OKT — NOV MAGAZIN Lionel Bringuier Chefdirigent Andrés Orozco-Estrada gibt sein Debüt beim Tonhalle-Orchester Zürich Matthias Goerne singt die die «Kindertotenlieder» von Gustav Mahler Charles Dutoit dirigiert das Stabat mater von Gioacchino Rossini 15_Magazin_2.indd 1 09.09.15 08:25 Endlich bekomme ich, was ich von einer Anlageberatung erwarte. Credit Suisse Invest – die neue Anlageberatung Bei unserer Anlageberatung geben Sie den Ton an. Sie profitieren von einem persönlichen Berater und von einer regelmässigen Portfolioüberwachung. Dies alles zu einem fairen Preis mit Zugang zum retrozessionsfreien Fondsangebot. Erfahren Sie mehr über unsere individuellen Anlagelösungen: credit-suisse.com/invest Diese Anzeige stellt weder ein Angebot noch eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder Bankdienstleistungen dar und entbindet den Empfänger nicht von seiner eigenen Beurteilung. Copyright © 2015 Credit Suisse Group AG und/oder mit ihr verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten. 23740_210x297_TonhalleO_d.indd 1 15_Magazin_2.indd 2 06.08.15 09.09.15 09:18 08:25 Verehrtes Publikum — Zwei Konzertprogramme mit Künstlern, die bei uns ihr Debüt geben, möchte ich Ihnen ganz besonders ans Herz legen. Zum einen interpretiert Sopranistin Simone Kermes zu Unrecht vernachlässigte Arien von Donizetti und Rossini und macht sich diese Musik mit unvergleichlicher Emphase und Können zu eigen. In Jan Willem de Vriend hat sie einen passenden Partner gefunden. Dieser eigenwillige Dirigent und Geiger lotet auf seine Weise barockes Repertoire aus und macht auch vor einer der bekanntesten Kompositionen von Georg Friedrich Händel nicht halt. Dessen «Wassermusik» wird er Ihnen in eigener Bearbeitung präsentieren, um der originären Aufführungstradition wieder näher zu kommen. Auch der Kolumbianer Andrés Orozco-Estrada wird uns bei seinem Debüt nicht nur mit Beethovens Fünfter Sinfonie, sondern auch mit seiner Interpretation von Bohuslav Martinůs Rhapsody-Concerto für Viola und Orchester fesseln. Gemeinsam mit Antoine Tamestit wird er anlässlich des 125. Geburtstages des Komponisten, der von 1953 bis zu seinem Tod im schweizerischen Liestal oft bei seinem Förderer Paul Sacher in Basel zu Gast war, dieses bedeutende Viola-Konzert des 20. Jahrhunderts darbieten. Die Uraufführung des Schweizers Jacques Demierre und die Schweizer Erstaufführung von Wolfgang Rihms «Trio concerto» im Rahmen der Tage für Neue Musik sowie das neue Werk unseres Creative Chair-Inhabers Jörg Widmann sollten Sie sich keinesfalls entgehen lassen – gespielt von Denes Varjon, Tabea Zimmermann und dem Komponisten selbst. Zudem bringen wir im Herbst ein neues Format in die Zürcher Tonhalle: Am 12. November werden sich vier renommierte Musikkritiker mit bereits bestehenden Aufnahmen von Ravels Orchesterwerken auseinandersetzen. Mit Spannung erwarten wir die ersten Aufnahmen mit diesem Repertoire unseres Chefdirigenten Lionel Bringuier mit dem TonhalleOrchester Zürich, die im November abgeschlossen sein werden. Apropos Aufnahmen: Eine herzliche Gratulation geht an David Zinman, der erneut mit dem renommierten ECHO als Dirigent des Jahres 2015 ausgezeichnet wird. Neu beginnen wir eine Serie über Umbau und Renovation der Tonhalle und des Kongresshauses: Erfahren Sie von der Architektin Elisabeth Boesch aus erster Hand, worauf Sie sich nach Abschluss dieser umfangreichen Arbeiten freuen können. Ich bin gespannt auf die Begegnung und den Dialog mit Ihnen! Ihre Ilona Schmiel Intendantin Titelbild: Werner Kmetitsch Die Konzerte der Tonhalle-Gesellschaft Zürich werden ermöglicht dank der Subventionen der Stadt Zürich, der Beiträge des Kantons Zürich, sowie des Maestro Clubs. Projekt-Partner: Privatbank Maerki Baumann & Co. AG, Radio SRF 2 Kultur, F. Aeschbach AG / U. Wampfler, Landis & Gyr Stiftung, Swiss Re, Swiss Life Projekt-Förderer: Adrian T. Keller und Lisa Larsson, AVINA Stiftung, Monika und Thomas Bär, Baugarten-Stiftung, Ruth Burkhalter, Hans Imholz-Stiftung, International Music & Art Foundation, MBF Foundation, Pro Helvetia, Heidi Ras Stiftung Service-Partner: ACS-Reisen AG, PricewaterhouseCoopers AG, Ricola AG, Schellenberg Druck AG Kooperations-Partner: Zürcher Gemeinschaftszentren, Miller’s Medien-Partner: Neue Zürcher Zeitung TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH 09:18 15_Magazin_2.indd 3 3 09.09.15 08:25 www.arbeit.landesmuseum.ch 15_Magazin_2.indd 4 RZ_Ins_Tonhalle_210x297_Arbeit.indd 1 09.09.15 14:13 08:25 03.08.15 6 — Inhalt — Simone Kermes, die «Crazy Queen des Barock», singt Arien und Szenen aus Opern von Rossini und Donizetti. 06 Simone Kermes – Wie ein Vulkan 08 Andrés Orozco-Estrada 10 «Es war einmal …» – Uraufführung von Jörg Widmann 13 Kammermusik aus St. Petersburg 14 Matthias Goerne singt Mahler 17 Prag um 1900 18 Silvain Cambreling dirigiert Werke von Demierre, Rihm und Lutosławski 21 ECHO Klassik für David Zinman 22 Gioacchino Rossinis Stabat mater 25 vision string quartet 26 Bruno Ganz liest 27 Der Geist Schostakowitschs 29 News 31 Sandra Studer und der Schneemann 32 Instandsetzung und Umbau von Tonhalle und Kongresshaus 34 Momente … mit Simon Styles 15 — Fotos: Sammy Hart / DG, Priska Ketterer, Marco Borggreve Lisa Batiashvili, Artist in Residence, spielt unter der Leitung von Lionel Bringuier das Violinkonzert von Jean Sibelius. 18 — Ein spätes Debüt: Im Rahmen der Tage für Neue Musik dirigiert Silvain Cambreling zum ersten Mal das Tonhalle-Orchester Zürich. Instandsetzung und Umbau von Tonhalle und Kongresshaus aus architektonischer Sicht. TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH ch 14:13 32 — 15_Magazin_2.indd 5 5 09.09.15 08:25 FUNKENSCHLAGENDER ÜBERSCHWANG Nicht nur ihr flammend rotes Haar ist mittlerweile zu einem Markenzeichen geworden, sondern vor allem auch die technische Meisterschaft, mit der Simone Kermes ihre Stimme beherrscht. Möchte man diese einem Fach zuordnen, müsste man sie am ehesten als dramatischen Koloratursopran bezeichnen – mit einer entsprechend enormen Ausdruckspalette. Wenn sie sich mit feurigen Tönen in die höchsten Höhen aufschwingt, ist immer auch eine ansteckende Freude an der eigenen Virtuosität mitzuhören. Doch bei allem funkenschlagenden Überschwang sind die Koloraturen nie Selbstzweck und verkommt die Musik nie zum reinen Primadonnen-Vehikel. Im Vordergrund steht stets die Emotion: «Koloratur ist nicht Technik, sondern Ausdruck, und der kommt aus dem Herzen», heisst ihr künstlerisches Credo. Denn sie ist keine notorisch überdrehte Sängerin: Der schlichte Ton steht ihr ebenso zu Gebote. Wenn sie in elegischen Arien ihre Stimme ganz zurücknimmt, überwältigt sie den Hörer mit einer geradezu ergreifenden Schlichtheit. FLAMMENDER GESANG Dabei wäre dieses Talent fast unentdeckt geblieben, denn Simone Kermes begann als Fachkraft für Schreibtechnik, bevor sie an der Hochschule für Musik und Theater «Felix Mendelssohn Bartholdy» ihrer Heimatstadt Leipzig Gesang studierte und später Meisterkurse bei Elisabeth Schwarzkopf und Dietrich Fischer-Dieskau besuchte. Nach dem Studien- 6 15_Magazin_2.indd 6 TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH abschluss machte sie sich schnell einen Namen, sowohl als Konzertsängerin wie auch auf der Opernbühne. Zu ihren Paraderollen gehören anspruchsvolle Mozart-Partien wie die Königin der Nacht, die Konstanze oder die Fiordiligi. Auch im Aufnahmestudio feierte sie damit Erfolge, und zwar im gerühmten Mozart-Zyklus unter der Leitung von Teodor Currentzis. Eine ebenso innige Liebe verbindet sie mit der sogenannten Alten Musik: Zahlreiche Arien-Programme mit Werken barocker Meister hat sie aufgenommen, darunter etliche Weltersteinspielungen von fast vergessenen Komponisten wie Hasse, Porpora, Caldara oder Vinci. Womit sie einen nicht unerheblichen Beitrag zu deren Wiederentdeckung geleistet hat. FACETTENREICHER BELCANTO Doch Simone Kermes möchte in keine Fachschublade gesteckt werden, denn ebenso facettenreich, wie sich ihre flammende Sopranstimme anhört, ist ihr Repertoire. Dass sie im romantischen 19. Jahrhundert ebenso zu Hause ist wie im Barock oder in der Wiener Klassik, hat sie mit ihrem Album «Bel canto», in deren Zentrum Arien von Rossini, Bellini und Donizetti stehen, eindrücklich bewiesen. Die drei Komponisten sind so etwas wie das Dreigestirn der frühen romantischen Opern, sind Sängermusik im ureigenen Sinne und ein Fest für die Stimme. Reich verziert ist diese Musik und gespickt mit vokalen Höchstschwierigkeiten. Egal, ob rasende Skalen, grosse Intervallsprünge, lange Triller oder halsbrecherische Staccati – Rossini und Donizetti haben davon exzessiv Gebrauch gemacht. Ein ideales Terrain also für die virtuose Kehle von Simone Kermes. Jedoch treten solche technischen Parameter in den Hintergrund, sobald sie zu singen anhebt, denn alles dient dem Ausdruck, der Emotion, dem Affekt. Deshalb kann man sich, wenn Simone Kermes die Bühne betritt, ihrem Gesang kaum entziehen. Als «Crazy Queen des Barock» hat sie für Furore gesorgt, doch mittlerweile ist die Ausnahmesopranistin Simone Kermes von den barocken Opernheroinen bis in die Opernromantik vorgedrungen. Mit dem TonhalleOrchester Zürich ist sie in Arien und Szenen aus Opern von Rossini und Donizetti zu hören. Stilvoll abgerundet wird dieser Auftritt mit einem der populärsten Werke eines ebenso populären barocken Opernkomponisten: mit der «Wassermusik» von Händel. Foto: Sony Ihr Singen gleicht einem Vulkanausbruch. Eruptiv schleudert Simone Kermes die Töne ins Auditorium, und das mit einer Spannung und Dringlichkeit, die den Hörer selbst an leisen Stellen auf die Stuhlkante zwingt. Das ist nicht nur ein Anschlag auf die Ohren, sondern auf den ganzen Körper: Die Sängerin selbst scheint beim Singen zu vibrieren; mit jeder Faser wirft sie sich in die Musik. Selten erlebt man Gesang derart sinnlich und körperlich; alles ist bei ihr von Feuer durchglüht. Wie ein Vulkan — BJØRN WOLL Simone Kermes 09.09.15 08:25 «Koloratur ist nicht Technik, sondern Ausdruck.» — Mi 07., Do 