Struktur & Material FS 14 14. Mai 2014 Ausgabe #7 DETAIL Dampfdiffusion Ein Wasserdampfmolekül hat die Grösse von nur einem Zehnmillionstel Millimeter (0,0000001mm), es ist für uns daher absolut unsichtbar. Dies erklärt auch, warum Stoffe, die absolut wasserdicht sind, relativ mühelos von Wasserdampf durchdrungen werden. Würde ein Gefäss aus porösen Baustoffen bestehen statt aus Glas, wäre der Druckausgleich in kürzester Zeit hergestellt. Die Wasserdampfmoleküle würden durch die Wände des Gefässes hindurchwandern. Diesen Vorgang nennen wir Wasserdampfdiffusion. Je nachdem, aus welchem Material die Wände bestehen, setzen sie der Wasserdampfdiffusion mehr oder weniger Widerstand entgegen. Der Kennwert dafür ist die Diffusionswiderstandszahl μ (sprich Mü). Sie gibt an, wievielmal höher der Diffusionswiderstand des jeweiligen Materials ist als derjenige von Luft gleicher Schichtdicke.Warme Luft enthält im Gegensatz zu kalter viel Wasserdampf. Sobald die beiden aufeinander prallen entlädt sich die rasch abkühlende warme Luft in Form von Kondensat. Bei einem Bauteil ist dies der Fall, wenn die warme, trockene Innenraumluft sich auf dem Weg ins Freie zur kalten Luft abkühlt. Der Wasserdampf dringt durch das Bauteil hindurch, er "diffundiert". Diese Molekülbewegung erfolgt immer von der warmen zur kalten Seite hin. Die Bauteile setzen der Dampfdiffusion einen Widerstand entgegen (Dampfdiffusionswiderstand), der bei jedem Werkstoff verschieden ist. Die Nichtbeachtung der Dampfdiffusion kann zu erheblichen Bauschäden führen. Das kann durch den Einbau von Dampfsperren unterbunden werden. Kondensation muss also verhindert werden, oder alle Feuchtigkeit muss wieder wegtrocknen können. ! BAUSCHÄDEN ! Feuchtigkeit in der Konstruktion führt zu folgenden Schäden: • Fäulnis (Vorwiegend bei Holz) • Pilzbildung • Zerstörung der Mikrostruktur (Material) • Zerstörung der Tragstruktur • Feuchte Wärmedämmung ist unwirksam ! Beat Hess Beton | Blog Struktur & Material FS 14 14. Mai 2014 Ausgabe #7 KONSTRUKTIVE GRUNDREGELN ! • Kondensat kann durch den Einbau einer Dampfbremse verhindert werden. Die Dampfbremse muss warmseitig vor der Wärmedämmung eingebracht werden. • Von innen nach aussen muss die Dampfdichte abnehmen. So ist eine Austrocknung auf der Dampf offenen Seite gewährleistet. • Wärmedämmung kann aus dampfdichtem Material bestehen (z.B. Schaumglas). • Einführung einer Hinterlüftungsebene zwischen Dämmschicht und Schutzschicht. ! WÄRMESTROM DURCH EINE MASSIVE WAND ! Ein Wärmefluss (roter Strich) erfolgt vom energiereicheren zum energieärmeren System und das ist in diesem Fall die Fassadenoberfläche und nicht die Außenluft. Der Temperaturabfall wird durch nichts verhindert. ! ! ! ! Beat Hess Beton | Blog Struktur & Material FS 14 14. Mai 2014 Ausgabe #7 WÄRMESTROM DURCH EINE AUSSENDÄMMUNG ! Der Durchfluss (rot) wird durch die Dämmung bestimmt und deren Lambda-Wert (Wärmeleitfähigkeit). Die Wand kühlt sich weniger schnell aus. WÄRMESTROM DURCH EINE KERNDÄMMUNG ! Die äussere Wetterschutzschutzschicht kann genügend Wärme speichern, so kommt es nicht zu einer starken Abkühlung der Oberflächentemperatur unterhalb der Temperatur der Außenluft. Beat Hess Beton | Blog