SÜDKURIER NR. 229 | RS DIENSTAG, 4. OKTOBER 2011 Kultur in der Region S ÜI EDNKSUTRAIGE ,R 4N. RO. K2T2O9B E| RRin D Kultur S2 0 1 1 der Region Galerie KONSTANZ Geistliches Konzert im Münster Der Jugendchor Eschersheim aus Frankfurt am Main gibt im Rahmen seiner „BodenseeTournee 2011“ am Montag, 10. Oktober, 12 Uhr im Konstanzer Münster ein „Geistliches Konzert zur Mittagszeit“. Zur Aufführung kommen religiöse Lieder wie „Laudate Dominum“, „Jubilate Servite“, das „Irische Segenslied“ und „Panis Angelicus“ von César Franck. Die Leitung liegt bei Hans-Dieter Kreis. Der Eintritt ist frei. (sk) KREUZLINGEN Clemens Hagen zu Gast bei der Philharmonie Allensbach hat ihn: Matthias Holländers Quastenflosser. BI L D: HO L L ÄN D E R Wie ein Fisch im Wasser Eine Ausstellung in Allensbach widmet sich dem Fisch in der Kunst VON FLORIAN WEIL AND ................................................ Seit vielen Jahren erkundet der Maler Matthias Holländer mit seiner Kamera naturgeschichtliche Museen. Es ist, als tauche er ein in eine andere Welt. Zwei Bilder, aufgenommen im Naturhistorischen Museum in Wien und in einem Pariser Museum, sind dem Quastenflosser gewidmet. Der Fisch ist ein lebendes Fossil. Bis 1938 war man davon ausgegangen, dass der Quastenflosser am Ende der Kreidezeit vor 65 Millionen Jahren ausgestorben sei. Holländer zeigt ihn als Skelett in einer Museumsvitrine. Im Hintergrund sind weitere Tierskelette zu sehen. Ein schauerliches Memento mori. Doch das eindringliche Schwarz-WeißFoto strahlt durch sein raffiniertes Spiel mit Licht und Schatten auch Erhabenheit aus. Es ist nicht der einzige Ausflug in die Vergangenheit, den die Allensbacher Gruppenausstellung „Fisch für Kunst“ unternimmt. Ein antikes hölzernes Fischspielzeug aus Indien ist zu erwähnen. Eine Terracotta-Glasur von Markus Daum erinnert an antike Vorbilder. Das „Fischfossil“ des Bildhauers Werner Schlotter dagegen ist bei weitem nicht so alt, auch wenn die nachgemachte „Versteinerung“ diesen Anschein erweckt. Es handelt sich um eine ganz aktuelle, erst in diesem Jahr entstandene Arbeit. Der Konstanzer Künstler nennt sie „Bodenseegefisch oder Alets Vorfahr“. Fische sind ein durchaus beliebtes Motiv in der Kunst und haben oft symbolische Bedeutung, indem sie etwa auf Jesus Christus verweisen. Sie können auch ein Symbol der Armut sein und als Ausdruck einer bescheidenen Lebensweise dienen, da Fische als billiges Lebensmittel galten. Davon ist in den Arbeiten der ausstellenden Künstler – elf Künstler und Künstlerinnen aus der Region – nichts mehr zu spüren. Die heutige Generation begeistert sich eher für die fließenden Bewegungen der Wasserbewohner. Aus der kulinarischen Köstlichkeit ist ein Augenschmaus geworden. Simone Kappeler hat exotische Fische in einem Aquarium fotografiert. Sie konzentriert sich auf die Eleganz ihrer Bewegung, den reizvollen Wechsel der Farben und Formen. Ihre Aufnahmen erinnern an die Kunst der Impressionisten. In der Allensbacher Ausstellung verführt Kappelers zartes Farbenspiel zu einem Vergleich mit den ähnlich feinsinnigen Aquatintazeichnungen von Barbara Keeris. Koi-Karpfen ziehen auf ihren fünf Bildern ihre Bahn. Auch in den kleinformatigen Übermalungen von Marianne Hagemann wimmelt es im Wasser nur so von Leben. In ihren großformatigen Pastell- und Acrylarbeiten setzt die Allensbacher Künstlerin dagegen ganz auf die Kraft der Farbe. Blau und Rot dominieren und verleihen den Gemälden eine Atmosphäre, die ein wenig an die Traumbilder Marc Chagalls erinnert. Eines der faszinierendsten Bilder der Ausstellung ist ihr Gemälde „Mythos Fisch“, das im Allensbacher Kulturund Verkehrsbüro im Bahnhof hängt. Hier sind insgesamt sechs Arbeiten