08., Fr 09.10.15 19.30 Uhr, Grosser Saal BELCANTO Tonhalle-Orchester Zürich; Jan Willem de Vriend Leitung Simone Kermes Sopran Rossini «Cingi la benda candida» – «Temer un danno» Szene aus «Adelaide di Borgogna» W. A. Mozart Ouvertüre zu «Lucio Silla» D-Dur KV 135 Rossini «Gran Dio!» Szene aus «Tancredi» Donizetti «Ah! tardai troppo – O luce di quest’ anima» aus «Linda di Chamounix» Händel Wassermusik HWV 348–350 (Bearbeitung Jan Willem de Vriend) 07./08./09.10., jeweils 18.30 Uhr, Kleiner Saal Einführung mit Michael Meyer TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH 15_Magazin_2.indd 7 7 09.09.15 08:25 Das Wunder von Wien — Foto: Werner Kmetitsch Andrés Orozco-Estrada ist einer jener aufstrebenden jüngeren Dirigenten, denen die Musikwelt zu Füssen liegt. Zurzeit ist er Chef beim Houston Symphony sowie beim hr-Sinfonieorchester in Frankfurt, dirigiert die Top-Klangkörper in Wien, München, Rom, Leipzig, Hamburg, Amsterdam, Oslo und Paris und gibt nun beim Tonhalle-Orchester Zürich sein Debüt. Do 22.10.15 12.15 Uhr, Grosser Saal DEBÜT VON ANDRÉS OROZCO-ESTRADA Tonhalle-Orchester Zürich; Andrés Orozco-Estrada Leitung Charles Ives The Unanswered Question Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67 Do 22.10.15 19.30 Uhr, Grosser Saal EXISTENZIELLE ERFAHRUNG Tonhalle-Orchester Zürich; Andrés Orozco-Estrada Leitung Antoine Tamestit Viola Leoš Janáček Taras Bulba, Rhapsodie für Orchester nach Nikolaj Gogol Bohuslav Martinů Rhapsody-Concerto für Viola und Orchester Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67 18.30 Uhr, Kleiner Saal Einführung mit Ulrike Thiele Fr 23.10.15 19.30 Uhr, Grosser Saal EXISTENZIELLE ERFAHRUNG Tonhalle-Orchester Zürich; Andrés Orozco-Estrada Leitung Antoine Tamestit Viola Leoš Janáček Taras Bulba, Rhapsodie für Orchester nach Nikolaj Gogol Bohuslav Martinů Rhapsody-Concerto für Viola und Orchester Charles Ives The Unanswered Question Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67 18.00 Uhr, Kleiner Saal Prélude Künstlergespräch mit musikalischer Umrahmung 21.30 Uhr, Kleiner Saal Ausklang mit Ilona Schmiel 8 15_Magazin_2.indd 8 TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH Andrés Orozco-Estrada 09.09.15 08:25 Schon als Schüler war für Andrés OrozcoEstrada eines sicher: Die Schaltzentrale der Musik muss in Wien liegen. Diese Erkenntnis hatten ihm die magischen Fernsehbilder vermittelt, die auch im fernen Kolumbien regelmässig bei Übertragungen aus dem Wiener Musikverein zu sehen waren. Dass es ihn eines Tages selbst dorthin verschlagen würde, hätte sich Orozco-Estrada indes nie träumen lassen. Schier unüberbrückbar erschien ihm die Distanz zwischen der Stadt Mozarts, Beethovens und so vieler anderer und dem heimischen Medellín, das weniger für seine schönen Künste als für seinen florierenden Drogenhandel bekannt ist. EIN TRAUM WIRD WAHR In Kolumbiens zweitgrösster Metropole wurde der Dirigent 1977 geboren, hier wuchs er auf und lernte die Musik kennen – und auch den Taktstock. Seine ersten Erfahrungen als Dirigent machte Andrés Orozco-Estrada beim gemeinsamen Musizieren mit dem Orchester seiner Schule, wo man ihm – obwohl noch ein halbes Kind – die Leitung übertrug. Auch später, beim Geigenstudium in Bogotá, durfte der temperamentvolle Lockenkopf seine «Schlagfähigkeit» als Dirigent des Hochschulorchesters unter Beweis stellen. Vielleicht die beste Schule seines Lebens, denn dank der Technik, die er sich dabei erwarb, wurde er 1997, mit knapp 20, zum Dirigierstudium an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien zugelassen – der Stadt seiner musikalischen Träume. Wenn man im verwöhnten Wien vonseiten der kritisch-aufmerksamen Presse als «Wunder» bezeichnet wird, dann ist das auch ein Wunder. Ein solches Wunder ereignete sich 2004, als Andrés Orozco-Estrada kurz nach Abschluss seines Studiums bei einem Konzert des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich in letzter Minute einsprang und sozusagen aus dem Stand Bruckners vierte Sinfonie dirigierte. Nicht nur die Kritiker, auch das Publikum jubelten dem jungen Neu-Wiener aus Südamerika zu. VON WIEN NACH HOUSTON Von nun an dirigierte er das Tonkünstler-Orchester – neben den Wiener Philharmonikern und den Wiener Symphonikern einer der drei grossen Klangkörper der Stadt – regelmässig und übernahm 2009 sogar dessen Leitung. Der Grosse Saal des Wiener Musikvereins, sozusagen der Petersdom der Musik, wie er ihn einmal nannte, wurde nun zu OrozcoEstradas eigener Heimspielstätte. Mit seinem Orchester erzielte er neben den konzertanten auch diskografische Erfolge. Grosse Aufmerksamkeit erregten unter anderem die Gesamtaufnahmen der Sinfonien von Brahms und Mendelssohn – grosse romantische Literatur, die der Dirigent schon immer in den Fokus seiner Tätigkeit gestellt hat. Allerdings ohne dabei den Blick für Neues zu verlieren: Zeit- genössisches spielt in seinen Programmen ebenfalls eine grosse Rolle. Darin blieb sich Andrés Orozco-Estrada treu – auch, als er 2014 zusätzlich zu seiner Wiener Chefdirigentenposition auch noch das Houston Symphony Orchestra in Texas übernahm. Hier hatte er 2012 debütiert, eine der vielen Stationen in seiner Karriere, die ihn bald rund um die Welt führte. Das Kölner Gürzenich-Orchester erklärte ihn zum Wunschkandidaten, als es darum ging, einen Nachfolger für den scheidenden musikalischen Leiter Markus Stenz zu finden. Wegen der schwierigen kulturpolitischen Perspektive in der Rheinmetropole lehnte Orozco-Estrada das Angebot allerdings ab. FRANKFURT UND LONDON Eine weise Entscheidung, wenn man sich die derzeitige Lage in Köln anschaut. Stattdessen übernahm er, ebenfalls 2014, von Paavo Järvi den Chefdirigentenposten beim hr-Sinfonieorchester in Frankfurt. Nicht der erste Järvi übrigens, den Andrés Orozco-Estrada im Amt beerbte: Paavo Järvis jüngerer Bruder Kristjan hatte zuvor das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich geleitet. Diese Position hat Orozco-Estrada inzwischen übrigens verlassen: Stattdessen ist er im September 2015 zum Ersten Gastdirigenten beim London Symphony Orchestra gekürt worden. Und nun gibt er sein Debüt beim Tonhalle-Orchester Zürich. STEPHAN SCHWARZ Spätestens seit 2007, als Antoine Tamestit bei den «Victoires de la Musique» zur «Instrumentalen Entdeckung des Jahres» gekürt wurde, hat die Musikwelt einen neuen StarBratschisten. Nur ein Jahr später erhielt er den begehrten Credit Suisse Award. Dass er überhaupt Bratscher wurde, verdankt er seiner Geigenlehrerin. Denn eigentlich wollte Tamestit Geiger werden. «Ich hatte eine Cello-Suite von Bach gehört und war von dem tiefen, erhabenen Klang des Cellos so begeistert, dass ich umgehend wechseln wollte. Meine Lehrerin erklärte mir, es gäbe einen ziemlich grossen Unterschied zwischen den beiden Instrumenten, und schlug mir vor, es stattdessen erstmal mit der Viola zu probieren. Ich war hochzufrieden damit, denn ich fand, dass die Viola eine tolle Mischung aus Geige und Cello war. Sie kommt der menschlichen Stimme sehr nahe. Sie erinnert mich an einen verführerischen Mezzosopran. Ihre Klangfarbe ist süss wie Honig und dennoch sehr brillant.» Für seinen Soloauftritt hat sich Antoine Tamestit das Rhapsody-Concerto von Bohuslav Martinů ausgewählt, 1952 als Kompositionsauftrag des aus der Ukraine gebürtigen amerikanischen Bratschers Jascha Veissi entstanden. Eines der bedeutendsten Werke aus Martinůs späten Jahren und gleichzeitig eines der repräsentativen Bratschenkonzerte. Die Uraufführung spielte Jascha Veissi am 19. Februar 1953, begleitet vom Cleveland Orchestra und George Szell; die europäische Erstaufführung fand wahrscheinlich im gleichen Jahr mit dem Orchestre de la Suisse romande in Genf statt. TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH 15_Magazin_2.indd 9 Foto: Eric Larrayadieu/naive Antoine Tamestit spielt Martinů — 9 09.09.15 08:25 So 25.10.15 Do 26.11.15 12.15 Uhr, Kleiner Saal FIEBRIG – VOLLER LEBEN Michael Reid Klarinette Isabelle Weilbach-Lambelet Violine Cathrin Kudelka Violine Antonia Siegers-Reid Viola Gabriele Ardizzone Violoncello Anton Kernjak Klavier Jörg Widmann Creative Chair Fieberphantasie für Klavier, Streichquartett und Klarinette Gabriel Fauré Klavierquintett Nr. 2 op. 115 10 15_Magazin_2.indd 10 Es war einmal ... — Märchen mit ihren archetypischen Figuren und ihren Märchenformeln wie «Es war einmal ...» oder «Und wenn sie nicht gestorben sind ...» haben mich, seit ich denken kann, fasziniert. Und in Unruhe versetzt, weil sie auch immer Seismograf unterschwelliger menschlicher Urängste und -wünsche sind. So habe ich als Interpret und als Komponist Robert Schumanns «Märchenerzählungen» für die gleiche Besetzung mit Klarinette, Viola und Klavier immer als ein in hohem Grade zerrissenes, modernes, komplexes Stück empfunden, obwohl doch die Oberfläche sich oft provokant harmlos und naiv gibt. Insofern möchte ich mein eigenes Trio «Es war einmal ...» auch nicht als lediglich sentimental-nostalgische Flucht in lange zurückliegende Zeiten verstanden wissen, sondern als naiv-fantastischen Gegenentwurf zu unserer realen Welt mit all ihren Verwerfungen. JÖRG WIDMANN Foto: Marco Borggreve 19.30 Uhr, Kleiner Saal FANTASIE Jörg Widmann Klarinette Creative Chair Tabea Zimmermann Viola Dénes Várjon Klavier Robert Schumann Märchenerzählungen op. 132 für Klarinette, Viola und Klavier Fantasiestücke op. 73 für Klarinette und Klavier Jörg Widmann Creative Chair «Es war einmal …» Fünf Stücke im Märchenton für Klarinette, Viola und Klavier (2015) Uraufführung Fantasie für Klarinette solo Robert Schumann Märchenbilder op. 113 für Viola und Klavier Wolfgang Amadeus Mozart «Kegelstatt-Trio» KV 498 TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH 09.09.15 08:25 Zwischen Märchenton und akustischer Fieberkurve — Jörg Widmann Creative Chair 15_Magazin_2.indd 11 Mit «Es war einmal …» liesse sich eines Tages nicht nur die Geschichte des Creative ChairInhabers Jörg Widmann beginnen, der heute unbestritten eine der erfolgreichsten Doppelbegabungen