Pflanzenschutzinformation Pflanzengesundheitskontrolle 45/2011 Pflanzenschutzdienst des Landes Brandenburg Müllroser Chaussee 54 15236 Frankfurt (Oder) Tel.: (0335) 5602102 Fax: (0331) 275483577 Bearbeiter: Frau Schidzick aktualisiert am 25.11.2011 Der Westliche Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgifera) – ein gefährlicher Maisschädling mit fortschreitendem Befall in Europa Woher kommt dieser Schädling? Der Westliche Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgifera) wurde Anfang der 1990er Jahre aus Nordamerika nach Europa (Jugoslawien) eingeschleppt und breitete sich seitdem aufgrund der guten Flugfähigkeit und seines großen Vermehrungspotentials in Südosteuropa rasch aus. Eine Verschleppung über große Entfernungen ist mittels verschiedener Transportmittel (Flugzeug, Bahn, Schiff, LKW) möglich. Wie ist die aktuelle Verbreitungssituation des Maiswurzelbohrers? Länder mit starkem Befall sind Jugoslawien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Ungarn und Italien. Der Befall breitet sich in Rumänien, Bulgarien, Slowakei, Ukraine, Italien (Lombardei/Piemonte), Tschechien, Österreich, Slowenien, Polen, Albanien und Griechenland zunehmend aus. Punktuelle Einschleppungen wurden Frankreich (Rhone-Alpes, Bourgogne, Elsass, Lorraine), Deutschland (z. T. Baden-Württemberg, Bayern und insbesondere Nordrhein-Westfalen) verzeichnet. Kann die Ausbreitung dieses aggressiven Schädlings in Europa verhindert werden? Seine Ausbreitung in Europa kann nicht vollständig gestoppt werden, aber die Geschwindigkeit der Ausbreitung kann deutlich mittels Begrenzungsmaßnahmen in Befallsgebieten und auch durch Ausrottungsmaßnahmen bei punktuellen Einschleppungen weniger Käfer in bisher befallsfreien Gebieten reduziert werden. In Deutschland kommt der Westliche Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgifera) bisher noch nicht vor. Hinsichtlich seiner klimatischen Ansprüche kann er sich aber in Deutschland ansiedeln. Lässt sich ein Befall durch Diabrotica virgifera virgifera verzögern? Die Ausbreitungsrate der natürlichen Ausbreitung kann durch Begrenzungsmaßnahmen, wie Fruchtwechsel (kein Mais nach Mais) oder einen möglichen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln deutlich reduziert werden. Gebirge und Regionen ohne Maisanbau bilden eine natürliche Barriere. Eine Verschleppung mit Transportmitteln lässt sich schwer kontrollieren. In der Nähe von Flugplätzen und Güterumschlagplätzen, an denen Personen- und Warenverkehr mit Befallsgebieten stattfindet und in deren Nähe Mais angebaut wird, ist eine intensive Überwachung erforderlich. In Deutschland wird seit 1997 ein Monitoring in unterschiedlicher Intensität durchgeführt. Hierzu werden Pheremonfallen aufgestellt und regelmäßig kontrolliert. Ein Befall durch die Larven lässt sich durch Probegrabungen an der Wurzel und Untersuchung der Wurzel erfassen. Welche Schäden bewirkt der Westliche Maiswurzelbohrer? Den Hauptschaden verursachen die Larven des Maiswurzelbohrers (Diabrotica virgifera virgifera) an den Wurzeln der Maispflanzen. Bei starkem Befall fallen die Pflanzen nesterweise um. Vermindertes Wachstum und Lager der Pflanzen haben erhebliche Ertragseinbußen von etwa 10 % zur Folge, in Einzelfällen (Serbien, Südungarn) auch bis zu 90 %. Umgefallene leicht geschädigte Pflanzen können sich bei feuchter Witterung wieder aufrichten und zeigen typische Symptome eines sog. "Gänsehalses". Diese Symptome sind jedoch nicht sofort bei Neueinschleppung sichtbar, weil es mindestens 5 Jahre dauert bis sich hohe Populationsdichten aufbauen. Die Käfer