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2. September 2013
1
Plenarvorträge
Risiken des Klimawandels aus der Perspektive eines
internationalen Rückversicherers. Eberhard Faust
Von globalen Klimawirkungen zu regionalen Anpassungsstrategien. Hermann Lotze-Campen
Von Anpassungsstrategien zum Handeln.
Uwe Schneidewind
3. September 2013
2
4
4
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und
Impaktmodellierungen: Möglichkeiten und
Grenzen
6
9:00 -10:30 Uhr: Klimaentwicklung
7
Hauptvortrag: Regionaler Klimawandel: wo stehen
wir heute? Daniela Jacob
7
Umgang mit Bandbreiten in Klimadaten und Klimafolgenforschung. Christopher Moseley
8
Validierung von Klimamodellniederschlägen – Erkenntnisse für die Interpretation von Klimafolgenabschätzungen in Niedersachsen. Uwe Petry
9
Analyse regionaler Klimaprojektionen und Klimawirkungen mit dem Entscheidungshilfesystem LandCaRe-DSS für Agrargebiete in Sachsen.
Barbara Köstner
10
11:00 - 12:40 Uhr: Hydrologie
12
Was wissen wir über die Entwicklung der hydrologischen Extreme in Deutschland? Axel Bronstert
12
Zeitlich und räumlich hochaufgelöste Simulation des
Wasserhaushalts im Aller-Leine-Oker-Einzugsgebiet
auf Grundlage von Klimamodelldaten.
Marlene Gelleszun
13
Unsicherheiten im Änderungssignal von modellierten
Extremabflüssen: Korrektur Klimamodelldaten vs.
Kalibrierung des Impactmodelles. Markus Wallner
15
Auswirkung von möglichen Klimaänderungen auf die
Grundwasserneubildung in der Metropolregion Hamburg. Frank Herrmann
i
16
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Quantifizierung der Reaktion des Grundwassersystems auf veränderte hydraulische und hydrologische
Randbedingungen als Folge der Klimaänderung. Maria Herold
17
14:00 - 15:20 Uhr:
19
Zu Bodenhydrologie und Kohlenstoffhaushalt sandiger Ackerböden im Klimawandel. Karin Schmelmer
19
Unsicherheiten in der Artverbreitungsmodellierung
von Ackerunkräutern unter den Bedingungen des
Klimawandels. Jana Bürger
20
Regionale Projektionen für Deutschland zu Erträgen
von Silomais und Winterweizen bei Klimawandel.
Andrea Lüttger
21
Vergleich der Auswirkungen des Klimawandels und
von sozio-ökonomischen Entwicklungen auf ein regionales Energiesystem. Stefan Gößling-Reisemann
23
POSTER
25
Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserund Stoffhaushalt von mesoskaligen Einzugsgebieten
in verschiedenen Naturräumen Niedersachsens. Jörg
Dietrich
26
Statistisches Downscaling des Niederschlages bedingt an Großwetterlagen – eine Überprüfung der
Annahmen. Uwe Haberlandt
27
Ein landnutzungssensitives Bodenmodell für die meso- und makroskalige Wasserhaushaltsmodellierung.
Phillip Kreye
28
Hydrodynamische Simulation der Wassertemperatur
niedersächsischer Fließgewässer unter Berücksichtigung einer variablen Beschattung durch Ufergehölze.
Karoline Stein
30
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre
Folgen
32
9:00 -10:30 Uhr: Wald
33
Hauptvortrag: Entwicklung von Extremwetterereignissen in Deutschland – Beobachtung und Projektion.
Thomas Deutschländer
33
ii
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Indikatoren für kombinierte zukünftige biotische und
abiotische Wald-Risikofaktoren im Klimawandel.
Jelka Braden
34
Auswirkungen extremer Trockenereignisse auf das
Wachstum von Buchen. Markus Wagner
35
Ermittlung des künftigen Sturmrisikos für Waldökosysteme im Solling, Niedersachsen.
Johannes Merklein
36
11:00 - 12:40 Uhr: Wasser
38
Einfluss des Klimawandels auf das hydrologische
Regime von Küstenregionen am Beispiel der Krumhörn, Ostfriesland. Thomas Gräff
38
Auswirkungen des Klimawandels auf den Hochwasserschutz an tidebeeinflussten Nebengewässern der
Tideelbe. Edgar Nehlsen
39
Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels auf
Hydrodynamik und Salzgehalte des Weserästuars.
Anna C. Zorndt
40
Betriebsoptimierung eines Verbundspeichersystems
unter Einfluss des Klimawandels. Martin Gocht
42
Einfluss des Klimawandels auf das Vorkommen ausgewählter Pharmazeutika in Fließgewässern.
Wibke Meyer
44
14:00 - 15:20 Uhr: Landwirtschaft
45
Auswirkungen von extremen Wetterperioden auf
ausgewählte Schadinsekten und Konsequenzen für
Anpassungsstrategien im Pflanzenschutz.
Rainer Meyhöfer
45
Der Einfluss von simulierten Dürreereignissen auf
Produktivität und Qualität niedersächsischer Grünlandprodukte. Monika Hoffstätter-Müncheberg
47
Multi-kriterielle Optimierung von Anpassungsmaßnahmen in der Landwirtschaft – Eine Modellstudie in der Westschweiz. Annelie Holzkämper
49
Risikowahrnehmung und Risk Governance: Was
brauchen Stakeholder von der Wissenschaft, um gut
mit den Risiken im Klimawandel umzugehen?
Manuel Gottschick
50
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POSTER
53
Radiation stresses and wave energy in a numerical
model of the East-Frisian Wadden Sea (southern
North Sea) during a storm event.
Sebastian Grashorn
54
Simulation komplexer Strömungsdynamik in Küstengrundwasserleitern – ein neuer, vollständig gekoppelter Oberflächen-Grundwasser Ansatz.
Maria Herold
55
Tuning the Modelling System FVCOM-SWAVE for
long-term Morphodynamic Applications.
Karsten Lettmann
56
Übertragung von Methoden und Ergebnissen aus der
Klimaforschung in die wasserwirtschaftliche Praxis.
Uwe Petry
57
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und
Ökosysteme
59
9:00 -10:30 Uhr: Hauptvorträge
60
Pflanzenproduktion unter verschiedenen Klimabedingungen – Gewisses und Ungewisses.
Andreas von Tiedemann
60
Herausforderungen an die Nutztierhaltung infolge
des Klimawandels. Matthias Gauly
63
Vulnerabilität von Waldökosystemen – Ein inter
(trans)disziplinäres Puzzle. Friedrich O. Beese
65
11:00 - 12:00 Uhr: Auswirkungen auf die Tierproduktion
66
Wechselwirkungen zwischen Leguminosenart und
Trockenstress auf Nährstoffzusammensetzung, mikrobiellen Abbau und Fermentationsparameter von
verschiedenen Leguminosenarten in vitro.
Carola Lindig
66
Bewertung klimatischer Einflüsse auf Fruchtbarkeitsparameter von Sauen in Norddeutschland.
Kerstin Wegner
67
Der Einfluss des Klimawandels auf die Wettbewerbsfähigkeit der niedersächsischen Milchproduktion.
iv
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Maria Martinsohn
68
12:00 - 12:40 Uhr: Wald und Forstwirtschaft
70
Sensitivität der Rotbuche gegenüber Sommertrockenheit. Christoph Leuschner
70
Adaptive Waldbewirtschaftung - der Schlüssel für
eine Waldanpassung an den Klimawandel?
Andreas Bolte
71
14:00 - 15:20 Uhr: Pflanzenproduktion
73
Die Zuckerrübe und der Klimawandel - Langzeitanalyse ausgewählter Witterungsparameter und deren
Einfluss auf die Ertragsentwicklung in verschiedenen
Regionen von Rheinland-Pfalz. Pascal Kremer
73
Unkräuter im (Klima-) Wandel.
Horst-Henning Steinmann
74
Mehr CO2 in der Atmosphäre beeinflusst den Wasserverbrauch und mindert Wachstums- und Ertragsverluste bei Energiepflanzen unter Trockenheit: Ergebnisse aus Feldversuchen (FACE) mit Mais und
Sorghum-Hirse. Remy Manderscheid
76
Auswirkung des regionalen Klimawandels auf die
landwirtschaftlichen Biomasseerträge Niedersachsens. Jan Degener
77
POSTER
79
Einfluss von Temperatur und Temperature-Humidity
Index (THI) auf Milchleistung und Melkfrequenz von
Milchkühen am automatischen Melksystem (AMS).
Stefanie Ammer
80
Effects of the four root rot pathogens on two pea
(Pisum sativum L.) varieties in controlled conditions.
Jelena Bacanovic
81
Occurrence of Fusarium species and Ascochyta complex pathogens in the crop rotation winter pea - maize - winter wheat under variable climatic conditions
in organic agriculture. Jelena Bacanovic
82
Einfluss eines möglichen Klimawandels auf den Befall
von Zuckerrüben mit der Späten Rübenfäule.
Anneke Behn
83
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Einfluss von Umweltfaktoren und pflanzlicher Resistenz auf die Rizomaniaresistenz in Zuckerrüben.
Kathrin Bornemann
84
Morphological responses of different temperate turf
grass species to drought stress. Dorothee Ebeling
85
Einfluss des Waldbodens von Buchenwäldern auf die
Biodiversität von Käfern. Martin Gabriel
86
Untersuchungen zum Volatilenmuster von trockengestressten Buchen (Fagus sylvatica). Martin Gabriel
88
Impact of climate change on regional pest natural
enemy interactions: what can we learn to adapt
plant protection strategies in horticulture?
Konstanze Gebauer
89
Impact of ambient temperature on digestibility in
wethers fed Brown-midrib maize silage.
Tobias Gorniak
91
Anpassungsstrategien an den Klimawandel im Energiepflanzenanbau für Biogasanlagen in Mittelgebirgslagen - KLIMZUG-Nordhessen. Rüdiger Graß
92
Auswirkungen des Klimawandels auf die Flora des
Westharzes. René Hertwig
93
Assessment of the future abiotic climatic impact on
horticultural production in Lower Saxony, Germany.
Holger Hoffmann
94
Prognostizierter Klimawandel und Schaderreger in
der Landwirtschaft: Auswertung der weltweit verfügbaren Literaturergebnisse. Peter Juroszek
95
Erfassung und Kontrolle von steigenden Gesundheitsrisiken durch parasitäre Infektionserreger bei
Rindern als Folge globaler Veränderungen.
Christina Brandt
97
Breeding strategies for adaptation to changing environments: Methods and applications to dairy cattle
based on quantitative-genetics and high-throughput
genotyping data. Sven König
98
Auswirkungen steigender Winterbodentemperaturen
auf den Abbau von Ernteresiduen, pilzliche Pflanzenpathogene und die mikrobielle Zersetzergemeinschaft. Stefan Lukas
99
vi
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Innovative Experimente für integrierte Multiskalenmodelle: Freilandstudien zur Wechselwirkung von
Hitzeperioden (FATE) und CO2-Anreicherung in der
Atmosphäre (FACE) bei Winterweizen.
Remy Manderscheid
101
Leguminosen-basierte Grünlandwirtschaft als Beitrag
zur Sicherung der Grundfuttererzeugung.
Maria Merten
102
Anpassung der Pflanzenproduktion an den Klimawandel: Untersuchung der Reaktionen verschiedener
Gerstegenotypen auf zukünftige atmosphärische
CO2-Konzentrationen als Grundlage zur züchterischen Optimierung des CO2-Düngeeffektes.
Esther Mitterbauer
104
Genetische Anpassungspotenziale an den Klimawandel: Variation in Kandidatengenen für das Austriebsverhalten und die Trockenstresstoleranz bei der Buche (Fagus sylvatica L.). Markus Müller
105
European beech (Fagus sylvatica L.) along a precipitation gradient: effects on anatomical, physiological
and molecular features of wood. Nguyen Ngoc Quynh
107
Auswirkungen von extremen Wetterperioden auf
Getreideblattläuse und natürliche Gegenspieler.
Hans-Michael Poehling
108
Einfluss des Klimawandels auf das Erstauftreten der
Blattkrankheiten Cercospora (Cercospora beticola)
Mehltau (Erysiphe betae), Rost (Uromyces betae)
und Ramularia (Ramularia beticola) in Zuckerrübenanbauregionen in Niedersachsen. Paolo Racca
110
Einfluss des Klimawandels auf die Ontogenese des
Winterweizens und die Blattkrankheiten Mehltau
(Blumeria graminis), Braunrost (Puccinia triticina),
DTR (Drechslera tritici-repentis) und Septoria (Septoria tritici) in ausgewählten Regionen in Niedersachsen. Paolo Racca
111
Olfaktorische Antennenreaktion vom Nagelfleck
(Aglia tau) auf Stamm-VOC der Buche (Fagus sylvatica). Christine Rachow
113
Auswirkungen des Klimawandels auf die Fertilität des
Großen Rapsstängelrüsslers (Ceutorhynchus napi
vii
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Gyll.). Antje Reinhardt
114
Effects of experimental warming on three economically important pathogens in oilseed rape.
Magdalena Siebold
115
Hochfrequenzbehandlung von Schadinsekten in Weizen als Alternative zur konventionellen Entwesung
bei globaler Erwärmung. Christian Söchtig
116
Die Vogelwelt der Lüneburger Heide im Klimawandel:
Prognosemöglichkeiten und Konsequenzen für den
Artenschutz. Janine Sybertz
118
A complex set of parameters influences successful
western corn rootworm development under global
warming. Stefan Vidal
120
Vulnerabilitätsanalyse für den Naturschutz in der
Metropolregion Bremen-Oldenburg - ein Baustein für
die regionale Klimaanpassungsstrategie von ‚nordwest2050‘. Stefan Wittig
120
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
123
9:00 - 10:30 Uhr: Klimaanpassung von Land
und Kommunen
124
Anpassung an den Klimawandel - eine Herausforderung für die nachhaltige Landnutzung.
Hermann Spellmann
124
Entwicklung einer Niedersächsischen Strategie zur
Anpassung an die Folgen des Klimawandels.
Christian Jacobs
125
Strategieentwicklung in der Klimaanpassungspolitik:
Niedersachsen und Bayern im Vergleich.
Veit Ebermann
126
Kommunales Klimafolgenmanagement.
Björn Beermann
127
11:00 - 12:40 Uhr: Sektorale Anpassungsstrategien
129
Die Analyse und praktische Erprobung von Klimaanpassungsstrategien in der nordwestdeutschen Agrarund Ernährungswirtschaft. Marion Akamp
129
viii
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Entwicklung von Anpassungsstrategien im transdisziplinären Innovationsnetzwerk INKA BB.
Verena Toussaint
130
Dynamischer Kulturlandschaftsplan "Obere Wipperau" - Ein Instrument zur Anpassung an die Folgen
des Klimawandels und zur Entwicklung zukunftsfähiger Kulturlandschaften. Imke Mersch
132
Potenzielle Auswirkungen des Klimawandels auf Arten- und Biotope im östlichen Niedersachsen - Anpassungsbedarf und Anpassungsstrategien.
Michael Reich
133
Bewertung integrierter Pläne zum Umgang mit aus
Überschwemmung resultierenden Risiken in Städten
und Regionen. Nancy Kretschmann
135
14:00 - 15:20 Uhr: Regionalplanung/regionale
Kooperation
137
Die Roadmap of Change als integrativer Handlungsrahmen für regionale Klimaanpassungsprozesse.
Andreas Lieberum
137
Regionale Kooperation zur Klimaanpassung im Bergischen Städtedreieck. Christoph Riegel
137
Naturnahe, klimagerechte Metropolregion 2050.
Kristin Barbey
139
IMPLAN: Regionalplanung und Klimaanpassung in
Niedersachsen. Enke Franck
141
POSTER
143
Naturnahe, klimagerechte Metropolregion RheinNeckar 2050. Kristin Barbey
Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel – Wie
kann Regionalplanung zur Anpassung an den Klimawandel beitragen? Lutke Blecken
144
146
Rezente Veränderungen von Unkrautflora und
-management als Basis für zukünftige Anpassung.
Laura Breitsameter
147
Hochwasserrisiko heute und unter zukünftigem Klima
im Meinungsbild der niedersächsischen Bevölkerung.
Birgit Gerkensmeier
148
Klimawandel als Aufgabe der Regionalplanung -
ix
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Sektorale Vulnerabilitätsanalysen im Landkreis Celle.
Meike Hellmich
150
KlimaAnpassungsStrategie Extreme Regenereignisse.
Michael Koch
151
Strategieentwicklung für touristische Destinationen
unter Einfluss des Klimawandels. Edgar Kreilkamp
152
Talsperrenbewirtschaftung mit Blick auf ein sich veränderndes Klima. Andreas Lange
154
Elemente eines Planungsprozesses zur Anpassung an
die Auswirkungen des Klimawandels aus der Perspektive der Raumplanung. Ortwin Peithmann
154
Einfluss des Klimawandels auf die Pflanzenproduktion
in Niedersachsen – Ergebnisse einer Expertenbefragung. Margit Paustian
156
Anpassung an den Klimawandel - wie funktioniert die
Kommunikation? Ivika Rühling
157
Potentielle Anpassungsmaßnahmen im direkten und
indirekten Pflanzenschutz wichtiger Ackerbaukulturen
an mögliche Klimaänderungen in Niedersachsen.
Magdalena Siebold
158
Landwirtschaftlicher Beregnungsbedarf und demographisch bedingter Bedarfsrückgang - Welche Synergien sind möglich? Thomas Sommer
159
Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels
im niedersächsischen Küstenraum – Konsequenzen
und Aufgaben für die räumliche Planung.
Jan Spiekermann
161
x
Montag, 02.09.2013
Plenarvorträge
Moderation:
Friedrich O. Beese
Hartmut Graßl
1
Plenarvorträge
14:00 – 16:00 Uhr: Plenarvorträge
Risiken des Klimawandels aus der Perspektive eines internationalen Rückversicherers
Eberhard Faust
Climate Risks and Natural Hazards
Geo Risks Research, Munich Re
Versicherer sind in einem substanziellen Teil ihres Geschäfts, nämlich der Versicherung von Schäden, die durch wetterbedingte Ereignisse entstehen, vom Klimawandel betroffen. Dabei spielt nicht
alleine der für die Zukunft noch wesentlich stärker erwartete Klimawandel eine Rolle, vielmehr gibt es Anzeichen, dass in einzelnen
Regionen und für einzelne Wettergefahren bereits heute der Klimawandel die Schäden verändert.
Treten Schadenereignisse aus Wetterextremen häufiger oder mit
größerer Intensität auf, so entstehen für Versicherer große Auszahlungslasten. Da beim Rückversicherer als „Versicherung von
Versicherungsunternehmen“ solche Belastungsspitzen aus diversen
Märkten zusammenlaufen, gehört eine globale Aufstellung zu seinem Geschäftsmodell: Er diversifiziert das Gesamtrisiko aus wetterbedingten (und anderen) Katastrophen weltweit über verschiedene Märkte, um so sein Geschäft über möglichst viele voneinander unabhängige Risikoregionen zu legen und damit einen Ausgleich im Kollektiv zu erreichen. Klimawandel ist auch deshalb ein
wichtiges Thema, weil das globale Diversifikationspotenzial leiden
könnte, wenn aufgrund des globalen Klimawandels aus diversen
Märkten gleichzeitig höhere Schadenlasten aus Wetterereignissen
entstünden.
Freilich waren es vor allem Bevölkerungs- und Wohlstandswachstum, sowie die Ausbreitung von Wohn- und Gewerbefläche in
Hochrisikogebiete, die primär die Schäden über die Zeit nach oben
getrieben haben. Jedoch wird die Annahme, dass die Änderung des
Klimas bereits heute für Regionen und bestimmte Naturgefahren
zum Schadenänderungssignal beiträgt, durch aktuelle wissenschaftliche Arbeiten gestützt. Weltweit hat zum Beispiel über die
letzten vier Jahrzehnte die bodennahe Feuchte zugenommen, was
Auswirkungen auf Starkniederschläge und sommerliche Gewitterschäden hat. Für Nordamerika konnten wir in einer Studie kürzlich
2
Plenarvorträge
zeigen, das klimatische Veränderungen über die letzten 40 Jahre
die mittlere Höhe und Variabilität der Gewitterschäden (Hagel,
Tornado, Böen) bereits nach oben getrieben haben, und auch für
den Südwesten Deutschland ist ähnliches bereits gezeigt worden.
Eine vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft
(GDV) in Auftrag gegebene Studie zu den zukünftigen Schadenerwartungen aus Überschwemmungen und sommerlichen sowie winterlichen Stürmen in Deutschland lässt bereits für die kommenden
30 Jahre deutliche Schadenanstiege erwarten.
Um mit den durch den Klimawandel verursachten Zunahmen von
Extremwetterereignissen auch hierzulande angemessen umzugehen, müssen neben das Bemühen um die Verminderung des Klimawandels auf der Emissionsseite verstärkte Anpassungsmaßnahmen treten. Eine Schlüsselfunktion kommt hier den Regionen
und – hier beispielhaft fokussiert – ihren Städten zu.
Städte weisen hohe Konzentrationen von Menschen, zerstörbaren
Werten und Infrastruktur auf. Qua großer Wirtschaftsleistung und
hohem Energieverbrauch sind sie große Emittenten von Treibhausgasen, insbesondere von CO2. Sie sind aber auch besonders durch
den Klimawandel betroffen, man denke nur an die thermischen
Belastungen während heißer Tage aufgrund des städtischen Wärmeinseleffekts. Die Kapazität der Stadtentwässerung reicht bei
Starkniederschlägen nicht mehr aus, wie die drastischen Überschwemmungen nach solchen Extremereignissen in Dortmund,
Kopenhagen und anderen Orten der letzten Jahre gezeigt haben.
Schließlich bieten Städte aber auch Chancen bei der Verminderung
des Klimawandels und der Anpassung. Die größere Dichte bei Bevölkerung und Siedlungen, Industrie, Dienstleistung, und Kultur,
ermöglicht kürzere Wege und potenziell geringeren Energieverbrauch.
Versicherer können durch dem Risiko entsprechende Naturgefahrendeckungen, auch durch Deckungskonzepte wie Wetterderivate, beispielsweise zur Übernahme von wetterbedingtem Ausfallrisiko bei der Energienachfrage in warmen Wintern, oder durch
Deckungen für Erneuerbare Energien, ihren Beitrag zur Anpassung
an den unvermeidlichen Klimawandel und zur Verminderung des
Klimawandels leisten.
3
Plenarvorträge
Von globalen Klimawirkungen zu regionalen Anpassungsstrategien
Hermann Lotze-Campen
Research Domain II - Climate Impascts and Vulnerabilities,
Potsdam Institute for Climate Impact Research (PIK)
Analysen zu Klimawirkungen und Anpassungsoptionen werden auf
verschiedenen Skalen durchgeführt. Regionale Modellansätze müssen eingebettet werden in globale Szenarien zur Entwicklung von
Bevölkerung, Wirtschaftsentwicklung und Handel. Dazu müssen
eine Reihe von Annahmen getroffen werden. Globale Modellansätze sind in der Lage, die Dynamik des internationalen Handels sowie andere globale Wechselwirkungen explizit abzubilden. Dafür
können sie nur bedingt auf regionale Besonderheiten bezüglich
Klimawirkungen und Anpassungsfähigkeit eingehen. Anhand einer
Reihe von globalen und regionalen Klimawirkungsmodellen soll
gezeigt werden, wie die Stärken beider Ansätze skalenübergreifend
kombiniert werden können. So können Wechselwirkungen zwischen globalen und regionalen Prozessen und Randbedingungen
konsistent analysiert und dargestellt werden. Dies ist vor allem
wichtig für die Übersetzung von biophysikalischen Klimawirkungen
in sozio-ökonomische Schäden und Kosten der Anpassung.
Von Anpassungsstrategien zum Handeln
Uwe Schneidewind
Wuppertal Institut
Bei der Klimaanpassung ist die Übersetzung von wissenschaftlichen
Erkenntnissen in konkrete Handlungsstrategien eine besondere
Herausforderung. Sie braucht einen besonderen Typus "transformativer" Wissenschaft. Dies ist eine Wissenschaft, die Akteure von
Anfang an in die Wissensproduktion mit einbezieht und neben naturwissenschaftlich-technischen insbesondere auch ökonomische,
institutionelle und kulturelle Perspektiven integriert. Erst auf diese
Weise entsteht bei den Akteuren eine "Literacy" im Sinne einer auf
die Klimaanpassung ausgerichteten Orientierungs- und Handlungsfähigkeit. Der Vortrag illustriert an Beispielen aus der nieder-
4
Plenarvorträge
sächsischen Regierungskommission Klimaschutz sowie den großen
Klimaschutzanpassungsprojekten KLIMZUG des Bundesforschungsministeriums wie eine solche Übersetzung aussehen kann.
5
Dienstag, 03.09.2013
Thema 1:
Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
Leitung:
Uwe Haberlandt
Jörg Dietrich
6
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
9:00 -10:30 Uhr: Klimaentwicklung
Hauptvortrag: Regionaler Klimawandel: wo stehen wir heute?
Daniela Jacob
Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg
Climate Service Center, Hamburg
Beobachtungen klimatischer Größen zeigen, dass sich das Klima in
vielen Regionen verändert, so auch in Niedersachsen. Um regionalen Änderungen in der Zukunft projizieren zu könnten, müssen die
Prozesse, die dazu führen, verstanden und modelliert werden können.
In Deutschland werden deshalb seit Anfang der 1990er Jahre dynamische regionale Klimamodelle entwickelt, die als eine Methode
angesehen werden, um im Zeitalter globaler Klimaveränderungen
mögliche Veränderungen des Klimas einer Region studieren zu
können. Diese Entwicklung wurde durch die Arbeiten von Filippo
Giorgi am NCAR, USA, stimuliert, der als erster ein regionales Wettervorhersagemodell so adjustierte, dass damit auch Zeiträume
von mehreren Monaten bis hin zu Jahren simuliert werden konnten. Mittlerweile existieren mehr als zwei Dutzend regionale Klimamodelle, die für alle Kontinente hoch aufgelöste Klimaszenarien bis
2100 berechnen. Deren Ergebnisse werden nicht nur in der Klimaforschung verwendet, sondern bilden eine wesentliche Daten- und
Informationsbasis für die Klimafolgenforschung und im Bereich der
Anpassung an den Klimawandel. Im Vortrag wird ein Abriss darüber gegeben, welche Informationen heute zur Verfügung stehen,
wie belastbar diese Aussagen sind und welche Voraussetzungen
erfüllt sein müssen, um mit diesen Daten und Informationen planerisch tätig werden zu können.
Regionaler Klimawandel, regionale Klimamodellierung, Klimainformationen,
Anpassung
7
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
Umgang mit Bandbreiten in Klimadaten und Klimafolgenforschung
Christopher Moseley1), Oleg Panferov2), Claus Döring3),
Diana Rechid4), Daniela Jacob1)
1)
2)
3)
4)
Climate Service Center Hamburg
Georg-August-Universität Göttingen, Fakultät für Forstwissenschaften
und Waldökologie, Abt. Bioklimatologie
Georg-August-Universität Göttingen, Fakultät für Forstwissenschaften
und Waldökologie, Abt. Ökopedologie der gemäßigten Zonen
Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg
Klimaimpaktmodelle werden an Beobachtungsdaten kalibriert und
validiert, um anschließend Zukunftsszenarien mit Hilfe von
Klimamodelldaten zu untersuchen. Die Anforderungen, die verschiedene Impaktmodelle an die benötigten Klimadaten stellen,
sind sehr heterogen. Dies betrifft nicht nur die räumliche und zeitliche Auflösung und die Anzahl der Klimavariablen, sondern auch
die Ansprüche an die Genauigkeit von Klimamodelldaten, so dass
unter Umständen Bias-Korrekturen notwendig werden.
Wir diskutieren die in den Projekten KLIFF und KLIMZUG-NORD
gewonnenen Erfahrungen aus der Aufarbeitung von Klimadaten für
die Nutzung in der Klimafolgenforschung an Beispielen. Dabei gehen wir auf die Unsicherheiten sowohl der Beobachtungsdaten als
auch der Klimamodelldaten (mit und ohne Bias-Korrekturen), sowie deren Fortpflanzung in den Impaktmodellen ein.
Diese Unsicherheiten müssen letztendlich in Bandbreiten angegeben werden, um konkrete Anpassungsmaßnahmen zu ermöglichen. Die in den beiden Projekten gewonnenen Erfahrungen können zukünftigen Forschungsprojekten dabei helfen, die Interaktion
von Klimamodellierern und Klimadatennutzern zu optimieren.
Klimamodelle, Bandbreite, Unsicherheit, Bias, Impaktmodellierung, Klimadatennutzung
8
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
Validierung von Klimamodellniederschlägen – Erkenntnisse
für die Interpretation von Klimafolgenabschätzungen in
Niedersachsen
U. Petry1) , M. Wallner2) , J. Dietrich2) , U. Haberlandt2),
M. Anhalt1), K. Förster3)
1)
2)
3)
Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und
Naturschutz (NLWKN), Betriebsstelle Hannover-Hildesheim
Leibniz Universität Hannover, Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie
und landwirtschaftlichen Wasserbau
Technische Universität Braunschweig, Leichtweiß-Institut für Wasserbau,
Abt. Hydrologie, Wasserwirtschaft und Gewässerschutz
Klimamodelldaten können in Kombination mit Wirkmodellen (z.B.
hydrologischen Modellen) dazu genutzt werden, um die zukünftige
Entwicklung verschiedener Größen (z.B. der Abflussmengen) abzuschätzen. In der Kette Klimamodell – Wirkmodell treten Unsicherheiten auf, welche quantifiziert und bei der Interpretation der Ergebnisse kommuniziert werden müssen. Ein Schritt zur Identifikation einer dieser Unsicherheiten ist die Validierung der Klimavariablen aus den Klimamodellen.
In dieser Studie wurden die Daten eines statistischen regionalen
Klimamodells (WETTREG2006) sowie eines dynamischen Klimamodells (REMO, Lauf UBA und BfG), hinsichtlich ihrer Qualität die
beobachteten Klimaverhältnisse nachzubilden, untersucht. Die
Validierung erfolgte für den Zeitraum von 1961 – 2000 auf Basis
von Tageswerten. Als Grundlage für den Referenzdatensatz dienten beobachtete Klima-Zeitreihen des Deutschen Wetterdienstes.
Das Untersuchungsgebiet umfasste das Einzugsgebiet von Aller
und Leine sowie einige mesoskalige Teileinzugsgebiete, um regionale Unterschiede zu identifizieren. Bewertungsgegenstand waren
verschiedene Indizes des Niederschlags, wie Mittelwerte, Extremwerte und Trockentage bzw. maximale Trockenphasen. Als Gütekriterien wurden der Nash Sutcliffe Koeffizient sowie die prozentuale Abweichung gegenüber den Werten aus den Beobachtungsdaten verwendet. Alle Niederschlagsdaten wurden mittels geostatistischer Verfahren auf ein regelmäßiges Raster interpoliert, Beobachtung und WETTREG zusätzlich Richter-korrigiert, und anschließend zu Gebietsmitteln aggregiert.
WETTREG2006 zeigt im direkten Vergleich zu den beobachteten
Daten eine gute Übereinstimmung bei den Mittelwerten, wobei die
9
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
Variation der einzelnen Tageswerte insgesamt zu gering erscheint.
Kleinere Extremwerte trifft das Modell ebenfalls gut, bei größeren
kommt es zu einer leichten Unterschätzung. Die Anzahl der Trockentage und die maximale Länge der Trockenphasen werden dagegen, je nach Schwellenwert, stark unterschätzt. Die Bandbreite
der Realisationen nimmt in den oberen Extrembereichen zumeist
zu. Das Modell REMO überschätzt vor allem trockenere Jahre im
Mittel (BfG stärker als UBA), was sich durch eine starke Überschätzung der Sommerniederschläge erklärt. Kleinere Extreme werden
von beiden REMO-Versionen gut getroffen, bei großen Extremen
erfolgt eine z.T. erhebliche Überschätzung. Die Anzahl der Trockentage pro Jahr wird von beiden relativ gut wiedergegeben (UBA
etwas besser als BfG), ebenso die maximalen Trockenphasen, die
in ihrer Dauer von REMO-UBA leicht über-, von REMO-BfG leicht
unterschätzt werden. Die Tendenzen der Qualität der Klimamodellniederschläge spiegeln sich im Wesentlichen auch bei den
Resultaten der anschließenden Wirkmodellierung durch ein hydrologisches Modell wider.
Das Ergebnis, d.h. die Modellgüte im Beobachtungszeitraum, ist
nur bedingt auf die Zukunftsszenarien übertragbar und sollte nicht
als einziges Kriterium für eine Modellbewertung herangezogen
werden. Es gibt aber Hinweise auf die Unsicherheiten der Modelldaten bei der Abbildung abflussrelevanter Klimaindizes, die bei der
Wirkmodellierung von Szenarien, vor allem deren bei Absolutwerten, berücksichtigt werden müssen.
Klimamodelldaten, Modellgüte, Unsicherheiten, Wirkmodellierung
Analyse regionaler Klimaprojektionen und Klimawirkungen
mit dem Entscheidungshilfesystem LandCaRe-DSS für Agrargebiete in Sachsen
Barbara Köstner1), Michael Berg2), Majana Heidenreich1),
Wilfried Mirschel2)
1)
2)
Technische Universität Dresden, Institut für Hydrologie und Meteorologie, Professur Meteorologie
Institut für Landschaftssystemanalyse, ZALF e.V.
10
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
Im Rahmen des Forschungsverbundes „Land, Klima und Ressourcen
(LandCaRe)
2020“
wurde
das
modellbasierte
Entscheidungshilfesystem LandCaRe-DSS (DSS = Decision Support
System) entwickelt. Erste räumliche Übertragungen erfolgen im
„Integrierten Regionalen Klimaanpassungs¬programm Modellregion Dresden“ (REGKLAM). Neben der räumlichen Erweiterung wurde die Klimadatenbank aktualisiert, die sowohl Klimaprojektionen
von dynamischen als auch statistisch-dynamischen Klimamodellen
enthält (CCLM, REMO, WEREX-IV, WETTREG2006, WETTREG2010).
Unterschiede zwischen diesen Projektionen einschließlich einzelner
Realisierungen wurden anhand von temperatur- und niederschlagsabhängigen Indizes wie zum Beispiel Klimatische Wasserbilanz, Thermische Vegetationsperiode und phänologische Eintrittstermine von Pflanzen untersucht. Darüber hinaus erfolgten Simulationen der Wirkung auf den Ernteertrag und Zusatzwasserbedarf
von landwirtschaftlichen Fruchtarten. Bei den rein temperaturabhängigen Wirkungsanalysen ergaben sich keine prinzipiellen Unterschiede zwischen den Methoden der Klimamodellierung, d.h. den
dynamischen und statistisch-dynamischen Klimamodellen. So
steigt zum Beispiel die Länge der Thermischen Vegetationsperiode
bis zum Jahr 2100 am stärksten bei Projektionen von WETTREG2010 an, gefolgt von REMO-1, WEREX-IV, WETTREG2006 und
CCLM. Aufgrund eines fehlenden deutlichen Niederschlagstrends
bei den dynamischen Klimamodellen gegenüber einem abnehmenden Niederschlagstrend bei den statistisch-dynamischen Modellen,
resultierten hier grundsätzliche Unterschiede zwischen den Methoden der Klimamodelle. So nimmt die jährliche Klimatische Wasserbilanz am stärksten unter WETTREG2010 ab, WEREX-IV und
WETTREG2006 nehmen eine Mittelstellung ein, CCLM zeigt nur
einen geringen abnehmenden Trend. Für die CCLM-Projektionen
wurde im Projekt LandCaRe2020 eine Niederschlagskorrektur
durchgeführt (Lindau und Simmer, Univ. Bonn), um sie dem Wertebereich der Beobachtungen anzupassen. Wirkungen, die sich
nicht auf Jahreswerte, sondern auf Jahreszeiten beziehen, wie
Eintrittstermine phänologischer Entwicklungsstadien, fallen sehr
variabel aus ohne grundsätzliche Unterschiede zwischen den Methoden der Klimamodelle. In Abhängigkeit von Pflanzenart und
phänologischer Phase ergeben sich beim Vergleich von Klimaprojektionen sowohl Unterschiede in der Intensität als auch in der
Richtung der Reaktion (Verfrühung oder Verspätung der Phase).
Impaktsimulationen des Ernteertrages in den sächsischen Anbaugebieten wurden insbesondere für die Zeiträume 1991-2020 und
11
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
2021-2050 unter dem Emissionsszenario A1B durchgeführt. Auf
regionaler Ebene ist nur unter Annahme eines CO2-Düngeeffektes
zukünftig noch mit einer leichten Zunahme, im ertragsschwachen
Heidegebiet bereits mit einer Abnahme der mittleren Erträge zu
rechnen. Simulationen mit CCLM ergaben sehr positive Ertragsentwicklungen, die jedoch beim Vergleich mit Beobachtungen als
nicht realistisch eingeschätzt werden müssen und auf keinen Anpassungsbedarf schließen lassen. Die neuen Projektionen von
WETTREG2010 haben zu einer deutlichen Verschärfung negativer
Auswirkungen geführt, woraus zu schließen ist, dass Impaktstudien entsprechend dem Entwicklungsstand regionaler Klimaprojektionen immer wieder zu erneuern sind. Dies wird durch Modellund Datenbanksysteme wie das LandCaRe-DSS erheblich erleichtert und standardisiert.
Klimafolgenszenarien, Klimaindizes, Phänologie, Ernteertrag, Zusatzwasserbedarf
11:00 - 12:40 Uhr: Hydrologie
Was wissen wir über die Entwicklung der hydrologischen
Extreme in Deutschland?"
Axel Bronstert, Shaochun Huang
Universität Potsdam, Institut für Erd- und Umweltwissenschaften
In den letzten Jahrzehnten wurde eine Zunahme der Niederschläge
in einigen Regionen in Deutschland beobachtet, so dass nun auch
die potentielle Veränderung von Hochwasserereignissen im Mittelpunkt des Interesses steht. Der Vortrag berichtet über: a) die Analyse von Hochwasserereignissen in Deutschland für unterschiedliche Abflussregime und unter verschiedenen Klimaszenarien (das
hohe A2-, das moderate B1- und das mittlere A1B - Emissionszenario) und b.) die Untersuchung der Unsicherheit, die durch die
klimatischen Eingangsdaten und die regionalen Klimamodelle hervorgerufen werden. Die Daten von zwei dynamischen regionalen
Klimamodellen (RCMs), REMO (REgional Model) und CCLM
(Cosmo-Climate Local Model), sowie die von einem statistisch-empirischen RCM, Wettreg (Wetterlagenbasierte Regionalisierungsme-
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Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
thode) dienten als Eingangsdaten für das ökohydrologische Modell
SWIM. SWIM wurde zuvor für 15 Abflusspegel in Deutschland validiert. Für die meisten Pegel konnte in den Hochwasserabflüssen
(95% und den 99% Quantil) der mit SWIM simulierten Abflüsse mit gemessenen Klimadaten als Eingangsparameter - eine gute
Übereinstimmung mit den gemessenen Abflüssen für den Zeitraum
von 1961-2000 gezeigt werden (±10% Abweichung). Wenn für die
gleiche Periode die RCM-Daten als Randbedingung genutzt wurden,
wiesen die simulierten Abflüsse hingegen einen Bias auf.
Die Ergebnisse einer Extremwertanalyse mit der Generalized Extreme Value (GEV)-VErteilung mit dem statistisch-empirischen Modell als Randbedingung zeigen für die meisten Flüsse einen abnehmenden Trend in der Höhe der Hochwässer. Dieser Trend ist in
allen Emissionsszenarien zu sehen. Die Simulationen mit dynamischen Modellen als Klimarandbedingung zeigen in Abhängigkeit
von der Region, von dem Emissionsszenario und der Prognosezeiträume hingegen ganz unterschiedliche Änderungen der Hochwasserereignisse in Richtung und Stärke. Die Unsicherheit in der Prognose der hohen Abflüsse, insbesondere der Extremhochwasserereignisse, bleibt daher groß und ist in den Unterschieden der regionalen Kimamodelle, der Emissionsszenarien und der verschiedenen
Realisationen der RCM’s zu finden.
Zeitlich und räumlich hochaufgelöste Simulation des Wasserhaushalts im Aller-Leine-Oker-Einzugsgebiet auf Grundlage von Klimamodelldaten
Marlene Gelleszun, Kristian Förster, Günter Meon
Technische Universität Braunschweig, Leichtweiß-Institut für Wasserbau,
Abteilung Hydrologie, Wasserwirtschaft und Gewässerschutz
Zur Quantifizierung von möglichen Auswirkungen des globalen
Klimawandels auf den Wasserhaushalt des 14.730 km² großen
Aller-Leine-Oker-Einzugsgebiets bis zum Pegel Rethem wurde ein
flächendifferenziertes hydrologisches Modell erstellt. Dieses hydrologische Modell umfasst 4500 Teilflächen, 62.000 Hydrotope, 156
Pegelstationen, 6 Talsperren sowie zahlreiche weitere hydrologisch
relevante Bauwerke. Als Modellsystem wurde das Wasserhaushaltsmodell PANTA RHEI verwendet, welches von der Abteilung
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Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
Hydrologie, Wasserwirtschaft und Gewässerschutz des LeichtweißInstituts der TU Braunschweig in Kooperation mit dem Ingenieurbüro Hartung und Partner in Braunschweig entwickelt wurde.
Die Kalibrierung erfolgte mit den vom Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und Landwirtschaftlichen Wasserbau der Universität Hannover regionalisierten Klimadaten als Input sowie mit den
für zahlreiche Pegel vorliegenden gewässerkundlichen Zeitreihen
des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz als Vergleichsgrundlage.
Im Ergebnis konnte ein sehr detailliertes Modell zur Beschreibung
des Wasserhaushalts aufgebaut werden, dass auch für einen von
der Kalibrierung unabhängigen Zeitraum aussagekräftig validiert
werden konnte. Auf dieser Grundlage kann das Modell als geeignetes Werkzeug zur Auswertung von Klimaszenarien angesehen werden.
Es wurden Simulationen für das Emissionsszenario A1B auf Grundlage der regionalen Klimamodelle REMO (dynamisches Downscaling) mit jeweils zwei Läufen sowie WETTREG2006 (statistisches
Downscaling) mit jeweils 20 Realisationen für das Aller-LeineOker-Einzugsgebiet in PANTA RHEI durchgeführt und ausgewertet.
Ein Schwerpunkt umfasste dabei die Betrachtung der Saisonalität
der Wasserhaushaltskomponenten, da zahlreiche statistische Auswertungen von Zeitreihen aus Klimamodelldaten auf eine unterschiedliche Ausprägung von möglichen Klimaänderungen in verschiedenen Jahreszeiten hinweisen.
Im Ergebnis zeigte sich eine Zunahme des winterlichen Abflusses
insbesondere in den Monaten Januar und Februar. Der Übergang
zu den nachfolgenden Frühjahrsmonaten ist dabei durch einen
markanten Rückgang der Wasserführung gekennzeichnet, wobei
die Abflusshöhe des Winterhalbjahrs gegenüber dem Referenzzeitraum der Vergangenheit unabhängig davon zunimmt. Die Ergebnisse weisen damit auf eine insgesamt geringere Bedeutung saisonaler Schneedecken hin. Das Abflussregime geht damit – je nach
Lage des untersuchten Teilgebiets – stärker in ein pluviales Regime über.
Um mögliche Änderungen der Wasserführung im Sommer einschätzen zu können, wurden zudem Niedrigwasserstatistiken
durchgeführt. Die nach Pegeln und verschiedenen Zeiträumen dif-
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Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
ferenzierte Auswertung dieser Niederschlagsstatistiken weist auf
Basis des aktuellen konzeptionellen Modells auf keine Änderung
typischer Niedrigwasserkenngrößen hin.
Klimawandel, Wasserhaushalt, Saisonalität, Niedrigwasser, PANTA RHEI
Unsicherheiten im Änderungssignal von modellierten Extremabflüssen: Korrektur Klimamodelldaten vs. Kalibrierung
des Impactmodelles
Markus Wallner, Uwe Haberlandt, Hannes Müller, Jörg Dietrich,
Aslan Belli
Leibniz-Universität Hannover, Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und
landwirtschaftlichen Wasserbau
Für die Dimensionierung wasserwirtschaftlicher Anlagen wird der
Bemessungsabfluss an einem bestimmen Querschnitt des Flusslaufes benötigt. Dieser kann, unter der Annahme stationärer Bedingungen, mittels Extremwertstatistik aus beobachteten Zeitreihen
ermittelt werden. Es muss allerdings davon ausgegangen werden,
dass sich die Häufigkeiten und die Größen von Hochwässern, und
somit auch die Bemessungsabflüsse, in der Zukunft ändern werden. Hydrologische Modelle angetrieben mit Klimavariablen aus
regionalen Klimamodellen bieten eine Möglichkeit dies zu überprüfen. Allerdings ist diese Herangehensweise mit Unsicherheiten verbunden, welche sowohl aus den Klimaprojektionen, als auch aus
dem konzeptionellen Ansatz des hydrologischen Modells resultieren.
In einem ersten Schritt werden verschiedene Methoden (BiasKorrektur; Change-Methode) für die Korrektur der Daten aus regionalen Klimamodellen vorgestellt und deren Auswirkung auf das
Änderungssignal auf die Extremabflüsse verglichen. Desweiteren
wird eine Kalibrierungsstrategie präsentiert, welche es ermöglicht
das hydrologische Modell auf die Extremwertstatistik zu trainieren.
Als Referenz zu dieser Kalibrierungsstrategie dient die konventionelle Kalibrierung auf die Ganglinie. Der Unterschied auf das Änderungssignal der Extremabflüsse aus den zwei Kalibrierungsstrate-
15
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
gien in Kombination mit den verschiedenen Datensätzen (Rohdaten, korrigierte Daten) wird untersucht.
Erste Ergebnisse zeigen, dass bei kurzen Beobachtungszeitreihen
eine alleinige Kalibrierung auf die Ganglinie nicht zielführend ist.
Das Änderungssignal variiert sowohl für unterschiedliche Eingangsdaten, als auch für die unterschiedlichen Kalibrierungsstrategien. Als hydrologisch am plausibelsten hat sich die Kalibrierung
auf Abflussstatistiken in Kombination mit der Change-Methode
herausgestellt.
