Appell an alle Gartenfreunde:

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Der Nashornkäfer (Oryctes nasicornis L.)
Entwicklungsstadien des Nashornkäfers
Nur selten bekommt man den Nashornkäfer im Raum Pforzheim zu Gesicht. Umso größer
war das Erstaunen der Mitarbeiter im Amt für Umweltschutz, als das auf der Vorderseite
abgebildete Tier eines Tags im Amt abgegeben wurde. Grund genug es von allen Seiten
zu fotografieren, um es hier im Umweltkalender präsentieren zukönnen, und es danach
selbstverständlich wieder in die Freiheit zu entlassen
Dieser markante Käfer ist aufgrund seiner Lebensweise aber auch wegen des lückigen
Verbreitungsgebietes in Mitteleuropa nur gebietsweise häufiger zu beobachten. Er wurde u.a. zusammen mit der zum Gerben von Leder genutzten Eichenlohe in Mittel- und
Nordeuropa verbreitet.
Der Nashornkäfer gehört innerhalb der Familie der Blatthornkäfer (Scarabeidae) zur Unterfamilie der Riesenkäfer (Dynastinae) und ist nach Bundesnaturschutzrecht „besonders
geschützt“. Sein natürliches Verbreitungsgebiet liegt in Südeuropa. Mittlerweile ist die
Art aber auch in nördlichere Breiten vorgedrungen. Derzeit reicht die Verbreitung des
Nashornkäfers von Nordafrika bis Nordskandinavien. Dabei spielen in unseren Breiten
sekundäre, von Menschen beeinflusste Lebensräume eine viel stärkere Rolle für die Entwicklung als Naturstandorte. Man findet die Larven des Nashornkäfers vorzugsweise in
Komposthäufen oder in Sägemehl- bzw. Holspanabfällen von Sägereien. Erst durch die
infolge der Zersetzungsprozesse freiwerdende Gärwärme werden die für die Entwicklung
der Larve erforderlichen Temperaturen erreicht. In den Ursprungsländern dagegen findet
die Jugendentwicklung im morschen Holz statt. Die Larve kann eine Größe von bis zu 12
cm (!) erreichen und benötigt 3-5 Jahre bis zum adulten Insekt. Die Verpuppung erfolgt
in einer Erdkapsel im Boden.
Besonders bemerkenswert sind auch die tropischen Verwandten unseres Nashornkäfers:

in dieser Gruppe
finden sich die größten und schwersten Käfer überhaupt. So können

einige Vertreter
 aus der Gruppe der Herkuleskäfer eine Gesamtlänge von 17 cm mit einer

Flügelspannweite
von 22 cm bei einem Gewicht von 0,1 kg erreichen.
0
5
10
15
20 cm
- Zeichnungen oben: Entwicklungsstadien des Nashornkäfers (aus: Reitter, Edmund
Fauna Germanica. Die Käfer des deutschen
Reiches. 1908, Vol. II, pl. 76). Erläuterungen:
a) Eier, b - e) Larven, f + g) männliche
+ weibliche Puppe, h + i) männlicher +
weiblicher Käfer
- Foto oben: Larve des Nashornkäfers
- Fotos links: Tropische Riesenkäferart
Herculeskäfer Dynastes hercules , kleines
Foto: Europäischer Nashornkäfer zum Vergleich
Die „Hörner“, die nur bei den Männchen in der Größe ausgeprägt sind, dienen als
Waffe im Revierkampf mit Artgenossen. Die Riesenkäfer ernähren sich von Wurzelknollen, Körnern oder Blüten. Die Larven fressen hauptsächlich Wurzeln und Humus.
Manche Arten entwickeln sich auch als Bohrer in Pflanzen, wie etwa Palmen. Eine
Reihe von Arten kann an Rasen, jungen Forstpflanzen und in der Landwirtschaft an
Wurzelgemüse Schaden verursachen. In Afrika sind Arten der Riesenkäfer bekannt,
die sich von der Brut und den Nahrungsvorräten von Honigbienen ernähren. Die
erwachsenen Tiere unserer Nashornkäfer nehmen nur noch Pflanzensäfte oder gar
keine Nahrung mehr zu sich, genau weiß man es nicht. Nur in den Sommermonaten
trifft man die in der älteren Literatur noch als fliegende Nashörner bezeichneten
Insekten an - dann aber nur in der Dämmerung bzw. nachts.
Appell an alle Gartenfreunde:
Engerlinge im Komposthaufen gehören in der Regel zu nützlichen (Kompostbereitung!) und geschützten Käferarten, wie
z.B. Nashornkäfer oder Rosenkäfer und sollten geschont werden! Mit den ähnlich aussehenden Engerlingen des Waldmaikäfers und dessen Massenauftreten haben sie nichts zu tun!
Käfereier, -larven und -puppen bitte im Kompost belassen!
Text: Hilligardt Fotos: Vorderseite Hilligardt, Rückseite: Wagener (Larve), Hilligardt (Nashornkäfer), Anaxibia (Herculeskäfer)
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