BRASILIEN_VOLLTON_03_06 06.03.2006 17:10 Uhr Seite 1 Länderinfo Plan International Deutschland e. V. Bramfelder Str. 70 . 22305 Hamburg Telefon 040 - 611 400 . Fax 040 - 611 40 140 www.plan-deutschland.de [email protected] Brasilien die Unabhängigkeit aus, allerdings blieb Brasilien faktisch portugiesische Halbkolonie. 1888 wurde die Sklaverei aufgehoben. Ein Jahr später putschte sich eine Militärregierung im Interesse der Großgrundbesitzer und Kaffeebarone an die Macht. Brasilien wurde eine Republik. Der Kaffeeboom im 19. Jahrhundert förderte im Süden eine einheimische Industrie. Von 1930 bis 1988 gab es wechselnde Militärregierungen, die vor allem die binnenorientierte Industrialisierung förderten. Die Kluft zwischen Arm und Reich wuchs beständig an; vor allem der agrarische Nordosten Brasiliens verarmte zusehends. Mit der neuen Verfassung von 1988 ist es wieder möglich, direkt einen Präsidenten zu wählen. Zur Situation heute Grunddaten Einwohner: Lebenserwartung: Kindersterblichkeitsrate: Pro-Kopf-Einkommen: Alphabetisierungsrate: Landesfläche in km2: Hauptstadt: Amtssprache: Religion: 178 Mio. (Deutschland [D]: 82,4 Mio.) 68 Jahre (D: 78,2 Jahre) 30 pro 1000 Lebendgeburten (D: 5 pro 1000) 2.710 US$ (D: 24.051 US$) Frauen 87 %, Männer 87 % 8.547.400 Brasilia Portugiesisch Christentum (93,3 %), Lokale Glaubensrichtungen Geografie und Klima Brasilien umfasst drei große Landschaftsräume. Im Norden liegt das bis über 3.000 Meter hohe Bergland von Guayana. Nach Westen schließt sich das tropische Amazonas-Tiefland an. Im Südosten bedeckt das brasilianische Bergland über die Hälfte des Landes: Ausgedehnte Hochplateaus im nördlichen Teil treffen im Südosten auf Gebirgsketten, die in Richtung Atlantik steil abfallen. Hier herrscht in Trockenwäldern, offenem Grasland sowie Sumpfgebieten Savannenklima vor. Unregelmäßige Niederschläge führen oft zu großen Dürren. Geschichtlicher Überblick Brasiliens vorkoloniale Geschichte ist kaum bekannt. Seit 1530 nahmen portugiesische Siedler das Land immer mehr in Besitz und brachten im 16. Jahrhundert über 3,5 Millionen afrikanische Sklaven für die Plantagenarbeit ins Land. Im 17. Jahrhundert wurden die Indianer des Hinterlandes systematisch verfolgt und versklavt. 1822 rief Pedro I, Sohn des portugiesischen Königs, 1995 übernahm der ehemalige Wirtschaftsminister Cardoso die Regierung mit dem Ziel, umfassende Strukturreformen und eine wirtschaftliche Stabilisierung des Landes zu verfolgen. Erste Erfolge dieses Plano Real sind sichtbar: Die Belange der landlosen Bauern im Nordosten fanden Gehör. Die Währungsreform von 1994 zügelte anfangs die Inflation, senkte die Arbeitslosenquote und kurbelte die Konjunktur an. Allerdings kämpft das Land inzwischen mit wachsender Arbeitslosigkeit und Rezession. Seit Januar 2003 ist Luiz Inácio Lula da Silva Präsident, der aus armen Verhältnissen aus dem Nordosten Brasiliens stammt. Zur Situation der Kinder Kinder haben Rechte. Viele Kinder und Jugendliche sind Gefahren ausgesetzt, die ihre Gesundheit und Zukunft gefährden. Dazu gehört Kinderarbeit, Prostitution (in touristischen Gebieten), Verwahrlosung, Gewalt auf den Straßen oder Frühschwangerschaften. Kindorientierte Gemeindeentwicklung Mit diesem Ansatz begegnet Plan der Kinderarmut und Kinderrechtsverletzungen. Neben allen am Projekt beteiligten Erwachsenen spielen auch die Kinder eine aktive und wichtige Rolle für die Überwindung von Armut. Unter dem Motto „Mit Kindern und für Kinder“ ermutigt Plan sie, ihre Potenziale zu entfalten und sich der Gemeindeentwicklung zu beteiligen. BRASILIEN_VOLLTON_03_06 06.03.2006 17:10 Uhr Seite 2 Gesundheit Obwohl die Verfassung eine öffentliche medizinische Ver sorgung garantiert, ist das Gesundheitswesen unzureichend: Denn 75 Prozent der medizinischen Versorgung leisten private Einrichtungen und 90 Prozent der Krankenhäuser sind privat. Bei den öffentlichen Diensten kommen statistisch auf 377 Einwohner ein Krankenhausbett und ein Mediziner. Durch Mangel- und Fehlernährung geschwächt sterben viele Kleinkinder, vor allem im armen Nordosten des Landes, an vermeidbaren Krankheiten wie Malaria, Dengue-Fieber, Chagas, Durchfallerkrankungen oder Atemwegsinfektionen. Bildung und Ausbildung Im öffentlichen Schulwesen gilt für Kinder vom siebten bis 14. Lebensjahr