Hydrologische Modellierung, Extremwerte, Bias-Korrektur, Unsicherheiten
Auswirkung von möglichen Klimaänderungen auf die
Grundwasserneubildung in der Metropolregion Hamburg
Frank Herrmann1), Shaoning Chen1), Lena Heidt2),
Udo Müller2), Ralf Kunkel1) & Frank Wendland1)
1)
2)
Forschungszentrum Jülich, Institut für Bio- und Geowissenschaften –
IGB-3
Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, Hannover
In den ländlichen Gebieten der Metropolregion Hamburg findet
intensive Landwirtschaft statt. Vor allem im südlichen Teil, in der
Lüneburger Heide, muss jedoch für hohe Erträge in der landwirtschaftlichen Produktion eine intensive Feldberegnung durchgeführt
werden. Ursache dafür sind einerseits das relativ geringe Wasserspeichervermögen der Böden und andererseits die während der
Vegetationsperiode von der Nordseeküste ins Landesinnere hin
abnehmenden Niederschläge. Ein Großteil der für die Feldberegnung benötigten Wassermengen müssen aus den Grundwasserleitern der Region gefördert werden. Im Sinne einer am Prinzip der
Nachhaltigkeit orientierten Bewirtschaftungsstrategie der Grundwasserressourcen, sollten nur die Mengen Grundwasser entnommen werden (Grundwasserdargebot), die heute und zukünftig
durch die Prozesse im Landschaftswasserhaushalt auch wieder neu
gebildet werden können.
16
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
Vor diesem Hintergrund wurden im Rahmen des BMBF-Projektes
KLIMZUG-Nord die möglichen Auswirkungen von Klimaänderungen
auf das Grundwasserdargebot in der Metropolregion Hamburg regional differenziert ermittelt. Dies erfolgte basierend auf Simulationen mit dem Wasserhaushaltsmodell mGROWA (Herrmann et al.,
2013). Mit mGROWA können der zeitlich variable Wassergehalt in
den Böden, die auf Basis dieses Wassergehaltes und der klimatischen Bedingungen stattfindende Verdunstung, die Sickerwasserbewegung sowie auch die Grundwasserneubildung (und weitere
Abflusskomponenten mehr) in hoher räumlicher (z.B. 100 m Raster) und zeitlicher Auflösung (Tage) auf Landesebene für lange
Zeiträume (hydrologische Perioden >30 Jahre) auf Basis beobachteter oder projizierter Klimadaten simuliert werden.
Für die Metropolregion Hamburg werden zunächst die mGROWASimulationsergebnisse für die beobachtete hydrologische Periode
von 1971-2000 präsentiert und die Evaluierung der Ergebnisse
anhand beobachteter Abflussganglinien diskutiert. Anschließend
werden möglich erscheinende zukünftige Änderungen der Grundwasserneubildung gegenüber der Referenzperiode dargestellt. Diese Darstellung basiert auf mehreren Simulationen, bei denen
mGROWA mit den Ergebnissen verschiedener regionaler Klimaprojektionen (WETTREG, REMO) angetrieben wurde.
Referenzen:
Herrmann F., Chen S., Heidt L., Elbracht J., Engel N., Kunkel R., Müller U.,
Röhm H., Vereecken, H. und Wendland F. (2013): Zeitlich und räumlich
hochaufgelöste flächendifferenzierte Simulation des Landschaftswasserhaushalts in Niedersachsen mit dem Model mGROWA. (akzeptierte Publikation in Hydrologie und Wasserbewirtschaftung, voraussichtlich Heft 5, Oktober 2013, 57. Jahrgang)
Wasserhaushalt, Grundwasserneubildung, Klimawandel
Quantifizierung der Reaktion des Grundwassersystems auf
veränderte hydraulische und hydrologische Randbedingungen als Folge der Klimaänderung
Maria Herold, M. Alhaqurahman Isa, Nicholas T. Ryan, Thomas
Ptak-Fix
17
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
Universität Göttingen, Fakultät für Geowissenschaften und Geographie,
Abt. Angewandte Geologie
Der Fokus der Forschungsarbeiten liegt auf der Quantifizierung der
Reaktion des Oberflächen-Grundwassersystems auf veränderte
hydraulische und hydrologische Randbedingungen mit einer erwartbaren stärkeren Dynamik und einer größeren Bandbreite als
Folge der Klimaänderung.
Das eingesetzte gekoppelte Oberflächen-Grundwassermodell wurde für dreidimensionale, standortbezogene, prozessorientierte
numerische Simulationen und Parameterstudien auf unterschiedlichen Skalen bis zur Größe der Modellregion eingesetzt, um (i) die
Reaktion des Systems Grundwasserleiter – Vorfluter auf veränderte hydraulische und hydrologische Randbedingungen für die IstSituation zu charakterisieren, (ii) die die Grundwasserdynamik
steuernden Parameter und Größen zu identifizieren, und (iii) um
den Einfluss zukünftiger Klimaänderungen auf das System abzuschätzen.
Neben einem Grundwassermodell des Gesamteinzugsgebietes Aller-Leine-Oker, werden spezifische Parameterstudien unter Verwendung von 2 kleineren Untereinzugsgebietsmodellen (Einzugsgebiet Böhme) durchgeführt.
Die zwei kleineren Modelle wurden eingesetzt, um den Einfluss von
Landnutzungsänderungen auf die Grundwasserneubildung, die
Pufferkapazität des Hanges und die Änderung der überschwemmten Fläche während eines Starkregenereignisses zu untersuchen.
Des Weiteren wurde die Sensitivität der Grundwasserneubildung
auf Änderungen des Niederschlags und der potentiellen Evapotranspiration untersucht. Schlussendlich wurden alle Modelle eingesetzt, um Änderungen im Abfluss, bei der Grundwasserneubildung und beim Basisabfluss unter den Bedingungen des IPCC Szenarios A1B zu analysieren. Die Ergebnisse zeigen mögliche Effekte
der Klimaänderung auf Komponenten des Wasserhaushalts, wobei
sich die Unsicherheit des Klimamodells in den Strömungsmodellen
fortsetzt.
Oberflächen-Grundwassersystem, Parameterstudien, Grundwasserneubildung, Basisabfluss, Pufferkapazität
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Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
14:00 - 15:20 Uhr:
Zu Bodenhydrologie und Kohlenstoffhaushalt
Ackerböden im Klimawandel
sandiger
Karin Schmelmer, Brigitte Urban
Leuphana Universität Lüneburg, Institut für Ökologie
Für die Bodenfruchtbarkeit der sandigen Ackerböden NordostNiedersachsens ist der Humusgehalt von besonderer Bedeutung.
Die Klimaerwärmung und eine veränderte Niederschlagsverteilung
lassen einen steigenden Abbau organischer Bodensubstanz und
zunehmende Bodentrockenheit erwarten. In KLIMZUG-NORD
(www.klimzug-nord.de) wird anhand von Computersimulationen
die Entwicklung des Bodenwasserhaushaltes eines Versuchsstandortes unter dem IPCC-Szenario A1B abgeschätzt. Der Einfluss von
Bodeneigenschaften und Bewirtschaftung auf die projizierte Entwicklung der Humusgehalte ist darüber hinaus die Basis für die
Ableitung von Anpassungsmaßnahmen.
Die Interpretation von Simulationsergebnissen erfordert die Berücksichtigung von Unsicherheiten bezüglich aller Bodendaten,
Wetterdaten, Bewirtschaftungsdaten sowie der Modellalgorithmen
selbst (Schmidt et al., 2008). Daher werden Bandbreiten für die
mögliche Entwicklung bodenhydrologischer Kennwerte und der
Humusgehalte berechnet. Die Simulationen erfolgen mit dem Agrarökosystemmodell CANDY (Franko et al., 1995), das mit Klimaprojektionsdaten aus dem Regionalmodell REMO gespeist wird;
REMO ist von dem Globalmodell ECHAM5-MPIOM angetrieben. Für
den Zeitraum 1980-2010 werden DWD-Wetterdaten mit REMODaten verglichen und die entsprechenden CANDY-Simulationsergebnisse diskutiert.
Der Bodenwassergehalt liegt aktuell an durchschnittlich ca. 70
Tagen im Jahr unter 40% der nutzbaren Feldkapazität (nFK). Die
für die untersuchten Böden ermittelte Bandbreite verdeutlicht den
Einfluss der Korngrößenverteilung auf das Ausmaß von Trockenstress. Für die 2020er Jahre wird eine Zunahme von durchschnittlich 11%, für die 2030er Jahre von rund 14% berechnet. In der
zweiten Hälfte des Jahrhunderts nimmt die Bodentrockenheit stärker zu, wobei der Mai sowie der Spätsommer und Herbst besonders betroffen sind. Die Simulation mit den REMO-Wetterdaten
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Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
ergibt eine um 4-14% höhere mittlere Anzahl an Tagen mit nFK
unter 40% im Vergleich zu den Simulationen mit den Messdaten.
Ursachen sind die von REMO für alle Monate ermittelte höhere
Anzahl an Regentagen, also eine projizierte geringere Niederschlagsintensität im Vergleich zu den Messwerten, sowie eine abweichende saisonale Niederschlagsverteilung.
Sensitivitätsanalysen mit CANDY verdeutlichen den Einfluss der
Temperatur als entscheidender Klimakenngröße auf die Entwicklung der Humusgehalte. Der Tongehalt des Bodens hat einen etwa
gleich großen, jedoch umgekehrten Einfluss.
Die Erhöhung der Jahresmitteltemperatur um 2°C führt nach den
Simulationsergebnissen zur Absenkung der Gehalte an organischem Kohlenstoff um etwa 1,3 Tonnen pro Hektar. Die Umstellung auf Energiefruchtfolgen wird einen zusätzlichen, stärkeren
Rückgang bewirken. Durch Anpassungsmaßnahmen werden also
die erhöhte Mineralisierung organischer Substanz als Folge der
Klimaerwärmung und vielfach auch die bewirtschaftungsbedingte
Humuszehrung auszugleichen sein.
Literatur:
Franko, U., Oelschlägel, B., Schenk, S. (1995): Simulation of temperature-,
water- and nitrogen dynamics using the model CANDY. Ecological modelling 81, 213 222. Schmidt, T.G., Franko, U., Meissner, R. (2008): Uncertainties in large-scale analysis of agricultural land use - A case study for
simulation of nitrate leaching. Ecological modelling 217, 174 -180.
Unsicherheiten, Klimaprojektionen, Bodenwasserhaushalt, Humusdynamik,
Modellierung
Unsicherheiten in der Artverbreitungsmodellierung von
Ackerunkräutern unter den Bedingungen des Klimawandels
Jana Bürger1), Barbara Edler2), Bärbel Gerowitt1),
Horst-Henning Steinmann2)
1)
2)
Universität Rostock, Professur für Phytomedizin
Georg-August-Universität Göttingen, Zentrum für Biodiversität und
nachhaltige Landnutzung (CBL)
Ein Forschungsthema im Bereich der Pflanzenproduktion ist es abzuschätzen, wie sich der Klimawandel auf das Auftreten von
20
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
Ackerunkräutern auswirken wird. Dabei geht es einerseits um deren Verbreitung in verschiedenen Regionen, aber auch um die Einschätzung, ob bestimmte Arten Probleme in der Bekämpfung verursachen werden.
Im Vortrag werden Ergebnisse der Verbreitungsmodellierung verschiedener Maisunkräuter unter Verwendung von projizierten
Klimadaten des REMO-Modells vorgestellt. Die Auswahl der Arten
orientierte sich einerseits an der Auswahl von vorangegangenen
experimentellen Arbeiten in KLIFF (Edler et al. 2012), andererseits
an der Experteneinschätzung einer europaweiten Studie über wichtige Unkräuter in wärmeren Regionen (Meissle et al. 2010). Die
Modellierung erfolgte mit Maxent (Phillips et al. 2006, Elith et al.
2011) auf der Basis von Vegetationsaufnahmen, hochaufgelösten
Klima-, Boden- und Landnutzungsdaten, sowie den REMOProjektionen.
Der Vortrag beschäftigt sich insbesondere mit den verschiedenen
Quellen von Unsicherheit in der Modellierung und deren Auswirkung auf die projizierte Artenverbreitung, darunter der Unsicherheit in den Klimadaten, in den anderen Eingangsdaten und in der
Methode.
Referenzen:
Edler et al.(2012) : Julius-Kühn-Archiv 438, 134-135.
Elith, J. et al. (2011). Diversity and Distributions 17: 43-57.
Phillips,S.
et
al.
(2006):
Ecological
Modelling 190: 231-259.
Meissle et al. (2010): Journal of Applied Entomology 134: 357–375.
Unsicherheit, Unkraut, Klimawandel
Regionale Projektionen für Deutschland zu Erträgen von
Silomais und Winterweizen bei Klimawandel
Andrea Lüttger, Pia Gottschalk, Frank Wechsung
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Die Produktivität landwirtschaftlicher Erzeugnisse wird von den
Temperatur- und Wasserverhältnissen, sowie dem Boden bestimmt. Zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturen in
Deutschland zählen Winterweizen und Mais. In der Vergangenheit
schwankten die Erträge dieser beiden Kulturen in einem Bereich
21
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
von plus minus 20 Prozent mit einzelnen Ausreißern in Jahren mit
ungewöhnlicher Witterung. Generell fallen die Schwankungen bei
der Sommerkultur Mais deutlicher als bei der Winterkultur Weizen
aus. Die Ertragsschwankungen sind im Osten Deutschlands, in
mehr kontinental geprägten Regionen wie beispielsweise dem Einzugsgebiet der Elbe ausgeprägter als im Westen, hier beispielsweise im Einzugsgebiet des Rheins. Analog zu den Schwankungsbreiten differieren die Ertragsniveaus zwischen Ost und West. Das
höhere Ertragsniveau und die größere Ertragsstabilität im Westen
gegenüber dem Osten lassen sich gut auf die generell bessere
Wasserversorgung im Westen zurückführen. Mit durchschnittlich
200 mm mehr an Niederschlag und vergleichbarem Verdunstungsanspruch ist die Wasserbilanz in den stärker atlantisch beeinflussten Regionen deutlich günstiger. Bei einer Erwärmung des Klimas
kann tendenziell damit gerechnet werden, dass sich der Verdunstungsanspruch der Kulturpflanzen erhöht. Bei gleichbleibenden
Niederschlägen verschlechtert sich damit die klimatische Wasserbilanz – die Differenz zwischen Verdunstungsanspruch und Niederschlägen. Für Deutschland wäre demnach zu vermuten, dass die
Ertragsaussichten für Mais von einer Erwärmung stärker negativ
beeinträchtigt wären als jene für Winterweizen. Ebenfalls könnte
angenommen werden, dass der Gradient im Ertragsniveau und der
Ertragsstabilität zwischen den mehr atlantisch, bzw. kontinental
beeinflussten Regionen Deutschlands zunehmen wird. Mithilfe des
statistischen Ertragsmodells IRMA wurde eine quantitative Abschätzung von Witterungseffekten auf Erträge vorgenommen. Für
jeden Landkreis in Deutschland wurde ein eigenes Ertragsmodell
geschätzt und die Klimawirkung auf den Ertrag für konkrete Szenarien des Klimawandels simuliert. Parallel dazu wurden die Erträge von Winterweizen und Silomais mit einem dynamischen Modell,
dem ökohydrologischen Modell SWIM, simuliert. Die zu erwartende
Wirkung des Klimas auf die Erträge von Winterweizen und Silomais
ohne den Effekt einer erhöhten CO2-Konzentration werden für die
nächsten Jahrzehnte als Dekadenmittel dargestellt. Hierbei liegt
der Focus auf den zukünftig zu erwartenden Ertragsaussichten.
Der Modellvergleich ermöglicht Aussagen über die Unsicherheit der
potentiellen Ertragsentwicklung.
Die Ergebnisse der Ertragssimulationen mit dem statistischen Modell sind in dem Portal http://www.klimafolgen online.com einsehbar.
Klimawandel, Ertrag, Winterweizen, Silomais, regional, Deutschland
22
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
Vergleich der Auswirkungen des Klimawandels und von sozio-ökonomischen Entwicklungen auf ein regionales Energiesystem
Stefan Gößling-Reisemann, Sönke Stührmann,
Jakob Wachsmuth
Universität Bremen, artec – Forschungszentrum Nachhaltigkeit
Im Rahmen des Forschungsprojekts nordwest2050 wurde eine
Vulnerabilitätsanalyse des regionalen Energiesystems in der Metropolregion Bremen-Oldenburg durchgeführt. Dabei wurden nicht
nur die Auswirkungen des Klimawandels, sondern auch von sozioökonomischen Entwicklungen im Kontext der Energiewende berücksichtigt. Die Analyse hat gezeigt, dass einerseits die sozioökonomischen Einflüsse fast überall dominierend sind, der Klimawandel andererseits in bestimmten Situationen als verstärkender
Effekt relevant sein kann (Gößling-Reisemann et al).
In unserem Beitrag werden wir dies an zwei verwendeten ImpactModellen demonstrieren:
•
Die Auswertung eines sozio-technischen Modells des Heizwärmebedarfs hat ergeben, dass der Klimawandel im Fall einer zügigen und hochwertigen Sanierung des Gebäudebestands, wie im
nationalen Energiekonzept vorgesehen, eine untergeordnete Rolle
für den Heizwärmebedarf spielt. Sollten jedoch die Ziele bei Sanierungsraten oder den individuellen Einsparungen verfehlt werden,
kann der Klimawandel zu relevanten Einsparungen führen (Litfin
2012).
•
Die Simulation eines regionalen Verteilnetzes hat gezeigt, dass
die Klimafolgen allein die Stabilität des Netzes nicht bedrohen,
aber in Kombination mit einem starken Anstieg der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien oder einer deutlichen Änderung
des Bedarfs kann es zu einem erheblichen Anstieg der Spannungsbandabweichungen kommen. Allerdings ist die Sensitivität gegenüber den Klimasignalen deutlich geringer als gegenüber den Ausbau- bzw. Änderungsraten (Wolter und Weidner 2012).
Im Kontext dieser Ergebnisse liegt es nahe, nicht den Einfluss
festgelegter Klimaszenarien auf ein System zu untersuchen, sondern die Klimarobustheit oder allgemeiner die Resilienz bestimmter
Systemkonfigurationen. In diesem Fall stellt sich dann die Frage,
ob es nicht weniger wichtig ist, die genaue Ausprägung des regio-
23
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
nalen Klimawandels und die damit verbundenen Konsequenzen zu
untersuchen als die Sensitivität sozio-ökonomischer Entwicklungen
und Maßnahmen gegenüber unterschiedlichsten Klimaänderungen.
Dies ist um so mehr der Fall, als sich in der jüngeren Vergangenheit die Hinweise häufen, dass der Klimawandel regional gesehen
zu in den Klimamodellen bisher nicht abgebildeten Wetterphänomenen mit deutlich geänderten Klimasignalen führen kann, wie
z.B. den länger anhaltenden Transport arktischer Kaltluft nach
Mitteleuropa in den letzten Wintern (vgl. Liu et al 2012).
Literatur:
Gößling-Reisemann S, Wachsmuth J, Stührmann S, von Gleich A: Climate
change and structural vulnerability of a metropolitan energy supply system
– the case of Bremen- Oldenburg in Northwest Germany. Akzeptiert zur
Veröffentlichung in Journal of Industrial Ecololgy
Litfin, A (2012): Modellierung des Heizwärmebedarfs privater Haushalte in
der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten im Kontext des
Klimawandels. Diplomarbeit, betreut am Fachgebiet Technikgestaltung und
Technologieentwicklung, Fachbereich Produktionstechnik, Universität Bremen.
Liu JP, Curry JA, Wang HJ, Song MR, Horton RM (2012): Impact of declining Arctic sea ice on winter snowfall. Proceedings of the National Academy
of Sciences of the United States of America 109 (11):4074-4079.
doi:10.1073/pnas.1114910109.
Wolter M, Weidner J (2012): Modellierung der Vulnerabilität des Energiesektors in der Region gegenüber Auswirkungen des Klimawandels. Abschlussbericht für nordwest2050, Universität Hannover.
Vulnerabilitätsanalyse, Energiesystem, Sensitivität, Resilienz
24
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
POSTER
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Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasser- und
Stoffhaushalt von mesoskaligen Einzugsgebieten in verschiedenen Naturräumen Niedersachsens
Jörg Dietrich, Florian Krause, Nadine Maier,
Sven van der Heijden
Leibniz Universität Hannover, Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und
landwirtschaftlichen Wasserbau
Naturräume werden durch Relief, Böden, geologischen Untergrund,
Lebewesen (v.a. Vegetation) sowie Klima und Wasserhaushalt
charakterisiert. Betrachtungsgebiete des Wasserhaushaltes sind
Flusseinzugsgebiete, an deren Auslass Abflüsse und Stoffausträge
beobachtet und bilanziert werden können.
Die landwirtschaftliche Nutzung, insbesondere die Wahl von Feldfrüchten und Fruchtfolgen, hängt neben wirtschaftlichen und agrarpolitischen Faktoren stark vom Naturraum ab. Erhebungen erfolgen entsprechend der Agrarstatistik auf der Ebene von Gemeinden. Für die Überlagerung dieser Informationen wurden im Rahmen des KLIFF-Projektes „Wasser- und Stoffhaushalt“ im Forschungsthema „Binnengewässer“ zunächst ein Geoverarbeitungsmodell und ein Optimierungsalgorithmus zur Verteilung von naturraumtypischen Fruchtfolgen im Flusseinzugsgebiet entwickelt und
auf einen Zeitraum von 30 Jahren angewendet. Danach wurden
ökohydrologische Modelle für mehrere jeweils 100 bis 1000 km²
große Teileinzugsgebiete aufgestellt, welche überwiegend in einem
Naturraum liegen. Es erfolgte eine Prozessbasierte Simulation des
Wasser- und Stoffhaushaltes für die Vergangenheit und die Zukunft mit dem Modell SWAT unter Verwendung von Beobachtungsdaten und REMO-Klimaprojektionen für das 21. Jahrhundert.
Erste Modellergebnisse der zum Zeitpunkt der Konferenz noch
nicht abgeschlossenen Arbeiten zeigen einen großen Einfluss der
Temperatur auf den Nährstoffhaushalt und damit auch auf die Gewässergüte. Bei Änderung des Klimas ist mit Rückkopplungen der
Landwirtschaft zu rechnen, welche sich anpassen dürfte. Aufgrund
des zusätzlichen und nicht vorhersagbaren Einflusses der Agrarpolitik haben Projektionen der zukünftigen Änderung des Stoffhaushaltes eine noch größere Unsicherheit als die Klimaprojektionen, so
dass hier mit Szenarien gearbeitet wird. Die Kombination eines
Ensembles von Klimaprojektionen mit mehreren Landnutzungsszenarien führt zu einer großen Menge an nötigen Simulationen zur
26
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
Einrahmung des Unsicherheitsbereiches. Daher wurde für eine
entscheidungsorientierte schnelle Simulation von Stoffausträgen
ein Fuzzy-Ersatzmodell entwickelt, welches für den Beobachtungszeitraum erfolgreich angewendet und validiert wurde. Während
dieses für die Erfolgsprognose von großräumigen Bewirtschaftungsmaßnahmen effizient und robust angewendet werden kann,
sind weitere Untersuchungen zur robusten Anwendung datenbasierter Modelle unter geändertem Klima erforderlich.
Wasserhaushalt, Stoffhaushalt, Landwirtschaft, Naturraum, Fruchtfolgen,
Temperatur, Ersatzmodell
Statistisches Downscaling des Niederschlages bedingt an
Großwetterlagen – eine Überprüfung der Annahmen
Uwe Haberlandt1), Aslan Belli1), András Bárdossy2)
1)
2)
Leibniz Universität Hannover, Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie
und landwirtschaftlichen Wasserbau
Universität Stuttgart, Institut für Wasser- und Umweltsystemmodellierung
Für die Untersuchung von Klimaeinflüssen auf das Hochwassergeschehen werden lange Zeitreihen des Niederschlages in hoher
räumlicher und zeitlicher Auflösung benötigt. Eine Möglichkeit solche Daten zu erhalten, ist das statistische Downscaling des Niederschlages aus einem globalen Klimamodell (GCM) mit Hilfe eines
stochastischen Niederschlagsmodells dessen Parameter an Großwetterlagen (GWL) bedingt sind. Dies erfordert: (1) das Vorhandensein einer engen Beziehung zwischen GWL und Niederschlag,
(2) die ausreichende Reproduktion der GWLs durch das GCM, (3)
die adäquate Simulation des Niederschlages durch das Niederschlagsmodell und (4) die Stationarität der Beziehungen zwischen
Niederschlag und GWLs. Ist Letzteres nicht gewährleistet, muss
eine Methode gefunden werden, die die Instationarität dieser Beziehungen berücksichtigt. Das Hauptziel dieses Beitrages ist die
sorgfältige Überprüfung und Diskussion dieser Hypothesen anhand
von Daten für das 15000 km2 große Aller-Leine-Einzugsgebiet in
Niedersachsen. Die Ergebnisse zeigen, dass es möglich ist GWLs so
zu definieren, dass sie signifikante Unterschiede im Niederschlags-
27
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
verhalten aufweisen. Außerdem konnte gezeigt werden, dass das
verwendete GCM eine gute Reproduktion der GWLs und das Niederschlagsmodell eine gute Simulation der Beobachtungsdaten
gestatten. Allerdings hat sich auch gezeigt, dass die Änderungen in
den Häufigkeiten der GWLs die Änderungen im Niederschlagsgeschehen zwischen Vergangenheit und Zukunft nicht erklären können. Dies resultiert wahrscheinlich aus instationären Zusammenhängen zwischen Niederschlag und Großwetterlagen und muss im
statistischen Downscaling durch eine Neuschätzung der Parameter
des Niederschlagsmodells berücksichtigt werden. Dafür wurden
hier mit Hilfe eines Delta-Change Ansatzes die Beobachtungen auf
Basis von Änderungssignalen eines regionalen Klimamodells modifiziert und dann für die Neuschätzung der Parameter des Niederschlagsmodells verwendet.
Downscaling, Niederschlagsmodell, Großwetterlagen
Ein landnutzungssensitives Bodenmodell für die meso- und
makroskalige Wasserhaushaltsmodellierung
Phillip Kreye, Malene Gelleszun, Günter Meon
Technische Universität Braunschweig, Leichtweiß-Institut für Wasserbau,
Abteilung Hydrologie, Wasserwirtschaft und Gewässerschutz
Das umfangreiche Spektrum der hydrologischen Prozesse fordert
zunehmend Interdisziplinarität für eine Verbesserung der Wasserhaushaltssimulation.
Es wurde das für die Meso- bis Makroskala geeignete, physikalischbasierte Bodenwasserspeichermodell DYVESOM (Dynamic Vegetation Soil Model) entwickelt und als Komponente in das Wasserhaushaltsmodell Panta Rhei integriert und getestet. Das hydrologische Modellsystem Panta Rhei wurde von der Abteilung Hydrologie,
Wasserwirtschaft und Gewässerschutz des Leichtweiß-Instituts der
TU Braunschweig in Kooperation mit dem Ingenieurbüro Hartung
und Partner in Braunschweig entwickelt.
Der vertikale Wasseraustausch des Bodenwasserspeichermodells
DYVESOM in der ungesättigten Zone mit den Prozessen Infiltration,
Perkolation und kapillarem Aufstieg wurde u.a. durch die Verwendung der matrixpotentialabhängigen Darcy-Buckingham Beziehung
28
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
realisiert. Es wurden drei Speicher verwendet, deren Retentionsbeziehungen nach van Genuchten parametrisiert wurden. Abhängig
von der Landnutzung ist die Durchwurzelungstiefe als Grenze zwischen mittlerem und unterem Bodenspeicher definiert. Das Wurzelwachstum, interpretiert als Zu- bzw. Abnahme der Wurzeldichte, wird aus einer abgeleiteten Größe des GSI (Growing Season
Index) realisiert. Der GSI ermöglicht eine Simulation der Vegetationsphasen in Abhängigkeit meteorologischer Größen. Die Modifikation der Wurzeldichte über die Zeit führt im Modell zu einer Dynamisierung der Speichergrenze zwischen erstem und mittlerem Bodenspeicher.
Der untere Bodenspeicher wird von Transpirationsprozessen nicht
direkt beeinflusst, dadurch lässt sich die den Speicher verlassende
Sickerwassermenge als Grundwasserneubildung interpretieren.
Erste Ergebnisse zeigen, dass der simulierte Wassergehalt des
untersten Speichers mit gemessenen Grundwasserpegelständen
sehr gut korreliert (R>0.9, Modelleffizienz>0.8). Dies plausibilisiert
die im Modell abgebildete Interaktion von Oberflächen-, Bodenund Grundwasser.
In der praktischen Anwendung liefert DYVESOM sehr gute Ergebnisse. Vergleiche mit einem bewährten konzeptionellen Bodenspeicher-Ansatz, der sowohl in der Hochwasservorhersage als auch in
der Klimafolgenforschung in Niedersachsen erfolgreich eingesetzt
wird, zeigen, dass die Resultate mit DYVESOM ähnliche bis höhere
Modellgüten für unterschiedliche Pegeleinzugsgebiete erzielen. Die
langjährigen Monatsmittelwerte der Wasserhaushaltskomponenten
können verbessert wiedergegeben werden. Durch die Rückkopplung mit der Vegetation über die Landnutzung und dem GSI sind
somit auch aussagekräftige Wasserhaushaltsimulationen für Klimaszenarien möglich.
Panta Rhei in Kombination mit DYVESOM wurde erfolgreich im
Forschungsverbund KLIFF in den Forschungsthemen Küste (FT 7)
und Binnengewässer (FT 6) angewendet.
Bodenmodell, Vegetationsmodell, Landnutzungsimpaktmodellierung, Wurzelwachstumsmodellierung, Wasserhaushaltsmodellierung
29
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
Hydrodynamische Simulation der Wassertemperatur niedersächsischer Fließgewässer unter Berücksichtigung einer
variablen Beschattung durch Ufergehölze
Karoline Stein, Günter Meon
Technische Universität Braunschweig, Leichtweiß-Institut für Wasserbau,
Abteilung Hydrologie, Wasserwirtschaft und Gewässerschutz
Die Wassertemperatur beeinflusst viele physikalische Eigenschaften des Wassers und ist eine wichtige Steuergröße aller biochemischen Prozesse. Sie hat somit auch Einfluss auf den Sauerstoffund Nährstoffhaushalt sowie die Wachstumsraten von Phytoplankton, Bakterien und Makrophyten im Fließgewässer. Bei der Simulation der Wassertemperatur kann die zeitliche Variabilität meteorologischer Größen berücksichtigt werden, da Messdaten in der Regel
in hoher zeitlicher Auflösung zur Verfügung stehen und als Randbedingung in die Modelle eingehen. Dagegen wird die Beschattung
durch Ufervegetation meist nur als konstanter Modellparameter
berücksichtigt. Ufervegetation wird in Norddeutschland vor allem
durch Laubgehölze dominiert, wodurch von einer im Jahresgang
variablen Beschattung der Fließgewässer auszugehen ist.
Es wurden hydrodynamische Simulationen der Wassertemperatur
an einer 36 km langen Teilstrecke der Böhme durchgeführt, um
mögliche Maßnahmen gegen eine Erwärmung der Fließgewässer
abzuleiten. Das eingesetzte Gewässergütemodell EPDRIV1 (Martin
und Wool 2002) verwendet einen deterministischen EnergiebilanzAnsatz zur Simulation der Wassertemperatur in Abhängigkeit von
Strahlung, Lufttemperatur und Temperatur aller Zuflüsse. Um eine
belastbare Szenariensimulation zu ermöglichen, wurde die Ufergehölzvegetation der untersuchten Teilstrecke detailliert kartiert und
die Vegetationsperioden im Untersuchungsgebiet aus Phänologiedaten des Deutschen Wetterdienstes ermittelt. Die Berechnung des
Modellparameters für die Gewässerbeschattung erfolgte in Abhängigkeit der Vegetationsperiode. Dafür wurde auf die Methodik nach
Li et al. (2012) zurückgegriffen, die Gewässereigenschaften (Breite, Ausrichtung, Uferneigung), Vegetationsparameter (Höhe, Überhang, Belaubungsdichte) und den Sonnenstand (geographische
Breite, Tageszeit, Jahreszeit) in beliebiger zeitlicher Auflösung
berücksichtigt. So konnte eine Nachbildung beobachteter Wassertemperaturen mit einer hohen Modelleffizienz von 0,91 erreicht
werden.
30
Thema 1: Regionale Klimaprojektionen und Impaktmodellierungen:
Möglichkeiten und Grenzen
Sensitivitätsstudien haben ergeben, dass die Beschattung kleiner
und mittlerer Fließgewässer die sommerlichen Tagesmitteltemperaturen, vor allem aber die ökologisch relevanten Tagesmaximumtemperaturen außerordentlich stark beeinflusst. Der Einfluss der
Beschattung auf die Wassertemperatur scheint größer zu sein, als
die durch Klimawandel zu erwartende Wassererwärmung. Dadurch
könnte ein Ausbau der Ufergehölzvegetation eine interessante
Maßnahme zur Verringerung der Erwärmung von Fließgewässern
darstellen. Die zusätzliche Verringerung des Strahlungseinfalls
wirkt sich positiv auf das Makrophyten- und Algenwachstum aus.
Zudem verbessert der Ausbau der Ufergehölzvegetation die Vernetzung aquatischer und terrestrischer Lebensräume und unterstützt eine naturnahe Fließgewässerentwicklung. Zielsetzung für
folgende Langzeitsimulationen der Wassertemperatur ist die Abbildung dynamischer, von den meteorologischen Bedingungen gesteuerter Vegetationsperioden.
Referenzen:
Li, G.; Jackson, C. R.; Kraseski, K. A. (2012): Modeled riparian stream
shading: Agreement with field measurements and sensitivity to riparian
conditions. J. Hydrol 428-429, pp. 142–151.
Martin, J. L., Wool, T. (2002): A Dynamic One-Dimensional Model of Hydrodynamics and Water Quality - EPD-RIV1. User’s Manual. United States
Environmental Protection Agency, Ecosystem Research Division, Athens,
Georgia
Wassertemperatur, Beschattung, Ufervegetation, hydrodynamische Simulation
31
Thema 2:
Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
Leitung:
Oleg Panferov
Claus Döring
32
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
9:00 -10:30 Uhr: Wald
Hauptvortrag: Entwicklung von Extremwetterereignissen in
Deutschland – Beobachtung und Projektion
Thomas Deutschländer
Deutscher Wetterdienst Offenbach
In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz
und Katastrophenhilfe, dem Technischen Hilfswerk sowie dem
Umweltbundesamt hat der Deutsche Wetterdienst ein Ensemble
von insgesamt vier regionalen Klimaprojektionen für Deutschland
bezüglich der zukünftigen Entwicklung von Wetterextremen untersucht. Darüber hinaus überwacht der DWD die Klimaentwicklung
operationell und wertet das Extremverhalten ausgewählter Parameter auch für die Vergangenheit standardmäßig aus. Im Vordergrund stehen hier die Größen Temperatur und Niederschlag, im
Hinblick auf das erhebliche Schadenspotential wird aber auch die
Windgeschwindigkeit betrachtet. Ein wesentlicher Faktor der Analysen ist dabei stets die grundsätzliche Definition von Extremen.
Als Alternativen stellen sich hierbei die Festlegung auf Basis des
Impakts der einzelnen Ereignisse oder die Berücksichtigung der
vollständigen Häufigkeitsverteilung des jeweiligen meteorologischen Parameters. Das bedeutet, es gilt zu entscheiden, ob die als
extrem zu bewertenden Schwellenwerte schlicht vorgegeben oder
aber aus den vorliegenden Daten selbst bestimmt werden.
Die Auswertung des rezenten Klimas zeigt insbesondere für die
Zahl der Heißen Tage mit einer Tageshöchsttemperatur von mindestens 30°C für fast alle Regionen Deutschlands einen deutlichen
Trend. Besonders auffällig ist dabei die Zunahme in einigen Regionen im Nordosten sowie im Südwesten, wo sich die Zahl solcher
Tage teilweise mehr als verdoppelt hat. Ähnliches gilt auch für das
Flächenmittel Deutschlands, das seit 1951 von etwa 3 auf 8 Tage
pro Jahr angestiegen ist. Im Gegensatz dazu lassen sich für einige
ausgewählte Niederschlagsschwellen im Deutschlandmittel meist
nur sehr geringfügige Trends erkennen. Dabei sind regional zwar
einige Änderungen auszumachen, auf Grund der hohen zeitlichen
und bei diesem Parameter auch räumlichen Variabilität sind diese
aber kaum robust. Das 98. Perzentil der geostrophischen Windgeschwindigkeit als Proxygröße für die Zahl der Stürme zeigt ebenfalls keinen klaren Trend. Für diese Kenngröße sind lediglich einige
33
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
periodische Schwankungen zu erkennen, welche sich auch im zeitlichen Verlauf der mittleren Windgeschwindigkeit wiederfinden.
Zur Abschätzung zukünftig zu erwartender Änderungen wurden
ausschließlich Perzentile zur Definition von Extremereignissen verwendet. Mittels der so genannten Kerndichteschätzung wurde dann
die zeitliche Entwicklung der Überschreitungswahrscheinlichkeit
dieser Schwellen als kontinuierliche Funktion innerhalb des gesamten Projektionszeitraums bestimmt. Zusätzlich wurden die Änderungen ausgewählter Jährlichkeiten und Wiederkehrwerte durch
die nicht-stationäre Anpassung der Verteilungsparameter der GPD
berechnet. Im Ergebnis zeigt sich, dass für alle 3 betrachteten
Größen eine Zunahme der Häufigkeit von Extremereignissen zu
erwarten ist. Die stärksten Änderungen ergeben sich dabei für die
Temperatur, für deren 99. Perzentil sich z.B. mindestens eine Verfünffachung der Überschreitungswahrscheinlichkeit bis zum Ende
des 21. Jahrhunderts ergibt. Die Spanne der Modellergebnisse
reicht dabei aber sogar bis zu einer Verzwanzigfachung. Für Niederschlag und Windgeschwindigkeit liegen die Werte dagegen zumeist nicht über 200%, d.h. es ist maximal mit einer Verdoppelung der Häufigkeiten zu rechnen. Vielleicht die wichtigste Erkenntnis aus dem gesamten Forschungsprojekt ist aber die Tatsache, dass die Zunahme der Häufigkeiten für alle Parameter je größer ist, desto seltener, d.h. extremer das Ereignis prinzipiell ist.
Indikatoren für kombinierte zukünftige biotische und abiotische Wald-Risikofaktoren im Klimawandel
Jelka Braden, Oleg Panferov
Georg-August Universität Göttingen, Fakultät für Forstwissenschaften und
Waldökologie, Abt. Bioklimatologie
Die existierenden Klimaprojektionen deuten auf eine erhöhte Häufigkeit von Wetterextremen im 21. Jahrhundert hin. Um Anpassungsstrategien für die Bewirtschaftung von Waldlandschaften zu
erarbeiten, müssen der Einfluss der Wetter- und Klimaextreme,
ihre Kombinationen und die zugehörigen zu erwartenden Folgen
auf die Waldentwicklung quantitativ eingeschätzt werden. In diesem Vortrag wird eine Methode zur Quantifizierung der sich verändernden Umweltbedingungen im Hinblick auf Wald-Risikofaktoren
34
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
vorgestellt. Hierbei werden die Risiken von Windschaden, Sommertrockenheiten und Insektenkalamitäten evaluiert. Da die reelle
Erscheinung der biotischen und abiotischen Waldschäden von
gleichzeitigem Einfluss sehr vieler Faktoren abhängig ist (Wetterund Bodenbedingungen, Baumzustand, Topographie), ist die Genauigkeit der Datenbasis und der Klimaprojektionen nicht ausreichend, um eine realistische Prognose der Schadensereignisse zu
erstellen. Stattdessen wurden in dieser Studie die Projektionen
„günstiger“ meteorologischer Bedingungen benutzt, die als Indikatoren für Windwurf, Trockenstress, Feuer oder Insektenbefall verwendet werden können. Als solche Indikatoren wurden sowohl
separate Extremereignisse (z.B. extrem hohe Windgeschwindigkeit), als auch „gefährliche Kombinationen“ der Extremereignisse
untersucht (z.B. Sommertrockenheit nach einem Wintersturm).
Um die räumliche Verteilung und die zeitliche Entwicklung des
Auftretens dieser Indikatoren in Niedersachsen zu analysieren,
wurden Daten der regionalen Klimamodelle REMO und CLM (Szenario A1B und Kontrollläufe C20, jeweils Lauf 1 und 2) verwendet.
Da im Speziellen Wald-Risikofaktoren untersucht wurden, wird in
der weiteren Analyse ein Schwerpunkt auf Gebiete mit hohem
Wald-Anteil gesetzt. Im Vortrag wird ein Überblick über die sich
hieraus ergebende zeitliche Entwicklung des Auftretens der Einzelindikatoren und deren Kombination geliefert.
Waldschaden, Extremereignisse, Multiriskanalyse
Auswirkungen extremer Trockenereignisse auf das Wachstum von Buchen
Markus Wagner, Henning Meesenburg, Johannes Sutmöller,
Julia Rudolph, Jan Hansen, Bernd Ahrends, Johannes Eichhorn,
Birte Scheler, Inge Dammann, Jan Evers, Uwe Paar, Jürgen Nagel,
Hermann Spellmann
Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt, Göttingen
Um die Wachstumsreaktionen von Bäumen auf Trockenheitsereignisse besser zu verstehen und das klimawandelbedingte zukünftige
Risikopotenzial von Trockenstress für Buchenbestände in Mitteleuropa genauer abschätzen zu können, wurden verschiedene hydro35
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
klimatische Trockenheitsindikatoren mit dem Durchmesserwachstum der Bäume verglichen. Jahrringchronologien von Level IIMonitoringflächen wurden hierfür in multiplen Regressionsmodellen
verschiedenen Klima- und Wasserhaushaltsgrößen gegenübergestellt (1931-2006). Ergänzend standen für ausgewählte Flächen
zeitlich hoch aufgelöste Dendrometerdaten zur Verfügung (ab ca.
1999).
Niederschlag, Lufttemperatur, Klimatische Wasserbilanz (KWB),
relative Evapotranspiration (ETr) und relatives pflanzenverfügbares
Bodenwasser (SWr) wurden als sensitive Trockenstressindikatoren
identifiziert. Die Analyse erfolgte dabei auf verschiedenen zeitlichen Skalen, welche von Teilzeiträumen innerhalb der Vegetationsperiode bis hin zu mehrjährigen Zeitspannen reichen. In Übereinstimmung mit Angaben in der Literatur zeigt sich eine Unterbrechung des Durchmesserwachstums, wenn das SWr unter 40 %
sinkt. Ein ähnliches Bild ergibt sich für die ETr, wenn diese auf
Werte unter 60 % abfällt. Im Allgemeinen korrelieren die hydroklimatischen Indikatoren gut mit der Wachstumsvariabilität der
Bäume, was besonders für extreme Trockenjahre wie 1947, 1959,
1976 oder 2003 gilt, sofern eine mögliche zeitliche Verzögerung
der Wachstumsreaktion um ein Jahr berücksichtigt wird (z.B.
2003/04). Zwischen 1990 und 2006 ist die Übereinstimmung
schwächer ausgeprägt. Weitere Umweltfaktoren könnten hier
eventuell zu einer Überlagerung der Trockenstresseffekte geführt
haben.
Extreme Trockenereignisse, Trockenstress, Baumwachstum, Buche
Ermittlung des künftigen Sturmrisikos für Waldökosysteme
im Solling, Niedersachsen
Johannes Merklein1), Jelka Braden1), Claus Döring2),
Oleg Panferov1)
1)
2)
Georg-August Universität Göttingen, Fakultät für Forstwissenschaften
und Waldökologie, Abt. Bioklimatologie
Georg-August Universität Göttingen, Fakultät für Forstwissenschaften
und Waldökologie, Abt. Ökopedologie der gemäßigten Zonen
Stürme sind der Hauptschadensfaktor für Waldökosysteme in Mittel- und Nordeuropa. Während die Ursache für die Schäden in den
36
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
extremen Windgeschwindigkeiten und der Böigkeit zu sehen ist,
hängt die tatsächliche räumliche Verteilung der Schäden von verschiedenen modifizierenden Faktoren wie Relief und Waldstruktur
ab. Die Kombination solcher Faktoren kann die Schäden in verschiedenen Gegenden einer vom Sturm betroffenen Region sowohl
abschwächen wie auch verstärken. Um regional potentiell gefährdete Waldbereiche vorherzusagen, benötigt man Informationen zur
zukünftig erwarteten Sturmhäufigkeit. Dazu braucht es ein passendes Werkzeug zur Ermittlung des kombinierten Einflusses von
Wind, Relief und Vegetationsstruktur auf die konkrete Schadenswahrscheinlichkeit. Eines der geeignetsten Werkzeuge dafür ist in
3D-Strömungsmodellen zu sehen, da in ihnen diese 3 Einflüsse
schon implizit kombiniert sind. Die vorliegende Studie wertet die
Wahrscheinlichkeit von derzeitigen und zukünftigen extremen
Windgeschwindigkeiten für den Solling in Niedersachsen aus. Daten Regionaler Klimamodelle (REMO-UBA, CLM, WETT-REG_2010)
für die Klimaszenarien C20, A1B und B1 zwischen 1960 und 2100
wurden hinsichtlich des Sturmaufkommens in den Wintermonaten
analysiert. Auf Grundlage der Analysedaten fand mit Hilfe des 3DStrömungsmodells SCADIS eine Modellierung der regionalräumlichen Verteilung der Risiken und der modifizierenden Effekte
von Relief und Vegetation statt. Das Ergebnis der REMO_UBADatenanalyse zeigt eine signifikante Steigerung der Sturmereignisse zwischen den 30-Jahres-Perioden 1971-2000 und 2071-2100.
Die Modellierung mit SCADIS ergibt auf dieser Daten-Grundlage
ein stark variierendes und nichtlineares räumliches Muster der
konkreten Risiko-Gebiete in Abhängigkeit von Sturmgeschwindigkeit und Sturmrichtung, wie sie weder mit 1D- noch mit 2DModellen ermittelt werden können.
Sturmrisiko, Extremereignisse, regionale Klimamodelle, Windwurfrisiko
37
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
11:00 - 12:40 Wasser
Einfluss des Klimawandels auf das hydrologische Regime
von Küstenregionen am Beispiel der Krumhörn, Ostfriesland
Thomas Gräff, Gabriele Baroni, Axel Bronstert,
Clemens Brunk, Isabel Martínez, Sascha Oswald
Universität Potsdam, Institut für Erd- und Umweltwissenschaften
Küstenregionen sind besonders stark durch die Folgen des Klimawandels betroffen. Die Erhöhung des Meeresspiegels führt einerseits zu erhöhten Eintrittswahrscheinlichkeiten von Sturmfluten.
