Wärmeübertragung Unter Wärmeübertragung versteht man sämtliche Erscheinungen, die einen räumlichen Transport von Wärme umfassen. Der Wärmeübergang erfolgt immer aufgrund eines Temperaturgefälles, und zwar immer von der höheren zur niederen Temperatur (2.Hauptsatz). Grundsätzlich sind drei verschiedene Möglichkeiten der Wärmeübertragung möglich: Wärmeleitung, Konvektion und Strahlung: Wärmeübertragung / \ mit Übertragungsmedium ohne Übertragungsmedium / \ | ohne Stoffbewegung mit Stoffbewegung Strahlung | | Wärmeleitung Konvektion Wärmeleitung • Bei der Wärmeleitung geben die Moleküle eines festen Körpers, einer Flüssigkeit oder eines Gases ihre Schwingungsenergie an benachbarte Moleküle weiter – Wärmeübertragung durch Impulsaustausch. Dabei verändern sie ihre Lage im Raum nicht. Im folgenden wird nur stationäre, eindimensionale Wärmeleitung betrachtet, d.h. • die Temperatur ändert sich nur in einer Raumrichtung • die örtliche Temperatur ist zeitlich konstant (T ≠ f(t)) Wärmeleitung in der ebenen Wand • Eine ebene Wand aus homogenem Material der Dicke d hat an ihren Oberflächen die Temperaturen T1 und T2. • Der durch die Wand geleitete Wärmestrom ist dem Temperaturgradienten dT/dx und der Wandfläche A senkrecht zum Wärmestrom proportional. • Der Proportionalitätsfaktor wird als Wärmeleitzahl oder Wärmeleitfähigkeit λ bezeichnet. Q& Fouriersches Gesetz: • Der Wärmestrom fließt in umgekehrter dT & Q = −λA dx Richtung zum Temperaturgradienten. negatives Vorzeichen • Die Wärmeleitfähigkeit λ ist eine temperaturabhängige Stoffkonstante: T • gute Wärmeleiter: großes λ T1 flacher Kurvenverlauf T= f (x) • schlechte Wärmeleiter: kleines λ steiler Kurvenverlauf T2 x1 x2 x Die Wärmeleitfähigkeit • Die Wärmeleitfähigkeit ist der Energiestrom, der bei einer Wandstärke von 1 m durch eine Fläche von 1 m², bei einer Temperaturdifferenz von 1 K geleitet, wird. Material Cu Al Ziegelmauerwerk Kesselstein Beton Holz Isolierstoffe Fensterglas Eis Schmieröle Wasser Wasserstoff Luft (W/m K) 370 210 0,4 - 0,6 0,6 - 2,3 0,5-1,5 0,2 0,03 - 0,12 1,16 2,2 0,12 - 0,17 0,1-1 0,173(1 + 0,003 t) 0,024(1 + 0,003 t) Bestimmung des Wärmestroms: dT & Q = −λA dx • • • • Durch Integration des Fourierschen Gesetzes kann bei Kenntnis der Wärmeleitfähigkeit der Wärmestrom durch die Strecke ∆x berechnet werden: Trennung der Variablen: dx = - A dT Integration: (x2-x1) = A (T1-T2) Mit d = x2-x1 und ∆T = T1-T2 folgt: spezifisch: x2 T2 x1 T1 Q& ∫ dx = −λA ∫ dT λ Q& = A ∆T d q& = λ ∆T d in W, in W/m². Bestimmung des Wärmestroms: Liegen mehrere Schichten vor, dann gilt ebenfalls für jeden Abschnitt das Fouriersche Gesetz. Da es sich um einen stationären Vorgang handelt, muß wegen der Energieerhaltung durch jede Schicht der gleiche Wärmestrom fließen. Für jede Schicht gilt: λ Q& = A ∆T d T1 T12 T23 T3 Für Q& = constant gilt: Liegen die Schichten dicht (ohne Luftspalt) aneinander, dann sind die Temperaturen der angrenzenden Flächen gleich. λ λ λ Q& = 1 A(T1 − T12 ) = 2 A(T12 − T23 ) = 3 A(T23 − T3 ) d1 d2 d3 Bestimmung des Wärmestroms: λ3 λ1 λ2 & Q = A(T1 − T12 ) = A(T12 − T23 ) = A(T23 − T3 ) d1 d2 d3 • Eliminieren der Zwischentemperaturen: Q& d 1 d 2 d 3 + + = T1 − T3 A λ1 λ 2 λ 3 Q& d 1 = T1 − T12 Aλ1 Q& d 2 = T12 − T23 Aλ 2 Q& d 3 = T23 − T3 Aλ 3 Q& = A ∆T Q& = A n di ∑λ i =1 i T1 − T3 d1 d 2 d 3 + + λ1 λ2 q& = ∆T n di ∑λ i =1 i λ3 Wärmeleitung durch Rohrwände A2 A2 > A1 A1 • Beim Rohr ändert sich die Querschnittsfläche A für die Wärmeübertragung in Abhängigkeit von dr. A nimmt mit dem Rohrradius zu, der Wärmestrom bleibt aber konstant. Er verteilt sich somit nach außen hin auf eine immer größere Fläche, d.h. der Wärmeleitungswiderstand wird immer größer kein linearer Temperaturverlauf! • Fourier-Gleichung: dT Q& R = −λ 2πrL dr dr & = −λ 2πLdT QR r r2 T 2 dr = −λ 2πL ∫ dT Q& R ∫ r r1 T1 r Q& R ln 2 = λ 2πL(T1 − T2 ) r1 Q& q& R = L mit A = 2rL, r: Rohrradius, L: Rohrlänge λ 2π (T1 − T2 ) & QR = L r ln 2 r1 q& R = λ 2π (T1 − T2 ) r ln 2 r1 Konvektion • Bei Konvektion bewegen sich die Moleküle eines Fluids durch den Raum und transportieren dabei Wärmeenergie. Konvektion ist daher wie Wärmeleitung an Materie gebunden. • Flüssigkeiten und Gase: – schlechte Wärmeleitung, aber guter Wärmetransport durch Konvektion, da Teilchen leicht beweglich • Feststoffe: – keine Konvektion, da Teilchen im Gitter fest gebunden Wärmedämmung durch Luft • Einfache Gasschicht • wärmetransportierende Konvektionsströmung stellt sich ein • Isolator (schaumartig) • durch Unterteilung in viele kleine Gasräume wird die Konvektionsströmung unterbunden Freie / erzwungene Konvektion Unterscheidung von: freie Konvektion Konvektion erzwungene Konvektion (natürliche Konvektion) (künstlich erzeugt) Stoffbewegung durch Dichte- | Stoffbewegung durch Druckunterschiede unterschiede (Luftzirkulation) (Pumpen, Ventilatoren) Beispiel für freie Konvektion: beheiztes Zimmer - Luft wird durch Erwärmung an der Heizung spezifisch leichter steigt nach oben durch Abkühlung in der anderen Zimmerhälfte wird die Luft spezifisch schwerer und sinkt wieder nach unten Luftzirkulation Heizung Wärmeübergang • in Wandnähe: laminare Grenzschicht, d.h. die Teilchen bewegen sich auf parallelen Bahnen keine Quervermischung der Teilchen • weiter weg: laminare oder turbulente Strömung (in Abhängigkeit von der Strömungsgeschwindigkeit, den Eigenschaften des Fluids (siehe Re-Zahl) und der Wandoberfläche • direkt an der Wand: durch Wandreibung c = 0 ("Wandhaftbedingung") hier nur Wärmeleitung Newtonsches Gesetz Q& = Aα∆T Q& q& = = α∆T A ∆ T : Temperaturgefälle