Bernstein Network Computational Neuroscience Aktuelle Publikationen Warum manche Nervenzellen den Zellkörper „auslagern“ – Nervenzellen mit sechstem Sinn – Wie Erfahrung unsere Wahrnehmung trügen kann – Flaschenhals für räumliche Information – Ein Hirnbereich, zwei Planungsstrategien – Gehen oder nicht gehen – Warum Gitterzellen im Sechseck springen Wissenschaftler im Porträt Siegrid Löwel Mitteilungen und Termine Personalia – Neue Ausgabe von Bernstein TV – Anstehende Sparks Workshops – G-Node Workshop – Weiterentwicklung der Computational Neuroscience – NWG 2015 – Bernstein-Springer-Buchreihe in Computational Neuroscience 06/2015 Aktuelle Publikationen Warum manche Nervenzellen den Zellkörper „auslagern“ Nervenzellen sind funktional aufgebaut: Über mehr oder weniger weit verzweigte Zellverästelungen (Dendriten) erhalten sie Eingangssignale, die sie entlang eines langen dünnen Zellfortsatzes (Axon) an andere Nervenzellen weiterleiten. Der Zellkörper enthält den Zellkern mit Erbmaterial und weitere Bestandteile der Maschinerie, die das Neuron am Leben erhält. Seine Lage unterscheidet sich deutlich zwischen den einzelnen Tierklassen: Bei Säugetieren befindet sich der Zellkörper meist zwischen Dendriten und Axon, während er etwa bei Insekten häufig am Ende eines separaten Fortsatzes „ausgelagert“ wird. „Seit der Beschreibung von Nervenzellen durch Santiago Ramón y Cajal ist viel über den Grund dieser unterschiedlichen Morphologie spekuliert worden“, erklärt Erstautorin Janina Hesse vom Bernstein Zentrum Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin. „Unsere Studie bringt nun einen entscheidenden Grund ins Spiel: Die Verminderung des Signalverlustes sowie der benötigten Energie bei der Übertragung elektrischer Signale innerhalb der Nervenzelle.“ Zur Stützung ihrer Hypothese nutzten die Biologinnen mathematische Modelle, um die Vorteile der ausgelagerten Lage des Zellkörpers zu ermitteln. Ihre Computermodelle beinhalteten in vereinfachter Form die wesentlichen Bestandteile einer Nervenzelle. Der Zellkörper war in den Modellen einmal zentral und einmal ausgelagert eingebunden. Die Forscherinnen simulierten die elektrische Signalübertragung unter beiden Bedingungen und schätzten so die dafür benötigte Energie und Leitungsverluste ab. „Zur Weiterleitung elektrischer Signale benötigen Nervenzellen eine gewisse Signalstärke im Axon. Wenn das Signal zuvor über den Zellkörper läuft, treten Verluste entlang der Zellmem- Nervenzellen weisen unterschiedliche Formen auf: Während der Zellkörper (rot) bei Ratten zentral liegt, befindet er sich bei Fliegen am Ende eines Fortsatzes.© Janina Hesse, 2015 bran auf. Diese Leitungsverluste kann die Nervenzelle durch aktive Verstärkung reduzieren, verwendet dabei aber insbesondere bei großen Zellkörpern viel Energie. In solchen Fällen ist eine Auslagerung von Vorteil, denn diese vermindert eine Abschwächung des Signals durch den Zellkörper ohne dafür zusätzliche Energie zu benötigen“, erläutert Seniorautorin Susanne Schreiber. Für Organismen mit großen Zellkörpern ist es daher am günstigsten, das Signal nicht über den Zellkörper laufen zu lassen, sondern geradewegs vom Dendrit zum Axon weiterzuleiten. Insekten nehmen diesen direkten Weg, indem sie den Zellkörper ihrer Nervenzellen an das Ende eines dünnen Fortsatzes verlegen. Dank der vorteilhaften Gestalt gelingt es den Zellen so, auch kleine Eingangssignale effizient an Nachbarzellen weiterzuleiten. Mit ihrer Studie bringen die Berliner Forscherinnen Licht in ein Rätsel, über das seit den ersten detaillierten morphologischen Studien vor über 100 Jahren spekuliert worden ist. Ihre Ergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Current Biology erschienen. Hesse J & Schreiber S (2015): Externalization of neuronal somata as an evolutionary strategy for energy economization. Current Biology, 25(8), R324 - R325. doi: 10.1016/j.cub.2015.02.024 Aktuelle Publikationen Nervenzellen mit sechstem Sinn Artgenosse oder Rattenfalle? Um diese Frage zu beantworten, nutzen Ratten ihre Tasthaare. Mit ihrer Hilfe können sie auch im Dunkeln verschiedene Objekte und Texturen wahrnehmen. Jedes Tasthaar sendet dabei Informationen an Nervenzellen in der primären sensorischen Hirnrinde, die im Englischen barrel cortex genannt wird. Wissenschaftler vom Bernstein Zentrum Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin zeigen nun, dass Nervenzellen im barrel cortex eine Berührung schon im Voraus erkennen. Wenn Ratten an ihren Tasthaaren berührt werden, sind Nervenzellen im Gehirn bereits vor der Berührung aktiv. Dieser Effekt ist besonders bei Körperkontakt mit Artgenossen ausgeprägt. © Evgeny Bobrov, 2015 „In unserer Studie haben wir die elektrische Spannung, die über der Zellmembran der Gehirnzellen herrscht, gemessen. Sie ist Grundlage für die Weiterleitung von Signalen und somit quasi die ‚Sprache‘ der Nervenzellen“, erklärt Erstautorin Constanze Lenschow. „Als wir die Membranspannung während der Berührungen der Tasthaare untersuchten, stellten wir fest: Sie ändert sich schon vor der tatsächlichen Berührung. Übersetzt heißt das: Die Nervenzellen fangen zu reden an, bevor sie das Thema des Gesprächs kennen.