Fr 28. April 2017 18:00 – 23:00 LANXESS Tower LIFT! 18:00 Vorplatz des LANXESS Tower Studierende am Studio für Elektronische Musik und der musikpädagogischen Studiengänge der Hochschule für Musik und Tanz Köln | Michele Wolter | Wei Hung | Michael Beil | Corinna Vogel S. 2 19:00LANXESS Tower, Erdgeschoss Anna Lucia Struck | Valentin Kobler | Carl Rosman | Studio Musikfabrik – Jugendensemble des Landes­musikrats NRW | Peter Veale S. 7 20:30LANXESS Tower, 19. Etage Hörspiel Studierende am Studio für Elektronische Musik der Hochschule für Musik und Tanz Köln | Marcel Schmidt | Michael Beil S. 17 21:30 LANXESS Tower, 19. Etage »Je t’aime« – Versprechungen in der Popmusik Ferdinger | Marcel Schmidt | Michael Beil S. 22 Dieser Abend wird ermöglicht durch den Spezialchemiekonzern LANXESS. Fr 28. April 18:00 Vorplatz des LANXESS Towers Studierende am Studio für Elektronische Musik der Hochschule für Musik und Tanz Köln Michael Beil | Künstlerische Leitung Studierende der musikpädagogischen Studiengänge der Hochschule für Musik und Tanz Köln Corinna Vogel | Künstlerische Leitung Michele Wolter | Bassblockflöte Wei Hung | Bassblockflöte 2 Programm Treppe. Absatz. Himmel John White *1936 Newspaper Reading Machine (1971) Vincent Michalke *1991 Kontakt (2017) für vier Performer und zwei Bassblockflöten Duoni Liu *1989 Should I or should I not? But how? (2017) Fixed Media mit Performance Xaver Holder Stufe (2017) Performance mit Gesang Ende gegen 18:45 ACHT BRÜCKEN gemeinsam mit der Hochschule für Musik und Tanz Köln 3 BIOGRAPHIEN Vincent Michalke Vincent Michalke wurde 1991 in Oldenburg geboren. Er studierte an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover bei Gordon Williamson und Joachim Heintz Komposition, seit 2015 studiert er an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln elektronische Komposition bei Michael Beil. Des Weiteren arbeitet er seit 2012 am Institut für Sportwissenschaft der Leibniz Universität Hannover an Sonifikation von Bewegung. Duoni Liu Duoni Liu, geboren 1989, ist Komponistin, Media Künstlerin, Instrumentalistin und Performerin aus Shanghai. Sie ist in ihrer Arbeit fokussiert auf die Faszination des Verwischens der Grenzen zwischen dem eigentlichen klanglichen Inhalt der Musik und dem, was der Hörer wahrnimmt – Realität vs. Wahrnehmung. Xaver Holder Xaver Holder, geboren 1994, studiert seit dem Wintersemester 2016 an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln elektronische Komposition bei Michael Beil. Zuvor studierte er zwei Semester in Wien an der Universität für Musik und darstellende Künste elektronische Musik. Er hat eine klassische pianistische Ausbildung genossen und kam bereits als Schüler mit zunächst instrumentaler Komposition in Berührung. Seine aktuellen Arbeiten umfassen sowohl Kompositionen mit Live-Elektronik als auch Werke ohne Elektronik. 4 Michael Beil Künstlerische Leitung Michael Beil studierte in Stuttgart Klavier, Musiktheorie und Komposition. Ab 1996 unterrichtete er in Berlin Musiktheorie und Komposition als Leiter der Abteilungen für Neue Musik und Studienvorbereitung an den Musikschulen in Kreuzberg und Neukölln. Im Jahr 2000 gründete Michael Beil zusammen mit Stephan Winkler die Gruppe Skart zur Konzeption von Konzerten mit intermedialen Inhalten und organisierte zwischen 2000 und 2007 eine Reihe von Skart-Konzerten. In dieser Zeit übernahm Michael Beil außerdem die künstlerische Leitung des Festivals Klangwerkstatt. Neben zahlreichen Aufträgen erhielt Michael Beil eine Auszeichnung im Kompositionswettbewerb Camillo Togni in Brescia, Stipendien für die Cité des Arts in Paris, für das Künstlerhaus Wiepersdorf und das Heinrich-Gartentor-Stipendium für Videokunst in Thun. Michael Beil wurde 2007 an die Hochschule für Musik und Tanz Köln als Professor für elektronische Komposition berufen und leitet dort das Studio für Elektronische Musik. 