Zusätzlich werden erhöhte Niederschlagsmengen im Winter erwartet. Das Wassermanagement des Hinterlandes wird durch diese
Faktoren stark eingeschränkt sein. Als weitere Belastung muss
zusätzlich mit vermehrter Überströmungswahrscheinlichkeit der
Schutzbauwerke gerechnet werden, was durch kontinuierlichen
Ausbau des Küstenschutzes eingeschränkt wird. Für die Sommerperioden werden deutlich trockenere Zustände vorhergesagt. Die
zu erwartenden Folgen sind ein Zustrom salzigen Grundwassers in
das Hinterland.
In der hier vorgestellten Studie wird die Region Krummhörn in
Ostfriesland an der Deutschen Küste betrachtet. Mehr als 30 % der
Regionen liegen unter dem Meeresspiegelniveau. Um Vorhersagen
für diese Region unter zukünftigen Klimabedingungen durchzuführen wurden zwei verschiedene Modellansätze unterschiedlicher
Komplexität in der Region entwickelt.
Mit einem physikalisch basierten hydrologischen Modell werden
Grundwasserintrusionen und Salzwassertransport durch potentielle
Störungen in der geologischen Deckschicht an die Oberfläche, als
auch Deich- und Dünenüberströmung und die Aussüßung des Hinterlandes im 2D Schnitt untersucht. Durch Lysimeterexperimente
und Farbtraceranalysen im Feld wurden bodenphysikalische Kennwerte und präferentielle Fließpfade ermittelt.
Mit einem konzeptionellen Modellansatz wird das gesamte Einzugsgebiet des lokalen Entwässerungsverbandes modelliert, um
Überstau im Winter und Trockenheit im Sommer bei verschiedenen
Landnutzungsszenarien zu quantifizieren und dabei die Ergebnisse
der physikalisch basierten Modellierung zu integrieren.
Die gegenwärtige Landnutzung und die vorhandenen meteorologischen Zeitreihen werden zum Kalibrieren und Validieren genutzt.
Klimasimulationen basierend auf RCM-Analysen des GCM Echam5
38
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
Modelllauf werden für die Prognosen zukünftige Zeiträume genutzt
unter Verwendung von drei unterschiedlichen Landnutzungsszenarien. Dabei wurden die folgenden Szenarien aufgestellt: neben der
unveränderten aktuellen Landnutzung mit angepasstem Wassermanagement, werden zwei Szenarien mit einem Hochwasserschutzpolder aufgebaut, der im Szenario CO2 Sequestrierung als
Kohlenstoffsenke durch Schilfbepflanzung dient und im Szenario
Wassermanagement nur zur Speicherung von Starkniederschlägen
und überspülten Meerwasser genutzt wird. In Trockenperioden
wird Bewässerung ermöglicht.
Die Modellergebnisse werden die Grundlage für ökologische und
ökonomische Studien darstellen um Prognosen über Vegetationsentwicklung und wirtschaftliche Entwicklungen in den Küstengebieten durchzuführen.
Klimawandel, Küste Landnutzungsszenarien, Modellkopplung
Auswirkungen des Klimawandels auf den Hochwasserschutz
an tidebeeinflussten Nebengewässern der Tideelbe
Edgar Nehlsen, Peter Fröhle
Technische Universität Hamburg-Harburg, Institut für Wasserbau
Die hydrodynamischen Prozesse der Nebengewässer der Tideelbe
werden sowohl durch den Binnenabfluss als auch durch den Tideeinfluss der Nordsee geprägt. Daher ist zu erwarten, dass diese
Gewässer in besonderem Maße vom Klimawandel und den damit
einhergehenden Folgen betroffen sein werden. Im Rahmen des
Verbundprojektes KLIMZUG Nord wurden die Auswirkungen von
projizierten häufiger auftretenden Starkregenereignissen und einem steigenden mittleren Meeresspiegel auf den Hochwasserschutz im Mittel- und Unterlauf der Gewässer untersucht.
Während der Bemessungswasserstand im Oberlauf der Gewässer
allein durch den Binnenabfluss geprägt wird, bestimmt im tidebeeinflussten Bereich eine Überlagerung von Tide und Binnenabfluss
den maßgebenden Wasserstand. Wesentlichen Einfluss haben
anthropogene Einflüsse wie das Mündungssperrwerk, die beidseitige Eindeichung und die Schöpfwerke entlang der Deichlinie. Das
Mündungssperrwerk wird bei höheren Wasserständen in der Elbe,
39
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
z.B. bei Sturmfluten, geschlossen was zu einer hydraulischen Entkopplung von der Tideelbe führt. Die Schöpfwerke, deren maximale Fördermenge dieselbe Größenordnung beträgt wie ein häufiges
Binnenabflussereignis, stellen die Entwässerung der tiefliegenden
Marsch hinter den Deichen sicher und werden auch bei geschlossenem Sperrwerk betrieben. Das zu betrachtende Gesamtsystem
gewinnt durch die Interaktion der einzelnen Komponenten an
Komplexität wodurch zur Systemanalyse der Einsatz numerischer
Modelle erforderlich wird.
Im Rahmen des Forschungsvorhabens wurde eine Modellkette bestehend aus einem Niederschlag-Abfluss (NA-) Modell und einem
zweidimensionalen Strömungsmodell erstellt. Auf dieser Basis
wurden die Ergebnisse verschiedener regionaler Klimamodelle
verwendet, um eine Spanne an möglichen Änderungen der Bemessungsabflüsse zu ermitteln und diese anschließend mit den Annahmen aus verschiedenen Meeresspiegelanstiegsszenarien zu
kombinieren.
Bereits die Untersuchung der Änderungen der Bemessungsabflüsse
zeigt eine sehr große Streubreite, die aus verschiedenen Faktoren
wie dem Emissionsszenario, der Realisierung, der Auswahl des
Zeitfensters und der Extremwertstatistik herrühren. Die Kombination mit veränderten Tiderandbedingungen führt zu einer weiteren
Zunahme der Streubreite der Bemessungsgrößen. Im Rahmen der
Präsentation werden die Auswirkungen der einzelnen Faktoren im
Detail dargestellt und ein Ansatz zum Umgang mit der großen
Streubreite präsentiert.
Impactmodellierung, Unsicherheiten, Hochwasserschutz, Ästuar
Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels auf Hydrodynamik und Salzgehalte des Weserästuars
Anna C. Zorndt, Torsten Schlurmann
Leibniz-Universität Hannover, Franzius-Institut für Wasserbau und Küsteningenieurwesen
Das am Franzius-Institut angesiedelte Teilprojekt FT7 TP5.2 des
Klimafolgenforschungsverbundes KLIFF beschäftigt sich mit Hydro40
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
dynamik und Salzgehalten der Weser. Die Salzverteilung in der
Weser wird von der Tidedynamik, dem Abfluss aus dem Einzugsgebiet, der Menge des aus der offenen See eindringenden Salzwassers und den Salzgehalten von See- und Flusswasser bestimmt. Durch den Klimawandel kann es zu vielfältigen und komplexen Änderungen dieser äußeren Einflussfaktoren auf das Ästuar
kommen. Dies hat neben den Implikationen für die (Scheitel-)
Wasserstände auch Folgen für die Salzverteilung und damit das
Wassermanagement, da das ästuarine Wasser beispielsweise für
die Bewässerung des landwirtschaftlich genutzten Hinterlandes
genutzt wird.
Für die Untersuchung möglicher Folgen des Klimawandels ist eine
Reihe aktueller Forschungsergebnisse zu verschiedenen Aspekten
der sich ändernden ästuarinen Randbedingungen relevant. So ist
beispielsweise ein beschleunigter Anstieg des globalen Meeresspiegels (Meehl et al., 2007) mit regional variierender Wirkung zu erwarten. In der Deutschen Bucht ist daher von einer mittleren Wasserstandserhöhung und einhergehend einer Änderung der Tidedynamik in der Nordsee auszugehen (Pickering, 2012, Plüß, 2004).
Weiterhin kann es zu einer Erhöhung der Frequenz von Extremereignissen kommen, was sowohl Sturmfluten in der Nordsee (Gaslikova, 2012, Weisse, 2008), als auch Hochwasserereignisse aus
dem Hinterland betrifft (Huang, 2012, Hölscher, 2012). Allen Forschungsergebnissen ist jedoch eine Vielzahl von Unsicherheiten
inherent, wie beispielsweise die der betrachteten Prozesse, der
globalen (Woth, 2005) und regionalen Klimamodelle (Huang,
2012) und der verwendeten Anfangsbedingungen (Gaslikova,
2012). Oftmals sind eindeutige Trendaussagen über die untersuchten Größen oder Festlegungen auf Zeitscheiben kaum möglich. Das
Weserästuar ist somit eine Schnittstelle, an der der Klimawandel
zwar vielfältige signifikante Folgen haben kann, jedoch auch Forschungsergebnisse unterschiedlicher Methoden und Unsicherheiten
für die Untersuchung dieser zu vereinen sind.
Der hier vorgestellte Beitrag präsentiert eine Übersicht über mögliche Folgen des Klimawandels auf die Weser und geht dabei insbesondere auf die Folgen von regionalen Extremwetterereignissen
ein. Es wurde hierfür ein hydrodynamisch-numerisches Modell
aufgestellt, welches mit Hilfe von Simulationen vergangener Ereignisse validiert wurde, darunter neben mittleren Zuständen mehrere Sturmfluten und Hochwasserereignisse.
Die präsentierten Ergebnisse umfassen eine Systemstudie mit synthetischen Abflussereignissen unterschiedlicher Höhe sowie Analysen von vergangenen Ereignissen und Messungen. Neben der lon41
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
gitudinalen tiefengemittelten Salzverteilung wird auch die abflussabhängige Schichtungsdynamik detailliert untersucht. Ein weiterer
Schwerpunkt ist der Einfluss von Sturmereignissen und möglichen
zukünftigen Änderungen des Sturmflutklimas auf das Ästuar. Hierfür wurden sowohl synthetische, als auch Sturmfluten aus Klimasimulationsläufen des FT7 TP1 modelliert und untersucht. Weiterhin wird auf die Auswirkungen eines gestiegenen Meeresspiegels
eingegangen. Es folgt eine abschließende Beurteilung der vorgestellten Studien und eine Einordnung in die genannten Forschungsergebnisse.
Weser, numerische Modellierung, Klimafolgen, Salzgehalte, Extremereignisse
Betriebsoptimierung eines Verbundspeichersystems unter
Einfluss des Klimawandels
Martin Gocht, Günter Meon
Technische Universität Braunschweig, Leichtweiß-Institut für Wasserbau,
Abteilung Hydrologie, Wasserwirtschaft und Gewässerschutz
Im Rahmen des Forschungsverbundes KLIFF – Klimafolgenforschung in Niedersachsen - wurde der Talsperrenverbund im Westharz hinsichtlich des Klimawandels untersucht und optimiert. Die
komplexen Einflüsse des Klimas auf Änderungen im Abflussregime
wurden durch die Verwendung des Wasserhaushaltsmodells PANTA
RHEI in Kombination mit regionalen Klimamodellen abgeschätzt.
Kalibriert an Beobachtungswerten der Zeitreihe 1971-2000 für
Tageswerte und 2002-2008 für Stundenwerte diente es der Modellierung des Verbundbetriebs mit Daten aus den Klimamodellen
WETTREG und REMO. Besonderes Augenmerk lag hierbei auf dem
Hochwassermanagement. Insbesondere der REMO-UBA-Lauf zeigt
einige deutliche erhöhte Winterhochwässer in der fernen Zukunft
2070-2100. Der langjährige Betrieb des Talsperrensystems mit
Überleitungen, Trinkwasser- und Energieproduktion ließ sich im
Tageswertmodell gut wiedergeben. Ganglinien und Dauerlinien der
Speicherinhalte aus Beobachtung und Rechnung stimmen gut
überein. Betriebsunterbrechungen wegen Wartungsarbeiten oder
Betriebsanpassung an Nachfrageänderungen waren allerdings nicht
Gegenstand der Kalibrierung, weil für die Klimafolgenabschätzung
42
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
ein Modell benötigt wird, welches als Abstraktion der Realität einen
konstanten Betrieb über 30 Jahre voraussetzt. Auf der Grundlage
des Tageswertmodells konnte auch das Stundenmodell erfolgreich
kalibriert werden. Die Klimamodelle sind, verglichen mit der Orographie des Harzes, räumlich grob aufgelöst. Die langjährige Niederschlagsverteilung über dem Harz weicht daher von der Beobachtung ab. Insbesondere in den hohen Lagen sind die Niederschläge in den Klimamodellen, wohl wegen der zu geringen Auflösung der Orographie, zu gering. Zwei Talsperren, deren Einzugsgebiete aus diesen hohen Lagen gespeist werden, konnten daher
mit den Daten der Klimamodelle nicht hinreichend modelliert werden. Bei vier weiteren, deren Einzugsgebiete weniger extrem sind,
gelang dies jedoch gut. Optimierungsmodelle erfordern – abhängig
vom verwendeten Optimierungsalgorithmus -zahlreiche Rechenläufe, um ein optimales Regelsystem für den Talsperrenbetrieb unter
geänderten Randbedingungen zu ermitteln. Komplexe Wasserhaushaltsmodelle sind wegen ihres hohen Rechenbedarfs hierfür
ungeeignet. Daher wurde der Talsperrenbetrieb mit berechneten
Zuflüssen und Abflüssen aus der Wasserhaushaltsmodellierung in
einem vereinfachten Metamodell mittels der Speichergleichung und
den monatlichen Betriebsregeln abgebildet. Das Metamodell wurde
mit einem genetischen Algorithmus durch Variation der Abgaben
im Winter so optimiert, dass die Maximalabgaben im Zeitraum
2070 – 2100 die Maximalabgaben der Vergangenheit nicht überschreiten. Grundsätzlich gelingt die Einhaltung der Scheitelwerte
der Vergangenheit unter Randbedingungen der KlimamodellZukunft. Jedoch würde dabei die Multifunktionalität der Speicher
deutlich verändert. Verringerte Speicherinhalte würden weit in den
Sommer reichen. Dies hätte Auswirkungen auf Trinkwasser- und
Energieproduktion. Die veränderten Einnahmen in diesen Bereichen werden an einem Beispiel dem verringerten Hochwasserrisiko
gegenübergestellt. Dadurch gelingt eine umfassende Darstellung
der Multifunktionalität des Talsperrenverbundes im gesellschaftlichen Kontext.
Hochwassermanagement, Hochwasserrisiko, Regionale Klimaprojektionen, Wetterextreme, Talsperren, Multifunktionalität
43
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
Einfluss des Klimawandels auf das Vorkommen ausgewählter Pharmazeutika in Fließgewässern
Wibke Meyer, Ralf Otterpohl
Technische Universität Hamburg-Harburg (TUHH), Institut für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz, Eissendorfer Str. 42, 21073 Hamburg (EMail: [email protected])
Ergebnisse der aktiven Klimawandelforschung projizieren speziell
für Norddeutschland häufiger auftretende Extremwetterlagen, welche unter anderem stark verlängerte Trockenperioden in den Frühjahrs- und Sommermonaten mit sich bringen. Durch in diesen Perioden ausbleibende Niederschläge kommt es zu einer Verringerung des Abflusses vor allem in kleinen Fließgewässern. In Norddeutschland müssen schon heute zum Teil sehr abflussschwache
Gewässer den Ablauf großer Kläranlagen aufnehmen. Im Ablauf
der Kläranlagen enthaltene Pharmazeutika können im Fließgewässer oder nach der Entnahme zur Weiterverwendung des Wassers
schädliche Auswirkungen nach sich ziehen. Erhöht sich deren Konzentration zukünftig durch eine deutlich geringere Verdünnung
können die Folgen gravierend sein. Ziel der Untersuchungen ist es,
nach der hydrologischen und chemisch-analytischen Aufnahme der
vorherrschenden Situation, einen Bezug der gemessenen Pharmazeutikakonzentrationen zu Wetterereignissen herzustellen. Dies
ermöglicht eine Einordnung der Problematik hinsichtlich langfristiger klimatischer Entwicklungen.
Es wurde ein einjähriges Monitoring an vier Kläranlagen durchgeführt, welche sich durch im Verhältnis zur Anlagengröße besonders
kleine Vorfluter auszeichnen. Die Probenahmen erfolgten aus den
Kläranlagenabläufen sowie ober- und unterhalb der Einleitungsstellen aus den zugehörigen Fließgewässern. Es wurden die vier Pharmazeutika Carbamazepin, Diclofenac, Metoprolol und Atenolol mittels HPLC-MS detektiert. Die Stoffe wurden basierend auf einer
umfangreichen Literaturrecherche auf Grund ihrer Umweltrelevanz
ausgewählt.
Es konnte festgestellt werden, dass die höchsten Pharmazeutikakonzentrationen in den Fließgewässern zu verzeichnen waren,
wenn diese am wenigsten Wasser führten. Im Zeitraum niedriger
Pegelstände des vorgestellten Monitorings befanden sich die Konzentrationen von Diclofenac und Metoprolol unterhalb der Einleitungsstelle im Fließgewässer teilweise über einem Wert von 0,1
µg/l. Dieser Wert wird in einschlägiger Fachliteratur als Maximal44
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
wert für Pharmazeutikarückstände je Einzelstoff genannt, um vorausschauenden Ressourcenschutz zu gewährleisten. In niederschlagsreichen Monaten wurde dieser Wert nicht überschritten.
Metoprolol wies die höchsten Konzentrationen auf, gefolgt von
Diclofenac und Carbamazepin, Atenolol wurde nur zweimal im
Kläranlagenablauf detektiert. Der Abwasseranteil im Fließgewässer
hat einen ausschlaggebenden Einfluss auf das Konzentrationsniveau. Mit Bezug zu den aktuellen Klimaprojektionen, welche öfter
auftretende und längere Trockenperioden voraussagen, ist mit
stärkeren Belastungssituationen für das Ökosystem Fließgewässer
zu rechnen.
Klimawandelbedingte Trockenphasen; Pharmazeutika; Kläranlagenablauf; Fließgewässer
14:00 - 15:20 Landwirtschaft
Auswirkungen von extremen Wetterperioden auf ausgewählte Schadinsekten und Konsequenzen für Anpassungsstrategien im Pflanzenschutz
Rainer Meyhöfer, Christine Tölle-Nolting, Robert Wachira,
Lea Anna Hüweler, Hans-Michael Poehling
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, Institut für Gartenbauliche
Produktionssysteme, Abt. Phytomedizin
Neben ackerbaulichen Kulturen haben in Niedersachsen der Obstbau (Äpfel, Erdbeeren) und der Freilandgemüsebau (Spargel, Salat, Kohl, Zwiebeln, Karotten) einen hohen Stellenwert. Pflanzenschutzmaßnahmen sind unerlässlich, da der Ertrag durch einen
Schädlingsbefall stark beeinträchtigt werden kann. Das Auftreten
von Schadinsekten ist dabei in besonderem Maße von Umweltfaktoren abhängig. Es ist anzunehmen, dass der Klimawandel maßgeblich zu veränderten Schädlingsspektren und Schädlingsproblematiken beitragen wird.
Im Rahmen der vorliegenden Untersuchungen wurden die Auswirkungen von extremen Wetterereignissen auf ausgewählte Getreideschädlinge, Große Getreideblattlaus (Sitobion avenae) sowie
Kohlschädlinge, die Kohlmottenschildlaus (Aleyrodes proletella)
und die Mehlige Kohlblattlaus (Brevicoryne brassicae), genauer
untersucht. Alle Schädlingsarten stellen in ihren Kulturen aktuelle
45
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
Problemschädlinge dar. Als ein Schwerpunkt wurde der Einfluss
von extremen Wetterereignissen, d.h. Hitzeperioden (30 - 38 °C,
1 - 5 Tage), Starkregen-Ereignisse(bis zu 1 l/min) und Wasserstress (15 - 80 % Feldkapazität), auf die Mortalität, Reproduktion
und Lebensdauer der Insekten untersucht. Alle Untersuchungen
fanden in Klimakabinen bzw. Kleingewächshäusern unter kontrollierten Bedingungen statt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mortalität von A. proletella Weibchen bei 30 °C und nach 3 - 4 Hitzezyklen sowie bei über 34 °C bereits nach einem Hitzezyklus stark zunimmt. Die Eiablageaktivität hat A. proletella bereits nach einem
Hitzezyklus von 38 °C eingestellt. Die Larvalentwicklung von
A. proletella wurde durch Hitzestress nur geringfügig beeinträchtigt. Im Gegensatz zu A. proletella stieg die Mortalität bei
B. brassicae erst bei 34 °C und 3 Hitzetagen an. 38 °C an 3 aufeinanderfolgenden Hitzetagen überlebten noch 40 % der Adulten
bzw. 10% der Nymphen. Erst bei 3 Hitzetagen von 38 °C verringerte sich die Nachkommenanzahl um 2-Drittel. Entwicklungs- und
Lebensdauer von B. brassicae wurden erst bei 5 Hitzetagen über
38 °C negativ beeinträchtigt. Unter Wasserstress leidende Kohlpflanzen haben sich nicht auf die Mortalität bzw. Fekundität von A.
proletella und B. brassicae ausgewirkt. Durch 20-minütige Starkregen-Ereignissen von bis zu 1 l/min wurde A. proletella nicht beeinflusst, bei adulten B. brassicae konnte aber bis zu 50 % Mortalität festgestellt werden.
Die Getreideblattlaus Sitobion avenae reagierte nach wiederholter
Wärmexposition > 30oC mit einer erhöhten Mortalität und verringerten Reproduktionsrate. Allerdings wurden auch bedeutende
natürlichen Gegenspieler wie die Schlupfwespe Aphidius rhopalosiphi oder die Schwebfliege Episyrphus balteatus gleichermaßen in
ihrer Überlebensrate oder Prädations-/Parasitierungsleistung vom
Temperaturstress betroffen. Trockenstress hemmte erst nach längerer Einwirkung die Populationsentwicklung der Blattläuse, führte
aber zu einer signifikant vermehrten Bildung von geflügelten Migranten in der gestressten Population. Wie bei dem Wärmestress
reduzierte aber auch der Trockenstress die Nutzleistung von A.
rhopalosiphi und E. balteatus. Insgesamt betrachtet sind Hitzeund Trockenperioden signifikante Parameter für die Populationsdynamik von S. avenae, wobei allerdings die direkten Effekte auf die
Aphiden indirekt durch veränderte Leistungsfähigkeit der Gegenspieler kompensiert werden können, was aber letztlich nur in aufwendigen Interaktionsstudien oder komplexen Modellen differenzierter zu quantifizieren wäre.
46
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
Insgesamt zeigen die Untersuchungen, dass Höhe und Dauer einer
Exposition entscheidende Störfaktoren für die Populationsentwicklung von Schädlingen sind. Die untersuchten Schädlingsarten erwiesen sich aber als tolerant gegenüber Wetterextremen wie Hitze,
Regen und Trockenheit. Es ist daher zu erwarten, dass beide Arten
auch in Zukunft ein hohes Schadpotential im Getreide- bzw.
Kohlanbau haben werden. Diese Schlussfolgerungen werden durch
Ergebnisse zur Modellierung der Populationsdynamik unter verschiedenen Klimaszenarien gestützt. In Zukunft gilt es Anbauflächen stärker als bisher gegenüber Schädlingsbefall zu schützen.
Dieser Herausforderung kann sich der Pflanzenschutz nur stellen
wenn der integrierte Pflanzenschutz konsequent weiterentwickelt
wird. Die Förderung und Nutzung von natürlichen Regulationsprozessen sollten dabei einen ebenso hohen Stellenwert haben wie die
Entwicklung von automatisierten Entscheidungshilfen.
Schädlinge, Brevicoryne brassicae, Aleyrodes proletella, Sitobion
avenae, Nützlinge, Entwicklungsparameter, Mortalität, Hitzeperioden, Trockenstress, Starkregen, Klimawandel, Anpassungsstrategien, Pflanzenschutz
Der Einfluss von simulierten Dürreereignissen auf Produktivität und Qualität niedersächsischer Grünlandprodukte
Monika Hoffstätter-Müncheberg1), Maria Merten1),
Manfred Kayser1), Nicole Wrage-Mönnig2), Johannes Isselstein1)
1)
2)
Georg-August Universität Göttingen, Institut für Graslandwissenschaft
Hochschule Rhein-Waal, Life Sciences
Im Zuge des Klimawandels werden Dürreereignisse in Mitteleuropa
immer häufiger auftreten. Dürren können die Produktivität und die
Qualität von Agrarprodukten negativ beeinflussen. Da Grünland
eine wichtige Quelle der Futterproduktion für Wiederkäuer
darstellt, testeten wir den Einfluss von Dürreereignissen auf
unterschiedlich gemanagte Grünländer typischer niedersächsischer
Standorte (südliches und nordöstliches Tiefland, Mittelgebirge).
Frühjahrs- und Sommerdürre wurde in 2011 und 2012 durch Regendächer induziert, trockengestresste Bestände erhielten während der Experimente 25 – 50 % weniger Niederschlag. Um den
Einfluss der Grasnarbenzusammensetzung zu testen wurden auf
47
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
der Hälfte der jeweiligen Flächen Dikotyle durch Herbizide entfernt.
Der Einfluss der Nährstoffversorgung wurde durch Stickstoffdüngung (90 kg ha-1 Jahr-1) auf der Hälfte der jeweiligen Flächen getestet. Trockenmasse wurde erfasst und die Futterqualitätsparameter Rohprotein und saure Detergenzienfaser (ADF) wurden mit
Nahinfrarot-Spektroskopie geschätzt.
Die Regennutzungseffizienz trockengestresster Bestände war
grundsätzlich erhöht. Dürre reduzierte die Trockenmasseerträge,
jedoch war dieser Zusammenhang nicht immer signifikant. Düngung erhöhte die Erträge immer, besonders unter ungünstigen
Konditionen. Düngung erhöhte auch die Regennutzungseffizienz,
jedoch war dieser Zusammenhang nicht immer signifikant. Ein
gradliniger Einfluss der Grasnarbenzusammensetzung auf Ertrag
und Regennutzungseffizienz war nicht messbar, es gab jedoch
jahres- und standortabhängige signifikante Effekte.
Rohproteingehalte waren im Sommer höher als im Frühjahr und in
gedüngten Beständen erhöht. Während Sommerdürre meist den
Rohproteingehalt erhöhte, gab es im Frühjahr keinen solch klaren
Effekt. Die Grasnarbenzusammensetzung war generell für den
Rohproteingehalt weniger wichtig. Die Standorte zeigten ausgeprägt unterschiedliche Reaktionen des Rohproteingehalts auf die
Faktoren dieses Experiments.
Trockengestresste Bestände des südlichen Tieflandes und dem
Mittelgebirge hatten niedrigere ADF-Gehalte als Bestände mit
natürlichen Niederschlägen. Düngung verminderte die ADF-Gehalte
der Bestände aus dem nördlichen Tiefland und dem Mittelgebirge
im Frühjahr, im Sommer ergab Düngung jedoch fast keinen Effekt.
Ein direkter Einfluss der Grasnarbenzusammensetzung auf ADFGehalte konnte nicht nachgewiesen werden.
Aus diesen Ergebnissen schließen wir, dass sich zukünftig häufiger
auftretende Dürreereignisse nur moderat auf die Produktivität und
Qualität von Grünland auswirken wird. Offenbar reagieren die Bestände relativ plastisch, was v.a. an der erhöhten Regennutzungseffizienz unter Trockenstress sichtbar wird. Abhängig von Standort,
Nutzung und Grasnarbenzusammensetzung kann es sogar zu einer
Steigerung der Qualität kommen, da Rohprotein akkumuliert und
ADF gesenkt werden. Eine diverse Grasnarbe und eine gute Nährstoffversorgung können diese Möglichkeit unterstützen, wobei die
bislang unklare Rolle der Grasnarbenzusammensetzung weiterer
Analyse hinsichtlich funktioneller Gruppen oder Artidentitätseffekte
bedarf.
48
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
Multi-kriterielle Optimierung von Anpassungsmaßnahmen in
der Landwirtschaft – Ein Modellstudie in der Westschweiz
Annelie Holzkämper, Tommy Klein, Pierluigi Calanca,
Jürg Fuhrer
Agroscope Reckenholz, Zürich, Schweiz
Klimaänderungen stellen die Landwirtschaft vor Herausforderungen. In vielen Teilen Europas ist die Agrarproduktion bereits heute
von der Bewässerung abhängig und mit fortschreitender Klimaerwärmung ist in Zukunft häufiger mit Beeinträchtigungen durch
Wassermangel zu rechnen. Wenn Gebietsabflüsse abnehmen und
im Sommer, wenn das Wasser für das Pflanzenwachstum am nötigsten gebraucht wird, Wasserknappheit auftritt, kann die Verfügbarkeit von Bewässerungswasser eine wesentliche Limitierung für
die Agrarproduktivität darstellen. Andere Anpassungsmaßnahmen,
wie z.B. Änderungen in der Wahl der angebauten Kulturen, in der
Landnutzung oder im Betriebsmanagement müssen in Erwägung
gezogen werden, um die Effizienz der Wassernutzung in der Landwirtschaft zu verbessern. Im Einzugsgebiet der Broye in der Westschweiz untersuchen wir modellgestützt, wie sich zukünftige Klimaänderungen auf die Agrarproduktivität auswirken könnten, und
welche Möglichkeiten es für die Anpassung gibt. Dabei berücksichtigen wir, dass die Landwirtschaft neben der Produktionsfunktion
auch eine wichtige Rolle als „Ökosystemdienstleister“ spielen soll,
indem sie zum Beispiel zur Reinhaltung der Gewässer oder zum
Bodenschutz beiträgt. Mit einem multikriteriellen Optimierungsansatz werden räumlich explizite Anpassungsmöglichkeiten zur Erhaltung der Produktivität bzw. zur Reduktion der Umweltauswirkungen erarbeitet.
Die Modellergebnisse zeigen, dass bei gleichbleibender Praxis bis
2050 gegenüber heute (1981-2010) in dieser Region mit einer
Abnahme der Produktivität zu rechnen ist, während Umweltauswirkungen, speziell Bodenerosion und Nährstoffauswaschung, gleichzeitig zunehmen. Mit dem Optimierungsansatz werden für verschiedene Gewichtungen der einzelnen Funktionen Konflikte zwischen Produktion und Umweltwirkungen identifiziert. Exemplarisch
wird eine Kompromisslösung aufgezeigt, bei der Landnutzungsverteilung und Bewirtschaftung so angepasst sind, dass die Agrarproduktion bei minimalen Umweltwirkungen auch unter Klimawandel
gewährleistet bliebe.
49
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
Klimawandel, Landwirtschaft, Anpassung, multikriterielle Optimierung
Risikowahrnehmung und Risk Governance: Was brauchen
Stakeholder von der Wissenschaft, um gut mit den Risiken
im Klimawandel umzugehen?
Manuel Gottschick
Universität Hamburg, KLIMZUG-NORD / Q4 Governance
Etwas ungewöhnlich für einen Abstrakt möchte ich zu Beginn meine persönlichen Kompetenzen und Erfahrungen darstellen, um
nach dieser „Selbstbeweihräucherung“ den eigentlichen Inhalt des
Vortrags zu skizzieren.
Im KLIMZUG-NORD Projekt arbeite ich in der Querschnittsaufgabe
Governance. Zusätzlich bin ich unterstützend für die (naturwissenschaftlichen) Kollegen tätig, um die Einbindung von Stakeholdern
in den Forschungsprozess zu befördern. Weiterhin habe ich intensiv das Konzept für das integrative Produkt „Kursbuch Klimaanpassung“ und die sozio-ökonomischen Rahmenszenarien für KLIMZUG-NORD entwickelt.
Mit meinem Doktorand Jürgen Schaper habe ich an dem „Kooperations Netzwerk Wasser“ in der Ostheide mitgearbeitet und
u.a. die Problemwahrnehmung von den Akteursgruppen (u.a. Naturschutz, Untere Wasserbehörde, Landwirtschaft) erhoben, analysiert und zur Diskussion gestellt. Eine weitere Fallstudie habe ich
mit Cornelius Laaser (PIK) in Buxtehude durchgeführt. Dort haben
wir mit Vertretern zivilgesellschaftlicher Gruppen komplexe Zukunftsfragen zur nachhaltigen Entwicklung von Buxtehude im Klimawandel bearbeitet. Mit Kollegen aus INKA BB und KLIMZUG
Nordhessen habe ich eine sehr erfolgreiche Tagung zur Partizipation in der Klimaforschung organisiert und bin Mitherausgeber des
daraus entstandenen ersten Bandes der KLIMZUG Reihe im ökom
Verlag (Knierim/Baasch/Gottschick 2013, im Erscheinen). Auf der
ECCA habe ich die Session Transdisziplinäre Forschung geleitet und
erstelle einen Artikel zur „Investigativen Transdisziplinären Forschung“ in einem weiteren Band der KLIMZUG Reihe zu „Kommunikation und Bildung bei der Klimaanpassung“ (Gottschick 2013, in
Vorbereitung).
50
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
Auf Basis der zahlreichen qualitativen Interviews (Textkopus von
120.000 Wörtern) habe ich genauer untersucht, wie die Interviewten den Klimawandel und die damit verbundenen Unsicherheiten
im Wissen wahrnehmen und damit umgehen. Methode: Wissenssoziologische Diskursanalyse (Keller). Ich habe dazu aus der Literatur verschiedene Konzeptionalisierungen des Umgangs mit Unsicherheit abgeleitet und als Analyserahmen verwendet. Mögliche
Konzeptionalisierungen von unsicherem Wissen sind: rational, noregret, segensreich und gestaltend (Gottschick 2013, in review).
Vor diesem Hintergrund leite ich anhand des IRGC Risk Governance framework ab, was stakeholder von der Wissenschaft brauchen, um gut mit den Risiken des Klimawandels umzugehen.
Der International Risk Governance Council (IRGC), hat sich zur
Aufgabe gemacht, Risk Governance Konzepte zu entwickeln, die
mit verschiedenen Risikotypen und Problemfeldern umgehen können (Aven/Renn 2010, S. 12; IRGC 2005, 2008; Klinke/Renn
2012). Als besondere Herausforderung werden drei Bereiche gesehen: (1) der Grad der Komplexität, (2) der Umgang mit Unsicherheit und (3) Ambiguität. Ich halte das IRGC Risk Governance
Framework als eines der besten Governance Prozessbeschreibungen, um auch Klimawandelrisiken differenziert zu analysieren und
dem fachlichen und öffentlichen Diskurs zugänglich zu machen. In
diesem Beitrag möchte ich nur zwei Besonderheiten herausheben.
Zum einen ist die „Kommunikation“ zwischen den verschiedenen
Phasen zentral in dem Framework angeordnet (und nicht nachoder untergeordnet). Zum anderen wird explizit die Analyse von
„sozialen Anliegen, Bedürfnissen und Befindlichkeiten“ in dem Konzept verortet. Die Kombination von klassischer Risikoanalyse und
der Analyse der sozialen Anliegen führt zu einer ausgewogenen
Darstellung des Risikos, welches in der Phase der Tolerabilitätsund Akzeptabilitätsbewertung in den sozialen und politischen Kontext eingebettet wird. Denn es besteht die Gefahr, dass (Klima)Forscher, die ein einzelnes gesellschaftliches Risiko detailliert analysieren, „ihr“ analysiertes Risiko regelmäßig für das Wichtigste
und Dringendste halten und andere Risiken systematisch ausblenden.
Literatur:
Aven, Terje; Renn, Ortwin (2010): Risk Management and Governance,
Technology,
Risk,
and
Society,
Berlin
Heidelberg,
Springer,
http://dx.doi.org/10.1007/978-3-642-13926-0_1.
Gottschick, Manuel (2013, in review): How Stakeholders Handle
Uncertainty in Local Climate Adaptation Network. Special issue CIRCLE2JI
about Climate Uncertainties, in Climatic Change.
51
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
Gottschick, Manuel (2013, in Vorbereitung): Plädoyer für eine investigative
Anpassungsforschung, in Beese, K.; Fekkak, M.; Katz, C.; Körner, C.;
Molitor, H. (Hrsg.): Anpassung kommunizieren?! Konzepte, Fallstricke und
Perspektiven von Bildung, Kommunikation und Wissenstransfer für eine
regionale Anpassung an den Klimawandel, München, Oekom Verlag.
IRGC, International Risk Governance Council, (2005): White Paper on Risk
Governance. Towards an Integrative Approach, Geneva.
IRGC, International Risk Governance Council, (2008): An introduction to
the IRGC Risk Governance Framework, Geneva.
Klinke, Andreas; Renn, Ortwin (2012): Adaptive and integrative
governance on risk and uncertainty, in Journal of Risk Research 15 (3), S.
273-292.
Knierim, Andrea; Baasch, Stefanie; Gottschick, Manuel (Hrsg.) (2013, im
Erscheinen): Partizipation und Klimawandel – Ansprüche, Konzepte und
Umsetzung, München, ökom verlag.
Anpassung an den Klimawandel, Umgang mit Unsicherheit, Risiko,
Governance
52
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
POSTER
53
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
Radiation stresses and wave energy in a numerical model of
the East-Frisian Wadden Sea (southern North Sea) during a
storm event
Sebastian Grashorn1) Karsten A. Lettmann2),
Jörg-Olaf Wolff2), Thomas H. Badewien3), Emil V. Stanev3)
1)
2)
3)
Helmholtz-Zentrum Geesthacht Centre for Materials and Coastal Research (HZG), Institute of Coastal Research
Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg, Institut für Chemie und Biologie des Meeres, Department Physikalische Ozeanographie
Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg, Institut für Chemie und Biologie des Meeres, Department Marine Sensorensysteme
The German coast located in the area of the southern part of the
North Sea has been exposed to storm surges and resultant floodings since hundreds of years. Hence, people living close to the
coast tried to adapt themselves and their environment to prevent
damage caused by extreme storm conditions and extreme sea
levels. Extreme sea levels can be caused by high astronomical
tides, storm surges, wind-generated gravity waves at the surface
of the ocean, swells or a changing sea level (see Weisse et al.,
2012). Especially considering climate change and sea level rise,
future storm events might be even more destructive compared to
the past. Therefore, the enhancement and improvement of the
dike structures in this area have to be reconsidered. Under storm
conditions wave-current interactions can generate strong longshore currents that can also contribute to a longshore sediment
transport. With the possibility of a higher frequency of storm
events and stronger wind speeds in the next century these longshore currents could be a main driver for a redistribution of sediment fractions in the area of the East-Frisian Wadden Sea islands.
An unstructured-grid model (FVCOM) (see Chen et al., 2003), coupled to a wave model (FVCOM-SWAVE) (see Qi et al., 2009), with
two different setups with different grid resolutions is used to investigate the hydrodynamic and wave energy conditions during a
moderate and a storm situation in this area. The results of both
model setups are validated, compared to each other and analysed
with a focus on longshore currents, radiation stress effects and
wave energy. The numerical results show that during storm conditions strong longshore currents occur in the front of the EastFrisian Wadden Sea islands with current speeds up to around 1
m/s. The output of the model setup with a higher resolution in the
54
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
area of interest shows even higher current speeds than the coarser
setup. The wave-current interaction also takes influence on the
surface elevation by raising the water level in the area of the tidal
basins. The calculated results for the wave energy show big differences between moderate and storm conditions with values up to
190 kW/m.
References:
Chen C., Liu H., Beardsley R.C., 2003. An Unstructured Grid, FiniteVolume, Three-Dimensional, Primitive Equations Ocean Model: Application
to Coastal Ocean and Estuaries, Journal of Atmospheric and Oceanic Technology, 20(1): 159-186. Qi J., Chen C., Beardsley R.C., Perry W., Cowles
G.W., Lai Z., 2009. An unstructured-grid finite-volume surface wave model
(FVCOM-SWAVE): Implementation, validations and applications, Ocean
Modelling, 28(1-3): 153-166. Weisse R., von Storch H., Niemeyer H.D.,
Knaack H., 2011. Changing North Sea storm surge climate: An increasing
hazard? Ocean & Coastal Management, 68: 58-68
Numerical modelling, FVCOM, Wave-current interaction, Longshore
currents, Wave energy, Wadden Sea
Simulation komplexer Strömungsdynamik in Küstengrundwasserleitern – ein neuer, vollständig gekoppelter Oberflächen-Grundwasser Ansatz
Maria Herold1), Jie Yang2), Thomas Graf2), Thomas Ptak-Fix1)
1)
2)
Georg-August Universität Göttingen, Geowissenschaftliches Zentrum,
Angewandte Geologie
Leibniz Universität Hannover, Institut für Strömungsmechanik und Umweltphysik im Bauwesen
Küstengrundwasserleiter sind komplexe hydrologische Systeme, da
dort viele verschiedene physikalische Prozesse interagieren: (i)
ungesättigte Strömung, (ii) Änderungen der Fluiddichte in Raum
und Zeit, (iii) Tideschwankungen, (iv) Sturmfluten, die den Deich
überströmen, und (v) Oberflächenabfluss von Sturmflutwasser.
Tideschwankungen verursachen in einem Strömungsmodell an der
Meeresberandung sich ständig ändernde Randbedingungen.
Während einer Sturmflut strömt Salzwasser über Land und bedeckt
Teile der Landoberfläche. Dieses Salzwasser infiltriert in die
ungesättigte Zone und strömt in Richtung Grundwasserspiegel.
55
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
Um all diesen Prozessen Rechnung zu tragen, wurde ein vollgekoppelter Ansatz in der Modelliersoftware HydroGeo Sphere entwickelt, wobei die Küstenzone als hydraulisch gekoppeltes
Oberflächen-Grundwasser-System behandelt wird. Mit diesem Ansatz können nun (i) Oberflächenabfluss, (ii) variabel gesättigte,
dichteabhängige Grundwasserströmung, (iii) Salzwassertransport
an der Oberfläche und im Untergrund sowie (iv) Süß- und Salzwasserinteraktion zwischen Oberfläche und Untergrund simuliert
werden. Dieser Ansatz wird zur Simulation von realen Tideschwankungen und Sturmflutereignissen in 2D- und 3D-Grundwassermodellen eingesetzt. Die Ergebnisse bestätigen die Existenz einer Rezirkulationszone und beschreiben die möglichen Gefahren für die
Grundwasserqualität im Fall von Sturmflutereignissen.
Salzwasserintrusion, Oberflächen-Grundwasser-System, Sturmflut,
Grundwasserqualität
Tuning the Modelling System FVCOM-SWAVE for long-term
Morphodynamic Applications
Karsten Lettmann, Jörg-Olaf Wolff
Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg, Institut für Chemie und Biologie
des Meeres, Department Physikalische Ozeanographie
In coastal waters of tidal flat systems wind-generated surface
waves are an important driver of sediment- and morphodynamics.
Together with wind- and tide-induced currents, waves are responsible for sediment erosion and contribute e.g. due to Stokes drift
and wave induced currents to net sediment movements.
Therefore, each morphodynamic modelling system should incorporate the influence of waves in a proper manner. Present day thirdgeneration wave models like SWAN are appropriate tools to calculate the wave climate in coastal waters for specific wind and bathymetric conditions.
However, these wave models are computationally very expensive
for small scale applications, which makes it difficult (even with
present supercomputers) to model the wave climate for long-term
morphodynamic studies.To give a rough estimate, for the FVCOMSWAVE modelling system the wave computational step needs
about 80%of the computational time.
56
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
Therefore, our contribution deals with tuning the FVCOM-SWAVE
modelling system with respect to the parameters of the wave and
morphodynamic module to reach simulation intervals of several
years.
Wave modelling, morphodynamics, FVCOM
Übertragung von Methoden und Ergebnissen aus der Klimaforschung in die wasserwirtschaftliche Praxis
Uwe Petry1), Markus Anhalt1), Jörg Hölscher1), Marlene Gelleszun2),
Kristian Förster2), Günter Meon2), Hannes Müller3),
Uwe Haberlandt3)
1)
2)
3)
Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und
Naturschutz (NLWKN), Betriebsstelle Hannover-Hildesheim
Technische Universität Braunschweig, Leichtweiß-Institut für Wasserbau,
Abt. Hydrologie, Wasserwirtschaft und Gewässerschutz
Leibniz Universität Hannover, Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie
und landwirtschaftlichen Wasserbau
Der globale Klimawandel kann sektoral und regional unterschiedliche Auswirkungen haben. Während sich die wissenschaftliche Forschung dabei vor allem mit der Analyse, Bewertung und Interpretation der Daten beschäftigt, ist die fachliche Praxis darum bemüht, ihre Methodenkompetenzen hinsichtlich des Klimawandels
zu erweitern und Handlungsempfehlungen für die politischen Entscheidungsträger abzuleiten.
Im Zuge des Projektes KliBiW (Globaler Klimawandel – Wasserwirtschaftliche Folgenabschätzung für das Binnenland) wurden die
Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserwirtschaft (Hochwasser) in Niedersachsen untersucht und die Methodenkompetenzen der Praxispartner erweitert. Hierzu wurden zunächst verschiedene Klimamodelldaten (WETTREG, REMO) räumlich interpoliert
und zum Teil zeitlich disaggregiert, um hoch aufgelöste Klimainformationen bereitzuhalten. Anschließend erfolgte die Kopplung
mit einem hydrologischen Modellsystem (Panta Rhei), das bereits
in der Hochwasservorhersagezentrale des NLWKN im Einsatz ist.
Über Langzeitsimulationen wurden zukünftige Veränderungen in
den Abflussverhältnissen räumlich und zeitlich differenziert für das
Aller-Leine Gebiet identifiziert. Als Betrachtungszeiträume dienten
57
Thema 2: Regionale Wetterextreme und ihre Folgen
eine frühe Zukunftsphase (2021–2050) und eine ferne Zukunftsphase (2071–2100). Die Veränderungen verschiedener hydrologischer Kenngrößen wurden gegenüber einem Kontrollzeitraum
(1971–2000) aufgezeigt. Die Auswertungen an 8 Pegeln in Einzugsgebieten >1.000 km² auf Tageswertbasis und an 6 Pegeln in
Einzugsgebieten <1.000 km² auf Stundenwertbasis zeigten, dass
die mittleren Abflüsse vor allem im Winter, aber auch im Frühling
zunehmen können, speziell gegen Ende des 21. Jahrhunderts,
während sie im Sommer und Herbst kaum signifikante bzw. einheitliche Veränderungen erfahren. Eine räumliche Differenzierung
war hierbei kaum zu erkennen. Zudem kann sich die Hochwassersituation zukünftig verschärfen. Während kleinere Hochwässer
häufiger auftreten können, nehmen die Scheitelabflüsse zu, insbesondere am Ende des 21. Jahrhunderts. Aussagen zu größeren
Ereignissen sind aufgrund der großen Streuung der Ergebnisse
jedoch mit erheblichen Unsicherheiten behaftet. Entsprechende
Betrachtungen der Niedrigwasserverhältnisse sind in Vorbereitung.