als Klarinettist und Komponist ist. Auch sein neues Trio für Viola, Klarinette und Klavier ist mit «Es war einmal …» überschrieben und verweist nicht nur im Titel auf eine grosse Tradition. Das Bewusstsein für Traditionslinien war für Jörg Widmann stets wichtiger Ausgangspunkt für sein eigenes Komponieren. Dennoch stehen im Œuvre von Jörg Widmann grenzgängerische Geräuschstudien wie die «Fünf Bruchstücke» für Klarinette und Klavier ganz selbstverständlich und gleichberechtigt neben der «Fantasie» für Klarinette solo – seinem Paradestück aus den Anfängen des Komponierens für das eigene Instrument. Die Klangwelt dieser «Fantasie» fusst im Romantischen, streift Strawinskys «Trois pièces», um dann mit Klezmer- und Jazz-Figurationen in die Gegenwart zu streben. Doch ohne die Musik der Vergangenheit sei seine Musik gar nicht denkbar, bekennt Widmann immer wieder. MIT DEN HEROEN DER JUGEND IN DIE ZUKUNFT Dass dies kein Lippenbekenntnis ist, sondern sein tiefgreifendes Verständnis künstlerischen Daseins spiegelt, zeigen nicht zuletzt seine eigenen Kompositionen. Brahms war als «Heroe seiner Jugend» einer der Ersten, die Widmann in seinen Bann zogen, vor allem dessen Klarinettenquintett oder die späten Intermezzi. Zu kompositorischer Auseinandersetzung haben gerade Letztere ihn aber erst verhältnismassig spät herausgefordert («Intermezzi», 2010). Schubert wurde zu dieser Zeit ebenfalls mit pianistischen Reminiszenzen bedacht («Idyll und Abgrund»). Doch seit den 1990er-Jahren durchzieht der Geist Robert Schumanns das Schaffen von Jörg Widmann. Das Ergebnis sind so unterschiedliche Werke wie die «Elf Humoresken» und die «Fieberphantasie» für Klavier, Streichquartett und Klarinette. DER ANDERE SCHUMANN In der «Fieberphantasie» setzte Widmann ein Schumann-Bild in Musik, das er in dessen melodischen Linien wiederfindet: «Robert Schumanns Melodik empfinde ich oft wie das Ausschlagen einer Fieberkurve: nervös, flackernd, fiebrig.» Erst ganz am Ende des Werkes gibt das musikalische Ringen seinen Ursprung preis, wenn der Beginn von Schumanns erster Violinsonate zitiert wird. Einen noch klareren Werkbezug gibt es beim neuen Trio für Viola, Klarinette und Klavier zu Schumanns «Märchenerzählungen» op. 132 – durch den sprechenden Titel «Es war einmal …» und die Besetzung, die schon Schumann mit Bedacht wählte. Denn der bezog sich auf Mozarts berühmtes «Kegelstatt-Trio». Besondere Bedeutung hatte für Schumann die Viola, deren Klangcharakter unentbehrlich für seinen romantischen «Märchenton» war. Und sofort steht die Frage im Raum, wie Jörg Widmann – im Angesicht von Mozarts und Schumanns Vorgängerwerken – seinen zeitgenössischen «Märchenton» heraufbeschwören wird. ULRIKE THIELE TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH 11 09.09.15 08:25 DÎNER MUSIC AL 16 — G AL A-NACHT MIT SÜDAMERIK ANISCHEM FL AIR . 15_Magazin_2.indd 12 Info: tonhalle-orchester.ch/diner-musical-2016 FREITAG 22.01.16 09.09.15 08:25 Nikolaj Rimskij-Korsakow St. Petersburg – Tradition – Innovation — Alexander Borodin Dmitri Schostakowitsch Alexander Borodin und Nikolaj Rimskij-Korsakow gehörten zum berüchtigten «Mächtigen Häuflein», jener «Gruppe der Fünf», die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von St. Petersburg aus versuchte, eine Vormachtstellung in der russischen Musik zu erringen. Während im fernen östlichen Moskau eine Zelebrität wie Tschaikowsky sass und sich mit seiner vollständigen Orientierung an mitteleuropäischen Musikstandards in der Gunst des grossen Publikums weit nach vorne schob, setzten die selbst ernannten «Novatoren» im eigentlich traditionell westlich orien- Kammermusik-Matinee 15_Magazin_2.indd 13 tierten St. Petersburg mehr auf die nationale Karte: Borodin und Rimskij-Korsakow strebten selbst in deutsch-klassischen Gattungen wie dem Streichtrio und dem Streichsextett stets danach, so «russisch» zu sein wie nur möglich. WESTLICHE TRADITION Zwei Generationen später trugen solche Bemühungen immerhin bei einem genuinen St. Petersburger Eigengewächs ihre Früchte: Dmitri Schostakowitsch wusste russische und bald sogar sowjetische Eigenart mit der grossen westlichen Tradition auf ganz selbstverständliche Weise zu verbinden und scheute sich nie, altbewährte Gattungen in seinem Sinne fortzusetzen, wie mit den 24 Präludien op. 34, die an Chopin, Skrjabin und Rachmaninow anknüpfen. JENS-PETER SCHÜTTE So 04.10.15 11.15 Uhr, Kleiner Saal ST. PETERSBURG – DAS ROMANTISCHE FENSTER NACH EUROPA Elizaveta Shnayder-Taub Violine Isabelle Weilbach-Lambelet Violine Johannes Gürth Viola Ursula Sarnthein Viola Alexander Neustroev Violoncello Ioana Geangalau-Donoukaras Violoncello Yulia Levin Klavier Alexander Borodin Streichtrio g-Moll Dmitri Schostakowitsch Vier Präludien aus op. 34 bearbeitet für Violine und Klavier Nikolaj Rimskij-Korsakow Streichsextett A-Dur 10.30 Uhr, Grosser Saal Einblicke mit Jens-Peter Schütte 11.00 Uhr, Treffpunkt Vestibül Kinder-Matinee für die Kinder der Konzertbesucher (ab 4 Jahren) Unterstützt durch International Music and Art Foundation TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH 13 09.09.15 08:25 Die Intensität des Leisen — Matthias Goerne ist einer der profiliertesten Liedersänger. Seine viel gerühmten Schubert-Einspielungen wurden förmlich mit Preisen überhäuft. Nun präsentiert er sich, begleitet vom Tonhalle-Orchester Zürich unter der Leitung von Lionel Bringuier, mit den «Kindertotenliedern» von Gustav Mahler. Versucht man, die Stimme von Matthias Goerne in Worte zu fassen, so bieten sich Adjektive wie rund, voll und weich an. In ihren besten Momenten ist es eine berückend schön timbrierte, balsamische Baritonstimme – ganz aus dem Piano heraus entwickelt und mit einem anrührend-zarten Klang. Aber der Sänger kann auch anders. Er kann gellen und harsch werden, und ganz besonders liebt er den geheimnisvollen vokalen Halbschatten. Kurzum: Die Stimme verfügt über eine breite Ausdruckspalette, und Matthias Goerne weiss sich ihrer virtuos zu bedienen. «Modulationsfähigkeit bedeutet nicht nur, verschiedene Farben zu haben, sondern auch verschiedene Stimmen», sagte er im Interview mit der Wochenzeitung «Die Zeit». «Man ist nicht dazu verdammt, mit einem Timbre zu singen. Schwer, dunkel, leicht, hoch, me- 14 15_Magazin_2.indd 14 TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH tallisch, weich – das sind Ausdrucksmittel, die jede Stimme haben kann. Man muss nur wollen.» EIN FESSELNDER LIEDGESTALTER Den Weg zu dieser Erkenntnis haben ihm vor allem seine Lehrer geebnet. Zunächst HansJoachim Beyer an der Hochschule für Musik «Felix Mendelssohn Bartholdy», anschliessend Dietrich Fischer-Dieskau, die Kapazität schlechthin auf dem Gebiet der Liedgestaltung. Letztlich noch wichtiger für ihn wurde nach einem Konzert in Berlin aber die Begegnung mit einer der bedeutendsten Sängerinnen, die ihm anbot, mit ihm zu arbeiten. Ihr Name: Elisabeth Schwarzkopf. Selbst eine unübertroffene Meisterin des Liedgesangs, war sie unvergleichlich in der Kunst, den Sinn der Worte durch Klangfarben zu illuminieren. Bei ihr lernte Matthias Goerne, seinen spezifischen Stimmklang und seine vokalen Farben zu finden. Längst ist der Bariton selbst ein fesselnder Liedgestalter und Geschichtenerzähler mit dem Mut zu fahlen Klangfarben und auch «hässlichen» Tönen – wenn es der Text verlangt. Vor allem aber weiss Matthias Goerne um die Macht eines ausdrucksstarken Pianos, um die Intensität des Leisen. Höchst sensibel lauscht er in die Seelenräume der Lieder und ihrer Protagonisten hinein, etwa des Wanderers aus Schuberts «Winterreise», und lässt seine Stimme zu ihrem Medium werden. Obwohl Goerne auch auf der Opernbühne grosse Erfolge feiert mit Rollen wie Papageno, Wolfram, Wozzeck oder König Lear, prädestiniert ihn seine exqui- Matthias Goerne singt Mahler 09.09.15 08:26 Mi 04.11.15 19.30 Uhr, Grosser Saal Do 05.11.15 19.30 Uhr, Grosser Saal «POESIE DER KINDHEIT» – LICHT UND SCHATTEN Tonhalle-Orchester Zürich Lionel Bringuier Leitung Matthias Goerne Bariton Felix Mendelssohn Ouvertüre «Die Hebriden» h-Moll op. 26 Maurice Ravel Ma Mère l’Oye (Ballettfassung) Gustav Mahler Kindertotenlieder Maurice Ravel Rapsodie espagnole Sibelius mit Lisa Batiashvili — 04./05.11., jeweils 18.30, Kleiner Saal Einführung mit Thomas Meyer 12.15 Uhr, Grosser Saal DIE KUNST DER INSTRUMENTIERUNG Tonhalle-Orchester Zürich Lionel Bringuier Leitung Felix Mendelssohn Ouvertüre «Die Hebriden» h-Moll op. 26 Maurice Ravel Ma Mère l’Oye (Ballettfassung) site Stimme vor allem für den Liedgesang. Hier kann er mit feineren Nuancen aufwarten und erweist sich stets aufs Neue als meisterhafter Gestalter dieser Minidramen. FÜR MAHLER IDEAL Das sind ideale Voraussetzungen auch für die Musik Gustav Mahlers mit ihren zahlreichen bedeutungsschweren Verweisen, mit ihren Anspielungen und Chiffren, die zu entschlüsseln es eines Liedsängers vom Format Goernes bedarf. Ihm gelingt es, die Noten des Komponisten für den Zuhörer in eine emotionale Botschaft zu übersetzen. Dabei greift er zuweilen auch zu drastischen Kunstmitteln, denn Mahlers Musik kennt sowohl die innige Emphase als auch das harsch Gebrochene bis hin zum völligen Zusammenbruch. Für jeden Ausdruck findet Matthias Goerne den richtigen Ton, auch wenn dieser den Zuhörer im ersten Moment vielleicht etwas irritiert oder gar verstört. «Die Seele ist ein weites Land», heisst es bei Arthur Schnitzler – und Matthias Goerne ist ein ungemein kundiger Wanderer in dieser manchmal überwältigend schönen, manchmal aber auch verstörend einsamen Landschaft. BJØRN WOLL Sa 31.10.15 19.30 Uhr, Grosser Saal So 01.11.15 17.00 Uhr, Grosser Saal SIBELIUS MIT LISA BATIASHVILI Tonhalle-Orchester Zürich Lionel Bringuier Leitung Lisa Batiashvili Violine Artist in Residence Maurice Ravel Shéhérazade: Ouverture de Féérie Jean Sibelius Violinkonzert d-Moll op. 47 Johannes Brahms Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73 Artist in Residence wird unterstützt durch Swiss Re 01.11., 16.00 Uhr, Kleiner Saal Surprise mit Studierenden der ZHdK Lisa Batiashvili Artist in Residence 15_Magazin_2.indd 15 Mögen die sieben Sinfonien von Jean Sibelius in den Konzertprogrammen nach wie vor relativ selten auftauchen, sein Violinkonzert gehört zu den Top-Favoriten, beim Publikum seit je ebenso beliebt wie bei den grossen Geigern. Und Lionel Bringuier ist ein kongenialer SibeliusDirigent: Seine Interpretation der zweiten Sinfonie mit dem Tonhalle-Orchester Zürich im vergangenen März gehörte zweifellos zu den herausragenden Konzerterlebnissen der letzten Saison. EINE EINZIGE LIEBESERKLÄRUNG Das Violinkonzert von Sibelius hat er neulich mit besonderem Erfolg in Monte Carlo dirigiert – und seine Begeisterung über die Solistin damals war schier grenzenlos: Lisa Batiashvili. Derart vollendet gespielt habe er dieses Violinkonzert noch nie gehört. Kein Wunder, denn bereits als Teenager profilierte sich Lisa Batiashvili mit dem Sibelius-Konzert, und das an höchst prominentem Ort: «Zum ersten Mal spielte ich es beim Sibelius Wettbewerb 1995, das war eine ganz besondere Erfahrung. Da war ich 16 Jahre alt, und ich dachte mir nur: ‹Mein Gott, ist das ein schönes Konzert!