rbb Praxis - Das Gesundheitsmagazin

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rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte!
Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und
haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu
unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen.
Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde
zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei.
Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio
kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten.
Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an:
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Redaktion rbb PRAXIS
Masurenallee 8-14, 14057 Berlin
rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin
am 06.05.2015, 20.15 – 21.45 Uhr
Wunderwerk Knie
Erst wenn unsere Gelenke schmerzen, merken wir, wie abhängig wir von ihnen sind.
Hände, Knie oder Hüften – immer häufiger brauchen wir medizinische Hilfe, um unser
mobiles Leben gestalten zu können - bis hin zum Gelenkersatz.
Das Kniegelenk ist ein Wunderwerk der Natur. Kurzzeitig wirken Kräfte von anderthalb
bis zwei Tonnen auf dem Gelenk, das entspricht dem Gewicht eines großen
Familienautos. Im Alltag hat das Kniegelenk allerhand auszuhalten. Pro Jahr wird es
ungefähr eine Million Mal gebeugt und gestreckt. Hochgerechnet auf das gesamte Leben
macht das 60 bis 70 Millionen Beugungen und Streckungen aus.
Das Kniegelenk ist das größte und am meisten beanspruchte Gelenk im Körper, ein
sogenanntes Dreh-Gleitgelenk. Es verbindet die beiden längsten Knochen des
menschlichen Körpers, den Oberschenkelknochen (Femur) mit dem
Unterschenkelknochen (Tibia) wie ein Scharnier und ermöglicht neben der Beugung,
Strecken sogar auch die Drehung. Doch der kugelige Kopf des Femurs und die
plateauförmige Gelenkfläche der Tibia passen nicht exakt zusammen. Um das Gelenk
stabil zu führen, sind zahlreiche Bänder (vorderes und hinteres Kreuzband sowie inneres
und äußeres Seitenband) sowie jeweils zwei halbmondförmige Knorpelscheiben
(Menisken) als Stoßdämpfer vonnöten. Die Kniescheibe schützt das Gelenk und lenkt die
Kräfte vom Oberschenkel auf den Unterschenkel um.
Doch das Knie ist anfällig beispielsweise für Arthrose; etwa fünf Millionen Menschen
leiden unter den Verschleißerscheinungen. Die Beschwerden sind immer ähnlich: Das
Knie wird heiß, schwillt an und tut weh, egal ob man sich anzieht, sitzt oder spazieren
geht. An Sport ist nicht zu denken. Irgendwann geht sogar bei alltäglichen Bewegungen
nichts mehr ohne Krücken, das Kniegelenk ist permanent gereizt, die Bänder instabil.
Häufig beginnt die schleichende Abnutzung des Knorpels schon im Alter von Mitte 30.
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Auf dem Röntgenbild zeigen sich typischerweise Knorpelschäden an den Gelenkköpfen
und der Rückseite der Kniescheibe. Der Gelenkspalt zwischen Oberschenkelknochen und
Schienbein ist verringert. Schreitet der Verschleiß weiter fort, bringen nicht-operative
Therapien keine Linderung mehr, es hilft nur noch ein Knie-Ersatz. Mittlerweile bieten
Hersteller alle möglichen Varianten von Prothesen. Es gibt Voll- und Teilprothesen.
Prinzipiell unterscheiden Ärzte drei Formen:
1. Bicondyläre ungekoppelte Kniegelenks-TEP-Implantation mit und ohne
Patellarückflächenersatz: Sie ist die häufigste Endoprothese. Bei der Operation
setzen die Ärzte auf beiden Seiten der Gelenkköpfe vom Oberschenkelknochen
und vom Schienbein Metallteile auf. Um die Prothese zu befestigen, müssen
dafür größere Teile der Knochen weggesägt werden. Zwischen den
Edelmetallteilen liegt ein speziell geformtes Kunststoffteil. Es ermöglicht das
Beugen und Strecken des Knies, ohne dass das Oberschenkelteil wegrutscht. Die
Komponenten von Ober- und Unterschenkel sind „ungekoppelt“, also nicht
miteinander verbunden. Zusammengehalten wird das Knie durch die natürlichen
Seitenbänder.
2. Unicondyläre Kniegelenks-TEP-Implantation: Sie wird bei Männern und Frauen
implantiert, wenn die Rückseite der Kniescheibe intakt ist und es
Verschleißerscheinungen nur in einem inneren oder äußeren Gelenkspalt gibt. Da
diese Prothese aber bei bestimmten Arthroseschäden meist nicht ausreicht, wird
sie selten eingesetzt.