Die Anwendung von Klimamodelldaten im Zusammenhang mit
Wirkmodellen kann zukünftig in der fachlichen Praxis dazu genutzt
werden, das Leistungsspektrum des Gewässerkundlichen Landesdienstes des NLWKN zu erweitern. Wasserwirtschaftliche Planungen können so zukunftsorientiert und nachhaltig erfolgen. Erste
Ansätze dazu sind in der Niedersächsischen Anpassungsstrategie
zu finden. Neben dem angepassten Betrieb von Multifunktionsspeichern und der Neubemessung von Hochwasser-Schutzmaßnahmen
sei die gesetzlich geforderte Berücksichtigung der Auswirkungen
des Klimawandels auf die Risikogebiete entsprechend der Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (2007/60/EG) genannt. Hierbei
können abgeleitete, regional differenzierte Klimafaktoren für wasserwirtschaftliche Bemessungsgrößen eine wichtige Entscheidungsunterstützung darstellen.
Klimawandel, Wasserwirtschaft, Modellierung, Methodenkompetenz
58
Thema 3:
Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und
Ökosysteme
Leitung:
Andreas von Tiedemann
Matthias Gauly
Friedrich O. Beese
59
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
9:00 -10:30 Uhr: Hauptvorträge
Pflanzenproduktion unter verschiedenen Klimabedingungen
– Gewisses und Ungewisses
Andreas von Tiedemann, Peter Juroszek
Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz, Fakultät für Agrarwissenschaften,
Georg-August-Universität Göttingen
Pflanzliche Produktivität ist die Lebensgrundlage der Biosphäre der
Erde und maßgeblich vom örtlich wie zeitlich variablen Klima abhängig. Auch die landwirtschaftliche Pflanzenproduktion, essentiell
für die Welternährung, findet global unter sehr variablen klimatischen Bedingungen statt und es wurden kontinuierlich entsprechend angepasste Anbausysteme entwickelt. Gegenwärtig variiert
die potentielle landwirtschaftliche Biotrockenmasseproduktion von
etwa 80 t ha-1 a-1 für C4-Pflanzen in den Tropen bis zu etwa 20 t
ha-1 a-1 für C3-Pflanzen im kühl gemäßigten Klima (Imhoff et al.
2004). Da die global gegebene Schwankungsbreite der Klimabedingungen, unter denen gegenwärtig Pflanzenproduktion erfolgt,
vermutlich größer ist als die an einem Standort in diesem Jahrhundert zu erwartenden Klimaveränderungen, sollte eine Anpassung
des Anbaus an den meisten Standorten im Rahmen des technisch
Möglichen liegen.
Die produktivsten Zonen der Nettoprimärproduktion an Biomasse
liegen in den warmen Klimazonen (Afrika, Südamerika). Hier werden im Durchschnitt aber nur 6-12% des Produktionspotentials
vom Menschen genutzt, während dieser Anteil in den klimatisch
weniger produktiven gemäßigten Zonen (Asien, Europa) 60-80%
beträgt (Imhoff et al. 2004). Diese Zahlen entsprechen mit wenigen Ausnahmen (z.B. Brasilien) annähernd den jeweils realisierten
Flächenerträgen und zeigen, dass für die landwirtschaftliche Produktivität vor allem Technologieeinsatz und Wissen und weniger
die Klimabedingungen von Bedeutung sind. Eine Vergleichsstudie
zur derzeitigen Produktivität von 5 Ackerbauregionen in Europa
bestätigt, dass Technologieeinsatz und Anpassung des Anbausystems Klimaunterschiede in der für dieses Jahrhundert diskutierten
Größenordnung weitgehend ausgleichen können (Wendt 2013).
Dabei muss allerdings beachtet werden, dass Bewässerung zum
Beispiel in der Poebene bereits heute eine bedeutende Rolle einnimmt, im Gegensatz z.B. zur Köln-Aachener Bucht und Hildesheimer Börde, wo bislang kaum künstlich bewässert werden muss,
60
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
um Höchsterträge zu erzielen, bei ähnlichen Bodenqualitäten in
allen drei Regionen. Die gegenüber Klimaveränderungen dominierende Rolle des Technologiefortschritts für die Ertragsentwicklung
wurde mittels Modellierung auch für 5 Hauptkulturen in 25 EUStaaten ermittelt (Angulo et al. 2013).
Alle für die Ertragsbildung wesentlichen Determinanten, die ertragsbestimmenden (z.B. Temperatur, Einstrahlung, Sorteneigenschaften, Anbausystem), ertragsbegrenzenden (z.B. Wasser und
Nährstoffe) und ertragsreduzierenden (z.B. abiotische und biotische Schadfaktoren), werden durch Klimabedingungen beeinflusst
(Van Ittersum et al. 2003). Bezogen auf die 8 wichtigsten Nutzpflanzen weltweit können biotische Schaderreger (Krankheiten,
tierische Schädlinge und Unkräuter) bis zu 67% des potentiell
möglichen Ertrags kosten (Oerke 2006), wenn keine Pflanzenschutzmaßnahmen ergriffen werden.
Die zukünftige Bedeutung von Schaderregern in der Landwirtschaft
ist aufgrund der Ungewissheit sowohl in den Klimamodellierungen
als auch in der Entwicklung der Anbautechnologie nicht genau vorhersagbar. In den detaillierten Untersuchungen im Rahmen von
KLIFF ergaben sich bezüglich der zukünftigen Bedeutung von
Schaderregern differenzierte Ergebnisse sowohl in den Literaturstudien (Meta-Studien), als auch den Experimenten und Computersimulationen. In allen Schaderregergruppen der vier untersuchten Kulturpflanzenarten Weizen, Mais, Raps und Zuckerrübe wurden fördernde, hemmende und neutrale Effekte der zu Grunde
gelegten oder getesteten Erwärmungsszenarios (durchschnittliche
Erhöhung der Lufttemperatur um etwa 2-4°C in Niedersachsen)
festgestellt. Eine generelle Zu- oder Abnahme des Schaderregerauftretens bei Erwärmung konnte in den Untersuchungen nicht
festgestellt werden.
Falls es zu einer anhaltenden Klimaerwärmung in Niedersachsen
kommen sollte, wird sich die relative Bedeutung pilzlicher Pathogene vor allem artspezifisch verschieben. Zum Beispiel ergaben Computersimulationen, dass sich die Infektionswahrscheinlichkeit für
DTR-Blattdürre in Winterweizen bis Ende des 21 Jahrhunderts erhöhen, während diese für Mehltau abnehmen wird. Diese Effekte
werden konterkariert, wenn sich wärmeadaptierte Pathogenpopulationen entwickeln, wie dies bereits bei Gelbrost in den USA beobachtet wurde (Milus et al. 2009). Ein nennenswertes Auftreten
neuer Pathogene ist dagegen weniger wahrscheinlich. Neue Schaderreger waren bislang stets die Folge von Veränderungen im Anbau, wofür es zahlreiche Beispiele gibt. Klimaveränderungen können allerdings auch hier eine Rolle spielen, wenn infolge der Er61
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
wärmung zum Beispiel neue Kulturpflanzen (z.B. Sojabohne, Sonnenblume) eingeführt werden. Bei Schadinsekten und Unkräutern
könnten dagegen viele bereits etablierte Arten von der Wärme
profitieren und durch schnellere Vermehrung und Verbreitung (z.B.
mehr Generationen pro Jahr) eine erhöhte Schadwirkung entwickeln. Insgesamt sind die möglichen Interaktionen im Dreieck
“Wirt-Schaderreger-Umwelt“ äußerst vielfältig und nur für klar
definierte Umweltbedingungen und Wirt-Schaderreger Eigenschaften darstellbar (Juroszek & Tiedemann 2013).
Zusätzlich zu den Unsicherheiten, die sich aus der ungewissen
Klimaentwicklung und den ungewissen biologischen wie agronomischen Anpassungsprozessen ergeben, müssen die durch Klimaveränderungen zu erwartenden Effekte im Sinne einer Gesamtrisikobetrachtung auch in den Kontext aller übrigen Einflussvariablen
gestellt werden. Den Spekulationen zum Schaderregerauftreten bei
veränderten Klimabedingungen steht weltweit wie regional (z.B. in
Niedersachsen) die Tatsache gegenüber, dass vor allem die Art des
Anbauverfahrens das Schaderregerauftreten maßgeblich bestimmt
und es auch zukünftig von den Methoden des vorbeugenden (z.B.
Fruchtfolge, resistente Sorten, gesundes Saat- und Pflanzgut, Hygiene, regelmäßige Feldkontrolle) und direkten Pflanzenschutzes
(chemisch, biologisch, physikalisch) abhängen wird, welche Bedeutung Schaderreger haben werden.
Wesentliche Voraussetzung für hohe Produktivität in der Pflanzenproduktion wird auch zukünftig der technologische Stand in Anbautechnik und Pflanzenschutz sein, deren weiterer Fortschritt in den
Projektionen nicht enthalten ist. Innovative Methoden der Schaderregerkontrolle befinden sich bereits jetzt im Forschungsstadium
(z.B. RNA Silencing, Einsatz von Nanopartikeln und Superabsorbern; siehe Zohuriaan-Mehr et al. 2010, Khot et al. 2012, Gu &
Knipple 2013) und könnten den Entwicklungen in der Pflanzenproduktion und im Pflanzenschutz eine völlig neue Richtung geben.
Analoges gilt für die Agrartechnik und Sortenentwicklung.
Literatur:
Angulo C, Rötter R, Lock R, Enders A, Fronzek S, Ewert F (2013) Implication of crop model calibration strategies for assessing regional impacts of
climate change in Europe. Agricultural Forest Meteorology 170, 32-46.
Gu L & Knipple DC (2013) Recent advances in RNA interference research in
insects: Implications for future insect pest management strategies. Crop
Protection 45, 36-40.
Imhoff ML, Bounoua L, Ricketts T, Loucks C, Harriss R & Lawrence WT
(2004) Global patterns in human consumption of net primary production.
Nature 429, 870-873.
62
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Juroszek P & Tiedemann A von (2013) Plant diseases, insect pests and
weeds in a changing global climate: a review of approaches, challenges,
research gaps, key studies and concepts. Journal of Agricultural Science
151, 163-188.
Khot LR, Sankaran S, Maja JM, Ehsani R & Schuster EW (2012) Applications
of nanomaterials in agricultural production and crop protection: A review.
Crop Protection 35, 64-70.
Milus EA, Kristensen K, Hovmoller MS (2009) Evidence for increased aggressiveness in a recent widespread strain of Puccinia striiformis f. sp.
tritici causing stripe rust of wheat. Phytopathology 99, 89-94.
Oerke EC (2006) Crop losses to pests. Journal of Agricultural Science 144,
31-43.
Van Ittersum MK, Leffelaar PA, van Keulen H, Kropff MJ, Bastiaans L, Goudriaan J (2003) On approaches and applications of the Wageningen crop
models. European Journal of Agronomy 18, 201–234.
Wendt MJ (2013) Anpassung intensiver Ackerbausysteme an geographisch,
jährlich und zukünftig schwankende Klimabedingungen. Masterarbeit, Fakultät für Agrarwissenschaften, Department für Nutzpflanzenwissenschaften, Abteilung Allgemeine Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz, GeorgAugust-Universität Göttingen.
Zohuriaan-Mehr MJ, Omidian H, Doroudiani S & Kabiri K (2013) Advances
in non-hygienic applications of superabsorbent hydrogel. Journal of Materials Science 45, 5711-5735.
Erwärmung, Produktivität, Schaderreger,
bausystem, technischer Fortschritt
Pflanzenschutz,
An-
Herausforderungen an die Nutztierhaltung infolge des Klimawandels
Matthias Gauly
Georg-August-Universität Göttingen Department für Nutztierwissenschaften, Abteilung Produktionssystem für Nutztiere
Bereits in den nächsten Jahrzehnten werden weitere signifikante
Veränderungen des Klimas in Zentraleuropa erwartet. Dazu zählen
u.a. auch trockenere und wärmere Sommermonate sowie das häufigere Auftreten von Klimaextremen im Jahresverlauf. Diese Veränderungen werden zweifelsohne auch die verschiedenen Systeme
der Tierhaltung direkt und/oder indirekt betreffen bzw. tun es bereits. Dabei wird häufig angenommen, dass vor allem Tierhaltungen in Offenställen mit und ohne Auslauf bzw. Weidegang betroffen sind. Diese Annahme ist grundsätzlich richtig, gilt aber den63
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
noch nur mit Einschränkungen. Auch bei reinen Stallhaltungsverfahren zeichnen sich deutliche Effekte ab, die u.a. auch in den nur
unvollständigen Kompensationsmöglichkeiten der gegenwärtig genutzten Klimaregelein-richtungen begründet sind.
Zu den Tierhaltungen mit wesentlichen Freilandanteilen gehören
im Mitteleuropa die Milchvieh- und Mutterkuhhaltung sowie die
Haltung kleiner Wiederkäuer. Mittlerweile wurden bereits verschiedene Strategien auf verschiedenen Ebenen diskutiert, mit deren
Hilfe sich die Erzeugung auf die entsprechenden Veränderungen
einstellen bzw. vorbereiten kann. Wesentliche Maßnahmen zur
Anpassung werden gegenwärtig in der Zucht thermotoleranter,
robuster und krankheitsresistenter Nutztiere, der Optimierung der
Strategien in der Tierseuchenbekämpfung und des Hygienemanagements, der Entwicklung verbesserter Verfahrenstechniken und
Stallsysteme sowie Futtermittelanbausysteme gesehen.
Die Thermotoleranz von Tieren, d.h. deren Fähigkeit mit Hitze- und
Kältestress umzugehen hängt in gewissem Umfang von deren genetischer Veranlagung ab. Es ist deshalb naheliegend dies züchterisch zu nutzen. Mithilfe der Methoden der genomischen Selektion
eröffnen sich vielversprechende Perspektiven.
Verfahrenstechniken bzw. Stallsysteme sind in unterschiedlichem
Maße geeignet Umwelteffekte, wie z.B. Temperaturschwankungen
(Hitzestress) zu kompensieren. Dies ist vor allem für Tiere wichtig,
die aufgrund hoher Stoffwechselraten besonders viel Wärme produzieren. Dazu zählt vor allem die Hochleistungskuh. Bereits heute
liegen verschiedene technische Stallbaulösungen zur Reduktion der
Hitzeauswirkungen vor. Die Beurteilung und Weiterentwicklung
solcher Lösungen hinsichtlich Hitzestress induzierter Leistungsbzw. Gesundheitsbeeinträchtigungen sowie die Abschätzung der
ökonomischen und/oder ökologischen Vorteile verschiedener Produktionssysteme ist eine der zentralen Herausforderungen der
kommenden Jahre. Neben den direkten Effekten des Klimas auf
das Tier werden indirekte Effekte, wie die Verfügbarkeit und Qualität der Futtermittel erwartet. In Zucht und Anbau von Kulturarten
mit erhöhter Wassernutzungseffizienz und Toleranz gegenüber den
Auswirkungen des Klimawandels werden erfolgversprechende Ansätze gesehen. Unter Berücksichtigung dieser Konsequenzen müssen auch Anpassungsmaß-nahmen für die Fütterung der Tiere diskutiert werden.
Der Klimawandel wird auch zu Veränderungen im Spektrum der
Pathogene führen. Es ist zu erwarten, dass sowohl das Vorkommen
als auch die Saisonalität und Intensität vieler Vektoren und Krankheitserreger stark beeinflusst werden. Nicht alle Vektoren und
64
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Pathogene finden dabei verbesserte Bedingungen, so dass es zu
einer Verschiebung des Spektrums kommen wird. Dies ist bei der
Zucht auf Krankheitsresistenz zu berücksichtigen.
Nutztierhaltung, Zucht, Fütterung, Klimawandel
Vulnerabilität von Waldökosystemen – Ein
inter(trans)disziplinäres Puzzle Friedrich O. Beese
Georg-August Universität Göttingen, Zentrum für Biodiversität und nachhaltige Landnutzung (CBL), Sektion Waldökosystemforschung
Die Analyse der Vulnerabilität von Waldökosystemen bildet die
Grundlage für die Entwicklung standortgemäßer Anpassungsmaßnahmen. Ihre Quantifizierung stellt eine große Herausforderung
dar, da die Vulnerabilität eine Funktion der Exposition, dem Grad
in welchem das System dem Klimawandel ausgesetzt ist, der Sensitivität, der Empfindlichkeit des Systems und seiner Komponenten
gegenüber klimabedingter Einwirkungen sowie der Adaptation, der
Anpassungsfähigkeit des Systems an Veränderungen des Klimas
ist. In der Landschaft variiert die Vulnerabilität daher räumlich
extrem stark aufgrund der regionalen Unterschiede der Exposition
und der vielfältigen Kombinationen biotischer und abiotischer Systemkomponenten.
Anhand von Buchenökosystemen entlang eines im Rahmen von
KLIFF untersuchten Klimagradienten wird gezeigt, wie sich die drei
Faktoren in unterschiedlicher Weise darstellen, wie sie wirksam
werden, und wie sie zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden können. Dabei werden sowohl genetische, physiologische als
auch ökosystemare Indikatoren herangezogen.
Der hier vorgestellte Ansatz ist interdisziplinär naturwissenschaftlich ausgerichtet, da er die Vulnerabilität der Anthroposphäre nicht
berücksichtigt, die sich aus den Veränderungen der Ökosystemleistungen ergibt. Zum Ergreifen von Anpassungsmaßnahmen ist jedoch in einem weiteren Schritt eine Einbeziehung der Akteure in
einem transdisziplinären Ansatz unumgänglich.
Klimagradient, Buchenwaldökosysteme, organismische und ökosystemare Sensitivität, Adaptation
65
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
11:00 - 12:00 Auswirkungen auf die Tierproduktion
Wechselwirkungen zwischen Leguminosenart und Trockenstress auf Nährstoffzusammensetzung, mikrobiellen Abbau
und Fermentationsparameter von verschiedenen Leguminosenarten in vitro
Carola Lindig1), Hansjörg Abel2), Johannes Isselstein3),
Bernd Schröder1), Susanne Riede1), Gerhard Breves1)
1)
2)
3)
Tierärztliche Hochschule Hannover, Physiologisches Institut
Georg-August Universität Göttingen, Institut für Tierernährungsphysiologie
Georg-August Universität Göttingen, Department für Nutzlandwissenschaften
Einleitung: In verschiedenen regionalen Klimaprojektionen wird
für das 21. Jahrhundert in Deutschland eine vermehrte Sommertrockenheit angenommen. Da Leguminosen in Diskussion stehen,
von den Auswirkungen des Klimawandels zu profitieren, könnten
sie unter zukünftigen Klimabedingungen eine größere Rolle im
Rahmen der Wiederkäuerfütterung einnehmen. Mit den durchgeführten Untersuchungen soll festgestellt werden, ob und inwiefern
sich Trockenstress auf die Nährstoffzusammensetzung von Leguminosen sowie deren ruminalen Abbau und mikrobielle Fermentation auswirkt und ob dabei Unterschiede zwischen verschiedenen
Leguminosenarten vorhanden sind.
Methoden: Es wurden Monokulturen von Lotus corniculatus, Medicago lupulina, Medicago falcata und Trifolium repens im freien Feld
ausgesät, von denen die Hälfte der entstandenen Aufwüchse jeder
Art während 5 Wochen der Vegetationsperiode von Niederschlägen
geschützt wurde. Somit entstanden eine trockengestresste und
eine Kontrollvariante, die im Juni 2011 geerntet wurden (2.
Schnitt). Mit einer repräsentativen Stichprobe jeder Variante wurde eine Nährstoffanalyse durchgeführt. Im Anschluss wurde das
Pflanzenmaterial 11 Tage lang in jeweils 3 Parallelansätzen mit der
Rumen-Simulations-Technik untersucht. Dabei wurden zu Versuchsbeginn die Fermentationgefäße mit frisch entnommenem
Panseninhalt inokuliert. In der Folge wurde das Substrat alle 48
Stunden erneuert. Redoxpotential und pH-Wert wurden täglich
gemessen, um stabile Bedingungen in den Fermentationsgefäßen
zu überprüfen. Nach einer 6-tägigen Äquilibrierungsphase wurden
währen einer 5-tägigen Versuchsphase einmal täglich Proben ent66
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
nommen. Die Produktionsraten der kurzkettigen Fettsäuren (SCFA)
sowie des Fermentationsgases Methan wurden mittels Gaschromatographie bestimmt, während die Ammoniakkonzentrationen mittels Spektrophotometrie analysiert wurden. Außerdem wurde der
Abbau von organischer Substanz (OS), Rohprotein (XP) sowie
neutraler Detergentienfaser (NDF) bestimmt. Die statistische Auswertung erfolgte in Form einer zwei-faktoriellen Varianzanalyse
(ANOVA) mit den beiden Hauptfaktoren Leguminosenart und Trockenstress. Direkte Gruppenunterschiede wurden mit dem multiplen Vergleichstest nach Tukey spezifiziert.
Ergebnisse: Die Leguminosenart hatte einen Einfluss auf den Abbau der OS sowie auf die Produktion der kurzkettigen Fettsäuren
und Methan. Der Faktor Trockenstress verminderte den Abbau der
OS unabhängig von der Leguminosenart. Wechselwirkungen waren
andeutungsweise bei der Nährstoffzusammensetzung und statistisch signifikant beim Abbau von NDF und XP sowie im Bezug auf
die Ammoniakkonzentrationen festzustellen.
Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse können dazu dienen, geeignete Leguminosenarten zu identifizieren, die unter eventuellen
zukünftigen Trockenstressbedingungen gut als Grünfutter für Wiederkäuer eingesetzt werden könnten. Empfehlungen, die aus in
vitro Untersuchungen, wie sie in diesem Fall durchgeführt wurden,
abgeleitet werden, müssen aber, vor allem im Hinblick auf die Tierernährung, um in vivo Untersuchungen erweitert werden.
Ruminale Fermentation, Leguminosen, Trockenstress
Bewertung klimatischer Einflüsse auf Fruchtbarkeitsparameter von Sauen in Norddeutschland
Kerstin Wegner, Christian Lambertz, Eva Moors, Gürbüz Daş,
Matthias Gauly
Georg-August-Universität Göttingen, Department für Nutztierwissenschaften, Produktionssysteme der Nutztiere
Hitzestress wirkt sich negativ auf die Reproduktionsleistung von
Sauen aus. Ziel der vorliegenden Studie war es zu untersuchen
inwieweit sich das Klima auf die Fruchtbarkeitsparameter von Sauen in Norddeutschland auswirkt. Dazu wurden auf 6 ferkelerzeugenden Betrieben in Niedersachsen die Temperatur und relative
67
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Luftfeuchtigkeit von Juni 2011 bis August 2012 stündlich aufgezeichnet und der Temperatur-Luftfeuchtigkeits-Index (THI) berechnet. Auf jedem Betrieb wurden je 2 Datenlogger im Besamungs-, Warte-, und Abferkelabteil angebracht. Die Fruchtbarkeitsdaten von 4743 Sauen mit insgesamt 8350 Würfen umfassten
gesamt geborene Ferkel, lebend und tot geborene Ferkel, abgesetzte Ferkel und Ferkelverluste. Anhand einer Regressionsanalyse
wurde Einfluss des THI für die Zeiträume vor und nach der Abferkelung auf die Anzahl der lebend und tot geborenen Ferkel sowie
die Anzahl abgesetzter Ferkel und die Ferkelverluste berechnet.
Zudem wurde der Einfluss des THI nach der Besamung auf die
Anzahl der gesamt geborenen Ferkel bestimmt.
Der mittlere THI über alle Stallabteile reichte im Versuchszeitraum
von 65 bis 79, der maximale THI von 67 bis 87. Mit steigenden
THI-Werten am Tag der Abferkelung sank die Zahl tot geborener
Ferkel (p<0.05), während die Zahl der lebend geborenen Ferkel
nicht beeinflusst wird. Höhere THI-Werte an den 2 Tagen vor der
Geburt führten tendenziell zu einer geringeren Zahl tot geborener
Ferkel und zu signifikant weniger lebend geborenen Ferkeln
(p<0.05). Die Anzahl abgesetzter Ferkel stieg mit höheren THIWerten in den ersten 7 Tagen nach der Geburt (p<0.001). Ein
höherer THI in den ersten 2 Tagen und 5 Tage nach der Abferkelung führte zu sinkenden Ferkelverlusten(p<0.01). Ein höherer THI
nach der Besamung führte tendenziell zu mehr gesamt geborenen
Ferkeln (p=0.19).
Insgesamt konnte ein negativer Einfluss von steigenden THI-Werten auf die Fruchtbarkeitsparameter von Sauen festgestellt werden.
THI, Fruchtbarkeit, Sauen
Der Einfluss des Klimawandels auf die Wettbewerbsfähigkeit der niedersächsischen Milchproduktion
Maria Martinsohn, Heiko Hansen
Thünen-Institut für Betriebswirtschaft
Die Klimafolgenforschung in den Agrarwissenschaften ist stark auf
den Ackerbau fokussiert. Doch auch tierhaltende Betriebe sind
abhängig von klimatischen Bedingungen. Dies gilt in erster Linie
68
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
für Tierhaltungsverfahren mit nicht klimatisierten Ställen wie beispielsweise die Milchproduktion. Hier wirken Klimaveränderungen
sowohl auf den Futterbau wie auch auf die Tiergesundheit und die
tierischen Leistungen. Die meisten Studien zu Auswirkungen des
Klimawandels auf die Milchproduktion konzentrieren sich jedoch
nur einen Teilbereich (z.B. Grasland) und analysieren nicht das
komplexe Gesamtsystem. Darüber hinaus werden überwiegend
biologische Veränderungen analysiert, ohne ökonomische Konsequenzen oder Anpassungsreaktionen der Milchviehhalter zu berücksichtigen. Insbesondere die Analyse von Anpassungsreaktionen erfordert die Einbindung praktischer Milchviehhalter im Rahmen eines interaktiven Prozesses.
Die vorliegende Studie trägt dieser Problematik Rechnung, da sie
am Fallbeispiel Niedersachsens a) bio-physiologische Veränderungen in der Silageproduktion, wie auch Milchleistungseinbußen
durch Hitzestress untersucht, b) die Wirkung von Anpassungsmaßnahmen durch die Landwirte berücksichtigt, c) eine ökonomische
Bewertung anführt und d) die betroffenen Akteure integriert. Hierzu wurden Klimadaten eines bias-korrigierten dynamischen sowie
eines statistischen Modells in drei bio-physiologische Modelle eingespeist. So wurden Projektionen zu Hitzestress und Erntemengen
bei Gras- und Maissilage für das Referenzszenario 1971-2000 und
zwei Zukunftsszenarien 2021-2050 und 2071-2100 erreicht. Anhand typischer Milchviehbetriebe (agri benchmark-Methodik) wurden in vier verschiedenen Regionen Niedersachsen die Ergebnisse
einer ökonomischen Bewertung zugeführt (Veränderung des Betriebsgewinns). Die Validierung und Rückkopplung der einzelnen
Prozessschritte erfolgte im Rahmen von Fokusgruppendiskussionen
mit Praktikern und Beratern.
Zusammenfassend wirkt sich der Klimawandel positiv auf die
Milchviehbetriebe aus, was vor allem auf positive Veränderungen
beim Maiswachstum zurückzuführen ist. Die ökonomischen Zugewinne sind jedoch marginal, wenn sie, wie von den Landwirten
angeregt, mit den Gewinnschwankungen durch reale Preisvolatilität oder die natürliche Variabilität des Wetters verglichen werden.
Klimawandel, Betriebswirtschaft,
Grassilage, Hitzestress
69
Milchproduktion,
Maissilage,
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
12:00 - 12:40 Wald und Forstwirtschaft
Sensitivität der Rotbuche gegenüber Sommertrockenheit
Christoph Leuschner, Hilmar Müller-Haubodt, Florian Knutzen,
Dietrich Hertel, Berhardt Schuldt, Ina C.Meier
Georg-August Universität Göttingen, Pflanzenökologie und Ökosystemforschung
Vor dem Hintergrund des prognostizierten Klimawandels wird insbesondere die Rolle der Rotbuche (Fagus sylvatica) in Deutschland
kontrovers diskutiert. Eine Zunahme von Trockenstress könnte die
Vitalität sowohl der Altbäume als auch die der Verjüngung negativ
beeinflussen. Dieses Vorhaben hat die Trockenstress-Empfindlichkeit der Buche sowohl in Altbeständen als auch im Jugendstadium
untersucht; ein besonderer Fokus lag auf der Bedeutung der Bodenart (Sand vs. Lehm) im pleistozänen Tiefland für die Entwicklung sommerlicher Bodenfeuchtedefizite und der Antwort der Bäume. Ziel war die Erkennung von artspezifischen Schwellenwerten
in der Trockenstress-Antwort der Buche und die Identifizierung von
Herkünften mit besonderem Gefährdungspotenzial. In einer Freilandstudie in der Lüneburger Heide in 12 Altbuchenbeständen entlang eines Niederschlagsgradienten (543-816 mm a-1) wurde die
Antwort folgender Parameter auf abnehmende Wasserverfügbarkeit untersucht: ober- und unterirdische Biomasseproduktion, Anpassung der hydraulischen Architektur und verschiedene physiologische Kenngrößen auf Blattebene. Die erwartete Reduktion der
Nettoprimärproduktion bei sinkenden Niederschlägen konnten in
den Buchen-Altbeständen in den Untersuchungsjahren 2009-2011
nicht gefunden werden. Vielmehr unterschieden sich die untersuchten Bestände an unterschiedlich wasserversorgten Standorten
hinsichtlich der Kohlenstoffallokation in Richtung auf die Produktion
von Früchten, Feinwurzeln, Blattmasse und Stammholz. Eine plastische Antwort der Altbäume an langjährig unterschiedliche Niederschlagshöhen fand sich auf bei der hydraulischen Leitfähigkeit und
der Kavitations-Gefährdung des Xylems in den Zweigen. Ergänzend zu diesen Untersuchungen an Altbeständen wurde ein common garden-Experiment an Jungbuchen von vier Herkünften entlang dieses Niederschlagsgradienten durchgeführt. Gemessen wurden die ober- und unterirdische Biomasseproduktion sowie verschiedene stressphysiologische Parameter in Abhängigkeit der
Bodenfeuchte. Die Ergebnisse des Experiments demonstrieren die
70
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
große Bedeutung sommerlicher Wasserverfügbarkeit für eine erfolgreiche Bestandesverjüngung der Buche.
Fagus sylvatica, Niederschlagsgradient, NPP, Wurzelproduktion,
Fruktifikation, C-Allokation
Adaptive Waldbewirtschaftung - der Schlüssel für eine
Waldanpassung an den Klimawandel?
Andreas Bolte1), Peter Spathelf2)
1)
2)
Thünen-Institut für Waldökosysteme, Eberswalde
Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), FB Wald
und Umwelt, Professur für angewandten Waldbau
Die Wälder in Mitteleuropa werden im Zuge des Klimawandels
wahrscheinlich zunehmend von extremen Witterungs- und Wetterlagen wie Hitze- und Trockenheit sowie Sturm betroffen sein. Die
Wechselwirkung der abiotischen Extremereignisse Hitze, Trockenheit und Sturm mit biotischen Schaderregern kann die Auswirkungen des Klimawandels auf Wälder verstärken und die Konkurrenz
zwischen Baumarten verändern. Solche Wechselwirkungen spielen
eine wichtige Rolle für die Waldsukzession infolge des Klimawandels.
Wälder passen sicher einerseits langfristig durch evolutionäre Anpassung von Baumpopulationen und andererseits kurzfristig durch
phänotypische Plastizität einzelner Individuen (Änderung der Morphologie und/oder Physiologie) an geänderte Umweltbedingungen
an. Eine besondere lokale evolutionäre Anpassung an Trockenheit
erfahren isolierte Randpopulationen von Baumarten an deren von
Trockenheit und Wärme bestimmten Verbreitungsgrenzen (‚rear
edges‘). So zeigen Buchenherkünfte der Rotbuche vom kontinentalen, trockenen Verbreitungsrand der Baumart eine höhere Trockenheitsresistenz als Herkünfte aus dem Zentrum der Buchenverbreitung, die unter feuchteren und sommer-kühleren Bedingungen
wachsen. Zusätzlich ist aber auch eine hohe adaptive Plastizität bei
Buche festzustellen; Projektionen des zukünftigen Wuchsverhaltens unter trockeneren Bedingungen ergaben ein höheres Wuchspotential für dieselben Baumindividuen, wenn die Kalibrierung der
Wuchsmodelle in den letzten Jahrzehnten statt zur Mitte des 20.
Jahrhunderts erfolgte.
71
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Eine adaptive Waldbewirtschaftung passt wiederholt Ziele und
Maßnahmen an geänderte Umweltsituationen und sich wandelnde
Ansprüche an den Wald an. Dies kann mit einer Kombination von
aktiven Anpassungsmaßnahmen wie dem Waldumbau und passiven Elementen wie dem Zulassen von spontaner Waldsukzession
erfolgen. Eine strategische Zusammenarbeit verantwortlicher Institutionen von der internationalen bis zur lokalen Ebene ist erforderlich, um Informationen zur Eignung von Baumarten und Herkünften beim lokalen Waldmanagement zielgerichtet zu nutzen. Der in
Mitteleuropa praktizierte naturnahe Waldbau mit seinen Handlungsprinzipien liefert sowohl Voraussetzungen als auch Widerstände für ein adaptives Waldmanagement. Widerstände betreffen
die vorrangige und ggf. ausschließliche Nutzung von Naturverjüngung lokaler Baumpopulationen (passive Anpassungsmaßnahme),
die dem Transfer angepasster ‚rear edge‘-Herkünfte und angepasster Baumarten als aktive Anpassungsmaßnahme entgegensteht.
Die waldbauliche Bevorzugung von mitt- und spätsukzessionalen
Halbschatt- und Schattbaumarten, insbesondere von Buche, begrenzt das Auftreten stresstoleranter und lichtbedürftiger Pionierbaumarten. Die adaptive Waldbewirtschaftung stellt durch ihre
flexible Maßnahmenanpassung eine Schlüsselstrategie für die
Waldanpassung an den Klimawandel dar. Der Anteil aktiver und
passiver Anpassungsmaßnahmen kann aber deutlich variieren und
bietet daher Anlass für Diskussionen zwischen den verschiedenen
Interessentengruppen (Waldbesitzer, Waldbauer, Naturschützer
und andere).
Extremwetterlagen, Trockenheit, Sturm, Biotische Schaderreger,
aktive Anpassung, passive Anpassung, Herkünfte, Naturnaher
Waldbau
72
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
14:00 - 15:20 Pflanzenproduktion
Die Zuckerrübe und der Klimawandel - Langzeitanalyse
ausgewählter Witterungsparameter und deren Einfluss auf
die Ertragsentwicklung in verschiedenen Regionen von
Rheinland-Pfalz
Pascal Kremer1), Hans-Joachim Fuchs1), Ulrich Matthes2)
1)
2)
Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Geographisches Institut
Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen
Die Zuckerrübe ist aufgrund der thermischen Gunst und der hohen
Bodengüte ein wichtiges Fruchtfolgeglied der Landwirtschaft in den
rheinland-pfälzischen Anbauregionen Rheinhessen und Pfalz. Die
landwirtschaftliche Produktivität ist maßgeblich von den klimatischen Verhältnissen im Allgemeinen und der Jahreswitterung im
Speziellen abhängig, sodass das Ertragspotential gegenüber etwaigen Klimaveränderungen eine große Vulnerabilität aufweist. Der
Faktor Jahreswitterung ist für mindestens 40-50% der interannuellen Ertragsschwankungen der Zuckerrübe verantwortlich. Sie weist
keine kritischen Wachstumsstadien auf und bildet somit die Gesamtheit der Witterungseinflüsse von der Aussaat bis zur Ernte im
Ertrag ab. Dies prädestiniert sie für eine Untersuchung des Einflusses der Jahreswitterung auf den Ertrag.
Zwischen 1949-2011 konnte in den Regionen Mainz, Worms und
Frankenthal ein Ertragszuwachs von gut 50% bei starken interannuellen, auf Witterungseinflüsse rückführbare Schwankungen festgestellt werden. Dieser Produktionsfortschritt ist maßgeblich auf
den Faktor Züchtung, aber auch auf veränderte Anbauverfahren
bzw. Produktionstechniken zurückzuführen. Demnach müssen die
real erzielten Erträge zunächst vom Züchtungsfortschritt bereinigt
werden, um statistische Zusammenhänge zwischen der Jahreswitterung und dem erzielten Ertrag herzustellen. Hierfür wurde die
Züchtungsfortschrittsbereinigung (eigene Methode) entwickelt:
Ez = E x (1 – p/100)n
Ez=züchtungsfortschrittsbereinigter Ertrag; E=real erzielter Durchschnittsertrag; p=prozentualer Züchtungsfortschritt (LOEL et. al
(2011): 0,9%; KOCH (2006): 0,75%); n=Anzahl der Jahre ausgehend vom Indexjahr der Züchtungsfortschrittsbereinigung
Über korrelationsstatistische Verfahren wurde zunächst der Zusammenhang zwischen Niederschlags- sowie Temperatursummen
und dem Ertrag bezogen auf unterschiedliche Abschnitte der Vege73
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
tationsperiode nachgewiesen. Es zeigen sich hohe Zusammenhänge, wobei die züchtungsfortschrittsbereinigten Erträge durchweg
höher mit den Witterungsparametern korrelieren. Für die Hauptwachstumsphase der Zuckerrübe zwischen Juni und August wurden die höchsten Zusammenhänge ermittelt. Die Niederschlagssummen korrelierten positiv, die Temperatursummen negativ mit
dem Ertrag.
Die Entwicklung der besonders ertragsbeeinflussenden Witterungsfaktoren zwischen 1961-2011 ist regional durch tendenziell abnehmende Niederschlagssummen und steigende Temperatursummen geprägt. Beide Entwicklungen und speziell deren Kombination
wirkt sich aufgrund häufiger auftretender Trockenstressereignisse
während der Hauptvegetationsperiode der Zuckerrübe negativ auf
die Ertragsentwicklung aus. Die tendenziell früher mögliche Aussaat, steigende Temperatursummen in der Früh- und Spätphase
der Vegetationszeit sowie der kontinuierliche Anstieg der atmosphärischen CO2-Konzentration wirken sich positiv auf die Ertragsentwicklung aus. Anhand des Rückgangs der züchtungsfortschrittsbereinigten Erträge zeigt sich jedoch, dass im Untersuchungszeitraum die negativen Entwicklungstendenzen die positiven überwiegen. Die Züchtung überkompensiert jedoch diese klimawandelinduzierten Ertragseinbußen. Die für die Zukunftsprojektion verwendeten Klimamodelle weisen für die Zukunft eine Fortsetzung des
Trends aus, sodass sich der Klimawandel möglicherweise auch in
Zukunft negativ auf die Ertragsentwicklung auswirken wird. Dies
zeigt auch die projizierte höhere Eintrittshäufigkeit potentiell ertragsschwacher Jahre im Vergleich zum Referenzzeitraum.
Klimawandel in Rheinland-Pfalz, Zuckerrübe,
schrittsbereinigung, Witterung, Ertrag
Züchtungsfort-
Unkräuter im (Klima-) Wandel
Horst-Henning Steinmann1), Barbara Edler1),
Kristian Peters2), Jana Bürger2), Laura Breitsameter1),
Bärbel Gerowitt2)
1)
2)
Georg-August Universität Göttingen, Zentrum für Biodiversität und
nachhaltige Landnutzung (CBL)
Universität Rostock, Professur für Phytomedizin
74
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Zur Forschung über die möglichen Reaktionen von Unkräutern und
Unkrautpopulationen auf einen Klimawandel können verschiedene
methodische Ansätze verfolgt werden. Im Rahmen des KLIFFProjektes wurden Experimente und Modellierungen mit ausgewählten Unkrautarten durchgeführt. Die Auswahl der eingehender zu
untersuchenden Arten erfolgte auf der Grundlage einer umfangreichen Literaturstudie. Die Wahl fiel vorrangig auf wärmeliebende
sommerannuelle Arten, die in Hackfrüchten und anderen Sommerungen von einer allgemeinen Erwärmung profitieren können. Aber
auch einige Winterannuelle und ganzjährig auflaufende Arten wurden in die Arbeiten einbezogen.
Versuche im Gewächshaus und in Klimakammern zeigten, dass
Unkrautarten, die sich hinsichtlich ihrer bekannten Klimaansprüche
ähneln, durchaus unterschiedlich auf experimentell erzeugten Klimastress reagierten. Das wurde nicht nur in Klimakammern bei
erhöhten Temperaturen sichtbar, sondern auch, wenn Erwärmung
und Trockenstress in verschiedenen Bodensubstraten induziert
wurde. Die möglichen Konsequenzen für Niedersachsen mit seinen
unterschiedlichen regionalen Bedingungen werden diskutiert.
Neben dem experimentellen Ansatz wurde ein zweiter Weg gewählt, um eine Klimafolgenabschätzung für das potenzielle Vorkommen von Unkrautarten in Niedersachsen durchzuführen. Dazu
wurde die frei verfügbare Software MAXENT genutzt, in die Daten
zu Vorkommen der untersuchten Arten, Standorteigenschaften und
klimatische Variablen aus mehreren europäischen Regionen eingespeist wurden. Dadurch konnten Karten erzeugt werden, die sowohl für das heutige, als auch für ein künftiges Klima, günstige
und weniger günstige Vorkommensbedingungen für diese Arten in
Niedersachsen prognostizieren.
Bei der Diskussion der Befunde ist zu beachten, dass die Landnutzung für die Entwicklungschancen von Unkräutern eine entscheidende Rolle spielt. In diesem Fall ist dies der Anbau derjenigen
Feldfrüchte, in denen die Unkrautarten aufgrund der Jahresrhythmik gut gedeihen können. Die Verbreitung von Winterungen und
Sommerungen in den niedersächsischen Ackerbauregionen wird
daher für einen Ausblick und eine Interpretation herangezogen.
Niedersachsen, Landnutzung, Sommerannuelle, Winterannuelle,
Unkrautmanagement
75
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Mehr CO2 in der Atmosphäre beeinflusst den Wasserverbrauch und mindert Wachstums- und Ertragsverluste bei
Energiepflanzen unter Trockenheit: Ergebnisse aus Feldversuchen (FACE) mit Mais und Sorghum-Hirse
Remy Manderscheid, Martin Erbs, Hans-Joachim Weigel
Thünen-Institut für Biodiversität, Braunschweig
Mais spielt heute aufgrund seines hohen Wachstumspotentials eine
herausragende Rolle als Energiepflanze. Als Alternative zu Mais auf
Grenzertragsstandorten und zur Auflockerung der Fruchtfolge wird
zunehmend auch Sorghum-Hirse geprüft bzw. angebaut. Für eine
Beurteilung der weiteren Tauglichkeit von Mais und Sorghum-Hirse
als Energiepflanzen der Zukunft sind deren mögliche Reaktionen
auf zukünftige Klimaänderungen, die vor allem durch den Anstieg
der atmosphärischen CO2-Konzentration, weiter steigende Temperaturen sowie einer Zunahme der Sommertrockenheit bestimmt
werden, von entscheidender Bedeutung.
Es werden Resultate aus mehrjährigen Feldversuchen vorgestellt,
in denen Wasserhaushalt und Wachstumsverhalten von Mais und
fünf verschiedenen Sorten von Sorghum-Hirse unter Feldbedingungen unter heutigen (395 ppm) und zukünftigen (550-600 ppm)
CO2-Konzentrationen bei gleichzeitiger Ab- und Anwesenheit von
Sommertrockenheit untersucht wurden. Die Simulation der Klimaszenarien im Experiment erfolgte erstmalig mit der FACE-Technik
unter Kopplung mit Rain-Sheltern.
Es wurde u.a. nachgewiesen, dass Mais sowie Sorghum-Hirse unter erhöhter CO2-Konzentration weniger Wasser transpirieren. Diese Wasserersparnis wurde einheitlich mit verschiedenen Untersuchungsmethoden (Messungen des Blattgaswechsels, des Saftflusses und der Bodenfeuchte) nachgewiesen. Bei ausreichender Wasserversorgung hatte Mais meist eine höhere Biomasseproduktion
als Sorghum-Hirse. Innerhalb des Sortenspektrums von Sorghum
wurde eine deutliche Variabilität in der Biomasseproduktion nachgewiesen. Die Erhöhung der atmosphärischen CO2-Konzentration
hatte bei ausreichender Wasserverfügbarkeit keinen Einfluss auf
das Pflanzenwachstum bei Mais und bei allen Sorghum-Hirse Genotypen. Bei der Simulation einer Sommertrockenheit (z.B. Absenkung der Bodenwasserreserven unter 30 % nFK bis hin zu 10%
nFK) kam es zu einem Abfall des grünen Blattflächenindex und
korrespondierend des Trockenmasseertrages, wobei dieser Effekt
unter CO2-Anreicherung abgemildert war. Die Sorghum-Sorten re76
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
agierten unterschiedlich stark mit Wachstumseinbußen unter Trockenheit. Der positive CO2-Effekt auf die Biomasseproduktion unter
Sommertrockenheit war mit +18% bei Mais am größten und innerhalb der Gruppe der Sorghum-Hirsen variierte er von +5% bis
+15%. Es zeigte sich ein enger Zusammenhang zwischen dem
Trockenheitseffekt bei heutiger CO2-Konzentration und der Wirkung der erhöhten CO2-Konzentration unter Trockenheit.
Nach diesen Resultaten mit aktuellen Sorten von Mais und
Sorghum-Hirse profitiert nicht letztere, sondern vor allem der Mais
vom Anstieg der CO2-Konzentration unter Sommertrockenheit.
Mais, Sorghumhirse, Trockenheit, erhöhte
FACE, rain shelter, Wasserhaushalt, Ertrag
CO2-Konzentration,
Auswirkung des regionalen Klimawandels auf die landwirtschaftlichen Biomasseerträge Niedersachsens
Jan Degener
Georg-August Universität Göttingen, Geographisches Institut, Abteilung
Kartographie, GIS und Fernerkundung
Eine umfassende Betrachtung der regionalen Klimawandelfolgen
auf die landwirtschaftlichen Erträge des agrarintensiven Landes
Niedersachsen fehlt bislang. Deshalb wurde das neuentwickelte
robuste Pflanzenmodell BioSTAR (Bauböck, 2013) herangezogen
um mittels hochaufgelösten (100 x 100 m) WETTREG Klimadaten
des 21. Jahrhunderts die Entwicklung der Biomasseerträge von
vier Wintergetreiden (Weizen, Gerste, Roggen & Triticale), drei
Maissorten (differenziert nach Reifezeitpunkt) und drei weiterer
Feldfrüchte (Sonnenblume, Sorghum & Sommerweizen) zu modellieren.
