Gemüsehelden. Ein Kinderspiel

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7. Purzelbaum-Tagung
bewegen – schmecken – die Welt entdecken:
spielend Erfahrungsschätze sammeln
Samstag, 21. November 2015
Pädagogische Hochschule FHNW, Campus Brugg-Windisch
Gemüsehelden. Ein Kinderspiel
Mit dem Essen spielt man nicht – ein häufig gehörter Erziehungsleitsatz. Der Workshop widerspricht dieser
Maxime und zeigt: Lustvolles, kreatives Spiel mit dem Essen weckt Fantasie und Neugier und schafft einen
neuen, emotionalen Zugang zu Lebensmitteln. Das ist spielerische Gesundheitsförderung, ganz ohne Zeigefinger. Ausgehend von den Begriffen Personifikation, Interaktion und Identifikation gestalten die Teilnehmenden
Gemüsefiguren, entwickeln eigene Geschichten und ernten konkrete Ideen für den Unterricht mit 5- bis 9Jährigen.
Workshop-Leitung:
Lea Guidon, Ernährungspädagogin, Ernährungspsychologische Beraterin IKP, Kindergärtnerin und Kinderbuchautorin, Aarau. Mehr Infos unter www.optiweight.ch
Lea Guidon | optiweight.ch
1
Workshop-Programm
•
Gemüsehelden in Aktion (Tischtheater)
•
Grundgedanken zum Spiel mit Lebensmitteln
•
Figuren-Werkstatt (mit Gemüse)
•
eigene Geschichten erfinden und präsentieren
•
Hinweise zur praktischen Umsetzung und Weiterverarbeitung
•
Kurzlesung aus dem Buch der Gemüsehelden aus Grünland
2
Spielen mit Lebensmitteln
2.1
Voraussetzungen im Alltag
Die meisten Kinder sind keine Gemüsehelden. Während die Vorliebe für Süsses angeboren ist, stösst der eher
bittere Geschmack vieler Gemüsesorten auf Ablehnung. Dies ist ein von der Natur programmierter Schutzmechanismus: Bitterstoffe in der Natur können nämlich ein Hinweis auf Giftstoffe sein. Vielfältiges Essen will also
gelernt sein. Ein Kind muss ein von ihm abgelehntes Lebensmittel ca. 12mal probieren, bis es sich an den neuen Geschmack gewöhnt hat.
Tipps für mehr Lust auf Grünzeug:
•
Einbezug der Kinder (vom Einkauf übers Kochen bis zum Tischdecken und Aufräumen), sie selber zu-
•
Einblicke vermitteln in die Entstehung und die Herkunft von Lebensmitteln (Garten, Bauernhof, Produk-
bereiten und mithelfen lassen
tionsort)
•
das Essen soll farbig, knackig, fantasievoll, optisch ansprechend und mit allen Sinnen erfahrbar sein
sowie Spielen und Fabulieren ermöglichen
2.2
•
abgelehnte Lebensmittel immer wieder und in verschiedener Form anbieten
•
eigene Haltung bezgl. Essen reflektieren, als Erwachsene Vorbilder sein
Gemüse spielerisch entdecken
Die Verzweiflung vieler Eltern, deren Kinder kein oder fast kein Gemüse essen, hat mich als Ernährungspädagogin dazu motiviert, neue Wege zu finden, den Kindern das Grünzeug nahe zu bringen – ganz ohne Zeigefinger,
ohne Zwang und ohne das Wort gesund. Dieser Weg führt über das Spielen.
Noch immer hält sich die Maxime Mit dem Essen spielt man nicht in unserer Gesellschaft. Spielen bedeutet aber
nicht nur kindgerechtes Lernen, sondern ist die Lebensform des Kindes schlechthin. Warum also das Spielen
ausgerechnet beim Essen ausklammern?
Gemüse in Figuren zu verwandeln und damit zu spielen, ist zwar keine neue Idee, aber dennoch für viele Kinder
ungewohnt. Meine Erfahrung zeigt, dass die Kinder fasziniert und begeistert sind von dieser Art von Spielzeug
und von der anschliessenden Weiterverwertung. Auch die Eltern, entsprechend informiert, zeigen sich offen und
interessiert.
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Lea Guidon | optiweight.ch
Spielen mit dem Essen heisst in diesem Kontext sorgfältiger und wertschätzender Umgang mit Lebensmitteln.
Wir gestalten mit Hilfe von Bastelmaterial Figuren, verwenden sie im Spiel und verwandeln sie nachher in ein
leckeres Gericht oder einen Znüni.
2.3
Kinder und Früchte
Nicht selten sind Kinder auch in Bezug auf Obst kritische Esser. Es bietet sich deshalb an, den Kindern auch zu
Früchten einen sinnlichen, emotionalen Zugang im Spiel zu ermöglichen. Dadurch erweitert sich zum einen die
bunte Palette der Spielmöglichkeiten, zum andern wird die kindliche Offenheit für neue Geschmackserlebnisse
auch in diesem Bereich gefördert.
