Neuste Erkenntnisse aus dem UN Bericht zum Klimawandel Reto Knutti Institut für Atmosphäre und Klima ETH Zürich, Schweiz [email protected] ETH Zurich | Reto Knutti Inhalt Was ist das Intergovernmental Panel on Climate Change? Ändert sich das Klima? Ist der Mensch verantwortlich? Was erwartet uns in der Zukunft? Wir können wir den Trend stoppen? 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich IPCC Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) wurde 1988 von der WMO und UNEP gegründet. Die 190 Regierungen geben bei den Wissenschaftlern Berichte in Auftrag, die den Status der Wissens über das Klima und die Klimaänderung zusammenfassen. 4. Statusbericht von IPCC, 2007 2800 Seiten, 4 Bücher, 6 Jahre Arbeit 450 Lead-Autoren, 800 beitragende Autoren, 2500 Reviewer > 50’000 Kommentare Von 130 Ländern im Jahr 2007 einstimmig verabschiedet Assessments sind nicht neue Forschung. Review von Experten und Regierungen ist ein zentraler Bestandteil. Die Resultate sind relevant für die Politik, aber sie schreiben keine Politik vor. 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich Die beobachtete Erwärmung IPCC, 2007 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich Die beobachtete Erwärmung Die Erwärmung des Klimasystems ist eindeutig, wie dies nun aufgrund der Beobachtungen des Anstiegs der mittleren globalen Luftund Meerestemperaturen, des ausgedehnten Abschmelzens von Schnee und Eis und des Anstiegs des mittleren globalen Meeresspiegels offensichtlich ist. Elf der zwölf wärmsten Jahre global seit 1850 waren in den letzten zwölf Jahren. Auf der Skala von Kontinenten, Regionen und Ozeanbecken wurden zahlreiche langfristige Änderungen des Klimas beobachtet. Zu diesen gehören Änderungen der Temperaturen und des Eises in der Arktis sowie verbreitet Änderungen in den Niederschlagsmengen, im Salzgehalt der Ozeane, in Windmustern und bei Aspekten von extremen Wetterereignissen wie Trockenheit, Starkniederschlägen, Hitzewellen und der Intensität von tropischen Wirbelstürmen. 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich Rhonegletscher 1856 1932 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich 1998 Die Klima Vergangenheit Paläoklimatische Informationen stützen die Interpretation, dass die Wärme des letzten halben Jahrhunderts für mindestens die letzten 1300 Jahre ungewöhnlich ist. 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich Eis- und Warmzeiten IPCC, 2007 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich Detection / Attribution IPCC, 2007 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich Detection / Attribution Der größte Teil des beobachteten Anstiegs der mittleren globalen Temperatur seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist sehr wahrscheinlich (>90% Wahrscheinlichkeit) durch den beobachteten Anstieg der anthropogenen Treibhausgaskonzentrationen verursacht. Erkennbare menschliche Einflüsse weiten sich nun auf andere Aspekte des Klimas aus, einschließlich die Erwärmung der Ozeane, mittlere kontinentale Temperaturen, Temperaturextreme und Windmuster. Computermodelle des Klimasystems können die beobachteten Trends und Muster nur erklären, wenn die anthropogenen Emissionen berücksichtigt werden. 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich Temperatur Projektionen IPCC, 2007 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich Die Zukunft Andauernd gleich hohe oder höhere Treibhausgasemissionen als heute würden eine weitere Erwärmung verursachen und im 21. Jahrhundert viele Änderungen im globalen Klimasystem bewirken, die sehr wahrscheinlich größer wären als die im 20. Jahrhundert beobachteten. Die Erwärmung wird Veränderungen im Wasserkreislauf, in Extremereignissen, Wind, Trockenheit, Meereis und ein Ansteigen des Meeresspiegels zur Folge haben. Die Unsicherheiten sind grösser für kleinere Skalen (Regionen) und komplexere Ereignisse (Extreme). 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich Temperatur Projektionen für Szenarien Die Erwärmung ist wesentlich höher in hohen nördlichen Breiten, über Land, und im Gebirge. Wahrscheinlichste Werte für die Erwärmung für SRES A2, gegenüber 1980-1999. 