Projekt: Strategien zur Nutzung der Ressource Regenwald in den Staaten des Berglandes von Guayana: Venezuela, Brasilien, Guyana, Suriname und Französisch-Guayana Univ.-Prof. Dr. Anton Escher (Mainz), Univ.-Prof. Dr. Beate Ratter (Hamburg), Univ.-Prof. Dr. Susanne Klengel (Germersheim), Dr. Eva Riempp (Mainz) Was ist Geocycles? Das Exzellenzcluster "Geocycles" repräsentiert einen Zusammenschluss unabhängiger Forschungsgruppen von Mainzer Institutionen, die auf das gemeinsame Ziel hinarbeiten, Erdsystemprozesse zu verstehen. Geocycles wurde im Sommer 2005 gegründet und wird durch das Land Rheinland-Pfalz im Rahmen seines neuen Exzellenzkluster-Programmes gefördert. Das wissenschaftliche Programm des Clusters wird getragen durch unterschiedliche Teildisziplinen der Erdwissenschaften bestehend aus Wissenschaften der festen Erde (Geologie, Geophysik, Mineralogie, Tektonophysik) und Atmosphäre (Meteorologie und Luftchemie) sowie Biogeochemie, Physische Geographie, Sedimentologie, Paläoklimatologie, Humangeographie, Archäologie, Anthropologie, technische Mineralogie und Biomineralisation. In der Verbindung dieser Teildisziplinen stellen die gemeinsamen Aspekte von Zeitskalen (in Größenordnungen einer Sekunde bis über 4.500.000.000 Jahren) und Raumskalen (in Größenordnungen von tausendstel Millimeter bis interkontinental) sowie die Rolle von Wasser bei Erdprozessen Schwerpunkte dar. Die im Mainzer Cluster vertretenen Spezialkompetenzen ermöglichen es uns, den Schwerpunkt auf die Fachrichtungen der Wissenschaften der festen Erde (einschließlich früher Erdgeschichte, Chemismus atmosphärischer Aerosole, Wolkenphysik, terrestrischer Paläoklimatologie, ArchaeoScience und Kultur-Natur-Wechselwirkungen) zu legen, die weltweit bei anderen Erdsystem-Zentren vernachlässigt oder unterrepräsentiert sind. Die Initiierung des Cluster "Geocycles" erlaubt eine beschleunigte Restrukturierung der Ressourcen der beteiligten Institute, so dass es für diese möglich wird, sich auf das gemeinsame Ziel Erdsystem-Forschung zu konzentrieren. Dieser Prozess wird helfen vorhandene Verbindungen in Forschung und Lehre auszubauen und neue Initiativen zu stärken, wobei eine bessere Integration der einzelnen Institute ermöglicht wird. Diese Kooperation innerhalb des Clusters wird zukünftige Forschungsprojekte hervorbringen und zu gemeinsamen Projekten in der Lehre, einschließlich interdisziplinärer Module in gemeinsamen M.Sc. (Master of Science)- Programmen, führen. (Quelle: Geocycles) Das Guayana-Projekt Seit der Entwicklung des Ackerbaus hat der Mensch seinen Lebensraum gezielt gestaltet. Umgekehrt hat auch die Natur den Menschen geprägt. Die Erkenntnis, das der Erhalt der natürliche Ressourcen und der Schutz der Umwelt nicht nur der Erhaltung der Artenvielfalt dienen könnte, sondern auch einer funktionierenden Wirtschaft und Gesellschaft zugrunde liegt, trat erstmals in den 70er Jahren auf. Ein Thema, das seither die Diskussionen der Ökobewegung bestimmt. Besonders deutlich werden die ökologischen und sozio- ökonomischen Auswirkungen von Umweltschäden bei dem weltweiten Schwund der Regenwälder. Das größte zusammenhängende Waldökosystem, das mehr als die Hälfte aller Regenwälder umfasst, ist der südamerikanische Regenwald. Dieser befindet sich auf großen Teilen des Guayanaschildes, auch Bergland von Guayana genannt, und dem Amazonasbecken. Das Bergland von Guayana erstreckt sich über eine Fläche von rund 