Mai 2011 Obwohl die Mehrzahl der OI-Kinder heute Regeloder integrative Kindergärten und Schulen besuchen, die therapeutischen Maßnahmen erheblich verbessert wurden und sich die Lebensqualität der OI-Betroffenen insgesamt besser darstellt als noch vor zwanzig Jahren, liegt noch viel Arbeit vor uns. Die vielfältigen Angebote unseres Vereins sind für unsere Mitglieder überwiegend kostenlos, weil sämtliche Aktive ehrenamtlich tätig sind. Trotzdem benötigen wir jedes Jahr erhebliche finanzielle Mittel, um die Qualität unserer Angebote aufrecht zu erhalten und diese noch weiter auszubauen. Wer sind und was tun wir? Am Gründungstag im Oktober 1990 zählte unser Verein ganze 17 erwachsene Mitglieder. Die große Resonanz von Presse, Funk und Fernsehen erwies sich für den Aufbau des Vereins als wichtig und, wie sich später zeigen sollte, auch sehr förderlich. Gleich zu Beginn erhielten wir zahlreiche Anfragen von Betroffenen, Angehörigen, Ärzten und Therapeuten. Zusätzlich bieten wir Hausbesuche bei einzelnen Familien an, um sie bei der Lösung individueller Probleme zu beraten. Dazu konnten wir eine Ergotherapeutin gewinnen, die selbst OI-Betroffene ist. Diese Form der Hilfe und Beratung wird gut angenommen. Als Plattform für den Erfahrungsaustausch veranstalten wir einmal jährlich ein Familienwochenende für unsere Mitglieder. Osteogenesis imperfecta Gesellschaft in Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland e. V. Was sind eigentlich Sie können uns helfen Mit einer einmaligen Spende oder mit einer Fördermitgliedschaft können sie uns unterstützen. Unser Verein ist vom Finanzamt LimburgWeilburg unter der Steuer Nummer 038 250 51465 als mildtätigen Zwecken dienend anerkannt. Wenn sie jemanden mit OI kennen, selbst Fragen zur OI haben oder uns unterstützen möchten, wenden sie sich an Osteogenesis imperfecta Gesellschaft in Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland e. V. Karl Henn, Offenbacher Str. 60, 63165 Mühlheim Tel. 06108-69 276, E-Mail: [email protected] Spendenkonto: Kreissparkasse Weilburg (BLZ 511 519 19) Konto Nr. 100 444 009 Das Abschlussfoto von unserem Familienwochenende 2009 Links: Ein Bild aus den Anfangsjahren unseres Vereins. Rechts: Die gleiche junge Dame 10 Jahre später Hilfe für und Beratung von OI-Betroffenen und deren Familien sowie der Erfahrungsaustausch der Mitglieder untereinander sind, neben der Aufklärung der Öffentlichkeit über OI, bis heute unsere hauptsächlichen Aufgaben. Besonders den Eltern von neugeborenen Kindern mit OI sowie den Eltern von Kindern, bei denen die ersten Frakturen aufgetreten sind und die Diagnose erst im Kindesalter erstellt wurde, möchten wir ein Stück „Lebenshilfe“ vermitteln. Um den Betroffenen und ihren Familien möglichst zielgenau zu helfen, haben wir im Jahr 2005 unser Eltern-Kind-Projekt ins Leben gerufen. In diesem Rahmen laden wir mehrmals jährlich zu Veranstaltungen ein, bei denen Fachleute unsere Mitglieder über spezielle Fragen zur OI aufklären. Wir setzen uns für die Integration von Kindern mit OI in Kindergarten und Schule ein, unterstützen aber auch erwachsene OI- Betroffene und begleiten sie auf ihrem Lebensweg. Durch unsere Öffentlichkeitsarbeit möchten wir möglichst viele Menschen über OI und die damit verbundenen Probleme objektiv informieren. Seit einiger Zeit erreichen uns immer mehr Anfragen von Pflegediensten, Krankenhäusern