Medienmitteilung vom 24. Mai 2012 Patienten als Partner in der Patientensicherheit: Ab sofort können sich alle Schweizer Spitäler beteiligen Die Stiftung für Patientensicherheit Schweiz stellt ab sofort allen interessierten Spitälern die Patientenbroschüre „Fehler vermeiden – Helfen Sie mit!“ zur Verfügung. Auch Patienten können zur Verbesserung Ihrer Behandlungssicherheit beitragen. Dafür benötigen sie Informationen und die richtige Motivation und Unterstützung durch die Mitarbeitenden im Spital. Die Stiftung für Patientensicherheit hat Patientenempfehlungen entwickelt, evaluiert und während zweier Testphasen in Schweizer Spitälern erprobt. Nach Vorlage sehr guter Evaluationsergebnisse und erfolgreichem praktischem Einsatz steht die Patientenbroschüre ab sofort allen engagierten Spitälern zur Verfügung. Die Patienten werden in der Broschüre durch praktische Handlungsanleitungen motiviert, selbst einen Beitrag zur Vermeidung von Fehlern zu leisten. Methodik der Entwicklung Die Broschüre wurde in einem schrittweisen Prozess entwickelt. Zunächst wurde die internationale Literatur systematisch ausgewertet und erste Empfehlungen mit Schweizer Fachexperten formuliert. Diese Empfehlungen wurden auf Lesbarkeit und Verständlichkeit geprüft, und dann mit Patienten und Angehörigen diskutiert. Die entwickelte Broschüre ist sowohl evidenz-basiert als auch patienten- und nutzerorientiert. Zusätzlich zur Patientenbroschüre wurden Begleitinstrumente für die innerbetriebliche Einführung in den Spitälern entwickelt. Begleitforschung und Evaluation Die Patientenbroschüre wurde in mehreren Begleitstudien wissenschaftlich evaluiert. In einer ersten Studie wurden die Nutzbarkeit, die Akzeptanz und die Erfahrungen mit der Broschüre durch Mitarbeiter- und Patientenbefragungen untersucht. Die Wirksamkeit der Empfehlungen im Hinblick auf veränderte Verhaltensweisen von Patienten wurde in einer Interventionsstudie erforscht. Die Reaktion von Mitarbeitern auf Patientenfragen wurde ebenfalls untersucht. Die Zustimmung zum grundsätzlichen Ansatz der Patientenbeteiligung als auch die Bewertung verschiedener Handlungsempfehlungen aus der Broschüre waren sehr positiv (siehe Abb. 1 u. 2). Patienten, die die Broschüre während der Testphasen erhalten haben, fühlten sich besser über medizinische Fehler informiert und hatten bspw. einen besseren Wissensstand über Krankenhausinfektionen (Abb. 3). Schlussfolgerungen Die Nutzbarkeit der Patientenbroschüre und die Akzeptanz aus Patienten- und Mitarbeitersicht konnten durch die Evaluationsergebnisse nachgewiesen werden. Die Verhaltens- und Bewusstseinsänderungen bei den Patienten sprechen für den Nutzen der Patientenbroschüre. Für Spitäler ist die systematische Broschürenabgabe an ihre Patienten ein wichtiges Instrument zur Förderung der Patientensicherheit. Ausblick Die Patientenbroschüre steht ab sofort in den vier Landessprachen der Schweiz und in sieben Fremdsprachen (Albanisch, Englisch, Portugiesisch, Spanisch, Südslawisch, Tamilisch, Türkisch) für Spitäler im Rahmen von Lizenzvereinbarungen als auch für die Bevölkerung als Download zur Verfügung (siehe www.patientensicherheit.ch). Zusätzlich werden Materialien und Hilfsmittel angeboten (Patienten-Flyer, Poster, Checklisten, Folien für innerbetriebliche Informations- und Schulungsveranstaltungen, Manual), die die Spitäler bei der Einführung der Broschüre unterstützen. Die Stiftung engagiert sich in der Verbreitung der Patientenbroschüre und hat alle Schweizer Spitäler eingeladen, die Broschüre in ihrem Spital anzuwenden. Büro Geschäftsleitung und Korrespondenzadresse: Geschäftsstelle, Asylstrasse 77, CH-8032 Zürich Tel. +41(0)43 243 76 70, Fax +41 (0)43 243 76 71, www.patientensicherheit.ch, [email protected] Stiftungssitz : c/o Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften, Petersplatz 13, CH-4051 Basel Kontakt für Medienanfragen: Stiftung für Patientensicherheit Tel 043 243 76 70, [email protected] www.patientensicherheit.ch Bildmaterial: Patientenbroschüre „Fehler vermeiden – Helfen Sie mit!“ Abb. 1 Zustimmung zur Beteiligung von Patienten 94.23 Spitäler sollten Patienten über Möglichkeiten zur Vermeidung von Fehlern informieren 78.23 90.91 Patienten können mithelfen, Fehler in der Behandlung zu vermeiden 75.65 0 10 20 40 50 60 70 % Zustimmung 30 Patienten 80 90 100 Mitarbeiter Abb. 2 Patienten Mitarbeiter t m es a G tra tio n An w Ill us en db ar ke it ei t hk Ve rs tä nd lic an z R el ev In ha lt Durchschnitt, 95% CI (1=sehr schlecht 7 =sehr gut) 1 2 3 4 5 6 7 Beurteilung der Broschüre Abb. 3 Patienten können im Spital eine Infektion bekommen, die sie bei Eintritt noch nicht hatten. Mitarbeiter können Keime an Patienten übertragen, die dann eine Infektion auslösen. Es ist Zufall, ob ein Patient im Spital eine Infektion bekommt. Risiko für eine Infektion im Spital < 1% 0 10 20 30 40 50 60 % Patienten Kontrolle 70 80 90 100 Intervention Die Stiftung für Patientensicherheit Die Stiftung für Patientensicherheit ist eine nationale Plattform zur Entwicklung und Förderung der Patientensicherheit in der Schweiz. Sie arbeitet in Netzwerken und Kooperationen. Dabei geht es um das Lernen aus Fehlern und das Fördern der Sicherheitskultur. Dafür arbeitet die Stiftung partnerschaftlich und konstruktiv mit Akteuren im Gesundheitswesen zusammen. Die Patientensicherheit steht immer im Mittelpunkt. Mehr Informationen unter www.patientensicherheit.ch