1,5 Mio. qkm, die vom Orinoko im Westen und Nordwesten, dem Atlantik im Norden und dem Amazonas bzw. dem Rio Negro im Süden begrenzt wird. Der Schild umfasst südöstliche Teile Venezuelas, den Norden Brasiliens und die Guyanaländer Guyana, Suriname und Französisch-Guayana (vgl. Ab. 1). Im Vergleich zum brasilianischen Amazonasgebiet existieren über das Bergland von Guayana und insbesondere über die Guyanaländer bislang kaum wissenschaftliche Studien. Abb1: Das Guayanaschild. (Entwurf: A. Escher, E. Riempp. Kartographie: C. Schmitt-Hellerau 2008) Gemeinsamer Ausgangspunkt für die geplanten Studien ist die Betrachtung der Regenwaldnutzung im Bereich des Berglands von Guayana. Diese erfolgt in den Staaten des Guayanaschildes aufgrund ihrer unterschiedlichen historisch-kulturellen Vergangenheit und Unterschieden in der Umweltpolitik auf sehr verschiedene Weise. Neben dem Abbau von Rohstoffen liegt eine zunehmend attraktive Nutzung der Waldgebiete im Tourismus. In allen Ländern wurden in den vergangenen Jahren Nationalparks und Schutzgebiete angelegt, die bevorzugte Ziele von "Öko"touristen darstellen. Vor allem die Guayanaländer sind jedoch nach wie vor in hohem Maße vom Rohstoffexport abhängig. Zum einen findet der Abbau durch lizenzierte, meist ausländische Firmen in großem Stil statt. Der Tagebau hat, auch aufgrund der geringen Umweltauflagen, gravierende Folgen für die Umwelt. Zum anderen haben alle Guayanaländer mit dem illegalen Raubbau an Rohstoffen zu kämpfen, der vor allem bei der Goldwäsche mit einer extremen Umweltbelastung verbunden ist. Ziel der Studie ist es, den Umgang mit der Ressource Regenwald im Bergland von Guayana genauer zu beleuchten. Herausgearbeitet werden soll das Interesse der unterschiedlichen Akteure am Regenwald. Ein zentraler Bestandteil des Projektes ist die Erfassung der aktuellen Situation des Berglands von Guayana. Mit Hilfe von Satellitenaufnahmen soll die gegenwärtige Nutzung erfasst werden und eine Bestandaufnahme der Wälder angefertigt werden. Die zentralen Fragestellungen der Guayana-Studie lauten: Wie sehen die staatlichen, insbesondere wirtschaftspolitischen, bevölkerungspolitischen und umweltpolitischen Strategien zur Nutzung bzw. zum Schutz des Regenwaldes in den verschiedenen Guyanastaaten aus? Wo gibt es Gemeinsamkeiten bzw. Differenzen? Lässt sich ein gemeinsames Interesse definieren? Welche lokalen Interessen sind zu berücksichtigen? Wie können die Menschen, die im und vom Regenwald leben, für dessen Schutz gewonnen werden? Welche internationalen Unternehmen und globale Gruppen nutzen die Ressourcen des Berglandes von Guayana bzw. nehmen auf die Nutzung Einfluss? Welche Rolle spielen Welterbe, Wissenschaft und Tourismus beim Umgang mit den Regenwäldern in den verschiedenen Guyanas? Wie könnten Programme für einen nachhaltigen, die Natur schonenden Tourismus aussehen? Wie sieht der Diskurs über den Regenwald in sozial und kulturell relevanten Darstellungen wie Schulbüchern, Literatur und Film aus? Inwiefern lässt sich ein Zusammenhang von Diskursen zu unterschiedlichen Akteuren herstellen und welche Konnotation haben diese (Regenwald als Wirtschaftsfaktor, als Mythos etc.)? In Rahmen der Studie werden auch Abschlussarbeiten (Human- und Physische Geographie) vergeben. Interessenten können sich gerne bei Eva Riempp melden. Bitte vereinbaren Sie vorab einen Termin per EMail. Verantwortlich für Inhalte dieser Seite: E. Riempp