Schulpflicht ohne Schulgebühren. Die Schulen sind aber mangelhaft ausgestattet und die Lehrer schlecht ausgebildet. Es gibt nicht genügend Plätze für alle Kinder im schulpflichtigen Alter. Oft verlassen sie vorzeitig die Schule, um für den Familienunterhalt mitzusorgen. Viele Schüler fallen bei den Abschlussprüfungen durch. Nur etwa 70 Prozent der Schulkinder beenden die Grundschule. Lebensumfeld Mehr als 75 Prozent der Bevölkerung leben in den Ballungszentren entlang der Atlantikküste. Landflucht, abnehmende Wasser- und Bodenressourcen sowie Luftverschmutzung in den Städten stellen Regierung und Bevölkerung vor große Probleme. Die Häuser in Brasiliens armen Regionen sind meist Provisorien mit Fußböden aus festgestampfter Erde. Eine gesicherte hygienische Grundversorgung wie Latrinen, sauberes Trinkwasser oder Müllentsorgung fehlen. So haben auf dem Land nur 58 Prozent Zugang zu sauberem Trinkwasser und 43 Prozent Zugang zu sanitären Anlagen. Die schlechten Wohn- und Lebensverhältnisse begünstigen das Ausbreiten vieler vermeidbarer Krankheiten. Einkommen Nur noch 21 Prozent der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig. Der Einsatz von neuen Technologien hat viele Arbeitsplätze vernichtet, die die Landflucht und Verstädterung verstärken. Zwei Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist Weideland. Die Hälfte der Erwerbstätigen arbeitet im Dienstleistungssektor. Brasilien ist zudem einer der größten Eisenerzexporteure der Welt. Die Ereignisse vom 11. September 2001, die Wirtschaftskrise in Argentinien sowie die Energiekrise im Lande hatten Einfluss auf die brasilianische Wirtschaft. Inflationsrate und Verbraucherpreise sind wieder stark angestiegen. Die Arbeitslosenrate liegt bei über neun Prozent, vor allem in den Ballungszentren. In diesem Fall werden Briefe entweder von Bekannten oder ehrenamtlichen Plan-Mitarbeitern verfasst bzw. übersetzt. Dennoch schreiben die Familien Ihnen sehr gerne, auch wenn sie während der Ernte wenig Zeit dazu haben. Sie freuen sich sehr über Briefe oder Postkarten von Ihnen. Feiertage 09. April 21. April 07. September 12. Oktober 02. November 15. November Endoencas Tiradentes Unabhängigkeitstag Heilige Aparecida (Landespatronin) Gedächtnistag Tag der Proklamation Christliche Feiertage werden eingehalten. Plan-Programmgebiete Seit 1997 führt Plan Projekte im Nordosten Brasiliens durch und arbeitet mittlerweile mit rund 15.770 Patenkindern, deren Familien und Gemeinden in den folgenden Gebieten: Pernambuco Die Provinz Pernambuco liegt im verarmten Nordosten an der Atlantikküste. Das Projektgebiet liegt am Stadtrand Recifes, der Hauptstadt Pernambucos. Zuckeranbau ist immer noch der Haupterwerbszweig der Menschen in der Provinz. Oft verlassen Familienmitglieder oder ganze Familien ihre Gemeinde, um sich einige Monate als Saisonarbeiter zu verdingen. Versandete Flüsse, stillgelegte Wasserarme und Mangrovensümpfe begünstigen mit ihren stehenden Gewässern Mückenplagen: Malaria, DengueFieber und Hautinfektionen sind weit verbreitet. Sanitäre Einrichtungen und sauberes Trinkwasser sind weitgehend nicht vorhanden. Maranhão Die Provinz Maranhão liegt ebenfalls im verarmten Nordosten Brasiliens. Das Projektgebiet liegt nahe der Hauptstadt São Luís auf der gleichnamigen Insel in einer Sumpfgegend. In ihren undichten, schlecht belüfteten Häusern sind die Bewohner Insekten und Parasiten ausgesetzt. Oft bleibt während der Regenzeit Wasser in den Hütten zurück. Viele Kinder leiden an Malaria, Durchfall und chronischen Atembeschwerden. Strom und Trinkwasser in nächster Nähe sind nur selten vorhanden. Die meisten Erwachsenen sind arbeitslos, viele sind zudem durch Mangel- oder Fehlernährung geschwächt. Interkultureller Austausch Briefe von Ihrem Patenkind sowie jährliche Kulturberichte werden Ihnen das alltägliche Leben im Land Ihres Patenkindes näher bringen. Ihre Briefe werden wiederum dem Kind eine neue und unbekannte Welt eröffnen und ihm zeigen, dass Sie Anteil an seinem Leben nehmen. Aufgrund des niedrigen Bildungsstands können viele Kinder und Erwachsene nicht selbst formulieren oder die Briefe ihrer Paten lesen. Quellen: Munzinger Archiv, Plan International UNDP „Bericht über die menschliche Entwicklung 2004“ UNICEF „Zur Situation der Kinder in der Welt 2005“ Stand Februar 2006