ernähren sich vom Pollen bzw. fressen an den Narbenfäden und milchreifen Maiskörnern sowie gelegentlich auch an den zarten Maisblättern. Aufgrund seiner großen wirtschaftlichen Bedeutung und der hohen Schadwirkung in landwirtschaftlichen Kulturen und für die Umwelt ist der Westliche Maiswurzelbohrer in der EU ein Ohne Zustimmung ist die Weitergabe an Dritte –auszugsweise oder im Original- nicht gestattet. Seite 1 von 2 2 Quarantäneschädling. Quarantäneschädlinge sind nicht oder noch nicht in allen Gebieten der EU verbreitet. Um ihre Einschleppung und Verbreitung zu verhindern, gelten gesetzliche Regelungen (Entscheidung 2003/766/EG). Das heißt, für diese Organismen gilt ein generelles Verbringungsverbot, auch mit Pflanzen oder landwirtschaftlichen Produkten. Bei eventuellen Einschleppungen sind Gegenmaßnahmen (Ausrottung, Begrenzungsmaßnahmen) durchzuführen. Welche Maßnahmen werden ergriffen? Quarantäneschädlinge sind nicht oder noch nicht in allen Gebieten der EU verbreitet. Um ihre Einschleppung und Verbreitung zu verhindern, gelten gesetzliche Regelungen. Die Quarantänemaßnahmen der EU über Sofortmaßnahmen gegen die Ausbreitung von Diabrotica virgifera in der Gemeinschaft sind in der Entscheidung 2003/766/EG (konsolidierte Fassung) festgelegt und sind in allen Mitgliedsstatten verbindlich anzuwenden. Das heißt für diese Organismen gilt ein generelles Verbringungsverbot, auch mit Pflanzen oder landwirtschaftlichen Produkten. Bei eventuellen Einschleppungen sind Gegenmaßnahmen (Ausrottung, Begrenzungsmaßnahmen) durchzuführen. In Deutschland ist am 27. Mai 2004 eine Leitlinie verabschiedet worden, die im Einzelnen die zutreffenden Vorkehrungen der EU-Quarantänemaßnahmen erläutert und präzisiert. Am 10. Juli 2008 hat das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz die Verordnung zur Bekämpfung des Westlichen Maiswurzelbohrers erlassen. Wohin wende ich mich im Verdachtsfall? Wenn Käfer (an Mais, an anderen Gramineae, an Cucurbitaceae) bzw. Fraßsymptome gefunden werden, die den Abbildungen und Beschreibungen ähnlich sehen, sollte in Brandenburg umgehend der Pflanzenschutzdienst unter o.g. Adresse benachrichtigt werden. Die Adressen der zuständigen Pflanzenschutzdienste der Bundesländer können Sie unter folgender Internetadresse abrufen: www.jki.bund.de Zur Biologie des Käfers: Der Westliche Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgifera) gehört zu den Blattkäfern (Chrysomelidae) und ist ca. 0,5 cm groß. Seine Grundfarbe ist grünlich bis gelblich. Das Halsschild ist gelblich und der Kopf dunkel bis schwarz gefärbt. Charakteristisch sind seine langen Fühler, die den Körper leicht überspannen können. Auffällig sind die Deckflügel gezeichnet. Von drei dunklen Längsstreifen bis zu fast vollständig verschmolzenen dunklen Streifen kann das Aussehen der Deckflügel variieren. Die Käfer haben ein gutes Flugvermögen und sind in der Lage, bis zu 24 km in Einzelflügen zu bewältigen. Die Käfer ernähren sich von den Narbenfäden am Mais, Pollen und zarten Maisblättern. Sie suchen auch benachbarte Felder auf, um dort Pollen zu fressen. Diese Art bildet jährlich eine Generation aus. Die Weibchen legen im August bis zu 1000 Eier in den Boden. Die Eier können im Boden in einer Tiefe bis 30 cm überwintern. Es gibt drei Larvenstadien. Der Larvenschlupf würde in Deutschland im darauffolgenden Jahr Anfang Juni bis Anfang Juli erfolgen. Das dritte Larvenstadium wäre dann ab Anfang Juli. Erwachsene Käfer sind ab Mitte Juli/Anfang August bis in den Spätherbst hinein aktiv. Nützliche Informationen sind abrufbar unter: www.jki.bund.de