“ Dieser Befund wiederspricht der bisherigen Auffassung, dass der barrel cortex lediglich Tast-informationen repräsentiert. Die Neurobiologen schlagen vor, dass der Hirnbereich noch weitere Sinnesreize verarbeitet. „Die vorausgehende Nervenzellaktivität könnte auf einem Schnüffeln der Ratten beruhen, das durch sozialen Kontakt hervorgerufen wird“, sagt Hauptautor Michael Brecht. Ebenso denkbar sind Gerüche in Form von Pheromonen oder akustische Laute, die die Nagetiere im Ultraschallbereich aussenden. Für diese Hypothesen spricht, dass der Kontakt durch Artgenossen und Nichtartgenossen unterschiedliche Wirkungen auslöst. „Werden die Tasthaare durch eine andere Ratte berührt, so hat dies größere Spannungsschwankungen zur Folge, als wenn sie etwa durch eine ausgestopfte Ratte oder die Hand des Versuchsleiters berührt werden“, berichtet Lenschow. Bislang wusste man wenig darüber, wie das Tasthaar-Sinnessystem biologisch bedeutungsvolle Informationen, wie Sozialkontakt, verarbeitet. Das Ergebnis der Wissenschaftler deutet auf einen Unterschied zwischen einfachen und sozial komplexen Reizen hin. Ein wichtiger Befund für das Forschungsfeld: Bisher ha-ben viele Studien die Rolle des barrel cortex untersucht, indem sie mit künstlichen Reizen die Tasthaare stimuliert haben. Das Ergebnis der aktuellen Studie ist in der Fachzeitschrift Neuron erschienen. Lenschow C & Brecht M (2015): Barrel cortex membrane potential dynamics in social touch. Neuron, 85(4), 718 – 725. doi: 10.1016/j.neuron.2014.12.059 Aktuelle Publikationen Wie Erfahrung unsere Wahrnehmung trügen kann Wie lang ist der Weg vom Rathaus zum Bahnhof? Schätzen wir Entfernungen, passiert etwas Kurioses: Kurze Strecken erscheinen uns länger, als sie tatsächlich sind – und lange Strecken kürzer. Auch bei der Beurteilung von Lautstärke, Helligkeit oder Zeitdauer tritt das Phänomen auf, das als Vierordtsches Gesetz in der Psychologie bekannt ist. Seine Unabhängigkeit von den beteiligten Sinnessystemen deutet darauf hin, dass unser Gehirn universelle Prinzipien zur Beurteilung von physikalischen Größen besitzt. Doch wie kommen diese charakteristischen Schätzfehler zustande? In Zusammenarbeit mit Kollegen aus Zürich liefern Neurowissenschaftler am Bernstein Zentrum München und der Ludwig-Maximilians-Universität München ein neues Erklärungsmodell, bei dem Vorerfahrung eine wichtige Rolle spielt. „Unser Ansatz basiert auf der Wahrscheinlichkeitstheorie und ermöglicht zwei scheinbar widersprüchliche klassische Theorien neu zu interpretieren und zu vereinen“, erläutert Stefan Glasauer, einer der beteiligten Autoren. Die erste Theorie zur Größenschätzung ist das Weber-Fechner Gesetz aus dem Jahr 1860. Rund 100 Jahre später stellte Stanley Smith Stevens seine Potenzfunktion vor und behauptete, dass sie inkompatibel mit dem Weber-Fechner Gesetz sei. Dies ist nun widerlegt: „Mithilfe des Bayesschen Satzes aus der klassischen Wahrscheinlichkeitsrechnung lassen sich beide Theorien zu einem neuen Ansatz integrieren“, so Glasauer. Im Gegensatz zu den bisherigen Ansätzen berücksichtigt das neue Model der Hirnforscher außerdem erstmals, wie sich Vorwissen auf die Beurteilung von physikalischen Größen auswirkt. „Bei jeder einzelnen Größenbeurteilung gewinnen wir automatisch an Erfahrung. Dieses Wissen wirkt sich natürlich auf nach- Wenn wir Entfernungen schätzen, erscheinen kurze Strecken länger zu sein, als sie tatsächlich sind. Münchner Forscher haben ein neues theoretisches Model entwickelt um diesen Schätzfehler zu erklären. folgende Schätzungen aus und ist ein Grund, warum es zu den systematischen Schätzfehlern kommt“, erläutert Glasauer. Das Lernen geschieht dabei unbewusst und bedarf keiner Rückmeldung über den Erfolg der Beurteilung. „Wir hoffen, dass unser Ansatz dazu dienen wird, die neurobiologischen Mechanismen der Größenbeurteilung besser zu verstehen“, fasst Glasauer zusammen. Die Studie ist im Fachjournal Trends in Cognitive Sciences erschienen. Petzschner FH, Glasauer S & Stephan KE (2015): A Bayesian perspective on magnitude information. Trends in Cognitive Sciences, 19(5), 285-293. doi: 10.1016/j.tics.2015.03.002 Aktuelle Publikationen Der Flaschenhals für räumliche Information Um Raum zu repräsentieren, spielen im Gehirn von Säugetieren zwei besondere Nervenzellpopulationen zusammen: Gitterzellen im medialen entorhinalen Cortex und Ortszellen im Hippocampus. Während Ortszellen feuern, sobald wir uns an einer bestimmten Stelle in unserer Umgebung befinden, sind Gitterzellen an verschiedenen Positionen aktiv, die von oben betrachtet ein sechseckiges Muster im Raum bilden. Beide Hirnstrukturen beeinflussen sich gegenseitig durch starke anatomische und funktionelle Verbindungen. Doch welcher Zelltyp beherbergt die ursprüngliche Repräsentation des Raumes? Eine Hypothese besagt, dass Gitterzellen die grundlegenden Informationen generieren und sie an Ortszellen weiterleiten. Diese Annahme wurde jedoch in jüngster Zeit in Frage gestellt. Experimentelle Untersuchungen zeigten, dass Raum auch ohne ein funktionierendes Gitterzellensystem im Hippocampus repräsentiert werden kann. Um die Frage weiter aufzuklären, hat Christian Leibold mit seiner Arbeitsgruppe vom Bernstein Zentrum und der LudwigMaximilians-Universität München nun die Informationsweiterleitung von Gitter- zu Ortszellen untersucht. Mithilfe eines Computermodells analysierten sie die Menge an räumlichen Informationen, die über die neuronalen Verbindungen weitergeleitet werden kann – was vergleichbar mit der Kapazität einer Telefon- leitung ist. „Bei der Verbindung zwischen Gitter- und Ortszellen hängt die Kapazität davon ab, wie akkurat eine Position im Raum bestimmt werden kann und wie viele verschiedene Raumpositionen genau festgelegt werden können“, erklärt Leibold. Das Netzwerkmodell der Neurowissenschaftler zeigt, dass die Weiterleitung von Rauminformationen von Gitter- zu Ortszellen trotz starker anatomischer Verbindungen eher ineffizient arbeitet. Es könnten zwar viele Informationen über einzelne Raumpositionen weitergeleitet werden – wenn jedoch die Verbindung optimal ausgelastet würde, würden die Ortszellen lediglich ein Rauschen empfangen. Das wiederum würde das Hauptmerkmal dieser Nervenzellen zerstören: Ihre gezielte Aktivität an einzelnen Stellen im Raum. Die Hirnforscher schlagen daher vor, dass die typischen Raumrepräsentationen im medialen entorhinalen Cortex und dem Hippocampus von anderen Strukturen angetrieben werden. „Die Verbindungen zwischen Gitter- und Ortszellen dienen wahrscheinlich einem anderen Zweck – wie etwa der zeitlichen Synchronisation oder Stabilisation“, sagt Leibold. Die Studie ist im Fachjournal PLoS Computational Biology erschienen. Kammerer A, Leibold C (2014): Hippocampal remapping is constrained by sparseness rather than capacity. PLoS Computational Biology. 