Baubeschrieb Agrovision Lukas Suter

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Münchrütistrasse 2
6210 Sursee
Tel. 041 926 66 11
Fax 041 921 38 76
www.delaval.ch
Baubeschrieb
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Neubau Milchviehstall
Gemeinde 6248 Alberswil
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Stiftung Agrovision Burgrain
Burgrain 20
6248 Alberswil
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ZUSAMMENFASSUNG
Der Landwirtschaftsbetrieb der Agrovision Burgrain (ehemaliger Schulgutsbetrieb) mit 42 ha LN
besteht aus Milchvieh, Schweinehaltung, Legehennen und Ackerbau. Die zwei Betriebsleiter Josef Bernet und Andreas Nussbaumer leiten den Betrieb. Ihnen vorgesetzt ist der Geschäftsführer
Andreas Lieberherr. Der Betrieb wird nach den Richtlinien von Bio-Suisse bewirtschaftet. Das Ziel
der Agrovision Burgrain ist, die selbst produzierten Produkte auch selber zu verarbeiten und zu
verkaufen.
Ziele des Neubaus
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Stärkung der Milchviehhaltung
Die Haltungsform vom Anbindestall zum Laufstall
Der neue Stall ist die Grundlage für eine zukunftsgerichtete und moderne Milchproduktion.
Optimale Eingliederung des Neubaus in die Umgebung.
Entlastung des alten Standorts von Emissionen
Langfristige Existenzsicherung für die Familien und Kindern
Die bestehenden Betriebsstrukturen, die Absichten der Siftung Agrovision und die Freude an der
Tierhaltung veranlassten die verschiedenen Personen auf die Milchwirtschaft zu setzen. Um eine
langfristige Existenz zu sichern, und eine Optimierung der Produktion zu gewährleisten, entschlossen sie sich für den Neubau des Rindviehstalles.
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PROJEKTBESCHRIEB
Standort und raumplanerische Aspekte
Der geplante Standort liegt im südlichen Teil von Alberswil. Nordwestlich des Neubaus liegt der
Hügel Kastelen, westlich das landwirtschaftliche Museum und südlich die Kapelle St. Blasius. Im
engeren Bereich sind südlich des Neubaus die Betriebsleiterwohnungen und parallel zum Stall verläuft der Mühlebachkanal. Die bestehenden betrieblichen Gebäude liegen alle östlich des Mühlebaches. Das Hofbild wurde bis anhin vor allem durch die bestehende Rindviehscheune bestimmt. Sie
weist - für in jener Zeit gebaute Scheunen - grosse Dimensionen auf. Das Erdgeschoss ist mit den
dazumal üblichen Sichtbacksteinen gemauert worden.
Das ganze Gebiet liegt in der Landwirtschaftszone. Beim neuen Standort ist das Gelände relativ
eben. Nach Nordwesten ist das natürliche Terrain ca. um 1 m innerhalb des Neubaus abfallend.
Die nächste Wohnzone von Alberswil ist rund 600 m Luftlinie vom neuem Produktionstandort entfernt.
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Übersichtsplan
Ansicht vor dem Neubau
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Grundriss
Der Stall verläuft parallel in einem Abstand von 12 m zum Mühlebach. Zu den Betriebsleiterwohnungen ist ein Abstand von 40 m vorhanden, damit die Immissionswerte eingehalten werden können. Südlich des Hofes liegt der neue Hofplatz, von welchem der ganze Stall erschlossen wird.
Der Heulagerraum wurde auf den gewachsenen Boden gestellt, um Gebäudekosten zu sparen.
Mit der Nord-Süd Anordnung des Stalles wird nur wenig Land zerschnitten.
Flächenbedarf Gebäude
Der Neubau Rindviehstall beansprucht rund 2’800 m2 für Gebäude, Heulagerung und Jauchegruben. Für das ganze Rindviehstallprojekt mit Zufahrtswegen wurde eine Fläche von ca. 4’900 m2
beansprucht.