zwischen Fluid und Wand α q& : Wärmeübergangszahl in W/m² K : flächenspezifischer übergehender Wärmestrom oder Wärmestromdichte in W/m² Wärmeübergangszahl • • α Die Wärmeübergangszahl kann verstanden werden als der Wärmestrom, der auf 1 m² Wandfläche, je K Temperaturdifferenz übergeht. hängt z.B. ab von: - physikalischen Eigenschaften der Stoffe (Dichte, Wärmekapazität, Wärmeleitfähigkeit, Viskosität, ...) • • • - Art der Strömung und der Strömungsgeschwindigkeit - Geometrie des um- oder durchströmten Körpers - Oberflächenbeschaffenheit ( berücksichtigt auch Wärmeleitung und -strahlung) "In ist alles enthalten, was wir nicht wissen„ Wärmedurchgang durch eine ebene Wand: Der Wärmestrom durch die Wand ist an jeder Stelle in x-Richtung gleich groß: λ Q& = Aα i (Ti − Twi ) = A (Twi − Twa ) = Aα a (Twa − Ta ) d Eliminierung der Wandtemperaturen: Q& q& = = k∆T A Q& = Ak∆T Für mehrschichtige Wände gilt analog: k= 1 αi n +∑ i =1 Q& = A λ αi Q& = A 1 αi 1 di + i 1 αa (Ti − Ta ) 1 d 1 + + λ αa ∆T n di +∑ i =1 λ + i 1 αa Wärmedurchgangszahl in W/m²K (Merkregel: k ist immer kleiner als der kleinste α -Wert) Wärmedurchgang durch Rohrwände • Für einschichtige Rohre: Q& R = L • Für mehrschichtige Rohre: Q& R = L • Wärmedurchgangszahl Q& R = Lk R ∆T q& = Q& = k ∆T R R L 2π∆T 1 1 ra 1 + ln + ri α i λ ri ra α a 2π∆T n ri +1 1 1 1 + ∑ ln + r1α 1 i =1 λ i ri rn α n kR = 2π n 1 1 r 1 + ∑ ln i +1 + r1α 1 i =1 λ i ri rn α n 1. Übung TWL 2 im WS 05/06: Wärmedurchgang Lit.: Elsner, Cerbe/Hoffmann Eine Hauswand mit der Fläche A = 50 m² hat den folgenden Aufbau: Außenputz d1 = 4 cm, λ1 = 0,79 W/mK Isolation d2 = 10 cm λ2 = 0,031 W/mK Ziegelmauer d3 = 24 cm λ3 = 0,46 W/mK Innenputz d4 = 1,5 cm λ4 = 0,76 W/mK Die Wärmeübergangszahl zwischen Raumluft und Wand beträgt αi = 7,5 W/m² K, diejenige zwischen Wand und Außenluft beträgt αa = 25 W/m² K. Die Temperatur im Raum beträgt ti = 20 °C und die Außenlufttemperatur ta = -12 °C. Ermitteln Sie a.) die Wärmedurchgangszahl k in W/m² K dieser Wand, b.) den spezifischen Wärmestrom q& in W/m² und den absoluten Wärmestrom Q& in W, (Diskutieren Sie, wodurch der Wärmestrom entscheidend bestimmt ist und welchen Effekt die Dämmung hat.) c.) die Temperatur an der Oberfläche der Außenseite twa , die Temperaturen der Grenzschichten t12, t23, t34 und die Temperatur an der Oberfläche der Innenseite twi in °C. Was würde sich bei einer Innendämmung ändern und was hätte dieses für Konsequenzen? d.) Zeichnen Sie den Temperaturverlauf in der Wand auf. Ermitteln Sie e.) die Wärmedurchgangszahl eines Einfachfensters kEF in W/m² K und den Wärmestrom Q& durch das Fenster bei einer Fläche A von 4 m² (dEF = 4 mm, λEF = 1,16 W/mK, αi, αi wie oben). f.) Wie groß wäre der Wärmestrom durch ein Dreifachfenster bei gleicher Glasstärke und einem