› Es ist eine einzige Liebeserklärung an das Publikum.» TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH Fotos: Sammy Hart / DG; Priska Ketterer Foto: Marco Borggreve Do 05.11.15 15 09.09.15 08:26 DIE STIFTUNG ZUR ERHALTUNG VON PREISGÜNSTIGEN WOHN- UND GEWERBERÄUMEN DER STADT ZÜRICH (PWG) IST EINE GEMEINNÜTZIGE, ÖFFENTLICHE STIFTUNG DER STADT ZÜRICH MIT EIGENER RECHTSPERSÖNLICHKEIT. .WIR OFFERIEREN IHNEN. .MEHR FÜR IHR. .HAUS. Sie verkaufen Ihre Liegenschaft zu Marktpreisen, und die Stiftung PWG schenkt Ihnen ein paar schöne Gewissheiten dazu: Alle unsere über 1800 Wohnungen und Gewerberäume in der Stadt Zürich bleiben unveräusserlich in unserer Hand. Unser Stiftungszweck sichert den Mietern ein Bleiberecht zu günstigen Zinsen und schützt Ihr Objekt vor der Umwandlung in Eigentumswohnungen. STIFTUNG PWG | POSTFACH | 8026 ZÜRICH | TEL. 043 322 14 14 | WWW.PWG.CH 15_Magazin_2.indd 16 09.09.15 08:26 Prag um 1900 — Mit der Romantik war man in Böhmen und Prag um 1890 einigermassen spät dran: In der deutschen Literatur war die erste Blütezeit der Romantik bereits einhundert Jahre her (Tieck und Wackenroder), ja die ganze Epoche lag im Grunde schon seit einem halben Jahrhundert begraben; und selbst in der – stets nachzügelnden – Musik lebte von den eigentlichen Romantikern wie Berlioz, Mendelssohn, Chopin, Schumann, Liszt und Wagner niemand mehr. Doch führte Böhmen eine nicht ganz einfache Rand­ existenz als eines von vielen Teilgebieten der riesigen K.-u.-k.-Monarchie, und lange bildete man hier So 08.11.15 eigentlich nur einen Appendix der deutschen Kultur. Romantik bedeutete in der böhmisch-tschechischen Musik dann gerade dies, dass man allmählich entdeckte, wie man selber auch etwas Eigenständiges sein könne. Bei Smetana und Dvořák, auch noch beim jungen Josef Suk und Vítězslav Novák äusserte sich solches erwachende Bewusstsein nationaler Bedeutung noch ganz naiv: In Streichquartetten, Klaviertrios und Klavierquartetten nahm man die deutsche klassisch-romantische Musik zur selbstverständlichsten Grundlage und stellte deren überlieferte musikalische Grammatik nicht im Mindesten in Frage, würzte diese aber mit einigem tschechischen Kolorit. JENS-PETER SCHÜTTE 11.15, Kleiner Saal PRAG UM 1890 – BLÜTEZEIT DER TSCHECHISCHEN ROMANTIK Elisabeth Harringer-Pignat Violine Mari Parz Violine Johannes Gürth Viola Gabriele Ardizzone Violoncello Bernhard Parz Klavier Bedřích Smetana Aus: Streichquartett Nr. 2 Josef Suk Aus: Streichquartett Nr. 1 op. 11 Vítězslav Novák Aus: Klaviertrio Nr. 1 op. 1 Antonín Dvořák Klavierquartett Nr. 2 op. 87 10.30 Uhr, Grosser Saal Einblicke mit Jens-Peter Schütte 11.00 Uhr, Treffpunkt Vestibül Kinder-Matinee mit Sabine Appenzeller für die Kinder der Konzertbesucher (ab 4 Jahren) Unterstützt durch International Music and Art Foundation Hausmeister Toni und der Hörnerschall — Illustration: Anna Sommer Die meisten Kinder kennen Geige, Klavier, Gitarre und dann vielleicht noch das Cello. Das Horn aber ist weniger bekannt. Das muss natürlich anders werden, und deshalb bereiten sich die Hornisten des Tonhalle-Orchesters Zürich auf einen besonderen Auftritt vor, der auch Hausmeister Toni vor ganz spezielle Herausforderungen stellt. Denn: Er ist auch kurz vor Konzertbeginn noch ratlos. Welche Szenerie ist für Hörnerschall die beste? Postkutsche, Wald oder Nebelmeer? Hoffentlich können ihm die Konzertbesucher noch schnell helfen! Beim spannenden Ausflug in die Klangwelten der Hörner soll ja schliesslich nichts schiefgehen! Sa 14.11.15 14.00 Uhr, Kleiner Saal DER HÖRNERSCHALL Mischa Greull Horn Nigel Downing Horn Karl Fässler Horn Paulo Muñoz-Toledo Horn Rico Grandjean Schauspieler Christine Faissler Konzept und Regie Eine heitere musikalische Geschichte für Kinder ab 5 Jahren Unterstützt durch International Music and Art Foundation TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH 15_Magazin_2.indd 17 17 09.09.15 08:26 Spätes Debüt m Musikalisch zu Hause war der französische Dirigent Sylvain Cambreling in den letzten Jahrzehnten vor allem an den Pulten grosser Opernhäuser. Nach seinem «Lehrbetrieb» Lyon hat er in Brüssel und Frankfurt markante musikalische Spuren hinterlassen, wurde mit Preisen dekoriert und lenkt seit 2012 als Generalmusikdirektor die künstlerischen Geschicke der Oper Stuttgart. Hier hätte Cambreling, seinem Profil entsprechend, seinen Einstand nur zu gerne mit einer Uraufführung gegeben – wäre das Bühnenwerk denn fertig geworden. 18 15_Magazin_2.indd 18 TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH IN ALLE RICHTUNGEN OFFEN Auch im Konzertbereich bringen moderne, neue und zeitgenössische Musik Cambrelings Dirigentenblut in Wallung. In seinen Anfängen Ende der 1970er-Jahre waren Begegnungen beim Ensemble intercontemporain, später beim Klangforum Wien prägend. Und noch heute appelliert er dafür, in alle Richtungen offen zu bleiben und sich auf das Unbekannte einzulassen. Ohne das Neue gibt es keine Entwicklung – davon ist Cambreling überzeugt. Neue Entwicklungen in der Schweizer Orches- terlandschaft anzuregen, ist auch die treibende Idee der Pro-Helvetia-Initiative «Œuvres suisses»: Bis 2016 sollen über 30 neue Orchesterwerke aus der Taufe gehoben werden. Eines davon ist Jacques Demierres «No Alarming Interstice», das auf Cambrelings DebütProgramm steht. «LÜCKEN» SCHLIESSEN Jacques Demierre (*1954) ist der Tausendsassa der schweizerischen Musikwelt: Der Genfer ist nicht nur Komponist, sondern auch Pianist und Jazzmusiker; er befasst sich intensiv mit Poésie sonore (also Lautpoesie oder Lautmusik), elektroakustischer Musik und Improvisation. Diese Bereiche lässt Demierre auch in sein neues Werk einfliessen, wenn das Tonhalle-Orchester Zürich auf sein Improvisations-Ensemble aus Saxofon, Klavier, Kontrabass und Live-Elektronik trifft. «No Alarming Interstice» (dt. «keine bedenkliche Lücke») bezieht sich auf das Orchesterwerk «Marginal Intersection» (dt. «zu vernachlässigende Überschneidung») von Morton Foto: hazardchase Sylvain Cambreling dirigiert erstmals das Tonhalle-Orchester Zürich. Dass dies im Rahmen der Tage für Neue Musik mit einer Uraufführung und einer Schweizer Erstaufführung passiert, ist alles andere als Zufall: Zeitgenössisches hat einen festen Platz in Cambrelings Musikerherz. Sylvain Cambreling Tage für Neue Musik 09.09.15 08:26 N O A L A R M I N G A4 5 [00:00 ---> 3 4 3 MM 120-130 4 3 5 WINDS 10 B5 <--- 00:39] TRIO…00:00-spb…00:21-b…00:35-spb… ir. m-gliss 4 3 [00:39 ---> » ae.s. » 15 ob ehn bisb. cl t mit Herzensprogramm — I N T E R S T I C E PERC II II » » HARP CELESTA ELECT. 1 a ELECT. 2 b w/o sempre if not indicated w/o sempre if not indicated » c.l.t. STRINGS TRIO…00:39-spb…01:05-sp…01:17-spb… 3 5 20 ae.s. k.n. WINDS k.n. BRASS inh. exh. PERC 4 3 n.v. 25 4 n.v. k.n. ae.s. ae.s. n.v. n.v. gliss I III III II III 3 HARP CELESTA hrn tpt gliss 2 III II I 1 gliss III III II II 3 ELECT. 1 » » vc b.b.b. pizz harm. n.v. » » Feldman (1926 – 1987) und ist dabei gleichzeitig anagrammatisches Buchstabenspiel und semantisches Gegenbild. Musikalisch versucht Demierre dabei eine «Lücke» zu schliessen, die zwischen Feldmans Äusserungen zur grafischen Notation und dem Kult um dessen Musik klafft. Feldman bezeichnete nämlich die Improvisation als (ungeliebtes) Ergebnis einer unbefriedigenden Interpreta­ tion seiner grafischen Notation, während die Szene experimenteller Improvisatoren in Feldman den Vater der eigenen Ideale sieht. Demierre, der selbst auf moderne grafische statt auf konventionelle Notation setzt, lädt über 60 Jahre nach Feldman zu einem neuen Klangexperiment ein, das bei Sylvain Cambreling in besten Händen liegt. HERAUSFORDERUNG «TRIPELKONZERT» Der Bezugspunkt für den zweiten Neuling im Programm liegt noch deutlich länger zurück: Das «Trio concerto» von Wolfgang Rihm – seit Jahrzehnten ein Schwergewicht unter den komponierenden Zeitgenossen – ruft keinen Geringeren als Ludwig van Beethoven auf den Eine Uraufführung von Jacques Demierre: In «No Alarming Interstice» trifft das TonhalleOrchester Zürich auf ein Improvisations-Ensemble aus Saxofon, Klavier, Kontrabass und LiveElektronik – und auf Demierres moderne grafische statt konventionelle Notation. Plan. Bereits der Beginn des Werkes macht jedoch klar, dass es mehr sein will als Gattungsauffrischung im 21. Jahrhundert. Rihm schlägt einen gänzlich anderen Weg ein als Beethoven in seinem Tripelkonzert (UA 1808) und lässt in seinem rhapsodisch-einsätzigen Konzert die drei Solisten den Anfang machen. Das Klavier ist mal keck kommentierender Gegenpart, mal emphatischer Mit-Inszenierer gross angelegter Phrasen von Violine und Violoncello. Das Orchester schleicht sich quasi durch die Hintertür ins klangliche Geschehen – ein Gegenüberstellen von Solo-Tutti kommt anders als bei Beethoven selten vor. Dass dieser Rihm’sche Weg nicht zu einem heiteren Schlussrondo à la Beethoven führen » ae.s. 3 4 inh. I III I I I w/o sempre if not indicated pont TRIO…01:25-tacet… 4 3 Fr 13.11.15 5 35 2 2 ind ind ind m.v. ae.s. 19.30n.v. Uhr, Grosser Saal TAGE FÜR NEUE MUSIK I Tonhalle-Orchester Zürich I I I Sylvain Cambreling Leitung Trio Leimgruber_Demierre_Philipps 3 4 Trio Jean Paul Jacques Demierre No Alarming Interstice (Œuvres suisses), Uraufführung trem. Wolfgang Rihm br. pizz cb Trio concerto, Schweizer Erstaufführung Witold Lutosławski Livre pour orchestre «Œuvres suisses» unterstützt durch Pro Helvetia 18.30 Uhr, Kleiner Saal Einführung mit Thomas Meyer weitere Konzerte Fr 13.11.15 22.00 Uhr, Kleiner Saal So 15.11.15 11.00 Uhr, Grosser Saal MATINEE FÜR KINDER – Eine interaktive Begegnung mit Neuer Musik Veranstalter: Tage für Neue Musik kann, liegt hier schon nahe. Nach dem WDR Sinfonieorchester Köln und dem Dallas Symphony Orchestra widmet sich nun das Tonhalle-Orchester Zürich als einer der drei Auftraggeber in der Schweizer Erstaufführung dem Tripelkonzert von Wolfgang Rihm. Lutosławskis «Livre pour orchestre» – längst ein Klassiker der Avantgarde – rundet das Programm ab, das nicht nur Sylvain Cambrelings Herz, sondern auch dasjenige der Liebhaber Neuer und neuester Musik erfreuen wird. ULRIKE THIELE TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH 15_Magazin_2.indd 19 II II II pizz n.v. n.v. » a ELECT. 