3. Bicondyläre gekoppelte Kniegelenks-TEP-Implantation mit und ohne
Patellarückflächenersatz: Sie kommt zum Einsatz, wenn das Knie instabil ist und
der natürliche Bandapparat zerstört ist. Bei diesem Modell werden die
Komponenten von Oberschenkel und Schienbein miteinander verkoppelt, so dass
ein Scharnier entsteht. Da in diesen Fällen häufig auch die beteiligten Knochen
stark geschädigt sind, werden die Teile außerdem mit langen Metallstielen in
Oberschenkelknochen und Schienbein verankert.
Gleichgültig, welches Modell implantiert wird, das Ziel ist immer gleich: eine
störungsfreie Funktion des Gelenkes. Damit die Beschwerden sich nach der Operation
wirklich bessern, muss die Prothese richtig sitzen. Denn nur, wenn das neue Gelenk
punktgenau eingesetzt ist, wird es die nächsten zehn bis 20 Jahre halten. Wenn jedoch
beispielsweise die Achsen von Schienbein und unterer Prothese voneinander abweichen,
entsteht seitlich am Prothesenschaft ein Spalt, der sogenannte Lockerungssaum. Die
Folge: Die Prothese wackelt und schmerzt bei jedem Schritt.
Sport mit Kunstgelenk
Bei vielen Menschen ermöglicht ein Implantat viele Jahre problemlose Bewegung und
sorgenfreie Mobilität. Denn die Implantation eines künstlichen Kniegelenkes zählt heute
zu den Routineeingriffen. Für viele Patienten verbessert sich nach der Operation die
Lebensqualität, sie können sogar wieder Sport treiben. Geeignet sind alle
gelenkschonenden Sportarten: Schwimmen, Spazierengehen, Radfahren und Skilanglauf.
Vermeiden sollten Sie dagegen Kontaktsportarten wie Fuß-, Hand- und Volleyball sowie
Skifahren.
Dennoch ist die Gefahr von Komplikationen nie ausgeschlossen. Die Risiken einer jeden
Operation sind Thrombosen, Infektionen, Embolien, Blutergüsse, Blutungen oder
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Nervenverletzungen. Eine andere Gefahr ist die Entzündung im Gelenk. Schleichen sich
beispielsweise während der Operation Keime in das Gelenk, kann sich eine Infektion über
das gesamte Kunstgelenk ausbreiten. Auch durch andere Infektionen im Körper können
Erreger über das Blut auf die Prothese streuen. So sind beispielsweise Zahneingriffe
oder Infektionen der Lunge und der Harnwege nicht selten Quellen für die
Protheseninfektion.
Vorsicht vor der Protheseninfektion
Bildet sich dann im Kunstgelenk eine Entzündung, verursacht sie immense Schmerzen
sowie Bewegungsstörungen. Auch lockert sich die Prothese schneller. Nicht selten muss
das Implantat in Gänze, meist aber nur einzelne Plastikteile ausgetauscht werden. Im
schlimmsten Fall droht die Amputation oder Versteifung.
Um einer Entzündung im Kniegelenk so schnell wie möglich auf die Schliche zu kommen,
führen Experten beispielsweise an der Berliner Charité zunächst eine
Kniegelenkspunktion durch und entnehmen dabei Flüssigkeit aus dem Gelenk. Im Labor
wird diese Gelenksflüssigkeit dann analysiert und die verursachenden Keime mittels
verschiedener Tests vermittelt. Prinzipiell können Experten rund 60 Prozent der Erreger
bestimmen und dann wirksam antibiotisch behandeln. Vielen kleinen Kliniken fehlt es
jedoch an der Expertise und dem Geld, um die verantwortlichen Keimspektren individuell
zu bestimmen.
Wird es versäumt, die Entzündung frühzeitig zu entdecken und gezielt zu therapieren,
können sich die Bakterien auf dem Implantat ansiedeln. Bleiben die Erreger so über
mehrere Wochen unbehelligt, bilden sie auf der Kniegelenksprothese einen hartnäckigen
Biofilm, der sie selbst vor einer Therapie schützt. Selbst mit wirksamen Antibiotika lässt
sich nun nichts mehr gegen die Keime im Gelenk ausrichten.