10(12): e1003986. doi: 10.1371/journal.pcbi.1003986 Aktuelle Publikationen Ein Hirnbereich, zwei Planungsstrategien Still hält der Speerfischer den Speer im Anschlag über der Wasseroberfläche. Er fixiert sein Ziel, den Fisch. Doch der Anblick täuscht: Wegen der Lichtbrechung an der Oberfläche sieht er den Fisch nicht dort, wo er tatsächlich schwimmt. Wie plant das Gehirn die korrekte Armbewegung? Spiegeln die Hirnzellen vor allem die Position wider, in der der Fisch gesehen wird – also das visuelle Ziel? Oder planen sie das physische Ziel: die tatsächliche Richtung, in die sich Arm und Speer bewegen müssen, um den Fisch zu treffen? Der Frage nach diesen unterschiedlichen Aspekten der Planung der Bewegung von Gliedmaßen sind Shenbing Kuang, Pierre Morel und Alexander Gail von der Forschungsgruppe Sensomotorik der Abteilung Kognitive Neurowissenschaften im Deutschen Primatenzentrum (DPZ) und dem Bernstein Zentrum Göttingen nachgegangen. Klar war, dass bestimmte Neuronen im Scheitellappen der Großhirnrinde für die Planung von Armbewegungen zuständig sind. Nur war unbekannt, ob die Neuronen beide beschriebenen Aspekte der Bewegungsplanung übernehmen und ob eine der beiden Planungsfunktionen überwiegt, falls sie nachweisbar sind. Um ihre Frage zu beantworten, haben die Forscher ein Experiment durchgeführt, in dem die physische Armbewegung und die visuelle Information über diese Bewegung voneinander getrennt werden konnten. Dazu arbeiteten die Neurowissenschaftler mit zwei Rhesusaffen, die in Teilen des Experiments Spiegelbilder ihrer Handbewegung zu sehen bekamen. Die Affen waren darauf trainiert, Handbewegungen zu einem Lichtsignal auf einem Touchscreen auszuführen (etwa von der Mitte des Bildschirms nach links), während die Aktivität ihrer Neuronen im posterioren Parietalkortex aufgezeichnet wurde. Dabei verlief die Bewegung Pierre Morel richtet einen Versuchsaufbau mit Spiegeltechnik ein, welcher dem in der Studie zur Bewegungsplanung ähnelt. © Christian Kiel, Deutsches Primatenzentrum einmal unter normaler Sicht, während die Affen ein anderes Mal durch einen Spiegel genau die entgegengesetzte Handbewegung sahen, als sie sie ausführten: Griffen sie nach rechts, sahen sie einen Griff nach links. Das Ergebnis: Die meisten Neuronen kodieren das physische Ziel, also die tatsächliche und damit gefühlte Bewegung des Arms. Unabhängig davon planen einige Neuronen im selben Hirnareal aber auch das visuelle Ziel. Die Göttinger Forscher konnten damit zeigen, dass Neuronen für diese beiden verschiedenen Planungsziele im posterioren Parietalkortex koexistieren. „Diese Ergebnisse geben Aufschluss darüber, wie das Gehirn gleichzeitig verschiedene Aspekte einer Bewegung plant“, erläutert Shenbing Kuang, „denn offenbar beziehen wir bei der Planung gleich die unterschiedlichen sensorischen Konsequenzen unserer Bewegung mit ein.“ Forschungsgruppenleiter Alexander Gail ergänzt: „Dem Wechselspiel von gesehenen und gefühlten Bewegungen wird eine zentrale Rolle beim Erlernen von Bewegungen beigemessen. Diese elementare Fähigkeit wollen wir besser verstehen, um lernfähige Neuroprothesen zu entwickeln.“ Die Studie ist in der Fachzeitschrift Cerebral Cortex erschienen. Text: Deutsches Primatenzentrum (mod.) Kuang, S, Morel P & Gail, A (2015): Planning Movements in Visual and Physical Space in Monkey Posterior Parietal Cortex. Cerebral Cortex 1, 1 – 17. doi: 10.1093/cercor/bhu312 Aktuelle Publikationen Decision Transition Threshold (DTT) im Striatum: Schema des Abgleichs zwischen Go- und No-Go-Pfad (Grün/Rot) zur Entscheidung, eine Handlung durchzuführen, mit den unterschiedlichen dazu beitragenden Komponenten. © Ad Aertsen, Bernstein Center Freiburg Gehen oder nicht gehen Jeden Tag treffen wir viele Entscheidungen. Sehr häufig müssen wir dabei bestimmen, ob wir eine Handlung durchführen ("Go") oder nicht ("No-Go"). Experimente deuten darauf hin, dass die Basalganglien eine Schlüsselrolle bei der Modulation und Steuerung solcher Entscheidungen spielen. Dies geschieht über zwei funktionellen Bahnen im Gehirn: dem Go- und dem No-GoPfad. Sie entspringen als Projektionen zweier unterschiedlicher Nervenzelltypen im Striatum, die entweder D1 oder D2 DopaminRezeptoren exprimieren. Die Nervenzelltypen beider Bahnen hemmen sich gegenseitig – wobei der Zelltyp mit der höheren Feuerrate die Go oder No-Go Entscheidung bestimmt. Neue Versuchsdaten haben gezeigt, dass D2-Neurone D1Neurone stärker hemmen als umgekehrt. Dadurch ist der No-GoPfad stärker, was zu einer „No-Go“-Standardentscheidung des Striatums führt. Um diese zu überwinden, benötigen D1-Neurone stärkere Eingangssignale – die sie tatsächlich aus der Großhirnrinde erhalten. Dies gleicht den Wettbewerb zwischen beiden Zelltypen wieder aus. In einer neuen Veröffentlichung in der Fachzeitschrift PLoS Computational Biology zeigen nun Jyotika Bahuguna, Ad Aertsen und Arvind Kumar vom Bernstein Center Freiburg, dass die stärkere Hemmung der D2- auf D1-Neuronen