und anderen sozialen Einrichtungen, die mehr über diese seltene Behinderung wissen möchten. Über unsere derzeit sieben Kontaktadressen in allen Regionen unseres Landesverbands finden Hilfesuchende fast immer einen Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin in ihrer näheren Umgebung. Mehr über uns und unsere Arbeit finden sie ab dem zweiten Halbjahr 2011 unter www.glasknochen.org. Wir sind beim Amtsgericht Limburg unter VR-Nummer 1650 ins Vereinsregister eingetragen Glasknochen? Für die finanzielle Förderung zur Herstellung dieser Informationsschrift bedanken wir uns bei der AOK Hessen, der DAK und der KKH / Allianz Was ist Osteogenesis imperfecta? Die Osteogenesis imperfecta (OI) ist eine sehr seltene, genetisch bedingte Störung der Zusammensetzung des Kollagens Typ 1. Dies führt zu einer geringen Elastizität des Knochens, was das Risiko für Knochenbrüche erhöht. Wegen der hohen Knochenbrüchigkeit und der im Röntgenbild durchscheinenden Knochenstruktur bezeichnet man die OI auch als Glasknochenkrankheit. Die Angaben zur Häufigkeit schwanken erheblich, da die leichten Formen manchmal erst im Erwachsenenalter diagnostiziert werden. In Deutschland schätzt man, dass 4.000 bis 6.000 Menschen von irgendeiner Form der OI betroffen sind. Weltweit etwa 5.000000. Blaue Skleren (o.) und Skoliose (re.). Zwei häufige Symptome der OI Da das gesamte Bindegewebe betroffen ist, können neben erhöhter Knochenbrüchigkeit weitere Symptome auftreten. n Blaue Skleren (äußere Hülle des Augapfels) n Muskelschwäche (Hypotonie) n Verformungen an rmen, Beinen und Wirbelsäule n Kompression der Schädelbasis n Überstreckbare Gelenke n Übermäßiges Schwitzen n Schwerhörigkeit n Herzklappeninsuffizienz n Kleinwüchsigkeit n Schnelles Ermüden n Neigung zu Blutergüssen n Veränderte, brüchige Zähne (Dentinogenesis imperfecta) Therapie Trotz großer Fortschritte der Forschung in den letzten zwanzig Jahren, wird die OI in absehbarer Zeit nicht ursächlich heilbar sein. Mittlerweile haben sich aber einige therapeutische Maßnahmen bei den meisten Betroffenen als erfolgreich erwiesen: Die häufigsten Formen der OI n Typ I (früher Osteogenesis imperfeta tarda, Typ Lobstein) ist die mildeste Form der OI. Der Körperbau ist meist normal, Knochenverformungen sind minimal oder fehlen gänzlich. Die Skleren variieren von weiß über bläulich zu tief blau. Ab dem 20. Lebensjahr können vermehrt Hörprobleme auftreten. n Typ II ist die schwerste OI-Form. Im Mutterleib treten bereits gestauchte Brüche an Armen und Beinen auf. Wegen unterentwickelter Lungenfunktion versterben mehr als die Hälfte der Geborenen bereits in den ersten 24 Stunden. Durch die medizinischen Entwicklung der letzten Jahre hat sich die Prognose jedoch insgesamt verbessert. Ursache Symptome n Muskelfaserrisse Normalerweise treten diese Symptome nicht alle zu­ sammen bei einem Menschen auf. Die Auswirkungen der OI sind sehr individuell, was verlässliche Prognosen sehr schwer macht. Generell sinkt die Anzahl der Knochenbrüche mit Abschluss der Pubertät. Die OI wird durch eine angeborene Veränderung in dem Teil der Erbinformation verursacht, der die Zusammen­setzung des Kollagens Typ 1 bestimmt. Durch diese genetische Störung produzieren die knochenaufbauenden Zellen (Osteoblasten) beim OI-Typ I ungenügend und bei den OI-Typen II, III und IV fehlerhaftes Kollagen, was zu