Therapeutische Spiegelung ohne Nutzen
Wenn das Knie abgenutzt ist und schmerzt, empfehlen Experten nicht selten auch ein
„Säubern des Gelenks“ mittels Kniespiegelung (Arthroskopie). Der Beratungsstelle der
Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) zufolge aber gibt es keinen
Beweis, dass diese therapeutische Spiegelung etwas bringt. Bekannt hingegen sind die
möglichen Nebenwirkungen. Bei einer Kniespiegelung seien das etwa Entzündungen des
Gelenks, Thrombosen oder Nervenschäden. Auch brauche man nach dem Eingriff einige
Zeit, um wieder normal laufen zu können.
Tatsächlich werden nach Berechnungen der Barmer-GEK Knie-Arthroskopien in
Deutschland jährlich über 100.000 Mal durchgeführt. Verschiedenen Studien zufolge
hatten Patienten nach der Spiegelung ebenso häufig Beschwerden wie Betroffene, die
keine solche Operation hatten. Das ergab eine Recherche des Instituts für Qualität und
Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Bevor Patienten sich für eine
Arthroskopie entscheiden, sollten sie daher ihren Arzt ausdrücklich nach dem Nutzen,
den Risiken und etwaigen Alternativen fragen. Bei Menschen mit Übergewicht zum
Beispiel gibt es Hinweise, dass Abnehmen zusammen mit Bewegungstherapie helfen
kann.
Im Studio:
Prof. Dr. med. Carsten Perka
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Klinik für Orthopädie
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Luisenstraße 65
10117 Berlin
Tel.: 030 - 450 515 062
E-Mail: [email protected]
www.cmsc-online.de
Im Beitrag:
PD Dr. Andrej Trampuz
Centrum Muskuloskeletale Chirurgie
Klinik für Orthopädie
Charité - Universitätsmedizin Berlin
Campus Mitte (CCM)
Chariteplatz 1
10117 Berlin
Weiterführende Informationen:
Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD)
www.patientenberatung.de
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
Im Mediapark 8 (KölnTurm)
50670 Köln
www.iqwig.de
Endoprothesenregister Deutschland:
http://www.eprd.de/
Buchtipp
Knie aktiv - 100 Übungen bei Arthrose und nach Gelenkersatz / Verletzungen /
Operationen
Joachim Merk, Thomas Horstmann
Hirzel Verlag (März 2013)
24,80 Euro
ISBN: 978-3-7776-1581-3
Hüftbeschwerden – muss es immer ein neues Gelenk sein?
Wenn die Hüfte schmerzt, steckt oft eine Arthrose dahinter. Die Abnutzung des Knorpels
ist der häufigste Grund für ein künstliches Hüftgelenk. Rund 200.000 Menschen
bekommen allein in Deutschland jährlich eine Hüftprothese. Doch es gibt auch andere
Ursachen, die zu chronischen Hüftbeschwerden führen können: angeborene
Hüftgelenksdeformationen, rheumatische Erkrankungen, stoffwechselbedingte
Durchblutungsstörungen, Entzündungen, Stoffwechselerkrankungen oder Unfälle.
Die Diagnose ist oft schwierig. Auch das so genannte Impingement wird nicht selten
verkannt. Impingement bedeutet „Einklemmung“. Eine Form dieser Einklemmung kann
entstehen durch eine knöcherne Vorwölbung am Oberschenkelhals. Durch diese sind
Bewegungen des Beins behindert und besonders Abspreizbewegung nur unter
Schmerzen möglich, sowie das Treppensteigen oder Bergaufgehen. Typischerweise
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strahlen dabei stechend Schmerzen in die Leiste aus. Nicht selten tritt das Impingement
bei jüngeren sportlichen Patienten auf. Die Folge ist dann eine lokal begrenzte Arthrose.
Sinnvoll ist bei dieser Fehlbildung am Oberschenkelknochen die Durchführung einer
Hüftgelenksarthroskopie. In den letzten fünf bis zehn Jahren hat sich dieser gezielte
Blick auf das Gelenk hierzulande immer weiter etabliert. Die Hüftgelenksspiegelung kann
helfen, eine große Operation zu umgehen. Dabei führt der Operateur ein
Spezialendoskop, das Arthroskop, über wenige kleine Schnitte ins Gelenk. Eine
Minikamera überträgt Bilder aus dem Inneren auf einen Bildschirm. Bei dem Eingriff wird
die Diagnose gesichert und gleichzeitig die Ursache und Folge des Impingements
behandelt. So können lose Knorpelstücke entfernt und auch die knöcherne Unebenheit
am Knochen als Ursache der Schmerzen abgefräst werden.