5 Studierende der musikpädagogischen Studiengänge der Hochschule für Musik und Tanz Köln Nicole Janczak Valerie Haunz Sam Michaels Nicolas Berge Celine Kammin Georg Razumovskij Adrian Oberländer Merle Bader Marie Tetzlaff Clara Flaksman Celina Hentschke Sofia Chamantne Zhanghyi Chen Celina Hentschke 6 Fr 28. April 19:00 LANXESS Towers, Erdgeschoss Anna Lucia Struck | Sopran Valentin Kobler | Knabensopran Carl Rosman | Klarinette Studio Musikfabrik – Jugendensemble des Landesmusikrats NRW Peter Veale | Leitung Dieter Schnebel *1930 Bauernszene für Teller, Gläser, Besteck, Stimmen aus: Museumsstücke I (1991 – 93) für bewegliche Stimmen und Instrumente in polyphonen Räumen Georges Aperghis *1945 Babil (1996) für Klarinette und 15 Musiker George Crumb *1929 Ancient Voices of Children (1970) für Mezzosopran, Knabensopran, Oboe, Mandoline, Harfe, verstärktes Klavier, Spielzeugklavier und Schlagzeug (drei Spieler). Text von Federico García Lorca I. El niño busca su voz Interlude I (Dances of the Ancient Earth) II. Me he perdido muchas veces por el mar III.¿De dónde vienes, amor, mi niño? IV.Todas las tardes en Granada, todas las tardes semuere un niño Interlude II (Ghost dance) V. Se ha llenado de luces mi corazón de seda Ende gegen 20:00 7 ZU DEN WERKEN George Crumb Ancient Voices of Children (1970) für Mezzosopran, Knabensopran, Oboe, Mandoline, Harfe, verstärktes Klavier, Spielzeugklavier und Schlagzeug (drei Spieler) Text von Federico García Lorca 1. El niño mudo Text aus Canciones (1921 – 24) von Federico García Lorca (1898 – 1936) 1. Das stumme Kind El niño busca su voz. Seine Stimme sucht der Bub. (La tenía el rey de los grillos.) En una gota de agua buscaba su voz el niño. (Die hatte der König der Grillen.) In einem Tropfen von Wasser suchte der Bub seine Stimme. No la quiero para hablar; Nicht zum Sprechen ists, dass ich sie brauch; einen Ring will ich aus ihr schmieden; und der soll mein Schweigen tragen an seinem kleinen Finger. me haré con ella un anillo que llevará mi silencio en su dedo pequeñito. 2. Gacela de la huida Text aus Diván del tamarit (1941) von Federico García Lorca (1898 – 1936) 2. Gasel von der Flucht Me he perdido muchas veces por el mar con el oído lleno de flores recién cortadas, con la lengua llena de amor y de agonía. Muchas veces me he perdido por el mar, como me pierdo en el corazón de algunos niños. Ich habe mich oft auf der hohen See verirrt, die Ohren voller frisch geschnittener Blumen, die Zunge voll von Liebe und Todesängsten. Oft habe ich mich auf der hohen See verirrt, so wie ich im Herzen mancher Kinder mich verliere. 3. ¿De dónde vienes, amor, mi niño? 3. Woher kommst du, mein Kind, mein liebes? Text: Lied der Yerma im ersten Akt von Yerma (1934) von Federico García Lorca ¿De dónde vienes, amor, mi niño? Woher kommst du, mein Kind, mein liebes? Von der Krone der kalten Härte. Sag, was brauchst du, mein Kind, mein liebes? Aus dem Leinen deines Kleides die Wärme. Dass jeder Zweig in der Sonne schwing, jede Quelle, jeder Brunnen ringsumher spring! De la cresta del duro frío. ¿Qué necesitas, amor, mi niño? La tibia tela de tu vestido. ¡ Que se agiten las ramas al sol y salten las fuentes alrededor! 8 En el patio ladra el perro, en los árboles canta el viento. Los bueyes mugen al boyero y la luna me riza los cabellos. Der Hund bellt im Hofgevierte und es singt der Wind in den Bäumen. Die Ochsen brüllen zum Hirten und der Mond legt mir das Haar in Wellen. Kind, was willst du, aus solcher Ferne? ¿Qué pides, niño, desde tan lejos? Los blancos montes que hay en tu pecho. ¡Que se agiten las ramas al sol Die weißen Berge, die an deiner Brust sind. Dass jeder Zweig in der Sonne schwing, jede Quelle, jeder Brunnen ringsumher spring! y salten las fuentes alrededor! Te diré, niño mío, que sí, tronchada y rota soy para ti. ¡Cómo me duele esta cintura Ich sag dir, mein Kind, es ist wahr, zerschlagen für dich bin ich, ja. Wie es mich schmerzt in diesen Lenden, die deine erste Wiege sein werden! Sag mir, wann kommst du, mein Kind, zu mir? donde tendrás primera cuna! ¿Cuándo, mi niño, vas a venir? Cuando tu carne huela a jazmín. Wenn dein Fleisch duftet wie der Jasmin. Dass jeder Zweig in der Sonne schwing, jede Quelle, jeder Brunnen ringsumher spring! ¡Que se agiten las ramas al sol y salten las fuentes alrededor! 