Bei dem Pflanzenmodell BioSTAR handelt es sich um ein kohlenstoffbasiertes Pflanzenmodell, mit dem anhand von Eingangsklimadaten (Niederschlagshöhe, Temperatur, Globalstrahlung, Luftfeuchte und Windgeschwindigkeit) und dem verfügbaren Bodenwasser (Feldkapazität) der Ertragszuwachs im Verlauf der Vegetationsperiode simuliert wird. Das Modell eignet sich für die behandelte Thematik insbesondere dadurch, dass es an der Universität
77
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Göttingen entwickelt und auf Niedersächsischen Standorten validiert wurde.
Die zur Modellierung benötigten Bodenparameter wurden der Niedersächsischen BÜK50 entnommen. Dabei kamen nur Flächen zur
Anwendung, die nach der CORINE Landbedeckungserhebung von
2005 zu den landwirtschaftlich genutzten Flächen in Niedersachsen
zählen. Die mittlere Größe dieser gut 90.000 Flächen liegt damit
um 33 ha.
Die Entwicklung wird unter Berücksichtigung des IPCC Szenarios
A1B sowie des CO2-Düngeeffekts bis zum Ende des Jahrhunderts
pflanzenabhängig stagnierend bis deutlich positiv verlaufen, wovon
allerdings nicht alle Regionen in gleicher Weise profitieren können.
Insgesamt verschieben sich die landwirtschaftlichen Gunstgebiete
weiter nach Westen, während die insgesamt positivste Entwicklung
dann erst in der zweiten Jahrhunderthälfte zu erwarten ist. Noch
bis zur Mitte des Jahrhunderts ist die Entwicklung deutlich verhaltener, fällt aber nur in einem Fall negativ aus.
Die vorliegenden Daten bilden damit ein anschauliches, fundiertes
sowie räumlich und zeitlich differenziertes Abbild der landwirtschaftlichen Entwicklung Niedersachsens.
Landwirtschaft, regionaler Klimawandel, Biomasse, Ertragsentwicklung
78
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
POSTER
79
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Einfluss von Temperatur und Temperature-Humidity Index
(THI) auf Milchleistung und Melkfrequenz von Milchkühen
am automatischen Melksystem (AMS)
Stefanie Ammer, Christine Sanker, Christian Lambertz,
Matthias Gauly
Georg-August Universität Göttingen, Department für Nutztierwissenschaften, Abteilung Produktionssysteme der Nutztiere
Ziel der Studie war es, den Einfluss von Temperatur und THI auf
die Milchleistung und die Melkfrequenz von laktierenden Kühen am
AMS zu untersuchen. Hierfür wurden auf zwei niedersächsischen
Milchviehbetrieben, ein gedämmter Stall (120 Kühe) und ein Außenklimastall (130 Kühe) mit je zwei AMS im freien Kuhverkehr,
Daten erhoben.
Von April bis September 2009 wurden die tägliche Milchleistung
sowie die tägliche Melkfrequenz je Kuh erfasst. Anhand stündlich
gemessener Klimadaten (Temperatur und Luftfeuchte) der nächstgelegenen Stationen des Deutschen Wetterdienstes, konnte der
THI berechnet werden.
Für die Datenauswertung mit dem Statistikprogramm SAS 9.2
wurden 3-Tages-Mittelwerte von Temperatur und THI gebildet und
in Klassen eingeteilt (Temperatur: < 20 °C, ≥ 20 °C; THI: < 55,
55 – 60, ≥ 60). Das gemischte Modell enthielt die fixen Effekte:
Laktationsstadium, Laktationsnummer, THI-Klasse, Temperaturklasse sowie die Interaktionen der Parameter und den zufälligen
Effekt der Kuh.
Im Versuchszeitraum lag die mittlere Tagestemperatur bei 15,5 °C
(± 3,4 °C; Minimum: 8,3 °C; Maximum: 25,7 °C) und der durchschnittliche Tages-THI-Wert bei 59 (± 5,0; Minimum: 47,8; Maximum: 71,4). Die Höhe der täglichen Milchleistung war zwischen
den Temperatur- (32,98 ± 0,4; 32,19 ± 0,4 kg/Tag) und THIKlassen (33,75 ± 0,4; 33,16 ± 0,4; 32,01 ± 0,4 kg/Tag) signifikant unterschiedlich (p < 0,001). Weiterhin nahm die tägliche
Melkfrequenz je Kuh mit steigender Temperatur- (2,70 ± 0,04;
2,78 ± 0,04) und THI-Klasse (2,63 ± 0,03; 2,70 ± 0,03; 2,76 ±
0,03) zu (p < 0,001). Mit einem Anstieg des THI von < 55 bis ≥
60 verringerte sich die Milchleistung während der mittleren und
späten Laktation signifikant (p < 0,001), wobei die Anzahl Melkungen je Tier zunahm.
Weder im frühen, noch im späten Laktationsstadium unterschieden
sich die Milchleistung und die Melkfrequenz je Kuh zwischen den
80
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Temperaturklassen (p > 0,05). Im mittleren Laktationsstadium
hingegen war die Milchleistung der Kühe signifikant geringer und
die Melkfrequenz signifikant höher bei Temperaturen ≥ 20 °C (p <
0,001). Mit einem Temperaturanstieg um 1 °C sank die tägliche
Milchleistung um – 0,21 kg (p < 0,001), die Melkfrequenz stieg
allerdings um 0,01 AMS-Besuche je Kuh (p < 0,001) an. Der THI
beeinflusste die Milchleistung und Melkfrequenz der Kühe im Außenklimastall signifikant (p < 0,001), wobei sich die Melkfrequenz
im gedämmten System nicht unterschied (p > 0,05).
Die Untersuchung zeigt, dass Milchkühe in Niedersachsen von
Temperatur und THI beeinflusst werden. Die deutlichsten Effekte
auf Milchleistung und Melkfrequenz wurden unter THI-Einfluss und
im Außenklimastall festgestellt.
Temperatur, THI, Milchleistung, Melkfrequenz
Effects of the four root rot pathogens on two pea (Pisum
sativum L.) varieties in controlled conditions
Jelena Bacanovic1), Adnan Šišić2), Christian Bruns1),
Maria R. Finckh1)
1)
2)
Universität Kassel, Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften, Ökologischer Pflanzenschutz
University of Sarajevo, Bosnia and Herzegovina, Faculty of Agriculture
and Food Science
Climate change scenarios exhibit a definite warming trend and will
have an impact on crop management strategies. Increase in winter
precipitation and higher temperatures favor soil borne pathogens
and can lead to an increase in survival and rapid population
buildup. In recent years, foot and root diseases are one of the
main reasons for declining production of summer peas in organic
farming in Germany. Foot and root rots are caused by soil borne
pathogens belonging to the Ascochyta complex (Mycosphaerella
pinodes, Phoma medicaginis and Ascochyta pisi) and Fusarium
spp. There are indications that winter pea is more resistant to predominant soil borne pathogens but little research has been done.
The present study was carried out to evaluate the susceptibility of
the winter pea variety EFB33 to different isolates of Fusarium avenaceum, F. solani f. sp pisi, M. pinodes and P. medicaginis under
81
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
controlled conditions in sterile sand compared to the summer pea
variety Santana. Three weeks after sowing and inoculation disease
symptoms were assessed and plant growth parameters measured.
All of the tested pathogens resulted in disease development. F.
avenaceum was the most aggressive pathogen causing severe
wilting symptoms on both varieties. Also, strong negative correlation was observed between external tissue damage and the fresh
weight of pea plants. Reduction in fresh weight caused by this
pathogen on Santana was 12.5%. P. medicaginis was second most
aggressive pathogen on Santana and reduced fresh weight for
8.8% per unit of external tissue damage. F. solani caused more
damage on external tissue compared to M. pinodes, but reduction
of fresh weight was 3.8% whereas for M.pinodes was 8.4%. Overall, EFB33 was less susceptible. Although, F. avenaceum was the
most damaging pathogen also on EFB33, statistical analysis did
not show difference in external tissue damage among
F.avenaceum, P. medicaginis and F. solani. M. pinodes was the
least aggressive pathogen. On the other hand, there was significant difference in reduction of fresh weight per unit of external
tissue damage for all of the tested pathogens. Strongest reduction
was measured in treatment with F. avenaceum, 15.8%, followed
by M. pinodes, 7.8% and P. medicaginis, 4.9%. Fresh weight of
EFB33 was not affected by inoculation with F. solani. This study
implicates that EFB33 is more tolerant to tested pathogens, and if
included in crop rotation can be potential solution for overcoming
recent decline in pea production in organic farming in Germany.
Ascochyta complex, Fusarium spp., Pisum sativum L., root rot
Occurrence of Fusarium species and Ascochyta complex
pathogens in the crop rotation winter pea - maize - winter
wheat under variable climatic conditions in organic agriculture
Jelena Bacanovic, Jan Henrik Schmidt, Christian Bruns,
Maria R. Finckh
Universität Kassel, Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften
The key for the success of the rotation winter peas as green manure crop followed by maize and wheat is the ability of peas to fix
82
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
enough nitrogen which depends crucially on pea health. However,
little is known about the importance and specificity of pathogens
affecting winter peas in the German climate. Also, there are open
questions about the role of peas as alternative host for mycotoxin
producing Fusarium pathogens of maize and wheat. Field experiments were carried out from 2009 until 2013 to assess the pathogens in the system and if the application of composts can improve
system performance. The winter peas were left untreated or inoculated with Phoma medicaginis, in the presences or absence of yard
waste compost at rate of 5 t dry matter ha-1. A second application
of compost was made to the winter wheat. Fusarium ssp. were
isolated and identified from the roots of all three crops. In addition, the Ascochyta complex pathogens on peas were identified.
The yield parameters of all crops were measured. Pathogen occurrence was highly variable across the experimental field and among
years. More than 15 different Fusarium species were isolated from
maize and wheat. Overall frequencies of Fusarium spp. maize and
winter wheat were highest in 2011. Dominating species on maize
in all three years were F. graminearum and F. culmorum. Beside
them also F. proliferatum, Microdochium nivale, F. crookwellense,
F. sambucinum, F. equiseti were frequently isolated species. Most
frequently isolated species on winter wheat were F. oxysporum, F.
culmorum, F. avenaceum and M. nivale. Three Fusarium species
were dominating on pea plants, F. oxysporum, F. avenaceum and
F. solani, and they were isolated in highest frequency in 2012. It
appears also that higher winter temperatures combined with lower
rainfall favored P. medicaginis on peas over other pathogens in
2011 and 2012 in comparison to 2010. Application of composts
overall stabilized crop performance but it did not lead to yield increases.
Ascochyta, Fusarium spp., pea, maize, winter wheat
Einfluss eines möglichen Klimawandels auf den Befall von
Zuckerrüben mit der Späten Rübenfäule
Anneke Behn, Mark Varrelmann
Georg-August Universität Göttingen, Institut für Zuckerrübenforschung,
Abteilung Phytomedizin
83
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Der bodenbürtige Schaderreger Rhizoctonia solani Kühn ist in Zuckerrüben für die Späte Rübenfäule verantwortlich. Die Krankheit
wurde auf deutschen Feldern in den letzten Jahren immer häufiger
beobachtet. Die beste Methode, großen Ertragseinbußen vorzubeugen, ist der Anbau von Sorten, die weniger Rhizoctonia-anfällig
sind. Im Hinblick auf den prognostizierten Klimawandel stellte sich
die Frage, wie der Wärme- und Feuchtigkeit-liebende Schaderreger
auf veränderte Umweltbedingungen reagiert und ob eine Anpassung des Pilzes möglich ist. Weiterhin war zu untersuchen, ob die
Resistenz der Zuckerrübe unter veränderten Bedingungen stabil
bleibt. Vor diesem Hintergrund wurden in den Jahren 2010/2011
Feldversuche mit einer Rhizoctonia-anfälligen und drei weniger
anfälligen Sorten durchgeführt, bei denen zwecks Variation der
klimatischen Bedingungen die Parzellen partiell mit Vlies abgedeckt
und/oder bewässert wurden. Vor der Zuckerrüben-Aussaat erfolgte
eine künstliche Inokulation der Versuchsfläche mit R. solanibesiedelter Gerste. Bodentemperatur und -feuchte sowie Lufttemperatur wurden aufgezeichnet und der Rhizoctonia-Befall der Zuckerrüben nach der Ernte geschätzt. Eine Anpassung des Schaderregers an veränderte Umweltbedingungen konnte so gezeigt werden; das Befallsniveau der resistenten Zuckerrüben-Sorten variierte, erwies sich im Vergleich zur anfälligen Referenzsorte aber als
konstant niedrig.
Einfluss von Umweltfaktoren und pflanzlicher Resistenz auf
die Rizomaniaresistenz in Zuckerrüben
Kathrin Bornemann, Mark Varrelmann
Georg-August Universität Göttingen, Institut für Zuckerrübenforschung,
Abteilung Phytomedizin
Das Beet necrotic yellow vein virus (BNYVV) wird durch Polymyxa
betae übertragen. Kontrolliert wird die Krankheit durch resistente
Sorten, die ein Resistenzgen (Rz1) tragen. Seit einigen Jahren
treten BNYVV-Isolate mit bestimmten Mutationen auf, die in der
Lage sind, Rz1 zu überwinden. Unklar ist, ob die Variabilität von
BNYVV durch erhöhte Temperatur und Feuchtigkeit gefördert wird
und ob eine Abhängigkeit der Resistenz von Umweltfaktoren besteht oder ob durch den Anbau von resistenten ZuckerrübenSorten eine Selektion von resistenzüberwindenden Isolaten des
84
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Virus erfolgt. Zur Untersuchung des Temperatureinflusses auf
BNYVV Vermehrung und Ausbreitung wurden Blätter von anfälligen
und resistenten Genotypen mit BNYVV inokuliert und bei 18, 24
bzw. 30 °C kultiviert. Eine Läsionsausbildung und Resistenzreaktion wurde nur bei 18 °C beobachtet. Bei 30 °C konnte sich BNYVV
systemisch im Blatt ausbreiten. Bei 24 °C wurden die höchsten
Virusgehalte gemessen. Ein Einfluss des Genotyps konnte nicht
beobachtet werden und führte zur Schlussfolgerung, dass die Rzvermittelte BNYVV Resistenz wurzelspezifisch wirksam ist. Ein Vergleich von natürlicher und mechanischer Infektion konnte keinen
Effekt des Vektors auf die Virusvermehrung nachweisen. In Freilandgefäßversuchen mit natürlich infiziertem Boden wurde die Bodentemperatur mittels Heizmatte um 1 bis 4 °C variiert, um den
Einfluss von geringen Temperaturerhöhungen auf die Resistenzstabilität zu untersuchen. Eine Erhöhung der Virusgehalte in resistenten Zuckerrüben-Genotypen in Abhängigkeit der Temperatur
konnte nicht nachgewiesen werden.
Morphological responses of different temperate turf grass
species to drought stress
Dorothee Ebeling1), Johanna Köhler1), Laura Breitsameter2),
Johannes Isselstein1),
1)
2)
Georg-August-Universität Göttingen, Department für Nutzpflanzenwissenschaften
Georg-August Universität Göttingen Zentrum für Biodiversität und Nachhaltige Landnutzung (CBL), Sektion Landwirtschaft und Umwelt
Droughts are known to be among the most important factors limiting plant biomass production and have become more frequent in
the past decades. Turf grass areas have major importance for leisure and recreation in urban regions. The performance of turf
grass is likely to be affected by the increasing frequency of
drought observed during the past decades. Therefore, in the experiment presented here, the effects of drought stress on plant
morphology of common temperate turf grass species were studied.
They are expected to show different susceptibilities to drought
stress and thus vary in their suitability for the use as turf grasses
under more frequent droughts.
85
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
The experiment was conducted in a greenhouse at the University
of Göttingen, from April to November 2012, and followed a twofactorial design with three harvest dates, relating to an establishment, a drought stress and a regeneration phase (18, 5.5 and 5.5
weeks). Monocultures of Agrostis stolonifera L. Barifera, Festuca
arundinacea Schreb. Mustang, Festuca rubra L. Rossinante, Loilium
perenne L. Bargold, Poa pratensis s. str. Julius and Poa supina
Schrad. Supreme were subjected to two levels of volumetric soil
water content (treatment and control), including three drought
stages (pF 1.8 – 2.3, 2.3 – 4.2 and 2.6 – 4.2). PVC tubes with a
height of 30 cm were organized in four completely randomized
blocks, comprising 120 pots in total. Dry matter, vertical root distribution and tiller density were measured and a dry matter production index (DMPI) was calculated. Effects of species and treatment were determined by two-way ANOVA.
After the drought stress phase, nearly all species showed a reduced aboveground dry matter (78.1 – 96.6 %), whereas root dry
matter was only reduced for F. rubra by 20.2 %. However, a higher share of root biomass in the water-bearing soil layer was found
for F. rubra, L. Perenne and P. pratensis by 4, 5 and 4 %, which
may indicate an adaptation to drought by root plasticity. Tiller
density differed between species but was not affected by drought
stress treatment. P. supina showed no response to the treatment,
thus, using the DMPI to evaluate aboveground performance, it
performed best (96.8 %). In contrast, the lowest DMPI was found
for F. arundinacea (78.1 %). The experiment confirmed the expectation of different drought susceptibilities between species. Both
DMPI during drought phase and growth adjustment must be considered to do an evaluation.
turf grass species, drought stress, dry matter production index,
root plasticity
Einfluss des Waldbodens von Buchenwäldern auf die Biodiversität von Käfern
Martin Gabriel, Stefan Schütz
Georg-August-Universität Göttingen, Fakultät für Forstwissenschaften und
Waldökologie, Büsgen-Institut
86
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Der Gesundheitszustand des Waldes hängt von abiotischen und
biotischen Faktoren ab. Diese Faktoren können miteinander interagieren, so können z.B. durch Trockenheit gestresste Bäume vermehrt Schadinsekten wie Borkenkäfer anlocken, welche den geschwächten Baum leichter befallen können, da dieser sich nicht
mehr wehren kann. In dieser Studie wird untersucht, welchen Einfluss der Waldboden auf die Biodiversität von Insekten im Allgemeinen und von Käfern im Speziellen hat. Dazu wurden zwei annähernd gleiche Versuchsflächen bei Calvörde als Versuchsflächen
für das Sammeln von Insekten genutzt.
Die Flächen mit einem lehmigen bzw. sandigen Boden hatten jeweils 33.3 ha Fläche. Die durchschnittliche Jahrestemperatur
(9.1°C) und die jährliche Niederschlagsmenge (543 mm) sind am
unteren Ende der Standortsamplitude für Buchen hinsichtlich Niederschlagsmenge und für beide Versuchsflächen identisch. Unterschiede ergaben sich im Bestandsalter sowie beim BHD. Pro Fläche
wurden 9 Prallfallen in Brusthöhe und 9 Prallfallen darüber im Kronenbereich angebracht. Fänge wurden vom 06.04.2010 bis
09.08.2010 wöchentlich durchgeführt.
Während dieses Zeitraumes konnten insgesamt 4354 Insekten
gefangen werden, 2202 am lehmigen und 2152 am sandigen
Standort. Am lehmigen Standort wurden 1190 (54%) Insekten im
Kronenbereich und 1012 (46%) in Brusthöhe gefunden, während
am sandigen Standort 1292 (60%) im Kronenbereich und 860
(40%) in Brusthöhe gefunden wurden. Auf beiden Flächen konnten
2501 Käfer gefangen werden. 1290 Käfer konnten am lehmigen
Standort mit 468 (36%) Käfer im Kronenbereich und 822 (64%)
Käfer in Brusthöhe gefangen werden und am sandigen Standort
351 (29%) Käfer im Kronenbereich sowie 865 (71%) Käfer in
Brusthöhe. Somit ist der Anteil an Käfern am lehmigen Standort
auf Brusthöhe prozentual am höchsten.
Eine genauere Betrachtung der identifizierbaren Käferarten zeigte,
dass insgesamt 154 Käferarten bestimmt werden konnten, davon
100 Arten am lehmigen und 111 Arten am sandigen Standort bzw.
43 nur am lehmigen und 54 nur am sandigen Standort. Es wurden
10 Arten mit einer Häufigkeit von mindestens 5% für eine Fläche
und eine Höhe gefunden. Davon sind 2 Arten vom Habitat spezifisch für Buchenwälder, 3 Arten typisch für Mischwälder. 3 Arten
sind spezifisch für faulendes oder Totholz. Davon konnte jede Art
auf dem sandigen Standort und nur eine auch auf dem lehmigen
Standort gefunden werden. Der sandige Standort zeigt insgesamt
eine höhere Artenvielfalt an Käfern, jedoch ist die Individuenanzahl
geringer. Diese Befunde lassen vermuten, dass Bäume am sandi87
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
gen Standort durch einen Mangel an Wasser oder Nährstoffe geschwächt sein könnten und so früher Schädigungen aufweisen, die
als Nährboden für holzzersetzende Pilze dienen, welche ihrerseits
Käfer anlocken.
Waldboden, Biodiversität, Käfer
Untersuchungen zum Volatilenmuster von trockengestressten Buchen (Fagus sylvatica)
Martin Gabriel, Stefan Schütz
Georg-August-Universität Göttingen, Fakultät für Forstwissenschaften und
Waldökologie, Büsgen-Institut
Die Emission von VOC (volatile organic compounds) aus Beständen
der deutschen Hauptbaumart Buche (Fagus sylvatica) sind nicht
nur interessant für Atmosphärenchemiker, sondern auch für den
Waldschutz, da durch diese VOC zahlreiche organismische Interaktionen innerhalb des Ökosystems vermittelt werden. In dieser Studie soll geklärt werden, ob sich das Volatilenmuster von trockengestressten Buchen im Vergleich zu ausreichend wasserversorgten
Buchen qualitativ ändert. Dazu wurden jeweils sechs zweijährige
Buchensprösslinge aus Calvörde in eine ausreichend wasserversorgte Kontrollgruppe und eine trockengestresste Versuchsgruppe
untergliedert und im Zeitraum vom 29.05.2012 bis 17.09.2012
wöchentlich Volatilenproben genommen. Die Volatilenproben wurden anschließend mit einem GC-MS analysiert.
An 12 der 16 Versuchstage war die Anzahl der emittierten Volatile
bei der Versuchsgruppe höher als bei der Kontrollgruppe. An einigen Tagen war dieser Unterschied signifikant. An sechs Tagen
wurde die Zusammensetzung des Volatilenmusters qualitativ genauer untersucht. Dabei wurde nur auf solche Volatile geachtet,
die bei mindestens der Hälfte einer Gruppe an mindestens einem
Tag zu finden war. Insgesamt konnten so 156 verschiedene Volatile gefunden werden, 110 in der Kontrollgruppe und 126 Volatile in
der Versuchsgruppe. Von den 156 Volatilen wurden 78 Volatile in
beiden Gruppen gefunden. Die 156 Volatile konnten bisher auf 10
Stoffklassen verteilt werden: Acetate (1), Aldehyde (5), Alkane
(33), Alkene (2), Alkohole (4), Benzole (27), Carboxylsäure (1),
Ketone (3), Monoterpene (19) und Sesquiterpene (4). Solche Vola88
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
tile sind von besonderem Interesse, die nur in einer der beiden
Gruppen auftreten: Bei der Kontrollgruppe treten 5 Alkane, 4 Benzole, 2 Monoterpene und 1 Keton spezifisch auf, während dies bei
der Versuchsgruppe 10 Alkane, 7 Benzole, 6 Monoterpene, 3 Alkohole und 2 Sesquiterpene sind.
Die Ergebnisse zeigen, dass es deutliche Unterschiede im Volatilenmuster bei trockengestressten Buchensprösslingen im Vergleich
zu nicht gestressten Buchensprösslingen gibt. Dieser Unterschied
ist nicht nur in der erhöhten Anzahl der emittierten Volatile auszumachen, sondern auch an bestimmten, nur für eine der beiden
Gruppen spezifischen Volatile. So sind bei den trockengestressten
Pflanzen wesentlich mehr spezifische Monoterpene, Sesquiterpene
und Alkohole zu finden. Diese Volatile können Markervolatile für
phytophage und xylophage Insekten sein und für die Wirtspflanzenfindung dienen. Solche Insekten sind in der Lage, die Volatile
ihrer Wirtspflanze zu finden und dabei auch den physiologischen
Zustand der Pflanze zu erkennen. Einige Insektenarten, wie z.B.
Borkenkäfer, suchen geschwächte Pflanzen auf, da sich diese
Pflanzen schlechter gegen die Schädlinge wehren können und können so Ausgangspunkte für bestandesgefährdende Massenvermehrungen bilden.
Volatilenmuster, Trockenstress
Impact of climate change on regional pest natural enemy
interactions: what can we learn to adapt plant protection
strategies in horticulture?
Konstanze Gebauer1), Lia Hemerik2), Rainer Meyhöfer1)
1)
2)
Leibniz University Hannover, Institut für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz
Wageningen University & Rsearch Centre, The Netherlands, Mathematical and Statistical Methods Group
Within the framework of the research co-operation KLIFF (Climate
impact and adaptation research in Lower Saxony) the project investigates the impact of climate change on vegetable pests and
their natural enemies in Lower Saxony. Since Brassica cultivation
has an increasing importance we selected two of the most important Brassica pests, the mealy cabbage aphid (Brevicoryne
89
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
brassicae) and cabbage white fly (Aleyrodes proletella), and their
respective parasitoids, Diaeretiella rapae and Encarsia tricolor, as
model organism. The estimated impact of climate change for Lower Saxony includes mild winters, hot and dry summers, and an
increased frequency of extreme events. Because developmental
and reproductive rates of insect species are temperature dependent and species-specific, climatic changes can influence the pest
and parasitoid species differently, and change pest-parasitoid population dynamics. Changes in population dynamics then have to be
taken into consideration for adaptations of pest management
strategies. To model the impact of the predicted climatic changes
on the pest-parasitoid interactions age-structured simulation models were developed which estimate changes in population size for
each species during the course of a year. Based on temperature
data simulated by the climate model REMO (scenario A1B, MPI for
Meteorology, Climate Service Center in Hamburg) the parameters
were estimated for two future time periods, 2021-2050 and 20712100, and compared to parameters estimated for a reference time
period (1971-2000). The relative changes in maximum population
size and the occurrence of population peaks for each species were
analysed for the Lower Saxony area to investigate regional differences. First results of independent simulations (without interaction) of population dynamics of B. brassica and D. rapae showed
an increase in maximum population size and the length of activity
period for both species in three vegetable growing regions in Lower
Saxony (Peine, Cloppenburg and Harbug). The results differed
between the two species but not significantly between regions.
Simulations under examination incorporate the interactions that
occur naturally between the species and allow comparison of impacts of climate change on pest parasitoid interactions between
time periods. The generated results will help us to develop adaptation strategies for plant protection in horticulture.
Brevicoryne brassicae, Diaeretiella rapae, Aleyrodes proletella,
Encarsia tricolor, population dynamics
90
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Impact of ambient temperature on digestibility in wethers
fed Brown-midrib maize silage
Tobias Gorniak1), Ulrich Meyer1), Karl-Heinz Südekum2),
Sven Dänicke1)
1)
2)
Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit,
Institut für Tierernährung, Braunschweig
Universität Bonn, Institut für Tierwissenschaften, Bonn
It is very likely that climate change will lead to an increase in average temperature and intensity and frequency of heat waves.
Therefore acute and chronic heat stress in ruminants will become a
more important problem. The aim of the present trials was to
evaluate the impact of prolonged heat stress on nutrient digestibility in wethers fed maize silages differing in fibre quality.
A series of six digestibility trials was conducted according to the
recommendations of the German Society of Nutrition Physiology.
Animals received 1 kg of dry matter (DM) of a Control (Con) or
Brown-midrib (Bm) maize silage while exposed to an ambient
temperature of 15, 25, or 35 °C. Each treatment (Con or Bm fed at
15, 25 or 35 °C ambient temperature) lasted 21 days, 13 days of
adaptation to diet and temperature and 8 days of total collection of
faeces. To adapt crude protein content of the diets 20 g of urea
per animal per day were added to the diet.
A significantly higher digestibility of organic matter (OM), neutral
detergent fibre (NDF), acid detergent fibre (ADF) and metabolizable Energy (ME) content were determined for the Bm diet. Ambient
temperature, however, significantly interacted with diet. With increasing temperature digestibility values and energy content of the
Con silage increased whereas a decrease in digestibility and energy content was noticed for the Bm silage.
From the interaction between diet and ambient temperature it
might be concluded that in evaluating the impact of heat stress on
feeding value, forage characteristics should be considered in more
detail. The impact of heat stress even on animals that were well
adapted to increased temperature and fed at maintenance level
shows that heat stress is a major problem. As it is likely that ruminants fed at higher nutritional levels suffer more from heat stress
(e.g. high yielding dairy cows) than animals fed at maintenance
level, further research on heat stress in ruminants is necessary.
Heat stress, feeding value, ruminants, maize silage
91
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Anpassungsstrategien an den Klimawandel im Energiepflanzenanbau für Biogasanlagen in Mittelgebirgslagen KLIMZUG-Nordhessen
Rüdiger Graß, Burga Thies, Michael Wachendorf
Universität Kassel, FG Grünlandwissenschaft und Nachwachsende Rohstoffe
Klimaprojektionen zufolge ist in den Mittelgebirgsregionen Nordhessens zukünftig mit wärmeren und niederschlagreicheren Wintern und trockeneren Sommern zu rechnen. Ferner werden vermutlich Wetterextreme wie Starkregen und längere Trockenperioden zunehmen.
Beim Energiepflanzenanbau für Biogasanlagen ist Silomais das
vorherrschende Anbausystem, häufig nach Winterbrache und intensiver Bodenbearbeitung. Dieses System wird als besonders
vulnerabel gegenüber den projizierten Klimaveränderungen eingestuft. In den untersuchten hängigen Mittelgebirgsregionen tritt
diese Anfälligkeit in Form der Gefahr von verstärkter Bodenerosion, erhöhter Nährstoffauswaschung und von Ertragseinbußen auf.
Als Anpassungsmaßnahme zur Erhöhung der Robustheit gegenüber
dieser Gefahren wurde im Projekt KLIMZUG-Nordhessen ein Zweikulturnutzungssystem aus Roggen als Winterkultur, die Ende Mai
geerntet wird, und mit Mais, Sonnenblumen, Hirse und Sudangras
als Zweitkulturen intensiv untersucht. In zweijährigen Feldversuchen am Versuchsstandort der Uni in Neu-Eichenberg wurden umfangreiche Daten erhoben, die die Grundlage für die Ertragsmodellierung unter zukünftigen Klimabedingungen bildeten. Dabei wurde
deutlich, dass besonders die Winterkultur Roggen bei einem veränderten Klima zur Ertragsstabilisierung beiträgt. Die Sommerkulturen werden vermutlich verstärkt unter Trockenstress geraten
und im Ertrag tendenziell absinken. Der Anbau von zwei Kulturen
führt zur Risikodiversifizierung. Systemimmanente Aspekte wie
ganzjährige Bodenbedeckung und Nährstoffentzug sowie Erhöhung
der Artenvielfalt können sich dabei als vorteilhaft erweisen.
Klimawandel, Zweikulturnutzungssysteme, Robustheit, Ertragsstabilisierung
92
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Auswirkungen des Klimawandels auf die Flora des Westharzes
René Hertwig, Rüdiger Prasse
Leibniz Universität Hannover, Institut für Umweltplanung
In Mitteleuropa wird es nach aktuellen Modellberechnungen bis
zum Ende des 21. Jahrhunderts zu einem Temperaturanstieg und
zu einer Abnahme der Sommerniederschläge kommen. Es ist davon auszugehen, dass diese Veränderungen nicht ohne Folgen für
das Vorkommen von Pflanzenarten bleiben werden. Bereits in den
vergangenen Jahrzehnten wurden Verschiebungen der Verbreitungsareale beobachtet, die auf die Veränderungen des Klimas zurückgeführt werden. Anzunehmen ist, dass in Zukunft Arten regional in ihrem Bestand zurückgehen oder ganz verschwinden und
andere Arten wiederum regional in ihrem Bestand zunehmen oder
neu einwandern. Da insbesondere die im Rückgang befindlichen
Arten im Fokus des Naturschutzinteresses stehen, wurde im Rahmen des Forschungsvorhabens KLIFF am Beispiel des Westharzes
untersucht, welche Pflanzenarten zukünftig durch die vom Klimawandel zu erwartenden Veränderungen Einbußen in ihrer Abundanz und Verbreitung erleiden werden.
Um die Unsicherheiten, die mit der Prognose solcher Veränderungen verbunden sind, zumindest zu verringern, wurde diese Fragestellung mit Hilfe von drei unterschiedlichen methodischen Ansätzen betrachtet. Zum einen wurde für alle Arten der aktuellen Flora
des Westharzes eine Empfindlichkeitsanalyse anhand morphologischer und physiologischer Arteigenschaften durchgeführt. Zum
anderen wurde ein Vergleich der aktuellen Flora des Westharzes
mit der aktuellen Flora solcher geographischer Räume vorgenommen, in denen bereits heute die für den Westharz zum Ende des
21. Jahrhunderts zu erwartenden Klimabedingungen vorherrschen.
Die Auswahl dieser geographischen Räume erfolgte GIS-gestützt
anhand von Klimaparametern, die das Vorkommen von Pflanzen in
starkem Maße beeinflussen. Ergänzt wurden diese Untersuchungsansätze durch eine Befragung von lokalen und regionalen Experten
zu bereits beobachteten Veränderungen in der Flora des Westharzes.
Die Ergebnisse der Empfindlichkeitsanalyse zeigen, dass für etwa
15 % der Arten des Westharzes zukünftig eine hohe bis sehr hohe
93
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Aussterbewahrscheinlichkeit besteht. Der Vergleich der aktuellen
Flora mit der Flora eines geographischen Raums, welcher bereits
heute das zukünftige Klima des Westharzes aufweist, ergab, dass
die überwiegende Zahl der Arten des Westharzes, die als zukünftig
vom Aussterben bedroht identifiziert wurden, tatsächlich nicht in
der Region anzutreffen waren. So kommen von den 171 Arten mit
einer hohen bis sehr hohen Aussterbewahrscheinlichkeit 104 Arten
nicht in dem zukünftig klimaanalogen Raum vor. Dies unterstützt
die Annahme, dass diese Arten in Zukunft aus dem Westharz verschwinden werden. Die Ergebnisse der Expertenbefragung hingegen unterstützen die Ergebnisse der Empfindlichkeitsanalyse nicht,
da vor allem zur Ausbreitung bzw. Einwanderung von Arten Beobachtungen vorliegen. Negative Veränderungen der Bestände von
Pflanzenarten wurden bi!
sher in erheblich geringerem Maße beobachtet und sind zudem
meist auf Veränderungen in der Umwelt zurückzuführen, die nicht
bis nicht eindeutig dem Klimawandel zuzuordnen sind.
Pflanzen, Klimaempfindlichkeit, Klimaanaloge Räume, Harz
Assessment of the future abiotic climatic impact on horticultural production in Lower Saxony, Germany
Holger Hoffmann, Thomas Rath
Leibniz-Universität Hannover, Biosystems Engineering, Institute for Biological Production Systems
High value plant production depends strongly on climate, which
determines the boundary conditions of plant development and
growth (open field) as well as of technological infrastructure and
energy costs (greenhouse).
In order to estimate the risk of future climatic change on horticultural production systems, case studies were conducted to investigate potential Knock-Out criteria of abiotic damages. Hereby future vernalization of cauliflower (B. oleracea var. botrytis L.), blossom frost risk in apple production (M. domestica) as well as greenhouse energy consumption were projected using multiple climate
realizations of the SRES emission scenario A1B. Additionally, the
influence of water limiting conditions on lettuce (L. sativa L. var.
94
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
capitata) was investigated, developing a drought stress model for
growth and yield.
As a result, the risk of abiotic effects due changes in temperature
and shortwave radiation are expected to be maintained until the
mid-century, partially decreasing thereafter. While findings for
vernalization and blossom frost risk were partially subject to characteristics of cultivar / variety or chosen impact model, mean
greenhouse energy consumption declined in all simulations. Furthermore, production time, quality and yield of lettuce were highly
susceptible to changes in water supply, depending on the growth
stage. However, exemplary projection of future lettuce production
did not render a significant risk. Concluding from the conducted
case studies, regional horticultural production in Lower Saxony
(Germany) cannot be expected to face an increased production
risk due to global warming. Conversely, positive effects were identified. However, these have to be put into context, as for example
energy costs might outperform decreasing energy consumption.
Present findings can be regarded as confident with regard to the
analyzed uncertainty, excepting estimates of future irrigation demand.
regional climate change, horticulture, frost risk, vernalization, energy demand
Prognostizierter Klimawandel und Schaderreger in der
Landwirtschaft: Auswertung der weltweit verfügbaren Literaturergebnisse
Peter Juroszek, Andreas von Tiedemann
Georg-August-Universität Göttingen, Department für Nutzpflanzenwissenschaften, Abteilung Allgemeine Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz
Im Rahmen von “KLIFF Pflanzenproduktion“ wurde eine umfangreiche Literaturrecherche zum Thema Klimawandel und Schaderreger
(Insekten, Pathogene und Unkräuter) durchgeführt. Vor allem in
den Jahren 2010-2012 wurden vergleichsweise viele Artikel zu
diesem Thema weltweit publiziert. KLIFF (Klimafolgenforschung in
Niedersachsen) fand demnach zum bisherigen Höhepunkt der
weltweiten Forschung zum Thema Klimawandel und Schaderreger
statt. “KLIFF Pflanzenproduktion“ konnte bisher sechs Review95
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Artikel (neben mehr als 30 anderen Artikeln) zur nationalen und
internationalen Literatur beitragen. Insekten und pilzliche Pathogene standen im Vordergrund der weltweiten theoretischen und
experimentellen Forschung, während Unkräuter und vor allem
phytopathogene Bakterien, Nematoden und Viren vergleichsweise
wenig Beachtung fanden. Der Parameter Temperatur stand im
Mittelpunkt dieser Studien, während die Feuchtigkeitsansprüche
von Schaderregern weniger oft berücksichtigt wurden. Auffällig
war auch, dass eher die Risiken des möglicherweise eintretenden
Klimawandels beleuchtet wurden als die Chancen, die sich ebenfalls ergeben könnten. Zum Beispiel wurde in einer Simulationsstudie prognostiziert, dass die Stärke der Septoria-Blattdürre an
Weizen in Frankreich bis zum Ende des 21 Jahrhunderts unter den
dort prognostizierten Klimaveränderungen abnehmen wird. Eine
geringfügige Abnahme der Infektionswahrscheinlichkeit wurde
auch für den Echten Weizenmehltau in Niedersachsen prognostiziert, während die Infektionswahrscheinlichkeit von Braunrost steigen könnte. Ähnlich differenzierte Ergebnisse wurden in Versuchen
mit Rapspathogenen unter simulierten Erwärmungsscenarios im
Freiland in Niedersachsen gewonnen. Somit sind differenzierte
Effekte von Klimaveränderungen zu erwarten, die zu einer Verschiebung der relativen Bedeutung einzelner Schaderreger, nicht
aber zu einer generellen Zunahme führen werden. Es ist deshalb
sehr wahrscheinlich, dass das Schaderregerauftreten auch in Zukunft - weltweit und regional (z.B. in Niedersachsen) beherrschbar
bleiben wird, vorausgesetzt, dass weiterhin ausreichend wirksame,
vorbeugende (z.B. Förderung natürlicher Gegenspieler, risikominimierte Anbausysteme) und direkte Pflanzenschutzmethoden zur
Verfügung stehen werden. Zu Letzteren zählen beispielsweise innovative, hoch-selektive, chemische und biologische Wirkstoffe,
die auch unter variierenden Umweltbedingungen wirksam sind.
Insekten, pathogene Pilze, Unkräuter, Risiken, Chancen
96
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Erfassung und Kontrolle von steigenden Gesundheitsrisiken
durch parasitäre Infektionserreger bei Rindern als Folge
globaler Veränderungen
Christina Brandt, Friederike Knapp-Lawitzke, Georg von SamsonHimmelstjerna, Janina Demeler
Freie Universität Berlin, Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin
Weideparasitosen, die zum Beispiel durch Leberegel, Lungenwürmer und Magen-Darm-Parasiten verursacht werden, können einen
großen Einfluss auf die Tiergesundheit und Produktivität des Rindes haben. Der Klimawandel verändert auch die Umweltbedingungen für freilebende Parasitenstadien und Zwischenwirte und somit
die Infektionsgefahr für den Endwirt Rind.
Teilprojekt 2.3.1: Um diese Auswirkungen genauer einschätzen zu
können, wurden von 2009-2011 Milchproben von über 300 Milchviehbetrieben in drei klimatisch verschiedenen Regionen in Niedersachsen auf Antikörper gegen die oben genannten Parasiten mittels ELISA untersucht. Dabei konnten teilweise signifikante Unterschiede der Prävalenzen zwischen den Regionen und Jahreszeiten
festgestellt werden, zum Beispiel gab es im Herbst 2009 in der
Küstenregion ein deutlich höheres Vorkommen an Leberegelinfektionen (Prävalenz:61,25%, CI: 50,26-71,44%) als in der Harzregion (Prävalenz: 24,53, CI: 14,38-37,4%). Die Ergebnisse wurden
mit Hilfe von Klimamodellierungen aus dem Querschnittsthema 1
zur Erstellung von GIS-basierten Karten zur Risikoeinschätzung für
Weideparasiteninfektionen in Niedersachsen genutzt. Außerdem
wurde ein Jungtierbetrieb in jeder Klimaregion regelmäßig beprobt
(koproskopische und Blutuntersuchung sowie Dokumentation der
Gewichtszunahme).
Teilprojekt 2.3.2: Schlechte Umweltbedingungen für infektiöse
dritte Larvenstadien (L3) von Magen-Darm-Parasiten führen zu
einem verminderten Refugium und dadurch zu einem erhöhten
Selektionsdruck, wodurch die Gefahr einer schnelleren Bildung von
Anthelminthikaresistenzen gegeben ist. Die Weiden der schon erwähnten Jungtierbetriebe wurden regelmäßig auf infektiöse L3
untersucht. In Zusammenarbeit mit Teilprojekt 2.1 und 2.5 fand
ein Gewächshausexperiment in Göttingen statt, bei dem die Effekte von Trockenstress und Pflanzenzusammensetzung auf das Vor97
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
kommen von infektiösen L3 untersucht wurden. Die statistische
Analyse belegt, dass sich Leguminosen positiv (p=0,3*10-5) und
Trockenstress negativ (p=0,1*10-3) auf das Vorkommen auswirken. In einem Inkubator-Experiment wurden die Effekte von unterschiedlichen Temperaturprofilen (Frühlings- und Sommertag in
Niedersachsen) und Trockenstress auf das Überleben von L3 auf
Gras und im Boden erforscht. Desweiteren wird gerade untersucht,
wie sich regelmäßige Anthelminthikabehandlungen auf den Anteil
resistenter Magen-Darm-Parasiten beim Rind vergrößert. Hierfür
wird Pyrosequencing genutzt, welches den Anteil resistenter Allele
im β-Tubulin eines teilweise benzimidazolresistenten L3-Isolats
aufzeigt.
Klimawandel, Weideparasitosen, Milchproben-ELISA, Anthelminthikaresistenzen, Trockenstress, Inkubator-Experiment, Pyrosequencing
Breeding strategies for adaptation to changing environments: Methods and applications to dairy cattle based on
quantitative-genetics and high-throughput genotyping data
Sven König, Tong Yin, Kerstin Brügemann
Universität Kassel, Witzenhausen, Department of Animal Breeding
The German dairy cattle industry, especially Lower Saxony's
breeding organization 'Masterrind' is heavily involved in transfer of
livestock and semen also to tropical countries located in Asia, Africa, and South America. The existence of tropical and hot climates
in the importing countries raises the question of insufficient adaptation and possible genotype by environment interactions, e.g.
resulting in a re-ranking of sires in different environments. From a
quantitative genetics perspective, we will introduce the methodology of random regression models (RRM) with both a time and a
temperature x humidity (THI) dependent covariate. Traits of interest are Gaussian distributed production traits, and functional traits,
e.g. binary conception rate. Genetic correlations close to rg = 1 in
the same production trait between different THI-levels suggest the
use of the same sires in different production systems. For functional traits, we observed genetic correlations close to zero for
THI-values in great distance, and differences of breeding values of
98
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
sires for different THI points. The evaluation of genomic breeding
strategies is based on the possibility of setting up a calibration
group of cows for scarcely recorded phenotypes. In this context
and as a further extension, longitudinal data analyses allow the
prediction of genomic breeding values for environments that are
poorly represented in a dataset, e.g. genomic breeding values for
traits at the extreme ends of the THI-scale. We clearly show that
only a small fraction of phenotyped cows (~ 20%) in environments
representing heat stress (= THI 75) is required to predict reliable
genomic breeding values in the trait of interest. This might be the
case when exporting livestock from Lower Saxony to tropical countries. A multitude of cows or heifers have genomic breeding values
for the moderate THI-range, but only a few cows have phenotypes
in environments representing heat stress. Prediction of genomic
breeding values was accomplished for different genetic architectures of traits, e.g. low versus high linkage disequilibrium (LD),
and for different scenarios of natural selection (e.g. bottlenecks
resulting in a small effective population size) and artificial selection strategies (e.g. changes of the mating system). Furthermore,
the effect of the size of the SNP-chip (5 K low density versus 50 K
high-density) was investigated on accuracies of genomic breeding
values. Even for low LD and a low density 5K SNP chip, the average accuracy of prediction of genomic breeding values in extreme
environments was 0.52, provided that 20% of cows have phenotypic records.
Dairy cattle, genotype by environment interactions, breeding
strategies
Auswirkungen steigender Winterbodentemperaturen auf
den Abbau von Ernteresiduen, pilzliche Pflanzenpathogene
und die mikrobielle Zersetzergemeinschaft
Stefan Lukas1), Magdalena Siebold2), Andreas von Tiedemann2),
Sayed Jaffar Abbas3), Petr Karlovsky3), Martin Potthoff3),
Rainer Georg Jörgensen1)
1)
2)
Universität Kassel, Fachgebiet Bodenbiologie und Pflanzenernährung
Georg-August Universität Göttingen, Fachgebiet für Pflanzenpathologie
und -schutz
99
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
3)
Georg-August Universität Göttingen, Zentrum für Biodiversität und
Nachhaltige Landnutzung (CBL)
Wärmere Winter können zu steigenden Streuabbauraten führen,
da bodenmikrobiologische Prozesse länger und möglicherweise in
höheren Raten ablaufen. Durch veränderte Habitatbedingungen für
pflanzliche Schaderreger sind außerdem phytopathologische Effekte zu erwarten. Im Zeitraum von Oktober 2011 bis März 2012
wurden Maisnetzbeutel auf einer Bodenerwärmungsanlage ausgebracht und mit den Schaderregerpilzen Fusarium culmorum, Fusarium graminearum und Rhizoctonia solani beimpft. Teilparzellen
der Anlage wurden durch Heizkabel im Boden auf 1,6 °C bzw. 3,2
°C über der Temperatur in unbeheizten Referenzparzellen erwärmt. Am Ende der 152tägigen Versuchsphase zeigte sich, dass
nach einem Pathogenbefall bei einem Temperaturanstieg von 1,6
°C ca. 9 % mehr Substrat abgebaut wurde. Einen signifikanten
Effekt erbrachte jedoch nur eine Erwärmung um 3,2 °C, hier war
der Verlust des ausgebrachten Maisstrohs gegenüber unbeheizten
Referenzparzellen ca. 15 % höher. Der Abbau des unbehandelten
Substrates wurde durch die Bodenerwärmung nicht beeinflusst.