einem Mangel der Elastizität im OI-Knochen führt. Diagnose Aufgrund der Seltenheit der OI sind gerade die leichten Formen oft nur sehr schwer zu diagnostizieren. Es gibt in Deutschland zur Zeit leider nur wenige Ärzte, die über die nötige Erfahrung verfügen. So kann es vorkommen, dass den Eltern eine Kindes­ misshandlung unterstellt wird, obwohl das Kind tatsächlich von OI betroffen ist. Bei einem Verdacht auf OI sollte stets ein Arzt mit OI-Erfahrung hinzugezogen werden. n Typ III (früher Osteogenesis imperfecta congenita, Typ Vrolik). Schon während des Geburtsvorganges kommt es häufig zu Mehrfachfrakturen. Geringe Körpergröße und hohe Neigung zu Skelettverformungen und Knochenbrüchen kennzeichnen diese Form. n Typ IV Oft treten nur geringe Verformungen der Knochen auf. Obwohl Menschen dieses OI-Typs oft kleinwüchsig sind, sind Körpergröße und -gewicht bei der Geburt gewöhnlich unauffällig. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen bildet sich eine Schwerhörigkeit aus.Die Skleren sind normal bis leicht bläulich.Die Neigung zu Frakturen und Verformungen der Knochen sind häufig geringer als bei Typ III. n die medikamentöse Therapie n orthopädische Maßnahmen n Physiotherapie Ziel dieser drei so genannten Therapiesäulen ist es, akute Beschwerden zu nehmen, Spätfolgen zu verhindern, die Betroffenen zu möglichst großer Selbständigkeit zu befähigen und damit ihre Lebens­ qualität zu verbessern. Medikamentöse Therapie: Seit 1995 wird bei OI-Betroffenen mit schweren Formen eine Therapie mit Bisphosphonaten durch­ geführt. Diese Medikamente hemmen die knochenabbauenden Zellen. Ein Zugewinn an Knochenmasse und eine Zunahme der Stabilität der Knochen ist die erwünschte Folge. Die so behandelten OI-Betroffenen haben deshalb weniger Knochenbrüche an Armen, Beinen und der Wirbelsäule. Wir sind Mitglied im Bundesverband Deutsche Gesellschaft für Osteogenesis imperfecta (Glasknochen) Betroffene e. V. Orthopädische Maßnahmen Die konservative orthopädische Therapie besteht überwiegend darin, akut aufgetretene Knochenbrüche durch eine Ruhigstellung zu therapieren. Seit ca. dreißig Jahren hat sich das Einsetzen von Marknägeln in den Knochen zur Stabilisierung und Begradigung von Arm- und Beinknochen bewährt. Abhängig vom Patientenalter und Knochendurchmesser können hierzu entweder Drähte oder Nägel verwendet werden. In den letzten Jahren hat sich die Versorgung mit so genannten Teleskopnägeln bei Kindern sehr bewährt. Schematische Darstellung der Einbringung eines Marknagels Physiotherapie: Durch regelmäßige physiothera­ peutische Behandlung kommen heute OI-Kinder, die früher lebenslang auf den Gebrauch eines Rollstuhls angewiesen waren, oft schon im Vorschulalter auf die Beine. Ziele einer krankengymnastischen Behandlung sind die Kräftigung der Bein- und Rückenmuskulatur und die Vermeidung von Fehlhaltungen und Gelenkversteifungen (Kontrakturen). Ein frühzeitiger Zusätzlich wird im Rahmen der PhyBeginn der Physiosiotherapie die richtige Benutzung therapie ist wichtig von Hilfsmitteln eingeübt. Durch die Verbesserung der Muskulatur wird eine Zunahme der Mobilität erreicht, wodurch es auch zu einer Stabilisierung der Knochen kommt. Alle Maßnahmen sollten von Ärzten bzw. Therapeuten durchgeführt werden, die Erfahrung mit der Behandlung von OI-Betroffenen haben. Zumindest sollten diese beratend hinzugezogen werden.