ausgestellt. Die eigentliche Ausstellung be- findet sich im Foyer der Gemeindeverwaltung. Die Bandbreite der Stilrichtungen überrascht. Markus Daums meisterhafte Radierung eines Fisch- und Kaninchenkopfes steht neben den oft surrealen, erfreulich experimentierfreudigen Arbeiten von Johannes Dörflinger. Auf der einen Seite irritierend minimalistische bemalte Polaroid-Transformationen, auf der anderen kleinformatige Arbeiten wie „Fischfang“, die mit ihren hintersinnigen Anspielungen überzeugen. Otto Adam ist mit einem Stillleben vertreten, Mike Roth mit einer eigenwilligen Schnitzerei. Der Fisch wird zur philosophischen Idee. Michael Zobel präsentiert edlen Schmuck. Einen Armreif und einen Anhänger. Das Motiv? Natürlich auch hier, wenn gleich stark schematisiert, Fische. Ein witziger Hingucker sind einmal mehr die Fotoarbeiten von Markus Brenner. Bei dem Konstanzer Medienkünstler müssen Fische nicht länger nackt sein. Er hat ihnen passende Kleidung schneidern lassen. Und der Mensch? Irene Schlösser lässt ihn im Wasser abtauchen. Ein farbintensives Bild, das auf den ersten flüchtigen Blick fast abstrakt anmutet. Simone Kappeler zeigt eine schwimmende Nymphe, umgeben von rosa Seerosenblättern. Erotisch und doch geheimnisvoll. In einer Hand hält die nackte Schöne einen Aal. Dennoch fühlt sie sich unverkennbar wohl wie ein Fisch im Wasser. Fisch für Kunst. Bis 31. Oktober. Kultur- und Verkehrsbüro im Bahnhof Allensbach und Foyer Rathausplatz 8, Allensbach. Mo-Fr 8-12 Uhr sowie Mi 16.30-18 Uhr u. n. Vereinbarung. Im Netz: www.allensbach.de Mit Werken von Schostakowitsch und Rachmaninoff präsentiert sich die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz am Donnerstag, 6. Oktober (Kreuzlingen, 20 Uhr), Freitag, 7. Oktober (Konzil Konstanz, 20 Uhr) und Sonntag, 9. Oktober (Konzil Konstanz, 18 Uhr). Der österreichische Solist Clemens Hagen interpretiert das Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 von Schostakowitsch. Unter der Leitung des griechischen Gastdirigenten Myron Michailidis wird außerdem Rachmaninoffs Symphonie Nr. 2 erklingen. Werkeinführung jeweils eine Dreiviertelstunde vor Konzertbeginn. Karten:Tel. 07531/900-150 oder für den Dreispitz auch Tel. 0041-716723840. (sk) GOTTLIEBEN Perter Höner bei der Literatur im Bodman Am Donnerstag, 6. Oktober, 20 Uhr, stellt Peter Höner im Bodman-Haus in Gottlieben (Am Dorfplatz) sein Buch „Gynt“ vor – ein Theaterroman, ein Liebesroman und zugleich eine faszinierende psychologische Studie über drei Generationen der heutigen Gesellschaft. Jedes der zehn Kapitel ist aus der Perspektive einer anderen Romanfigur geschildert. Peter Höner wurde 1947 in Eupen (Belgien) geboren und ist aufgewachsen in Belgien und in der Schweiz. Seit 1981 ist er freischaffender Schriftsteller, Schauspieler und Regisseur, Mitglied der Schweizer Autorinnen- und Autoren-Gruppe Olten. Die Lesung im BodmanLiteraturhaus moderiert Jochen Kelter. Reservierung: Tel. 0041-71-669 2847 (sk) Ein Minimalist und Poet Ben Goldbergs Trio lässt in der Singener Gems Jazz und Klezmer aufeinandertreffen VON AGNES POPP ................................................ Das Wispern im Saal verstummt, als sich die eindringliche, fast rauchige Klarinettenstimme erhebt: Das erste Stück beginnt mit einem der fein dosierten Soli, die Ben Goldberg an diesem Abend in der Singener Gems gibt, und zieht die Zuhörer augenblicklich in den Bann. Melodien jüdischer Klezmer-Musik mit ihrer heiteren Melancholie klingen an und münden überraschend in Jazz-Akkorde, die sich wie leise Echos dazugesellen. Doch dann gibt Goldberg die Zurückhaltung auf und entlockt seiner Klarinette nach ein paar freudigen Läufen einen expressiven Schrei: Das ist der Einsatz für Kenny Wollesen am Schlagzeug und Greg Cohen am Bass. Dass eine Klarinette das Hauptinstrument einer Jazz-Combo bildet, ist eher ungewöhnlich. Der aus Denver, Colorado, stammende Goldberg begründet das so: „Ich war schon immer Klarinettist; Saxophon konnte ich nicht spielen. Und ich wollte Jazz machen. Unter den Klari- nettisten gibt es nicht so viele übermächtige Jazz-Vorbilder wie beim Saxophon – ich kann meinen ganz eigenen Weg gehen.