4. Gacela del niño muerto Text aus Diván del tamarit (1941) von Federico García Lorca 4. Gasel vom toten Kinde Todas las tardes en Granada, todas las tardes se muere un niño. Jeden Nachmittag in Granada, jeden Nachmittag stirbt ein Junge. 5. Balada de la placeta Text aus Libro de Poemas (1921) von Federico García Lorca 5. Ballade vom kleinen Platz Se ha llenado de luces mi corazón de seda, de campanas perdidas, de lirios y de abejas, y yo me iré muy lejos, más allá de esas sierras, más allá de los mares, cerca de las estrellas, para pedirle a Cristo Señor que me devuelva mi alma antigua de niño. Gefüllt hat sich mit Lichtern mein Herz, gemacht aus Seide, mit verlorenen Glocken, mit Lilien und mit Bienen, und ich ziehe in weite Fernen, weit hinaus über diese Berge, weit hinaus über die Meere, beinahe bis zu den Sternen, um Jesus, den Herrn, zu fragen, ob Er mir meine alte Seele der Kindheit zurückgibt. Deutsch: Sebastian Viebahn 9 Die Bauernszene, schon im 15./16. Jahrhundert ein beliebtes Motiv der Genremalerei, als Appell gegen Trunksucht und Kuppelei – gerade solches wurde gerne dargestellt – hat auch Eingang gefunden in die Komposition Museumstücke I, die Dieter Schnebel (*1930) in den Jahren 1991 bis 1993 für bewegliche Stimmen und Instrumente in polyphonen Räumen schrieb. Aus insgesamt dreizehn auch einzeln aufführbaren Stücken besteht diese erste Sammlung, die der in Berlin lebende Komponist, Musikwissenschaftler und evangelische Theologe als »Versuch einer ›Neuen Bildlichkeit‹« versteht. Selbstporträt, Seebild, Waldstück, Nachtstimmung heißen einige davon, in denen Schnebel mit den Mitteln des akustisch arbeitenden Musikers gängige Typen europäischen Tafelbilder klanglich transformiert. In den 1994/95 entstandenen MoMa – Museumsstücke II, uraufgeführt 1995 im Kölner Museum Ludwig, fokussiert Schnebel, der selbst viel zeichnet und bildliche Collage anfertigt, dann Arbeits- und Werkaspekte ausgewählter Künstler, etwa Piet Mondrian, Gerhard Richter, Andy Warhol, Anselm Kiefer oder Willi Baumeister. Schnebels heftig tönende Bauernszene mit rollenden Tellern, perkussivem Besteck sowie Flaschen und Gläsern als Schlagkörper, viel Lachen und unverständlichem Kauderwelsch ist kurzweilig, von rustikalem, doppelbödigem Humor. Die Musik des griechisch-französischen Komponisten Georges Aperghis (* 1945) ist vielfach geprägt von den Errungenschaften und Techniken des von John Cage und Mauricio Kagel gleichermaßen in den 1950er Jahren entwickelten »Instrumentellen Theaters«. Aperghisʼ Interpreten haben nicht nur ihr Instrument vollends zu beherrschen, sondern auch sich selbst. Exakte Notationen der Mimik und Gestik schreibt der Komponist seinen Werken ebenso ein wie nicht selten auch das Sprechen. »Ich habe keine kräftige Stimme«, sagt Aperghis, »es fällt mir sehr schwer zu sprechen, zum Beispiel vor vielen Leuten. Und damit hängt der Umstand zusammen, dass ich sehr darauf achte, wie jemand spricht. Die Instrumente sind mir wie die Transposition dieser Sprechweisen erschienen.