Das Wachstum von F. graminearum wurde in beiden Erwärmungsszenarien gegenüber den Referenzparzellen positiv beeinflusst. Ein
Temperaturanstieg um 1,6 °C erhöhte die Menge an PathogenDNA um ca. 18 %, eine Erwärmung des Bodens um 3,2 °C sogar
um 57 %. Im Gegensatz dazu wurde das Wachstum von F. culmorum durch die Bodenerwärmung leicht gehemmt. Gegenüber den
unbeheizten Referenzparzellen war die Menge an Pathogen-DNA
nach einem Anstieg von 1,6 °C und 3,2 °C um 7 % bzw. 19 %
reduziert. Unabhängig vom Temperaturszenarium zeigt der Anstieg
der DNA Menge am Ende des Versuches gegenüber der Erstinokulation um den Faktor 4,845 * 103 jedoch deutlich das enorme
Schadpotential von F. culmorum. Von der aufgebrachten Menge an
Sklerotien von R. solani konnten nach 152 Tagen unabhängig von
der Temperaturbehandlung nur noch knapp 19 % als DNA nachgewiesen werden.
Klimawandel, Bodenerwärmungsexperiment, Netzbeutel, Streuabbau, Fusarium culmorum, Fusarium graminearum, Rhizoctonia
solani, Aminozucker
100
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Innovative Experimente für integrierte Multiskalenmodelle:
Freilandstudien zur Wechselwirkung von Hitzeperioden
(FATE) und CO2-Anreicherung in der Atmosphäre (FACE) bei
Winterweizen
Remy Manderscheid1), Frank Ewert2), Henning Kage3),
Johannes Müller4), Martin Erbs1), Hans-Joachim Weigel1)
1)
2)
3)
4)
Thünen-Institut für Biodiversität, Braunschweig
Universität Bonn, Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz
Universität Kiel, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung
Universität Halle-Wittenberg, Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften
Angesichts des Klimawandels stehen die Pflanzenbauwissenschaften vor vielschichtigen Herausforderungen. Die Komplexität dieser
Problemstellung erfordert einen systemorientierten Forschungsansatz, der nur durch eine Kombination von Experimenten und Modellierung erreicht werden kann. Notwendig dazu ist eine integrierte Betrachtung über verschiedene Skalen von den physiologischen
Prozessen auf Organebene, über den Pflanzenbestand bis hin zu
Anbauregionen. Dafür geeignete skalenübergreifende Kulturpflanzenmodelle sind allerdings bisher kaum verfügbar und sollen im
Rahmen einer Projektgruppe der DFG initiiert und zur Simulation
der Auswirkungen der prognostizierten Klimaänderungen (Dürre,
Hitzestress, erhöhte atmosphärische CO2-Konzentration) auf das
Weizenwachstum in Deutschland getestet werden. Grundlage für
die modellgestützte Folgenabschätzung sind parallel durchgeführte
experimentelle Untersuchungen. Im hier vorgestellten Teilprojekt
werden dazu erstmals Feldexperimente zur Interaktion einer erhöhten CO2 Konzentration und Hitzestress auf Winterweizen durchgeführt.
Klimaszenarien für die Zukunft stimmen darüber überein, dass die
CO2-Konzentration in der Atmosphäre, die Durchschnittstemperaturen und insbesondere die Anzahl heißer Tage (Nachmittagstemperaturen über 30oC) während der Hauptvegetationszeit landwirtschaftlicher Kulturpflanzen deutlich zunehmen werden. Aus Laborversuchen und aus einigen Feldbeobachtungen ist bekannt, dass
Weizen besonders während der Blüh- und frühen Kornfüllungsphase sehr empfindlich auf Temperaturen über 30oC verbunden mit
einem z.T. drastischen Ertragsabfall reagiert. Erhöhte CO2-Konzentrationen können einerseits durch die Verminderung der Blatt101
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
transpiration die Blatttemperatur erhöhen und damit Hitzeeffekte
potentiell verstärken, andererseits durch eine Stimulation der Photosynthese einen prinzipiell positiven Effekt auf die Ertragsleistung
der Pflanzen bewirken. Die Abschätzung dieser Interaktionen auf
die Pflanzenproduktion gelingt zurzeit jedoch nicht, da kaum relevante Daten aus Praxisversuchen existieren.
Es werden dreijährige Feldversuchsreihen mit Winterweizen (Batis)
durchgeführt, bei denen die Getreidepflanzen während der Blühund der Kornfüllungsphase jeweils für mehrere Stunden mittels
einer dafür entwickelten „Freilanderwärmungsanlage“ aus Infrarotstrahlern (free air temperature enrichment = FATE) kurzzeitig Hitzeperioden ausgesetzt werden. Die Hitzebehandlungen erfolgen
sowohl unter der heutigen CO2-Konzentration (395 ppm) als auch
erstmalig unter der zu erwartenden CO2-Konzentration des Zeitraums 2040-2050 (550 ppm). Dazu werden die auf kleinen Ringflächen (12 Ringe mit Durchmesser je ca. 1,6 m) durchzuführenden Hitzestressbehandlungen in eine großflächige (3 Ringe mit
Durchmesser 20 m) Freiland-CO2-Anreicherungsanlage (FACE)
integriert. Untersucht werden im Detail die Kornentwicklung, der
Kornertrag und die Kornqualität des Weizens. Die erzielten Daten
werden in die Modellierungsaktivitäten der Projektpartner aus
Bonn, Halle und Kiel eingespeist. Vorgestellt werden hier Hintergrund, Zielsetzung und experimentelles Design des Projektes sowie Ergebnisse von Testläufen der Hitzebehandlung.
Hitzestress, Weizen, erhöhte CO2 Konzentration, FACE, Wechselwirkung, Kornertrag
Leguminosen-basierte Grünlandwirtschaft als Beitrag zur
Sicherung der Grundfuttererzeugung
Maria Merten1), Monika Hoffstätter-Müncheberg2),
Manfred Kayser1), Johannes Isselstein2)
1)
2)
Georg-August-Universität Göttingen, Department für Nutzpflanzenwissenschaften, Außenstelle Vechta
Georg-August-Universität Göttingen, Department für Nutzpflanzenwissenschaften
102
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Einleitung:
Grasland bildet die agronomische Basis der Wiederkäuer- und
Pferdehaltung. Die sich im Zuge des globalen Klimawandels ändernden Temperatur- und Niederschlagsbedingungen führen zu der
Erwartung, dass Futterleguminosen in Gemengen mit Gräsern an
Grünlandstandorten an agronomischem Potential gewinnen werden. Es gilt zu untersuchen, ob ausgewählte Leguminosenarten
unter Trockenstress eine höhere Ertragssicherheit und eine verbesserte Futterqualität bieten können.
Material und Methoden:
Es werden 6 Leguminosenarten im Reinbestand und in Mischung
mit Deutschem Weidelgras (Lolium perenne) in einem vierjährigen
Feldexperiment angebaut. Das Feldexperiment wird an zwei Standorten (subatlantisch bis subkontinental) in Niedersachsen durchgeführt. Es wird ein Faktor ‚Trockenstress’ eingeführt mit den Stufen
‚Überdachung’ und ‚unbehandelte Kontrolle’. Für durchschnittlich
28 Tage (Variante ‚Überdachung’), jeweils im Frühjahr und im
Sommer, erhalten die Pflanzen keinerlei Wasserzufuhr, so dass der
volumetrische Bodenwassergehalt stark sinkt. Der oberirdische
Biomasseertrag wird drei Mal je Jahr durch Beerntung erfasst. An
Teilproben des Erntegutes werden morphologische Untersuchungen und Isotopenuntersuchungen (C13) vorgenommen, um Anpassungen der Leguminosen zu dokumentieren. Durch Nahinfrarotspektroskopie wird die Futterqualität untersucht. Kontinuierlich
erfasst werden Pflanzenwuchshöhe, Lufttemperatur, Luftfeuchte,
Bodeninhaltsstoffe und Bodenfeuchte (mittels Time Domain Reflectometry, TDR).
Ergebnisse:
Die hier diskutierten Ergebnisse beziehen sich auf Untersuchungen
des Biomasseertrages der zweiten Trockenstressphase des ersten
Hauptnutzungsjahres. Von den Leguminosen konnte Lotus corniculatus sowohl gestresst als auch ungestresst am Standort Oldenburg den größten Biomasseertrag hervorbringen. Am Standort in
Göttingen ist dies bei Onobrychis viciifolia ohne Stress und Lotus
corniculatus unter Stress der Fall. Leguminosen, die in Reinkultur
gute Erträge bieten, zeigen auch eine hohe Konkurrenzkraft gegenüber Gräsern. Der Rohproteingehalt der Leguminosen ist deutlich höher als der der untersuchten Gräser. Fazit: Je nach Standort
weisen die verschiedenen Leguminosen erhebliche Unterschiede in
ihrem Ertragspotential auf. Die Leguminosenarten unterscheiden
sich ebenfalls stark in ihrer Durchsetzungsfähigkeit im Mischbe103
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
stand. Die Untersuchungen des Anteils an löslichen Fasern zeigen
Unterschiede zwischen den Leguminosenarten. Unter Trockenstress können einige Leguminosenarten ihr agronomisches Potential halten und eine Alternative zu Weißklee darstellen.
Literatur:
Frame, J., J.F.L. Charlton & A.S. Laidlow (1998) Temperate forage legumes. Centre for Agriculture and Biosciences (CAB) International.
Rochon, JJ; Doyle, CJ; Greef, JM; Hopkins, A; Molle, G; Sitzia, M; Scholefield, D; Smith, CJ, 2004: Grazing legumes in Europe: a review of their
status, management, benefits, research needs and future prospects. Grass
and Forage Science 59, 197-214.
Sölter U, Hopkins A, Sitzia M, Goby JP, Greef JM, 2007: Seasonal changes
in herbage mass and nutritive value of a range of grazed legume swards
under Mediterranean and cool temperate conditions. Grass and Forage
Science 62, 372-388.
Grasland im Klimawandel, Leguminosen und Trockenstress
Anpassung der Pflanzenproduktion an den Klimawandel:
Untersuchung der Reaktionen verschiedener Gerstegenotypen auf zukünftige atmosphärische CO2-Konzentrationen als
Grundlage zur züchterischen Optimierung des CO2-Düngeeffektes
Esther Mitterbauer1), Jürgen Bender1), Martin Erbs1),
Matthias Enders2), Antje Habekuß2), Benjamin Kilian3),
Frank Ordon2), Hans-Joachim Weigel1)
1)
2)
3)
Thünen-Institut für Biodiversität, Braunschweig
Julius Kühn Institut, Quedlinburg
Leibnitz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung, Gatersleben
Die atmosphärische CO2-Konzentration wird von derzeit ca. 395
ppm bis gegen Mitte dieses Jahrhunderts auf ca. 550-600 ppm
ansteigen. Grundsätzlich stimulieren höhere CO2-Konzentrationen
die Photosynthese und können zu einem Anstieg der Biomasse und
des Ertrages von C3 Pflanzen führen(sog. „CO2-Düngeeffekt“). In
CO2-Anreicherungsversuchen wird dabei häufig festgestellt, dass
der potentielle CO2-Effekt auf die Photosynthese sich nicht in entsprechend großen Biomasse- bzw. Ertragszuwächsen wiederfindet.
104
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Darüber hinaus sind insbesondere bei Getreidearten deutliche Sortenunterschiede in der Reaktion auf erhöhte CO2-Konzentrationen
bekannt. Die Gründe dafür sind z.T. unverstanden.
Bei weiter steigender CO2-Konzentration in der Atmosphäre stellt
sich daher die Frage, wie sich die „Ressource CO2„ zukünftig gezielter als bisher nutzen lässt bzw. unter welchen Bedingungen
dies möglich ist. Feldversuche zur systematischen Überprüfung der
Reaktionsbreite von Genotypen auf erhöhte CO2-Konzentrationen
liegen allerdings noch nicht vor. Offen ist auch, ob bzw. wie die
phänotypischen Reaktionen genetisch unterlegt sind.
Es wurden daher erstmals Feldversuche begonnen, in denen an
100 verschiedenen Genotypen von Wintergerste die relativen
Wachstums- und Ertragsreaktionen auf eine erhöhte CO2-Konzentration evaluiert werden. An die Phänotypisierung schließen sich
genetische Assoziationsstudien und Expressionsanalysen an. Anhand einer Clusteranalyse, basierend auf 6807 SNP-Markern, wurden 100 Wintergerste-Genotypen mit höchstmöglicher genetischer
Distanz selektiert. Die Genotypen wurden 2011/2012 unter Feldbedingungen angebaut und über die gesamte Wachstumsperiode
2012 in open-top Kammern unterschiedlichen CO2-Konzentrationen ausgesetzt (Außenluft: ~395 ppm CO2; angereicherte Außenluft: ~700 ppm CO2). Während der Wachstumsperioden werden die Pflanzenentwicklungsstadien und Photosynthese-relevante
sowie agronomisch bedeutende Parameter erfasst. Das zum Zeitpunkt der Kornreife geerntete Material wird im Hinblick auf Biomasseproduktion, Ertrag und Ertragsqualität hin analysiert. Zusätzlich werden Blattproben zu definierten Pflanzenentwicklungsstadien für Expressionsanalysen genommen. Die Versuche erstrecken sich über insgesamt drei Versuchsjahre. Erste Ergebnisse des
Versuchsjahres 2012 werden vorgestellt.
Gerste, Genotypen, erhöhte CO2 Konzentration, Züchtung, Phänotyp, Expressionsanalyse
Genetische Anpassungspotenziale an den Klimawandel: Variation in Kandidatengenen für das Austriebsverhalten und
die Trockenstresstoleranz bei der Buche (Fagus sylvatica L.)
Markus Müller, Sarah Seifert, Barbara Vornam, Reiner Finkeldey
105
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Georg-August-Universität Göttingen, Fakultät für Forstwissenschaften und
Waldökologie, Büsgen-Institut, Abteilung Forstgenetik und Forstpflanzenzüchtung
Die Buche (Fagus sylvatica L.) ist eine der wichtigsten Laubbaumarten Mitteleuropas. Für diese Region prognostizieren Klimawandelmodelle abnehmende Niederschläge in den Sommermonaten sowie höhere Jahresdurchschnittstemperaturen. Daher ist
das Anpassungspotenzial der Buche hinsichtlich Trockenstresstoleranz und Austriebsverhalten von großem Interesse.
In Zusammenarbeit mit weiteren Arbeitsgruppen innerhalb des
Verbundprojektes „KLIFF – Klimafolgenforschung in Niedersachsen“ wurden für diese Studie Buchen-Populationen entlang eines
Klimagradienten in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt untersucht.
Der Niederschlagsgradient innerhalb einer relativ kleinen Region
bietet ideale Voraussetzungen für die Untersuchung von Trockenstresstoleranz bei der Buche. Für Untersuchungen des Austriebsverhaltens und der Anpassung von Jungpflanzen an Trockenstress,
wurde mit Nachkommen dieser Populationen ein Translokationsexperiment mit insgesamt 3.600 Jungpflanzen etabliert, unter anderem auf der trockensten der Versuchsflächen. Wiederholte Aufnahmen des Austriebsverhaltens der Translokationspflanzen zeigten Unterschiede zwischen den Populationen und machten eine
Unterteilung in früh- und spätaustreibende Individuen möglich.
Auch in Bezug auf Trockenstresstoleranz zeigten die Populationen
große Unterschiede. Die Analyse der neutralen genetischen Variation zeigte eine hohe und im Vergleich zu den Altbäumen nicht
signifikant veränderte genetische Diversität, die kaum Unterschiede zwischen den Populationen aufwies.
Anhand einer vergleichenden Sequenzierung an 18 Kandidatengenen (insgesamt 11.759 bp in Exons und 7.568 bp in Introns), die
möglicherweise einen Einfluss auf das Austriebsverhalten und/oder
die Trockenstresstoleranz haben, wurden 179 SNPs (Single Nucleotide Polymorphisms) identifiziert. Eine erste Analyse mit 17 SNPs
zeigte, dass sich mehrere SNPs signifikant zwischen den Populationen unterschieden und somit möglicherweise an der Anpassung an
Trockenstress beteiligt sind. Aktuell wird mit 56 SNPs eine Genotypisierung von über 1.400 als früh- oder spätaustreibendend charakterisierten Buchen vorgenommen und damit eine Assoziierung
zwischen genetischer und phänotypischer Variation ermöglicht.
Diese Studie wird dazu beitragen, innerhalb des „KLIFF-Projektes“,
106
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Empfehlungen für die künstliche oder natürliche Verjüngung von
Buchenbeständen zu geben.
Trockenstress, Blattaustrieb, genetische Diversität, Kandidatengene
European beech (Fagus sylvatica L.) along a precipitation
gradient: effects on anatomical, physiological and molecular
features of wood
Nguyen Ngoc Quynh1), Andrea Polle1), Caroline Carsjens1),
Dennis Janz2), Gertrud Lohaus3)
1)
2)
3)
Georg-August-Universität Göttingen, Fakultät für Forstwissenschaften
und Waldökologie, Büsgen-Institut, Abteilung Forstbotanik und Baumphysiologie
Bergische Universität Wuppertal, Molekulare Pflanzenwissenschaften
Bergische Universität Wupptertal, Biochemie der Pflanze
Due to the drought sensitivity of European beech, it is expected
that physiological performance, growth and competitive ability of
the species will be negatively affected by climate change with
drastic consequences for current forests. However, beech forests
can already be found to date on sites with low precipitation which
may indicate that acclimation is possible within certain limits.
Since water transport in functional xylem is central to tree adaptation to dry conditions, the main objectives of our project were (i)
the characterization of the anatomical features of European beech
and (ii) the underlying molecular mechanisms to cope with low
precipitation. Samples were taken from three sites in Lower Saxony and Saxony–Anhalt, Germany, which are different in the longterm mean annual precipitation (Unterlüss (800 mm), Göhrde (600
mmm) and Calvörde (550 mm)). Growth and anatomical wood
properties were analyzed in secondary xylem.
During the period from 2007 – 2012, radial growth of beech on
sites with high precipitation was significantly higher than that on
dry sites. In years with low precipitation the annual rings showed
higher numbers of vessels and smaller vessel lumina on all study
sites (latewood, transition wood and earlywood) than in years with
high precipitation. The latewood in the driest site displayed a significantly thicker fibre wall than in the wettest site. Other anatomi107
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
cal features such as fibre frequency, fibre lumina, thickness of
vessel walls, cell wall area were unaffected by precipitation. Low
precipitation was furthermore related to a remarkable increase in
the latewood δ13C of beech trees (increase of isotope 13C concentration).
To show the importance of tree nutritions for wood formation amino acid contents in cambium tissues were measured. Aspartic,
glutamic and asparagine acids are dominated in the amino – N
pool of cambium tissues of beech wood during June and August.
The asparagine content, a transport compound of nitrogen, decreased from June to August, whereas both glutamic aand aspartic
acids levels were unaffected by seasonal changes.
To get insight into the molecular background of wood formation
during the course of a year, we performed RNA sequencing (RNASeq) of samples from the above described site Calvörde: cambium
tissue of four harvests during the year 2010 (April, June, August
and October) was analyzed. Differentially expressed genes related
to wood formation have been chosen from this data and primers
were designed. Those genes have been then tested by quantitative
Real-time PCR during the course of several years (2009-2012) and
on the different sites.
In summary, years or sites with low precipitation result in changes
of some anatomical features (radial growth rate, vessel number
and vessel lumina) which can be related to tree nutrition (carbon
isotope composition (δ13C) and amino acid compounds) as well as
to gene expression of beech trees.
Beech, precipitation gradient, wood formation, climate change
Auswirkungen von extremen Wetterperioden auf Getreideblattläuse und natürliche Gegenspieler
Hans-Michael Poehling, Nicole Buttelmann, Rasmia Al-Moalem,
Rainer Meyhöfer
Leibniz Universität Hannover, Institut für Pflanzenkrankheiten
Extreme Wetterperioden hinsichtlich Temperatur und Trockenheit
wurden in Klimakammern simuliert und die Reaktionen von Sitobion avenae sowie der natürlichen Gegenspieler Episyrphus balteatus und Aphidius rhopalosiphi untersucht.
108
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
1. Wärme („Hitzewellen“): Hitzewellen wurden erzeugt, indem die
Temperatur über acht Stunden (ansteigend, Plateau, absteigend)
von 20°C auf 25°C, 30°C oder 35°C erhöht wurde. Die Aphiden
und natürlichen Gegenspieler wurden diesen Bedingungen für 1-6
Tage unterworfen. Erst Temperaturstress oberhalb von 30oC und
über mehrere Tage wiederholt führte zu signifikanten Veränderungen in Entwicklungsparametern der Aphiden, wobei erhöhte Mortalität und reduzierte Reproduktionsraten für die Populationsdynamik
am bedeutsamsten waren. Beispielhaft sei der Hitzeeffekt für die
natürlichen Gegenspielern an der Fraßleistung und Entwicklung
von E. balteatus gezeigt: Mit der Frequenz und/oder Höhe der
Temperatur nahm die von E. balteatus konsumierte Biomasse an
S. avenae zwar signifikant zu, allerdings erhöhte sich die Biomasse
der Räuber nicht entsprechend. Der ECI-Wert (Efficiency of Conversion of Ingested food), errechnet aus dem Verhältnis von aufgenommener Nahrung zur zugelegten Biomasse, war unter dem
Einfluss von Hitzewellen für die Nützlinge signifikant reduziert.
Larven von E. balteatus benötigten unter Wärmestress relativ
mehr Energie zum erfolgreichen Abschluss ihrer Entwicklung.
2. Trockenheit („Dürreperioden“): Die Untersuchungen zum Effekt
von Dürreperioden wurden ebenfalls in Klimakammern durchgeführt. Als Versuchsglieder wurden drei verschiedene Bodenfeuchten eingestellt: Starker Trockenstress (Dürre) mit 20-30%, moderater Stress mit 50-60% und Optimalbedingungen mit 80-90%
Wassergehalt. Starker Trockenstress (20-30%) hemmte nach 10
Tagen die Populationsentwicklung der Blattläuse und beeinflusste
signifikant die Morphenbildung. Der Anteil geflügelter Individuen
nahm in der Stressvariante deutlich zu, was unter natürlichen Bedingungen zu einer verstärkten Emigration aus befallenen Flächen
und höheren Mortalität, aber auch zu einer räumlich weiteren Verteilung der Aphiden führt. Durch Bestimmung der Saugaktivität der
Aphiden über Messung der Honigtauausscheidung konnte gezeigt
werden, dass eine reduzierte Nahrungsaufnahme der Blattläuse
ein ursächlicher Faktor für die Trockenstressreaktion ist. Auch bei
den Nützlingen konnten durchweg negative Effekte des Trockenstresses beobachtet werden: Die Schwebfliege E. balteatus zeigte
einen signifikant reduzierten Entwicklungserfolg (Verpuppungsrate)
und der Parasitoid A. rhopalosiphi parasitierte tendenziell weniger
Blattläuse.
Insgesamt erwiesen sich simulierte Hitze- und Trockenperioden als
signifikante Parameter für die Populationsdynamik der Getreideblattläuse, wobei die negativen Effekte auf die Entwicklung der
109
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Aphiden durch entsprechende Beeinträchtigungen der Prädationsund Parasitierungsleistung der natürlichen Gegenspielern kompensiert werden können. Bei einer ersten vorsichtigen Einschätzung,
auch unter zusätzlicher Berücksichtigung möglicher genetischer
und verhaltensbiologischer Anpassungen, kann nicht von gravierenden Änderungen im Schadpotential der Aphiden insgesamt in
zukünftigen Witterungsszenarien ausgegangen werden.
Hitzeperioden, Trockenperioden, Getreideblattläuse, Natürliche Gegenspieler
Einfluss des Klimawandels auf das Erstauftreten der Blattkrankheiten Cercospora (Cercospora beticola) Mehltau
(Erysiphe betae), Rost (Uromyces betae) und Ramularia
(Ramularia beticola) in Zuckerrübenanbauregionen in Niedersachsen
Paolo Racca1), Benno Kleinhenz1), Bernhard Hau2), Christian Kuhn2)
1)
2)
Zentralstelle der Länder für EDV-gestützte Entscheidungshilfen und Programme im Pflanzenschutz (ZEPP)
Leibniz-Universität Hannover, Institut für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz
Die Modelle CERCBET1, ERYBET1, UROBET1 und RAMUBET1 prognostizieren den Epidemiebeginn der vier wichtigsten ZuckerrübenBlattkrankheiten Cercospora, Mehltau, Rost und Ramularia. Dabei
wird täglich die Zunahme des prozentualen Anteils befallener
Schläge je Region berechnet. Mit den Basisparametern Temperatur
und relative Luftfeuchte werden unter Berücksichtigung von regionalen Faktoren (Anbaudichte, Fruchtfolge und Vorjahresbefall)
zwei praxisrelevante Termine bewertet: 1. das Datum des Erstauftretens in einer Region (1% befallene Schläge) und 2. der Starttermin für Befallskontrollen (50% befallene Schläge). Als Input für
alle Modelle wurden die Ergebnisse des REMO-Klimamodells (Lauf
1, data stream 2) in stündlicher Auflösung genutzt, die bis jetzt
noch ohne Biaskorrektur zur Verfügung stehen. Aufgrund der sehr
hohen räumlichen Auflösung des REMO-Modells (10 x 10 km) wurde für insgesamt 30 Gitterpunkte die Klimasimulation durchgeführt. Die Veränderungen des Klimas wurden für drei Zeiträume
analysiert. Als Basis gilt der Zeitraum von 1971-2000, welcher die
110
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
derzeitige Situation repräsentiert. Dazu werden ein KurzzeitPeriode (2001-2030) und ein Langzeit-Periode (2071-2100) in
Relation gesetzt. Als Ergebnis wird der Mittelwert der drei Termine,
ausgedrückt in Kalendertagen, betrachtet. Zur Bewertung der
Auswirkungen auf das Krankheitsauftreten werden die Differenzen
in Tagen zwischen den drei Zeiträumen genutzt. Für Cercospora
wurde sowohl für das Kurzzeit- sowie das Langzeit-Periode im Vergleich mit dem Basis-Periode ein früheres Auftreten von 4 und 22
Tagen festgestellt. Mehltau tritt im Vergleich zum Kurzzeit-Periode
3 Tage früher und im Vergleich zum Langzeit-Periode 15 Tage früher auf. Das Auftreten von Rost wurde im Vergleich zum KurzzeitPeriode 2, und im Vergleich zum Langzeit-Periode 14 Tage früher
prognostiziert. Die vierte Krankheit, Ramularia, zeigte im Vergleich
zum Kurzzeit- bzw. Langzeit-Periode ein 4 bzw. 29 Tage früheres
Auftreten. Cercospora tritt immer früher auf als die drei anderen
Krankheiten, und zwar zwischen 13 und 37 Tagen. Ramularia liegt
in der Rangfolge auf der zweiten Position und tritt immer ca. 7 bis
24 Tage früher als Mehltau und Rost auf. Das Auftreten von Mehltau wurde jeweils ca. 3 bis 4 Tage früher als das von Rost berechnet.
Zuckerrüben Blattkrankheiten, Prognosesysteme
Einfluss des Klimawandels auf die Ontogenese des Winterweizens und die Blattkrankheiten Mehltau (Blumeria graminis), Braunrost (Puccinia triticina), DTR (Drechslera triticirepentis) und Septoria (Septoria tritici) in ausgewählten
Regionen in Niedersachsen
Paolo Racca1), Benno Kleinhenz1), Bernhard Hau2), Christian Kuhn2)
1)
2)
Zentralstelle der Länder für EDV-gestützte Entscheidungshilfen und Programme im Pflanzenschutz (ZEPP)
Leibniz-Universität Hannover, Institut für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz
Für Regionen mit intensivem Winterweizen (Anbaudichte > 50%)
in Niedersachsen wurde in 2012, unter Nutzung der Prognosesysteme SIG-Getreide und SEPTRI sowie des Modells SIMONTO-WW,
eine Risikoanalyse für die zukünftige räumliche und zeitliche Veränderung der wichtigsten BBCH-Stadien und den derzeit vier be111
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
deutendsten Blattkrankheiten in Winterweizen (WW) durchgeführt.
Mit Hilfe des SIMONTO-Modells wurden der Entwicklungsverlauf
der BBCH-Stadien für 4 Aussaattermine prognostiziert: extrem
früh (1. September), früh (15. September), mittel (15. Oktober)
und spät (1. November). Unter Einsatz regionaler Klimaprojektionen des Klimamodells REMO (Lauf 1, data stream 2; stündliche
Auflösung, ohne Biaskorrektur) konnte im Durchschnitt für die
betrachteten Zeitfenster Kurzzeit-Periode (2021-2050) und Langzeit-Periode (2071-2100) im Vergleich zur Basis-Periode (19712000) für alle Simulationen ein früheres Auftreten der BBCHStadien 11, 30, 49 und 69 um 1 bzw. 57 Tage errechnet werden.
Für die Langzeit-Periode zeigt sich im Vergleich mit der BasisPeriode eine Verkürzung der Zeitspanne zwischen BBCH-Stadium
11 und 30 für die frühen Aussaattermine 1. und 15. September um
10 bis 17 Tage und eine Verlängerung für die späten Aussaattermine 15. Oktober und 1. November bis zu 44 Tagen. Eine Verlängerung der Zeitspanne zwischen BBCH-Stadium 30 und 49 um ca.
2 bis 5 Tage wurde für alle Aussaattermine festgestellt. Die Zeitspanne zwischen BBCH-Stadium 40 und 69 bleibt für alle Aussaattermine unverändert. Auf Basis des SIG-Getreide-Modells wurde
die mittlere Infektionswahrscheinlichkeit für den Zeitraum BBCH
11 – 30, BBCH 30 – 49 und BBCH 49 - 69 für die drei Blattkrankheiten Mehltau, Braunrost und DTR berechnet und analysiert. Die
Anzahl infektionsgünstiger Tage (IGT) für Septoria tritici wurde mit
dem SEPTRI-Modell berechnet und analysiert. Für Mehltau war es
nicht möglich, eine deutliche Veränderung der Infektionswahrscheinlichkeit zwischen den drei Zeitfenstern Basis-, Kurzeit- und
Langzeit-Periode zu identifizieren. Sowohl Mittel- als auch Medianwerte zeigten nur leichte Unterschiede in den drei untersuchten
Zeitfenstern. Bei Braunrost und DTR sind die vorhandenen Unterschiede der Infektionswahrscheinlichkeit zwischen den untersuchten Zeiträumen eindeutiger. Die Infektionswahrscheinlichkeit steigt
von der Basis- zur Langzeit-Periode für alle 4 Aussaattermine an.
Auch in diesem Fall zeigt die ANOVA signifikante Unterschiede zwischen den drei Zeitfenstern für beide Krankheiten. Für Septoria
wurde eine starke und signifikante Veränderung (von ca. +9 bis
ca. +22 Tage) der Anzahl IGT für den frühesten Aussaattermin 1.
September in allen BBCH Zeitspannen festgestellt. Für alle anderen
Aussaattermine wurden nur in der Zeitspanne BBCH 11-30 deutlich
mehr IGT (ca. 5 bis 8 Tage) simuliert
Getreide Blattkrankheiten, Ontogenese, Prognosesysteme
112
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Olfaktorische Antennenreaktion vom Nagelfleck (Aglia tau)
auf Stamm-VOC der Buche (Fagus sylvatica)
Christine Rachow, Stefan Schütz
Georg-August-Universität Göttingen, Fakultät für Forstwissenschaften und
Waldökologie, Büsgen-Institut
Insekten nutzen nicht nur zur ihrer Wirtsfindung flüchtigen organischen Verbindungen (VOC), sondern auch zur Erkennung des physiologischen Zustand ihrer Wirtspflanze. Sind Pflanzen gestresst,
wie z.B. durch Trockenstress, emittieren diese andere VOC als
nicht gestresste Pflanzen. Mit Hilfe ihres olfaktorischen Sinnes und
den auf den Antennen befindlichen Sensillen können Insekten zwischen den verschiedensten VOC aus den unterschiedlichsten Stoffklassen unterscheiden.
In dieser Arbeit wurden die Wirtsfindung und das Auffinden der
geeigneten Oviposition-Stelle am Stamm der Wirtsbäume mittels
olfaktorischer Wahrnehmung der VOC durch den Nagelfleck (Aglia
tau) untersucht.
Um herauszufinden, welche der spezifischen Stamm-VOC der Buche (Fagus sylvatica) der Nagelfleck wahrnehmen kann, wurden
Duftproben von frisch zerkleinerter Rinde der Buche genommen.
Mittels Gaschromatograph mit einem gekoppelten Quadrupol Massenspektrometer und einem elektroantennographischen Detektor
(GC-MS/EAD) wurden die Reaktionen der getesteten Antennen des
Nagelflecks auf die VOC der Rinden-Proben untersucht.
Die Antennen des Nagelflecks reagierten auf 39 VOC. Zehn von
dieser VOC verursachten bei beiden Geschlechtern Reaktionen der
Antennen. Nur ein VOC verursachte ausschließlich bei den weiblichen Faltern Antennenreaktionen, 28 VOC dagegen ausschließlich
bei den männlichen Faltern. Vier der 39 VOC wurden zudem regelmäßig bei Messungen an Buchenstämmen im Freiland gefunden
und dienen vermutlich der Wirtsbaumerkennung.
Auf den Grünblattduft (Z)-3-Hexen-ol und auf 3,3,5-trimethylCyclohexanon, welche als Degradationsprodukte für Membranlipide
((Z)-3-Hexen-ol) und Terpene (3,3,5-trimethyl-Cyclohexanon)
bekannt sind, reagierten beide Geschlechter besonders häufig. Die
Falter reagierten auch häufig auf (E)-4,8-Dimethyl-1,3,7-nonatrien, ein VOC, welches besonders für Prädatoren von Herbivoren
attraktiv ist und bei vielen Pflanzen durch den Fraß von Insekten
induziert wird.
113
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
Aglia tau, Fagus sylvatica
Auswirkungen des Klimawandels auf die Fertilität des Großen Rapsstängelrüsslers (Ceutorhynchus napi Gyll.)
Antje Reinhardt, Bernd Ulber
Universität Göttingen, Department für Nutzpflanzenwissenschaften, Agrarentomologie
Im Zuge des Klimawandels werden ansteigende mittlere Jahrestemperaturen und insbesondere eine zunehmend frühere Erwärmung im Frühjahr erwartet. Diese Entwicklung kann sich nicht
nur auf das Schadpotential, sondern auch auf die Populationsdynamik der wichtigen Schadinsekten im Winterraps auswirken. Als
erster Schädling wandert nach dem Winter der Große Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi Gyll.) bei Temperaturen über 9°C in
die Rapsbestände ein. Bei einem abrupten, sehr frühen Überschreiten dieser Temperaturschwelle, wie es in den vergangenen Jahren
häufig bereits Ende Februar/Anfang März beobachtet wurde, lösen
die Weibchen durch ihre Eiablage unter die Triebspitzen bereits bei
beginnendem Längenwachstum des Winterraps deutliche Triebstauchungen und Deformationen aus, die zu Mindererträgen von
bis zu 50 % führen können. Über die Konsequenzen einer frühen
Besiedelung und Eiablage für die Populationsentwicklung dieses
Schädlings lagen noch keine Kenntnisse vor.
Im Rahmen des Forschungsverbundes ’Klimafolgenforschung in
Niedersachsen’ (KLIFF) wurde untersucht, welche Auswirkungen
unterschiedliche Temperaturen auf die Fertilität und Reproduktionsleistung des Rapsstängelrüsslers haben. In KlimakammerVersuchen wurde die Eiablage der Rapsstängelrüssler-Weibchen
sowohl unter konstanten (8°, 11° und 14°C) als auch unter wechselnden Tag-Nacht-Temperaturbedingungen verglichen.
Bei konstanten Temperaturen erstreckte sich die Eiablage über
einen langen Zeitraum von bis zu sieben Monaten. Die Zahl der
insgesamt pro Weibchen abgelegten Eier lag bei der höchsten
Temperaturstufe von 14°C bei maximal 42,5 Eiern. Die mittlere
Zahl abgelegter Eier pro Weibchen und Lebenstag stieg von 0,19
und 0,36 Eiern bei 8° bzw. 11° C signifikant auf 0,50 Eier bei 14°C
an. In den ersten 3 Wochen dieses Versuches wurden bei 8°C,
114
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
11°C und 14°C pro Weibchen und Tag 0,20; 0,52 und 0,82 Eier
abgelegt.
Die Wiederholung des Versuches bei wechselnden Tag-NachtTemperaturen von 10/6°C, 13/9°C und 16/12°C (mittlere Tagestemperatur ebenfalls 8°, 11° und 14°C) zeigte, dass die Rapsstängelrüssler-Weibchen in dem Versuchszeitraum von insgesamt drei
Wochen mehr Eier als bei konstanter Temperatur ablegten. Bei
einer Wechseltemperatur von 13/9° wurden in diesem Zeitraum
maximal 73 Eier je Weibchen festgestellt. Die mittlere Zahl abgelegter Eier pro Weibchen und Tag betrug bei den Temperaturstufen
10/6°C, 13/9°C und 16/12°C 0,62; 1,40 und 1,84 Eier. Die mittlere Eizahl pro Weibchen war bei dem Tag-Nacht-Wechsel von
10/6°C signifikant geringer als bei 13/9°C und 16/12°C.
Diese Ergebnisse sowie weiterhin ermittelte Daten zum Einfluss
ansteigender Temperatur auf Entwicklungsdauer, Mortalität und
Generationszeit können für die Entwicklung von phänologischen
und populationsdynamischen Modellen des Rapsstängelrüsslers bei
verschiedenen Klimaszenarien sowie für die Bewertung des Schadpotenzials bei einer durch den Klimawandel ausgelösten Veränderung der Koinzidenz zwischen Befallsbeginn und Pflanzenentwicklungsstadium genutzt werden.
Ceutorhynchus napi Gyll., Temperatureinfluss, Reproduktion, Lebensdauer
Effects of experimental warming on three economically important pathogens in oilseed rape
Magdalena Siebold, Andreas von Tiedemann
Georg-August-Universität Göttingen, Department für Nutzpflanzenwissenschaften, Abteilung Allgemeine Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz
The potential rise in temperature due to the assumed climate
change might affect both crop and fungal pathogen development in
the future. Within the research framework KLIFF (Climate Change
Research in Lower Saxony, Germany), potential effects of rising
temperatures on oilseed rape development and three major fungal
diseases of this crop were investigated experimentally utilizing
climate chambers and a field soil warming facility in two consecutive growing seasons. With the two experimental approaches, po115
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
tential effects of rising air and soil temperatures on soil- and plant
debris-borne life cycle stages of the three economically important
oilseed rape pathogens, Phoma lingam/Leptosphaeria maculans,
Sclerotinia sclerotiorum and Verticillium longisporum, were studied. Treatments reflected warming scenarios for Lower Saxony,
Germany, by 2050 (mid term) and 2100 (long term) as projected
by regional climate models. Investigations included (1) development of phoma crown canker in spring (field only), (2) apothecia
production of S. sclerotiorum in spring and (3) colonization of winter oilseed rape by V. longisporum. Results of two climate chamber
experiments and the two field growing seasons 2010/11 and
2011/12 showed that oilseed rape growth and development responded linearly to increasing temperatures with an average flowering advance of 7 days per 2°C warming. Development of phoma
crown canker in the field showed large variation in response to the
warming treatments with no clear trend towards rising temperatures. Maximum germination of S. sclerotiorum sclerotia was 4 to
7 days earlier under a 2°C temperature increase, potentially advancing the oilseed rape infection window in the future, which
would not represent an overall increase in disease risk. V. longisporum colonization correlated with progress in plant development
and was advanced in warmer chambers and plots. In the field experiment 2010/11, plants growing in warmest plots were significantly stronger colonized with V. longisporum than plants of all
other plots, particularly in the susceptible cultivar Falcon compared
to a tolerant genotype. The results suggest that warming may be
an additional driver for an increased importance of this soil borne
pathogen in the future, besides short crop rotations.
Soil warming, degree days, Verticillium longisporum, Sclerotinia
sclerotiorum, Phoma lingam
Hochfrequenzbehandlung von Schadinsekten in Weizen als
Alternative zur konventionellen Entwesung bei globaler Erwärmung
Christian Söchtig, Dieter von Hörsten
Georg August-Universität Göttingen, Department für Nutzpflanzenwissenschaften, Abteilung Agrartechnik
116
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
In Deutschland wurde im Jahr 2012 auf ca. 5,5 Millionen Hektar
Ackerfläche Getreide angebaut und nach der Ernte gelagert. Überregionale Vermarktungswege und umschlagintensiver Getreidehandel erhöhen die Gefahren für die Ausbreitung von Lagerschädlingen. Derzeit wird der jährliche Verlust an Getreide in Europa
durch Schaderreger auf zwei bis fünf Prozent geschätzt, in Schwellenländern bzw. Entwicklungsländern können die Verluste auf mehr
als die Hälfte der Erntemengen ansteigen. Mit einer durch den
Klimawandel bedingten Erhöhung der jährlichen Durchschnittstemperatur und einer Zunahme von Extremereignissen mit negativem
Einfluss auf die Lagerbedingungen steigt die von Schaderregerpopulationen ausgehende Gefahr und, dadurch bedingt, die Lebensmittelsicherheit. Zusätzliche massive Einschränkungen des Insektizideinsatzes im Getreidelager zeigen die Dringlichkeit der Bereitstellung von Alternativmethoden, wie beispielsweise Hochfrequenzbehandlungen zur Hygenisierung befallener Partien. Aufgrund der
Anbaubedeutung bildet Z-Saatgut der Winterweizensorte Manager
aus der Ernte 2010 mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 14 % die
Ausgangsbasis für die durchgeführten Versuche. Infektionen einzelner Chargen erfolgten durch Kornkäfer (Sitophilus granarius)
die jährlich starke Verluste während der Lagerung verursachen und
mit Reiskäfern (Sitophilus oryzae) die durch den Klimawandel an
Bedeutung gewinnen können. Anhand der beiden Rüsselkäferarten
wird dargestellt, wann die sichere thermische Abtötung aller Entwicklungsstadien durch einen Hochfrequenzeinsatz möglich ist. Alle
Applikationen erfolgten in einer Versuchshochfrequenzanlage mit
maximal 3 kW Ausgangsleistung bei einer Frequenz von 27,12
MHz, die stufenlos in der Leistung regelbar ist und nach dem
Batchprinzip arbeitet. Eine exakte Temperaturerfassung während
der Behandlung wurde durch drei faseroptische Fühler im Behandlungsraum sichergestellt und durch Infrarotaufnahmen ergänzt.
Während chemische Applikationen Lücken bei der Behandlung
verschiedener Entwicklungsstadien aufweisen bzw. Wiederholungen bei der Entwesung notwendig sind, zeigt die physikalisch
thermische Alternative in Form der Hochfrequenzbehandlung, dass
die Abtötung aller Stadien der Korn- und Reiskäfer mit einmaliger
Behandlung möglich ist. Die Versuchsanstellung umfasste die Erwärmung in 5 °C Schritten von 40 °C bis max. 60 °C, um die
wertgebenden Eigenschaften des Getreides zu schonen. Die Behandlungszeiten wurden zwischen 0, 1, 3, 5 und 10 Minuten nach
Erreichen der Zieltemperatur variiert. Abweichende Kornfeuchten
im Bereich zwischen 12 % und 18 % zeigten bei der Erwärmung
keinen signifikanten Einfluss auf den Abtötungserfolg. Erwartungs117
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
gemäß zeigte die Behandlungstemperatur die größte Auswirkung
auf die letale Dosis. Werden Applikationen über 10 Minuten oder
länger durchgeführt, ist für die Abtötung der beiden Rüsselkäferarten eine Temperatur von 50 °C ausreichend. Bei geringeren Behandlungszeiten ist das Erreichen von 55 °C für die vollständige
Mortalität notwendig. Durch den Einsatz von Hochfrequenzbehandlungen und der damit verbunden Erwärmung ist die vollständige
Abtötung der untersuchten Lagerschädlinge effektiv möglich. Gegenüber der chemischen Entwesung werden zum Applikationszeitpunkt alle Entwicklungsstadien der Insekten sicher erfasst und es
tritt innerhalb kürzester Zeit beim Erreichen von 55 °C die vollständige Mortalität ein.
Climate change, radio frequency, sitophilus oryzae
Die Vogelwelt der Lüneburger Heide im Klimawandel: Prognosemöglichkeiten und Konsequenzen für den Artenschutz
Janine Sybertz, Michael Reich
Leibniz Universität Hannover, Institut für Umweltplanung
Auswirkungen des Klimawandels auf Vogelarten, darunter die regionale Abnahme hitzemeidender Arten und die Verschiebung von
Verbreitungsgrenzen, wurden in den letzten Jahren in vielen Ländern dokumentiert (Parmesan & Yohe 2003, Jiguet et al. 2010).
Für den Naturschutz ist es wichtig, solche klimawandelbedingte
Effekte frühzeitig abzuschätzen, um gegebenenfalls notwendige
Anpassungsstrategien zu entwickeln. Im Rahmen des Forschungsprojekts KLIFF haben wir daher untersucht, mit welchen Veränderungen in der Vogelwelt im Naturraum Lüneburger Heide bis
zum Ende des 21. Jahrhunderts zu rechnen ist.