2 b STRINGS 30 » tbn btbn tba tbn btbn s.+p. tba inh. [01:25 ---> » k.n. n.v. ae.s. k.n. III 1 2 3 5 ir. m-gliss C3 <--- 01:25] Foto: Ralph Kuehne O R C H E S T R A » III 1 2 3 n.v. -- gliss ae.s. BRASS Jacques Demierre 19 09.09.15 08:26 Quartett der Kritiker — Foto: Josef Stücker Zum ersten Mal gastiert das Quartett der Kritiker des «Preises der deutschen Schallplattenkritik» am 12. November in der Tonhalle Zürich. Vier ausgewiesene Fachjuroren diskutieren an diesem Spätherbstabend Aufnahmen von Maurice Ravels Orchesterwerken. Zum Quartett formieren sich die Musikredakteurin der «FAZ», Eleonore Büning, der Musikkritiker Peter Hagmann, der Musikpublizist Max Nyffeler und der Musikredaktor der «NZZ», Christian Wildhagen. Do 12.11.15 19.30 Uhr, Kleiner Saal QUARTETT DER KRITIKER Podiumsdiskussion Freier Eintritt. Platzkarten ausschliesslich an der Billettkasse erhältlich. Wo Musikwelten sich treffen Zürich | Basel | Luzern | St. Gallen | Lausanne www.musikhug.ch Ins_Tonhalle_Magazin_A5q.indd 1 15_Magazin_2.indd 20 08.09.15 08:26 10:33 09.09.15 ECHO Klassik für David Zinman — David Zinman, Chefdirigent des Tonhalle-Orchesters von 1995 bis 2014, wird bei den 22. ECHO-Klassik-Preisverleihungen für seine Einspielung von Gustav Mahlers «Lied von der Erde» und Ferruccio Busonis «Berceuse élégiaque» mit dem TonhalleOrchester Zürich zum Abschiedskonzert bei den Proms 2014 — Im Rahmen der berühmten Londoner BBC Proms dirigierte David Zinman am 21. Juli 2014 sein allerletztes Konzert als Chefdirigent des Tonhalle-Orchesters Zürich. Prominente Solistin war Julia Fischer im Violinkonzert von Antonín Dvořák; zudem standen «Till Eulenspiegel» von Richard Strauss sowie die «Pastorale» von Beethoven auf dem Programm. Über das Konzert schrieb die renommierte Tageszeitung «The Guar­ dian»: “This beautiful Prom marked the end of an era. David Zinman’s final concert as chief conductor of the Zurich Tonhalle was a superb example of his intelligent musicianship.” Nun ist ein Konzertmitschnitt von Unitel Classica auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht worden. n Dirigenten des Jahres 2015 gekürt. Verliehen wird die Auszeichnung bei einer von Rolando Villazon und Nina Eichinger moderierten Gala am 18. Oktober im Berliner Konzerthaus, die ab 22 Uhr vom ZDF ausgestrahlt wird. Der ECHO Klassik ist der renommierteste Klassikpreis der Welt und wird seit 1994 verliehen. Mit der Auszeichnung ehrt die Deutsche PhonoAkademie, das Kulturinstitut des Bundesverbandes der Musikindustrie e. V., jährlich die herausragenden und erfolgreichsten Leistungen nationaler und internationaler Klassikkünstler. TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH 10:33 15_Magazin_2.indd 21 21 09.09.15 08:26 Amoretten der Anmut — 22 15_Magazin_2.indd 22 Charles Dutoit dirigiert das Stabat mater von Gioacchino Rossini. Ein Meisterwerk und gleichzeitig sozusagen ein bunter Paradiesvogel unter den bedeutenden Sakralwerken, dessen Meisterschaft lange verkannt wurde, vor allem diesseits der Alpen. TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH Das Pamphlet verdankt sich der spitzen Feder Richard Wagners im Pariser Exil: «Um diese Zeit begab es sich, dass Rossini gegen zehn Jahre nichts mehr von sich hören liess: Er ass Gebackenes und machte Testamente … Nichtsdestoweniger verbreiteten sich aber hier und da düstere Gerüchte über die ausserordentliche Stimmung des Maestro; bald hörte man, sein geliebter Vater sei gestorben, bald berichtete man, er wolle nicht mehr hören. Das Wahre an der Sache soll aber gewesen sein, dass er Reue fühle und Kirchenmu- Gioacchino Rossini Stabat mater 09.09.15 08:26 Mi 18.11.15 Do 19.11.15 Fr 20.11.15 19.30 Uhr, Grosser Saal SCHLÜSSEL ZUR HIMMELSPFORTE Tonhalle-Orchester Zürich Charles Dutoit Leitung Simona Saturova Sopran Marianna Pizzolato Mezzosopran Benjamin Bruns Tenor René Pape Bass Zürcher Sing-Akademie Chor (SATB) Tim Brown Einstudierung Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie C-Dur KV 551 «Jupiter-Sinfonie» Gioacchino Rossini Stabat mater Unterstützt durch Mercedes-Benz 19.11., 18.30 Uhr, Foyer 20.11., 18.30 Uhr, Kleiner Saal Einführung mit Margit Klusch sik schreiben wollte … Die erste Anregung zur Ausführung seines versöhnlichen Verhaltens scheint ihn in Spanien angekommen zu sein …» EINE GOLDENE SCHNUPFTABAKDOSE Wahr an diesem Pamphlet ist einzig der letzte Satz. Es war im Spätherbst 1831: Wieder einmal war es Rossini zu kalt in Paris, zudem fürchtete er die grassierende Cholera, und so liess er sich von seinem Mäzen und Freund, dem Bankier Alexandre-Marie Aguado, zu einem Aufenthalt in Spanien einladen. In Madrid wurde er sogar vom König empfangen. Bald einmal wuchs seine Dankesschuld gegenüber den spanischen Gastgebern derart, dass er die Bitte eines im Staatsdienst stehenden Priesters und Juristen mit Namen Manuel Fernández Varela um eine neue, originale Rossini-Komposition nicht ausschlagen konnte. Man einigte sich auf ein Stabat mater. Im März 1832 hatte Rossini sechs Nummern von den beabsichtigten zwölf fertig. Dann zwang ihn ein Hexenschuss – ein verita- TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH 15_Magazin_2.indd 23 23 09.09.15 08:26 bler oder nur ein vorgeschobener? –, die Vollendung seinem Musiker-Kollegen Giovanni Tadolini anzuvertrauen. Was Rossini ihm dafür bezahlt hat, ist nicht geklärt. Klar jedoch ist, dass Rossini für das fertige Werk eine goldene Schnupftabakdose geschenkt bekam. Heinrich Heine über Rossinis Stabat mater — Das Stabat mater von Rossini war die hervorragende Merkwürdigkeit der hingeschiedenen Saison, die Besprechung desselben ist noch immer an der Tagesordnung, und eben die Rügen, die von norddeutschem Standpunkt aus gegen den grossen Meister laut werden, beurkunden recht schlagend die Ursprünglichkeit und Tiefe seines Genius. Die Behandlung sei zu weltlich, zu sinnlich, zu spielend für den geistlichen Stoff, sie sei zu leicht, zu angenehm, zu unterhaltend – so stöhnen die Klagen einiger schweren, langweiligen Kritikaster … Jene glauben, das wahrhaft Christliche müsse in subtilen mageren Konturen und so abgehärmt und farblos als möglich dargestellt werden. Um dieser Verblendung durch eine Tatsache zu widersprechen, mache ich nur auf die Heiligenbilder der spanischen Schule aufmerksam; hier ist das Volle der Konturen und der Farbe vorherrschend, und es wird doch niemand leugnen, dass diese spanischen Gemälde das ungeschwächteste Christentum atmen und ihre Schöpfer gewiss nicht minder glaubenstrunken waren, als die berühmten Meister, die in Rom zum Katholizismus übergegangen sind, um mit unmittelbarer Inbrunst malen zu können. Nicht die äussere Dürre und Blässe ist ein Kennzeichen des wahrhaft christlichen in der Kunst, sondern eine gewisse innere Überschwenglichkeit, die weder angetauft noch anstudiert werden kann, in der Musik wie in der Malerei … damaligen Theater – dem heutigen Casino – gibt ein Original- BÜHNE ODER KIRCHE? Genau das wirft man Rossini seither vor, vor allem diesseits der Alpen: dass das Werk mehr nach Bühne als nach Kirchenraum klinge. Tatsächlich ist es wohl mehr der Opernkomponist als der Kirchenmusiker, der hier gleichsam die Summe seines Komponistenlebens zieht. Die Tenorarie «Cuius animam» zum Beispiel oder das feurig-virtuose «Inflammatus» des Solosoprans scheinen auf den ersten Blick von ganz anderen Dingen zu erzählen als von den Schmerzen Marias. Aber hat man später Ähnliches nicht auch Giuseppe Verdis genialem Requiem vorgeworfen? Es blieb ausgerechnet einem grossen deutschen Dichter vorbehalten, für Rossinis Stabat mater das richtige Verständnis und die richtigen Worte zu finden: Heinrich Heine. Er hatte die Pariser Uraufführung persönlich miterlebt – für ihn war Rossini ein «König von Gottes Gnaden im Reiche der Tonkunst». gemälde aus dem Besitz der Stadt Baden-Baden. WERNER PFISTER Um ein Stabat mater zu schreiben: Da brauchte Rossini wahrlich den Geist des Christentums nicht erst wissenschaftlich zu konstruieren, noch weniger Händel oder Sebastian Bach sklavisch zu kopieren; er brauchte nur die frühesten Kindheitsklänge wieder in seinem Gemüt hervorzurufen … [Daran] musste ich unwillkürlich denken, als ich der Aufführung von Rossinis Stabat mater zum ersten Mal beiwohnte: das ungeheure, erhabene Martyrium ward hier dargestellt, aber in den naivsten Jugendlauten, die furchtbaren Klagen der Mater dolorosa ertönten, aber wie aus unschuldig kleiner Mädchenkehle, neben den Flören der schwärzesten Trauer rauschten die Flügel aller Amoretten der Anmut … Das ist die ewige Holdseligkeit des Rossini, seine unverwüstliche Milde … 1842 erlebt das Stabat mater von Gioacchino Rossini im Baden-Badener