« Tatsächlich besitzen seine Kompositionen, seien sie nun vokal, vokal-instrumental (wobei vielfach die Instrumentalisten ihre Eigenstimme einsetzen müssen) oder rein instrumental, eine erstaunliche rhetorische Kraft, sind elaborierte Rezitative. So auch das 1996 entstandene Klarinettenkonzert Babil, in dem vor allem das Soloinstrument eine lautstarke Position vertritt. Mit selbstbewusstem Ton tritt es mit seinen fünfzehn instrumentalen 10 Gegenübern in einen beredten Dialog: nörgelt, ist zornig und zänkisch, was grummelnd und mürrisch kommentiert wird. Zu guter Letzt sind alle friedlich vereint in einem gemeinsamen Lied, einem kollektiven Instrumentalgesang. Denn auf Wort-Laut-Sprache verzichtet Georges Aperghis in Babil, das im Französischen Geplapper, Geplauder, Geschwätz bedeutet. »Ich glaube, dass Musik sogar die Sprache übertrifft, mit ihrer Kraft die geheimsten Winkel in der menschlichen Seele widerzuspiegeln«. Dieser Meinung ist der US-amerikanische Komponist George Crumb (*1929), der zahlreiche von astronomischen Aspekten, christlicher Symbolik, von Walgesängen und Insektenklängen, Literatur und Tanz beeinflusste Werke verfasst hat. Seinem 1970 komponierten LiederZyklus Ancient Voices of Children liegen Gedicht-Fragmente des spanischen Dichters und Dramatikers Federico García Lorca (1898 – 1936) zugrunde. Die symbolische Sprachkunst Lorcas hat Crumb vielfach in seiner Musik aufgegriffen. »Die grundlegende Bedeutung seiner Dichtkunst liegt für mich«, so Crumb, »in ihrer Beschäftigung mit den ganz ursprünglichen Dingen: Leben, Tod, Liebe, dem Geruch der Erde, den Klängen des Windes und des Meeres. Diese »UrKonzepte« werden in einer Sprache ausgedrückt, die roh und stark ist und zugleich fähig zu unendlich subtiler Abstufung.« So gesehen schon ein idealer Kompositionsstrukturplan, der in den Stimmen von Mezzosopran und (unsichtbarem) Knabensopran – erst am Ende des Stücks betritt der Junge die Bühne – zu mannigfachen Artikulationsformen führt und zu imposanten Instrumentalfarben: Oboe, Mandoline, Harfe, verstärktes Klavier, Spielzeugklavier, singende Säge sowie umfangreiches Schlagzeug. Zudem müssen die Instrumentalisten auch singen, schreien und flüstern. Wie in vielen seiner Werke finden sich auch in Ancient Voices of Children (Stil-)Zitate – Flamenco mit einem Barockzitat, Bachs »Bist du bei mir« (aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena), Gustav Mahler – und als »kreativen Keim« hat George Crumb die letzten Worte des Schlusslieds herausgestellt: »… und ich werde sehr weit gehen, … um Christus den Herrn zu bitten, mir meine alte Kinderseele zurückzugeben.« Stefan Fricke 11 BIOGRAPHIEN Anna Lucia Struck Sopran Die aus Kolumbien stammende und in Hagen aufgewachsene Koloratursopranistin studiert seit 2013 an der Hochschule für Musik und Tanz Köln den Bachelor of Music Gesang und Gesangspädagogik bei Brigitte Lindner. Seit ihrem 11. Lebensjahr singt und wirkt sie erst im Kinder- und Jugendchor, danach im Extrachor des Stadttheaters Hagen in zahlreichen Produktionen mit. Weitere Bühnenerfahrungen konnte sie in diversen Produktionen der Hochschule sowie Anfang 2015 an den Wuppertaler Bühnen als Blumenmädchen in Richard Wagners Parsifal sammeln. Sie nahm an Meisterkursen teil, unter anderem bei Anne Schwanewilms, Helen und Klaus Donath und Christiane Oelze. Seit Mai 2016 ist Anna Lucia Struck Stipendiatin des Vereins Yehudi Menuhin Live Music Now. In der Spielzeit 2016/17 übernimmt sie am Stadttheater Hagen die Rolle der Barbarina in Mozarts Oper Le nozze di Figaro, sowie am Dortmunder Opernhaus die Rolle der Ophelia in der Inszenierung des Werkes Hamlet nach Timo Jouko Hermann und André Meyer. Seit Februar 2017 ist Anna Lucia Struck Stipendiatin der Chorakademie des WDR Rundfunkchores Köln. Valentin Kobler Knabensopran Valentin Kobler wurde in Berlin geboren und ist acht Jahre alt. Er wächst in einer Musikerfamilie zweisprachig auf und besucht eine bilinguale Grundschule in Köln. Sein Vater ist Deutscher, und seine Mutter Argentinierin, sodass Deutsch und Spanisch seine Muttersprachen sind. Er spielt Klavier seit er sechs Jahre alt ist und besuchte die musische Vorschule der Kölner Domsingschule. 