dem Striatum die Funktion einer Schwellwertvorrichtung gibt: Während schwache Signale aus der Großhirnrinde zu einer höheren Aktivität in dem Go-Pfad führen, helfen stärkere Signale dem No-Go-Pfad, den Go-Pfad zu überwinden. Die Menge der kortikalen Eingangsaktivität, bei der das Gleichgewicht im Striatum von Go zu No-Go verschoben wird, wird als decision transition threshold bezeichnet. Obwohl dieser Schwellwert hauptsächlich durch die neuronalen Verbindungen zwischen dem Go und dem No-Go-Pfad bestimmt wird, zeigen die Forscher, dass auch andere Komponenten der Basalganglien ihn modulieren können. Der wichtigste unter ihnen ist der Neuromodulator Dopamin, der von entscheidender Bedeutung für eine Vielzahl motorischer und kognitiver Funktionen ist. Ein niedriger Dopaminspiegel senkt den Schwellenwert, bei dem der No-Go-Pfad die höhere Aktivität zeigt und so den Wettbewerb gewinnt. Ein hoher Dopaminspiegel hat den gegenteiligen Effekt. Diese Ergebnisse decken mögliche Mechanismen auf, die den Zusammenhang zwischen Dopaminkonzentration und Verhaltensdefizite in Parkinson-Patienten besser verstehen lässt. Das von den Wissenschaftlern neu vorgeschlagene Modell schreibt dem Striatum eine aktivere Rolle als bisher bei der Gestaltung der Go-/No-Go-Entscheidungen zu. Frühere Netzwerkmodelle haben das Striatum als eine homogene Neuronenpopulation betrachtet, in der die rivalisierenden Go- und No-GoNervenzellgruppen praktisch austauschbar waren. Dies würde bedeuten, dass die Go-/No-Go-Entscheidung außerhalb des Striatums fallen müsste. Mit dem neuen Modell der Freiburger Neurowissenschaftler wird nicht nur unser konzeptionelles Verständnis der Funktionsweise des Striatums und der Basalganglien vorangetrieben. Es bietet auch neue Einblicke in Gehirnerkrankungen, die Fehlfunktionen der Basalganglien betreffen. Die Forscher hoffen damit, den Weg für bessere therapeutische Interventionen bei diesen Erkrankungen zu bereiten. Text: Ad Aertsen/BCF (mod.) Bahuguna J, Aertsen A, Kumar A (2015): Existence and control of Go/No-Go decision transition threshold in the striatum. PLoS Comp Biol 11(4): e1004233. doi:10.1371/journal. pcbi.1004233 Aktuelle Publikationen Räumliche Orientierung: Warum Gitterzellen im Sechseck springen Gitterzellen sind entscheidend für die räumliche Orientierung von Säugetieren. Bei Bewegungen des Tieres werden diese Zellen im Gehirn nacheinander aktiviert, wobei jede einzelne Gitterzelle an mehreren Orten aktiv ist. Markiert man die Orte höchster Aktivität einer solchen Zelle, so ergibt sich ein hexagonales Gitter im Raum. Für die Entdeckung dieses faszinierenden biologischen Positionssystems wurden May-Britt und Edvard Moser im Jahr 2014 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Doch warum weisen die Gitter die von Honigwaben bekannte sechseckige Symmetrie auf? Warum sind sie nicht rechteckig angelegt, wie Vermessungslinien in Landkarten? Und welches Aktivitätsmuster ist bei Gitterzellen von Fledermäusen oder Meeressäugern zu erwarten, die sich frei im dreidimensionalen Raum bewegen können? ster ermöglicht die höchste räumliche Auflösung. Zudem gibt sie Aufschluss, welche Struktur bei Gitterzellen von fliegenden oder schwimmenden Säugetieren zu erwarten ist. „Für die Orientierung im zweidimensionalen Raum ist das beste Aktivitätsmuster hexagonal, wie es auch bei Gitterzellen bereits beobachtet wurde. Im dreidimensionalen Raum ist das Packungsproblem jedoch komplexer“, sagt Herz. Der Mathematiker Gauss fand zwar ein ideales Gitter bereits vor knapp 200 Jahren, doch die vollständige Lösung des Packungsproblems wurde erst vor zehn Jahren geliefert. Das Ergebnis ist jedem bekannt, der einmal einen Obststand gesehen hat: „Die optimale Struktur ähnelt aufgestapelten Orangen“, erklärt Martin Stemmler. Genau eine solche Anordnung sagen die Forscher für Gitterzellen im dreidimensionalen Raum voraus. Erste experimentelle Ergebnisse bestätigen sie: kürzlich präsentierte Ergebnisse von Forschern um Nachum Ulanovsky vom Weizmann Institut in Israel deuten auf die Existenz eines solchen Musters bei Fledermäusen hin. Um diese Fragen zu beantworten, hat Alexander Mathis (Harvard University, Cambridge) gemeinsam mit Martin Stemmler und Andreas Herz (LMU und Bernstein Zentrum München) die Mathematik hinter den gitterartigen Raumkodierungen untersucht. Die räumliche Auflösung der Raumkodierung hängt von den wechselseitig stark überlappenden Aktivitätsmustern vieler Zellen ab. In ihrer Studie verwandelten die Forscher das Problem in eine viel einfachere Aufgabe: der dichtesten Packung von nicht-überlappenden Kreisen (im zweidimensionalen Raum) beziehungsweise Kugeln (im dreidimensionalen Raum). Die theoretischen Ergebnisse der Forscher aus Boston und München legen darüber hinaus nahe, dass das Gehirn verschiedenste Informationen mit Hilfe gitterartiger Kodierungsschemata effizient repräsentieren kann. „Gerade für die Kodierung von komplexen Objekten, zu deren Charakterisierung viele Variablen benötigt werden, wären Gitter-Codes von enormem Vorteil. Daher könnten Gitterzellen – die bereits unser Verständnis der Raumkodierung revolutioniert haben – auch für andere neuronale Variablen eine wichtige Rolle spielen“, sagt Erstautor Alexander Mathis. Die Studie des Forscherteams ist im Fachjournal eLife erschienen. Ihre Analyse zeigt: Die hexagonale Symmetrie der neuronalen Aktivitätsmu© J. Nagele (Bernstein Center Munich), Daten aus einer Studie von Hafting et al., Nature 2005 (Mit freundlicher Genehmigung von M.