2.4
Theoretisches zum Figurenspiel
Die Verwandlung eines Gegenstandes in einen Spielpartner basiert in der Theorie auf folgenden Schritten: Personifikation – Interaktion – Identifikation.
Personifikation
Definition: etwas in Gestalt einer Person darstellen; vermenschlichen (Duden).
Der Gegenstand wird mit menschlichen Attributen ausgestattet und wird damit zur Figur.
Interaktion
Definition: aufeinander bezogenes Handeln zweier oder mehrerer Personen (Duden).
Die Figur kann kommunizieren, sich fortbewegen, in Aktion treten.
Identifikation
Definition: sich einfühlen, sich gleichsetzen, sich hineindenken, sich in
jemandes
Lage/Situation
versetzen,
nachempfinden,
nachvollziehen
[können] (Duden).
Die Figur wird zum Gegenüber, zum Spielpartner und ermöglicht eine
positive emotionale Auseinandersetzung.
So wird ein gewöhnlicher Lauchstängel, den das Kind vorher nicht kannte
oder der ihm nicht schmeckte, zum Freund. Das Kind erkennt diese Identifikationsfigur auch später in einem andern Zusammenhang wieder (im
Laden, in der Küche etc.) und erinnert sich an die damit verbundenen
positiven Erlebnisse. – Wie sich dies konkret auf das Essverhalten auswirkt, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Die lustvolle und kreative
Interaktion hat aber auf jeden Fall die Freude und Neugier im Umgang
mit einem vielleicht unbekannten oder ungeliebten Gemüse geweckt.
Foto: Lea Guidon
Die Kinder wollen zwar möglichst lange mit den Gemüsefiguren spielen, sind jedoch auch bereit, ihnen ihren
grössten Wunsch zu erfüllen: nämlich im Bauch der Kinder zu landen!
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Lea Guidon | optiweight.ch
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Basteln, spielen, weiterverarbeiten
3.1
Anregungen zum Basteln der Figuren
•
Bei der Auswahl der Figuren bzw. beim Einkauf bereits einplanen, was man anschliessend zubereiten
möchte (gewisse Lebensmittel eignen sich nur zum Rohessen, andere müssen gekocht werden); nach
Möglichkeit Saisonalität beachten
•
Nur Bastelmaterial verwenden, das man binden, wickeln oder stecken kann, z.B. Wolle, Schnur, Draht,
Filz, Pfeifenputzer, Holzperlen, Zahnstocher, Reissnägel, Aufkleber, Alufolie, Geschenkbänder, Geschenkpapier, Tortenpapier oder Naturmaterial wie Zapfen, Gewürznelken, Zimtstangen etc. (keinen
Leim und keine Farben verwenden)
3.2
Praktische Hinweise zum Figurenspiel
•
Spielflächen/Bühnen fürs Figurenspiel: Tische oder Stühle, gestaltet mit Tüchern, Schachteln, Naturmaterial etc. (je nach Schauplatz der Geschichte)
•
Sicherstellen, dass nach dem Spielen bzw. vor dem Weiterverwerten alles Bastelmaterial entfernt wird;
Gemüse und Früchte waschen
3.2
Ideen für die kulinarische Weiterverwendung der Figuren
•
Znüni-Buffet (für alle Lebensmittel, die man roh essen kann)
•
Saft-Bar (mit Saft-Maschine; Gemüsesäfte, evtl. kombiniert mit Fruchtsäften, z.B. Orange-Rüebli, Rotkohl-Apfel-Birne, Gurke-Melone, Sellerie-Rüebli-Trauben)
•
Gemüse-Stängeli mit Dips
•
Gemüse-Obst-Spiessli (evtl. ergänzt mit Brot- und Käsewürfel)
•
Gedämpftes Gemüse-Allerlei als Füllung für Strudel, Wähen, Pizzateig-Häppchen oder Mini-Pastetli
•
Blech-Omelette (siehe Rezept)
•
Gemüsesuppe (da passt fast alles rein!) mit Buechstäbli
•
Minestrone (siehe Rezept)
Und nachdem die Gemüse- und Früchtefiguren im Bauch der Kinder gelandet sind, werden die Geschichten in
ihren Köpfen weitergesponnen …
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Ravi & Oli in Grünland
4.1
Gemüse macht Spass – auch als Kinderbuch!