2020-2029 2090-2099 IPCC, 2007 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich Dürre oder Flut, oder beides? Sommer 2003 (5 Standardabweichungen vom Mittel entfernt) Sommer Temperaturen in Zürich 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich (Schär et al. 2004) Auswirkungen auf die Schweiz Mehr Niederschläge im Winter, weniger im Sommer, mehr extreme Niederschläge, Hochwasser, Murgänge, Trockenperioden, Hitzewellen Kleinerer Brennstoffbedarf, mehr Strombedarf (Kühlung), weniger Stromproduktion Attraktiverer Sommertourismus (Seen, Alpen), Verschwinden von Schnee und Eis (2050 werden die meisten kleineren Gletscher weg sein, für 4°C werden die Hälfte aller Skigebiete nicht mehr schneesicher sein) Veränderung des Lanschaftsbildes, Vegetation, Tauen von Permafrost, Felsstürze Die Veränderungen sind in Entwicklungsländern wesentlich negativer, und diese haben nicht die 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich Energiebilanz und ‘commitment warming’ Q = F - λ ΔT CO2 F λ ΔT2 Gleichgewicht: Q = 0 GleichgeQ=0 wicht nur CO2 ⇒ F = λ Δ T2 Aerosol CO2 λ ΔT1 F Q Klimasensitivität: Erwärmung im Gleichgewicht für Verdopplung von CO2 S = 1 / λ = Δ T2 / F Transient 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich Zero emission commitment Die anthropogene Erwärmung und der Meeresspiegelanstieg würden aufgrund der Zeitskalen, die mit Klimaprozessen und Rückkopplungen verbunden sind, über Jahrhunderte andauern, wenn die Treibhausgaskonzentrationen einmal eine Verdopplung erreicht haben, selbst wenn die Emissionen auf null reduziert werden. 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich Stabilisierung Um die globale Erwärmung auf 2°C (gegenüber vorindustriell) zu beschränken, muss die CO2 Konzentration auf höchstens ca. 450 ppm stabilisiert werden. Dazu müssen die Emissionen weltweit bis 2050 um ca. 50%, bis 2100 um ca. 80% reduziert werden. 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich Warten oder handeln? Abwarten ist keine Option. Nicht weil der Schaden durch die Klimaänderung in zehn Jahren zu hoch ist, sondern weil die angestrebten Ziele unlösbar werden. 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich Desinformation… US Senator Inhofe, Oklahoma: The threat of catastrophic global warming is the "greatest hoax ever perpetrated on the American people.” Inhofe hat mehr als eine Mio. US$ from Exxon und anderen Ölfirmen erhalten. Competitive Enterprise Institute: 1998-2005, 2 Mio. US$ von Exxon, Werbespots: „CO2, they call it pollution, we call it life.“ Internes Memo, American Petroleum Institute, 1998: “Victory will be achieved when average citizens “understand” (recognize) uncertainties in climate science.” 3.2. 2007, Publikation des IPCC Berichtes: Die SVP sieht keinen Handlungsbedarf. Es habe schon früher Klimaschwankungen gegeben, sagte SVP-Sprecher Roman Jäggi. 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich Zusammenfassung Die Klimaänderung ist Tatsache, sie ist aussergewöhnlich, und der Mensch ist sehr wahrscheinlich verantwortlich dafür. Um die Erwärmung global auf 2°C zu begrenzen, müssen die CO2 Emissionen bis 2100 um ca. 80% reduziert werden. Abwarten heisst, dass dieses Ziel unmöglich oder zumindest unmöglich teuer wird. Unsicherheit rechtfertigt kein Abwarten. Das Problem kann nur global gelöst werden. Die Kosten für die Verminderung sind langfristig wahrscheinlich deutlich kleiner als die Schäden, die man damit verhindert. Die Klimaveränderung ist nicht nur eine wissenschaftliche, sondern auch eine moralische und ethische Frage. 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich Literatur Das Klima ändert, auch in der Schweiz, OCCC, 2002, http://www.proclim.ch/Reports/IPCC-CH02/IPCC-CH02D.pdf Klimaänderung und die Schweiz 2050: Erwartete Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft, OCCC, 2007, http://www.occc.ch/products/ch2050/PDF_D/CH2050.pdf Intergovernmental Panel on Climate Change, Fourth Assessment Report, 2007, http://www.ipcc.ch/ 14. September 2007 Reto Knutti / IAC ETH Zurich Nachhaltigkeit oder ‘business as usual’? “Out of every 100 persons added to the population in the coming decade, 97 will live in developing countries. Reichtum (GDP/Person) 14. September 2007 Bevölkerung Reto Knutti / IAC ETH Zurich