Die Prognose solcher Auswirkungen ist mit Unsicherheiten verbunden, die sowohl aus den Grenzen der Klimaprojektionen selbst als
auch aus dem oft unzureichenden Kenntnisstand ökologischer
Zusammenhänge resultieren. Um diesen Unsicherheiten zu begegnen, beziehen wir daher verschiedene Klimaszenarien ein, um einen Korridor möglicher Entwicklungen abdecken zu können. Weiterhin wählen wir einen Multimodellansatz, der verschiedene Methoden zur Abschätzung von Klimafolgen umfasst. Dazu haben wir
118
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
eine kriterienbasierte Empfindlichkeitsanalyse entwickelt, mit der
wir anhand der projizierten Klimaänderungssignale und daraufhin
ökologisch/physiologisch wirksam werdender Mechanismen potentiell negativ betroffene Arten ermitteln. Außerdem haben wir im
Naturraum aktive faunistische Experten befragt, bei welchen Arten
sie bereits Veränderungen beobachtet haben und welche klimawandelbedingten Auswirkungen auf die Arten der Region sie vermuten. Schließlich haben wir die Vogelgemeinschaft der Lüneburger Heide mit den Artengemeinschaften solcher Räume in Europa
verglichen, in denen bereits heute die zukünftig für die Heide zu
erwartenden Klimabedingungen vorherrschen (zukünftig klimaanaloge Räume), um so ableiten zu können, welche Arten auch zukünftig in der Lüneburger Heide vorkommen können und welche
vielleicht verschwinden werden.
Beim Vergleich der verschiedenen Methoden zeigt sich eine gute
Übereinstimmung der Ergebnisse von Empfindlichkeitsanalyse und
Expertenbefragung, vor allem für die empfindlicheren Arten. In
beiden Fällen scheinen Arten der Binnengewässer und Feuchtlebensräume aufgrund ihrer ökologischen Eigenschaften besonders
von Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Die Analyse der
Artengemeinschaften zukünftig klimaanaloger Räume zeigt jedoch,
dass viele dieser potentiell empfindlichen Arten auch unter zukünftigen Klimabedingungen grundsätzlich noch vorkommen können. Je größer der Anteil von Feuchtgebieten und Binnengewässern in einer solchen Region ist, desto mehr Feuchtgebiets-Arten
aus der Artengemeinschaft der Lüneburger Heide kommen dort
vor.
Eine Stärkung des Feuchtgebietsschutzes ist daher aus unserer
Sicht sinnvoll, um Auswirkungen des Klimawandels auf Arten abzumildern.
Quellen:
Jiguet, F. et al., 2010: Population trends of European common birds are
predicted by characteristics of their climatic niche. In: Global Change Biology (16): 497-505.
Parmesan, C. & Yohe, G., 2003: A globally coherent fingerprint of climate
change impacts across natural systems. In: Nature (421): 37-42.
Brutvögel, Klimaempfindlichkeit, Multimodellansatz, Lüneburger
Heide
119
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
A complex set of parameters influences successful western
corn rootworm development under global warming
Stefan Vidal, Anne Wilstermann
Georg-August Universität Göttingen, Department für Nutzpflanzenwissenschaften
Invasive species need to be specifically flexible in adapting to new
environmental conditions. Preconditioned plasticity will contribute
to the fitness of populations of these species. We used the western
corn rootworm (Diabrotica virgifera virgifera LeConte) to test the
impact of different maize sowing dates, temperature regimes (either constant or varying), and population origin on climatic change
scenarios in this herbivore pest species. We show that distinct
regional populations significantly differ with regard to their temperature requirements and thus developmental parameters, that
maize sowing dates have a profound influence on the development
of the larvae, mediated by plant growth, and that varying temperature regimes significantly influence both timing of larval hatch
and overall hatching rates. These findings have important implications for the expected damage levels in intense maize growing
regions, and will also require adapted control strategies.
Western corn rootworm, control strategies, global warming, plasticity
Vulnerabilitätsanalyse für den Naturschutz in der Metropolregion Bremen-Oldenburg - ein Baustein für die regionale
Klimaanpassungsstrategie von ‚nordwest2050‘
Stefan Wittig, Bastian Schuchardt
BioConsult Schuchardt & Scholle GbR
Im KLIMZUG-Vorhaben „Perspektiven für klimaangepasste Innovationsprozesse in der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten“ (‚nordwest2050’) wurde auf dem Weg zu einer regionalen
Klimaanpassungsstrategie (sog. „Roadmap of Change“) auch die
Vulnerabilität des Handlungsbereiches „Natur- und Biodiversitätsschutz“ analysiert. Hintergrund ist die Erkenntnis, dass der Klima120
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
wandel den Schutz der Natur und die Erhaltung der Biodiversität in
der Metropolregion Bremen-Oldenburg vor zusätzliche Herausforderungen stellen wird, da durch ihn auch die durch die FloraFauna-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) geschützten Lebensräume beeinflusst werden.
Im Rahmen der Vulnerabilitätsanalyse wurde die Einschätzung der
potenziellen Auswirkungen anhand regionalisierter Klimaszenarien
vorgenommen. Die Sensitivität der lokalen Lebensraumtypen der
FFH-Schutzgebiete wurde anhand folgender Sensitivitätskriterien
bewertet: Regenerierbarkeit, Flächenverlust, Bestandsentwicklung,
qualitative Gefährdung, Wasserabhängigkeit und Erhaltungszustand. Die Einschätzung der regionalen Anpassungskapazität im
Naturschutz basiert auf der Erkenntnis, dass die natürliche Anpassungsfähigkeit der Ökosysteme aufgrund der hohen Vorbelastung
schon heute begrenzt ist und sie durch die hohe Geschwindigkeit
des Klimawandels überschritten werden könnte. Der Klimawandel
wirkt dabei häufig als zusätzlicher Stressfaktor zu den vorhandenen Beeinträchtigungen (z. B. intensive Landwirtschaft, Zerschneidung durch Infrastruktur). Allerdings ist das vorliegende Wissen
hierüber für eine detaillierte und kleinräumige Gefährdungseinschätzung und Ableitung konkreter naturschutzpolitischer Handlungsempfehlungen für die naturschutzrelevanten Arten und Lebensräume noch ergänzungsbedürftig.
Dem Naturschutz stehen heute zahlreiche Handlungsmöglichkeiten
und Instrumente wie der Arten- und Biotopschutz sowie das Management von Schutzgebieten zur Verfügung, die auch die negativen Auswirkungen des Klimawandels verringern können. Allerdings
könnte es notwendig werden, die vorhandene Konzepte und Strategien insbesondere bei einem stark beschleunigten Klimawandel
zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Ein Festhalten an
Naturschutzstrategien, deren primäres Ziel der Erhalt des heutigen
Zustands der geschützten Lebensräume ist, erscheint unter Klimawandelbedingungen weniger erfolgreich, wohingegen Prozessschutz und Zulassung dynamischer Entwicklungen in Ökosystemen
besser geeignet erscheinen, um den Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen.
Die Ergebnisse der Vulnerabilitätsanalyse für den Bereich Naturschutz sind in einem internetbasierten Informationssystem öffentlichkeitswirksam aufbereitet worden. Dazu wurden die für die Metropolregion vorliegenden Daten in einem Geographischen Informa121
Thema 3: Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Ökosysteme
tionssystem (GIS) so bearbeitet, dass anhand eines Mapservers
interaktive Karten erstellt werden. Ein Nutzer kann so über verschiedene Auswahlmöglichkeiten spezifische „Vulnerabilitätskarten“
auf der Website von ‚nordwest2050‘ ansehen.
Vulnerabilität, Naturschutz, Klimawirkungen, Anpassungskapazität,
Schutzgebiete, Informationssystem
122
Thema 4:
Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen)
Anpassungsstrategien
Leitung:
Ortwin Peithmann
Enke Franck
123
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
9:00 -10:30 Uhr: Klimaanpassung von Land und Kommunen
Anpassung an den Klimawandel - eine Herausforderung für
die nachhaltige Landnutzung
Hermann Spellmann
Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt
Eine zukunftsfähige Landnutzung muss Verantwortung für die Zukunft übernehmen und Gerechtigkeit zwischen den Generationen
walten lassen. Sie muss nachhaltig und multifunktional sein und
sie muss sich den Herausforderungen von heute und morgen stellen. Die Treiber der Entwicklung sind der Klimawandel, der demographische Wandel und die Globalisierung der Märkte. Zu den regionalen Folgen des Klimawandels zählen veränderte Produktionsgrundlagen, Produktionsrisiken und Ertragsaussichten. Sie führen
zu einer zunehmenden Flächenkonkurrenz zwischen den Landnutzern und zu Interessenkonflikten um die Ressource Wasser. Dieser
Wandel erfordert sektorale und transsektorale Anpassungsmaßnahmen unter Beachtung der sehr unterschiedlichen Vulnerabilitäten und Reaktionspotenziale von Land- und Forstwirtschaft.
Zur Entwicklung von Anpassungsstrategien bedarf es
• einer Analyse der ökologischen Grundlagen, der Produktionsverfahren, der Risiken, der Wertschöpfungsketten und der
Stadt-Land-Beziehungen,
• einer modellgestützten Abschätzung der Auswirkungen des
Klimawandels und der Globalisierung der Märkte,
• einer Identifikation quantitativer, transsektoraler Nachhaltigkeitsindikatoren, um Ziele zu konkretisieren, Zustände zu bewerten und Veränderungsbedarf zu identifizieren sowie
• einer partizipativen Entwicklung von Leitbildern einer nachhaltigen Land-, Forst- und Wasserwirtschaft.
Im Rahmen des Vortrages werden Lösungsansätze der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt und ihrer Projektpartner
vorgestellt, die in verschiedenen Projekten und Modellregionen
entwickelt und erprobt wurden bzw. werden.
124
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Entwicklung einer Niedersächsischen Strategie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels
Christian Jacobs
Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz
Die Bedeutung des Klimawandels für Niedersachsen ist beträchtlich. Weite Bereiche der Gesellschaft unseres Landes sind heute
schon mit dem Klimawandel konfrontiert oder werden es zukünftig
sein. Für die Klimapolitik des Landes ergeben sich daraus zwei
Aufgaben: die Treibhausgasemissionen müssen zügig gemindert
werden und es sind Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des
Klimawandels zu ergreifen. Ausgehend von dem Grundsatz der
Kooperation wurde daher 2008 die Regierungskommission Klimaschutz einberufen, um den künftigen klimapolitischen Kurs Niedersachsens mit allen gesellschaftlichen Gruppierungen und Kräften
einvernehmlich zu entwickeln. Damit ist Niedersachsen einen eigenen Weg der Strategiefindung gegangen: In einem umfassenden
3-jährigen gesellschaftlichen Beteiligungsprozess erarbeitete die
Regierungskommission sowohl eine niedersächsische Klimaschutzstrategie als auch eine Strategie zur Anpassung an die Folgen des
Klimawandels. Für die Anpassungsstrategie wurde zunächst eine
systematische Betrachtung aller potenziellen negativen und positiven Auswirkungen des zu erwartenden Klimawandels in Niedersachsen vorgenommen um dann in einem zweiten Schritt insgesamt 590 konkrete Optionen für Anpassungsmaßnahmen ableiten
zu können. Hierbei haben die Ergebnisse des Forschungsverbundes
KLIFF eine wesentliche Rolle gespielt. Mit der Umsetzung der Anpassungsstrategie wurde mittlerweile begonnen. Langfristiges Ziel
ist es dabei, die Anpassung an die Folgen des Klimawandel dauerhaft in der Landesverwaltung zu verankern.
Klimafolgenanpassung, Strategieentwicklung, Kooperation und gesellschaftliche Beteiligung, Verwaltungshandeln
125
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Strategieentwicklung in der Klimaanpassungspolitik: Niedersachsen und Bayern im Vergleich
Veit Ebermann
Leuphana Universität Lüneburg, Zentrum für Demokratieforschung
Klimaanpassung lässt sich wegen der Unsicherheiten und Kontroversen bei der Problemdefinition, dem Ausmaß möglicher ökologischer und sozialer Umwälzungen, der Komplexität der Probleme
und der Vielzahl potenziell Betroffener, möglicher Akteure und
Adressaten von Klimaanpassungspolitik als „wicked problem“ charakterisieren (van Nieuwaal, Driessen, Spit, &Termeer, 2009:
18f.). Bei derartigen Problemtypen stößt die Leistungsfähigkeit
etablierter demokratischer Verfahren politischer Willensbildung und
Entscheidungsfindung an Grenzen (Saretzki 2011: 41ff.).
Eine innovative Form der Politikformulierung stellt die 2008 von
der niedersächsischen Landesregierung eingerichtete „Regierungskommission Klimaschutz“ dar, deren Aufgabe es war, die Landesregierung hinsichtlich einer Klimaschutz- und Klimaanpassungsstrategie des Landes zu beraten. Das Forschungsprojekt A-CLIM im
Forschungsverbund KLIFF untersucht anhand eines qualitativen
Fallstudienvergleichs (I) wie Administrationen und politische Entscheidungsträger im Regierungssystem eines deutschen Landes
Klimaanpassungsstrategien entwickeln (Strategy-Making) und (II)
welche Stärken und Schwächen verschiedene Verfahren und institutionelle Settings aus Sicht der politikwissenschaftlichen Strategieanalyse aufweisen (Raschke & Tils 2007).
Als zentrale Herausforderungen bei der Entwicklung von Anpassungsstrategien gelten die horizontale und vertikale Politikkoordination, die Integration wissenschaftlichen und fachlichen Wissens,
der Umgang mit Unsicherheit und die Beteiligung von nicht-staatlichen Akteuren (Bauer, Feichtinger, & Steurer, 2012). Die politikwissenschaftliche Strategieanalyse bezieht darüber hinaus strategische Überlegungen der Akteure ein, die über das Politikfeld Klimaanpassung hinausgehen.
Bei den ausgewählten Fallstudien handelt es sich mit Niedersachsen und Bayern um die beiden größten Flächenländer in Deutschland, die jeweils vielfältige Natur- und Wirtschaftsräume aufweisen. Mit Küste und Wattenmeer einerseits und den Alpen andererseits liegen in beiden Ländern klimasensible Räume von nationaler
Bedeutung, die von den Folgen des Klimawandels besonders be126
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
troffen sein könnten. Beide Länder haben ihre Anpassungsstrategien in einem ressortübergreifenden Prozess entwickelt. Die Prozesse unterscheiden sich jedoch unter anderem hinsichtlich der
horizontalen Politikkoordination (Regierungskommission vs. Interministerielle Arbeitsgruppe), der Wissensintegration und der Beteiligung von nicht-staatlichen Akteuren.
Literatur: Bauer, A., Feichtinger, J., & Steurer, R. (2012). The Governance
of Climate Change Adaptation in 10 OECD Countries: Challenges and Approaches. Journal of environmental policy and planning, 14(3), 279–304.;
Raschke, J., Tils, R. (2007). Politische Strategie. Eine Grundlegung. Wiesbaden: VS, Verl. für Sozialwiss.; Saretzki, T. (2011): Der Klimawandel und
die Problemlösungsfähigkeit der Demokratie, in: Suzanne S. Schüttemeyer
(Hg.): Politik im Klimawandel: Keine Macht für gerechte Lösungen? BadenBaden: Nomos, S. 41-63; van Nieuwaal, K., Driessen, P., Spit, T., &
Termeer, C. (2009). A State of the Art of Governance Literature on Adaptation to Climate Change: Towards a Research Agenda. KfC 003/2009.
Policy making, Politikwissenschaftliche Strategieanalyse
Kommunales Klimafolgenmanagement
Björn Beermann
GEO-NET Umweltconsulting GmbH
Die „Deutsche Anpassungsstrategie an die Folgen des Klimawandels (DAS)“ und die Niedersächsische Regierungskommission Kli
maschutz schreiben der lokalen Ebene im bundesdeutschen bzw.
niedersächsischen Anpassungsprozess eine zentrale Rolle zu. Dabei formuliert die Bundesregierung u.a. das Ziel, die Klimafolgenanpassung in alle relevanten lokalen Planungs- und Entscheidungsprozesse implementieren zu wollen.
Klimasensitive Entscheidungen sind gemäß der „Empfehlung für
eine niedersächsische Strategie zur Anpassung an die Folgen des
Klimawandels“ zukünftig in vierzehn sektoralen und fünf sektorübergreifenden Handlungsfeldern zu treffen. Angesichts der teilweise enorm hohen internen Komplexität dieser Handlungsfeldern
sowie ihrer vielfältigen Wechselbeziehungen wird deutlich, dass es
eines zentralen Akteurs bedarf, der in der Lage ist, den lokalen
Anpassungsprozess zielgerichtet zu steuern.
127
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Das politisch-administrative System der Bundesrepublik Deutschland weist diese Rolle quasi per se der Kommunalverwaltung und politik zu. Neben ihrer Rolle als Betroffener kommt der Institution
Kommune dabei im Sinne eines „Good Climate Change Adaptation
Governance“ insbesondere die Aufgabe der Initiierungs-, Koordinierungs- und Moderationsfunktion zu.
Diese Kernfunktion hat sich dem Governace-Ansatz zufolge nicht
nur auf die klassischen Selbstverwaltungsaufgaben der Kommune
zu konzentrieren, sondern soll in einem integrativen Sinne darauf
abzielen, die Ziele aller lokal relevanten, klimasensitiven Handlungsfelder unter einem kooperativ-strategischen Leitbild zum
Ausgleich zu bringen.
Um den Kommunen einen Orientierungsrahmen für diese hochgradig komplexe Aufgabe zur Verfügung zu stellen, hat der Autor auf
der Basis einer Fragebogenaktion und Expertengesprächen mit
Kommunalvertretern sowie einer internationalen Quellenrecherche
ein idealtypisches Prozessmodell zum kommunalen Klimafolgenmanagement entwickelt.
Das Modell bildet in aufeinander aufbauenden Prozessphasen und bausteinen sowie den gesamten Prozess begleitenden Querschnittsaufgaben einen idealisierten Verlauf des iterativen, flexiblen kommunalen Anpassungsprozesses ab und diskutiert dabei
zentrale Werkzeuge und Schlüsselfragestellungen für einen erfolgreichen Anpassungsprozess auf kommunaler Ebene.
Inhaltliche Schwerpunkte dieses ganzheitlichen Ansatzes liegen
dabei u.a. sowohl auf akteursbasierten Instrumenten zur Kommunikation mit Prozessstakeholdern als auch auf dem Umgang mit
Unsicherheiten sowie der Herleitung von erheblichen Klimafolgen
und nachhaltigen Anpassungsmaßnahmen auf der Basis eines logisch-hierarchischen Zielsystems.
Prozess, Kommune, lokal, Klimafolgenmanagement, Anpassungsstrategie
128
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
11:00 - 12:40 Uhr: Sektorale Anpassungsstrategien
Die Analyse und praktische Erprobung von Klimaanpassungsstrategien in der nordwestdeutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft
Marion Akamp, Hedda Schattke, Michael Mesterharm,
Nana Karlstetter, Reinhard Pfriem, Karsten Hurrelmann
Universität Oldenburg, Institut für Betriebswirtschaftslehre
Die Metropolregion Bremen-Oldenburg liegt im Zentrum der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft, die zwischen
Nordseeküste und Osnabrücker Land regional unterschiedliche
Schwerpunkte besitzt. Ein Sektor übergreifendes Markenzeichen
sind die räumlichen Verbundsysteme zwischen Primärproduktion
sowie der vor- und nachgelagerten Industrie, denen auch international eine starke Bedeutung zukommt. Im KLIMZUG Projekt
nordwest2050 steht die Metropolregion im Zentrum von Forschungsaktivitäten, die zum Ziel haben, flexible Anpassungsstrategien an den Klimawandel zu entwickeln. Hierbei wird insbesondere
der Frage nachgegangen, welche innovativen Lösungsansätze für
die regionale Agrar- und Ernährungswirtschaft geeignet sind, um
negative klimawandelbedingte Auswirkungen zu reduzieren und
gleichzeitig die entstehenden Chancenpotenziale frühzeitig zu nutzen. Der vorliegende Beitrag stellt nicht nur die wesentlichen
Klimaanpassungsstrategien für den Bereich der nordwestdeutschen
Agrar- und Ernährungswirtschaft vor, sondern diskutiert diese auch
hinsichtlich ihrer Betroffenheit und Innovationsfähigkeit und stellt
sie in den Kontext einer nachhaltigen Entwicklung.
In den zunächst durchgeführten wertschöpfungskettenbezogenen
Vulnerabilitätsanalysen (Betroffenheitsanalyse) richtete sich der
Fokus auf die natürliche Anpassungskapazität, die Anpassungsmöglichkeiten, das Anpassungswissen und die Anpassungsbereitschaft der betrachteten Branchen. Die Anpassungsbereitschaft der
Akteure hat sich dabei als eine kritische Größe herausgestellt. Aus
diesem Grund wurden die Akteure der regionalen Agrar- und Ernährungswirtschaft gleich zu Beginn des Projektes in die Anpassungsprozesse einbezogen. Gemeinsam mit ihnen wurden praktische Pilotprojekte definiert und im Zuge der mehrjährigen Projektlaufzeit so genannte Innovationspfade identifiziert. Diese Projekte
129
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
umfassen sowohl unternehmensindividuelle als auch wertschöpfungskettenweite bzw. netzwerkbezogene Anpassungsaktivitäten.
Aufbauend auf den gewonnenen Erkenntnissen zu den Anpassungsstrategien hat sich herausgestellt, dass mehrere Ebenen der
unternehmerischen Anpassung existieren: Es kann hierbei grob
unterschieden werden zwischen 1) technologischen Prozessinnovationen, 2) Produktinnovationen sowie 3) organisatorischen Innovationen. Bei den technologischen Prozessinnovationen geht es darum, Technologien wie z.B. im Bereich der Kühlung und Belüftung
von Gebäuden oder Ställen auf mögliche Spannweiten und Unsicherheiten des Klimawandels vorzubereiten. Diese Innovationen
setzen eher an der Anpassung des bestehenden Systems an, ohne
es prinzipiell zu hinterfragen. Produktinnovationen implizieren einen umfassenderen strukturellen Wandel, z.B. im Hinblick auf verändertes Konsumentenverhalten und die Generierung von Zukunftsmärkten. Beispielsweise wird in diesem Innovationsfeld die
Frage behandelt, wie klimarobuste Rassen und Sorten erfolgreich
eingesetzt und vermarktet werden können. Organisatorische Innovationen beziehen sich auf Veränderungen in der Kooperation und
Kommunikation der Akteure, wie z.B. die Thematisierung von Klimawandel im Management der Wertschöpfungskette. In der Analyse und Erprobung der Anpassungsstrategien wurde vor allem deutlich, wie wichtig die Bereitschaft der Akteure zur langfristigen und
nachhaltigen Anpassung an den Klimawandel ist.
Pilotprojekte zur Klimaanpassung, Ernährungswirtschaft, nachhaltige Entwicklung
Entwicklung von Anpassungsstrategien im transdisziplinären Innovationsnetzwerk INKA BB
Verena Toussaint1), Andrea Knierim2), Sonja Siart1)
1)
2)
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung
Universität Hohenheim
Die gemeinsamen Ziele der Netzwerkpartner im Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Brandenburg Berlin (INKA BB) sind es, die
Nachhaltigkeit der Land- und Wassernutzung in der Region unter
veränderten Klimabedingungen zu ermöglichen und die Anpas130
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
sungsfähigkeit von Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung
an den sich abzeichnenden Klimawandel zu fördern (Knierim et al.
2009). Die Erarbeitung und Umsetzung von Anpassungsstrategien
an den Klimawandel wird durch die Unterstützung der transdisziplinären Kooperation und der gemeinsamen Planungs- und Umsetzungsprozesse gefördert. Die Akteure sollen zur strategischen Planung und Ausrichtung unter Berücksichtigung der Chancen und
Risiken des Klimawandels und möglicher Unsicherheiten befähigt
werden. Dazu bedarf es eines gemeinsamen methodischen Ansatzes, der beispielhaft für einen bottom-up-Prozess gesellschaftlicher
Steuerung an der Schnittstelle Forschung–Praxis steht. Die durch
INKA BB induzierte Entwicklung von Anpassungsstrategien ist institutionell und räumlich unterschiedlich verortet. Es zeichnen sich
„Cluster“ der Strategieentwicklung ab: i) Standörtlich maßgeschneiderte Innovationen werden in den Untersuchungsregionen in
Zusammenarbeit mit Fachbehörden im Bereich Wassermanagement erarbeitet; ii) ein Set von einzelnen Innovationen, die auf
unterschiedliche Anpassungserfordernisse des Klimawandels zugeschnitten und betriebsspezifisch kombinierbar sind, wird gemeinsam mit landwirtschaftlichen, gartenbaulichen und forstwirtschaftlichen Betrieben erprobt; iii) in Kooperation mit Behörden und
Verwaltungen wird themenspezifisch die Fachplanung auf unterschiedlichen Verwaltungsebenen unterstützt. Besondere Herausforderungen während des Projektes waren die Sensibilisierung der
Praxisakteure für den Klimawandel, gerade auch vor dem Hintergrund von aktuellen Witterungsbedingungen, die den Klimaszenarien scheinbar widersprechen. Daher kommt es insbesondere auf
die Entwicklung flexibler Anpassungsmaßnahmen unter Berücksichtigung sowohl von Temperaturerhöhung und Wassermangel als
auch von Wasserüberschuss und Hochwasser an. Ein Türöffner ist
auch, wenn Klimaanpassung zusammen mit Klimaschutz kommuniziert wird. Über die Projektlaufzeit hinaus soll erreicht werden,
dass die Praxisakteure die Themen Klimawandelschutz und anpassung in ihre unternehmens- oder organisationsinterne Strategieentwicklung langfristig aufnehmen. Die Wahrnehmung von
INKA BB und seine Wirkungen bei den Praxisakteuren werden im
ersten Halbjahr 2013 empirisch erhoben und Ergebnisse hierzu
werden in den Tagungsbeitrag einfließen.
Literatur: Knierim, Andrea; Toussaint, Verena; Müller, Klaus; Wiggering,
Hubert; Bachinger, Johann; Kaden, Stefan; Scherfke, Wolfgang; Steinhardt, Ute; Aenis, Thomas; Wechsung, Frank (2009): Innovationsnetzwerk
131
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Klimaanpassung Region Brandenburg Berlin – INKA BB. Rahmenplan gekürzte Version.[Elektronische Ressource], Müncheberg: Leibniz-Zentrum
für Agrarlandschaftsforschung.",
Landnutzung, Wassermanagement, Brandenburg, Landwirtschaft,
Transdisziplinarität
Dynamischer Kulturlandschaftsplan "Obere Wipperau" - Ein
Instrument zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels
und zur Entwicklung zukunftsfähiger Kulturlandschaften
Imke Mersch1), Monika von Haaren2)
1)
2)
Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, vorher Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Aufgrund der negativen klimatischen Wasserbilanz in der Vegetationsperiode und der geringen Wasserspeicherfähigkeit der Böden
spielt die Feldberegnung im Nordosten Niedersachsens eine wichtige Rolle. Unter den zu erwartenden Rahmenbedingungen des Klimawandels mit vermehrter Sommertrockenheit wird diese Bedeutung künftig deutlich ansteigen, um Ernteausfälle zu vermeiden
sowie weiterhin Erträge und Qualitäten absichern zu können.
Um das verfügbare Wasser noch effizienter zu nutzen und gleichzeitig Energie einzusparen, sollen vermehrt Großflächenregner
(Kreis- und Linearberegnung) zum Einsatz kommen. Dazu sind
Anpassungen der Agrarstruktur hinsichtlich Form und Größe der
Bewirtschaftungseinheiten notwendig. Ohne integrierte Planungen
können dabei strukturarme Landschaften entstehen, die den ökologischen Vernetzungsstrukturen eines Biotopverbundsystems entgegenlaufen. Die Anpassungen können jedoch bei entsprechender
Planung und Kooperation der Akteure auch genutzt werden, um
neben landwirtschaftlichen Belangen auch die Ansprüche des Natur- und Landschaftshaushaltes zu wahren. So können sich alle
Bereiche gleichrangig entwickeln.
Für den Landkreis Uelzen, Modellgebiet „Obere Wipperau“, wurde
ein Instrument der Landentwicklung zur Förderung von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel erarbeitet. Der „Dynami132
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
sche Kulturlandschaftsplan“ erfasst die Wünsche aller Akteure wie
Landwirtschaft und Naturschutz und zeigt Konflikte zwischen den
einzelnen Planungskonzepten auf. Oftmals stehen Planungsinteressen dieser Akteure unverknüpft nebeneinander oder behindern sich
sogar, die Kommunikation ist schwierig. Um diesem Problem vorzubeugen, wurde der „Kulturlandschaftsverband Obere Wipperau“
gegründet. Er vereint die Stakeholder und begleitet in einem moderierten Verfahren vom ersten Schritt an die Planungen bis hin
zur Umsetzung. Schutzgüter werden so in ihrer Funktion nachhaltig gesichert und weiterentwickelt, Anpassungen an den Klimawandel erfolgen als „No-regret-Maßnahmen“.
Die Übertragung des Verfahrens auf andere Regionen ist wünschenswert und könnte im Idealfall durch Fördermittel angeregt
werden.
Landwirtschaft, Beregnung, Naturschutz, Agrarstruktur, Wasser,
Zukunftsfähige Kulturlandschaften
Potenzielle Auswirkungen des Klimawandels auf Arten- und
Biotope im östlichen Niedersachsen - Anpassungsbedarf
und Anpassungsstrategien
Michael Reich, Rüdiger Prasse, Michael Rode, René Hertwig,
Janine Sybertz, Christina Weiss
Leibniz Univerisät Hannover, Institut für Umweltplanung
Die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf Objekte und
Ziele des Naturschutzes waren in den letzten Jahren Gegenstand
mehrerer Forschungsvorhaben am Institut für Umweltplanung der
Leibniz Universität Hannover. Im Verbundprojekt „Regionales Management von Klimafolgen in der Metropolregion HannoverBraunschweig Göttingen“ (BMBF) standen die Auswirkungen des
Klimawandels auf das Netzwerk Natura 2000 (FFH-Lebensraumtypen, Schutzgebiete der FFH- und Vogelschutzrichtlinie) im Vordergrund (Weiss et al. 2011), im F+E Vorhaben „Biotopverbund als
Anpassungsstrategie für den Klimawandel?“ (BfN, BMU) wurde die
Bedeutung der bestehenden bundesweiten Habitat-Netzwerke für
die vom Klimawandel potenziell betroffene Pflanzen- und Tierarten
betrachtet (Reich et al. 2012) und im Mittelpunkt unseres Teilpro133
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
jektes im KLIFF-Verbund standen die zu erwartenden Veränderungen in der Fauna und Flora der Naturräume Harz und Lüneburger
Heide. In allen drei Projekten wurden außerdem der Anpassungsbedarf und geeignete Anpassungsstrategien formuliert. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen, dass bis zum Ende des 21.
Jahrhunderts mit einer deutlichen Veränderung des heutigen Artenspektrums gerechnet werden muss. Einige der Arten, die heute
im Fokus des Naturschutzes stehen werden voraussichtlich verschwinden, während sich bei anderen die Situation potenziell verbessern könnte. Zusätzlich werden neue Arten auftreten und in
Niedersachsen ausgestorbene Arten zurückkehren. Bei der Mehrzahl der heute nach FFH-Richtlinie geschützten Lebensräume ist
damit zu rechnen, dass der Klimawandel einen negativen Einfluss
auf ihren Erhaltungszustand haben wird. Inwieweit dies lokal zum
Rückgang typischer Arten, zu Flächenverlusten, oder sogar zum
völligen Verschwinden des Lebensraumtyps führen kann, wird von
den jeweiligen Standortbedingungen und der tatsächlichen Ausprägung des Klimawandels im regionalen Kontext abhängen. Dies
betrifft insbesondere die Gruppen der Feuchtlebensräume und
Gewässer, aber auch viele mesophile Lebensraumtypen, wie z.B.
die Buchenwälder. Der Naturschutz wird seine Ziele (Arten und
Lebensräume) daher in Zukunft erheblich an die sich verändernden
Umweltbedingungen anpassen müssen. Die möglichen Anpassungsstrategien und –maßnahmen gehören aber durchweg zum
bereits etablierten Instrumentarium, das auch heute schon im
Naturschutz Anwendung findet. Hierzu gehört auch, dass die Anstrengungen zum Erhalt einer Reihe von schon heute erheblichen
Belastungen unterliegenden Arten und Lebensräume (z.B. Feuchtgebiete) wesentlich verstärkt werden müssen. Die Reduktion bestehender Belastungen in Schutzgebieten (z.B. Verinselung, Nährstoffeinträge, Störungen des Wasserhaushaltes) wird ebenso ein
zentrales Ziel bleiben, wie gezielte Artenhilfsmaßnahmen (wenn
auch für ein etwas verändertes Set an Arten), oder die Verbesserung des Biotopverbundes. Die Sicherung von an hohe Grundwasserstände gebundener Lebensgemeinschaften wird in Zukunft noch
an Bedeutung gewinnen. Ihr kann aber, insbesondere bei der Dimensionierung der Maßnahmen, z.B. bei der Wiedervernässung
von Feuchtgebieten, schon heute Rechnung getragen werden.
Anpassungsmaßnahmen, Naturschutz, Schutzgebiete, Artenschutz,
Natura 2000, Biotopverbund
134
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Bewertung integrierter Pläne zum Umgang mit aus Überschwemmung resultierenden Risiken in Städten und Regionen
Nancy Kretschmann, Jörg Knieling, Katharina Klindworth,
Thomas Zimmermann
HafenCity Universität Hamburg
Klimatische Veränderungen und ihre Folgen erhöhen in Kombination mit veränderten Landnutzungen die Eintrittswahrscheinlichkeit
von Überschwemmungen. Vor diesem Hintergrund verändern sich
das planerische Paradigma und damit die strategische Herangehensweise zum Umgang mit den aus Überschwemmung resultierenden Gefahren und damit zum Umgang mit dem Risiko. Ihr Ziel
besteht darin, die Vulnerabilität gegenüber den Gefährdungen
durch Überschwemmungen flusseinzugsgebietsbezogen und damit
regional auf ein gesellschaftlich akzeptiertes Maß zu verringern.
Entsprechende integrative Strategien verknüpfen die Stadt- und
Siedlungsentwicklung mit dem Aspekt des Umgangs mit Gefährdungen, die aus Überschwemmungen resultieren. International
wurden in den vergangenen Jahren bereits verschiedene Pläne,
bspw. für Rotterdam, New Orleans oder Vancouver, entwickelt. In
der Regel handelt es sich dabei um informelle und damit nicht verbindliche Pläne.
Daher stellt sich folgende Frage: Gelingt es Städten und Stadtregionen vor dem Hintergrund des Klimawandels mit integrierten Plänen die Vulnerabilität gegenüber den Gefährdungen durch Überschwemmungen zu reduzieren? Ansätze für eine Analyse und Bewertung der möglichen Wirkungen von Plänen bietet die Diskussion
um die Bewertung der Planqualität (BAKER et al. 2012, BEAR
1997, BERKE/GODSCHALK 2009, BRODY 2003, OLIVEIRA/PINHO
2009, PRESTON et al. 2011). Sie baut auf der Annahme auf, dass
„gute Pläne“ eine höhere Chance auf Realisierung ihrer Inhalte
haben. Gegenstand der Diskussion sind Kriterien für eine analytische Bewertung von Raumordnungsplänen, die sich den folgenden
Oberkategorien zuordnen lassen: Informationsgrundlage, Strategie, Maßnahmen, Umsetzung, Monitoring. Der Beitrag greift die
Planqualitätsdiskussion auf, um einen Ansatz für die Bewertung
von städtischen und stadtregionalen Plänen zum Umgang mit der
aus dem Klimawandel resultierenden zunehmenden Gefährdung
durch Überschwemmungen vorzustellen. Aus den Ergebnissen wer135
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
den Empfehlungen abgeleitet, die bei der Entwicklung von städtischen und stadtregionalen Plänen zum Umgang mit den Klimawandelrisiken beachtet werden sollten.
Der Beitrag gliedert sich wie folgt: Zunächst wird eine Einführung
in die Problemstellung gegeben, welche die oben skizzierte Ausgangslage detaillierter beschreibt. Es folgt die Ableitung der Bewertungskategorien aus der Planqualitätsdiskussion, d.h. welche
inhaltlichen Festlegungen ein guter Plan braucht, um seine Realisierung zu gewährleisten, sowie eine Erläuterung der entwickelten
Bewertungssystematik. Die Bewertungskategorien werden anschließend genutzt, um bestehende Pläne, die diese Thematik integrativ behandeln, zu bewerten. Zu den Fallbeispielen zählen
unter anderem der Rotterdamer Water Plan 2 und der Copenhagen
Climate Adaptation Plan sowie der Londoner TE2100 Plan.
Verwendete Literatur:
BAKER, I.; PETERSON, A.; BROWN, G. & MCALPINE, C. (2012): Local Government Response to the Impacts of Climate Change: An Evaluation of
Local Climate Adaptations Plans, In: Landscape and Urban Planning, vol.
107, no. 2, S. 127-136.
BEAR, W.C. (1997): General Plan Evaluation Criteria: An Approach to Making Better Plans, In: Journal of the American Planning Association, vol. 63,
no. 3, S. 329-344.
BERKE, P.R. & GODSCHALK, D. (2009): Searching for the Good Plan, A
Meta-Analysis of Plan Quality Studies, In: Journal of Planning Literature,
vol. 23, no. 3, S. 227-240.
BRODY, S.D. (2003): Are We Learning to Make Better Plans? A Longitudinal
Analysis of Plan Quality Associated with Natural Hazards, In: Journal of
Planning Education and Research, vol. 23, no. 2, S. 191-20.
POTSCHIN, M.B.; KLUG, H. & HAINES-YOUNG, R.H. (2010): From Vision to
Action: Framing the Leitbild Concept in the Context of Landscape Planning,
In: Futures, vol. 42, no. 7, S. 656-667.
OLIVEIRA, V. & PINHO, P. (2009): Evaluating Plans, Processes and Results,
In: Planning Theory & Practice, vol. 10, no. 1, S. 35-63.
PRESTON, B.L.; Westaway, R.M. & Yuen, E.J. (2011): Climate adaptation
planning in practice: evaluation of adaptation plans from tree developed
nations, In: Mitigation and Adaptation for Global Change, vol. 16, no. 4, S.
407-438.
Planqualität, Hochwasserrisikomanagement, Bewertungsansatz
136
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
14:00 - 15:20 Uhr: Regionalplanung/regionale Kooperation
Die Roadmap of Change als integrativer Handlungsrahmen
für regionale Klimaanpassungsprozesse
Andreas Lieberum, Manfred Born
econtur gGmbH
Die Roadmap of Change ist regionaler Handlungsrahmen zur Umsetzung einer Klimaanpassungstrategie in der Metropolregion Bremen-Oldenburg. Sie wird erarbeitet im Kontext des Klimzug-Projektes nordwest2050 und basiert auf einem mehrstufigen Forschungsansatz. Ausgehend von der Erarbeitung regionaler Klimaprojektionen, wurde für unterschiedliche Handlungsfelder eine Vulnerabilitätsanalyse und eine Innovationspotenzialanalyse durchgeführt. Auf der Basis von nicht durch die regionalen Akteure beeinflussbaren Rahmenszenarien werden in einem aufwändigen Beteiligungsprozess Handlungsszenarien in insgesamt 12 Sektoren erstellt. In vier Bereichen (Energiewirtschaft, Hafenwirtschaft/Logistik, Landwirtschaft/Ernährungswirtschaft und im Bereich Governance) werden vertiefende sektrorale Roadmaps erstellt. Zusammengeführt werden diese in der Roadmap of Change, in der kurzfristige Handlungsempfehlungen bis zum Jahr 2050 und langfristige Handlungsorientierungen bis zum Jahr 2050 beschrieben werden. In dem Vortrag wird dieser Prozess dargestellt und deutlich
gemacht, welche kommunikativen Mittel zur Ansprache von Akteuren eingesetzt wurden
Roadmap of Change, Rahmenszenarien, Handlungsszenarien, Resilienz
Regionale Kooperation zur Klimaanpassung im Bergischen
Städtedreieck
Christoph Riegel, Anika Trum, Dirk Vallée
RWTH Aachen University, Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr
137
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Siedlungsklimatische Phänomene machen nicht an Gemeindegrenzen halt. Im Jahr 2011 entschlossen sich daher die Städte Remscheid und Solingen, die seit der Regionalen 2006 kooperativ zusammenarbeiten, dieser Tatsache mit einer gemeinsamen, stadtregionalen Anpassungsstrategie an den Klimawandel entgegenzusehen. Das Vorhaben wurde zwischen Dezember 2011 und März
2013 vom Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr der RWTH
Aachen University gutachterlich bearbeitet und von einer sehr aktiven Projektgruppe, gebildet aus Mitarbeitern der Städte (Stadtplanung und Umwelt) sowie der Bergischen Entwicklungsagentur,
begleitet. Weitere relevante Akteure wurden u.a. über vier Themen-Werkstätten und Fachgesprächen eingebunden. Gefördert
wurde das Projekt im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative
mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit.
Die Zielsetzung lautete, die Akteure vor Ort für das Thema Klimaanpassung stärker zu sensibilisieren, vorhandene Anpassungsansätze zu ermitteln und aufzuzeigen, die lagebedingten bzw. soziodemografisch-bedingten Betroffenheiten räumlich abzuschätzen
und Vorschläge zur praktischen Umsetzung der Anpassungsstrategie auszuarbeiten. Dabei konnte herausgearbeitet werden, dass
das Bergische Städtedreieck durch seine Lage am Rande des Ballungsraums Rhein-Ruhr einerseits vergleichsweise mäßige Auswirkungen der Klimaveränderungen erwarten kann und andererseits
sogar das Potenzial besteht, sich durch frühzeitige und konsequente Anpassungsmaßnahmen als regionaler Gunstraum zu entwickeln.
Die Präsentation gibt einen Überblick über den Erarbeitungsprozess dieser interkommunalen Anpassungsstrategie und stellt die
Methodik und Ergebnisse der durchgeführten Betroffenheitsanalyse
vor. Für die Analyse wurden vier Themenfelder ausgewählt, die
aufgrund der lokalen Gegebenheiten von besonderer Relevanz
sind: „Hitze in der Stadt und Folgen für Wohnen, Gesundheit, Demografie“, „Starkregen und Hochwasser“, „Starkwind und Sturm“
sowie „Schleichende Klimaänderungen und multifunktionales Leistungsspektrum des Freiraums“. Die Stadtgebiete von Solingen und
Remscheid wurden für die Analyse in über 700 stadtstrukturelle
Gebietseinheiten in neun Nutzungskategorien untergliedert. Basierend auf vorhandenen Daten wurden daraufhin Indikatoren für die
lagebedingte bzw. soziodemografische Exposition und Sensitivität
abgeleitet und deren Zutreffen in einem Geographischen Informa138
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
tionssystem für die Gebietseinheiten dargestellt. Eine Herausforderung hierbei stellte insbesondere die unterschiedliche Datenverfügbarkeit innerhalb der beiden Städte dar. Durch die Überlagerung der Ergebnisse konnten Gebietseinheiten identifiziert werden,
für die gegenüber der betrachteten Klimawirkung eine erhöhte
Betroffenheit zu erwarten ist. Ausgehend von der Analyse wurden
36 Maßnahmenvorschläge ausgearbeitet und zwölf Faktoren formuliert, die für eine erfolgreiche Umsetzung der Anpassungsstrategie als wichtig erachtet werden. Für die Umsetzung der Maßnahmenvorschläge wird nun zusammen mit der Stadt Wuppertal
ein gemeinsames Anschlussprojekt angestrebt.
Regionale Kooperation, Klimaanpassung, Betroffenheitsanalyse,
Anpassungsstrategie, Maßnahmenkatalog, Regionalentwicklung
Naturnahe, klimagerechte Metropolregion 2050
Kristin Barbey
KIT - Karlsruher Institut für Technologie
Klimawandel und Klimafolgen erfordern in der Konsequenz der
Erkenntnis um ihre anthropogenen Ursachen einen veränderten
Umgang mit Raum und Natur. Der Raum selbst gewinnt als Ort der
Umsetzung von Klimaschutz und Klimaanpassung und als Basis der
anstehenden Transformationsprozesse der Energiewende an übergeordneter Relevanz für eine zukunftsfähige und klimagerechte
Entwicklung. Die Komplexität der Fragestellung Klimawandel und
Klimafolgen erfordert die gleichzeitige Entwicklung räumlicher
Strategien Klimaschutz und Klimaanpassung auf regionaler und
lokaler Ebene sowie die Etablierung wirksamer gesamtstrategischer Konzepte auf raumplanerischer und politischer Ebene.
Die Frage stellt sich nach dem gesamträumlichen Konzept, das
ausgehend von den naturräumlichen Gegebenheiten die Strategien
Klimaschutz und Klimaanpassung räumlich verortet und eine
räumliche Vorstellung von den in allernächster Zukunft anstehenden Aufbau- und Umbauprozessen vermittelt. Zur Zeit fehlt es an
konkreten, gesamträumlichen Konzepten, die eine räumliche Vorstellung von dem in allernächster Zukunft anstehenden räumlichen
139
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Strukturwandel im Zusammenhang abbilden und die geeignete
Maßnahmen Klimaschutz und Klimaanpassung im Zusammenhang
von Stadt und Region verorten. Bezogen auf die besonderen Bedingungen der Metropolregion Rhein-Neckar und der Stadt Mannheim werden auf der Basis des PROJEKTs NATUR konkrete Raumentwicklungs-strategien entworfen, die ein aufeinander abgestimmtes gesamträumliches Konzept Klimaschutz und Klimaanpassung auf metropolregionaler und lokaler Ebene mit der Perspektive
Naturnahe, klimagerechte Metropolregion 2050 darstellen.
Die Forderung nach gesamträumlichen Konzepten mit aufeinander
abgestimmten Strategien schließt die Forderung nach einer stärkeren Verknüpfung von Politik und Raum mit ein. Neben dem Ineinandergreifen der Strategien NATURAUFBAU – STADTUMBAU –
ENERGIEAUFBAU auf räumlicher Ebene gilt dieses Prinzip auch
zwischen den Ebenen von POLITIK, KONZEPT und RAUM. Politische
Konzepte müssen auf den konkreten Raum bezogen sein und verbindlich geltende Umsetzungsziele und -zeiten formulieren, um
entsprechende Erfolge in der räumlichen Umsetzung von Klimaschutz, Klimaanpassung und nachhaltiger Raumentwicklung zu
erreichen. Politische Konzepte für Klimaschutz und Klimaanpassung können nur durch den konkreten Raumbezug und in der Berücksichtigung dessen spezifischen geophysikalischen, natur- und
stadträumlichen sowie klimatischen und energetischen Parameter
die avisierte Wirkung erreichen.