12 Carl Rosman Klarinette Carl Rosman studierte in Melbourne und Sydney Klarinette und Dirigieren. Schon während seines Studiums begann er, sich auf das SoloRepertoire zeitgenössischer Musik (Donatoni, Ferneyhough, Barrett u. a.) zu spezialisieren. In Australien trat er als Klarinettist und Dirigent mit dem ELISION Ensemble und vielen anderen Gruppen wie auch mit dem libra ensemble auf, dessen Gründungsmitglied und einer der künstlerischen Leiter er ist. Nachdem er 1994 die Darmstädter Ferienkurse besucht hatte, wo er den Kranichsteiner Musikpreis erhielt, begann Carl regelmäßige Konzerttourneen durch Europa zu unternehmen, die er gleichfalls als Solist wie mit dem ELISION Ensemble oder als Gast des Ensemble Modern bestritt. Ein Stipendium der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart gab im Juli 2002 den Anstoß zu Carl Rosmans Übersiedlung nach Europa. Im Ensemble Musikfabrik ist er seit 2003 festes Mitglied. Studio Musikfabrik – Jugendensemble des Landesmusikrats NRW 2006 brachte der Landesmusikrat NRW das »LandesJugendEnsemble« für Neue Musik auf den Weg. Unter dem neuen Namen »Studio Musikfabrik« übernahm 2009 Ensemble Musikfabrik die Leitung des Jugendensembles. Die Angliederung an ein professionelles Ensemble birgt für die jungen Musikerinnen und Musiker enorme künstlerische Entwicklungschancen: Sie werden nicht nur in Spieltechniken und in der Interpretation von Neuer Musik unterrichtet, sondern erhalten auch Einblick in den Alltag eines professionell arbeitenden Ensembles für Neue Musik. Studio Musikfabrik besteht in seiner Kernbesetzung aus 15 Musikern, die projektweise um einzelne Instrumente ergänzt werden. Das Nachwuchsensemble rekrutiert sich aus talentierten Musikern zwischen 14 und 25 Jahren, die entweder erfolgreich am Wettbewerb »Jugend musiziert« teilgenommen haben oder bereits in anderen Jugendensembles oder als Jungstudenten kammermusikalische Erfahrung 13 auf hohem Niveau sammeln konnten. Im Rahmen von RUHR.2010 und der Ruhrtriennale bestritt Studio Musikfabrik mit großem Erfolg die Uraufführung von Hans Werner Henzes Musiktheater »Gisela! – oder: Die merk- und denkwürdigen Wege des Glücks«. Mit Studio Musikfabrik war 2012 bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt und 2014 bei den Donaueschinger Musiktagen zum ersten Mal überhaupt ein Jugendensemble zu Gast. Gemeinsam mit Kompositionsdozenten erarbeiteten und präsentierten die jungen Musiker dort Werke von Rebecca Saunders, Earle Brown, James Tenney, eine Uraufführung von Dieter Mack und ein Gemeinschaftsprojekt des französischen Performancekünstlers Francois Sarhan und dem SWR Experimentalstudio. Konzertreisen führen das Jugendensemble durch ganz Europa, Anfang 2013 auf eine ausgedehnte Südostasien-Tournee und 2015 in die USA. Mit Klassikern der Moderne, aber auch vielen weiteren Uraufführungen wird es in den kommenden Jahren bei renommierten Festivals und internationalen Konzerthäusern zu Gast sein. Studio Musikfabrik wird gefördert durch: Ensemble Musikfabrik Landesmusikrat NRW Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen 14 Die Besetzung des Studio Musikfabrik Fabienne Kreuzer | Flöte Sergey Khodyrev | Oboe Sven Kandalowski | Klarinette Janis Käune | Fagott Lauren Whitehead | Horn Yang Li | Trompete Yoshiki Matsuura | Posaune Robin Gerke | Tuba Chie Otsuka | Klavier Zoë Knoop | Harfe Lotte Nuria Adler | Mandoline Nadine Baert | Schlagzeug Arturo Uribe Portugal | Schlagzeug Franz-Josef Staudinger | Schlagzeug Sungkum Yang | Violine Annika Tietzer | Violine Sharon Avella | Viola Jeremy Sommer | Violoncello Claire Lebrun | Kontrabass 15 Peter Veale Leitung Der in Neuseeland geborene und in Australien aufgewachsene Peter Veale stammt aus einer Musikerfamilie und griff im Alter von sechs