Am Knie oder der Schulter ist eine Gelenkspiegelung fast schon Routine. Die Spiegelung
des Hüftgelenks ist noch immer spezialisierten Zentren vorbehalten, unter anderem
deshalb, da der Zugang zum Gelenk besonders eng ist. Deshalb ist es in jedem Fall
empfehlenswert, sich an einen Arzt zu wenden, der bereits ausreichend Erfahrung mit
diesem Verfahren gesammelt hat: Mindestens 50 Arthroskopien der Hüfte jährlich sind
dabei ein guter Richtwert. Auch sollte man sich vor einer Arthroskopie eine zweite
Meinung einholen.
Ebenso etabliert hat sich bei der Behandlung der Folgen eines Impingement die
sogenannte Knorpeltherapie. Denn anders als beim normalen Verschleiß gibt es dabei
nur einen umschriebenen arthrotischen Defekt. Prinzipiell haben die chirurgischen
Verfahren wie zum Beispiel die Knorpelzelltransplantationen und
knochenmarkstimulierende Techniken in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung
gewonnen.
Neben der Beschwerdelinderung dient die Knorpelchirurgie beim Impingement aber vor
allem der Prävention von Arthrose. Denn viele der anfänglich klar umrissenen
Knorpelschäden weiten sich ohne Behandlung bald auf größere Knorpelflächen aus.
Wie sich Knorpeloperationen im Langzeitverlauf entwickeln, listet seit Oktober 2013 die
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) in einem weltweit
ersten Knorpelregister. Bereits erfasst sind mehr als 800 Operationsdaten nach
knorpelchirurgischen Eingriffen. Das Register verfolgt den Heilungsverlauf nach der
Operation über einen Zeitraum von fünf Jahren und ermöglicht die Zusammenführung
der Daten von bereits über 50 teilnehmenden Kliniken. Die sich daraus ergebende
umfangreiche Datenmenge erlaubt den Experten die präzise Beantwortung
wissenschaftlicher Fragen, den Vergleich verschiedener Operationstechniken und die
Auswertung von Komplikationen.
Vor Ort:
Oberarzt Dr. med. Gregor Möckel
Asklepios Klinik Birkenwerder
Fachklinik für Orthopädie & Unfallchirurgie, Diabetologie und Gefäßchirurgie
Hubertusstraße 12-22
16547 Birkenwerder
Tel.: 03303 - 522-0
Terminvergabe Spezialsprechstunde Arthroskopie:
Tel.: 03303 - 522-555
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E-Mail: [email protected]
www.asklepios.com/birkenwerder
Infobroschüre der Klinik zur Hüftgelenksarthroskopie:
http://www.asklepios.com/Upload/birkenwerder_ask_hueftgelenk_6892.pdf
Weiterführende Adressen:
Knorpelregister
Orthopädie und Unfallchirurgie
Studienzentrum des Universitätsklinikum Freiburg
Hugstetter Str. 55
79106 Freiburg i. Br.
Tel.: 0761 – 27 02 76 30
Die Gelenk-Detektive – Was hilft wirklich?
Entlastet Nordic Walking die Gelenke wirklich? Wie wirkt sich die Dämpfung eines
modernen Sportschuhs aus? Welche Reibung, Kraft und Temperaturen beeinflussen die
Gelenke und wie? Wissenschaftler des Berliner Julius Wolff Instituts gehen Fragen wie
diesen nach – und forschen weltweit bisher als einzige Institution danach, welche
Materialien, Bewegungen, Sportarten oder welches Schuhwerk die menschlichen
Gelenke belasten.
Um nachzuvollziehen, was beispielsweise in einem Kniegelenk passiert, pflanzen sie
freiwilligen Studienprobanden eine Messsonde in deren künstliches Kniegelenk ein. Das
Implantat sendet dann wichtige Daten direkt aus dem Inneren des Körpers per Funk auf
die Rechner der Wissenschaftler.
Diese erstmals gesicherten Forschungsergebnisse direkt aus dem Innern des Körpers
haben nicht nur für die Wissenschaftler einen immensen Wert. Auch Patienten mit
Kniegelenksarthrose profitieren von den echten Daten. Die Ergebnisse lassen sich für
die Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten nutzen.