„Ravi & Oli in Grünland“ heisst das neue, farbig illustrierte Buch für
Kinder ab 6 Jahren, das 80 Seiten lang so richtig Lust auf knackiges
Gemüse macht: Ravi und Oli, die einzigen Überlebenden einer Büchse
Ravioli, landen ziemlich unsanft im Garten der alten Frau Grün. Dort
geht es wild und lustig zu und her, denn eine muntere GemüseTruppe hat das Sagen. Ravi und Oli sind neugierig – und beschliessen
auszubüxen. Die beiden Ravioli staunen nicht schlecht, als sie die
Gartenbewohner kennenlernen: Da sind drei Radieschen mit Wuschelfrisur, die ziemlich flink, aber auch vorlaut sind. Gunda Gurke
hingegen ist eine richtige Dame, nur leider immer etwas langsam
beim Versteckspiel. Unbestrittener Chef ist Karl Kohlrabi. Er sorgt mit
seiner lauten Stimme für Ordnung, wenn es sein muss. Als sich alle
miteinander angefreundet haben und mitten im schönsten Spiel sind,
taucht unverhofft der gefräßige Schneck-o-Schreck auf, der Erzfeind
aller Gemüse. Und der ist sehr hungrig…
Lea Guidon / Andreas Neeser, Ravi & Oli in Grünland, Orell Füssli Verlag, Zürich 2015;
ISBN: 978-3-280-03488-0; im Buchhandel erhältlich;
Informationen: www.optiweight.ch/kinderbuecher
4.2
Das essbare Tischtheater
Die Geschichte von Ravi und Oli gibt es auch als essbares Tischtheater mit Gemüsefiguren.
Idee, Konzept und Durchführung: Lea Guidon
Ein Video dazu finden Sie unter www.optiweight.ch > Ernährungspädagogik > Kursangebot
4.3
Geschichtengarten
Ab Januar 2016 kann im Rahmen des Programms von Kultur macht Schule Lea Guidons Geschichtengarten
gebucht werden – eine interaktive Lesung aus dem Kinderbuch «Ravi & Oli in Grünland», kombiniert mit einem
Stabfiguren-Workshop.
Geeignet für 1. bis 3. Primarschulklassen
Mehr Infos unter www.kulturmachtschule.ch > Angebote für Schulklassen
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Lea Guidon | optiweight.ch
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Rezepte
5.1
Blech-Omelette Onkel Arthur (Onkelette)
Mengenangaben für 4 Personen (als Hauptspeise)
200 g
Vollkornmehl
1 Teelöffel
Salz
2 dl
Milch
2 dl
Wasser
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frische Eier
in einer Schüssel mischen; in der Mitte eine Mulde eindrücken
in einem Messbecher mit dem Schwingbesen gut
verrühren und nach und nach unter Rühren in die
Mulde giessen. Weiterrühren bis der Teig glatt ist.
Teig in der zugedeckten Schüssel bei Raumtemperatur
ca. 30 Minuten ruhen lassen
400 g
Gemüse
waschen, klein schneiden oder allenfalls raffeln
(z.B. Zucchini, Tomaten, Kürbis, Rüebli, Broccoli, Blumenkohl,
Fenchel)
3-4 Esslöffel
geriebenen Sbrinz
unter den Omelettenteig rühren, Gemüse ebenfalls
daruntermischen. Teig in ein mit Backpapier
ausgekleidetes Blech giessen
Backen: ca. 20-25 Minuten in der Mitte des auf 220 Grad vorgeheizten Ofens.
Zum Servieren in Stücke schneiden.
Dieses Rezept wurde von Lea Guidon entwickelt und in ihren Geschichten-Kochkursen von vielen Kindern getestet und geschätzt.
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5.2
Minestrone
Mengenangaben für 4 Personen (als Hauptspeise)
Zutaten:
1 mittlere Zwiebel
1 kleine Knoblauchzehe
1 Esslöffel Öl
100 g Lauch
100 g Rüebli
100 g Wirz
2 Liter Gemüsebouillon
200 g Kartoffeln
50-100 g kurze Röhrenteigwaren
1 Büchse Borlottibohnen
1 Esslöffel Reibkäse, z.B. Greyerzer
Zubereitung:
Die Zwiebel schälen und fein hacken. Den Knoblauch fein schneiden oder pressen. In einer hohen Pfanne einen
Esslöffel Öl erwärmen, die Zwiebeln und den Knoblauch zugeben und unter Rühren andünsten.
Alles Gemüse vor dem Zerkleinern gründlich waschen. Den Lauch in feine Rädchen, die geschälten Rüebli in
1 cm grosse Würfel und den Wirz in feine Streifen schneiden. Das gerüstete und geschnittene Gemüse nun
ebenfalls in die Pfanne geben und unter Rühren rund 5 Minuten andünsten. Mit der Gemüsebouillon ablöschen
und das Ganze wieder aufkochen.
Die Kartoffeln schälen und ebenfalls in 1 cm Würfeli schneiden, zur Suppe dazugeben. Die Suppe nun rund 20
Minuten köcheln lassen, gelegentlich umrühren. Ca. 5 Minuten vor Ende der Kochzeit die Teigwaren zugeben.
Die Borlottibohnen nur noch in der Suppe erwärmen; dies dauert ungefähr 5 Minuten. Die Suppe in Teller oder
Tassen schöpfen und mit dem Reibkäse bestreuen.
Dieses
Rezept
wurde
von
Brigitte
Graf-Herde
(www.kochenundmehr.ch)
für
die
Kindersendung
Schnitz&Schwatz entwickelt und kann auch über dem offenen Feuer zubereitet werden.
Weitere Kinder-Rezepte und Bewegungsspiele sowie das gleichnamige Lehrmittel zur Sendung finden Sie unter
www.schnitzundschwatz.ch.
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