Verdächtige Käfer – was ist zu tun? Schäden Wer verdächtige Käfer am Mais findet, bei denen es sich um den Westlichen Maiswurzelbohrer handeln könnte, muss umgehend den Pflanzenschutzdienst benachrichtigen. Starke Schäden sind besonders in Gebieten mit intensivem Maisanbau zu erwarten, in denen Mais nach Mais angebaut wird (Risikogebiete). Hauptsächlich schädlich sind die Larven: Sie fressen anfänglich Wurzelhaare, später größere Wurzeln und bohren sich (daher der deutsche Name) auch in die Wurzeln hinein. Die Maispflanzen nehmen dadurch verringert Wasser und Nährstoffe auf, was zu erheblichen Ertragsverlusten führen kann. Werden die Wurzeln stark geschädigt, kommt es auch zur Lagerbildung, was die Ernte erheblich beeinträchtigt. Bei ausreichender Feuchtigkeit regenerieren die Pflanzen (Sekundärwurzelbildung) und versuchen sich wieder aufzurichten („Gänsehals“Symptom). Es besteht Meldepflicht. Hinweise zum zuständigen Pflanzenschutzdienst, zu EG-Entscheidungen und zur Leitlinie für Deutschland sowie viele weitere Informationen zum Westlichen Maiswurzelbohrer können Sie unter folgender Internetadresse unter Pflanzengesundheit abrufen: http://www.bba.bund.de Starker Fraß der Käfer an den Narbenfäden führt zu einer verminderten Kornausbildung. Dadurch kann es vor allem in der Saatgut- und Körnermaiserzeugung zu bedeutenden Ertragsverlusten kommen. Maßnahmen 1. Ausrottung Informationsblatt der BBA: Westlicher Maiswurzelbohrer Diabrotica virgifera virgifera Le Conte Text und Layout: Peter Baufeld1, Jens-Georg Unger1 und Udo Heimbach2 Biologische Bundesanstalt für Land – und Forstwirtschaft 1 Abteilung für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit, 2 Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland Zusammenarbeit: Gerlinde Nachtigall (Ref. für Presse und Information, BBA) Fotos: Peter Baufeld Download: http://www.bba.bund.de/cln_044/nn_805044/DE/ veroeff/popwiss/pdfs/diabrotica.html Herausgeber und Bezug: Der Quarantäneschädling Diabrotica darf nicht eingeschleppt oder verbreitet werden (Richtlinie 2000/29/EG). Aufgrund der zunehmenden Einschleppungen in bisher befallsfreien Gebiete wurde 2003 von der EU eine Entscheidung über Sofortmaßnahmen gegen die Ausbreitung von Diabrotica virgifera in der Gemeinschaft (2003/766/EG) beschlossen, die 2006 durch die Artikel 4a und 4b (Entscheidung 2006/564/EG) ergänzt wurden. in der Sicherheitszone: ¾ ¾ Meldepflicht bei Auftreten des Schädlings ¾ Durchführung eines amtlichen Monitorings ¾ bei Feststellung eines Befalls Abgrenzung einer Befallszone und einer Sicherheitszone um die Befallszone herum für mindestens drei Jahre ¾ in der Befallszone: zeitlich begrenze Verbringungsverbote für Maispflanzen und Erde sowie Erntebeschränkungen Einhaltung bestimmter Fruchtfolgen und Bekämpfungsmaßnahmen im Befallsjahr auf Maisflächen Email: [email protected] und [email protected] Vernichtung von Maisdurchwuchs Einhaltung einer zweijährigen Fruchtfolge oder Bekämpfungsmaßnahmen auf den Maisflächen im Befalls- und Folgejahr um Risikoflugplätze in nicht befallenen Gebieten soll (Artikel 4b): keine Mais nach Mais angebaut werden oder ein intensives Monitoring mit Pheromonfallen durchgeführt werden. Ausgehend von dieser EG-Entscheidung verabschiedete Deutschland eine Leitlinie zur Durchführung von amtlichen Maßnahmen gegen Diabrotica virgifera. Ziel dieser Leitlinie ist es, durch bundesweit einheitliche, genauer bestimmte Überwachungs- und Bekämpfungsmaßnahmen zu verhindern, dass sich der Westliche Maiswurzelbohrer auch in Deutschland ansiedelt. 