-B. and E.I. Moser) Mathis A, Stemmler MB & Herz AVM (2015): Probable nature of higher-dimensional symmetries underlying mammalian grid-cell activity pattern. eLife doi: 10.7554/eLife.05979 Wissenschaftler im Porträt „Labyrinthe, viele Artgenossen zur sozialen Interaktion, ein roter Tunnel, der vor Tageslicht schützt – das alles verbessert die Lebensqualität von Mäusen enorm“, Siegrid Löwel beugt sich über eine große Plexiglasbox, in der eine Maus ein Pellet futtert. „Am wichtigsten scheint jedoch das Laufrad zu sein: Wenn sich die Tiere viel bewegen können, bleibt ihr Gehirn länger jung und flexibel.“ Die Anpassungsfähigkeit des Gehirns – neuronale Plastizität genannt – ist das Forschungsgebiet von Siegrid Löwel, Professorin für Systemische Neurobiologie an der Georg-AugustUniversität Göttingen. Mit ihrer Arbeitsgruppe gehört sie dem Bernstein Fokus Neurotechnologie in Göttingen an. Löwel koordiniert darüber hinaus das Kooperationsprojekt Lernen und kortikale Plastizität im Sehsystem: Kortikale Lernmechanismen und ihre Wiederherstellung nach Schlaganfall im Rahmen des Bernstein Fokus Neuronale Grundlagen des Lernens und war zuvor in der Bernstein Kooperation Aktionspotential-Kodierung aktiv. „Mein Berufsweg war nicht immer geradlinig, ich musste mir viel erkämpfen“, erinnert sich Siegrid Löwel. Dabei zeigte sie frühzeitig ihre Durchsetzungsstärke: Mit Unterstützung einer Lehrerin erkämpfte sie sich gegen den Willen der Eltern den Besuch des Gymnasiums. Nach dem Abitur zog es die gebürtige Bayreutherin nach Würzburg, wo sie ein Studium der Biologie aufnahm. „Weil ich mich für Neurowissenschaften interessiert habe, bin ich nach dem Vordiplom nach Frankfurt gewechselt, wo es viele gute Arbeitsgruppen auf diesem Gebiet gab.“ Letztlich entschied sie sich für ein Labor außerhalb der Universität und begann am Max-Planck-Institut für Hirnforschung mit ihrer Forschung. In der Neurophysiologischen Abteilung von Wolf Singer untersuchte sie für ihre Diplom- und später Doktorarbeit die funktionelle Architektur der Sehrinde. Auch nach ihrer Promotion 1988 blieb Löwel dem Singer Labor bis zur Habilitation treu. Zu ihren Forschungsinteressen kamen nun Entwicklung und Plastizität neuronaler © Anne Günther/FSU Siegrid Löwel Verschaltungen im Sehsystem hinzu. Gleichzeitig lernte sie über einen Sonderforschungsbereich viele theoretische Physiker wie Klaus Pawelzik, Theo Geisel und Fred Wolf kennen, mit denen zum Teil noch heute enge Kooperationen bestehen. Die intensivste und fruchtbarste Zusammenarbeit hat sich mit Fred Wolf entwickelt. „Fred hat mich im Prinzip für die Welt der Computational Neuroscience begeistert und mir damit deren enorme Bedeutung für die Planung und Durchführung von Experimenten und für Analyse und Interpretation der erhobenen Daten nahegebracht.“ 1997 wechselte Siegrid Löwel dann ans Leibniz-Institut für Neurobiologie in Magdeburg, wo sie ihre eigene Forschergruppe Visuelle Entwicklung und Plastizität aufbaute. „2002 wurde ich eines der ersten Opfer des neuen Bulmahnschen Hochschulrahmengesetzes“, sagt Löwel. Nach mehr als 12 Jahren auf einer befristeten Stelle durfte ihr Vertrag nicht mehr verlängert werden. Durch den Wegfall ihrer Gruppenleiterstelle hätten auch alle ihre Mitarbeiter entlassen werden müssen. Ein glücklicher Zufall rettete sie und ihre Mitarbeiter vor der Arbeitslosigkeit: Michael Stryker von der University of California in San Francisco (UCSF) meldete sich, um Daten von ihr für eine Publikation zu bekom- Wissenschaftler im Porträt men. Als er von ihrer Situation erfuhr, bot er ihr ohne zu zögern eine Stelle als Research Associate Professor in seinem Labor an. Siegrid Löwel sagte zu und zog mit ihrer damals 5-jährigen Tochter an die Westküste der USA. „Meine Magdeburger Arbeitsgruppe habe ich während dieser Zeit per Videokonferenz weiterbetreut, das ging trotz neun Stunden Zeitunterschied sehr gut.“ Ein Jahr später holte sie eines von vier deutschlandweiten Stipendien innerhalb des Exzellenzprogramms Neurowissenschaften der Hertie-Stiftung zurück nach Deutschland, die junge Wissenschaftler unterstützen wollte, die aufgrund des Hochschulrahmengesetzes ins Ausland gegangen waren. Gleichzeitig trat Löwel eine Dorothea-Erxleben Gastprofessur an der Ottovon-Guericke-Universität in Magdeburg an – nun konnte sie ihre Gruppe wieder vor Ort betreuen. 2005 folgte Löwel dann einem Ruf an die Friedrich-Schiller-Universität Jena, wo sie bis zu ihrer Berufung an die Universität Göttingen im Jahr 2010 blieb. „Mein Hauptforschungsinteresse gilt der Anpassungsfähigkeit des Erwachsenengehirns. Wie können wir die Flexibilität unseres Gehirns möglichst lange aufrechterhalten oder nach Läsionen wieder erhöhen?“ fragt Löwel. Um die Plastizität der Hirnrinde im Tiermodell zu untersuchen, benutzt die Biologin ein klassisches Modell. Dabei wird ein Auge selektiv gereizt, während das andere von sensorischen Reizen depriviert wird. „Nach einigen Tagen sehen wir uns dann die Hirnaktivität an: Gibt es Veränderungen in der Sehrinde im Vergleich zu vorher? Falls ja, zeigt das Gehirn Plastizität.