam aus. Die alleinige Haltung im Käfig ist nicht artgerecht! Wer
seinen Sittichen keine Voliere oder Vogelstube bieten kann, muss dafür sorgen,
dass sie täglich unter sicheren Bedingungen im Zimmer frei fliegen können. Das
heißt: keine offenen Fenster, keine Verletzungsmöglichkeit durch Fensterscheiben ohne Gardinen, keine giftigen Zimmerpflanzen etc.
Tiergerechter Käfig: Die herkömmlichen Käfige sind viel zu klein und für eine
tiergerechte Haltung von Wellensittichen nicht geeignet. Als Mindestmaße für
einen Käfig muss ein Meter Länge, 50 cm Tiefe und mindesten 50 cm Höhe gel-
ten. Die Sitzstangen, möglichst von unterschiedlicher Dicke, müssen so angebracht sein, dass die Tiere sich zumindest etwas anstrengen müssen, um die
jeweils nächsten zu erreichen. Der Standort des Käfigs sollte möglichst hell sein,
die Tiere müssen aber die Möglichkeit haben, der direkten Sonne nach Bedarf
auszuweichen. Artgerechter als jeder Käfig ist eine Zimmervoliere oder die Unterbringung in einer Vogelstube oder Gartenvoliere. Wellensittiche sind in unserem
Klima durchaus winterhart, wenn sie ein wind- und wettergeschütztes Schutzhaus
aufsuchen können. Volieren können über gute Zoofachgeschäfte auf Bestellung
hin bezogen werden und Bauanleitungen zum Selbstbauen finden sich im Internet.
Ausstattung des Käfigs: Der Käfig wird mit einer geeigneten Einstreu, Vogelsand oder auch Katzenstreu, versehen. Zur Einrichtung gehören verschiedene
Kletteräste und ein Badehäuschen, wenn auch viele Wellensittiche lange Zeit
brauchen, bis sie dieses benutzen. Es ist sinnvoll, Wellensittiche aus täglich zu
befüllenden Futternäpfen zu füttern, da sie bei Fütterung über die so genannten
„Futtersilos“ schnell verfetten. Spielzeug für Wellensittiche ist nur bedingt sinnvoll
- leider gibt es gerade hier viel Unfug auf dem Markt. Ein Kalkstein für die Aufnahme von Mineralien ist sinnvoll. Hält man ein Pärchen, kommt man nicht umhin, in den hellen Monaten von etwa April bis Ende Juli auch eine geeignete
Nistmöglichkeit, d. h. einen speziellen Wellensittichnistkasten, anzubieten. Weiteres unter dem Kapitel „Familienplanung“.
Futter: Die speziellen Körnermischungen für Wellensittiche, die sich aus verschiedenen Hirsesorten zusammensetzen, werden mit Obst und Gemüse ergänzt, zum Beispiel mit Äpfeln, Gurken und verschiedenen Salatsorten, sowie
Blättern von Blumenkohl, Kohlrabi oder Wirsing. Wildkräuter, Hirsekolben, Zweige mit Knospen und Salat sorgen für Abwechslung auf dem Speiseplan. Trinkwasser wird am besten in einer Selbsttränkeflasche angeboten, die am Gitter
befestigt werden kann.
Umgang: Zahme Wellensittiche kommen auf den Finger oder auf die Hand. Nur
im Notfall, z. B. wenn ein Besuch beim Tierarzt angesagt ist, wird der Vogel in die
Hand genommen, da der Fang Stress und Panik bedeutet.
Familienplanung: Wellensittiche dürfen nur mit behördlicher Genehmigung, die
das Veterinäramt erteilt, gezüchtet werden. Da Wellensittiche sich rasch vermehren und es schwierig ist, wirklich gute Plätze für den Nachwuchs zu finden, ist die
Zucht nicht zu verantworten! Trotzdem, wie oben erwähnt, ist eine Nistmöglichkeit
für das Vogelweibchen enorm wichtig. Werden die Tage länger, ist das Weibchen
gezwungen, Eier zu legen. In seiner Not legt es sie oftmals auf den Käfigboden
und bebrütet sie dort. Werden nun die Eier weggenommen, legt das Weibchen
sofort erneut, ohne Rücksicht auf seine Mineral- und Kalziumreserven, und stirbt
schließlich an Auszehrung. Im Zoohandel gibt es so genannte „Nesteier“ aus
Plastik zu kaufen - für ein Weibchen reichen fünf Stück. Wellensittiche legen ihre
Eier in den Nistkasten, der immer eine Mulde für die Eier enthalten muss.
Nistmaterial wird nicht verwendet. Sind die Eier, manchmal bis zu sieben Stück,
gelegt, werden sie weggenommen und durch die Nesteier ersetzt. Das Weibchen
kann diese bebrüten, bis der Bruttrieb erlischt. Dann werden die Nesteier wieder
weggenommen, bis neue echte Eier gelegt sind. Auf diese Art werden nur etwa
drei Gelege im Jahr abgesetzt, das Weibchen geschont und trotzdem keine Jungen aufgezogen. Die Vögel leiden nicht darunter! In der Zeit der Eiablage und des
Brütens benötigt das Weibchen spezielles Konditions- oder Aufzuchtfutter, das im
Zoofachhandel erhältlich ist.
Kinder und Wellensittiche: Wenn Kinder alt genug sind, zu verstehen, dass
Wellensittiche keine Streicheltiere sind und nicht gefangen werden möchten, sind
die gelehrigen Vögel geeignete Kinderfreunde. Bewegt man sich ruhig, werden
sie rasch zahm, nehmen Futter aus der
Hand und turnen auf ihrem Pfleger herum. Sie sind neugierig und immer zu
Streichen aufgelegt. Vorsicht ist aber
immer geboten, wenn sie Gelegenheit
haben, Dinge anzuknabbern, die giftig
sein könnten.
Wenn Wellensittiche artgerecht im kleinen Schwarm in Vogelstube oder Voliere
gehalten werden, erfreuen sie auch Kinder durch ihr interessantes, natürliches
Verhalten.
Für jede Tierhaltung gilt: Kinder müssen unbedingt von Erwachsenen angeleitet und beaufsichtigt werden. Sie müssen lernen, mit den ihnen anvertrauten
Tieren rücksichtsvoll umzugehen und
deren Bedürfnisse zu respektieren. Leider kommt es immer wieder vor, dass
die Tiere unbemerkt und ohne Absicht in
Angst versetzt werden oder dass ihnen
die Kinder Schmerzen zufügen.
Dieses Informationsblatt kann und
soll ein Fachbuch nicht ersetzen!
Wir empfehlen Ihnen folgendes Buch:
„Wellensittiche“ von Annette Wolter,
Verlag Gräfe und Unzer und
„Gesellige Wellensittiche“ von Bernhard Größle, Kosmos-Verlag
Wenn Sie Fragen oder Probleme haben, rufen Sie im Tierheim an
(Tel. 0251 / 32 62 80, 12 bis 17 Uhr) oder wenden Sie sich an Ihren Tierarzt!
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