Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement EVD Bundesamt für Veterinärwesen BVET Campylobacteriose Unter Campylobacteriose wird eine Infektion primär mit thermotoleranten Campylobacter spp. verstanden. Sie ist eine der häufigsten Ursachen von lebensmittelbedingten Durchfällen beim Menschen. Reservoir dieser Bakterien sind zahlreiche Wild- und Nutztiere, wobei das Geflügel als Hauptreservoir gilt. Empfängliche Arten Geflügel, Wildvögel, Haustiere (Hund, Katze), Nutztiere (Rind, Schaf, Ziege, Schwein), Nager, Mensch. Erreger Als thermotolerante Campylobacter spp. sind vor allem Campylobacter (C.) jejuni, C. coli., seltener C. lari und C. upsaliensis zu nennen. Daneben wird Campylobacter fetus subsp. fetus als nichtthermotoleranter Campylobacter spp. nachgewiesen. Es sind bewegliche, gram-negative, S- oder spiralförmige Bakterien, die zur Bildung kokkoider Formen neigen. Die Tenazität ist mässig. Campylobacter spp. überleben bei 4C über mehrere Wochen in der Aussenwelt. Sie sind sehr empfindlich gegenüber einem saurem pH-Wert. Pasteurisieren tötet die Bakterien ab. Klinik/Pathologie Beim Tier ist die Infektion meist asymptomatisch. Gelegentlich verursacht sie bei Jungtieren Allgemeinstörungen und Enteritis. Pathologisch-anatomisch kann bei klinisch apparenter Infektion eine katarrhalische bis hämorrhagische Enteritis mit Schleimhautverdickung im Jejunum und Ileum beobachtet werden. Beim Menschen sind Fieber, Bauchschmerzen, Erbrechen und blutiger Durchfall die häufigsten Symptome der Campylobacteriose. Verbreitung Weltweit. Hohe, je nach Region, Tierart und Campylobacter spp. unterschiedliche Prävalenz. Campylobacteriose des Menschen ist in industrialisierten Ländern die häufigste durch Lebensmittel übertragene Gastroenteritis. Epidemiologie Asymptomatische Trägertiere (Reservoirs) und erkrankte Individuen scheiden die Erreger vor allem im Kot aus und kontaminieren ihre Umgebung (u. a. Oberflächenwässer). Frischfleisch vom Geflügel stellt u. a. eine wichtige Infektionsquelle für den Menschen dar. Mangelnde Küchenhygiene im Umgang mit Frischfleisch im Verbraucherhaushalt sowie eine unzureichende Durcherhitzung können zu Infektionen des Menschen führen. Auch der Konsum von unpasteurisierter Milch kann die Ursache von Campylobacter-Ausbrüchen sein. Diagnose Verdacht bei gehäuften Durchfällen von Jungtieren. Kultureller Erregernachweis im Labor. Differenzialdiagnosen Durchfallerkrankungen bei Jungtieren: Rotavirus, Salmonellose, ColiDiarrhöe, diätetisch bedingte Durchfälle. Immunprophylaxe In der Schweiz nicht zugelassen. Es existiert keine Vakzine. Untersuchungsmaterial Bei Verdacht: Kot durchfallerkrankter Tiere. Zur Überwachung: Kot, bzw. Kloakentupfer oder Zäkuminhalt klinisch gesunder Tiere; Le- 1/2 bensmittel tierischer Herkunft. Tupfer müssen Transportmedium, wie z. B. Amies, Stuart oder Cary Blair enthalten. Falldefinition: Bakteriologischer Nachweis von thermotoleranten Campylobacter spp. Bekämpfung Die Campylobacteriose ist eine zu überwachende Zoonose (TSV Art. 291). Dabei wird das Vorkommen beim Tier (Geflügel, Schwein, Rind) und in Lebensmitteln tierischer Herkunft überwacht. Fleischuntersuchung Beurteilung nach den allgemeinen Kriterien (VHyS, Anhang 7). 03/2010 2/2