2. Eingrenzung In Befallsgebieten und Gebieten mit Einschleppungen, in denen sich der Westliche Maiswurzelbohrer nach 2 Jahren nicht mehr ausrotten lässt, sollen an der Übergangszone vom befallenen zum nicht befallenen Gebiet Eingrenzungsmaßnahmen durchgeführt werden (Artikel 4a). Die EU-Eingrenzungsempfehlung 2006/565/EG beinhaltet: ¾ ¾ Festlegung einer Eingrenzungszone mit mindestens 10 km in der Befallszone und mindestens 30 km in der angrenzenden nicht befallenen Zone in der Eingrenzungszone: kein Anbau von Mais nach Mais innerhalb von 2 Jahren oder Anbau von zweimal Mais innerhalb von 3 Jahren, wenn die Mais-Aussaat mindestens einmal nach dem Larvenschlupf erfolgt oder Anbau von zweimal Mais innerhalb von 3 Jahren, wenn jeweils eine wirksame Insektizidbekämpfung gegen die adulten Käfer im Mais oder adäquat wirksame Maßnahmen durchgeführt werden. Die EG-Entscheidungen zu Diabrotica sehen folgende Punkte vor: Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) Messeweg 11/12 38104 Braunschweig www.bba.de BBA, Oktober 2006 ¾ 3. Unterdrückung In Befallsgebieten, in denen sich der Käfer bereits angesiedelt hat, sollten Maßnahmen zum großräumigen Schädlingsmanagement durchgeführt werden. Der Westliche Maiswurzelbohrer („Western corn rootworm“) ist weltweit der bedeutendste Maisschädling. Jedes Jahr verursacht er in den USA Schäden und Pflanzenschutzaufwendungen von ca. 1 Milliarde US-$; in Europa sind es bisher ca. 300 Millionen Euro. Etwa 20 Millionen Hektar Mais werden weltweit durch verschiedene MaiswurzelbohrerArten befallen; ein Viertel davon wird jährlich mit Insektiziden gegen Diabrotica behandelt. Dies sind die meisten Insektizidapplikationen gegen einen einzelnen Schädling weltweit. Szenario Deutschland: Sollte Diabrotica auch hier eingeschleppt werden und sich ausbreiten, wären etwa 350.000 Hektar mit Anbau von Mais nach Mais der insgesamt 1,6 Millionen Hektar Maisanbauflächen gefährdet. Die Schadenshöhe würde jährlich mindestens 25 Millionen Euro betragen, wenn auf den befallenen Flächen nicht großräumig Insektizide eingesetzt oder die Kulturverfahren grundsätzlich umgestellt würden. Verbreitung Biologie Der Westliche Maiswurzelbohrer ist in Nordamerika von Mexiko bis Kanada heimisch. Der Westliche Maiswurzelbohrer hat eine Generation pro Jahr. Die von August bis September in den Boden abgelegten Eier überwintern dort und durchlaufen eine Winterruhe (Diapause). 1992 wurde er erstmalig in Europa, im ehemaligen Jugoslawien, festgestellt. Seitdem breitet sich der Käfer – ein guter Flieger zunehmend aus. Inzwischen sind der Balkan, Ungarn und Teile der Slowakei, Ukraine, Tschechien, Österreich und von Slowenien und Italien befallen. Seit 1998 ist der Käfer mehrfach auch in die Schweiz, nach Frankreich, Großbritannien, Polen und in die Niederlande verschleppt worden, vermutlich vor allem mit Flugzeugen. Die dunkelgrün gekennzeichneten Gebiete sind Risikogebiete mit intensivem Maisanbau, in den starke Schäden zu erwarten sind Zu besonders vielen Verschleppungen kam es im Jahr 2003 in die Schweiz, nach Frankreich, in die Nähe der Hauptflughäfen Belgiens, der Niederlande und Großbritanniens. Durch Funde an Flughäfen im französischen Elsass (4,7 km von der deutschen Grenze entfernt), im Schweizer Kanton Baselland (11 km von der deutschen