“ Um ihrem Modelltier – der Maus – ins Gehirn zu schauen, nutzt Siegrid Löwel minimal-invasive Techniken, wie das optische Ableiten intrinsischer Signale. Gleichzeitig wird jede Maus auch im Verhaltenstest auf ihre Sehfähigkeiten untersucht. Aktuell hat sie auf diese Weise in enger Zusammenarbeit mit Oliver Schlüter vom European Neuroscience Institute in Göttingen im Sonderforschungsbereich (SFB) 889 einen völlig neuartigen Mechanismus entdeckt, durch den die Reifung von Nervenzellverbindungen gesteuert wird. „Die gängige Lehrbuchmeinung ist, dass nach Ablauf einer sogenannten kritischen Phase mit hoher Anpassungsfähigkeit in der frühen Entwicklung der Einfluss hemmender Nervenzellen zu stark wird. Zusätzlich scheinen verschiedene Moleküle zu verhindern, dass sich Schaltkreise und Synapsen wie bei jungen Tieren verändern können. Wir konnten nun klar zeigen, dass ein einziges Signalmolekül – das Protein „postsynaptic density-95“ (PSD-95) – ausreicht, die Dauer kritischer Phasen zu regulieren, unabhängig vom Einfluss hemmender Nervenzellen“, berichtet Löwel. Das Highlight der Studie, die Ende Mai erschienen ist: Durch Herunterregulierung von PSD-95 konnten die Forscher das Gehirn selbst von älteren Mäusen wieder jugendlich flexibel machen. „Solche Ergebnisse wecken natürlich die Hoffnung, dass sich dieses Wissen langfristig auch therapeutisch einsetzen lässt, etwa um Schaltkreise nach einem Schlaganfall oder einer Läsion zu regenerieren. Es werden jedoch noch viele Jahre intensiver Grundlagenforschung ins Land gehen, ehe wir dazu Genaueres wissen“, so Löwel. Am Forschungsstandort Göttingen sind es gerade die Kooperationen, die Siegrid Löwel gefallen. „Hier in Göttingen gibt es eine unglaublich interaktive und kollegiale Atmosphäre. Die Leute sind sehr offen für Zusammenarbeit und das macht richtig Spaß.“ Kein Wunder, dass es der Neurowissenschaftlerin sehr am Herzen liegt, dass die Bernstein Strukturen auch über die Finanzierungszeit hinaus bestehen bleiben. Neben der Forschung ist die Familie das Wichtigste in Löwels Leben. Außer ihrer Tochter hat sie einen 9-jährigen Sohn. In der wenigen ihr verbleibenden freien Zeit versucht sie so oft wie möglich Sport zu treiben und zu laufen: „Was das Mäusegehirn flexibel hält, kann auch meinem Gehirn nicht schaden.“ Mitteilungen und Termine Personalia Neue Ausgabe von Bernstein TV Ingeborg Hochmair-Desoyer erhält mit dem Ring des Landes Tirol die höchste Tiroler Auszeichnung für ihr bisheriges Lebenswerk. Sie entwickelte das achtkanalige Cochlea-Implantat und ist Mitgründerin der Firma MED-EL, einem Industriepartner des Bernstein Zentrum München. www.nncn.de/de/neues/nachrichten/ingeborg-hochmair Die 6. Bernstein TV Episode erklärt wie ein Gitter im Gehirn – ähnlich wie Gitterlinien auf einem Stadtplan – uns bei der Orientierung im Raum hilft. Sie beruht auf einer Veröffentlichung von Wissenschaftlern des BCCN Berlin um Michael Brecht in der renommierten Fachzeitschrift Science. Tomas Kulvicius (BFNT Göttingen, Georg-August-Universität Göttingen) wurde auf eine Assistenzprofessur ans Zentrum für BioRobotics am Maersk Mc-Kinney Møller Institut der Süddänischen Universität in Odense berufen. www.nncn.de/de/neues/nachrichten/kulvicius Tobias Moser (BCCN, BFNT und Universitätsmedizin Göttingen) leitet das neue Institut für Auditorische Neurowissenschaften, das mit Jahresbeginn 2015 an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) eingerichtet wurde. www.nncn.de/de/neues/nachrichten/moser-neues-institut Martin Nawrot (BCCN Berlin, Bernstein Center Freiburg, BFNL Gedächtnis und Entscheidungsfindung) hat die Freie Universität Berlin verlassen und zum 1. März 2015 die neue W2 Professur Computational Systems Neuroscience am Institut für Zoologie der Universität zu Köln angetreten. www.nncn.de/de/neues/nachrichten/nawrot-professur-koeln Michael Brecht (BCCN Berlin) in der neuesten Bernstein TV Episode Durch Bernstein TV haben alle Mitglieder des Bernstein Netzwerks die Möglichkeit ihre aktuelle Forschung in einem Film visualisieren zu lassen. Haben Sie eine Idee für ein spannendes Thema? Dann melden Sie sich – es ist ganz einfach: Ihr Vorschlag reicht. Der Rest - vom Schreiben des Exposés und des Drehbuchs, über das Filmen bis zum Schnitt des Filmes – wird komplett von der Bernstein Koordinationsstelle (BCOS) erledigt. Setzen Sie sich einfach mit der BCOS in Verbindung (E-mail: [email protected]) – wir freuen uns auf Sie! www.nncn.de/de/neues/nachrichten/neue-ausgabe-bernstein-tv Mitteilungen und Termine Juni 2015 – Monat der Bernstein Sparks Workshops Bernstein Sparks Workshops bilden ein Forum für den intensiven Dialog zwischen weltweit führenden Experten zu aktuellen Forschungsthemen, in denen sich neue wissenschaftliche Entwicklungen abzeichnen. Sie sollen helfen, wissenschaftliche Schlüsselprozesse zu zünden und damit Durchbrüche in der Forschung beziehungsweise der Erschließung neuer Anwendungsgebiete zu befördern. Im Juni 2015 finden drei Bernstein Sparks Workshops zu verschiedenen Themen und an unterschiedlichen Orten statt: 4. Bernstein Sparks Workshop: Beyond Mean-Field Theory in the Neurosciences 3. – 5. Juni 2015, Göttingen Organisatoren: Farzad Farkhooi (BCCN und TU Berlin), Guillaume Lajoie (University of Washington, Seattle, MPI für Dynamik und Selbstorgansiation (MPI-DS) und BCCN Göttingen), Viktoria Novak und Regina Wunderlich (beide MPI-DS), Bernstein Koordinationsstelle (BCOS) www.nncn.de/de/neues/termine/bernstein-sparks-workshopmean-field-theory 5. Bernstein Sparks Workshop: Neural models of decision making in natural inference tasks— from theory to experiment 11. – 12. Juni 2015, Tübingen Organisatoren: Matthias Bethge (BCCN und Universität Tübingen, MPI für biologische Kybernetik), Ralf Haefner (University of Rochester), Richard Hahnloser (Universität Zürich), Bernstein Koordinationsstelle (BCOS) www.nncn.de/de/neues/termine/bernstein-sparks-workshopdecision-making 6. Bernstein Sparks Workshop: Multi-modal closed-loop stimulation and virtual realities 24. – 25. Juni 2015, Tutzing Organisatoren: Kay Thurley (BCCN und LMU München), Lutz Wiegrebe (BCCN und LMU München), Bernhard Seeber (BCCN und TU München), Bernstein Koordinationsstelle (BCOS) www.nncn.de/de/neues/termine/bernstein-sparks-workshoptutzing G-Node Workshop Efficient Data Management in Neuroscience Mit der zunehmenden Komplexität von Experimenten und Analysen in den Neurowissenschaften ist die Aufnahme der für die Analyse notwendigen Metadaten und deren Organisation gemeinsam mit den Daten eine anspruchsvolle Aufgabe geworden. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, gibt dieser Workshop eine praktische Einführung in neue Ansätze zur Datenannotation und zum Datenmanagement. Der Workshop richtet sich an Wissenschaftler, die mit experimentellen oder simulierten Daten arbeiten und an neuen Lösungen für das Datenmanagement interessiert sind. Datum: 16. - 17. Juni 2015 Veranstaltungsort: München Organisatoren: Jan Grewe (Universität Tübingen), Adrian Stoewer (G-Node, LMU München), Thomas Wachtler (G-Node, LMU München), Lyuba Zehl (Forschungszentrum Jülich) Email: [email protected] http://www.g-node.org/workshop2015 Mitteilungen und Termine Weiterentwicklung der Computational Neuroscience Um das Forschungsfeld Computational Neuroscience nachhaltig weiterzuentwickeln und damit auch die Grundlage für neue Drittmittelförderungen zu schaffen, engagieren sich Mitglieder des Bernstein Netzwerks in unterschiedlichen thematischen Bereichen. Alle interessierten Wissenschaftler sind herzlich eingeladen sich an diesen Initiativen zu beteiligen. Themen und Ansprechpartner werden fortlaufend auf der Webseite des Bernstein Netzwerks www.nncn.de/de/neues/nachrichten/weiterentwicklung gelistet und umfassen derzeit: Datenmanagement und Reproduzierbarkeit in den Neurowissenschaften Die zunehmende Komplexität von Forschungsprojekten und damit einhergehende Komplexität der Datenanalyse bedingt die Entwicklung neuer Software und Methoden um die Reproduzierbarkeit in den Neurowissenschaften zu unterstützen. Ansprechpartner: Sonja Grün (Forschungszentrum Jülich, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen, D-J Kooperation) E-mail: [email protected] Computational Connectomics Das junge Gebiet Connectomics ermöglicht die Erstellung und Untersuchung von detaillierten Karten, die Verbindungen innerhalb eines Nervensystems in einem Organismus in bislang ungekanntem Ausmaß und beispielloser Präzision darstellen. Diese Initiative zielt darauf ab, die mathematische Untermauerung dieses Forschungsbereichs zu stärken. Folgende Punk- te werden hierbei besonders im Fokus stehen: Förderung der Forschung zur Entwicklung von Rechenmodellen und Theorien, die derartige Daten beschreiben und erklären, Aufbau von automatisierten Analysetechniken, die das Erfassen solcher Daten erleichtern sowie die Verwaltung und den Austausch solcher Daten. Ansprechpartner: Jochen Triesch (BFNT Frankfurt, D-J Kooperation, Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) und Goethe-Universität Frankfurt) E-mail: [email protected] Mathematische und quantitative Paradigmen für die Neurowissenschaften Innovative Neurotechnologien – von Methoden zur umfassenden Erfassung freien Verhaltens bis zu bidirektionalen neuronalen Schnittstellen – versprechen, die neurowissenschaftliche Forschung im Laufe des nächsten Jahrzehnts zu revolutionieren. Diese Entwicklungen erfordern neuartige theorie-getriebene Forschungsansätze. Ansprechpartner: Fred Wolf (BCCN und BFNT Göttingen, BFNL visuelles Lernen, BCOL Aktionspotential-Kodierung, Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation, Göttingen) E-mail: [email protected] Eine strukturelle Weiterentwicklung des Bernstein Netzwerkes wurde bereits mit der Bernstein Association for Computational Neuroscience geschaffen. Seit 2014 kann jeder, der auf dem Gebiet der Computational Neuroscience oder in verwandten Fächern tätig ist, Mitglied werden. Nähere Informationen zur Mitgliedschaft und den damit verbundenen Vorteilen finden Sie unter: www.nncn.de/de/bernstein-association/werden-sie-mitglied Mitteilungen und Termine Bernstein Netzwerk Beiträge zur NWG 2015 Bei der diesjährigen 11. Göttinger Tagung der Neurowissenschaftlichen Gesellschaft waren Bernstein Netzwerk Mitglieder an der Organisation von acht der insgesamt 35 Symposien, einem Workshop sowie einer Community Session beteiligt. Eine detaillierte Auflistung der Veranstaltungen finden Sie unter folgendem Link www.nncn.de/de/neues/termine/nwg-2015-bernstein-netzwerk Informationsstand des Bernstein Netzwerks auf der NWG 2015. Des Weiteren war am Informationsstand des Bernstein Netzwerks, der von der Bernstein Koordinationsstelle organisiert wurde, so einiges geboten: Bernstein Sofa Lunch Event mit Thomas Wachtler und Anna Lührs rin des Simulation Laboratory Neuroscience – Bernstein Facility für Simulations- und Datenbanktechnologie (BFSD), zu treffen, um informell Projekte, Tools und Kooperationsmöglichkeiten zu diskutieren. Kennen Sie die neueste Episode von Bernstein TV? Teilnehmer der NWG 2015 konnten die neueste Bernstein TV Episode direkt am Bernstein Netzwerk Informationsstand anschauen. Während der Premiere war der Hauptdarsteller Saikat Ray (BCCN Berlin) anwesend und stand für Fragen von interessierten Zuschauern zur Verfügung. Das Bernstein Quiz – hätten Sie’s gewusst? Mit einem Quiz konnten NWG Teilnehmer ihr Wissen über das Bernstein Netzwerk und die Bernstein Association testen. Prüfen auch Sie Ihr Wissen unter www.nncn.de/pdfs/nwg-2015_quiz Das Bernstein Sofa – ein zentraler Treffpunkt Lunch Event statt Mittagspause Im Rahmen von zwei Bernstein Sofa Lunch Events, die in Kooperation mit der Bernstein Association durchgeführt wurden, hatten NWG Teilnehmer die Möglichkeit sich bei Pizza und Getränken mit Tobias Moser (BCCN und BFNT Göttingen) über seinen Karriereweg und seine Forschung zu unterhalten sowie Thomas Wachtler, als Vertreter des Deutschen INCF Knotens (G-Node), und Bernstein Sofa Lunch Event mit Tobias Anna