Das ganze Gebäude liegt ungefähr auf dem gleichen Niveau. Die neuen Baukörper ragen bei der
Traufe ca. 4 m und beim First ca. 12 m über das gewachsene Terrain heraus. Sämtliche Stallungen sind mit natürlichem Licht versorgt.
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Projektbeschrieb
Hauptgebäude
Dieser Bereich bietet Platz für 70 Milchkühe, 20 Stück Jungvieh und ca. 34 Kälber bis 4 Monate.
Südöstlich des Gebäudes sind die Technikräume angeordnet mit sämtlichen technischen Einrichtungen und Steuerungen. In diesem Bereich ist ein Melkstand 2x8 Fischgräten 50° MidiLine
ML2100 von DeLaval eingebaut. Der Melkstand kann auf 2x12 ausgebaut werden. Die Milch
fliesst via Endeinheit in den Milchtank. Auf der Zuschauertribüne hat man eine gute Gesamtinnenansicht über den Stall. Über dem Melkstand ist extra eine Glasfront eingebaut worden, damit
der Melkvorgang von oben ungestört beobachtet werden kann. Für ein rationelles Melken wurde
ein gedeckter ansteigender Warteraum gebaut, welcher mit einem Viehtreiber ausgerüstet ist.
Dieser ist vom Melkstand aus bedienbar.
An der Westseite des Gebäudes stehen Werkstatt, Einstellhalle für Traktoren und Remise, die mit
einer Betondecke überdeckt ist. Westlich sind zwei belüftete Heulagerräume mit je 900 m3 Lagerraum vorhanden. Nordwestlich steht ein weiterer Raum für die Futterlagerung zur Verfügung.
Die Form des Gebäudes wurde der Funktion angepasst (Form folgt der Funktion). Das Satteldach
mit Lichtfirstentlüftung mindert die Höhe des Gebäudes. Bei dieser typischen Kranscheune kann
fast jeder Ort im Stall mit dem Kran erreicht werden.
Die Aussenhaut des Gebäudes ist mit einer Holzschalung versehen. Die Schalung wurde mit Zwischenräumen (Space Board) befestigt. Die Hohlräume dienen dazu, dass jederzeit genügend
Frischluft in den Stall dringt. Der Boden in der Tenne und im Technikraumbereich wurde aus Ortbeton erstellt. Im Stallbereich wurden sämtliche Laufgänge und Liegeboxen mit vorfabrizierte Betonelementen (Rautenböden) ausgeführt. Auch der ansteigende Warteraum ist mit Betonelementen
versehen, welcher gut zu reinigen ist.
Entmistung
Sowohl Fress- wie auch Laufgang werden mit Entmistungsschiebern gereinigt. Die Jauche fliesst
direkt in die Vorgrube 190 m3 von welcher sie mit Hilfe einer Tauchschneidepumpe in die grössere Grube von 715 m3 befördert werden kann. Im weiteren steht östlich eine Jauchegrube zur Verfügung. Wegen dem Grundwasserspiegel musste die Tiefe der Jauchegrube um ½ m reduziert
werden.
Lüftungskonzept
Es ist vorgesehen, den ganzen Stall natürlich mit Hilfe des Windes und der Thermik zu lüften. Kühe
„lieben“ das Winterhalbjahr, denn bei Umgebungstemperaturen von 7° C bis 17° C können sie ihr
Leistungspotenzial maximieren. Dabei ist die Toleranz für niedrige Temperaturen deutlich grösser
als für Temperaturen, die über diesem Spektrum liegen. Zwar steigt bei niedrigen Temperaturen
der Erhaltungsbedarf der Kuh für die Produktion von Körperwärme an, doch die Kuh kann das gut
kompensieren. Sie frisst mehr und durch die höhere Futteraufnahme steht auch mehr Energie für
Leistung zur Verfügung.
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Problematischer sind hohe Temperaturen, die den Organismus der Kuh belasten und ebenfalls die
Energieansprüche erhöhen. Da jedoch bei hohen Umgebungstemperaturen die Futteraufnahme
sinkt, kommt es zu einem Energiedefizit, und in der Folge leidet die Milchleistung. Bei lang anhaltenden hohen Temperaturen kann es zu Fruchtbarkeitsproblemen und Laminitis (Klauenrehe)
kommen.
