factory Möglichst mit Deckenstrahlplatten Die Beheizung von Hallen Durch Wärmedämmungsmaßnahmen ist in der Vergangenheit auch der Wärmebedarf von Hallen und Büros deutlich gesenkt worden. Jetzt wird es interessant, auch die so genannten internen Wärmequellen aus dem Büro zur Versorgung der angrenzenden Produktionshalle zu nutzen. Mit Deckenstrahlplatten und guter baulicher Abstimmung ist dies keine Utopie. So lässt sich in den Übergangszeiten die Energie aus dem Büro (Kühlbedarf) in die angrenzende Halle (Heizbedarf) verschieben, ohne dass ein Wärmeerzeuger oder eine Kälteanlage in Betrieb sein muss. Autor: Armin Grebe, Sachverständiger für Gebäudetechnik, Hannover Für die Planung einer Hallenheizung sind neben der EnEV die 18381 (Heizlastberechnung) und die Arbeitsstättenrichtlinien (ASR) zu beachten. Für die Auslegung der Heizung gelten nach ASR – abweichend von der Heizlastberechung – üblicherweise folgende Lufttemperaturen: überwiegende Arbeitshaltung Arbeitsschwere Leicht Sitzen Mittel + 20°C + 19°C Schwer - Stehen und/oder Gehen + 19°C + 17°C + 12°C Für die übrigen Betriebsräumen gilt: In Pausen-, Bereitschafts-, Liege-, Sanitär- und Sanitätsräumen muss während der Nutzungsdauer eine Lufttemperatur von mindestens + 21 °C herrschen. In Waschräumen, in denen Duschen oder Badewannen installiert sind, soll die Lufttemperatur während der Nutzungsdauer + 24 °C betragen. Folgende Möglichkeiten für eine Beheizung von Hallen stehen bei der Planung zur Auswahl: Fußbodenheizung Lüftungsheizung Betonkerntemperierung Decken(strahlungs)heizung Bild 1: Deckenstrahlplatten mit ballwurfsicherer Abhängung in einer Turnhalle. Die langen Streifen sind aus 7 Meter langen Elementen zusammengesetzt. Foto: Firma Best GmbH 3/2005 25 factory Fußbodenheizung: Ähnlich wie im Wohnungsbau lassen sich auch Hallen über eine Fußbodenheizung erwärmen. Da häufig aber Einbauten in die Bodenplatte erfolgen (Laufschienen für Geräte, Kabelzuführungen etc.) oder aber ein Großteil der Fläche zugestellt ist, wird die Fußbodenheizung nicht in die engere Wahl kommen. Bild 2: In dieser Halle sorgen die gasbefeuerten Dunkelstrahler für die Wärme. Foto: Fa. Kübler Bild 3: An den Stoßstellen werden die Deckenstrahlplatten mit Pressverbindern und - wenn gewünscht – mit Abdeckblechen versehen. Nach oben sind diese Platten mit einer Dämmung aus Hanffasermatten versehen worden. Foto: Armin Grebe 26 3/2005 Lüftungsheizung Entweder direkt beheizt über einen Öl- oder Gasbrenner oder mit einem Anschluss an eine Warmwasser-Zentralheizung wird erwärmte Luft in die Halle geblasen. Dabei wird – üblicherweise – die Luft gefiltert, erwärmt, ggf. gekühlt und direkt oder über ein Kanalsystem in den Aufenthaltsbereich gebracht. Die Geräte können auch frische Luft einbringen, also zur Lüftung eingesetzt werden. Nachteilig bei diesem System sind die hohen Betriebskosten, da zum einen die Luft kontinuierlich umgewälzt werden muss. Darüber hinaus muss die Halle mit hohen Lufttemperaturen betrieben werden (denn die Luft transportiert ja die notwendige Heizenergie), was zu erhöhten Wärmeverlusten führt. Erst bei einer Passivhausbauweise der Halle, wenn die notwendige Heizenergie mit der hygienisch notwendigen Luftmenge transportiert werden kann, wird dieses Prinzip attraktiv. Temporäre Beheizung Problematisch wird die Luftheizung, wenn in den kalten Wintermonaten die Halle nur temporär beheizt wird. Dann sinkt die Temperatur in dieser Halle stark ab. Auch die Maschinen, Werkstücke, Fußböden und alle Gegenstände im Raum kühlen ab und speichern die Kälte. Bei tiefen Wintertemperaturen tritt zunächst kein Kondenswasser auf, da der Taupunkt der Luft nicht unterschritten wird. Steigt jedoch die Temperatur der Außenluft, so erhöht sich der Taupunkt der Luft. Übersteigt der Taupunkt die Oberflächentemperatur der Gegenstände, schlägt sich an diesen Kondenswasser nieder. Um Korrosion zu vermeiden, ist es notwendig, die Maschinen und das Material vor Kondenswasser zu schützen, d. h. sie müssen wärmer gehalten werden als die Umgebungsluft. Diese Wärmezuführung sollte aber keinesfalls durch Warmluftzirkulation erfolgen, da hierdurch die Schwitzwasserbildung gesteigert werden kann. Wird die nötige Wärme durch Wärmestrahlung zugeführt, besteht kein Problem. Bei einem temporären Heizungssystem über Strahlungswärme ist es nicht notwendig, die Lufttemperatur in der Halle konstant zu halten. Die Anlage kann in dem Augenblick eingeschaltet werden, in dem durch Witterungseinflüsse ein Anstieg der Außenlufttemperatur und die Gefahr der Taupunktunterschreitung an Maschinen und Material eintritt. Dazu kommt ein weiter Punkt: Nach ASR soll die Oberflächentemperatur des Fußbodens an ständigen Arbeitsplätzen in Arbeitsräumen nicht mehr als 3 °C der Lufttemperatur liegen. Gerade bei diskontinuierlicher Beheizung ist dieses Kriterium häufig nur schwer mit einer Luftheizung zu erfüllen. Bei Einsatz einer Fußboden- oder Deckenstrahlungsheizung bestehen hier keine Probleme. Deckenstrahlheizung: Das Prinzip: Bei einer Decken(Strahl)Heizung wird der überwiegende Teil (65 bis 80 %) der Wärme als Strahlung abgegeben. Um diese Wärme als angenehm zu empfinden, muss man sich in Sichtweite der strahlenden Elemente befinden. Abschirmungen sollten dabei vermieden werden, sie wirken wie „Schattenspender“ beim Sonnenlicht. Da die Luft nahezu keine Wärmestrahlung absorbiert, werden die angestrahlten Flächen, d. h. die Personen, aber auch der Fußboden, die Einrichtung und auch der untere Bereich der Außenwände aufgeheizt. Dadurch steigt die Oberflächentemperatur dieser Flächen bis zu 3 K über Raumniveau und fährt somit indirekt zu einer Erwärmung der Luft. Vereinfacht ausgedrückt kann man die Wirkungsweise der Deckenstrahlheizung mit der Sonne vergleichen, deren Strahlung erst einmal die Erdoberfläche und damit indirekt die darüber liegenden Luftschichten erwärmt. Temperaturprofile in der Halle: Da die Halle indirekt geheizt wird, also keine Luftbewegung durch das Einblasen erwärmter Luft erfolgt, entsteht ein sehr gleichmäßiges Temperaturprofil. Auch in Höhen von 10 Metern ist die Luft nur unwesentlich wärmer als in Bodennähe. Heizzonen: In der Halle sind durchaus unterschiedliche Temperaturzonen zu realisieren. Entweder erflogt dies nach Bedarf durch die Abschaltung oder Drosselung einzelner Heizgeräte oder Deckenstrahlplatten, oder es werden einzelne Bereiche stärker mit Platten bestückt. So werden üblicherweise in den Randbereichen, an Fenstern oder an Toren, Platten mit höherer Leistung gewählt bzw. die Geräte oder