Was die Wissenschaftler bisher gemessen haben, ist erstaunlich: So müssen die Gelenke
des menschlichen Körpers doppelt so viel aushalten als bisher vermutet.
Untersuchungen zeigen, dass während des Gehens das Zweieinhalbfache des
Körpergewichts auf das Knie wirkt. Bei einem Erwachsenen, der 100 Kilogramm schwer
ist, sind das immerhin 250 Kilogramm. Ähnliche Ergebnisse erwarten die Forscher
demnächst für die Belastungen von Schulter, Wirbelsäule und Hüfte.
Schon heute forscht man am Julius Wolff Institut auch an der Hüfte. Die bisherigen
Messergebnisse werden zur Folge haben, dass Hersteller von Hüftgelenken zukünftig
stabilere Implantate produzieren. In Deutschland werden jedes Jahr 200.000 künstliche
Hüftgelenke eingesetzt. Bisher konnte nur an Modellen simuliert werden, was sie im
Gelenk anrichten. Doch in der Praxis zeigt sich, dass die Reibung durch den künstlichen
Fremdkörper dreimal so hoch ist als bisher angenommen. Studien zufolge gibt es einen
relativ hohen Abrieb – und das Implantat versagt aufgrund des Abriebes früher. Eine
andere Erklärung für das häufige Versagen von Hüftgelenken ist, dass sich die
Gelenkpfanne innerhalb des Knochens früh löst.
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Doch nicht nur die Belastung auf die Gelenke selbst untersucht man am Berliner Institut.
Die Forscher prüfen auch, inwieweit verschiedene Hilfsmittel wie zum Beispiel
Gehstützen die Gelenke entlasten. Bisher ging man davon aus, dass sie etwa nach einer
Hüft-OP postoperativ die Belastung um etwa 50 Prozent reduzieren können, dass durch
die Gehstützen also etwa die Hälfte weniger Gewicht auf dem Gelenk lagert. Die Arbeiten
am Julius Wolff Institut zeigen nun aber: Bei jungen und aktiven Patienten werden die
Hüftgelenke gerade mal zu 20 Prozent entlastet.
Auch Schuhe mit Spezialsohlen haben messbar keinen entlastenden Effekt auf die
Gelenke. Die Experten vom Julius Wolff Institut empfehlen daher eher einfache Schuhe
mit einer glatten, ebenen Sohle als einen hochkomplizierten, gedämpften Sport- oder
Therapieschuh.
Ähnlich verhält es sich mit Nordic Walking: Glaubte man bisher, dass der Stockeinsatz
die Gelenke um ein Drittel entlastet, zeigen die Messungen des Instituts mitunter gar
keine Entlastung für das Kniegelenk. Auch zukünftig werden Wissenschaftler so
manchen Mythos entlarven. Und zum Beispiel klären, ob Wassergymnastik wirklich
Gelenk schonend wirkt.
Im Studio:
Dr. Detlef Kaleth (Akupunktur)
Orthopädie und Unfallchirurgie
Bismarckstr. 95/96
10625 Berlin Charlottenburg
Terminvereinbarung
Tel.: 030 – 801 051 50
Im Beitrag:
Dr. Philipp Damm
Julius Wolff Institut
Charité - Universitätsmedizin Berlin
Campus - Virchow Klinikum
Besucheradresse:
Föhrer Straße 15
13353 Berlin
Institutsgebäude Süd
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
Tel: 030 - 450 559 048
Email: [email protected]
www.julius-wolff-institut.de
Dr. Christian Baum
Chirurgie, Orthopädie
Facharztzentrum in Tegel
Schloßstraße 5
13507 Berlin
Tel.: 030 – 433 60 15
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Volksleiden Rheuma
Über Rheuma gibt es viele falsche Vorstellungen: Zum Beispiel, dass es nur ältere
Frauen trifft. Doch Rheuma kann sogar schon im Kindesalter auftreten. Neue
Erkenntnisse gibt es auch zur Bedeutung der Ernährung: Ernährungsmediziner und
naturheilkundlich orientierte Ärzte zeigen, dass Heilfasten bei Rheumatikern
schmerzlindernd wirkt.