Jahren zu Geige und Klavier. Später sattelte er auf die Oboe um. Mit tatkräftiger Unterstützung der besten Lehrer vor Ort machte er früh schon auf sich aufmerksam. Noch vor dem Studium bei Heinz Holliger in Freiburg spielte er im Rundfunkorchester von Adelaide. Orchestermusiker wollte Peter Veale dann allerdings nicht mehr werden und suchte nach anderen Perspektiven. Unter Francis Travis erlernte er das Dirigieren, eine Tätigkeit, die er auch für sein Wirken als Musiker für nützlich hält. Seiner Arbeit als Mitglied des ensembles recherche (1986 – 94), des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn (1986 – 96) und des Ensembles Musikfabrik steht seine Tätigkeit als Solist, Kammermusiker, Dozent, Buchautor (»Die Spieltechnik der Oboe« – gemeinsam mit Claus-Steffen Mahnkopf) und als Herausgeber der Reihe »Contemporary Music for Oboe« zur Seite. Seit 2011 ist er künstlerischer Leiter des Studios Musikfabrik – Jugend­ensemble für Neue Musik des Landesmusikrats NRW. Für Peter Veale wurden bis heute mehr als 50 Werke komponiert. 16 Fr 28. April 20:30 LANXESS Tower, 19. Etage Studierende am Studio für Elektronische Musik der Hochschule für Musik und Tanz Köln Marcel Schmidt | Klangregie Michael Beil | Künstlerische Leitung Hörspiel Duoni Liu *1989 Verhör (2017) Fixed Media (4-Kanal) mit Video Philip Lack *1985 Gemüt und Geist (2017) Fixed Media Sprecher: Emilia Wertz, Patrick Schnicke Benjamin Grau *1987 GvEeSrPwRiArErCtHeE (2017) Fixed Media (4-Kanal) Sprecher: Jacqueline Bastek, Clara Gerwohlt, Benjamin Grau, Pablo Konrad, Jens Eike Krüger, Philipp Lack, Inês Pizarro, Maike Johanna Reuter, Michael Zier Damian T. Dziwis *1986 Die Gruppensitzung (2017) Fixed Media (4-Kanal) Sprecher: Siri, Alexa, Cortana und Damian T. Dziwis Niclas Thobaben *1996 And the Reason is … (2017) Fixed Media (2-Kanal) Ende gegen 21:20 ACHT BRÜCKEN gemeinsam mit der Hochschule für Musik und Tanz Köln 17 ZU DEN WERKEN Duoni Liu: Verhör (2017) Verhör ist eine Collage aus komponierten Dialogen zwischen Amanda Knox, Steven Avery und Brendan Dassey, Musikausschnitten sowie dem Original Verhörvideo Dasseys. Es befasst sich mit der bewussten und unbewussten Manipulation von Gehörtem. Duoni Liu Philip Lack: Gemüt und Geist (2017) Hörspiel über Religion im Pluralismus. Philip Lack Benjamin Grau: GvEeSrPwRiArErCtHeE (2017) 1. Wann bist du verwirrt? 2. Aus welchen Gründen? 3. Gibt es gesellschaftliche Ursachen? 4. Welche Vorgänge finden dabei in deinem Inneren statt? 5. Wie fühlst du dich in diesem Zustand? 6. Wie kann man Verwirrung vermeiden? Benjamin Grau Damian T. Dziwis: Die Gruppensitzung (2017) Die Gruppensitzung ist eine fiktive Aufnahme einer Gruppentherapiesitzung auf Basis von Gesprächsprotokollen der psychotherapeutischen künstlichen Intelligenz ELIZA (*1966) und der vorkommenden Protagonisten. Damian T. Dziwis 18 Niclas Thobaben: And the Reason is … (2017) And he can see no reason ’Cause there are no reasons What reason do you need to be sure tell me why – I don’t like Mondays. (The Boomtown Rats, 1979) 19 BIOGRAPHIEN Duoni Liu Duoni Liu, geboren 1989, ist Komponistin, Media Künstlerin, Instrumentalistin und Performerin aus Shanghai. Sie ist in ihrer Arbeit fokussiert auf die Faszination des Verwischens der Grenzen zwischen dem eigentlichen klanglichen Inhalt der Musik und dem, was der Hörer wahrnimmt – Realität vs Wahrnehmung. Philipp Lack Philipp Lack, geboren 1985, erhielt eine klassische Ausbildung am Klavier. Er sammelte viele Erfahrungen im Schauspiel, wobei er sowohl als Darsteller wie als Musiker auftrat. Sein Interesse gilt u. a. Programmier-Sprachen für Musik. Manchmal tritt er als Mitglied des Extra-Chores in der Oper Köln auf. Benjamin Grau Benjamin Grau, geboren 1987 in Hamburg, lebt in Köln, ist Musiker und Komponist. Seine künstlerisches Schaffen lässt sich nicht auf bestimmte Disziplinen oder Stile reduzieren. Selbst sagt er: »Musik muss halt ballern!