M.Möhwald, FH Jena, 27.4.09 Anhang GMT 04: Theoretische Grundlagen für Temperaturmessung Befinden sich zwei aneinandergrenzende, nicht abgeschlossene thermodynamische Systeme auf unterschiedlichem Energieniveau, so findet zwischen ihnen ein Energieaustausch statt. Betrachtet man die Übertragung von Wärme, so vollzieht sich diese vom Ort höherer zum Ort niederer Temperatur. Dabei spielen drei Übertragungsmechanismen eine Rolle, die je nach den herrschenden Bedingungen mehr oder weniger überlagert auftreten: 1. Wärmeleitung Bei der Wärmeleitung erfolgt die Energieübertragung durch die Weitergabe der Gitterschwingungen an benachbarte Atome/Moleküle sowie durch die Über-tragung der kinetischen Energie der Leitungs-elektronen bei Stoßprozessen. 2. Wärmekonvektion Bei der Konvektion erfolgt der Wärmetransport durch einen Strömungsvorgang (Massenstrom) wobei dieser von Auftriebserscheinungen infolge eines Dichteunter-schiedes verursacht (freie Konvektion) oder gezielt herbeigeführt werden kann (erzwungene Konvektion). 3. Wärmestrahlung Die Wärmeübertragung erfolgt durch elektromagnetische Strahlung. Bild 1: Die drei grundsätzlichen Arten des Wärmetransportes. Während in Feststoffen ausschließlich Wärmeleitung auftritt, spielt in Flüssigkeiten und Gasen darüber hinaus freie bzw. erzwungene Konvektion eine Rolle. Wärmestrahlung tritt zwischen den Begrenzungsflächen eines Gasvolumens auf und ist die einzige Form der Wärmeübertragung im Vakuum. Nur für den internen Gebrauch an der FH Jena! -1- M.Möhwald, FH Jena, 27.4.09 1. Wärmeleitung Passiert eine Wärmemenge dQ in der Zeiteinheit dt bei einem Temperaturgefälle dϑ dx die Fläche A in Richtung der x-Koodinate (eindimensionale Wärmeleitung), wird dieser Vorgang beschrieben durch folgenden Zusammenhang: dQ dt = −λ ⋅ A dϑ dx (1.0) In Bild 2 ist dieser Zusammenhang veranschaulicht unter der Voraussetzung, daß die Wand in y- und z-Richtung unendlich ausgedehnt sei und die Fläche A durch die Koordinaten y und z aufgespannt werde. Bild 2: Eindimensionale Wärmeleitung in einer Wand Proportionalitätskonstante in Gleichung (1.0) ist λ, die sogenannte Wärmeleitfähigkeit. Sie ist eine Materialkonstante und verkörpert diejenige Wärmemenge, welche in einer Stunde durch eine Wand des entsprechenden Materials von einem Quadratmeter Oberfläche und einem Meter Dicke hindurchfließt, wenn zwischen den beiden Seiten der Wand ein Temperaturunterschied von einem Kelvin herrscht. Ihre Einheit ist demzufolge W m ⋅ K . Allgemein ist λ sehr gering, wenn die Dichte der energieübertragenden Moleküle niedrig ist (wie bei ruhenden Gasen). Sie ist hoch, wenn neben der Übertragung der Schwingungsenergien durch die Atomrümpfe noch frei Nur für den internen Gebrauch an der FH Jena! -2- M.Möhwald, FH Jena, 27.4.09 bewegliche Elektronen bei Stoßprozessen Energie weiterleiten (wie bei Metallen). Einige Werte für λ sind in Tabelle1 aufgeführt. λ in Stoff W m⋅K Aluminium 221 Kupfer 393 Glas 0,8 Luft 0,026 Tabelle1, Wärmeleitfähigkeit ausgewählter Materialien Zur einfacheren Handhabbarkeit der Gleichung (1.0) soll auf ihrer rechten Seite der Differenzenquotient eingesetzt werden: & = λ ⋅ A ∆ϑ Q l (1.1) In Anlehnung an das Modell des elektrischen Widerstandes kann man auch hier & einen Wärmewiderstand definieren, indem man Q und ∆ϑ in Analogie zu Strom und Spannung betrachtet. Damit ergibt sich für den Wärmewiderstand R th : ∆ϑ R th = & Q bzw. R th = l λ⋅A (1.2) Mit Hilfe dieser Betrachtungen kann man Systeme zur Wärmeübertragung in eine diskrete Form der Abbildung überführen, deren Elemente die thermischen Widerstände sind. Es ist damit also möglich, die in einer konkreten Anordnung ablaufenden Wärmetransportvorgänge durch ein Wärmeübertragungsnetzwerk nachzubilden und theoretisch zu untersuchen. In Bild 3 ist ein Beispiel eines solchen Wärmeübertragungsnetzwerkes angegeben für den Fall einer ebenen Wand aus drei Schichten unterschiedlichen Materials und Dicke. Bild 3: einfaches Wärmeübertragungsnetzwerk Nur für den internen Gebrauch an der FH Jena! -3- M.Möhwald, FH Jena, 27.4.09 2. Konvektion Der konvektive Wärmeübergang ist dadurch charakterisiert, daß die Wärmeübertragung zwischen zwei Systemen stattfindet, die sich relativ zueinander bewegen. Das ist beispielsweise der Fall bei der Wärmeübertragung von einem fluiden Medium an eine feste Wand und umgekehrt. Bei der freien Konvektion entsteht der Massenstrom durch ein temperaturabhängiges Dichtegefälle, das innerhalb einer Grenzschicht über der Oberfläche des Festkörpers existiert und dort Auftrieb verursacht. Wird unter Einwirkung äußerer Kräfte eine erzwungene Strömung erzeugt (Ventilator, Pumpe), so spricht man von erzwungener Konvektion. Der abgeführte Wärmestrom ist proportional der Größe der Kontaktfläche und dem Temperaturunterschied zwischen den Medien. Die Proportionalitätskonstante ist in diesem α, Fall die sogenannte Wärmeübergangszahl. Verdeutlicht wird dieser Zusammenhang durch folgende Gleichung: & = α ⋅ A ⋅ ∆ϑ Q k (1.3) Die Wärmeübergangszahl ist in komplizierter Weise abhängig vom strömenden Medium, der Art und Geschwindgkeit der Strömung sowie der Gestalt der Oberfläche. In Tabelle 2 sind näherungsweise Wärmeübergangszahlen aufgeführt. α in Bedingung W K ⋅ m2 freie Konvektion 5....10 Luftstrom mit 10 m/s ≈100 Wasser mit 0,01 m/s ≈1000 Tabelle2, Wärmeübergangszahlen unter äusgewählten Bedingungen Analog den Aussagen zur Wärmeleitung läßt sich auch hier Wärmewiderstand wie folgt definieren: ∆ϑ R th = & Q Nur für den internen Gebrauch an der FH Jena! bzw. R th = -4- 1 α ⋅ Ak (1.4) ein M.Möhwald, FH Jena, 27.4.09 3. Wärmedurchgang In vielen Fällen spielt der Wärmetransport durch eine ebene Wand mit mehreren Schichten aus unterschiedlichen Wärmetransportvorgang vollzieht Materialien sich durch eine Rolle. Wärmekonvektion Dieser an den Wandoberflächen sowie durch Wärmeleitung innerhalb der einzelnen Schichten. Für den Wärmedurchgang in einer solchen Anordnung (Bild 4) gilt: ∆ϑ & = Q n ∑Rth,n (1.5) 1 & = Q ∆ϑ i 1 1 αi ⋅ A i ∑ + m lm 1 λm ⋅ A m ∑ Bild 4: Allgemeines Wärmeübertragungsnetzwerk für den Wärmedurchgang (1.6) Sofern die betrachtete Querschnittsfläche in Richtung des Wärmetransportes konstant ist A i = A m = A = kons tan t , so gilt weiterhin: 1 & = Q i 1 1 αi ∑ + m lm 1 λm ∑ ⋅ A ⋅ ∆ϑ (1.7) In diesem Zusammenhang ist der Proportionalitätsfaktor der sogenannte Wärmedurch-gangskoeffizient k: 1 k = i 1 1 αi ∑ + m lm 1 λm ∑ (1.8) & = k ⋅ A ⋅ ∆ϑ Q (1.9) W Die Einheit des Wärmedurchgangskoeffizienten ist m 2 ⋅ K . Mit Hilfe des k-Wertes verschiedener Anordnungen hat man die Möglichkeit diese hinsichtlich ihres Wärmedurchgangsvermögens (z.B. Isolierwirkung) zu vergleichen, unabhängig vom konkreten Aufbau (Anzahl und Dicke der Schichten, Materialien). Nur für den internen Gebrauch an der FH Jena! -5-