Die rheumatoide Arthritis (RA) ist die häufigste Form der entzündlich-rheumatischen
Erkrankungen. Die chronisch verlaufende Autoimmunerkrankung führt zu einer
aggressiven Entzündung in den Gelenken, später auch in den Sehnen, Sehnenscheiden,
Muskeln, Augen und den inneren Organen. Langfristig zerstört sie den Knorpel und die
Knochen. Betroffene leiden unter starken Schmerzen, meist verformen sich auch die
Gelenke. Deutschlandweit haben etwa 500.000 Menschen eine rheumatoide Arthritis,
Frauen etwa dreimal so oft wie Männer. Meist tritt die Erkrankung erstmalig zwischen
dem 40. und 50. Lebensjahr auf.
Die ersten Anzeichen sind schmerzende, geschwollene Finger- und Handgelenke – meist
machen sie sich morgens bemerkbar. Betroffene können die Zahnpasta-Tube nicht mehr
öffnen, andere alltägliche Bewegungen wie das Greifen oder Schreiben fallen schwer.
Langfristig zerstört die chronische Entzündung den Knorpel und die Knochen. Da die
rheumatische Erkrankung heute meist frühzeitig diagnostiziert und behandelt wird,
gehören die Spätstadien mit starken Zerstörungen der Gelenke heute aber meist der
Vergangenheit an. Betroffene sind aber zudem anfälliger für Erkrankungen wie
Arterienverkalkung, Knochenschwund oder Lungenfibrose.
Die Diagnose sollte so früh wie möglich gestellt werden
Um die bleibenden Schäden möglichst gering zu halten, müssen Experten die Krankheit
so früh wie möglich erkennen und behandeln. Oft passiert das allerdings nicht, die
Patienten laufen jahrelang von Arzt zu Arzt. Erste Hinweise liefert neben den
Beschwerden die Blutuntersuchung. Zum Basis-Check sollten unter anderem folgende
Parameter gehören: Entzündungswerte wie CRP und Blutsenkung (BSG), Rheuma-Faktor
(RF), CCP-Antikörper (ein weiterer „Rheuma-Wert“), Harnsäure (als Hinweis auf Gicht).
Doch auch wenn der Rheumafaktor" (RF) im Blut nicht nachweisbar ist, schließt das die
Erkrankung nicht aus. Ein Hinweis auf eine rheumatische Ursache der Beschwerden
kann zudem der sogenannte „Gaenslen-Griff“ sein: Ein kurzer, fester Händedruck ruft
bei den Betroffenen Schmerzen hervor.
Je nachdem, wie die ersten Ergebnisse ausfallen, können weitere bildgebende Verfahren
ergänzt werden, wie eine Kernspintomographie, eine Knochenszintigraphie oder auch
ein Rheuma-Scan. Diese High-Tech-Entwicklung von Ingenieuren aus Berlin-Mitte kommt
bereits in etwa 40 Krankenhäusern und Praxen in Deutschland zum Einsatz. Für die
Untersuchung injiziert der Arzt dem Patienten einen speziellen Farbstoff in die Vene.
Die Flüssigkeit fließt durch die Blutgefäße, verteilt sich im Körper und auch in die Hände
und Finger. Nun misst die Kamera die Durchblutung der Gelenke: In entzündeten
Bereichen ist die Durchblutung stark erhöht und damit mehr Blut vorhanden. Mehr Blut
bedeutet wiederum, dass dort mehr Farbmoleküle angeschwemmt werden. Diese
reflektieren das Licht. Gelbe, orange oder rote Flecken auf dem Farbscanner zeigen viel
Farbstoff an und damit entzündete Stellen an. Grüne und blaue Regionen signalisieren
hingegen eine geringere Durchblutung und keine Entzündung. Dieses schonende HighTech-Verfahren wird jedoch von den meisten Krankenkassen noch nicht bezahlt.
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Die Therapie ist vielschichtig
Schlägt eine Therapie nicht an, sollten die behandelnden Ärzte möglichst rasch eine
andere verordnen. Im 19. und 20. Jahrhundert stellte vor allem die Acetylsalicylsäure
eine wichtige Säule in der RA-Therapie dar. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen die
Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac und Ibuprofen hinzu. Die
verfügbaren Medikamente lindern zwar die Schmerzen. Aufhalten konnten sie die RA
jedoch nicht. So drohte den Betroffenen jahrzehntelang ein „unabänderliches
Schicksal“, ihre Krankheit galt als zerstörerisch und schnell fortschreitend.