Theater seine deutsche Erstaufführung. Einen Eindruck vom prachtvollen Ambiente dieser Aufführung im 24 15_Magazin_2.indd 24 Am Karfreitag 1832 fand in Madrid die Uraufführung statt – ein immenser Erfolg. Und dabei blieb es vorläufig. Als Varela fünf Jahre später starb, fand sich die Partitur in seinem Nachlass. Sie wurde von einem Pariser Verleger erworben, der das Werk sofort aufführen lassen wollte. Rossini protestierte umgehend und legte Beschwerde ein: Das nicht vollständig von ihm stammende Werk dürfe keinesfalls unter seinem Namen aufgeführt werden. Es kam zu einem Rechtsstreit, der ihn längere Zeit in Atem hielt. Schliesslich blieb ihm nichts anderes übrig, als die von ihm stammenden Nummern des Werks selber zu einem vollständigen Stabat mater zu ergänzen. Die Uraufführung des Werks – nach Jahren des Verstummens endlich wieder eine neue, gewichtige Rossini-Komposition – warf bereits im Vorfeld hohe Wellen; die Proben fanden unter strengem Ausschluss der Öffentlichkeit statt; und schliesslich ging das Stabat mater am 7. Januar 1842 im Pariser Théâtre-Italien mit sensationellem Erfolg über die Bühne. TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH Gioacchino Rossini Stabat mater 09.09.15 08:26 Experimentierfeld Streichquartett — Mo 23.11.15 Unter den jungen Quartettformationen der neuen Generation sticht das vision string quartet besonders hervor: Die vier Virtuosen, alle unter 25, haben sich nicht nur der konventionellen Streichquartett-Literatur der Klassik verschrieben, sondern verstehen auch den Jazz und die Popmusik als ihre Klangwelt. Beim vision string quartet stehen also die Schwergewichte des Repertoires ganz selbstverständlich neben Eigenkompositionen und Arrangements aus dem Crossover-Bereich. «WIR SIND JUNG …» Die vier Künstler versuchen dabei nicht nur, verschiedene Stile zu bedienen, sondern auch deren Grenzen aufzubrechen. Klänge, perkussive Elemente oder Spieltechniken aus dem Jazz oder der Popmusik werden auf die Streichquartett-Literatur übertragen. Ergebnis ist ein Klangerlebnis, das in der Kammermusik bisher einzigartig ist. Auch die Performance erstaunt: Das vision string quartet spielt auswendig, überwiegend im Stehen und zeigt so eine Bühneninteraktion, wie sie dem Publikum eher aus dem Jazz bekannt sein dürfte. «Wir sind jung und hören gerne viel Musik», sagt der Cellist Leonard Disselhorst. «Ich glaube, das macht den Unterschied, wenn man das, was man gerne hört, auch gerne spielt – eben auch aus dem Crossover-Bereich.» 19.30 Uhr, Kleiner Saal FÜR SIE ENTDECKT vision string quartet Jakob Encke Violine Daniel Stoll Violine Sander Stuart Viola Leonard Disselhorst Violoncello Franz Schubert «Erlkönig» arr. für Streichquartett von Jakob Encke Felix Mendelssohn Streichquartett Nr. 6 f-Moll op. 80 Jazz-Crossover Eigenkompositionen nach Ansage Unterstützt durch den Gönnerverein «MAN KANN SO VIEL NEUES ENTDECKEN …» Die Gattung Streichquartett wurde von jeher auch als Experimentierfeld wahrgenommen und genutzt: Massentauglichkeit war in der Kammermusik nicht gefragt; komponiert wurde ursprünglich für einen kleinen Kreis von Kennern und Liebhabern. Unkonventionelles konnte hier problemlos ausprobiert werden. Genau hier setzt das vision string quartet an: «Man kann im Streichquartett so viel Neues entdecken, was die Komponisten auch damals schon gedacht haben», so der Geiger Daniel Stoll. «Das verstaubte Image der Kammermusik empfinde ich deshalb gar nicht so: Gerade da kann man so viel entdecken! Es muss nur irgendwie nach aussen getragen werden. Das versuchen viele Quartette auf unterschiedliche Weise. Wir haben unsere Weise gefunden und das Repertoire um die Popmusikliteratur erweitert.» Da ihre Debüt-CD noch in der Produktion ist, empfiehlt es sich umso mehr, das vision string quartet live in der Tonhalle zu erleben. TERESA RAMMING vision string quartet Série jeunes 15_Magazin_2.indd 25 TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH 25 09.09.15 08:26 Bruno Ganz und Schostakowitsch — So, wie Gustav Mahlers Musik in den 1960er- und 70er-Jahren weltweit wiederentdeckt wurde und sich die Zeit damals in Mahlers Musik widergespiegelt fühlte, so wurde die Musik Dmitri Schostakowitschs – vor allem auch seine Persönlichkeit und sein Werdegang – repräsentativ für das Zeitgefühl des Übergangs vom 20. ins 21. Jahrhundert. Ein Zeitgefühl, das bis heute aktuell ist, was die Präsenz und Beliebtheit von Schostakowitschs Musik im weltweiten Musikleben belegt. Sein persönlicher und künstlerischer Weg ist Inbegriff des Dramas eines schöpferischen Genies im Zeitalter totalitärer Macht. EIN ROMAN IM ROMAN Ein Künstlerleben, das repräsentativ zu sein scheint auch für die heutige Zeit mit ihren vielen existenziellen Bedrohungen: So steht Schostakowitsch im Zentrum des 2005 veröffentlichten Romans «Europe Central» von William T. Vollmann (2014 auf Deutsch erschienen). Eine Epos wie Tolstois «Krieg und 26 15_Magazin_2.indd 26 TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH Frieden», gut 1000 Seiten umfassend. «Ein hochmusikalisches Buch», nannte es die «FAZ», «ein höchst ausgefuchstes Stück Literatur … Meisterhaft kristallisiert sich immer wieder aus dem Textgebirge dieses Buchs das funkelnde Kunststück von Schostakowitschs Lebensliebe heraus – ein Roman im Roman, der zum Eindrucksvollsten zählt, was über die Ambivalenz von Kunst und Macht, von Leben, Liebe und Tod geschrieben worden ist.» So 25.10.15 Bruno Ganz, Schauspieler-Urgestein und einer der ganz Grossen auf den weltbedeutenden Bühnen wie auf der Leinwand, liest aus diesem Roman, und das delian::quartett lässt mit Auszügen aus Film- und Jazzmusik Schostakowitschs sowie aus seinen Streichquartetten verschiedene Stationen im Leben dieses Komponisten anklingen – vom jungen Mann, der einst in Stummkinos Klavier spielte, bis zur gereiften Künstlerpersönlichkeit, die sich vor allem in der zerbrechlichen, sehr intimen Welt seiner Streichquartette manifestiert. 11.15 Uhr, Kleiner Saal LITERATUR UND MUSIK SPUREN EINES LEBENS delian::quartett Adrian Pinzaru Violine Andreas Moscho Violine Vicki Powell Viola Miriam Prandi Violoncello Bruno Ganz Lesung Dmitri Schostakowitsch Auszüge aus Streichquartetten sowie Film- und Bühnenmusik William T. Vollmann Lesung aus dem Roman «Europe Central» WERNER PFISTER Bruno Ganz Literatur und Musik 09.09.15 08:26 Foto: Andy Staples So 15.11.15 Der Geist Schostakowitschs — In einem Jubiläumskonzert zu seinem 70-jährigen Bestehen gastiert das legendäre Borodin Quartett mit Streichquartetten von seinem Namensvetter sowie von Beethoven und Schostakowitsch. Von der Musik mal ganz zu schweigen – allein schon dieser Rekord hört sich gut an: Das Borodin Quartett aus Moskau ist «das älteste aktive Kammermusikensemble» – so steht es im Guinness-Buch der Rekorde. 1945 fanden sich die vier «Ur-Borodins» am Konservatorium in Moskau zum Quartettspiel zusammen: Rostislav Dubinsky, Vladimir Rabeji, Valentin Berlinski und Rudolf Barshai. Der Name damals: Quartett des Moskauer Konservatoriums. Ein paar Jahre später und einen Schritt weiter in der Karriere tauften sie sich in Quartett der Moskauer Philharmoniker um. Erst 1955 gab sich das Quartett seinen aktuellen Namen, der seit sechzig Jahren derselbe geblieben ist und zu einer etablierten Institution wurde: 1953 wurde es ausgewählt, um an ein und demselben Tag – am 5. März – sowohl am Sarg Stalins wie auch am Sarg von Sergej Prokofjew zu spielen und 1955 in der DDR zum zehnten Jahrestag der deutschen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg. Borodin Quartett Dmitri Schostakowitsch 15_Magazin_2.indd 27 19.30 Uhr, Kleiner Saal JUBILÄUMSKONZERT: 70 JAHRE BORODIN QUARTETT Borodin Quartett Ruben Aharonian Violine Sergei Lomovsky Violine Igor Naidin Viola Vladimir Balshin Violoncello Alexander Borodin Streichquartett Nr. 2 Dmitri Schostakowitsch Streichquartett Nr. 8 op. 110 Ludwig van Beethoven Streichquartett Nr. 15 op. 132 18.30 Uhr, Grosser Saal Einführung mit Margit Klusch Das Borodin Quartett in der Originalbesetzung, oben zusammen mit Dmitri Schostakowitsch. BESETZUNGSWECHSEL Rund zwanzig Jahre lang spielte das Quartett dann in der Besetzung mit Berlinski und Dubinsky sowie mit den neuen Mitgliedern Dmitri Schebalin und Jaroslaw Alexandrov. Und der Ruhm des Ensembles blieb selbst bestehen, als es in den 70er-Jahren unter tragischen Umständen auseinanderbrach: TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH 27 09.09.15 08:26 Dubinsky floh in den Westen, während Alexandrov durch eine Krankheit zum Rücktritt gezwungen wurde. Als deren Nachfolger konnten Mikhail Kopelman und Andrei Abramenkov gewonnen werden. Umgehend zogen sich die vier Streicher zwei Jahre lang zurück, um in dieser neuen Besetzung wieder zum Klang und Zauber der alten Besetzung zu finden. Das Borodin Quartett hat einen wuchernden Stammbaum, zu dem inzwischen insgesamt dreizehn Musiker zählen. Nach den Feiern zum 50-jährigen Bestehen des Quartetts trat Dmitri Schebalin aus Altersgründen zurück und wurde durch Igor Naidin (einen Schüler von Yuri Bashmet) ersetzt, und Ruben Aharonian wurde neuer Erster Geiger, als Mikhail Kopelman das Quartett verliess. Als letztes Gründungsmitglied schied 2007 der damals 82-jährige Cellist Valentin Berlinski aus; an seine Stelle rückte Vladimir Balshin. Und 2011 besetzte Andrei Abramenkov die zweite Geige neu. SCHOSTAKOWITSCH IM ZENTRUM Obwohl Alexander Borodin der Namenspate dieses Streichquartetts ist – der wichtigste Komponist für das Quartett sollte Dmitri Schostakowitsch werden. Noch im Studium, 1947, probten die jungen Musiker sein erstes Streichquartett und hofften, eine Meinung zu ihrer Interpretation hören zu können. Rudolf Barshai, der Bratscher der Gründungsforma­ tion, rief persönlich bei Professor Schostakowitsch an: Schostakowitsch: «Wann ist die nächste Probe?» Barshai: «Morgen.» Schostakowitsch: «Wann?» Barshai: «Um neun Uhr.» Schostakowitsch: «Klassenraum?» Barshai: «Nummer 49.» Schostakowitsch: «Gut, ich werde da sein.» Und er kam, drei