12 TIPPS ZUM THEMA SPEISE- UND MENUKARTEN Die perfekte Speisekarte Speisekarten sind ein besonderes Thema in der Gastronomie: Der eine mag sie schlicht und übersichtlich, der andere setzt auf üppig-blumige Grafik und ausführliche Beschreibungen. Hier 12 Tipps zum Thema Speisekarten. Oder was Gastronomen und Hoteliers bei der Gestaltung von Speise- und Menükarten beachten sollten. TEXT David J. Lienert Äusseres Erscheinungsbild Eine Speisekarte muss sauber, in gutem Zustand, also nicht abgegriffen sein – und sie muss dem Konzept des Restaurants entsprechen. Speisekarten auf dem iPad Sicher eine gute Alternative und je nach Restaurant-Konzept passend – eine gedruckte Speisekarte sollte aber trotzdem angeboten werden. Saison- oder Wochenangebote Diese sollten in die Speisekarte integriert werden und auf der ersten Seite klar ersichtlich sein. Auch sollte der Service-Mitarbeiter die Karte dem Gast so reichen, dass die speziellen Angebote sofort ersichtlich sind. Zudem sollte der Mitarbeiter mündlich darauf hinweisen. Zeitpunkt, um Karte zu reichen Die Karte sollte dem Gast gereicht werden, nachdem der Aperitif serviert worden ist. Speisekarte- und Weinkarte zusammen? «No-Gos» Da kommt es ganz wesentlich auf das Restaurant-Konzept an – in einem gehobenen Restaurant sollte man die Weinkarte immer von der Speisekarte trennen, da sich diese in Umfang und Layout klar unterscheiden. Inhalt Wenn das Restaurant-Konzept klar ist und vom ganzen Team getragen wird, sollte der Küchenchef verantwortlich sein für den Inhalt der Karte, sprich die Speisen oder Menus, die serviert werden. Preise Die Gerichte werden vom Küchenchef kalkuliert. Die Preise werden in Absprache mit der Geschäftsleitung festgelegt. Dialekt-Formen DER AUTOR David J. Lienert (43) ist Leiter Hotel Food & BeverageAusbildung an der Hotel-Fachschule Belvoirpark Zürich. [email protected] 38 Dialektformen bei regionalen Speisen sind authentisch und passen auf die Speisekarte. Unter Umständen muss aber das Gericht noch erklärt werden – für ausländische Gäste. Todsünden sind: Fettflecken, zu kleine Schrift, Schreibfehler und schlechte Übersetzungen. Speisekarte auf der Website Die Gäste informieren sich gerne im Voraus über das Angebot – und die Preise. Deshalb macht es Sinn, die Speisekarte ins Internet zu stellen. Voraussetzung: Die Karte muss immer aktuell sein! Geschichte/Philosophie Wenn die Geschichte des Hauses spannend ist und die Philosophie sich von anderen abhebt, kann man ohne Weiteres darauf hinweisen, jedoch auf der ersten Seite der Karte. Geschichte und Philosophie sollten sich aber in den Gerichten widerspiegeln und keine Lippenbekenntnisse sein. 11 Schaukasten 12 Oft muss ein Auszug aus der Karte genügen, weil nur eine Doppelseite im Kasten Platz hat. H 4 I2015 TECHNIK & AMBIENTE TISCHKULTUR kommentar Speisekarten sind ein Spiegelbild des Betriebes, Spiegel im Hinblick auf den Umgang mit dem Berufsverständnis, aber auch im Umgang mit der gastronomischen Kultur. Ganz sicher jedoch auch, was das Qualitätsdenken in Bezug auf Sprache, Gestaltung und Kulinarik betrifft. Zu oft wird der diesbezügliche Kommunikationswert der Speisekarten unterschätzt. Generell gilt: Im Auftritt der Speisekarte offenbart sich für die Gäste das gastronomische Verständnis. Dieses Verständnis wollen wir dem Gast in den wenigen Minuten vermitteln, in denen er die Speisekarte liest und sich etwas Passendes aussucht. Bevor die Speisekarte geschrieben werden kann, muss jedoch der Küchenchef ein dem Betrieb angepasstes Angebot kreieren. Die Kunst besteht darin, dieses Angebot «geschliffen» zu formulieren. Es soll den Gast ansprechen und zur Bestellung animieren – und es muss auch klar und deutlich formuliert sein, sodass der Gast weiss, was ihn erwartet. Selbstverständlich kann der Gast sich heute über das Internet informieren, da erfährt er meist etwas mehr zur Philosophie des Betriebes. Oft werden jedoch immer noch viele Restaurants ohne Voranmeldung besucht. Da muss die Speisekarte eine klare Sprache sprechen und dem Gast in wenigen Minuten die Philosophie des Hauses vermitteln. Damit die Speisekarte klar und verständlich ist, sollte diese immer kritisch aus der Optik des Gastes betrachtet werden: Sind alle wichtigen Zutaten der Gerichte erwähnt? Ist die Zubereitungsart klar und verständlich? Ist die Sach- und Herkunftsbezeichnung korrekt? Stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis mit den anderen Gerichten der Karte überein? Ist das Menü fehlerfrei geschrieben? Würde ich das Gericht auch bestellen? Wenn alle Fragen mit Ja beantwortet werden können, steht der Fertigstellung der Speisekarte nichts mehr im Wege. Die Speisekarte ist Information, Werbung, Betriebsphilosophie und Preisliste in einem. Dies gilt es in einen Guss zu packen und alle geforderten Aspekte zu berücksichtigen. Wenn das ein Betrieb schafft und die angepriesene Leistung mit den effektiv servierten Speisen übereinstimmt, dann ist das Ziel erreicht – und der Gast wird positiv von diesem Restaurant oder Hotel sprechen. 4 I2015 39