Erst mit den synthetischen DMARDs (Disease-Modifying Antirheumatic Drugs) gelang es
den Ärzten, die Schmerzen zu lindern und die Gelenkschwellung zu mindern. Erstmals
konnten sie auch verhindern, dass die Krankheit weiter fortschritt. Allerdings wirken die
DMARDs erst nach Wochen oder Monaten. Bis heute werden sie als Basismedikation
langfristig eingesetzt. Die medikamentöse Standardtherapie ist zudem bis heute:
Methodrexat, kurz MTX und Cortison zur Eindämmung der akuten Entzündung.
Außerdem bekommen einige Patienten Zusatztherapien wie zum Beispiel eine mehrminütige Bewegung in der Kältekammer bei minus über 100 Grad oder Ergotherapie. Sie
verschaffen ebenso Linderung wie gezielte Bewegungstherapie oder eine sanfte
Strombehandlung.
Seit einigen Jahren gibt es außerdem Medikamente, die in die fehlgesteuerte
Immunreaktion des Körpers gezielt eingreifen und diese hemmen. Biologika sind eine
neue und zunehmend wichtige Medikamentenklasse. Die Medikamente sollen den
Krankheitsprozess im Gelenk frühzeitig stoppen. Die biopharmazeutischen Wirkstoffe
stammen von organischen Zellen wie beispielweise Hefe- oder Bakterienzellen ab, deren
Gene für die Produktion der gewünschten Wirkstoffe verändert wurden. Alle
Biotherapeutika müssen direkt in die Blutbahn gespritzt oder infundiert werden.
Angriffsziel im Körper ist das sogenannte TNF-alpha, eine körpereigene Substanz. Sie
lockt bei Rheumakranken irrtümlich Immunzellen zur Gelenkinnenhaut, die dann das
eigene gesunde Gewebe attackieren und so eine Entzündung verursachen. Die Biologika
legen das TNF-alpha also lahm, sie blockieren den Signalgeber und verhindern, dass er
sich an den Rezeptor der Zelle anheften kann. Die Entzündung wird so gestoppt.
Nachteil der innovativen Medikamente: Sie sind extrem teuer und können zahlreiche
Nebenwirkungen haben.
Alternative Heilmethoden bei Gelenkbeschwerden
Moderne Medikamente verhindern heutzutage weitgehend Spätfolgen von
Gelenkproblemen, wie knotige und verformte Finger. Doch trotzdem suchen Ärzte und
auch viele Betroffene selbst weiter nach ergänzenden Verfahren, auch um die
Medikamentendosis so gering wie möglich zu halten. Die Naturheilkunde bietet dabei
einen Weg: Tatsächlich erzielen manche Betroffene mit Fasten oder der so genannten
Kältekammer erstaunliche Erfolge. Zu den klassischen Naturheilverfahren gehören
unter anderem Wasseranwendungen, Bewegung, der Einsatz von Wärme und Kälte. Oft
ergänzen diese Elemente die so genannte Schulmedizin, können sie aber auch ersetzen.
Ein gutes Beispiel ist die Kältekammer. Durch die Kälte ziehen sich die Gefäße
zusammen, die Durchblutung wird kurzfristig vermindert und der Stoffwechsel
gedrosselt. Anschließend kurbelt der Körper die Durchblutung und damit auch den
Stoffwechsel verstärkt an. Die Kälte reizt Haut und Gefäße also sehr intensiv und setzt
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dadurch im Körper zahlreiche schmerz- und entzündungshemmende Mechanismen in
Gang. Diese Wirkung machen sich die Therapeuten auch bei anderen Beschwerden wie
Arthrose, chronischen Schmerzen oder Atemwegserkrankungen zunutze. Die Kassen
tragen die Kosten im Rahmen eines stationären Aufenthalts, ambulante Patienten
müssen die Behandlungen zumeist aus eigener Tasche bezahlen.
Heilsam ist zudem das Fasten – weil es die chronische Entzündung zurückdrängt. Durch
das Fasten wird Fett abgebaut und dabei Hormone ausgeschüttet. Diese Hormone haben
eine entzündungshemmende Wirkung. Das wirkt sich positiv im ganzen Körper aus, auch
auf die Gelenke. Im Gegensatz dazu fördert Fettgewebe Entzündungen. Dies ist ein
Grund dafür, dass Menschen mit Übergewicht eher Gelenkbeschwerden entwickeln als
schlankere. Wichtig ist jedoch: Heilfasten ist keine Diät, denn Abnehmen ist beim Fasten
nicht das primäre Ziel.