Platten in engerem Abstand montiert. Die Regelung: Für den Heizkomfort einer Strahlungsheizung ist es wichtig, das die Regelung eine kontinuierliche Energiezufuhr gewährleist. Das geringe Speichervolumen der Deckenstahler bzw. Deckenstrahlplatten ermöglicht eine sehr schnelle Regelung und damit zu kurzen Aufheizzeiten. Das bedeutet aber auch, dass eine Unterbrechung der Wärmezufuhr sehr schnell spürbar wird, da die Raumtemperatur absinkt. Bewährt hat sich daher für Deckenstrahlungsheizung eine modulierende Regelung. Vier Varianten gibt es bei der Deckenstrahlungsheizung: Betonkerntemperierung Dunkelstrahler Hellstrahler Deckenstrahlplatten Betonkerntemperierung Erhält die Halle ein Betondach, so ist eine weitere Lösung denkbar: Die Betonkerntemperierung (BKT) Dazu werden wasserdurchflossene Rohre in der Betondecke verlegt. Das System nutzt dabei die thermische Speicherkapazität der Betonkonstruktion. Da es mit Wassertemperaturen nahe der Raumtemperatur betrieben wird, können beispielsweise auch Wärmepumpen, Grundwas- ser-Wärmetauscher und andere alternative Energiequellen genutzt werden. Damit ist die Möglichkeit geschaffen, mit einem vorwiegend im Grundlastbereich arbeitenden System im Winter zu heizen und im Sommer zu kühlen. Insbesondere wenn auch Kühlbedarf besteht, ist ein solches System attraktiv. Schon bei einer Außentemperatur von 8°C kann beispielsweise in einem Büroraum mit zwei am Computer arbeitenden Personen Kühlbedarf bestehen. Die relativ neue Technologie der thermischen Bauteilaktivierung ermöglicht das Heizen und Kühlen eines Bauwerks, ist zudem kostengünstig zu realisieren und wirtschaftlich zu betreiben. Der normale Kühlbetrieb ist durch den nächtlichen Wärmeentzug aus dem Bauteil mittels KaltwasserBeaufschlagung des Rohrregisters und die anschließende Wärmeaufnahme aus dem Raum am Tage gekennzeichnet. Gerade bei großen Bauprojekten spielt die Anwendung der thermischen Bauteilaktivierung eine immer wichtigere Rolle. Bei Schwachlast liegen die Oberflächentemperaturen bei 21°C, bei Volllast bei max. 26°C. Die Wärmeabgabe erfolgt nahezu ausschließlich durch Strahlung. Zusätzliche konvektive Einflüsse entstehen durch die Raumnutzung (Wärmebzw. Kältequellen). Im Kühlbetrieb wird die BKT gleitend zwischen 22°C (Schwachlast) und min. 17°C (Volllast) geregelt. Die Wärmeaufnahme der Decke erfolgt überwiegend durch Strahlung, die zur Abkühlung aller Umgebungsflächen und Einrichtungsgegenstände führt. Der konvektive Anteil von ca. 40 % bringt zusätzlich eine direkte Kühlung der Raumluft. factory Bei Staubbelastung in der Halle ist die mögliche Staubverschwelung an den heißen Oberflächen zu beachten. Bild 4: Platten für Deckenheizung und -kühlung in einem Großraumbüro. Die Platten können auch in gelochter Ausführung mit darüber liegenden Akustikmatten geliefert werden. Foto: Fa. Zehnder Bild 5: Für den hydraulischen Abgleich der Platten untereinander wurden automatische Volumenstromregler eingesetzt. Alle Schweißarbeiten erfolgten bei diesem Objekt am Boden, die Montage erfolgte nur mit Flanschen oder Pressverbindern. Foto: Armin Grebe 28 3/2005 Dunkelstrahler Dunkelstrahler werden heute in einer Länge von 3 bis 60 m und einer Leistung von bis zu 100 kW hergestellt. Es sind direktbefeuerte Geräte, bei denen