“ Es ist die erste Tournee des Trios, das aus Goldbergs erster Band „The New Klezmer Trio“ heraus entstand. Damals arbeitete Goldberg bereits mit dem renommierten Schlagzeuger Kenny Wollesen zusammen. Die neue Formation ist wohl zugleich auch der Versuch Goldbergs, sich von der engen Festschreibung auf eine Musikrichtung zu befreien. Durch die intensive Arbeit mit der jüdischen Traditionsmusik hat er viele Dinge entdeckt, die ihn noch heute inspirieren. Doch die Klezmer-Elemente klingen während des Konzerts in der Musik nur noch dezent an. Der bewusste Grenzgang zwischen Jazz und Klezmer ist einem individuellen Stil gewichen, der sich vor allem durch seine Schlichtheit auszeichnet. Und so kommt das Repertoire dieses Abends ganz ohne pathetische Steigerungen aus. Es sind Kostproben vom Album „Speech Communication“ und allesamt Goldbergs eigene Kompositionen. Der Titel des Albums spielt auf den Beruf von Goldbergs Vater an, der als Rhetorik-Professor tätig war. Bei ihm lernte Goldberg, dass gesprochene Sprache vor allem von ihrer Musikalität lebt. Beb Goldberg – der Klarinettist besticht mit seinem schlichten, leisen Stil. B I L D : U. Dies konnte er später auf die Musik übertragen, in der die Phrasierung seiner Meinung nach eine ähnlich wichtige Rolle spielt. Und Goldberg setzt in seiner Musik auf sanfte Klänge, schlichte, wiederkehrende Motive und immer wieder Pianissimo. „Es sind emotionale Erfahrungen, die ich ausdrücken will: Ein bestimmtes Wohlgefühl zum Beispiel. Oder auch Offenherzigkeit, Hingabe, Freude.“ Goldberg tut dies auf eine unaufdringliche Weise. Doch ebenso wie Goldbergs Kommentare auf der Bühne stets mit humorvoller Ironie gespickt sind, hat auch sein musikalischer Minimalismus etwas Doppelbödiges: „Ich bin immer auf der Suche nach etwas Klarem, Einfachem, um schließlich etwas Mehrschichtiges daraus zu machen, etwas, das in die Tiefe geht.“ Klanglich bewegen sich die Instrumente der drei Musiker häufig in ungewöhnlich sonorer Tiefe – getragen vor allem durch Cohens vollstimmigen Bass – und lassen dadurch einen geradezu untergründigen Groove entstehen. Dem Publikum verrät Goldberg zu seinen Stücken gerne kleine Anekdoten. Zu dem Song mit dem Titel „Grapefruit“ hat ihn das gleichnamige Kunstbuch von Yoko Ono inspiriert. Jenes enthält knappe, teilweise nur einzeilige Lebensweisheiten in Gedichtform, ähnlich der japanischen Haikus. „Ich habe lange an diesem Song gearbeitet“, erzählt Goldberg, „und dafür melodische Formen der jüdischen Musik so zusammengefügt, dass sie alle zueinander in Beziehung stehen. Aber die Art, wie sich die Akkorde bewegen, schafft einen neuen Raum – unterhalb der Melodie.“ Es ist diese Vielschichtigkeit, die Goldberg in seine Musik einwebt. Auf leisen Sohlen kommt der Poet daher und verzaubert mit seinem dynamischen Trio das Publikum. Seine Musik ist von verschmitzter Heiterkeit und großer Eindringlichkeit. St. Gallen schlägt Broadway Einmal mehr macht sich das St. Galler Theater als Musicaltheater einen Ruf und bringt „Rebecca“ von Michael Kunze und Sylvester Levay als Schweizer Erstaufführung auf die Bühne. Damit ist St. Gallen auch dem Broadway noch um eine Nasenlänge voraus – dort nämlich wird „Rebecca“ erst 2012 zu