Wenn sich Neuronen taub stellen - Besser - KrankenPflege

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Wenn sich Neuronen taub stellen - Besser hören mit Schalldämpfer im Kopf
Wenn sich Neuronen taub stellen
Besser hören mit Schalldämpfer im Kopf
München (15. Juli 2008) - Einfach nur hören ist oft nicht gut genug: Die
Schallortung ist - etwa für Räuber und Beute im Tierreich - ebenfalls von
überragender Bedeutung. Aber auch bei uns gelingt das Richtungshören dank
zweier Ohren und zweier Signale, dem Schalldruck und der Ankunftszeit des
Schalls. Denn das schallzugewandte Ohr empfängt dasselbe Geräusch lauter und
etwas früher als das schallabgewandte Ohr. Diese Signale werden über Neuronen
vom Innenohr zur zuständigen Schaltzentrale im Gehirn transportiert und dort
verrechnet.
Ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Professor Benedikt
Grothe und Dr. Ursula Koch an der Abteilung für Neurobiologie der
Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München konnte nun die Funktion
bestimmter Moleküle an den Eingängen der Neuronen dieser Schaltzentrale
klären. Wie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Neuron"
berichtet, dämpfen diese (GABAB)-Rezeptoren die Antwort dieser Neuronen auf
Schall - und zwar in Abhängigkeit der vorangegangenen Aktivität der
Nervenzellen. Dabei wird ein Botenstoff ausgeschüttet, der retrograd, also
entgegen der üblichen Richtung der Signalweiterleitung von den Neuronen, auf
deren Eingänge wirkt. Damit kann die Sensitivität des Systems mit der
umgebenden Geräuschkulisse abgestimmt werden.
Sensorische Netzwerke funktionieren nur dann optimal, wenn zwischen Anregung
und Hemmung ein Gleichgewicht herrscht. Eine dynamische Anpassung dieses
Gleichgewichts ist besonders wichtig für die auditorischen Neuronen, wie etwa die
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der Lateralen Superioren Olive (LSO). Dieser Nukleus im Hirnstamm ist für die
Lokalisierung von Schallquellen zuständig. Hierzu vergleicht er die Differenz im
Schalldruck zwischen den beiden Ohren. Dabei gilt: Jedes Neuron der LSO erhält
Signale von beiden Ohren. Nur ist der Eingang des einen Ohres anregend, der
des anderen Ohres dagegen hemmend. Die Neuronen werden also je nach
Richtung der Schallquelle entsprechend erregt oder gehemmt.
Es gab schon länger erste Hinweise, dass die Neuronen, die das Innenohr mit der
LSO verbinden, an ihren Ausgängen Rezeptoren für den Neurotransmitter GABA
tragen. Die Funktion dieser Moleküle war allerdings unbekannt. In der
vorliegenden Studie nun konnte das Team um Grothe und Koch zeigen, dass der
Botenstoff durch eine starke Aktivität von den Fortsätzen der LSO-Neuronen, den
Dendriten, selbst freigesetzt wird. Er wirkt dann retrograd und differenziell auf die
Rezeptoren an den Eingängen, also auf die Neuronen, die die Information vom
Ohr übertragen. Das wichtigste Ergebnis der Untersuchung war, dass Neuronen
über diese Selbstregulation ihr Antwortverhalten auf die Schallrichtung anpassen und zwar in Abhängigkeit von der vorangegangenen neuronalen Aktivität.
"Überraschend war für uns, dass der Neurotransmitter GABA als Antwort
auf neuronale Aktivität von Dendriten der Neuronen ausgeschüttet wird und in die
Gegenrichtung auf die Eingänge wirkt, so dass erregende Signale weniger effektiv
von einem Neuron auf das andere übertragen werden", berichtet Koch.
"Unsere Studie weist das erste Mal einen lokalen Rückkopplungseffekt der
Dendriten auf die neuronalen Kontaktstellen als Anpassung an die sensorische
Umgebung nach. Jetzt wollen wir klären, welche molekularen Mechanismen die
Ausschüttung von Neurotransmittern lokal an den Dendriten auslösen können.
Zum anderen werden wir untersuchen, ob ähnliche Mechanismen der lokalen
Anpassung in anderen Gebieten des auditorischen Hirnstamms, also des
Hörzentrums, bestehen."
Publikation
- "Retrograde GABA signalling adjusts sound localization by balancing
excitation and inhibition in the brainstem", Anna K. Magnusson, Thomas J.
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Wenn sich Neuronen taub stellen - Besser hören mit Schalldämpfer im Kopf
Park, Michael Pecka, Benedikt Grothe and Ursula Koch, Neuron, 10.
2008
Juli
Quelle: Pressemitteilung der Ludwig-Maximilians-Universität
München vom 15. Juli 2008 (tB).
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