in der Regel mit einem Gasbrenner (Erd- oder Flüssiggas) ein Strahlungsrohr auf 180 400 °C erhitzt wird. Dieses Strahlungsrohr gibt die aufgenommene Energie dann in Form von Wärmestrahlung wieder ab. Die Abgase werden über Abgasleitungen direkt ins Freie geführt Achtung: bedingt durch die hohen Temperaturen müssen die Aufhängehöhen beachten werden. Die Strahlungsintensität für darunter befindliche Personen oder Gegenstände darf nicht zu groß werden. So kann beispielsweise in einer Autowerkstatt die Temperatur für ein Auto auf einer Hebebühne unter einem Dunkelstrahler zu hoch werden. Hellstrahler Hellstrahler sind direktbefeuerte Geräte. Das Gas wird in einer perforierten Keramik katalytisch verbrannt und heizt diese auf ca. 900 °C auf. Die Abgasführung erfolgt in der Regel durch mechanische Entlüftung. D. h., die Abgase werden mit der Raumluft vermischt über Ventilatoren ins Freie geführt. Rund 10 m2 Raumluft pro Stunde sind je installierte kW Nennwärme dazu notwendig. Die Gaszufuhr darf nur dann freigegeben werden, wenn die Abführung der Gase sichergestellt ist. Daher wurden Infrarotstrahler oder Hellstrahler in der Vergangenheit häufig dann eingesetzt, wenn in den Hallen sehr hohe Luftwechsel gefahren werden mussten. Bei guter Isolierung der Hallen führen Hellstrahler, bedingt durch den sehr hohen Luftwechsel, schnell zu sehr hohen Betriebskosten. Bei Staubbelastung in der Halle kommt es zu Staubverschwelungoder Verbrennung an den glühenden Oberflächen. Deckenstrahlplatten Wird keine Betondecke mit BKT ausgeführt, so ist die beste Wahl der Einbau von Deckenstrahlplatten. Ein Öl-, Gas- oder Holzkessel heizen ganz konventionell Wasser auf, welches zu den Strahlplatten gepumpt wird. Deckenstrahlplatten bestehen aus Metallplatten, an denen – thermisch leitfähig – Wasserverteilrohre angebracht sind. Diese sind dann am Ende zu Registern verschweißt, über die der Anschluss an das Wärmebzw. Kältesystem erfolgt. Nach oben vermindert eine Wärmedämmung die Ab- strahlung. Die Platten werden entweder als komplette Decke eingebaut oder mit Ketten von der Decke abgehängt. Vorteilhaft ist dieses System zu einen dort, wo auch für andere Zwecke Wasser erwärmt wird. Das ist oft dort, wo sowohl eine Bürofläche mit Heizflächen versehen wird, als auch eine Halle versorgt werden muss. Zum anderen ist ein wasserdurchflossenes System dann notwendig, wenn ein Brennstoff wie Holz für die Wärmeversorgung eingesetzt wird. Die Deckenstrahlplatten werden dann über einen Pufferspeicher angeschlossen. Darüber hinaus kann die Deckenstrahlplatten aber auch zur Kühlung eingesetzt werden. Dies ist besonders interessant für Büro- und Ausstellungsräume, sowie in stark frequentierten Bereiche mit erhöhter Wärmeemission und bei intensiver Sonneneinstrahlung. Im Heiz- bzw. Kühlbetrieb wird den Platten bzw. jedem Raum gleitend die notwendige Energie zugeführt. Ähnlich wie bei der BKT wird eine Heiz- und Kühldecke mit sehr geringen Temperaturunterschieden zur Raumluft betrieben. So liegen die Heiztemperaturen zwischen 21 und 28°C, die Kühltemperaturen zwischen 22 und 16°C. Dies macht das System auch sehr attraktiv für direkte Nutzung der Umgebungs-Kühlenergie, beispielsweise für nüchtliches Freecooling (Abkühlen ohne Kälteanlage) bzw. für Erdregister.