Die Hauptwindrichtung ist Südosten. Dadurch kann der Stall teilweise in der bevorzugten Längsrichtung gelüftet werden. Bei der südlichen und östlichen Fassade wurden Space Bord Bretter
montiert. Die Zuluft erfolgt im Winter durch die Schalung und verlässt den Stall über den Lüftungsfirst. Im Frühling, Sommer und Herbst können zusätzlich die Tore und Fenster geöffnet werden.
Somit kann bei grosser Hitze ein hoher Luftwechsel erreicht werden.
Tierhaltung
Der geplante Stall erfüllt die Bestimmungen der Tierschutzverordnung vom 7. Dezember 1997.
Im Weiteren entspricht der geplante Stall den Anforderungen an Raus (regelmässiger Auslauf).
und BTS (Besonders tierfreundliche Stallsysteme). Im Sommer wird auf dem Betrieb vorwiegend
geweidet. Die Tiere sind nur zum Melken im Stall und bei grosser Hitze.
Fütterung und Futterbasis
Die Kühe sind vom Frühling bis Herbst meistens auf der der Weide. Im Winter wird vorwiegend
Dürrfutter verabreicht. Sämtliches Futter wird auf dem Betrieb produziert. Das Futter wird mittels
Kran zur Fressachse befördert. Derzeit ist keine Kraftfutterstationen im Einsatz. Beim vorliegendem Projekt wird pro Kuh ein Fressplatz zur Verfügung gestellt. Kraftfutter kann auch am Futtertisch gegeben werden. Im Jahre 2009 wurde 5.6 ha Winterweizen, 2.3 ha Wintertriticale und 2 ha
Mais angebaut. Das Grünland unterscheidet sich in 3.57 ha Naturwiese extensiv, 26.9 ha Naturwiese intensiv und 4 ha Kunstwiese intensiv.
Arbeitsplätze
Der Rindviehstall wird mit einem hohen Mass an Mechanisierung ausgerüstet. Nach SAK (Standartarbeitskräften) entspricht der Neubau ca. 4.4 Einheiten. Benötigt werden ungefähr 3 Arbeitskräfte.
Unbeschmutztes Betriebsabwasser
Mit dem Neubau sind ca. 3’000 m2 neue Dachfläche entstanden. Damit diese Fläche nicht in die
öffentliche Kanalisation geführt werden muss, wurde ein Regenwassertank von 110 m3 Volumen
gebaut. Der Überlauf erfolgt in eine offene Sickergrube.
Sämtliche Zufahrtswege wurden nicht befestigt. Ein Teil dieses anfallenden Wassers versickert direkt in der Strasse, der Rest versickert oberflächlich über die Wiese. Das Regenwasser wird für
Reinigungszwecke im Bereich des Melkstandes gebraucht. Es wird täglich ca. 500 l Wasser benötigt. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Regenwasser weniger kalkhaltig ist.
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Potentialausgleich
Damit keine mögliche Kriechströme auftreten, müssen sämtliche Metallteile geerdet werden. Im
neuen Stall wurde dazu ein Elektroingenieur beauftragt, welcher für die Planung zuständig war. Die
Armierung in der Bodenplatte wurde verschweisst und zu den Anschlusspunkten geführt.
Gesamtkosten
Die Gesamtkosten belaufen sich auf ungefähr 1.9 Millionen Franken Fremdkosten. Enthalten in
dieser Berechnung sind die Erschliessung mit Wasser- und Elektroleitungen und sämtliche Zufahrtswege rund um die Scheune. Im weiteren sind die Jauchegruben und der Remiseteil sowie
sämtliche Planungs- und Bewilligungskosten enthalten.