Rheuma kann schon Kinder treffen
Allein in Deutschland erkranken rund 40.000 Kinder an entzündlich-rheumatischen
Erkrankungen. Die meisten Erkrankungen haben keine klare Ursache, verlaufen mild und
verschwinden bei neun von zehn Kindern innerhalb von Tagen, Wochen oder Monaten
ohne dauerhafte Schäden. Bei zehn bis 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen
rechnen Experten jedoch mit einem chronischen Verlauf. Bei der chronischen
Gelenkentzündung sprechen Experten von der sogenannten „juvenilen Arthritis“.
Geschätzt wird bundesweit derzeit mit etwa 15.000 Betroffenen gerechnet. Welche
Verläufe chronisch verlaufen, können selbst Spezialisten nicht vorhersehen. Sie gehen
von einer großen Dunkelziffer aus.
Das kindliche Rheuma unterscheidet sich von den erwachsenen Formen sowohl im
Krankheitsbild, der Diagnose, dem Verlauf und den Behandlungsmöglichkeiten. Ähnlich
aber ist: Je früher die Ärzte die Diagnose stellen, desto größer ist die Chance, die
Krankheit zur Ruhe zu bringen und langfristig zu besiegen.
Beschwerden der juvenilen Arthritis
Die juvenile Arthritis äußert sich meist zuerst in Gelenkbeschwerden. Häufig kommen
noch eine Schwellung, Überwärmung und Bewegungseinschränkung des betroffenen
Gelenks hinzu. Wie auch bei Erwachsenen können eine gewisse Morgensteifigkeit,
Anlaufschmerzen nach dem Aufstehen und längerem Sitzen oder Schonhinken erste
Anzeichen für eine chronische Entzündung sein. Anders als bei älteren Patienten weisen
auch unspezifische Hinweise auf ein kindliches Gelenkrheuma hin. Das kann zum Beispiel
eine Verhaltensänderung sein, die Betroffenen wollen dann zum Beispiel nicht mehr
laufen oder toben. Oft entwickeln sie auch Fieber, Hautausschläge oder
Augenentzündungen.
Besteht der Verdacht auf eine juvenile Arthritis, sollten Eltern umgehend einen
Spezialisten aufsuchen. Der Grund: Es gibt nicht den einen beweisenden Laborwert oder
den typischen Röntgenbefund zu Beginn der Erkrankung. Daher bedarf es einiger
klinischer Erfahrung, um das kindliche Rheuma zu ermitteln. Der Experte stellt die
Diagnose aus einer Reihe von Anzeichen wie der Krankengeschichte sowie
verschiedenen klinischen, laborchemischen, röntgenologischen und weiteren
Untersuchungsbefunden.
Im Studio (Rheuma):
Dr. Annett Voigt
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Rheumatologin
Immanuel Krankenhaus Berlin-Buch
Lindenberger Weg 19
13125 Berlin-Buch
Tel.: 030 – 94 792-301
Im Beitrag (Naturheilkunde):
Prof. Dr. med. Andreas Michalsen
Chefarzt/ Stiftungsprofessur für klinische Naturheilkunde
Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und
Gesundheitsökonomie Charité Berlin
Abteilung Naturheilkunde
Königstraße 63
14109 Berlin
Tel.: 030 - 805 05 695
E-Mail: [email protected]
Prof. Dr. med. Andreas Krause
Ärztlicher Direktor und Chefarzt
Abteilung Rheumatologie und Klinische Immunologie
Königstr. 63 14109
Berlin-Wannsee
Tel.: 030 - 80505-0
E-Mail: [email protected]
http://berlin.immanuel.de/abteilungen/innere-medizin-rheumatologie-und-klinischeimmunologie/home/
Linktipps:
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e. V.
Sekretariat
Maximilianstr. 14
53111 Bonn
Tel.: 0228 - 766 06 0
www.rheuma-liga.de
Internet-Adressen:
www.rheuma-online.de
Ärzte für Naturheilverfahren (Arztsuche auf der Seite des Zentralverbandes der Ärzte
für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin e.V.
http://www.zaen.org/aerzte.html
RBB
„rbb Praxis“
Masurenallee 8 –14
14057 Berlin
www.rbb-praxis.de
Redaktion:
Redaktionsassistenz:
Moderation:
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Stand der Information:
Kristina Henss
Christine Salminger
Raiko Thal
Beate Wagner
06.05.2015
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