« Damian T. Dziwis Damian T. Dziwis wurde 1986 in Königshütte geboren. Der in Düsseldorf lebende Komponist und Ingenieur erschafft einen Großteil seiner transmedialen Werke durch generative Algorithmen und künstliche Intelligenz. 20 Niclas Thobaben Niclas Thobaben, geboren 1996, studiert seit 2014 im Studio für Elektronische Musik. Sein Schaffen ist geprägt von der Auseinandersetzung mit Überschneidungen und Grenzen verschiedenster Genres im Kontext von Pop- und Populärkultur und zeitgenössischer Kunstmusik. Er bewegt sich damit frei in der Grauzone zwischen U- und E-Musik. 21 Fr 28. April 21:30 LANXESS Tower, 19. Etage »Je t’aime« – Versprechungen in der Popmusik Ferdinger | DJ Marcel Schmidt | Klangregie Michael Beil | Künstlerische Leitung Popmusik aus dem letzten und aktuellen Jahrhundert Zusammengestellt von Studierenden am Studio für Elektronische Musik der Hochschule für Musik und Tanz Köln Ende gegen 23:00 ACHT BRÜCKEN gemeinsam mit der Hochschule für Musik und Tanz Köln 22 BIOGRAPHIE Ferdinger Ferdinand Grätz aka Ferdinger ist ein Kölner DJ, Techno-Produzent und Live-Act. Obwohl er stark von der Electronica-Szene Berlins und Großbritanniens der letzten drei Jahrzehnte beeinflusst wurde, reichen seine Interessen und musikalischen Vorlieben doch weit darüber hinaus. In einer eher eklektischen Weise, ohne sich jedoch darauf zu beschränken, schließt dies Hip-Hop, Krautrock und traditionelle afrikanische Musik ebenso mit ein wie die Kompositionen von Künstlern wie Morton Feldman und Bernhard Lang. Ferdinger pflegt außerdem eine anhaltende Obsession für spanische und orientalische Fließenmuster, die auch seine musikalische Arbeit beeinflussen, wenn auch in einem eher abstrakten Sinne. Als DJ und in seinen eigenen Produktionen ist Ferdinger stets bestrebt, musikalische Objekte zu erschaffen, die als Mikrokosmos betrachtet werden können: Hypnotisierende Sphären minimalistischer, aber dynamisch balancierter Grooves und sich unablässig entwickelnder Loops. Sein selbstgesetztes Ziel ist es, Platten zu kreieren, die um Wiederholungen kreisen, ohne jemals monoton zu klingen. Dazu fokussiert er eine sich erweiternde Rhythmik und formale Strukturen der Tracks, während er zugleich einzigartige Klangfarben erschafft und ein ausgedehntes, selbständiges musikalisches Universum erfindet. 23 Michael Beil Künstlerische Leitung Michael Beil studierte in Stuttgart Klavier, Musiktheorie und Komposition. Ab 1996 unterrichtete er in Berlin Musiktheorie und Komposition als Leiter der Abteilungen für Neue Musik und Studienvorbereitung an den Musikschulen in Kreuzberg und Neukölln. Im Jahr 2000 gründete Michael Beil zusammen mit Stephan Winkler die Gruppe Skart zur Konzeption von Konzerten mit intermedialen Inhalten und organisierte zwischen 2000 und 2007 eine Reihe von Skart-Konzerten. In dieser Zeit übernahm Michael Beil außerdem die künstlerische Leitung des Festivals Klangwerkstatt. Neben zahlreichen Aufträgen erhielt Michael Beil eine Auszeichnung im Kompositionswettbewerb Camillo Togni in Brescia, Stipendien für die Cité des Arts in Paris, für das Künstlerhaus Wiepersdorf und das Heinrich-Gartentor-Stipendium für Videokunst in Thun. Michael Beil wurde 2007 an die Hochschule für Musik und Tanz Köln als Professor für elektronische Komposition berufen und leitet dort das Studio für Elektronische Musik. 