Gestaltung
Damit ein Stall mit diesen grossen Abmessungen sich gut in die Landschaft eingliedert, wurden
folgende Massnahmen getroffen:
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Der Stall wurde möglichst klein gehalten, wobei die Länge des Stalles durch die Anzahl der Tiere an der Fressachse bestimmt wird. Es wurden gegenständige Liegeboxen gewählt, was sich
platzsparend auswirkt.
Der Standort mit der Raumeinteilung wurde dem bestehendem Strassen- und Bachverlauf angepasst.
Die Nutzung des Gebäudes ist an der Fassade ablesbar.
Es wurde auf eine Lösung mit Innenhof verzichtet, damit nicht mehr Grundstücksfläche beansprucht wird. Die Gebäudeform ist ruhig und einfach.
Die höchste Gebäudehöhe ist ca. 13 m über dem bestehenden Terrain. Ein Bau dieser Fläche
benötigt eine entsprechende Höhe, damit der Bau nicht gedrückt wirkt. Die Höhe wird durch die
Futterlagerung und den Kran bestimmt.
Die oberflächliche Versickerung, welche bepflanzt ist, ergibt einen naturnahen Abschluss.
Es sind keine Aussensilos erforderlich. Allfällige Futtersilos können über der Betondecke bei
der Remise eingebaut werden.
Die Fassaden wurden aus Holz, Fenster und einer naturbelassenen Holzschalung ausgeführt.
Es wurde bewusst bei der Farbwahl auf den Einsatz von glänzenden Materialien verzichtet. Die
Dachfläche wird durch die Firstentlüftung gebrochen und aufgelockert.
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Kommentar des Architekten
Im Winter 2007/2008 gelangte die Planungsabteilung von DeLaval an eine aufgeschlossene Bauherrschaft, welches die Vision hatte einen neuen Laufstall zu erstellen. Bei mehreren Besprechungen mit der Bauherrschaft und dem Gebietsleiter Walter Felber von der Firma DeLaval AG kam
man auf den gewählten einfachen Grundriss. Der Entscheid, dass ein Fischgräten 50° Melkstand
zum Einsatz kam, musste erarbeitet werden.
Das Melksystem bestimmt in Rindviehstallungen den Grundriss weitgehend. Ein Knackpunkt war
für die Bauherrschaft vor allem der Standort des Gebäudes. Der Entwurf wird bei landwirtschaftlichen Gebäuden durch Kriterien wie Nutzung, Arbeitsabläufe, Lüftung und natürlich Wirtschaftlichkeit geprägt. So entstand eine einfache Form des Grundrisses, welcher mit möglichst günstigen
Baumaterialien gebaut werden sollte.
Im August 2008 konnte die Baueingabe eingereicht werden. Es konnte mit einem positiven Entscheid gerechnet werden, da mit den meisten zuständigen Ämtern Vorbesprechungen stattgefunden hatten.
Die Ausführungspläne, welche bei Betonelementen relativ komplex sind, wurden während der Bewilligungszeit erstellt. Ungefähr im Dezember 2008 konnte mit den Bauarbeiten gestartet werden.
Vorher mussten die Anschlussleitungen zur Baustelle gezogen werden. Der Winter zeigte sich
noch von der harten Seite. Die Bauleitung erfolgte in Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft. Die
Ausführung der Bauarbeiten ging zügig und ohne grössere Komplikationen voran. Der erste Meilenstein war, dass das Heu in den neuen Stall geführt werden konnte. Der Einzugstermin der Kühe
war im August 2009. Die Kühe musste sich zuerst an den Laufstall und an den neuen Melkablauf
gewöhnen. Jedoch schon nach wenigen Tagen pendelte sich ein normaler Arbeitsablauf ein.
Wir möchten uns bei der Bauherrschaft bedanken, für die jederzeit angenehme und faire Zusammenarbeit und für das Vertrauen das sie uns gegenüber geschenkt hat. Wir hoffen, dass sie im
schwierigen landwirtschaftlichen Umfeld erfolgreich produzieren können, und dass sie Freude haben und Stolz sind auf ihren neuen Stall.
DeLaval AG
Der Architekt:
Lukas Suter
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