Minuten zu spät, und entschuldigte sich in einem zehnminütigen Redeschwall bei den verblüfften Studenten. Was ungewöhnlich war, denn er sprach in den Proben selten mehr als einen Satz. Dreizehn Jahre später spielte ihm das Borodin Quartett das achte Streichquartett in seiner Wohnung vor. Schostakowitsch erhob sich anschliessend und verliess wortlos das Zimmer. Seine Frau liess die Musiker wissen, ihm gehe es nicht gut. In Tat und Wahrheit aber musste er sich von der verstörenden Interpretation der «Borodins» erholen, wie er später am Telefon gestand. Das Borodin Quartett arbeitete lange so eng mit Schostakowitsch zusammen wie nur wenige Musiker. So erfuhren sie, wie er sich die Musik vorstellte, was ihm gefiel – und wie er darauf reagierte. Valentin Berlinski gab dieses einzigartige Wissen kontinuierlich an die jeweils neu hinzugekommenen Quartettmitglieder weiter. So lebt auch in den Schostakowitsch-Interpretationen des heutigen Borodin Quartetts noch der Geist des Komponisten. Nun tragen sie diesen im Rahmen eines Jubiläumskonzerts auch in die Zürcher Tonhalle – mit Schostakowitschs achtem Streichquartett. OLE PFLÜGER «TRADITION UND WANDEL» Seit Generationen setzen wir uns dafür ein, die Ideen und Überzeugungen der Gründer unseres traditionsreichen Familienunternehmens im Dienste unserer Kundinnen und Kunden weiterzutragen. Werte wie Unabhängigkeit, Sicherheit und Transparenz spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle wie die laufende Innovation in der Anlageberatung und Vermögensverwaltung. Unsere engagierten Mitarbeitenden, der Verzicht auf eigene Produkte und unsere sehr solide Kapitalbasis schaffen die Voraussetzungen dafür. 28 15_Magazin_2.indd 28 ZÜRICH Dreikönigstrasse 6 CH-8002 Zürich TONH A LLEORCHE S T ER Tel. +41 44 286 25 25 LUGANO Contrada di Sassello 2 [email protected] CH-6900 Lugano ZÜRICH Tel. +41 91 922 26 21 www.maerki-baumann.ch Lionel Bringuier im Interview 09.09.15 08:26 KA RT ENVERKAUF Tonhalle — Blick hinter die Kulissen Aufnahmen — News — Billettkasse Claridenstrasse 7, 8002 Zürich, Tel. +41 44 206 34 34, Fax +41 44 206 34 69; www.tonhalle-orchester.ch, [email protected] Schalterverkauf Auf einer Führung durch die Räumlichkeiten hinter der Bühne erfahren Sie alles rund um die Tonhalle und das Tonhalle-Orchester Zürich. Wir vermitteln Einblicke in die Orchesterwelt und in den Konzertbetrieb. In der anschliessenden Fragerunde können Sie endlich die Fragen stellen, welche Ihnen schon lange auf den Nägeln brennen. Der 60-minütige Rundgang lässt sich gut mit einem Abendkonzertbesuch verbinden. Anmeldung an der Billettkasse obligatorisch. Treffpunkt: Vestibül. Beschränkte Teilnehmerzahl. Mittwoch, 18. November 2015, 18.00 Uhr Orchester — News Wir gratulieren zum Jubiläum Cathrin Kudelka 2. Violine Tutti, 10 Jahre Martin Hösli 2. Fagott, 25 Jahre Mo bis Fr 10–18 Uhr resp. bis Konzertbeginn; Sa / So / Feiertage 1½ Stunden vor Konzertbeginn Bestellungen Tel. Mo bis Fr 10–18 Uhr; Internet, Fax und E-Mail; Bearbeitung nach Eingang der Bestellung Weitere Vorverkaufsstellen Billettzentrale BiZZ am Werdmühleplatz, Musik Hug, Jecklin, Jelmoli City Zahlungsbedingungen Startschuss zum Ravel-CD-Zyklus Barzahlung, Rechnung, Kreditkarte (Amexco, Diners, Mastercard, Visa), EC -Direct, Postcard. Die erste CD-Einspielung des TonhalleOrchesters Zürich unter seinem Chefdirigenten Lionel Bringuier wird von Deutsche Grammophon bereits Anfang Oktober veröffentlicht. Sie ist den beiden Klavierkonzerten von Maurice Ravel gewidmet und enthält als höchst willkommene Zugabe die relativ selten gespielte Ballade für Klavier und Orchester op. 19 von Gabriel Fauré. Solistin ist Yuja Wang. DG 028947949541 (1 CD) Bei Zustellung per Post verrechnen wir einen Unkostenbeitrag von CHF 8.–. IMPRESSUM — Magazin Tonhalle-Orchester Zürich 17. Jahrgang, Oktober / November 2015 Erscheinungsweise sechsmal jährlich Offizielles Vereinsorgan der Tonhalle-Gesellschaft Zürich und des Vereins «Gönner der Tonhalle-Gesellschaft Zürich» FRANCAIX TOMASI JOLIVET VILLA-LOBOS B a s s o o n Administration — News C o n c e r t o s Matthias Rácz Stuttgarter Kammerorchester Johannes Klumpp Herausgeberin Tonhalle-Gesellschaft Zürich, Gotthardstr. 5, 8002 Zürich, Tel. +41 44 206 34 40, Fax +41 44 206 34 36, www.tonhalle-orchester.ch Wir verabschieden Katrin Gurtner Orchestertechnik Redaktion Michaela Braun, Werner Pfister Veranstaltungen — News Gestaltung, Bildredaktion Eva Menghetti Fagottkonzerte Druck Schellenberg Druck AG Harfe in Romantik und Impressionismus Werke von Arnold Bax, Benjamin Britten, Jacques Ibert, Camille Saint-Saëns und Claude Debussy Sarah Verrue Harfe Sabine Poyé Morel Flöte Gilad Karni Viola Freitag, 2. Oktober 2015, 19 Uhr in der Klus Park Kapelle, Asylstrasse 130, 8032 Zürich infos: www.facebook.com/klusclassics.ch Matthias Rácz, Solo-Fagottist des TonhalleOrchesters Zürich, hat eine neue CD-Einspielung vorgelegt: höchst originelle Werke für Fagott und Streichorchester von Jean Françaix, Henri Tomasi, André Jolivet und Heitor Villa-Lobos. Begleitet wird Matthias Rácz vom Stuttgarter Kammerorchester unter der Leitung von Johannes Klumpp. ARS 38174 (1 CD) Redaktionsschluss 10. August 2015 Auflage 12’500 Exemplare ISSN 2235-1051 © Tonhalle-Gesellschaft Zürich. Änderungen und alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung der Tonhalle-Gesellschaft. TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH 15_Magazin_2.indd 29 29 09.09.15 08:26 Fühlen Sie sich wohl mit uns Ihre individuellen Wünsche werden von uns mit Erfahrung, Engagement und Einfühlungsvermögen erfüllt. Private Spitex in der ganzen Schweiz Pflege, Betreuung und Unterstützung im Haushalt aus einer Hand. Seit mehr als 30 Jahren legen wir Wert auf Qualität und Professionalität. Wir sind von allen Krankenkassen anerkannt und arbeiten zu offiziellen Pflegetarifen. Möchten Sie mehr über uns und unsere Dienstleistungen wissen? Tel. 044 342 20 20 Wir nehmen uns gerne Zeit für Sie! Private Spitex Hauptsitz: Schwarztorstrasse 69, 3000 Bern 14 www.homecare.ch ZARTER ALS MOZART: DIE GRILL-SPEZIALITÄTEN IM RIVE GAUCHE. Für den kultivier ten Hunger – das RIVE GAUCHE. Ihre Reser vation nehmen wir gerne frühzeitig unter Telefon 044 220 50 60 oder E-Mail [email protected] entgegen. Geöf fne t von Montag bis S onntag 11:30 –24:00 Uhr Talstrasse 1 8001 Zürich 15_Magazin_2.indd 30 www.agauche.ch 09.09.15 08:26 2x MKZ: Förderpreis Klassik und Jugend Sinfonieorchester Zürich — SO 22.11.15 Im Finale zur Verleihung des MKZ Förderpreises Klassik der Stadt Zürich 2015 sind talentierte Musikerinnen und Musiker von Musikschule Konservatorium Zürich (MKZ) zu Gast in der Tonhalle Zürich. 11.15 Uhr, Kleiner Saal FINALE MKZ FÖRDERPREIS KLASSIK DER STADT ZÜRICH 2015 Talentierte Musikerinnen und Musiker von MKZ zu Gast in der Tonhalle Zürich SO 22.11.15 Musikschule Konservatorium Zürich (MKZ) ist mit rund 22000 Schülerinnen und Schülern die grösste Musikschule der Schweiz und eine der grössten Musikschulen Europas. Der Unterricht wird in sieben Schulkreisen und an rund 150 Standorten in allen Quartieren der Stadt Zürich angeboten. An der städtischen Musikschule können Kinder, Jugendliche und Erwachsene alle Musikinstrumente in sämtlichen Stilrichtungen erlernen: Streich- und Blasinstrumente, Tasten-, Zupf- und Schlaginstrumente. Abgerundet wird das Angebot von MKZ durch eine eigene Singschule mit Stimmbildung, Kinder- und Jugendchören, zahlreichen Ensembles, Orchestern und Bands sowie mit den Fächern Rhythmusschule, Theater, Tanz, Musik & Bewegung sowie Eltern-Kind-Singen. Sinfonieorchesters Zürich, ein Konzert des Jugend Sinfonieorchesters. Solist im ersten Cellokonzert von Camille Saint-Saëns – einem Glanzstück des Repertoires – ist Alexander Neustroev, stellvertretender Solo-Cellist im Tonhalle-Orchester Zürich. Der Förderpreis Klassik der Stadt Zürich 2015 wird von der Förderstiftung MKZ unter Präsident Andrea F. G. Raschèr verliehen. Und am Abend leitet David Bruchez-Lalli, Solo-Posaunist im Tonhalle-Orchester Zürich und seit 2015 Chefdirigent des Jugend Patronat: Lionel Bringuier Chefdirigent und Musikalischer Leiter des Tonhalle-Orchesters Zürich Ilona Schmiel Intendantin der Tonhalle-Gesellschaft Zürich N Foto: Frederic Meyer, © MKZ 17 Uhr, Grosser Saal Jugend Sinfonieorchester Zürich, ein Orchester von MKZ David Bruchez-Lalli Leitung Alexander Neustroev Violoncello Arthur Honegger Pacific 231 Camille Saint-Saëns Cellokonzert Nr. 1 a-Moll op. 33 Antonín Dvořák Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88 Sandra Studer und der Schneemann — Illustration: Anna Sommer «The Snowman – diese Geschichte über einen kleinen Jungen, der einen Schneemann mit Apfelnase, mit Augen aus Kohlestücken, mit Schlapphut und Schal baut und ihn nachts heimlich besucht, ist (Kinder-)Kult! Dianne Jackson schuf eine fantastische Bilderwelt und Howard Blake die entsprechende Musik zu den Abenteuern, die der lebendig gewordene Schneemann und der kleine Junge erleben – oder träumen? Familienkonzert Lionel Bringuier im Interview 15_Magazin_2.indd 31 So 29.11.15 11.15 und 14.15 Uhr, Grosser Saal THE SNOWMAN Tonhalle-Orchester Zürich David Bruchez-Lalli Leitung Sandra Studer Moderation Solisten der Zürcher Sängerknaben Howard Blake The Snowman (mit dem Film von Dianne Jackson) Unterstützt durch International Music and Art Foundation TONH A LLE-TONH ORCHE S T ERORCHE ZÜRICH A LLES T ER ZÜRICH 31 31 09.09.15 08:26 Instandsetzung, Umbau, Renovation – eine architektonische Interpretation Der Grosse Saal der Zürcher Tonhalle gehört akustisch weltweit zur absoluten Top-Klasse. Aber die 120 Jahre seit seiner Errichtung 1895 sind nicht spurlos an ihm vorübergegangen – für eine umfassende Instandsetzung ist es allerhöchste Zeit. Dazu ein Gespräch mit der Architektin Elisabeth Boesch von der Architektengemeinschaft Boesch/Diener und Ilona Schmiel, Inten­dantin der Tonhalle-Gesellschaft Zürich. — Kongresshaus/Tonhalle haben sich stetig verändert. Frau Boesch, können Sie uns hierzu einen