Lührs, als Vertrete- Moser. Das Bernstein Sofa, das seit 2014 fester Bestandteil der Bernstein Netzwerk Standausstattung ist, wurde von Bernstein Netzwerk Mitgliedern auch gerne genutzt, um sich beispielsweise mit Kooperationspartnern zu unterhalten Stefan Rotter (Bernstein Center Freiburg, oder sich mit Labormitgliedern links) im Interview mit Arvid Leyh zu treffen. DasGehirn.info führte (dasGehirn.info, rechts) seine Interviews mit Bernstein Wissenschaftlern ebenfalls auf dem Bernstein Sofa. www.nncn.de/de/neues/nachrichten/bernstein-nwg-2015 Mitteilungen und Termine Bernstein Buchreihe zu Computational Neuroscience Das Bernstein Netzwerk wird in Kooperation mit dem Springer Verlag eine Buchreihe zu Computational Neuroscience veröffentlichen. Die thematische Bandbreite der Buchreihe soll groß und das Erscheinungsbild sehr flexibel sein, so dass unterschiedliche Formate – von Vorlesungsskripten über Lehrbücher und Monographien bis zu thematischen Buchbänden – aufgenommen werden können. Der Springer Verlag stellt für die Buchreihe seine Herstellungs-, Vertriebs- und Marketing Ressourcen zur Verfügung. Das Editorial Board, das über den wissenschaftlichen Inhalt und die Entwicklung der Buchreihe entscheiden wird, formt sich gerade. Wurde Ihr Interesse geweckt? Dann melden Sie sich! Alle Wissenschaftler mit Ideen für Buchvorschläge und Fragen sind herzlich eingeladen Andrea Huber Brösamle bei der Bernstein Koordinationsstelle zu kontaktieren (E-mail: andrea.huber@ bcos.uni-freiburg.de). www.nncn.de/de/neues/nachrichten/bernstein-buchreihe Termine Termin Titel Organisation URL 3. – 5. Juni 2015, Göttingen 4. Bernstein Sparks Workshop: Beyond Mean-Field Theory in the Neurosciences F. Farkhooi (BCCN Berlin), G. Lajoie (BCCN Göttingen), A. Huber Brösamle (BCOS), V. Novak, R. Wunderlich, K. Schwarzwälder (BCOS) www.nncn.de/en/ news/events/bernsteinsparks-workshop-meanfield-theory 8. – 10. Juni 2015, Antibes Juan les Pins, Frankreich 1. Internationale Konferenz über Mathematical NeuroScience W. Stannat (BCCN Berlin) ist Mitglied des Programmkomitees http://icmns2015.inria.fr 11. – 12. Juni 2015, Tübingen 5. Bernstein Sparks Workshop: Neural Models of Decision Making in Natural Inference Tasks—From Theory to Experiment M. Bethge (BCCN Tübingen), R. Haefner, R. Hahnloser, Bernstein Koordinationsstelle www.bccn-tuebingen.de/ events/5th-bernsteinsparks-workshop-2015. html 13. Juni 2015 Berlin "Lange Nacht der Wissenschaften": Programm des BCCN Berlin umfasst Science Slams, Labor-Präsentationen und einen Informationsstand BCCN Berlin www.bccn-berlin. de/Kalender/ Veranstaltungen/ event/?contentId=3723 Mitteilungen und Termine Termine Termin Titel Organisation URL 16. – 17. Juni 2015, München G-Node Workshop über Efficient Data Management in Neuroscience J. Grewe, A. Stoewer (G-Node), T. Wachtler (G-Node), L. Zehl www.g-node.org/ workshop2015 24. – 25. Juni 2015, Tutzing 6. Bernstein Sparks Workshop: MultiModal Closed-Loop Stimulation and Virtual Realities K. Thurley, L. Wiegrebe, B. Seeber (BCCN München), Bernstein Koordinationsstelle www.bccn-munich.de/ talks-events/workshopmulti-modal-closed-loopstimulation-and-virtualrealities 27. Juni – 12. Juli 2015, Bangalore, Indien Summer CAMP@Bangalore: Short course in Computational Approaches to Memory and Plasticity U. Bhalla, A. Kumar (Bernstein Center Freiburg), R. Narayanan https://camp.ncbs.res.in 28. Juli – 4. Aug 2015, FreudenstadtLauterbad BCCN Tübingen Summer School: Computational Vision M. Bethge, M. Black, F. Wichmann (alle BCCN Tübingen), R. Fleming (BCCN Tübingen, D-USA Kooperation), http://orga.cvss.cc 31. Aug– 5. Sept 2015, München G-Node Summer School: Advanced Scientific Programming in Python T. Zito and Z. Jedrzejewski-Szmek for G-Node, C. Roppelt, C. Hartmann, J. Jordan https://python.g-node. org/wiki 14. – 18. Sept 2015, Heidelberg Bernstein Konferenz 2015 Satelliten-Workshops: 14 Sept. 2015 Hauptkonferenz: 15 - 17. Sept. 2015 PhD Symposium: Sept. 17 - 18, 2015 BCCN Heidelberg-Mannheim, Bernstein Koordinationsstelle www.bernsteinconference.de 4. – 9. Okt 2015, Freiburg BCF/NWG-Course: Analysis and Models in Neurophysiology S. Rotter, U Egert, R. Schmidt, C. Mehring, B. Ahrens (alle Bernstein Center Freiburg) www.bcf.uni-freiburg. de/events/conferencesworkshops/20151004nwgcourse 7 – 8 Okt 2015, Berlin Internationaler Workshop über Symbiotic Interaction B. Blankertz (BFNT Berlin), G. Jacucci http://symbiotic2015. org Impressum Herausgeber: Koordinationsstelle des / Coordination Site of the National Bernstein Network Computational Neuroscience www.nncn.de, [email protected] Text, Layout: Mareike Kardinal, Andrea Huber Brösamle, Kerstin Schwarzwälder (News and Events) Das Bernstein Netzwerk k Sprecher des Bernstein Projektkomitees: Andreas Herz Das Nationale Bernstein Netzwerk Computational Neuroscience (NNCN) ist eine Förderinitiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Es wurde im Jahr 2004 vom BMBF mit dem Ziel gegründet, die Kapazitäten im Bereich der neuen Forschungsdisziplin Computational Neuroscience zu bündeln, zu vernetzen und weiterzuentwickeln und besteht heute aus über 200 Arbeitsgruppen. Das Netzwerk ist benannt nach dem deutschen Physiologen Julius Bernstein (1835-1917). Titelbild: © J. Nagele (Bernstein Center Munich) (mod.), Daten aus einer Studie von Hafting et al., Nature 2005 Redaktionelle Unterstützung: Koordinationsassistenten im Bernstein Netzwerk Gestaltung: newmediamen, Berlin Druck: Elch Graphics, Berlin Bildrechte: Wissenschaftler im Porträt: privat Personalia: Tobias Moser: privat Weiterentwicklung Comp. Neurosci: Moritz Helmstaedter, Max-PlanckInstitut für Hirnforschung