24 ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln-Vorschau 22:00 ACHT BRÜCKEN Festivalzelt Sa 29. April ACHTBRÜCKEN Lounge Project Stix 20:00 Kölner Philharmonie Johannes Wippermann | Vibraphon, Marimbaphon u. a. Simon Bernstein | Vibraphon, Percussion Aron Leijendeckers | Multi Percussion Slavik Stakhov | Percussion, Drums Musik der Zeit Andreas Mildner | Harfe Iris Vermillion | Mezzosopran Topi Lehtipuu | Tenor Matthias Brandt | Sprecher Paulo Álvares | Klavier Swingjac | DJ WDR Rundfunkchor Köln Robert Blank | Einstudierung Die ACHT BRÜCKEN Lounge wird ermöglicht durch den SpezialchemieKonzern LANXESS. WDR Sinfonieorchester Köln Peter Eötvös | Dirigent So 30. April Mariano Chiacchiarini | Dirigent, Choreinstudierung 12:30 Kölner Philharmonie Luciano Berio Chemins I (sur Sequenza II) (1964 – 65) ACHT BRÜCKEN Lunch Unsuk Chin im Gespräch mit Louwrens Langevoort Peter Eötvös Halleluja – Oratorium balbulum (2015) vier Fragmente für Mezzosopran, Tenor, Erzähler, Chor und Orchester Original ungarischer Text von Péter Esterházy, Deutsche Übersetzung: György Buda Kompositionsauftrag der Salzburger Festspiele und des Wiener Konzerthauses gemeinsam mit Wien Modern, unterstützt von der Ernst von Siemens Musikstiftung, dem Müpa Budapest – Palast der Künste, dem WDR und ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln, der Tonhalle-Gesellschaft Zürich und dem Sydney Symphony Orchestra Deutsche Erstaufführung Louwrens Langevoort | Moderation Unsuk Chin | Komponistin Die Porträtkomponistin des diesjährigen Festivals spricht mit dem Gesamtleiter von ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln und Intendanten der Kölner Philharmonie über ihre Arbeit. 13 ihrer Werke werden von Klangkörpern der Extraklasse und namhaften Interpreten während des Festivals aufgeführt. ACHT BRÜCKEN Lunch wird ermöglicht durch die Sparkasse KölnBonn. Ort: Foyer Charles Ives Sinfonie Nr. 4 (um 1912 – 25) für Klavier, Orchester und gemischten Chor ACHT BRÜCKEN 19:00 Uhr, Konzertsaal: Einführung ins Konzert durch Michael Struck-Schloen mit Andreas Mildner und Peter Eötvös Westdeutscher Rundfunk 25 16:00 und 21:00 Theater im Bauturm – Freies Schauspiel Köln 18:00 Kölner Philharmonie Christian Schmitt | Orgel Wu Wei | Sheng Ensemble de Théâtre Musical der Hochschule der Künste Bern Bamberger Symphoniker – Bayerische Staatsphilharmonie Jakub Hrůša | Dirigent Shuyue Zhao | Sprecherin Noémie Brun | Sprecherin Samuel Cosandey | Sprecher Katelyn King | Sprecherin Marie Delprat | Sprecherin Mathilde Bernard | Sprecherin Chloé Bieri | Sopran Roman Bayani | Schlagzeug Unsuk Chin Šu (2009) Konzert für Sheng und Orchester Toshio Hosokawa »Umarmung«- Licht und Schatten (2016) für Orgel und Orchester Kompositionsauftrag der Bamberger Symphoniker, Kölner Philharmonie (KölnMusik), Philharmonie Luxembourg & Orchestre Philharmonique du Luxembourg und der Wiener Konzerthausgesellschaft, gefördert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung Uraufführung Pierre Sublet | Regie Yesid Fonseca Aranda | Assistenz Diana Ammann | Kostüme Hans Wüthrich Das Glashaus (1974 – 75) für sechs Sprecher, Sopran, Schlagzeug und Tonband Medienpartner choices ACHT BRÜCKEN gemeinsam mit der Hochschule der Künste Bern Johannes Brahms Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98 (1884 – 85) Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und unterstützt durch das Architekturbüro Kottmair. 17:00 Uhr, Empore: Einführung in das Konzert durch Stefan Fricke ACHT BRÜCKEN gemeinsam mit KölnMusik 26 Träger ACHT BRÜCKEN-Hotline 0221 280 281 achtbruecken.de Informationen und Tickets zu allen Veranstaltungen des Festivals Kulturpartner des Festivals ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln ist ein Festival der ACHTBRÜCKEN GmbH Künstlerische Leitung Louwrens Langevoort Daniel Mennicken Dr. Hermann-Christoph Müller Thomas Oesterdiekhoff Andrea Zschunke Herausgeber ACHTBRÜCKEN GmbH Bischofsgartenstraße 1, 50667 Köln V.i.S.d.P. Louwrens Langevoort, Gesamtleiter und Geschäftsführer der ACHTBRÜCKEN GmbH und Intendant der Kölner Philharmonie Redaktion Sebastian Loelgen Textnachweis Der Text von Stefan Fricke ist ein Original­­­beitrag für dieses Heft. Gesamtherstellung adHOC ­Printproduktion GmbH