Scheibenabstand von dL = 3 mm? Die Luft im Zwischenraum kann als ruhend angenommen werden mit λL = 0,023 W/mK und αGlas/Luft = 5 W/m² K. g.) Vergleichen Sie die spezifischen Wärmeströme von Wand, Einfach- und Dreifachfenster und stellen Sie den Effekt der Dreifachverglasung in Zusammenhang mit der Fenstergröße im Bezug auf die Größe der Wand. 1. Übung TWL II im WS 05/06 a.) Die Wärmedurchgangszahl k in W/m2 K dieser Wand: k= 1 1 = = di 1 d1 d 2 d 3 d 4 1 1 1 + + + + + +∑ + α i λ1 λ2 λ3 λ4 α a α i i =1 λi α a n 1 1m K 0,04m ⋅ mK 0,1m ⋅ mK 0,24m ⋅ mK 0,015m ⋅ mK 1m 2 K + + + + + 7,5W 0,79W 0,031W 0,46W 0,76W 25W W k = 0,25 2 m K k= 2 b.) Den spezifischen Wärmestrom q& in W/m2 und den absoluten Wärmestrom Q& in W: spezifisch: q& = 0,25 W W ⋅ (20 − (−12)) K = 8 2 2 m K m absolut: W Q& = q& ⋅ A = 8 2 ⋅ 50m 2 = 400W m c.) Die Temperatur twi an der Oberfläche der Innenseite: W 8 2 q& m q& = αi ⋅ (ti − t wi ) ⇔ t wi = ti − = 20°C − = 18,93°C W αi 7,5 2 m K Die Temperaturen der Grenzschichten t12, t23, t34: W ⋅ 0,015m 2 q& ⋅ d 4 λ4 m = 18,93°C − = 18,77°C q& = ⋅ (t wi − t34 ) ⇔ t34 = t wi − W λ4 d4 0,76 mK W 8 2 ⋅ 0,024m q& ⋅ d 3 t 23 = t34 − = 18,77°C − m = 14,59°C W λ3 0,46 mK W 8 2 ⋅ 0,1m q& ⋅ d 2 t12 = t 23 − = 14,59°C − m = −11,27°C W λ2 0,031 mK Die Temperatur twa an der Oberfläche der Außenseite: W 8 2 ⋅ 0,04m q& ⋅ d1 t wa = t12 − = −11,27°C − m = −11,68°C W λ1 0,79 mK 8 Probe: Berechnung der Außentemperatur: W 8 2 q& m = −12°C t a = t wa − = −11,68°C − W αa 25 2 m K d.) Zeichnen Sie den Temperaturverlauf in der Wand auf t [°C] - 20 - 10 a 1 2 3 4 i e.) Die Wärmedurchgangszahl eines Einfachfensters kEF in W/m²⋅K und den • spezifischen Wärmestrom q [W/m²] durch das Fenster bei einer Fläche AEF von 4 m² mit (dEF = 4 mm; λEF = 1,16 W/m⋅K; αi = 7,5 W/m²⋅K ; αa = 25 W/m²⋅K) . 1 1 W Fo.sa.: k EF = = = 5,66 2 1 d EF 1 1 0,004 m 1 m ⋅K + + + + W W α i λEF α a 7,5 W 1,16 25 2 2 m ⋅K m⋅K m ⋅K • Q = k EF ⋅ AEF ⋅ ∆T = 5,66 W ⋅ 4 m² ⋅ 32 K = 724,48 W m2 ⋅ K • Q 724,48 W W = = 181,12 q= AEF 4 m² m² • f.) • Wie groß wäre der spezifischen Wärmestrom q [W/m² ] durch ein Dreifachfenster bei gleicher Glasstärke und einem Scheibenabstand von dL = 3 mm ? Die Luft im Zwischenraum kann als ruhend angenommen werden mit λL = 0,023 W/m⋅K und αGl./L. = 5 W/m²⋅K. dEF1 Fo.sa.: = k EF = dL. dEF2 dL. dEF3 1 d d d d 1 d EF1 1 1 1 1 1 + + + L. + + EF2 + + L. + + EF3 + αi λEF1 α Gl. / L. λL. αGl. / L. λEF2 αGl. / L. λL. α Gl. / L. λEF3 α a 1 0,004 m 0,003m 0,004m 0,003m 0,004m 1 1 1 1 1 1 + + + + + + + + + + W W W W W W W W W W W 25 2 5 2 1,16 5 2 0,023 5 2 1,16 5 2 0,023 7,5 2 1,16 m⋅ K m⋅ K m⋅ K m⋅ K m⋅ K m ⋅K m ⋅K m ⋅K m ⋅K m ⋅K m ⋅K k EF = 0,804 W m² ⋅ K • Q = k EF ⋅ AEF ⋅ ∆T = 0,804 • W ⋅ 4 m 2 ⋅ 32 K = 102,91 W m2 ⋅ K 102,91 W Q W q= = = 25,73 AEF 4 m² m² •