Grenze entfernt) und 2005 bei Maastricht in den Niederlanden (10,8 km von der deutschen Grenze entfernt) sind die ersten Käfer Deutschland sehr nahe gekommen. Bisher ist in Deutschland noch kein Befall durch den Westlichen Maiswurzelbohrer festgestellt worden (Stand: Ende Juli 2006). Ein erstes Auftreten ist jedoch in jedem Jahr im Sommer möglich. Nach einer Puppenruhe von einer Woche erscheinen ab Mitte Juli die ersten Käfer. Die meisten Käfer sind im August zu erwarten. Die Weibchen machen einen 12tägigen Reifungsfraß und legen nach der Begattung ihre Eier vorwiegend in die Maisfelder ab. Etwa 3°– 5 % der Eier werden vermutlich in andere Kulturen abgelegt. Die Eier werden in die obere Bodenschicht bis 30 cm Tiefe abgelegt, wobei 80 % der Eier in den oberen 10 cm zu finden sind. Ein sehr geringer Teil (0,21 %) der Eier durchläuft eine zweijährige Winterruhe, d. h. die Larven schlüpfen erst im Frühjahr des übernächsten Jahres. Durch den Westlichen Maiswurzelbohrer stark geschädigtes Maisfeld in Südungarn (2003) Wirtspflanzen Der Westliche Maiswurzelbohrer gehört, wie der Kartoffelkäfer, zur Familie der Blattkäfer (Chrysomelidae). Alle der mehr als 300 Arten der Gattung Diabrotica kommen ausschließlich in Amerika vor. Somit treten außer dem Westlichen Maiswurzelbohrer keine weiteren Diabrotica-Arten in Europa auf, was Verwechslungen ausschließt und die Bestimmung erleichtert. Mais ist die Wirtspflanze für den Westlichen Maiswurzelbohrer. Die Larven fressen an dessen Wurzeln; dabei können mehr als 10 Larven/Pflanze auftreten. In Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass einzelne Larven auch an Getreidearten (z. B. Winterweizen, Sommergerste) und anderen Gräsern überleben können. Unter praktischen Bedingungen spielen Getreidearten als Wirte bisher aber wohl kaum eine Rolle, da keine optimale Übereinstimmung in der Entwicklung der Larven und dem Vorhandensein von vitalen Getreidewurzeln besteht. Andere Gräser hingegen können den Larven als Überlebensreservoir dienen. Die Käfer sind 4 - 7 mm lang; ihre Grundfarbe ist grünlich bis gelblich. Auffällig ist die Zeichnung der Deckflügel, die von drei dunklen Längsstreifen bis zu nahezu vollständig verschmolzenen dunklen Streifen variieren kann. Die sehr kleinen gelblichweißen Eier, die im Boden vorkommen, sind nur 0,5 mm groß. Die weißlichen, lang gestreckten Larven erreichen eine Länge von 3 mm (erstes Larvenstadium) bis 18 mm (drittes und letztes Larvenstadium). Die gelbliche, 4 bis 7 mm lange Puppe ist in einer Puppenhöhle in der Erde eingeschlossen. Die erwachsenen Käfer ernähren sich von den Narbenfäden („Seide“) der sich entwickelnden Kolben, von Maispollen und Maisblättern. Ist die Maisblüte abgeschlossen, wechseln die Käfer zunehmend auf andere, grüne oder vor allem blühende Kulturpflanzen oder Unkräuter um meist Pollen zu fressen. Sie sind dabei nicht besonders wählerisch und fliegen zwischen verschiedenen Feldern hin und her. Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) mit einem hohem Bitterstoffgehalt (Cucurbitacin) sind besonders attraktiv. Aussehen Larve und starke Fraßschäden an Maiswurzeln In Abhängigkeit von der Bodentemperatur erscheinen die ersten Larven Anfang bis Mitte Juni und beginnen mit dem Wurzelfraß. Das dritte Larvenstadium ist nach vier bis fünf Wochen von Juli an bis August zu erwarten. Die Käfer fressen an den Narbenfäden („Seide“) und schädigen so die Kornausbildung