Das gesamträumliche Konzept umfasst auf der konkret räumlichen
Ebene auch die strategischen Handlungsfelder verschiedener Disziplinen und verortet die Schwerpunkte des Spektrums räumlicher
und politischer Möglichkeiten. Folgende wesentliche, mit der Entwicklung von Klimaschutz und Klimaanpassung, Transformation
und Energiewende eng verknüpfte Chancen ökologischer, raumästhetischer und gesellschaftspolitischer Qualifizierung kristallisieren
sich heraus. NATURAUFBAU: Chance der ökologischen (+ ästhetischen) Qualifizierung, STADTUMBAU: Chance der ästhetischen (+
ökologischen) Qualifizierung und ENERGIEUMBAU: Chance der
gesellschaftspolitischen + (ökologischen) Erneuerung. Im Zusammenhang und Zusammenwirken der Strategien NATURAUFBAU –
STADTUMBAU – ENERGIEUMBAU entsteht ein Entwicklungspfad
nachhaltiger Raumentwicklung in raumökologischer, raumästhetischer und gesellschaftspolitischer Hinsicht. ( http://digbib.ubka.
uni-karlsruhe.de/volltexte/1000029071)
140
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Metropolregion im Klimawandel – Räumliche Strategien Klimaschutz und Klimaanpassung
IMPLAN: Regionalplanung und Klimaanpassung in Niedersachsen
Enke Franck1), Jan Spiekermann2)
1)
2)
Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Hannover
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften
Der Beitrag basiert auf dem KLIFF-Querschnittsprojekt 2 IMPLAN
„IMplementierung von Ergebnissen aus KLIFF in der räumlichen
PLANung in Niedersachsen“. Das Projekt läuft seit 2009 und wird
Ende 2013 mit einem Leitfaden für die Regionalplanung in Niedersachsen abgeschlossen.
Da der Großteil der zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels räumliche Bezüge und Konsequenzen aufweist, kommt bei der
Umsetzung entsprechender Anpassungsmaßnahmen neben raumbezogenen Fachplanungen (wie z.B. Wasserwirtschaft oder Naturschutz) vor allem der Raumplanung eine große Bedeutung zu. Die
besondere Rolle der Raumplanung im Vergleich zu den raumbezogenen Fachplanungen resultiert daraus, dass sie als übergeordnete
und querschnittsorientierte Disziplin den Fokus nicht auf einzelne
sektorale Handlungsfelder legt, sondern zu einer nachhaltigen
Entwicklung des Raums insgesamt beitragen soll. Ihre zentrale
Aufgabe im Kontext der Anpassung an die Folgen des Klimawandels besteht demnach in der Koordination der unterschiedlichen
sektoralen Anpassungserfordernisse im Raum, wobei eine besondere Anforderung in der Minimierung von Nutzungskonflikten bzw.
der Identifizierung von Synergieeffekten liegt.
Bei der Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels kommt
vor allem der regionalen Handlungs- und Planungsebene eine bedeutende Rolle zu, da hier die Ergebnissen regionalisierter Klimaprojektionen mit den jeweiligen naturräumlichen und sozioökonomischen Gegebenheiten verknüpft werden können. Auf diese Weise lassen sich regionsspezifische Vulnerabilitäten gegenüber dem
141
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Klimawandel ermitteln, auf deren Basis dann entsprechende Anpassungsstrategien und -maßnahmen entwickelt werden können.
Die Regionalplanung nimmt dabei in ihrer Funktion als „mittlere“
Ebene der Raumplanung eine Schlüsselrolle als Vermittlerin zwischen strategischen Zielformulierungen des Bundes und Landes
einerseits und der kommunalen Umsetzungsebene andererseits
ein.
Die gezielte Bewertung und Weiterentwicklung des vorhandenen
raumplanerischen Instrumentariums, die Entwicklung geeigneter
Kooperations- und Koordinationsmechanismen für die Umsetzung
von Maßnahmen und auch das Erreichen einer hohen gesellschaftlichen Akzeptanz für diese Maßnahmen sind wichtige Voraussetzungen für die Anpassung an den Klimawandel. Hier setzt das
Querschnittsprojekt KLIFF-IMPLAN an und präsentiert Lösungsvorschläge, die insbesondere auf die besondere Situation der kommunal aufgestellten Regionalplanung in Niedersachsen abzielen.
Die Veröffentlichung der Praxishilfe für die niedersächsische Regionalplanung zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels wird im
Herbst 2013 veröffentlich und unter www.kliff-implan.de abrufbar
sein.
Raumplanung, Regionalplanung, Klimaanpassung, Niedersachsen,
IMPLAN
142
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
POSTER
143
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Naturnahe,
2050
klimagerechte
Metropolregion
Rhein-Neckar
Kristin Barbey
Karlsruher Institut für Technologie
Das gesamträumliche Konzept Klimaschutz und Klimaanpassung
ist auf den konkreten Raum der Metropolregion Rhein-Neckar und
der Metropole Mannheim bezogen und stellt im Zusammenhang
dar, welche als geeignet erachteten Strategien Klimaschutz und
Klimaanpassung wo anzusiedeln wären, d. h. an welchem Ort Kräfte räumlich konzentriert und gebündelt werden könnten, um die
Umsetzung der Ziele Klimaschutz und Klimaanpassung und die
Realisation der Prozesse NATURAUFBAU – STADTUMBAU – ENERGIEUMBAU zeitnah im großen Stil voranbringen zu können. Das
gesamträumliche Konzept Klimaschutz und Klimaanpassung zeigt
im Ergebnis wesentliche
•
•
•
•
•
•
•
räumliche Potenziale für Klimaschutz und Klimaanpassung,
räumliche Strategien und Maßnahmen,
räumliche Schwerpunkte in der Verortung der Maßnahmen,
konzentrierte Aktionsräume mit vielversprechenden Wirkungen,
Kombinationen und Synergien in der Gesamtleistung Klimaschutz und Klimaanpassung sowie
wesentliche Zusammenhänge des räumlichen Wirkungsgefüges
von Metropole und Metropolregion und
dient der Darstellung einer möglichen Perspektive zukünftiger
Raumentwicklung mit dem Ziel:
Naturnahe, klimagerechte Metropolregion Rhein-Neckar 2050
Über die raumkonkrete Darstellung der räumlichen Strategien
kann das Spektrum der für die Umsetzung der Perspektive Naturnahe, Klimagerechte Metropolregion 2050 notwendigen flankierenden Maßnahmen in Politik und Gesellschaft, Ökologie, Ökonomie
und Philosophie aufgezeigt werden. Das gesamträumliche Konzept
umfasst also nicht einzig die konkret räumliche Ebene, sondern in
der Konsequenz die genannten strategischen Handlungsfelder verschiedener Disziplinen mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen. Das gesamt-räumliche Konzept bildet Schwerpunkte des
Spektrums räumlicher und politischer Möglichkeiten ab und veror144
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
tet diese gewissermaßen als Roadmap 2012-2050 Klimaschutz und
Klimaanpassung raumkonkret.
Die besondere Herausforderung in der Umsetzung räumlicher Strategien Klimaschutz und Klimaanpassung und in dem Gelingen der
durch Klimawandel und Energiewende hervorgerufenen Transformation gilt den Prinzipien des Verbindens und Verknüpfens sowie
des Zusammenagierens und Zusammenwirkens, da die anstehenden Aufgaben nur in einem gemeinsamen gesellschaftlichen Solidarakt zu bewältigen sein werden.
Das Konzept der ineinandergreifenden Strategien verdeutlicht das
Potenzial, im Verbund der Akteure entsprechende Maßnahmen und
Strategien realisieren sowie entsprechende Wirkungen erreichen zu
können. Klimaschutz und Klimaanpassung bedeuten außerordentliche raumkonzeptionelle, gesellschaftspolitische sowie klimapolitische und klima-ökonomische Herausforderungen und werden nur
in der konstruktiven Kultur gesellschaftlicher Kooperation zu realisieren sein.
Das gesamträumliche Konzept könnte in diesem Prozess über die
raumkonkrete Darstellung der relevanten Zusammenhänge, als
Grundvoraussetzung nachhaltiger Entwicklung, als informell vermittelndes Instrument und Diskussionsgrundlage bürgerlicher Partizipation wirken, in der Absicht, die räumliche Umsetzung der
anstehenden Transformation zu befördern.
Das gesamträumliche Konzept der ineinandergreifenden Strategien
ist auf alle räumlichen Ebenen der Metropolregion übertragbar:
METROPOLREGION – STADT – STADTTEIL – QUARTIER – HAUS
und räumliche Projekte Klimaschutz und Klimaanpassung wirken
im Verbund von STADTTEIL, STADT und METROPOLREGION.
Metropolregion im Klimawandel - räumliche Strategien, Klimaschutz und Klimaanpassung, zur Entwicklung gesamträumlicher
Konzepte am Beispiel der Metropolregion Rhein-Neckar
145
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel – Wie kann
Regionalplanung zur Anpassung an den Klimawandel beitragen?
Lutke Blecken
Raum & Energie, Institut für Planung, Kommunikation und Prozessmanagement
Die Folgen des Klimawandels sind bereits präsent, weshalb schon
heute Anpassungsmaßnahmen erforderlich sind. Dabei ist eine
regionale Sichtweise notwendig, da unterschiedliche regionale Klimafolgen individuelle Lösungsansätze erfordern und Anpassungsmaßnahmen nicht nur lokal, sondern in einem größeren, regionalen Zusammenhang betrachtet werden müssen. Um die Handlungsmöglichkeiten der räumlichen Planung zur Klimaanpassung
auf der regionalen Ebene zu ermitteln, wurde das Modellvorhaben
der Raumordnung „Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel“
(KlimaMORO) initiiert. In acht Modellregionen wurden regionale
Strategien zur Anpassung an den Klimawandel entwickelt. Dabei
standen die Handlungsfelder Küstenschutz, Hochwasserschutz,
Siedlungsklima, Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft sowie Klimaschutz im Vordergrund. Institut Raum & Energie hat in Kooperation mit der RWTH Aachen und der Universität Gießen das Modellvorhaben als nationale Forschungsassistenz begleitet.
Aus der Arbeit der Modellregionen lassen sich drei Bausteine eines
regionalen Klimaanpassungsprozesses ableiten:
•
Ein umfassender Klimawandel-Governance-Prozess bildet den
Rahmen für die Entwicklung und Umsetzung regionaler Anpassungsstrategien. Erforderlich ist der Aufbau eines fachlichen Akteursnetzwerkes unter Einbezug von Landesebene, Kommunen und
relevanten Fachplanungen, das an Analyse, Strategieentwicklung
und Umsetzung aktiv beteiligt ist. Entscheidungsträger und Öffentlichkeit müssen über Vorgehen und Ergebnisse informiert werden.
•
Grundlage regionaler Anpassungsstrategien sind Analysen der
regionalen Betroffenheit durch Klimafolgen, um Handlungsbedarfe
festzustellen. Wenn die Ergebnisse als Planungsgrundlage für die
formelle Regionalplanung dienen sollen, muss die Analyse anerkannte wissenschaftliche Methoden und Standards sowie belastbare Daten verwenden. Zu berücksichtigen ist, dass die einfließenden
Prognosen immer Ungewissheiten enthalten, die allerdings kein
Argument sein dürfen, nicht zu handeln.
146
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
•
Die Ergebnisse der Diskussionsprozesse und Analysen müssen
in einer Strategie mit Maßnahmen und einem konkreten Plan zur
Umsetzung münden. In der Strategie- und Umsetzungsphase werden auf informeller Ebene gemeinsame Ziele und Projekte entwickelt. Eine verbindliche Verankerung erfolgt auf formeller Ebene
durch eine Implementierung von Klimaanpassung in die Ziele und
Grundsätze im Regionalplan.
Das Modellvorhaben hat gezeigt, dass die Regionalplanung aufgrund ihrer Querschnittsorientierung ein geeigneter Akteur zur
Entwicklung regionaler Anpassungsstrategien ist und über vielfältige Instrumente mit Klimabezug verfügt. Dabei ist ein abgestimmtes Zusammenwirken von informellen und formellen Instrumenten
zentral, wobei der Prozess in verbindlichen Regelungen münden
muss. Eine gesetzliche Erweiterung des Instrumentariums – insbesondere der Raumkategorien – ist nicht erforderlich, allerdings
sollten formelle Instrumente konsequenter angewendet werden,
um die Effektivität regionalplanerischer Festlegungen zu steigern.
Insgesamt kann die Regionalplanung einen wesentlichen Beitrag
zur Klimawandelanpassung leisten. Sie hat dabei die Chance, ihre
Bedeutung und Akzeptanz aufzuwerten, indem sie im Spannungsfeld zwischen sektoraler und integrativer Ausrichtung, formellen
und informellen Instrumenten und den verschiedenen Planungsebenen agierend und gestaltend neue Handlungsmöglichkeiten
auslotet.
Klimaanpassung, Anpassungsstrategien, Regionalplanung
Rezente Veränderungen von Unkrautflora und –management als Basis für zukünftige Anpassung
Laura Breitsameter, Horst-Henning Steinmann
Georg-August-Universität Göttingen, Zentrum für Biodiversität und nachhaltige Landnutzung (CBL), Sektion Landwirtschaft und Umwelt
Die Folgen einer Veränderung des Klimas lassen sich in Niedersachsen bereits über die vergangenen Jahrzehnte nachzeichnen. In
der Landwirtschaft haben im Zuge dessen in unterschiedlichen
Bereichen Veränderungen in der Bewirtschaftungspraxis stattgefunden. Im Hinblick auf das Unkrautmanagement stellen wir diese
147
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Veränderungen anhand von zwei Datenquellen qualitativ und
quantitativ dar.
Wir haben zum einen für mehrere Kulturarten für den Zeitraum
von den frühen 80er Jahren bis in die Gegenwart Veränderung in
der Phänologie von Kultur- und Unkrautarten, sowie der Anwendungszeitpunkte für Herbizidbehandlungen ermittelt. Als Datengrundlage dienten hierfür die Versuchsberichte zum Pflanzenschutz
der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Diese dokumentieren
für unterschiedliche Standorte und Kulturen die jeweils den lokalen
Gegebenheiten entsprechende, bestmögliche Behandlung.
Des Weiteren haben wir unter Fachleuten aus landwirtschaftlicher
Beratung, Behörden und Industrie eine Umfrage durchgeführt,
anhand derer eine qualitative Expertenmeinung ermittelt wurde,
welche Unkrautarten in den vergangenen Jahren an Bedeutung
gewonnen haben oder für welche Arten ein Rückgang beobachtet
wurde. Zusätzlich wurde die Einschätzung der Befragten über zukünftig zu erwartende Entwicklungen in der Bedeutung einzelner
Unkrautarten, und über mögliche zukünftige Veränderungen in der
Anbaupraxis ermittelt (beispielsweise Verschiebung von Aussaatterminen, Veränderungen in der Durchführung von Pflanzenschutzmaßnahmen, veränderte Wirksamkeit von Herbiziden). Die
zusammenschauende Auswertung dieser Dokumentation bisheriger
Veränderungen in der landwirtschaftlichen Praxis kann eine Basis
zur Abschätzung von zukünftigen Entwicklungen liefern und ergänzt durch die Expertenaussagen als Ausgangspunkt für die Konzeption von in die Zukunft gerichteten Empfehlungen für das Unkrautmanagement dienen.
Herbizidbehandlung, Anwendungstermine, Artenspektrum, Anbaupraxis
Hochwasserrisiko heute und unter zukünftigem Klima im
Meinungsbild der niedersächsischen Bevölkerung
Birgit Gerkensmeier, Markus Anhalt, Britta Restemeyer,
Joseph Hölscher, Agnes Richmann
Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
148
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Ein erfolgreicher Umgang mit Hochwasserrisiken sowohl unter heutigen als auch unter zukünftigen Klimabedingungen benötigt als
Ausgangsbasis ein vorhandenes Risikobewusstsein aller beteiligten
Akteure gegenüber dem bestehenden Hochwasserrisiko. Eine entscheidende Akteursgruppe stellt die Bevölkerung dar. Ihre Einbindung ins Hochwassermanagement führt zu einer Stärkung des Risikobewusstseins und einer erhöhten Bereitschaft zur aktiven Beteiligung und Eigenvorsorge. Diese Entwicklungen können nachhaltig zu einer Senkung des Schadenpotentials in gefährdeten Gebieten führen.
Untersuchungen des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz im Rahmen des Projekts
KLIFWA (Auswirkungen von Klimaänderungen auf Wasserdargebot,
Hochwasserrisiko und Gewässerbelastung) erfassen den aktuellen
Informations- und Partizipationsbedarf der Bevölkerung gegenüber
Hochwasserrisiken mittels einer Online-Bürger-Umfrage.
Diese Erkenntnisse werden durch Ergebnisse aus Experteninterviews, durchgeführt innerhalb der niedersächsischen Wasserwirtschaft, ergänzt, kritisch hinterfragt und zur Identifizierung und
Entwicklung von Handlungsmöglichkeiten herangezogen.
Die Untersuchungsergebnisse zeigen einen erhöhten Informationsbedarf der Bevölkerung auf. Insbesondere diejenigen Betroffenen,
die die Hochwassersituation am eigenen Wohnort von sich aus als
hoch einstufen, fühlen sich nicht ausreichend informiert. Zur Deckung dieses Informationsbedarfs sollten vorwiegend regionale
und überregionale Medien genutzt werden, da diese gegenüber
Postwurfsendungen, Broschüren und Flyern von der befragten Bevölkerung bevorzugt beachtet werden. Grundsätzlich existiert eine
gesteigerte Nachfrage nach ortsbezogenen Informationen, die Aufschluss über die persönliche Hochwassergefährdung und Informationen über Möglichkeiten der Eigenvorsorge geben. Die persönliche Betroffenheit, als ein entscheidender Faktor für die Ausprägung des Hochwasserbewusstseins, wird in dieser Untersuchung
bestätigt. Darüber hinaus ist ein deutlich geringerer Partizipationsbedarf gegenüber dem ermittelten Informationsbedarf innerhalb
der Bevölkerung erkennbar.
Eine nicht vorhandene Hochwassererfahrung führt dagegen häufig
zu einer geringeren Aufmerksamkeit und Sensibilisierung gegenüber dem Hochwasserschutz. In Regionen mit geringer Hochwasserbeachtung sind eine mangelnde Aufmerksamkeit und eine fehlende Sensibilisierung häufig bei mehreren, verschiedenen, involvierten Akteuren festzustellen. Daraus wird ein Sensibilisierungs149
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
bedarf nicht nur in der Bevölkerung sondern auch bei kommunalen
Behörden, Stakeholdern und bei Politikern deutlich.
Weitere Hürden innerhalb eines erfolgreichen Hochwassermanagements wurden in den Untersuchungen in Form von unterschiedlichen Wahrnehmungen der Verantwortlichkeiten im vorbeugenden
Hochwasserschutz und in Form unzureichender Kommunikation
sowie Aufgaben- und Rollenverteilungen zwischen den involvierten
Akteuren festgestellt.
Die präsentierten Ergebnisse werden innerhalb des KLIFWAProjektes in Empfehlungen zu Maßnahmen und Handlungsstrategien einfließen, um dem grundsätzlich deutlich gewordenen Optimierungsbedarf innerhalb des vorsorgenden Hochwasserschutzes
nachzukommen. Diese Empfehlungen werden den betroffen Akteuren hinsichtlich einer Stärkung der Sensibilisierungs- und Partizipationsaufgaben im Hochwasserschutz als Unterstützung zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus wird eine Informations- und Kommunikationsplattform basierend auf den gewonnen Erkenntnissen
erarbeitet, die den spezifischen Anforderungen sowohl der Bevölkerung aber auch anderer Akteure zur Information über Hochwasserrisiken gerecht wird.
Vorsorgender Hochwasserschutz, Sensibilisierung, Bevölkerung
Klimawandel als Aufgabe der Regionalplanung - Sektorale
Vulnerabilitätsanalysen im Landkreis Celle
Meike Hellmich
Thünen Institut für Ländliche Räume
Das Poster zeigt das methodische Vorgehen und ausgewählte Ergebnisse einer sektoralen Vulnerabilitätsanalyse im Landkreis Celle. Die Ergebnisse entstanden im Rahmen einer Masterarbeit im
Studiengang Umweltplanung an der Leibniz Universität Hannover.
Ziel des Posters ist es, ausgewählte Ergebnisse durchgeführter
Vulnerabilitätsanalysen im Landkreis Celle in den Sektoren Wasserwirtschaft und Forstwirtschaft vorzustellen. Zur Eingrenzung des
Aufgabenfeldes wurden die nach der Studie Klimawandel als Handlungsfeld der Raumordnung (BMVBS 2010) definierten raumordnerisch relevanten Schwerpunkte Zunehmende Schwankungen des
150
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Grundwasserspiegels, Einschränkung der nutzbaren Wasserressourcen sowie Steigende Waldbrandgefahr für die Analyse im
Landkreis gewählt.
Die Vulnerabilität setzt sich aus der Verschneidung der Betroffenheit und der Anpassungskapazität des Landkreises in dem Schwerpunkt Wassermanagement und Forstwirtschaft zusammen. Die
Betroffenheit wurde durch regionale Klimadaten und raumbezogenen Daten erfasst. Die Anpassungskapazität wurde durch Einschätzungen regionaler Experten ermittelt. Für die Analyse sind geeignete Klimadaten des regionalen Klimamodells REMO, landkreisbezogene, räumlich klassifizierte Parameter sowie Einschätzungen
lokaler Experten erfasst, bewertet und im Rahmen der Vulnerabilitätsanalyse in einen Kontext gesetzt worden. Im Anschluss an die
Analysen sind Empfehlungen zur Formulierung regionaler Anpassungsstrategien aufgeführt.
Literatur:
Bundesamt für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) 2010: Klimawandel als Handlungsfeld der Raumordnung - Ergebnisse der Vorstudie zu
den Modellvorhaben „Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel“
Bonn: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung.
Vulnerabilitätsanalyse, Klimawandel, Anpassungskapazität, Betroffenheit
KlimaAnpassungsStrategie Extreme Regenereignisse
Michael Koch, Katrin Behnken
Umweltbetrieb Bremen
Ausgehend von gleich zwei extremen Regenereignissen im August
2011 wurde über einen politischen Beschluss in der Stadtgemeinde
Bremen das Projekt „KlimaAnpassungsStrategie Extreme Regenereignisse“ (KLAS) initiiert und wird im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) vom Bundesumweltministerium als „Kommunales Leuchtturmprojekt“ von Juli 2012
bis Dezember 2014 gefördert.
Unter Leitung der senatorischen Umweltbehörde, des Umweltbetriebs Bremen sowie der hanseWasser Bremen GmbH sollen Maßnahmen und Strategien sowohl 1. zum Objektschutz und zum Risi151
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
komanagement bei extremen Regenereignissen als auch 2. für
eine langfristige wasser- und klimasensible Stadtentwicklung entwickelt und umgesetzt werden. Fachlich wird das Projekt von dem
Büro Dr. Pecher AG und dem Institut für Stadtbauwesen und
Stadtverkehr der RWTH Aachen begleitet.
Der 1. Projektpfad soll kurz- bis mittelfristig zur Prüfung und Umsetzung von konkreten Maßnahmen zum Objektschutz und zum
Risikomanagement in überflutungsanfälligen Bereichen führen. Im
Projekt werden dazu Informationen zu den anfälligen Bereichen
aufgearbeitet, die allen relevanten Trägern städtischer Aufgaben
zur Verfügung gestellt werden sollen, damit diese das Risiko vor
Überflutungen ihrer Einrichtungen (z.B. Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Versorgungs- und Verkehrsinfrastruktur) abschätzen
und eine Entscheidung über Anpassungsmaßnahmen treffen können.
Der 2. Pfad hat langfristig zum Ziel, dass in der Stadtgemeinde
Bremen der Umgang mit (extremen) Niederschlagswassern nicht
allein Aufgabe der Stadtentwässerung bleibt, sondern zukünftig als
kommunale Gemeinschaftsaufgabe betrachtet wird. Hierzu wird ein
Diskussionsprozess zur Anpassung der Planungs- und Verwaltungsprozesse in Richtung einer wasser- und klimasensiblen Planung und Verwaltung mit allen relevanten Akteuren angestoßen.
Für die Umsetzung einer wasser- und klimasensiblen Planung müssen ggf. neue baulich-technische Optionen angewendet sowie Modifizierungen des technischen Regelwerks (z.B. für Wasserwirtschaft, Straßenbau) diskutiert und angestoßen werden.
In KLAS werden begleitend konzeptionelle Überlegungen für eine
institutionalisierte Öffentlichkeitsarbeit im Themenfeld der Klimaanpassung angestellt.
Klimaanpassungsstrategie, Starkregen, extremer Regen, Stadtplanung, Stadtentwicklung, Stadtentwässerung, Risikomanagement
Strategieentwicklung für touristische Destinationen unter
Einfluss des Klimawandels
Edgar Kreilkamp, Larissa Kirmair, Anne Kotzur
Leuphana Universität Lüneburg, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und
Tourismusmanagement
152
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Die präsentierten Ergebnisse entstanden im Rahmen des Projekts
KLIFF (Klimafolgenforschung Niedersachsen). Finanziert wurde das
Projekt durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft
und Kultur mit Mitteln der Volkswagen-Stiftung. Die analysierten
Modellregionen sind zwei beliebte touristische Regionen Niedersachsens: der Harz und die Lüneburger Heide.
Der erwartete Anstieg der Durchschnittstemperaturen und die zunehmende Häufigkeit von extremen Wetterereignissen werfen
konkrete Fragen für die Tourismusbranche und -politik auf. Unsicherheiten bestehen vor allem in Bezug auf die Auswirkungen des
Klimawandels auf Destinationen - insbesondere in Regionen mit
natürlichen Ressourcen als touristische Attraktionen, wie bei unseren Modellregionen. Gerade weil genaue Prognosen in Bezug auf
die Auswirkungen des Klimawandels für Destinationen nicht vorliegen, ist es umso wichtiger, auf die Folgen vorbereitet zu sein. Für
Tourismusregionen ergeben sich in Zukunft mit großer Wahrscheinlichkeit sowohl Chancen als auch Risiken durch die Folgen
des Klimawandels. Durch die Entwicklung von Strategien und Maßnahmen sowie deren Umsetzung in ihren Marketing-ManagementProzessen können und müssen sie sich auf die Veränderungen
einstellen.
Der geplante Vortrag sowie das dazugehörige Poster thematisieren
dieses Thema und zeigen, wie Destinationen eine entsprechende
Strategie entwickeln und umsetzen können. Die Ausführungen
skizzieren die einzelnen Schritte der Strategieentwicklung und
verdeutlichen, wie Destinationen mit Hilfe einer proaktiven Strategieplanung mit den Auswirkungen des Klimawandels umgehen
können. Basierend auf unserer Analyse haben wir die relevanten
Einflussfaktoren der Tourismusentwicklung unter Einfluss des Klimawandels identifiziert. Diese Faktoren beeinflussen die Tourismusbranche direkt oder indirekt. Auf deren Basis wurde ein Modell
entwickelt, das die Zusammenhänge der Faktoren herausstellt.
Diese Wissensbasis wurde in einem weiteren Schritt dazu genutzt,
um einen ersten Strategieansatz für Destinationen zu entwickeln.
Der Ansatz enthält Mindmapping, Moodboards und eine Strategy
Map. Der vorgestellte Prozess kann auf vergleichbare Regionen
übertragen werden. Anschließend wurden Maßnahmen für beide
Modellregionen entwickelt, um die Strategie in der Praxis umzusetzen.
Tourismus, Strategieentwicklung, Klimawandel
153
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Talsperrenbewirtschaftung mit Blick auf ein sich veränderndes Klima
Andreas Lange, Frank Eggelsmann
Harzwasserwerke GmbH
Die Analyse des langjährigen Wasserdargebots im Westharz zeigt
bei den mittleren jährlichen Abflüssen ein zweigeteiltes Bild. Die im
südlichen bzw. westlichen Harz gelegenen Flussgebiete weisen
einen leicht ansteigenden Trend auf. Dagegen ist der Jahresabfluss
in Teilen des Nordharzes leicht rückläufig bis unverändert. Den
vom Trend her kaum veränderten Jahresabflüssen stehen deutliche
Veränderungen der Werte für das Winter- bzw. für das Sommerhalbjahr gegenüber. Die beobachteten Niederschläge und Abflussmengen sind im Winter zum Teil signifikant ansteigend, wohingegen die Abflussmengen im Sommerhalbjahr in allen Flussgebieten
rückläufig sind.
Für die Westharztalsperren - welche als Multifunktionsspeicher
dem Hochwasserschutz, der Trinkwassergewinnung, der Energieerzeugung und der Niedrigwasseraufhöhung dienen – hat das zur
Folge, dass sie in Zukunft noch weitaus stärker als bisher für einen
Ausgleich zwischen sehr nassen und sehr trockenen Perioden sorgen müssen.
Talsperren, Speicherbewirtschaftung, Nutzungskonflikte
Elemente eines Planungsprozesses zur Anpassung an die
Auswirkungen des Klimawandels aus der Perspektive der
Raumplanung
Ortwin Peithmann1), Jan Spiekermann1), Enke Franck2)
1)
2)
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften
Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Hannover
Der Klimawandel erzeugt aufgrund seiner Auswirkungen auf zahlreiche Raumnutzungen und -funktionen Handlungsbedarf für die
154
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
räumliche Planung. Durch ihre Interdisziplinarität und langfristige
Orientierung ist die Raumplanung in besonderer Weise geeignet,
nachhaltige Reaktionen auf künftige Entwicklungen vorzubereiten.
Die Rahmenbedingungen für Planungen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels sind gekennzeichnet von Langfristigkeit
(Zeithorizont der Klimawandelfolgen), Unsicherheit (Unschärfe der
Klimaprojektionen und Wirkfolgenabschätzungen) und Komplexität
(ebenen- und sektorübergreifende Wirkfolgen und Anpassungsoptionen mit einer Vielzahl betroffener Akteure) in ungewöhnlicher
Ausprägung. Das Zusammenwirken der bestehenden Unsicherheiten hinsichtlich des Eintretens und Ausmaßes von Klimaänderungsfolgen einerseits mit Befürchtungen negativer Folgen für örtliche
Entwicklungschancen und den Wert von Eigentum andererseits
führt zu diffus defensiver Haltung von Stakeholdern (Attentismus).
Daraus resultieren spezifische Anforderungen an die Entscheidungsfindung im Anpassungsprozess. Vor allem tiefgreifende Systemveränderungen (z.B. komplexe Veränderungen in der Landschaft, wie sie beispielsweise bei großräumigeren Anpassungsmaßnahmen im Bereich des Hochwasser- bzw. Küstenschutzes oder Wassermanagements sinnvoll werden können) benötigen
besondere planerische „Anbahnungsprozesse“, um von den Akteuren/Stakeholdern akzeptiert und unterstützt zu werden. Bei der
Auswahl und Umsetzung von Anpassungsoptionen kommt der Minimierung von Konflikten, der Ausschöpfung von Synergien sowie
der Verwirklichung des „no-regret“-Anspruchs – auch im Kontext
mit parallelen Veränderungstrends im Raum (z.B. Ausbau der erneuerbaren Energien, demographischer Wandel) – besondere Bedeutung zu. Im Rahmen des im Forschungsverbund „KLIFF – Klimafolgenforschung in Niedersachsen“ angesiedelten Querschnittsthemas „IMPLAN – IMplementierung von Ergebnissen aus KLIFF in
der räumlichen PLANung in Niedersachsen“ wurde ein Vorschlag
zur Gestaltung, Organisation und Methodik eines Planungsprozesses erarbeitet, mit dem die Aufgabe der Klimaanpassung seitens
der Raumplanung erfolgversprechend unterstützt werden kann.
Zentrale Elemente des Anpassungsprozesses sind die Ermittlung
der Anfälligkeiten gegenüber dem Klimawandel, die Durchführung
informeller Zielfindungsprozesse hinsichtlich der Anpassung an die
Auswirkungen des Klimawandels sowie die Anwendung formeller
Planungsinstrumente zur Vorbereitung und Sicherung von Anpassungsmaßnahmen.
Raumplanung, Klimawandel, Planungsprozess, Instrumente
155
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Einfluss des Klimawandels auf die Pflanzenproduktion in
Niedersachsen – Ergebnisse einer Expertenbefragung
Margit Paustian, Ludwig Theuvsen
Georg-August Universität Göttingen, Department für Agrarökonomie und
Rurale Entwicklung, Betriebswirtschaftslehre des Agribusiness
Das Teilprojekt „Ökonomische Analyse: Betriebliche Anpassungsstrategien und agrarstruktureller Wandel“ ist in das Forschungsthema 3 Pflanzenproduktion in KLIFF (Klimafolgenforschung in
Niedersachsen) eingebettet. Die Anpassungsstrategien von Ackerbaubetrieben in Niedersachsen an ein klimabedingt verändertes
Schaderregergeschehen sollen untersucht werden. Die Landwirte
werden sich an die veränderten Bedingungen anpassen und operative und strategische Anpassungsentscheidungen treffen. In den
vorgeschalteten Teilprojekten werden die klimabedingten Veränderungen des Schaderregergeschehens und der Unkrautproblematik
genauer untersucht.
Für die Abbildung der zu erwartenden betrieblichen Anpassungen
haben wir eine Expertenbefragung durchgeführt, in der wir die Erwartungen zu Erträgen, Entwicklung und klimabedingte Einflüsse
auf die Erträge, Anbauanteile, Veränderung der Fruchtfolgen, Anbausysteme und Pflanzenschutzmaßnahmen abgefragt haben.
Weiterhin wurden die Einschätzungen zu wichtigen Sorteneigenschaften in der Zukunft, Beregnung und Extremwetterereignissen
abgefragt von den Experten beschrieben. In der Befragung standen fünf pflanzenbaulich und strukturell unterschiedliche Regionen
in Niedersachsen im Mittelpunkt, die auch in der ökonomische Analyse genauer betrachtet werden sollen: die Marschen des Ostfriesischen Küstenlandes des Landkreises Aurich mit intensiver Weizenproduktion, der Geeststandort Cloppenburg/Süd-Oldenburg mit
Mais Daueranbau, der von Bewässerungslandwirtschaft und intensivem Ackerbau geprägte Landkreis Uelzen, die Hildesheimer Börde mit intensivem Zuckerrüben- und Weizenanbau und das Leinebergland im Landkreis Göttingen mit hohem Rapsanbauanteil.
Bis Mitte des Jahrhunderts wird mit einem Ertragsanstieg gerechnet, danach bis zum Ende des Jahrhunderts mit einer Stagnation
der Erträge und zum Ende hin eventuell mit einer Abnahme infolge
der veränderten klimatischen Verhältnisse und des Schaderreger156
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
drucks. Insbesondere Züchtung, Pflanzenschutz, Landtechnik und
Bewirtschaftungsmaßnahmen werden neben dem Klima großen
Einfluss haben. Solange die Landwirte, Züchtung, Industrie und
Technik den Vorsprung vor den Schaderregen behalten, werden
die Erträge der Kulturen weiter gesteigert werden können. Die
landwirtschaftlichen Betriebe werden verschiedene Anpassungsstrategien verfolgen. Je nach Standort sind die produktionswirtschaftlichen Voraussetzungen unterschiedlich. Die Anpassungen an
ein durch den Klimawandel verändertes Schaderregergeschehen
werden im Bereich Pflanzenschutzmittelanwendung, Fruchtfolge
und Bodenbearbeitung erfolgen und sich je nach Intensität und
Aufwand unterschiedlich stark auf die Betriebsergebnisse auswirken.
Expertenbefragung, Einzelbetriebliche Anpassungsstrategien
Anpassung an den Klimawandel - wie funktioniert die Kommunikation?
Ivika Rühling, Friedrich O. Beese
Georg-August Universität Göttingen, Zentrum für Biodiversität und nachhaltige Landnutzung, Sektion Waldökosystemforschung
Kommunikation und Austausch von Wissen bzw. Informationen
zwischen Wissenschaftlern und Akteuren der Praxis ist verbesserungswürdig. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie die Strukturen
der verschiedenen Sektoren (Land-, Forst-, Wasserwirtschaft
usw.): Auf der einen Seite ist die Abschätzung des Klimawandels
und seiner Folgen noch unsicher - zumal sich Schäden und Erfolge
von Maßnahmen oft erst mittel- oder langfristig einstellen. Auf der
anderen Seite wird die Kommunikation zwischen Wissenschaft und
Praxis, also der inter- (zwischen Wissenschaftlern) bzw. transdisziplinäre (zwischen Wissenschaftlern, Entscheidungsträgern und
Praktikern) Austausch durch dafür ungeeignete oder nicht vorhandene Strukturen bzw. Arbeitsweisen be- bzw. verhindert. Für den
Transfer von Wissen über die Anpassung an den Klimawandel auch
unter unsicheren Voraussetzungen, wäre demnach eine Handlungsempfehlung oder Strategie von praktischem Nutzen, die den
Bedarf der Praxis an anwendbarem Wissen einbezieht.
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Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Es werden Ergebnisse der Analyse der Strukturen und des Flusses
an Informationen bzw. Wissen ausgewählter Akteurgruppen dargelegt. Daraus wird eine Strategie für den Austausch von Wissen
zwischen Wissenschaftlern und Praktikern abgeleitet, die idealerweise Sektor-übergreifend (trans-sektoral) als „Transferstrategie“
praxistauglich ist.
KLIFF erarbeitet in einigen Teilprojekten Strategien zur Anpassung
an den Klimawandel in ausgewählten Regionen. Z.T. haben die
Teilprojekte sich auch zum Ziel gesetzt, die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Praxis zu stärken. Es wird untersucht und
dargestellt, inwiefern Ergebnisse dieser Teilprojekte in eine Transferstrategie einfließen können.
Zur Anpassung an den Klimawandel: Kommunikation, Austausch
von Wissen zwischen Akteuren der Wissenschaft und Praxis, Sektor-übergreifend.
Potentielle Anpassungsmaßnahmen im direkten und indirekten Pflanzenschutz wichtiger Ackerbaukulturen an mögliche Klimaänderungen in Niedersachsen
Magdalena Siebold 1), Joachim Kakau 2), Peter Juroszek1),
Andreas von Tiedemann1), Bernd Ulber3),
Bernward Märländer4), Paolo Racca5), Benno Kleinhenz5)
und Bernhard Hau6)
1)
2)
3)
4)
5)
6)
Georg-August-Universität Göttingen, Department für Nutzpflanzenwissenschaften, Abteilung Allgemeine Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz
Hochschule Osnabrück, Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur, Integrierter Pflanzenschutz
Georg-August-Universität Göttingen, Department für Nutzpflanzenwissenschaften, Abteilung Agrarentomologie
IFZ – Institut für Zuckerrübenforschung Göttingen
ZEPP - Zentralstelle der Länder für EDV-gestützte Entscheidungshilfen
und Programme im Pflanzenschutz, Bad Kreuznach
Leibniz Universität Hannover, Institut für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz
In diesem Beitrag werden Risikoanalysen für ausgewählte Schaderreger der vier Kulturpflanzen Weizen, Raps, Mais und Zuckerrü158
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
be auf Basis der regionalen Klimaprojektionen für Niedersachsen
bis zum Ende des 21. Jahrhunderts vorgestellt. Wenn die verwendeten Simulationsmodelle Veränderungen im Schaderregeraufkommen in Niedersachsen projizierten, wurden Anpassungsmaßnahmen im Bereich Pflanzenschutz erarbeitet, wobei die Beschränkung
des Pflanzenschutzmitteleinsatzes auf das notwendige Maß berücksichtigt wurde. Unter sich ändernden Klimabedingungen könnten
z.B. die Krankheitserreger Cercospora beticola in Zuckerrüben oder
Sclerotinia sclerotiorum im Raps früher auftreten. Potentielle Anpassungsmaßnahmen wären demnach der frühere Einsatz von
Fungiziden, der aus heutiger Sichtweise in Zukunft notwendig sein
könnte, im Fall von Cercospora womöglich auch eine zusätzliche
Behandlung. Allerdings wird das Auftreten von pilzlichen Krankheitserregern und Schadinsekten nicht nur durch das zukünftige
Klima, sondern auch durch zukünftige Anbauverfahren beeinflusst.
Ein geringeres Schaderregerrisiko resultiert oftmals aus einer
Kombination von weiter Fruchtfolge, wendender Bodenbearbeitung
und dem Anbau einer resistenten Sorte. Die Anpassung von indirekten Pflanzenschutzmaßnahmen an sich ändernde klimatische
Bedingungen ist somit eine Grundvoraussetzung für eine gute und
standortangepasste Pflanzenbaupraxis, die sich bereits heutzutage
auf die zum Teil erheblichen jährlichen Witterungsschwankungen
einstellen muss. Daher wurden im Rahmen dieser Studie auch
potentielle Anpassungsmaßnahmen im indirekten Pflanzenschutz
berücksichtigt, um zukünftigen Änderungen im Schaderregeraufkommen vorbeugend und nachhaltig zu begegnen.
Integrierter Pflanzenschutz, Weizen, Raps, Mais, Zuckerrübe, Pathogene, Insekten
Landwirtschaftlicher Beregnungsbedarf und demographisch
bedingter Bedarfsrückgang - Welche Synergien sind möglich?
Thomas Sommer1), Uwe Stodolny1), Iris Borgmann2),
Christiane Wiesner2), Detlef Prinzler2)
1)
2)
GFI Grundwasserforschungsinstitut GmbH Dresden
TWM Trinkwasserversorgung Magdeburg GmbH
159
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Die prognostizierten klimatischen Veränderungen (z.B. WETTREG2010) können einen erhöhten landwirtschaftlichen Wasserbedarf bedingen; die Verfügbarkeit des Beregnungswassers kann sich
jedoch auf Grund von Dargebotsrückgängen einschränken. Gleichzeitig ist angesichts der demographischen Entwicklung in ländlichen Regionen von erheblichen Bedarfsrückgängen auszugehen.
So zeichnen sich im Versorgungsgebiet eines großen Wasserversorgers in Sachsen-Anhalt für die kommenden Jahrzehnte tiefgreifende Wandlungsprozesse hinsichtlich der Wasserverfügbarkeit
(Dargebot) und des Wasserbedarfs ab. Während die Änderung des
Wasserdargebots nahezu ausschließlich klimatisch bedingt ist, werden mögliche klimatisch bedingte Änderungen des Wasserbedarfs
in starkem Maße durch den demographischen Wandel und geänderte Nutzungsansprüche aus der Landwirtschaft überlagert. Dies
kann zu Synergieeffekten hinsichtlich einer stabilen Bereitstellung
von Beregnungswasser für die Landwirtschaft einerseits und einer
stabilen Netzauslastung für Versorgungsträger andererseits führen.
In einer Studie wurde die Prognose eines erhöhten Beregnungsbedarfs in der Landwirtschaft einem aufgrund der prognostizierten
Bevölkerungsentwicklung zu erwartenden Bedarfsrückgang gegenüber gestellt und mögliche Ausgleichswirkungen bilanziert. Bei der
Prognose des Beregnungspotenzials war sowohl von der Beregnungsbedürftigkeit als auch von der Beregnungswürdigkeit auszugehen. Die Bilanzierung des zusätzlichen Bedarfspotenzials mit
dem nach Prognosen zurückgehenden Bevölkerungsbedarf führte
zu dem Ergebnis, dass der Rückgang des Bevölkerungsbedarfs bis
zu 89 % mit den landwirtschaftlich benötigten Wassermengen
ausgeglichen werden könnte. Dieser Fall tritt jedoch nur unter den
Annahmen ein, dass der Anteil der Beregnungsfläche bis 2100 auf
10 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche ansteigt und dass dieses
gegenüber dem IST-Zustand zusätzliche Beregnungswasser zu
100% aus dem Netz des Versorgers entnommen wird. Umgekehrt
kann daraus geschlussfolgert werden, dass ein erhöhter landwirtschaftlicher Wasserbedarf durch den demographisch bedingten
Abnahmerückgang ausgeglichen werden kann. Hinsichtlich der
Erlöse können die aus der Landwirtschaft erzielbaren Erlöse die
Erlösdefizite aus dem Rückgang des Bevölkerungsbedarfs, auf
Grund der erzielbaren Abgabepreise auf der Basis vergleichbarer
Beregnungskosten der Landwirtschaft, nur zu maximal 50 % ausgleichen.
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Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
Beregnung,
Wandel
Wasserdargebot,
Wasserbedarf,
demographischer
Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels im niedersächsischen Küstenraum – Konsequenzen und Aufgaben
für die räumliche Planung
Jan Spiekermann, Ortwin Peithmann
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften
Der klimawandelbedingte Anstieg der Tide- und Sturmflutwasserstände und die Änderung der Niederschlagsverhältnisse machen
eine Anpassung von Küstenschutz und Wassermanagement entlang der niedersächsischen Nordseeküste erforderlich. Neben der
Fortführung bislang praktizierter Strategien (z.B. Ertüchtigung der
Hauptdeichlinie, Erhöhung der installierten Pumpleistungen zur
Entwässerung) rücken vor dem Hintergrund der Auswirkungen des
Klimawandels verstärkt auch raumbezogene bzw. flächenhafte
Anpassungsoptionen wie z.B. die Errichtung multifunktionaler Küstenschutzzonen oder die Schaffung von Speicherkapazitäten innerhalb des Entwässerungssystems (z.B. in Form von Speicherpoldern) ins Blickfeld. Überdies gehen die erforderlichen Ausbau- und
Anpassungsmaßnahmen des Küstenschutzsystems mit einer deutlichen Zunahme der Mengenanforderungen an Klei und Sand einher, für deren Gewinnung ebenfalls entsprechende Flächen beansprucht werden.
Der zunehmende Flächenbedarf und die daraus resultierenden
Wechselwirkungen mit anderen Raumnutzungen erfordern eine
stärkere Berücksichtigung der (zukünftigen) Belange des Küstenschutzes und Wassermanagements in der räumlichen Gesamtplanung. Im Sinne einer integrierten Betrachtung sollten bei der Entscheidung über künftige Anpassungsmaßnahmen neben den resultierenden Konflikten (insb. um die Ressource Fläche) vor allem
auch potenzielle Synergien (insb. in Form multifunktionaler Nutzungen) mit anderen Raumfunktionen (z.B. Naturschutz, Landwirtschaft, Tourismus, Instrastrukturentwicklung, Ausbau erneuerbarer
Energien) berücksichtigt werden. Im Rahmen des Querschnitts161
Thema 4: Entwicklung und Umsetzung von (flexiblen) Anpassungsstrategien
themas „IMPLAN – IMplementierung von Ergebnissen aus KLIFF in
der räumlichen PLANung in Niedersachsen“ des Forschungsverbunds „KLIFF – Klimafolgenforschung in Niedersachsen“ wurden
entsprechende Vorschläge für die Organisation und Gestaltung
eines am IKZM-Gedanken orientierten Anpassungsprozesses sowie
für die Vorbereitung und Sicherung von Anpassungsmaßnahmen
im Prozess der Raumplanung entwickelt
Raumplanung, Küstenschutz, Wassermanagement, IKZM, Klimawandel
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