sehen sein. Das 2006 in Wien uraufgeführte Musical ist seither in verschiedenen europäischen Ländern sowie in Japan nachgespielt worden. Grundlage des Musicals ist der 1938 erschienene gleichnamige Roman von Daphne du Maurier (1907– 1989), der bereits 1940 von Alfred Hitchcock verfilmt wurde. Textautor Michael Kunze will das Werk allerdings nicht als „Broadwaymusical“ verstanden wissen, sondern als „Drama mit Musik“, und damit als „sehr europäische Form des Musiktheaters“. Im Zentrum stehen drei Personen: „Ich“, eine junge Frau, der reiche und wesentlich ältere Engländer Maxim de Winter, den die junge Frau nach kurzer Bekanntschaft heiratet, und die Haushälterin Mrs. Danvers. Über der jungen Ehe jedoch lasten die Schatten der Vergangenheit, nicht zuletzt, weil der Tod Rebeccas, de Winters erster Frau, nicht restlos geklärt ist. Dieses „Drama mit Musik“ wird auch in St. Gallen von der Amerikanerin Francesco Zambello inszeniert, die seinerzeit schon die Wiener Uraufführung betreut hatte. Ebenfalls schon in Wien waren Bühnenbildner Peter J. Davison und Kostümbildnerin Birgit Hutter mit dabei, während Koen Schoots die musikalische Leitung übernehmen und damit nach „Der Graf von Monte Christo“ ein weiteres Mal in St. Gallen gastieren wird. Neu im Leitungsteam ist der ebenfalls musicalerprobte Simon Eichenberger, der für die Choreografie verantwortlich zeichnet. Erstmals werden Lisa Antoni als „Ich“ und Maya Hakvoort als Mrs. Danvers in St. Gallen auftreten, während Thomas Borchert bereits die Titelfigur in „Der Graf von Monte Christo“ interpretiert hatte und nun als Maxim de Winter ins Haus zurückkehrt. Gleichwohl: Die St. Galler Übernahme wird nicht einfach eine Kopie der Wiener Uraufführung, die rund 800 000 Besucher angelockt hatte. Die engeren räumlichen Verhältnisse ließen das ohnehin nicht zu. Dafür hat Sylvester Levay die Musik weiterentwickelt und für die St. Galler Produktion mindestens zwei neue Lieder geschrieben, zum einen die de Winter zugedachte Ballade „Zauberhaft natürlich“, zum andern eine Ensemblenummer. Mit „Rebecca“ wagt sich das Theater erneut an eine szenisch wie musikalisch höchst aufwendige Musicalproduktion, in die auch das Sinfonieorchester St. Gallen eingebunden ist. Entsprechend groß ist auch die Zahl der geplanten Vorstellungen: „Rebecca“ soll zwischen dem 22. Oktober 2011 und dem 8. Juni 2012 nicht weniger als 22-mal gespielt werden – und die Übernahme in die folgende Spielzeit scheint wie bei „Der Graf von Monte Christo“ bereits vorprogrammiert. (pes) Heimspiel für Sonja Liebsch in Tuttlingen Ein Heimspiel für Sonja Liebsch: Die Tuttlinger Autorin liest am Donnerstag, 13. Oktober, 17.30 Uhr, im Rahmen der „FrauenWirtschaftsTage“ aus ihrem Roman „Muttertier @n Rabenmutter“ im Rathaus der Stadt. Der Eintritt ist frei. Die Veranstaltung bildet den Auftakt zu einer zweiwöchigen Lesereise der Autorin durch Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen und Sachsen. An insgesamt 12 Terminen dürfen sich die Zuhörer auf eine unterhaltsame Geschichte mitten aus dem Leben freuen. „Muttertier @n Rabenmutter“ spielt zwischen Bodensee und Rheinland und ist eine Geschichte, wie sie das Leben schreiben könnte. Über Mütter, die in den Beruf zurückwollen, und beste Freundinnen, die wieder zueinanderfinden. Offen, direkt, mit feiner Ironie und voller Situationskomik. Sonja Liebsch, geboren 1972 in Mönchengladbach, hat in Heilbronn Betriebswirtschaft studiert. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Tuttlingen. „Muttertier @n Rabenmutter“ ist ihr erster Roman. Diesen hat sie zusammen mit ihrer Mönchengladbacher Co-Autorin Nives Mestrovic geschrieben. Weitere Infos: www.gmeiner-verlag.de. (sk)