Einblick geben? Elisabeth Boesch Die Veränderungen begannen schon bald nach Fertigstellung des Kongresshausbaus im Jahr 1939. Es wurde aufgestockt und im Innern umgebaut. Die grössten Veränderungen brachte allerdings der Umbau in den 80erJahren. Damals wurde vorne auf die Terrasse der Panoramasaal samt Serviceräumen gestellt. Seitdem ist die Sicht vom Konzertfoyer auf den See verstellt. Der ­stetige Ausbau des Service- und Gastronomieangebots und zwei Nachtclubs beanspruchten überall im Gebäude Raum, der eigent- 32 15_Magazin_2.indd 32 TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH lich nicht vorhanden war. Darunter hat insbesondere der 1939er-Teil des Ensembles sehr gelitten. Frau Schmiel, der Konzertbetrieb hat sich seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert auch weiterentwickelt … Ilona Schmiel 1895 wurde anders gedacht: Da stand der repräsentative Aspekt eines Konzerts im Vordergrund. Aber schon seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden andere Hinterbühnen-Bereiche gebaut. Sie sind grösser und höher als diejenigen, die wir derzeit bei uns in der Tonhalle noch haben. Solisten- und Stimmzimmer ­haben Fenster. Das hat sich im Vergleich zu früher sehr verändert. Denn die Aufenthaltsqualität für die Musiker ist ein wichtiger Aspekt geworden, um im Wettbewerb um die besten Künstler bestehen zu können. Das betrifft auch die Lebensqualität und die Probensituation der Musiker des Tonhalle-Orchesters Zürich, die in der Tonhalle viel Zeit verbringen. Was kann das Publikum an Verbesserungen erwarten? EB Vieles wird sich sichtbar verbessern. Alle Oberflächen in den Publikumsbereichen werden restauriert und auf­ gefrischt, dazu kommen neue Beleuchtungskörper, Möbel und Vorhänge. Ein erster Glanzpunkt ist sicher das ­Konzertfoyer, wo mit dem Abbruch des Panoramasaals aus den 80er-Jahren die Sicht auf Alpen und See wieder möglich wird. Die grosse Terrasse vor dem Konzertfoyer ist ein Gewinn, ebenso das neue Restaurant, das auf der Seite zur Information zur Volksabstimmung Juni 2016 09.09.15 08:26 KONGRESSHAUS UND TONHALLE Sie sprechen von Farbigkeit. Das heisst, die Renovation des ­Grossen Saals orientiert sich an 1895 und nicht an 1939? EB Der Saal wird zu einer Farbigkeit und Frische geführt, die sich an seiner Erscheinung zur Bauzeit von 1895 orientiert. Exakt so, wie sich der Saal bei der Eröffnung prä­ sentierte, wird er jedoch nicht aussehen können, denn es gibt Veränderungen im Saal, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können. So wurde beispielsweise schon vor 1939 ein Teil der Gipsskulpturen entfernt. 1939 wurde die Anzahl Kronleuchter von drei auf zwei reduziert. Die einstige Holzbestuhlung – ein Rest ist noch auf der Galerie des Kleinen Tonhalle-Saals zu sehen – ist einer gepolsterten Version gewichen. Die Orgel wurde ausgetauscht. Je nach Malgrund und Maltechnik wurden alte Farbschichten vor dem neuen Farbauftrag abgewaschen. Man wird die Farbigkeit interpretierend neu fassen müssen. IS Es kann kein Original von 1895 werden. Es wird eher eine Interpretation wie in der Musik entstehen: ein von 1895 inspiriertes Werk, neu interpretiert. Ich finde es schön, dass die Brücke zu dieser glanzvollen Farbigkeit und Festlichkeit geschafft wird und dass man im Gegensatz zu vielen modernen Sälen nicht versucht, den Purismus der modernen ­Architektur auf diesen Saal der Jahrhundertwende zu übertragen. Ich denke, dass die Renovation auch dem Bühnengeschehen etwas Erhebendes geben wird. Man wird mit einem «Wow-Effekt» in den Grossen Saal kommen und mit einer anderen Haltung Musik hören. Das interessiert mich als Veranstalterin: Wie schaffe ich es, ein Publikum in diese Konzentration und Faszination, die die Musik hat, hineinzubringen? Dafür ist der Saal ein sehr wichtiges Ins­ trument. Frau Boesch, was beinhaltet das Projekt? Sie renovieren den Grossen Saal der Tonhalle, und der Gebäudekomplex Kongresshaus/Tonhalle wird umgebaut und instand gesetzt … EB Das ist richtig. Instandsetzung und Umbau von Kongresshaus und Tonhalle werden auch allerhand kosten. Ein grosser Teil des Geldes wird investiert in Massnahmen, die für das Publikum weitgehend unsichtbar sind, in den Brandschutz, die Ertüchtigung von Tragwerk und Gebäudetechnik, die Verbesserung der rückwärtigen Bereiche, die Information zur Volksabstimmung Juni 2016 15_Magazin_2.indd 33 Erfüllung behördlicher Auflagen. Das sind alles Massnahmen, die dringend notwendig sind und sehr viel Aufmerksamkeit und Sorgfalt verlangen. Mit den nicht sichtbaren Teilen, die Sie eben genannt haben, liegt es sehr im Argen. Wenn sich das Stimmvolk im Juni 2016 gegen den Umbau und die Instandsetzung entscheidet, was ­passiert dann mit der Tonhalle? INSTANDSETZUNG UND UMBAU Claridenstrasse direkt ans Konzertfoyer anschliesst. Das Restaurant, das Konzertfoyer und die Konzertsäle werden dann auf ein und derselben Ebene zugänglich sein. Der zweite Glanzpunkt wird sich dem Publikum im Grossen Saal erschliessen, der heute noch verstaubt, abgedunkelt und müde wirkt, nach dem Umbau aber frisch, leuchtend und voller Glanz und Farbigkeit erstrahlen wird. IS Es wird im Grossen Saal eine andere Festlichkeit spürbar sein. Der Raum trägt das in sich: die Dimensionen, d ­ ie ­Malerei, die Ornamentik, die Höhe, die verwendeten ­Ma­terialien. Es wurden einige Stellen im Saal freigelegt, welche die fröhliche Festlichkeit des Saals erahnen lassen. IS Wir haben derzeit eine Ausnahmegenehmigung, um mit dieser Platzkapazität, mit diesen Fluchtwegen und dem vorhandenen Brandschutz überhaupt zu operieren. Diese Ausnahmegenehmigung könnte umgehend eingezogen werden, man kann das Haus dann schliessen. 2018 wird das Tonhalle-Orchester Zürich 150 Jahre alt, und 2020 ­feiert die Tonhalle ihr 125-Jahr-Jubiläum. Die Bürger und die Stadt Zürich haben ein kulturelles Selbstverständnis. Und jedem Menschen soll dieses Haus am See offen stehen, ob er hier lebt oder von ferne kommt. Daher ­handelt es sich um eine der notwendigsten und sinnvoll­sten Investitionen! EB Die Aufwertung betrifft natürlich auch die Räume des Kongresshauses. Der Kongresssaal wird ebenfalls einen direkten Ausgang auf die Terrasse erhalten. Das Vestibül des Kongresshauses wird sich in neuer und eindrücklicher Grösse präsentieren. Das ganze Ensemble von Kongresshaus und Tonhalle soll zu einem Haus für jeden musikalischen und kulinarischen Geschmack werden, zu einem Haus für alle, einem offenen Haus. IS Ich sehe es als sehr grosse Chance, dass man die Natur, die Lage am See, diese Exponiertheit für alle wieder zugänglich macht. Es wird eine durchlässigere Struktur, ein öffentlicher, attraktiver Platz geschaffen. KATHA R I N E J AC K S O N Elisabeth Boesch Architektin ETH SIA BSA Elisabeth Boesch führt seit 1982 mit Martin Boesch ein Büro in Zürich. Schwerpunkt ihrer gemeinsamen Arbeit ist die Beschäftigung mit bestehender Bausubstanz. Zu den Realisierungen des Büros gehören Umbauten von Schlüsselwerken der Architekten Gustav Gull und Haefeli Moser Steiger, aber auch der Hochzeitspavillon «Oui!» an der Expo 02 in Yverdon oder die Sanierung der Hard­brücke samt den neuen Treppenaufgängen in Zürich West. Das Büro pflegt eine regelmässige Zusammenarbeit mit Diener&Diener Architekten Basel, so zum Beispiel für den Masterplan des Maag-Areals in Zürich. Elisabeth Boesch ist Mitglied der Natur- und Heimatschutzkommission des Kantons Zürich und von diversen Stadtbildkommissionen sowie eine gefragte Jurorin bei zahlreichen Wettbewerben. Elisabeth Boesch ist verheiratet und Mutter zweier erwachsener Töchter. TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH 33 09.09.15 08:26 Momente … mit Simon Styles, Tubist beim Tonhalle-Orchester Zürich M z D L — S w Als vor einigen Jahren in der Tonhalle ein Frachtaufzug eingebaut wurde, ist ein zwei Quadratmeter grosser, fensterloser Raum entstanden, den ich seitdem für die Lagerung meiner Tuben und des gesamten Zubehörs nutze. Die Tuba ist gross, hat ein gewisses Gewicht und ist, da das Metall weniger als einen halben Millimeter dick ist, zugleich sehr zerbrechlich. Transporte sind immer heikel. Die Tuba hat keinen lauten, aber einen grossen Klang, ein Klang mit einer enormen Wellenlänge. Üben kann ich daher nicht zu Hause, sondern nur in den grossen Räumen der Tonhalle. Da diese wegen Konzerten und Proben oft besetzt sind, übe ich nicht selten spät am Abend, bis in die Nacht. Aufgezeichnet von KATHARINE JACKSON 34 15_Magazin_2.indd 34 TONH A LLE- ORCHE S T ER ZÜRICH Foto: Paolo Dutto Die Raumsituation ist wirklich problematisch. Der Hinterbühnenbereich ist sehr eng und schlecht beleuchtet, und die Stufen sind uneben. Bei einem Auftritt bin ich kürzlich mit meiner neuen Tuba gestolpert, und sie ist beschädigt worden. Ein enormer Schaden. Trotzdem: Seit 34 Jahren spiele ich in diesem Orchester, die Tonhalle ist mein zweites Zuhause. SH_A Momente 09.09.15 08:26 ˆ• Hörtest ˆ• Hörberatung ˆ• Hörgeräte-Optimierung für unbegrenzten Musikgenuss Musikhören oder selber musizieren zählt für viele Menschen zu den schönsten Momenten des Lebens. Dies soll auch bei nachlassendem Hörvermögen so bleiben. Lassen Sie sich unverbindlich beraten, Musikgenuss ist meine Spezialität. Stückelberger Hörberatung GmbH | Obere Zäune 12 | 8001 Zürich | Tel.: 044 251 10 20 www.stueckelberger-hoerberatung.ch | [email protected] Schenken Sie Musik SH_AZ-Tonhalle_210x148_150217_v1.indd 1 17.02.15 17:04 Lionel Bringuier Chefdirigent tonhalle-orchester.ch 15_Magazin_2.indd 35 09.09.15 08:26 Das S-Klasse Coupé. Führungsstark. Das neue S-Klasse Coupé verbindet Sportlichkeit und Stil mit einem Höchstmass an modernem Luxus – von der Motorhaube mit Powerdomes bis zu den rahmenlosen Seitenscheiben. Die vielen Zierelemente in Manufakturqualität verstärken den edlen Loungecharakter zusätzlich. Dank dem Allradantrieb 4MATIC liegt das Coupé unglaublich stabil auf der Strasse. www.merbagretail.ch/s-coupe 1508_DLZ_Inserat_Tonhalle_S-Coupe_210x297_RZ.indd 1 15_Magazin_2.indd 36 06.08.2015 16:06:58 09.09.15 08:26